Erfahrungsbericht Tallinn University of Technology Sommersemester 2014/15 Tallinn, Estland 1. Vorbereitung Im Rahmen meines vier-semestrigen Masterstudiums der Produktionstechnik (Schwerpunkt: Industrielles Management) an der Universität Bremen, habe ich mich bereits zu Beginn des ersten Semesters dazu entschieden ein Auslandssemester an einer Partnerhochschule der Universität Bremen und des Fachbereiches 04 mit dem ERASMUS+ Programm zu absolvieren. Während meiner ersten Planungen habe ich bereits erkannt, dass aufgrund der zahlreichen Pflichtveranstaltungen und des Masterprojektes ein Aufenthalt während der Regelstudienzeit nur schwer möglich ist. Da ich einen Auslandsaufenthalt während des Studiums jedoch für wichtig erachte, habe ich mich für die Verlängerung meines Masterstudiums um ein Semester entscheiden. Während des ersten Semesters des Masters habe ich mich stetig über die vorhandenen Kooperationen zu technischen Universitäten und ihren Programmen im Baltikum und Skandinavien informiert. Da zu meinem Bewerbungszeitpunkt das Programm von ERASMUS auf ERASMUS+ umgestaltet worden ist, waren einige Kooperationsverträge noch nicht verlängert, sodass meine Auswahl etwas eingeschränkt wurde. Meine favorisierten Universitäten in Kopenhagen, Tallinn und Helsinki standen jedoch weiterhin zur Verfügung, sodass ich mich über die weitere Vorgehensweise der Bewerbung auf der Homepage des International Office (http://www.unibremen.de/international/wege-ins-ausland/studieren-im-ausland/erasmus.html) informiert habe. Die Bewerbungsfrist am 15.02. jeden Jahres für das folgende Studienjahr (für das Sommersemester also ca. ein Jahr vor der Abreise) sollte beim Wunsch an einer bestimmten Universität studieren zu können eingehalten werden. Es bietet sich an im Vorfeld Rücksprache mit dem Fachbereichsbeauftragten zu halten, der mir beispielsweise interessante Informationen bzgl. der einzelnen Universitäten und den nächsten Schritten mitteilen konnte. Von Kommilitonen habe ich gehört, dass man sich auch nach dem 15.02. auf Plätze bewerben kann, dann aber nur übrig gebliebene Plätze in Anspruch genommen werden können. Im Laufe des Jahres musste ich nach und nach immer weitere Dokumente einreichen. Aufgrund des Portals „Mobility-Online“ war dies jedoch kein Problem und ich war in der Lage mich im November fristgerecht an der Universität in Tallinn zu bewerben. Im Nachhinein würde ich als größten Aufwand die Planung der Lehrveranstaltungen des vorhergehenden Semesters betrachten, da das Semester in Tallinn bereits Anfang Februar beginnt. Es ist daher nicht möglich die regulären Prüfungen zu belegen und ich musste jeweils mit den Professoren individuelle Prüfungstermine vereinbaren. Leider war die Kooperationsbereitschaft einiger Professoren nicht vorhanden, sodass es aufwendig war den Stundenplan für das Semester an der Universität in Bremen und dann auch in Tallinn zu gestalten. 2. Formalitäten Nachdem man für das ERASMUS+ Programm angenommen worden ist, werden einem alle weiteren Schritte erläutert und die ausstehenden Formalitäten müssen nach und nach erledigt werden. Die beiden wichtigsten Schritte sind die Bewerbung an der Gastuniversität und das Erstellen des Learning Agreements im Vorfeld zum Aufenthalt in Estland. Wenn die entsprechenden Schritte abgeschlossen sind werden rund 2/3 des gesamten ERASMUS-Geldes (156 € pro Monat) ausgezahlt. Das restliche Geld erhält man im Anschluss an den Aufenthalt wenn alle Dokumente eingereicht worden sind. Da Estland sich auch in der EU befindet muss man sich nicht um weitere Dokumente kümmern. Man ist jedoch verpflichtet sich in Estland - bei einer längeren Aufenthaltsdauer als drei Monaten zu registrieren. Es ist zu empfehlen diesen Vorgang so früh wie möglich zu erledigen (Informationen werden auch während der Orientierungstage mitgeteilt), da man als gemeldeter Bewohner in Tallinn die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen kann. Der Vorgang hat ca. drei Wochen gedauert, sodass ich mir vorerst ein Monatsticket gekauft habe. Für das Auslandssemester habe ich meine Kreditkarte (Visa) genutzt, da ich diese innerhalb der EU gebührenfrei nutzen konnte. In Estland ist man auch immer in der Lage mit der Kreditkarte bezahlen zu können. Es ist zu empfehlen für eine Reise nach Russland seinen (mindestens noch sechs Monate gültigen) Reisepass mitzunehmen und einige Passbilder für die ersten Karten (u.a. Fitnesscenter, Bibliothek, ESN-Karte, ISIC-Karte). 3. Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule Das Sommersemester an der Tallinn University of Technology (TUT) begann für mich mit den beiden Orientierungstagen am 30. und 31.01. Die zwei Orientierungstage für die neuen Austauschstudenten werden durch die sehr hilfsbereite Auslandsbeauftragte der TUT organisiert und umfassen Ansprechpartner, alle nötigen Informationen ESN-Studentengruppe, etc.) (Public für Transport, Studenten. Kursanmeldung, Anschließend Sport, werden die Dokumente auf der Homepage zur Verfügung gestellt (http://www.ttu.ee/studying/exchangestudies/exchange-studies-incomingoutgoing/). Die 2 Anwesenheit ist daher nicht zwingend erforderlich, aber sicherlich empfehlenswert, da man während den zwei Tagen bereits viele Kommilitonen aus der ganzen Welt kennenlernt. Die Vorlesungszeit ging am 02.02. los und endete nach 16 Vorlesungswochen am 22.05.. Anschließend gab es zwei Prüfungszeiträume: (1) Regular-Session (25.05. bis 12.06.) und (2) Additional-Session (15.06. bis 20.06.). In dieser Zeit gab es mehrfach pro Fach die Möglichkeit die Prüfungen in den jeweiligen Fächern zu absolvieren. Auf dem Campus steht gutes Internet für alle Studenten zur Verfügung und durch die Registrierung in der Bibliothek, an der Druckstation und am IT-Helpdesk kann man auch alle notwendigen Angebote auf dem Campus nutzen. Leider gibt es auf dem Campus keine mit Bremen vergleichbare Mensa, sondern mehrere einzelne Kantinen. In den Kantinen kann man jedoch den ganzen Tag für zwischen 3 und 5 € gut essen. Für das studentische Leben neben dem universitären Alltag hilft es sich zu Beginn des Semesters für die Veranstaltungen der Studentengruppe ESN Tallinn (http://www.esn.ee/tallinn/) via facebook anzumelden bzw. einfach vor Ort vorbei zu schauen. Während der Veranstaltungen und später auch Trips (u.a. Lappland und St. Petersburg) lernt man viele internationale Studenten kennen. Es ist hilfreich sich im Vorfeld in verschiedenen facebook-Gruppen mit den Schlagwörtern „ERASMUS“, „Tallinn“ und dem jeweiligen Jahr anzumelden. Hier werden alle Veranstaltungen durch ESN Tallinn publiziert. 4. Akademisches Leben Die Kurswahl an der TUT findet zu Beginn des Semesters über ein Online-System statt. Hier kann man sich für die Kurse aus seinem Learning Agreement anmelden und anschließend innerhalb der ersten beiden Wochen des Semesters entscheiden ob man diese auch tatsächlich belegen möchte oder sein Learning Agreement ändert. Aufgrund von Kurs-Überschneidungen habe ich mein Learning Agreement ändern müssen. Die Veranstaltungen unterscheiden sich deutlich von den Vorlesungen an der Universität in Bremen, da diese deutlich interaktiver gestaltet werden. Bereits während des Semesters muss man viele Leistungen (z.B. Präsentationen, Hausaufgaben, Hausarbeiten) einreichen. Diese werden durchgängig bewertet, sodass am Ende die Abschlussprüfung oft nur noch zu 50% mit in die Abschlussnote eingeht. Bemerkenswert war sicherlich das gute Englisch all meiner Dozenten. 5. Unterkunft Im Vorfeld des Semesters bietet die Universität an eine Unterkunft in einem der beiden Studentenwohnheime (http://www.academichostel.com/en/ ) in Anspruch zu nehmen. Es gibt das Hostel an der Universität (Akademia Tee) und das Hostel in der Nähe der Altstadt (Endla 4). Beide 3 Hostel haben entsprechenden Vor- und Nachteile, aber ich war mit meiner Wahl ins Endla 4 zu ziehen sehr zufrieden. Das Hostel kostet zwischen 240€ (geteiltes Zimmer) und 340 € (Einzelzimmer) und verfügt über einen Aufenthaltsraum und eine große Küche. Es ist sicherlich zu Beginn gewöhnungsbedürftig sich ein Zimmer teilen zu müssen, aber nach einer Weile war es kein Problem, da ich mich unheimlich gut mit meinem Mitbewohner verstanden habe. Der Vorteil des Wohnheims war definitiv der große Aufenthaltsraum in dem man zu jeder Tageszeit jemanden antreffen konnte, sodass sich während meines Semesters eine tolle Gemeinschaft unter den ca. 65 Mitbewohner gebildet hat. Desweiteren ist die zentrale Lage praktisch, da die Altstadt innerhalb von wenigen Minuten zu Fuß erreichbar ist. Um zur Universität zu gelangen kann man den Trolley 3 nach Mustamäe nehmen. Dieser hält jeweils direkt vor der Tür und benötigt knapp 20 Minuten. Wenn man die E-Mail bzgl. der Unterkunft von der Auslandskoordinatorin erhält sollte man noch innerhalb des Tages die Kaution überweisen, da die Nachfrage (vor allem im Wintersemester, da dann mehr Studenten in Tallinn sind) unheimlich groß ist. Die meisten meiner Freunde waren in den Hostels untergebracht. Einige wenige haben jedoch auch für einen ähnlichen Preis ihre eigene WG in Tallinn gefunden und waren damit hoch zufrieden. 6. Öffentliche Verkehrsmittel Wie bereits oben erwähnt bietet es sich an sich zügig in Tallinn im Einwohnermeldeamt und bei der Polizei zu registrieren, sodass man seine Estonian-ID Karte erhält. Mit dieser kann man die Karte für die öffentlichen Verkehrsmittel freischalten und während des restlichen Semesters die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen. Bei der Ankunft bietet es sich an am Flughafen am R-Kiosk eine Green-Card (2€) zu kaufen und auf diese ein Monatsticket (23 €) für den ersten Monat zu laden. Da Taxis in Estland mit der App „Taxify“ sehr günstig sind, haben wir – selbst als Studenten – ab und zu diesen Service in Anspruch genommen. Es ist zu beachten, dass man nicht einfach so ein Taxi an der Straße nehmen sollte, da diese für die zahlreichen Touristen deutlich teurer sind. 7. Studentenjobs Aus meinem Bekanntenkreis hat während des Auslandssemesters in Tallinn niemand einen Job angenommen, da die Bezahlung doch deutlich unter den deutschen Stundenlöhnen liegt. Es bietet sich daher an lieber im Vorfeld genügend Geld anzusammeln, sodass man sich während des Semesters auf die Universität und die zahlreichen Freizeitaktivitäten (z.B. ERASMUS-Partys, ESNAktivitäten, Museen) und Reisemöglichkeiten (u.a. Helsinki, Lappland, St. Petersburg, Moskau, Riga, Vilnius, Stockholm) konzentrieren kann. 4 8. Nach der Rückkehr Am Ende meines Aufenthaltes habe ich mir von der Auslandskoordinatorin, Kerti Sönmenz, die „Confirmationen of ERASMUS+ Period“ unterschreiben lassen und im International Office in Bremen im Original eingereicht. Danach meinen Erfahrungsbericht in Mobility-Online hochgeladen und warte jetzt auf die Anerkennung meiner Studienleistungen mithilfe des Transcript of Records aus Tallinn ab. Aufgrund meiner Rücksprache im Vorfeld des Auslandssemesters hoffe ich, dass alle Leistungen anerkannt werden, sodass ich mit meiner Masterarbeit beginnen kann. 9. Fazit Das Vorhaben ein Auslandssemester während des Studiums zu verbringen war schon während des Aufenthaltes als eine gelungene Entscheidung von mir befunden worden. Das Vertiefen meiner Englisch-Kenntnisse (auch wenn – wie überall – viele Deutsche in Tallinn waren), Kennenlernen vieler Studenten aus aller Welt und die Auseinandersetzung mit der Kultur im Baltikum hat mein Auslandssemester zu einem tollen Erlebnis gemacht. 10. Bilder Tallinn – Untere Altstadt Tallinn – Alexandr Newski Kathedrale Estland – Jägala Wasserfälle Schweden - Stockholm 5 Riga – Schwarzhäupterhaus und Dom Vilnius - Innenstadt Lappland – Husky Fahrt Lappland - Polarlichter St. Petersburg - Auferstehungskirche Helsinki - Dom 6
© Copyright 2024 ExpyDoc