Fokus 3. Quartal 2015

Fokus
3. Quartal 2015
Raiffeisen Fonds – Global Invest
Wer heute von Währungsturbulenzen spricht,
denkt in erster Linie an die unerwartete
Abwertung des chinesischen Yuan am 11.
August. Dass zum Jahresanfang auch die
Schweiz
hektische
Zeiten
an
den
Devisenmärkten erlebte ist mittlerweile fast ein
wenig in Vergessenheit geraten. Die Aufhebung
des Mindestkurses von 1.20 Franken zum Euro
durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) Mitte Januar führte zu einer massiven Aufwertung der
Währung.
Acht Monate nach dem damaligen „Frankenschock“ für die Schweizer Wirtschaft fällt die Bilanz deutlich
besser aus als befürchtet. Gewiss, die Wachstumsprognosen für die Schweiz sind nach unten revidiert
worden und die Gewinnmargen von kleinen und mittelgrossen Unternehmen mit einer hohen Kostenbasis
in der Schweiz stehen unter enormem Druck. Zudem verlagern viele Firmen die Herstellung von
Standardprodukten ins Ausland. Umso bemerkenswerter ist es, in welch robuster Verfassung sich der
Schweizer Arbeitsmarkt befindet. Der Schlüssel zum Erfolg liegt für die heimischen Unternehmen in ihrer
Fähigkeit, sich rasch an das neue Marktumfeld anzupassen. Der Fokus auf Innovation und das Gütesiegel
„Swiss made“ bei den Produkten zahlt sich weiter aus.
Um den Bogen abschliessend von der Schweiz zu den globalen Märkten zu spannen: Insgesamt halten wir
an unserem Hauptszenario „Anhaltender Aufschwung – mit Gegenwind“ fest. Wir sind überzeugt, dass
das kräftige Momentum der Binnenwirtschaften in den USA, in Grossbritannien und in Deutschland durch
die schleppende Nachfrage aus den Schwellenländern nicht an Schwung verliert. Folglich halten wir an
unserer aktuellen Positionierung fest und suchen nach Kaufmöglichkeiten in Bereichen, die von den
derzeitigen Turbulenzen in den Schwellenländer- und Rohstoffmärkten verschont bleiben, ohne das
Portfoliorisiko aus den Augen zu verlieren.
Rendite profitiert von Aktien-Übergewichtung
Von Juli bis September 2015 übertraf der Raiffeisen Fonds – Global Invest Balanced den
Referenzindex, unter anderem aufgrund unserer Übergewichtung der Aktien zulasten von Anleihen.
Innerhalb des Aktienteils schlugen die Auswahl von Schweizer Titeln und die Untergewichtung von
Schwellenländer-Papieren positiv zu Buche. Negativ wirkten sich hingegen unsere Auswahl von
ausländischen Werten sowie unsere Position in chinesischen Titeln aus.
Wir erhöhten unser Engagement in Aktien Ende August, nachdem die Aktienmärkte stark eingebrochen
waren. Kaufgelegenheiten orteten wir in sogenannten defensiven Titeln – Aktien von Unternehmen, deren
Geschäftsgang sich weitgehend unabhängig von der Konjunktur entwickelt. Im Vordergrund standen für
uns beispielsweise Hersteller von Konsumgütern (Nestlé, CVS Health), im Gesundheitssektor tätige Firmen
(Actelion, Lonza, Novartis, Roche) oder Banken, die sich nur beschränkt in den Schwellenländern
engagieren (Intesa Sanpaolo).
Die überaus erfreuliche Entwicklung von Schweizer Titeln wie dem Dentalimplantatehersteller Straumann,
dem IT-Unternehmen Temenos sowie dem Pharmaunternehmen Lonza hatte einen positiven Effekt auf die
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Portfoliorendite. Deren Kursanstieg war auf solide Quartalszahlen sowie auf angehobene Jahresprognosen
(bei Straumann und Temenos) zurückzuführen. Negativ zu Buche schlug hingegen die Kursentwicklung
von „Zyklikern“ – sprich von Unternehmen, deren Geschäftsgang stark von der Wirtschaftsentwicklung
abhängt – wie den Bauzulieferern Holcim und Sika sowie dem Luxusgüterkonzern Richemont. Gründe für
deren Kursschwäche waren unter anderem die Unsicherheit hinsichtlich der Baukonjunktur sowie Sorgen
über die abnehmende Nachfrage nach Luxusgütern in China.
Im Bereich der ausländischen Aktien wirkten sich unsere Positionen im amerikanischen IT-Sektor
(Cognizant Technologies, Visa) sowie im Gesundheitssektor (Aetna, Celgene, Jazz) günstig auf die
Fondsrendite aus. Dieser positive Effekt wurde jedoch durch unser Engagement in den Sektoren zyklische
Konsumgüter (Continental, Daimler) sowie Grundstoffe (DSM) mehr als neutralisiert.
Gegenwärtig weist der Fonds eine um 6.5 Prozent höhere Aktienquote als der Vergleichsindex auf. Der
Übergewichtung dieser „risikoreicheren“ Anlageklasse liegt unsere Zuversicht hinsichtlich des globalen
Wirtschaftswachstums zugrunde. Darüber hinaus dürfte die äusserst lockere Geldpolitik der meisten
Zentralbanken – an dieser Situation würde auch eine Leitzinserhöhung in den Vereinigten Staaten wenig
ändern – und die daraus folgende Liquiditätsschwemme die Kurse stützen. Zu den weiteren Punkten, die
für Aktien sprechen, gehören die immer noch faire Bewertung, die soliden Quartalsergebnisse vieler
Unternehmen und die Aussicht auf Unternehmensfusionen und -übernahmen.
Untergewichtung von Obligationen ohne den gewünschten Effekt
Bei einer Übergewichtung von Aktien werden Obligationen in der Regel untergewichtet – dies ist seit
geraumer Zeit auch bei uns der Fall. Nach wie vor scheinen Anleihen wegen der sehr niedrigen Zinsen
sowie des schlechten Risiko-Renditeverhältnisses unattraktiv. Unsere Untergewichtung von Schweizer
Staatsanleihen zahlte sich in der Berichtsperiode allerdings nicht aus, da viele Investoren ungeachtet der
niedrigen Renditen nach wie vor auf Schweizer „Eidgenossen“ setzten. Die Duration war generell leicht
kürzer als jene des Vergleichsindexes.
Alternative Anlagen – Rohstoff-Untergewichtung gerechtfertigt
Gold und Rohstoffe, die wir der Anlageklasse „alternative Anlagen“ zuordnen, verbuchten einen weiteren
Kursrückgang – entsprechend zahlte sich unsere Rohstoff-Untergewichtung im dritten Quartal aus.
Solange sich die chinesische Konjunktur weiter abkühlt und der gegenwärtige Angebotsüberhang bei
vielen Rohstoffen bestehen bleibt, ist kein Ende des Abwärtstrends bei den Preisen in Sicht.
Aussichten für US-Dollar intakt, Übergewicht verringert
Nach einem „Sommertief“ des US-Dollar zum Schweizer Franken erholte sich der „Greenback“ im dritten
Quartal wieder. Die US-Währung profitierte dabei von den im Spätsommer veröffentlichten soliden USKonjunkturdaten. Dies wiederum weckte Erwartungen, dass die US-Leitzinsen noch in diesem Jahr steigen
könnten. Die Aussicht auf eine straffere US-Geldpolitik und eine anhaltend gut laufende Wirtschaft in den
Vereinigten Staaten sollten dem Dollar gegenüber dem Schweizer Franken weiter Auftrieb verleihen. Wir
halten an unserer Übergewichtung der US-Währung fest, haben aber unser Dollar-Engagement jüngst
reduziert.
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Christophe Bernard (Vontobel-Chefstratege)
Andreas Bentzen (Portfoliomanager Global Invest, Vontobel)
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