Politblog Die Hochqualifizierten braucht es auch

Datum: 11.08.2015
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Politblog Die Hochqualifizierten braucht
es auch Von Andreas Pfister*
Wer sich für mehr inländische
Akademiker ausspricht, wird
eher früher als später mit dem
Einwand konfrontiert: Und die
Handwerker? Die braucht es
doch auch! Und wer von fremden Chefs spricht, kriegt zu
hören: Und die Ausländer? Die
dürfen uns noch den Hintern
wischen, oder was?
Diese Einwände lassen sich
nicht einfach so von der Hand
weisen. Tatsächlich befindet
sich die Schweiz derzeit in der
eigentlich komfortablen Lage,
dass es an fast allen Arbeitskräften fehlt: von Hoch- bis zu
wenig Qualifizierten. Warum
also sollten mehr Jugendliche
studieren, wenn der lokale
Bauunternehmer keinen Stromer findet? Ist nicht jeder
Studierte ein verlorener Handwerker? Und liegt nicht die
Stärke der Schweiz im dualen
Bildungssystem? Dann ist im
Zweifelsfall ein Praktiker doch
besser als ein Ethnologe (was ist
das überhaupt?).
Argumentiert wird wie zu
Max Frischs Zeiten: Damals
waren die meisten ausländischen Arbeitskräfte schlechter
ausgebildet als die Schweizer.
Dass das heute umgekehrt ist,
dass unter den Immigranten
überproportional viele Akademiker sind, das weiss man
entweder nicht, oder man
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tig aber Hochqualifizierte im
Ausland zu holen und mit ihnen
unsere besten Positionen zu
besetzen? Man kann das
Protektionismus nennen oder
Heimatschutz, doch wir haben
unseren Jugendlichen gegenüber eine Verantwortung. Sie
verdienen mindestens die
gleichen Chancen.
Was die Wirtschaft braucht,
ist eine Sache. Wichtiger ist, was
die Jungen brauchen. Es geht
um ihre Bildung, das verlangt
mehr von uns als die Haltung
eines Bauherrn, der gerade
einen Sanitär braucht. Die
Kritiker haben recht: Es braucht
auch Handwerker. Doch wenn
wir vom Brauchen ausgehen,
muss man heute den Schwerpunkt anders setzen: Was ist mit
den Hochqualifizierten? Die
braucht es auch.
quittiert es mit Schulterzucken.
Hauptsache, die Schweiz verfügt
über top ausgebildete Handwerker. Das ist das Wichtigste, den
Akademikerimport nimmt man
halt in Kauf. Oder aber man
gerät in die Mühlen eines
ausländerfeindlichen Diskurses
und endet im unsäglichen
*Andreas Pfister ist GymnasialDeutschen-Bashing an Schweilehrer und Bildungsjournalist.
zer Universitäten.
Es geht nicht darum, den
Diskutieren Sie mit auf
Ausländern die Dreckjobs zu
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überlassen. Erstens sind das
nicht einfach Dreckjobs. Und
zweitens präsentiert sich die
Situation heute ganz anders: Die
Schweiz importiert Akademiker
im grossen Stil. Zwar arbeiten
noch immer viele Ausländer,
insbesondere Südeuropäer, auf
dem Bau. Doch unter den
Immigranten sind mittlerweile
unverhältnismässig viele Hochqualifizierte: Ingenieure, Ärzte,
Professoren. Einmal mehr muss
man differenzieren: In Zürich
zum Beispiel geht mehr als die
Hälfte der Deutschen ans
Gymnasium, aber nur zwei
Prozent der Portugiesen. Was ist
bei solchen Unterschieden von
der Kategorie «Ausländer» noch
zu halten?
Die Schweiz braucht Arbeiter
auf allen Stufen. Ist es dann
richtig, mit strenger Selektion
die eigenen Leute auf Gymnasialstufe auszubremsen, gleichzei-
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