Die Menschen im Quartier 21 Bericht über eine Bewohneranalyse Hamburg Team Studien Nr. 1 vorwort Im Rahmen eines Joint Ventures mit der HOCHTIEF Projektentwicklung GmbH haben wir zwischen 2006 und 2013 in Hamburg-Barmbek ein neues Quartier zum Wohnen und Arbeiten entwickelt und auf verschiedenen Baufeldern eigene Wohnungsbauprojekte realisiert. Ende 2014 waren alle Gebäude im neuen Quartier 21 fertiggestellt, in diesem Jahr sind nun auch die letzten Spuren der Bautätigkeit verschwunden. Insgesamt sind ca. 570 neue Wohnungen und etwa 43.000 qm Brutto geschossfläche für Büros und Läden, für Gastronomie sowie für Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen und eine Kindertagesstätte mit 120 Plätzen entstanden. Etwa 1.500 Menschen wohnen heute im Quartier, weitere ca. 700 haben dort ihren Arbeitsplatz. die Mauer komplett entfernt, an weiteren Stellen wurden Durchlässe geschaffen. Im Zentrum des Quartiers gibt es heute eine frei zugängliche Parkfläche, die mit ihren Spielplätzen, Bänken und großen Rasenflächen gerne auch von den umliegenden Bewohnern des Stadtteils genutzt wird. Zum Erhalt der wunderschönen gewachsenen Parkanlage mit ihrem alten Baumbestand und zur Förderung der Nachbarschaft im Quartier wurde ein Quartiersverein gegründet, der bereits seit mehreren Jahren erfolgreich im Quartier 21 agiert. Wir als Projektentwickler verbringen zu Beginn einer jeden Projektentwicklung viel Zeit damit, für den jeweiligen Ort das richtige Nutzungskonzept zu erarbeiten. Daher ist es für uns wesentlich, nach Abschluss eines Projektes das Ergebnis Aus einer Konversionsfläche, dem freigezogenen noch einmal kritisch zu prüfen, um gewonnene ehemaligen Pavillonkrankenhaus des AK BarmErfahrungen in die nächste Projektentwicklung bek, das zwischen 1910 und 1916 erbaut wor einbringen zu können. Beim Quartier 21, das zu den war, wurde ein gemischt genutztes Quartier. den größten Quartiersentwicklungen der verganDazu wurden 21 denkmalge nen Jahre in Hamburg geschützte Gebäude in Ab- Beim Quartier 21, das zu den größten zählt, war es uns wichtig, die stimmung mit dem Denk- Quartiersentwicklungen der vergange- Bewohner direkt zu Wort malschutzamt revitalisiert nen Jahre in Hamburg zählt, war es uns kommen zu lassen und sie und größtenteils zu Wohn- wichtig, die Bewohner direkt zu Wort nach ihrer Zufriedeheit mit raum umgebaut. 16 Gebäu- kommen zu lassen und sie nach ihrer ihren Wohnungen und dem de wurden neu errichtet. Zufriedenheit mit ihren Wohnungen Wohnumfeld zu befragen. Ziel der Projektentwicklung und dem Wohnumfeld zu befragen. Daher haben wir die F+B war für uns die Schaffung Forschung und Bera tung eines neuen Quartiers, das auch das Angebot für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH befür den Stadtteil Barmbek-Nord bereichern auftragt, eine entsprechende Unter suchung im sollte, sowohl hinsichtlich neuer WohnraumanQuartier 21 durchzuführen, deren Ergebnisse in gebote, speziell für junge Familien, als auch neuer diesem Heft zusammengefasst wurden. Sie geben gewerblicher Flächen. uns die Sicherheit, dass unser K onzept insgesamt Ein wichtiges Thema dabei war die Öffnung des richtig war und vor allem, dass die Menschen gerne ehemaligen Krankenhausareals, das seit seiner im Quartier 21 wohnen. Entstehung komplett mit einer Mauer umgeben war. Zur Fuhlsbüttler Straße hin mit ihren Hamburg Team unterschiedlichen Einzelhandelsgeschäften wurde Juni 2015 Index #0 Management summAry 4 #1 Wohngebietsanalysen als „Controlling“-Instrument für Planer und Entwickler 6 #2 Ein besonderer Stadtteil: Ein neues Wohngebiet 8 #3 Wer wohnt jetzt dort? 10 #4 Quartiersidentität und Motive für die Wohnungswahl 18 #5 Zufriedenheit mit dem Quartier 22 #6 Zufriedenheit mit den Wohnungen 26 #7 Anspruchsvolle Kunden 30 #8 Was erreicht wurde – die Perspektiven des Quartier 21 34 #0 Management summAry Die zentralen Ergebnisse der Studie sind in der folgenden Management Summary stichpunktartig zusammengefasst: Das selbstgesteckte Ziel, auch ein Familienquartier zu schaffen, wurde erreicht. Es sind anteilig viele Familien mit kleinen Kindern eingezogen, der Anteil der 30- bis 40-jährigen „Familiengründer“ liegt weit über dem Hamburger Durchschnitt. Die Erstbezieher der Wohnungen sind häufig gut ausgebildet. Wie auch in vielen anderen Neubauprojekten, liegen die Einkommen häufig über dem Hamburger Durchschnitt Das Quartier 21 ist vor allem ein Quartier für Hamburger geworden. Knapp zwei Drittel der Bewohner haben vorher bereits in Hamburg gelebt. Viele davon stammen aus umliegenden Stadt teilen, davon viele aus Eppendorf und Winterhude, wo ein Anbietermarkt mit hohen Preis- und Mietsteigerungen entstanden war. Der neu geschaffene Wohnraum im Quartier 21 hat somit gerade auch in „Hot Spots“ der Hamburger Wohnungsnach frage zu einer Marktentlastung beigetragen. Die wichtigsten Gründe, sich für eine Wohnung im Quartier 21 zu entscheiden, betreffen neben der Wohnqualität die Lagemerkmale und die spezifischen Qualitäten des Projekts. Die Bewohner im Quartier sind mit der Lage qualität besonders zufrieden: Mehr als 90 % der Befragten äußern sich z. B. „(sehr) zufrieden“ mit der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Ausgesprochen positiv werden auch die Erreichbarkeit der Einkaufsmöglichkeiten und ihre Angebote für den täglichen Bedarf eingeschätzt. Aber auch die Wohnungsangebote kommen gut an. Die befragten Bewohner heben besonders die Wohnqualität hervor und loben die „hochwertigen Wohnungsangebote“. In den Bestandsgebäuden werden vor allem die „hohen Räume mit viel Licht“ und „gutem Wohnungsschnitt“ von den befragten Bewohnern hervorgehoben. 4 Gelobt werden von den Bewohnern auch die „parkähnliche Anlage“, „die Wohlfühlatmosphäre und die tolle Nachbarschaft“, „das interessante Gesamtkonzept mit der Mischung aus ehemaligen Krankenhausgebäuden und ergänzenden Neubauten“, die „ruhige Lage mit der Nähe zu Stadtpark und Alster“. Auch die Spielmöglichkeiten für Kinder halten die Bewohner für gut und nachfragegerecht geplant. „Man kennt sich“: Trotz der kurzen Zeitspanne seit dem Einzug kann man bereits eine entstehende Nachbarschaftskultur wahrnehmen. Daran hat auch der Quartiersverein Anteil, für solche Bauvorhaben eher ein Novum. Er wurde im November 2012 gegründet. Es gibt auch Kritik an einigen Dingen im neuen Quartier. So kommen die öffentlich nutzbaren Parkplätze im Gebiet weniger gut weg: Mehr als ein Drittel der Bewohner zeigt sich damit sehr unzufrieden, weitere 26 % sind unzufrieden. Auch der Zustand und die Nutzbarkeit der neuen Müllan lagen wurden zu Anfang kritisch bewertet, dies hat sich allerdings nach den anfänglichen Startschwierigkeiten positiv entwickelt. Die direkten und indirekten Entlastungswirkun gen der neu errichteten Wohnungen im Quartier für den Hamburger Wohnungsmarkt sind bemerkenswert: Unmittelbar entstanden sind etwas 570 neue Wohnungen, die das Angebotsspektrum des Wohnungsangebots im Stadtteil erweitert haben. Beachtlich auch die indirekten Wirkungen: Für jede im Quartier 21 bezogene Wohnung wurden im Mittel 1,2 andere Wohnungen, meist aus dem „Normalwohnungssegment“, frei gezogen, die anderen Wohnungssuchenden eine Verbesserung der Wohnversorgung ermöglichen. 5 #1 Wohngebietsanalysen als „Controlling“-Instrument für Planer und Entwickler Welche Nachfragergruppen lassen sich für einen Stadtteil wie Barmbek-Nord hinzugewinnen, wenn man im Rahmen einer Projektentwicklung ein neues, den vorhandenen Wohnungsbestand ergänzendes Wohnungsangebot schafft? Was für Motive gab es für den Umzug in das neue Quartier 21? Und was sagen die Bewohner selbst eigentlich vor dem Hintergrund einer Wohndauer von zwei bis drei Jahren zum Wohnen im Quartier 21? Dies sind Fragen, die nicht nur für Marktforscher und Stadtsoziologen von Interesse sind, sondern angesichts der dynamischen Nachfrage- und Markt trends im Hamburger Wohnungsneubau auch für Investoren, Projektentwickler und Stadtplaner. Abzulesen ist daraus, wie stabil sich das Wohngebiet als sozialer Kosmos in der Zukunft entwickeln wird und ob die Pläne und Erwartungen der Projektentwickler eingetroffen sind. Daraus lassen sich Folgerungen ableiten, wie im Rahmen der Wohnungsbauoffensive in Hamburg künftige Gebietsentwicklungen anderswo geplant werden können. Im Auftrag von Hamburg Team hat F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH die Bewohnerstruktur ana lysiert und die Nachfrager zu dem neuen Quartier befragt. Zusätzlich wurden mit Bewohnern des Gebiets Interviews geführt, um einen detaillierten Eindruck von ihrer Motivstruktur zu gewinnen. Die Projektentwickler wollten wissen, wer in die insgesamt 570 neuen Wohnungen eingezogen ist und vor allem, wie diese Menschen ihr Quartier, ihre Häuser und die bezogenen Wohnungen bewerten und wie zufrieden sie mit dem Management von Gebäude und Quartier sind. Die nachfolgenden Kapitel fassen die Ergebnisse der Berfragung zusammen. Dies waren die Motive von Hamburg Team, im Jahre 2014 eine Wohngebietsanalyse im neuen Stadtteil durchführen zu lassen. Kern der Analyse war eine repräsentative Befragung der seit 2011 in Normalwohnungsangebote eingezogenen Haushalte.(1) Haushalte, die in der Altenwohneinrichtung leben, die sich im Quartier 21 befindet, wurden nicht einbezogen. Mit der Bewohner- und Wohnzufriedenheitsun tersuchung sollte ein Feedback der Bewohner eingeholt werden. (1) Zur Methodik der Untersuchung vergleiche den „Untersuchungssteckbrief“ auf Seite 35. 6 7 #2 Ein besonderer Stadtteil: Ein neues Wohngebiet Historie als Krankenhausgrundstück Es waren einmal 21 alte, markante Backsteinbauten auf einem parkartigen, mit großen Bäumen bestandenen Gelände. Sie gehörten ursprünglich zu einem fast 100 Jahre alten Krankenhaus in Hamburg-Barmbek und wurden seit 2005 als Bettenhäuser und Klinikgebäude nicht mehr benötigt.(2) Die Zeit des Krankenhausgeländes war damit nach 92 Jahren zu Ende. Abriss und „Abräumen“ waren aus Denkmalschutzgründen allerdings nicht möglich. Auch die alten Parkbäume waren zu erhalten. Was also mit einem solchen Baugebiet anfangen? Büros und Einzelhandel sowie für GastronomieObjekte geschaffen. Es entstand ein eigenes kleines Quartier, das während seiner Entwicklungs- und Bauzeit neben der Hafencity das größte Wohnungsbauvorhaben in Hamburg darstellte. Profil des Quartiers 21 MerkmaleEinheit Daten Wohnungsbestand Wohnungsstruktur Typ Etagen-WE, Townhouses Grundstück ha 13,8 Die Lage und das Umfeld Projektvolumen m² 120.700 Zunächst einmal faszinierten die Planer der park ähnliche Charakter und die gute Verkehrsanbindung durch S-Bahn und Buslinien. Die gute Infrastrukturversorgung mitsamt Stadtparknähe galten als ein weiteres Plus. Allerdings liegt das Baugebiet außerhalb der besonders gesuchten Stadtteillagen und ist von Quartieren mit Standardwohnungen der Zwischenkriegszeit und des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg umgeben. Die Joint-Venture-Partner HOCHTIEF Projektentwicklung und Hamburg Team mit Erfahrungen im Denkmalschutz bekamen den Zuschlag und holten sich die Ideen für die Gebietsplanung und für die Erschließung über einen internationalen Planerwettbewerb. Projektbeginn Die Vision der Planer Am Anfang der Planungsgeschichte gab es auf dem weitläufigen Park nur verlassene Gebäude. Die 21 historischen Klinikgebäude des Altgeländes waren Kern und Namensgeber für das neue Wohngebiet, das „Quartier 21“. Zwischen 2008 und 2013 entstanden dann insgesamt rund 570 Wohnungen sowohl in den Altbauten als auch in neuen Gebäuden. Die historischen Klinikgebäude wurden im Sinne eines „aktiven Denkmalschutzes“ in Abstimmung mit den zuständigen Behörden umgebaut. Zusätzlich wurden Flächen für Bildungs- und Sozialeinrichtungen, für Bauzeit Erstbezug der WE Investitionsvolumen Jahr 2006 Periode 2008-2013 Jahr 2011-2013 Mio. @ 350 pro m² BGF @ 2.900 Bewohner Anz. ca. 1.200 Quelle: Projektgesellschaft Quartier 21(2010) Das Quartier im Park Ein neues Quartier – Ein Wagnis für die Entwickler Die Verantwortlichen bei Hamburg Team und den übrigen Entwicklern hatten zusammen mit den Investoren hochgesteckte Ziele. Zwar war von vornherein klar, dass sich durch die Bebauung ein „Wohnen im Park“ mit großen Grünflächen und einem attraktiven Baumbestand realisieren lassen würde. Zudem war durch das Nebeneinander von Altbauten und neuen Gebäuden eine Mischung von Denkmalschutz und „Neubau-Wohnqualität“ gewährleistet. Aber es handelte sich um Flächen in BarmbekNord, einem von den Nachfragern damals weniger gesuchten Stadtteil. Mittlerweile spricht die Hamburger Stadtplanung von einem als Urbanisierungszone bezeichneten Ring um die Innenstadtquartiere. (2) Vgl. „Hundert Jahre Krankenhaus Barmbek.“ Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Allgemeinen Krankenhauses Barmbek, Hrsg. Asklepios Klinik Barmbek, 2013 8 Anz. 570 Würden sich die Angebote – vom Volumen her immerhin ein signifikanter Anteil der 3.000 damals in Hamburg im Durchschnitt pro Jahr fertiggestellten Wohnungen – zu marktfähigen Preisen am Markt platzieren lassen? Und würden sich, wie erhofft, Hamburger Bürger und vor allem junge Familien für die Wohnungen im Quartier 21 entscheiden? Und: Welche Akzeptanz würde der Standort Barmbek-Nord bei den Nachfragern erfahren? Viele Qualitäten, aber was sagen die Nutzer? Anlage mit ihrer hohen Aufenthaltsqualität, attraktive Bestandsbauten, ein zusammenhängendes Quartier mit Gastronomie- und Fitnessangeboten, Läden vor der Tür (z. B. REWE, Budni, denn’s), Büroflächen für die Kombination von Wohnen und Arbeiten im Quartier und einem Quartiersverein, der Identität schafft und sich für die Belange der Bewohner einsetzt. Zusammengenommen eine ziemliche Alleinstellung für ein neues Quartier am Hamburger Markt. Das Quartier 21 hat mit seiner zeitgemäßen Nutzungsmischung sehr viel anzubieten, was zur Zufriedenheit beitragen kann: die schöne parkartige 9 #3 Wer wohnt jetzt dort? Ein Quartier für Familien? Das Quartier ist jung Das Quartier 21 sollte nach dem Willen der Planer ein Quartier für Familien sein, gleichzeitig aber ein Zusammenleben unterschiedlicher Generationen ermöglichen. Das Ziel, hauptsächlich ein Familienquartier zu schaffen, wurde erreicht. Hier wohnen nach den Ergebnissen der Studie anteilig fast dreimal mehr Kinder unter 6 Jahren als sonst in Hamburg. Der Anteil der 30- bis 40-Jährigen liegt mit 35 % weit über dem Durchschnitt (vgl. Abb. 1). Bewohner in diesem Alter befinden sich meist in der Phase der Familiengründung und Familienerweiterung. Die Ziele der Planer waren: - Zunächst sollte die Krankenhausatmosphäre einer neuen Identität des Gebiets weichen. - Als ein lebendiger Bestandteil von Barmbek sollte mit dem Bauvorhaben das Wohnungsangebot im Stadtteil durch familiengeeignete Wohnungen und entsprechende Infrastruktur ergänzt werden. Ziel war ein zentrumsnahes „familienfreundliches Wohnen“. Wichtig war also auch der regionale Bezug zu den umliegenden Wohngebieten. Der Anteil an Jugendlichen entspricht mit knapp 5 % in etwa dem Stadtteilwert, ist aber nur halb so hoch wie in ganz Hamburg. Durch die Familienentwicklung wird sich das in den nächsten Jahren ändern. Das Quartier 21 ist also tatsächlich bereits mit den zuerst eingezogenen Bewohnern ein „Familien quartier“, wie von den Planern erhofft, besonders für Familien mit kleinen Kindern. -Gleichzeitig sollte aber auch ein generationen übergreifendes Wohnen und Arbeiten entstehen, also Platz für Menschen jeden Alters. Deshalb wurde auch eine Einrichtung für das Altenwohnen integriert. Dagegen leben nach den amtlichen Meldedaten in den „Normalwohnungen“ des Quartiers nur sehr wenige Personen, die älter als 65 Jahre (3 %) sind. Abb. 1 Altersstruktur der Bewohner* 40 % 35 % 30 % 25 % 20 % 15 % 10 % 5% 0% unter 6 Jahre Quartier 21 10 6 bis unter 18 Jahre 18 bis unter 30 Jahre Barmbek Nord Hamburg 30 bis unter 40 Jahre 40 bis unter 50 Jahre 50 bis unter 65 Jahre 65 Jahre und älter * Im Quartier 21 ohne die Bewohner des Seniorenwohnheims Anders als in Vergleichsquartieren ist der Anteil von Älteren damit weitaus geringer. (3) Dies ist allerdings typisch für Neubauquartiere – außer solchen, die von vornherein auf diese Zielgruppe ausge richtet sind. Mit etwa 8 % sind die so genannten „Best Ager“ zwischen 50 und 65 Jahren vertreten, die offenbar sowohl die gute Verkehrsanbindung als auch das im Vergleich sehr gute Infrastrukturangebot honorieren. Wegen der unterschiedlichen Haushaltsgrößen der Altersgruppen bildet die Struktur der Bevölkerung nach der Personenzahl für Fragen der Wohnungsnachfrage jedoch nur ein eingeschränktes Bild. Wichtig ist die Struktur der Haushalte. (vgl. Abb. 2) Bei zwei Dritteln der Haushalte sind die Haupteinkommensbezieher unter 45 Jahre alt. Dieser hohe Anteil von Nachfragern in der Familienphase unter streicht die Bedeutung des Quartiers für die Wohnversorgung dieser wohnungspolitisch wichtigen Zielgruppe. Gleichwohl zeigt die Studie keine einseitige Bevöl kerungsstruktur, die in der Zukunft zu Problemen bei der Gebietsentwicklung führen könnte: Immerhin ist der Haushaltsvorstand bei 12 % der Haus- Abb. 2 100 % halte unter 30 Jahre alt und auch die Älteren sind unter den Nachfragern der Standardwohnungen angemessen vertreten. 1/3 der Nachfragerhaushalte über 45 Jahre alt Das Quartier besteht jedoch nicht nur aus Familien mit kleinen Kindern. Immerhin 6 % der befragten Haushalte (Alter des Haupteinkommensbeziehers) sind über 65 Jahre alt, weitere 27 % befinden sich mit 45 bis 65 Jahren in der Eltern- oder Nacheltern phase. Die Nachfrager im Rentenalter haben sich häufiger für Wohnungen im Neubau entschieden (10 %). In den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden des Quartiers liegt der Anteil der Seniorenhaushalte bei nur 3 %. Zu der oben beschriebenen Bevölkerung in den Wohnungen kommen noch die rund 130 Bewohner des Integra Seniorenpflegezentrums im Quartier hinzu. Oftmals bereits auf Rollatoren oder Rollstühle angewiesen, wissen diese Quartiersbewohner das grüne und barrierearme Wohnumfeld mitten in der Stadt ebenfalls zu schätzen. Bei Quartiersveranstaltungen, wie etwa beim Sommerfest oder dem Laternenumzug sind die Bewohner des Pflegezentrums selbstverständlicher Bestandteil des neuen Quartiers. Altersstruktur der Haupteinkommensbezieher im Haushalt 6 10 3 27 24 29 keine Angabe 65 Jahre und älter 80 % 45 bis ‹ 65 Jahre 30 bis ‹ 45 Jahre 60 % 40 % ‹ 30 Jahre 54 52 56 12 14 10 Insgesamt Neubau Bestand 20 % 0% (3) Darin nicht enthalten sind allerdings die Bewohner der Altenwohneinrichtung, sodass die Altersgruppen im Gebiet insgesamt deutlich mehr Personen im Rentenalter zählen. 11 #3 12 13 #3 Ausländische Bevölkerung im Quartier wie im Stadtteil Manch einer bewertet die Wunschbelegung von Wohnquartieren und ihre Bevölkerungsstruktur auch danach, wie sich der „Nationalitäten-Mix“ im Stadtteil entwickelt. Nach den amtlichen Daten lässt sich der Anteil von Ausländern im Quartier, im Stadtteil und in der ganzen Stadt gegenüberstellen. (vgl. Abb.3) Im Quartier 21 gibt es bei der Nationalitätenstruk tur keine Segregationstendenzen: Der Ausländeranteil liegt zwar mit 10 % unter dem Hamburger Durchschnitt (14 %), entspricht aber dem übrigen Stadtteil Barmbek-Nord. Wohnen für die Bessergestellten? Man muss zugeben, dass die Erstbezieher der Wohnungen häufig besser gestellt sind als der Durchschnitt der Hamburger, auch bei den Familien. Wie beim – im Verhältnis zu Bestandswohnungen in Abb. 3 Anteil der Bevölkerung ohne deutsche Staatsangehörigkeit 15 % Hamburg – teureren Neubau nicht anders zu erwarten, liegt das durchschnittliche Einkommen der Bewohner mit 4.700 € um fast 40 % über dem Hamburger Niveau. Damit sind sie überdurchschnittlich kaufkraftstark. (vgl. Abb. 4) Die Einkommensverteilung ist aber durchaus differenziert: Gut ein Zehntel der Befragten verfügt über weniger als 3.000 € im Monat, der Anteil der Haushalte mit einem Netto-Monatseinkommen über 5.000 € liegt bei etwa 38 %, wenn man eine Gleichverteilung bei den Haushalten „ohne Angabe“ unterstellt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das durchschnittliche Nettohaushaltseinkommen aller Haushalte in Hamburg im Jahre 2013 nach den fortgeschriebenen Ergebnissen des Mikrozensus bei rund 3.200 € gelegen hat, für Paare mit Kindern, die im Quartier 21 dominieren, aber bei etwa 4.400 €.(4) Abb. 4 100 % 80 % 14 Monatliches Haushaltsnettoeinkommen je Haushalt 11 11 16 16 16 10 % 34 60 % 11 6 5 8 23 27 10 40 % 5% 20 % 28 23 13 15 Neubau Bestand 22 9 0% 0% Quartier 21 Barmbek Nord Hamburg Quelle: Statistikamt Nord Stand 31. Dezember 2011, Melderegister Insgesamt unter 2.000 @ 2.000 bis unter 3.000 @ 3.000 bis unter 4.000 @ 4.000 bis unter 5.000 @ 5.000 bis unter 6.000 @ 6.000 bis unter 7.000 @ 7.000 @ und mehr (4) Vgl. zum Stand 2010: Sozialbericht Hamburg (2013), Lebenslagen von Familien und Senioren in Hamburg, S. 20; Fortschreibung F+B auf der Grundlage von Daten des Statistischen Bundesamtes (Statisbund) zur Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in jeweiligen Preisen. 14 Gehobene Sozialstruktur Knapp drei Viertel der Befragten haben studiert und arbeiten als Angestellte. Wie das überdurchschnittliche Einkommen erwarten lässt, ist immerhin ein Drittel in leitender Funktion tätig. (vgl. Abb. 5) Auch Selbständige und Freiberufler sind mit einem Anteil von rund 14 % weitaus häufiger als im Hamburger Durchschnitt vertreten. Sie wohnen deutlich häufiger in den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden als in den Neubauten. Dies könnte Ausdruck einer Vorliebe für den modernisierten, denkmalgeschützten Altbau sein, ist aber wohl auch Folge der Inanspruchnahme von Steuervorteilen aus der Denkmalschutz-AfA bei Eigentumsobjekten. Wer kann sich Neubauwohnungen leisten? Manch einer, der dem Wohnungsneubau kritisch gegenüber steht, wünscht sich, dass diese Wohnungen auch für Normaleinkommensbezieher häufiger eine Wohnalternative bilden. Das ist angesichts der in Abb. 5 den letzten Jahren stark angestiegenen Bau- und Grundstückskosten (5) jedoch illusorisch. Neubau für Normaleinkommensbezieher ist in einer Hochkostenregion wie Hamburg nur mit einer massiven Ausweitung der öffentlichen Förderung möglich. Mittlerweile strebt der Senat aber an, bei größeren Wohnungsbauvorhaben ein Drittel für Sozialwohnungen zu erreichen. Nach den aktuellen Einkommensgrenzen in Hamburg könnten sie dann von ca. 50 % der Hamburger Haushalte bezogen werden. Eine Zielsetzung, etwa den gesamten Neubau mit öffentlicher Förderung zu subventionieren, ist auch für einen vergleichsweise finanzstarken Stadtstaat wie Hamburg nicht möglich, obwohl der Senat für den Wohnungsbau ab 2013 (also nach Bezug des Quartier 21) die Förderung massiv erhöht hat und mit dem „Bündnis für Quartiere“ eine soziale Mischung der Bewohner in Neubauquartieren jetzt stärker verwirklicht wissen will. Tätigkeit der Haupteinkommensbezieher im Haushalt 100 % 80 % 7 9 6 14 7 21 5 60 % 7 2 27 32 keine Angabe Sonstiges Selbstständige/r, Freiberufler/in Beamter/in in leitender Position Beamter/in 37 40 % Arbeiter, Angestellter in leitender Position Arbeiter/in, Angestellte/r 44 20 % 0% 36 Insgesamt 28 Neubau Bestand (5) Nach dem aktuellen F+B-Wohn-Index-Deutschland 2/2014, mit welchem die Preis- und Mietenentwicklung in den 500 größten Städten in Deutschland nachgezeichnet wird, haben sich die Preise von Eigentumswohnungen in Hamburg in den letzten fünf Jahren um 46,5 % erhöht (vgl. F+B-Wohn-Index-Deutschland 2014: Quartalsbericht II/2014; Datenstand Jahresmitte 2014). 15 #3 Indirekte soziale Wirkungen durch „Sickereffekte“ beachten Aber auch ein Wohnungsbau, der eher für Haushalte mit gehobenen Einkommen attraktiv ist, entfaltet indirekt eine quasi soziale Wirkung: Denn die Neubaubezieher machen vielfach ihre alten Wohnungen in Hamburg frei, die dann für andere Nachfragern mit geringerer Kaufkraft zur Ver fügung stehen (welche wiederum Wohnungen im Standardsegment frei ziehen). Bereits in den ersten zwei Umzugsstufen werden pro neu errichteter Wohnung zwei Wohnungen aus dem Bestand in Hamburg und im Umland freigesetzt.(6) Bei der Beurteilung des Wohnungsneubaus gilt es also, die Mechanik des Gesamtmarkts mit solchen Sicker effekten im Blick zu haben. Die Meisten kommen aus Hamburg – viele aus dem Umfeld benachbarter Stadtteile Das Quartier 21 ist ein Quartier für Hamburger. Knapp zwei Drittel der Bewohner haben vorher bereits in Hamburg gelebt. (vgl. Abb. 6) Bei einem Viertel der Neubürger handelt es sich um Zugezogene aus dem Rest der Republik oder aus dem Ausland. Lediglich 6 % kommen aus dem Umland von Hamburg. Bei 9 % der Befragten handelt es sich um Haushaltsgründer mit der Wohnung im Quartier 21 als Start-Fläche. Abb. 6 Die neu geschaffenen Angebote entlasten somit direkt den angespannten Hamburger Wohnungsmarkt. Wichtig für die Beurteilung des Wohnungsneubaus im Quartier 21 ist aber auch seine Ergänzungsfunktion für die Wohnungsangebote in der Umgebung. Die Hälfte der Nachfrager stammt aus den umliegenden Stadtteilen, davon viele aus den attraktiven Stadtteilen Eppendorf und Winterhude, wo ein Anbietermarkt mit hohen Preis- und Mietstei gerungen entstanden ist. (vgl. Abb. 7) So haben jeweils rund ein Viertel der Erstbezieher des Quartier 21 vorher in Barmbek oder in Winterhude bzw. in Eppendorf gewohnt und dort Wohnungen frei gezogen. Viele kommen aber auch aus Alsterdorf oder aus Eimsbüttel, ebenfalls attraktiven Stadtteilen mit nennenswertem Nachfrageüberschuss. Der neu geschaffene Wohnraum im Quartier 21 hat somit gerade in den „Hot Spots“ der Hamburger Wohnungsnachfrage zu einer Marktentlastung beigetragen. Lage der vorherigen Wohnung(en) 65 % 25 % Vorwohnung(en) in Hamburg Vorwohnung(en) außerhalb Hamburgs 9% Vorwohnung(en) in und außerhalb Hamburgs 1% keine Angabe (6) Vgl. F+B GmbH (2014), Der Beitrag des Wohnungsneubaus zur Wohnversorgung in Hamburg. Ergebnisse einer empirischen Studie Forschungsauftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), Hamburg, Mai 2014 (Schlussbericht) 16 Ergänzungsangebote für Nachfrager aus den benachbarten Stadtteilen Das gilt in besonderem Maße für den umgebenden Stadtteil Barmbek-Nord mit seinem älteren Kleinwohnungsbereich der 1920er und 1950er Jahre. Haushalte auf der Suche nach größeren neueren Wohnungen blieben deshalb im Umfeld erfolglos. So beträgt die durchschnittliche Wohnungsgröße der 26.603 Wohnungen im Stadtteil nur 56 m², im Bezirk Nord (mit einem höheren Anteil größerer Eigentumsobjekte) immerhin 67 m².(7) Nachfrager mit dem Wunsch nach einer größeren Wohnung können mit einem Umzug in Quartierswohnungen somit „umsteigen“ und dennoch im vertrauten Stadtteil bleiben. Abb. 7 Lage der vorherigen Wohnung(en) nach Stadtteilen Alsterdorf Winterhude Eppendorf Bramfeld Barmbek-Nord Wandsbek Eimsbüttel Barmbek-Süd Uhlenhorst 0 bis 3 % 3 bis 9 % 9 bis 20 % Standort Quartier 21 (7) Vgl. Statistikamt Nord (2013) Stadtteilprofile 2013 17 #4 Quartiersidentität und Motive für die Wohnungswahl Bei einer durchschnittlichen Wohndauer der Befragten von zwei bis drei Jahren wäre es zu früh, von einer bereits gefestigten Quartiersidentität auszugehen. Eine Annäherung ist aber möglich, indem Bewertungen zu solchen Merkmalen des Wohngebiets erfragt werden, die Elemente eines entstehenden Quartiersbildes bzw. eines Images sein könnten. und zur City Nord, obwohl der Flughafen 5 km und die Innenstadt 8 km entfernt sind. Die Standortvorteile des Quartiers wurden auch in den IntensivInterviews zielgenau beschrieben: „Die Anbindung würde ich als sehr gut bewerten, weil wir hier fußläufig die S-Bahn erreichen können, die in einer vernünftigen Taktung fährt. Morgens zu den Stoßzeiten fährt sie sogar fast alle Wie kommt das Quartier bei den Bewohnern an? – Akzeptanz der Lage fünf Minuten, weil die S11 noch fährt. Viel besser Die Bewohner im Quartier sind mit der Lage qualität offenbar hoch zufrieden: 68 % der Befragten äußern sich sehr zufrieden mit der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, knapp 30 % immerhin zufrieden. (vgl. Abb. 8) es auch. […] Ich finde es zudem gut, dass wir den kann man das gar nicht haben. Und die Busse gibt Verkehrsknotenpunkt Barmbek sehr dicht haben und man von dort den Zugang zu den U-Bahnen hat. […] Wir können auch schnell mit dem Bus oder mit dem Fahrrad dorthin fahren.“ [Ehepaar,30-40 Jahre,ohne Kinder] Für solche „Traumnoten“ sorgen die nahe S-Bahnstation „Rübenkamp“, nur 500 Meter entfernt, wie auch die kurzen Taktfrequenzen der Buslinien auf der Fuhlsbüttler Straße. Gleiches gilt für die gute Straßenanbindung und die Nähe zum Flughafen Abb. 8 „Besser könnte es nicht sein. […] Wir selbst nutzen sehr oft die S-Bahn und die Busse, viel häufiger als vorher.“ [Ehepaar, 40-60 Jahre] Zufriedenheit mit der Anbindung des Quartiers an den öffentlichen Nahverkehr 100 % keine Angabe sehr zufrieden 80 % zufrieden 68 72 64 20 % 29 26 32 0% 2 1 4 Insgesamt Neubau Bestand 60 % 40 % 18 teils, teils... Diese Zitate aus den Bewohnerinterviews geben Hinweise darauf, dass die Menschen an ihrem neuen Wohnort mitunter stärker die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen als an ihrem alten Wohnstandort – ein (freiwilliges!) Plus für den Klimaschutz. Besonderheiten des Quartiers aus Sicht der Bewohner Die wichtigsten Gründe, sich für eine Wohnung im Quartier 21 zu entscheiden, betreffen neben der Wohnqualität die Lagemerkmale und spezifische Besonderheiten des Projekts. 40 % der Befragten heben besonders die Lagemerkmale des Quartiers hervor, wie „zentrale Lage“ und Nähe zur City, „das schöne Umfeld“ und die „guten fußläufig erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten“. In einem Bewohner-Interview heißt es: „Uns hat die Umgebung begeistert, dass hier der Stadtpark ist. Mein Mann reist viel, von daher ist es für ihn interessant, dass er sehr schnell am „Es ist etwas ganz Besonderes mit der Decken– höhe und der denkmalgeschützten Fassade. Und es ist ja schon keine Wohnung oder ein Reihenhaus wie man es sonst so kennt.“ [Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 Kinder] Natürlich ist zu erwarten, dass Eigentümer ihre Wohnungen eher positiv einschätzen, unverkennbar ist aber ein gewisser Stolz. Denkmalschutz und Neubauqualität Gelobt werden die „parkähnliche Anlage“, „die Wohlfühlatmosphäre und die tolle Nachbarschaft“, „das interessante Gesamtkonzept mit der Mischung aus ehemaligen Krankenhausgebäuden und ergänzenden Neubauten“, die „ruhige Lage mit der Nähe zu Stadtpark und Alster“. Alle diese Bewertungen zeigen, dass mit dem Wohnungsangebot im Quartier etwas Außergewöhnliches entstanden ist, das die Nachfrager ganz besonders schätzen. Flughafen und am Hauptbahnhof ist. […] Es ist außerdem sehr schön und angenehm, dass wir Wohnen im Park wirklich alle Einkäufe zu Fuß machen können.“ Das „parkähnliche Umfeld“ war bei nicht wenigen ausschlaggebender Grund für die Entscheidung, das Quartier 21 als Wohnort zu wählen. Dieses Motiv steht überdies im Zusammenhang mit spezifischen anderen Merkmalen. Betont wird vor allem die Ruhe des Standorts: [Ehepaar,30-40 Jahre,ohne Kinder] Damit ist das Kalkül der Planer aufgegangen, in der Urbanisierungszone außerhalb der city-nahen Nachfragezentren in Hamburg eine neue Lage qualität zu schaffen. „Jedem fällt sofort auf, dass es hier sehr ruhig ist Aber auch die Wohnungsangebote kommen gut an. Die befragten Bewohner heben besonders die Wohnqualität hervor und loben die „hochwertigen Wohnungsangebote“ und in den Bestandsgebäuden die „hohen Räume mit viel Licht“ und „gutem Wohnungsschnitt“. Eine Bewohnerin formuliert es beinahe euphorisch: und dass der alte Baumbestand und der Charme der Altbauten beeindruckend sind.“ [Ehepaar, 40-60 Jahre] 19 #4 20 Die besondere Nachbarschaftskultur Trotz der kurzen Zeitspanne seit dem Einzug kann man bereits eine entstehende Nachbarschaftskultur wahrnehmen. Dies deutet sich in manchen Bewohner-Interviews an: Der Verein hat sich die Aufgabe gestellt, die nachbarschaftliche Verbundenheit im Quartier zu „fördern“; er lebt von der Initiative der Bewohner, Eigentümer und Verwalter. Rund 70 % kennen den Verein, immerhin einer von drei Befragten kann sich vorstellen, dort Mitglied zu werden. „Es ist schon so, dass hier eine Verbundenheit besteht. Und das ist das Besondere, dass alle „Sie machen schöne Sachen. […] Ich glaube, die Menschen hier neu hergezogen sind. Dement- ganzen Sachen wachsen auch immer noch, was sprechend konnte jeder, der Kontakt haben wollte, so angeschafft, geplant und gemacht wird.“ auch Kontakte finden. Darum ist es nicht so (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 kleine Kinder) fremd.“ [Ehepaar,30-40 Jahre,ohne Kinder] „Ich habe durchaus das Gefühl, dass die Quartiersgemeinschaft hier zusammenhält. Wir haben das Sommerfest und den Laternen umzug mit den Kindern, was vom Quartiersverein Der Verein gibt die Zeitschrift „Quartierspost“ heraus und hat für die Bewohner eine eigene Internetseite eingerichtet. Die Zeitung kommt offenbar gut an; 90 % der befragten Haushalte kennen und lesen sie. Im Vergleich zu Quartierszeitungen in anderen Wohngebieten eine hervorragende Resonanz. aus organisiert wird. Da ist schon ein Zusammenhalt da.“ [Ehepaar,30-40 Jahre, 2 kleine Kinder] Positive Bewertung des Quartiersvereins Daran hat auch der Quartiersverein Anteil, der für solche Bauvorhaben eher ein Novum ist. Er wurde im November 2012 gegründet. In ihm sind nicht nur die Bewohner vertreten, also die Mieter und die selbst nutzenden Eigentümer des Quartiers, sondern auch die Projektentwickler und die Inves toren. Die Eigentümer im Quartier 21 sind auf Grund grundbuchrechtlicher Absicherungen obligatorische Mitglieder des Vereins. Hierüber verfügt der Quartiersverein über eine solide wirtschaftliche Basis, die das ehrenamtliche Engagement des Vereins für das Quartiersleben erleichtert. 21 #5 Zufriedenheit mit dem Quartier Im Vergleich mit anderen Neubauuntersuchungen sticht bei der Studie die hohe Zufriedenheit mit zahlreichen einzelnen Quartiersmerkmalen hervor. Hier erweist sich vor allem, dass das neue Quartier in einen lebendigen, zentral gelegenen Stadtteil eingebettet wurde und nicht in einer Randlage steckt, deren Charme seine Blütezeit noch vor sich hat. Große Zufriedenheit mit den Einkaufsmöglichkeiten Ausgesprochen positiv werden mittlerweile die Erreichbarkeit der Einkaufsmöglichkeiten und das große Angebot für den täglichen Bedarf eingeschätzt. 77 % sind damit sehr zufrieden, immerhin weitere 21 % zufrieden. „Die Einkaufsmöglichkeiten sind ideal. Wir haben einen Rewe, Budni ist da, Penny ist da. […] Dann haben wir noch den Markt. Der wächst auch immer ein bisschen weiter. Langsam merkt man schon, dass ein paar Stände vom Ise-Markt hier herüber- „Es ist toll. Es gibt mehr Spielplätze als Kinder, sagen wir immer.“ (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 Kinder) Parkplatzsituation optimierbar Es gibt auch Kritik. So kommen die öffentlich nutzbaren Parkplätze im Gebiet weniger gut weg: Mehr als ein Drittel der Bewohner zeigt sich damit sehr unzufrieden, weitere 26 % sind unzufrieden. Damit zeigt sich im Quartier 21 eine häufiger anzutreffende Erfahrung: Verallgemeinernd weisen Untersuchungen bei Neubauvorhaben auf, dass sich dort eher kaufkraftstarke jüngere Familienhaushalte mit Wohnraum versorgen, die dann recht große familiengerechte Fahrzeuge benutzen und zu deren Haushalt oftmals auch mehr als nur ein PKW gehört. Entsprechend hoch ist der Parkraumbedarf dieser Haushalte. In allen Bewohnergesprächen taucht die schwierige Parkplatzsituation auf: kommen, also auch ein paar besondere Stände und nicht nur das übliche Obst und Gemüse. Ich „Die Parksituation ist relativ chaotisch. Die Spiel- glaube, das wird. […] Noch fehlt es ein bisschen, straße wird, wenn sie nicht konsequent von der aber ich habe auch den Eindruck, dass das Polizei überwacht wird, vollständig zugeparkt. Quartier entsprechende Läden anzieht“. Das ist für Eltern kleiner Kinder natürlich nicht (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 kleine Kinder) akzeptabel.“ (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 Kinder) Gute Spielmöglichkeiten für Kinder Die Spielmöglichkeiten für Kinder halten die Bewohner für gut und nachfragegerecht geplant: 92 % von ihnen sind damit mindestens zufrieden, 62 % sogar sehr zufrieden – Spitzenwerte, die unter Wohngebieten ihresgleichen suchen. Die Bewohner beschreiben das Leben mit den Kindern im Quartier bemerkenswert positiv: Ergänzend wird immer wieder erwähnt, dass gerade auswärtige Gäste und Besucher bei der Parkplatzsuche auf Schwierigkeiten stoßen: „Das Parken hier ist schwierig. Am meisten stört es mich, wenn man Besuch bekommt, denn der hat es besonders schwer. Also wir selbst haben in der Regel alle einen Tiefgaragenplatz. […] Aber es ist eben schon blöd, dass Besucher, die „Also in einer Großstadt geht es nicht besser. Die kommen, dann keinen Parkplatz finden. Ich finde Kinder können einfach so raus, die größeren auch es auch sehr problematisch, dass es nur schlecht wirklich ohne Begleitung, dadurch dass auch die zu erkennen ist, wo Parken erlaubt ist und wo alte Krankenhausmauer so als sichtbare Grenze nicht. Es gibt auch Bereiche, da weiß das für die Kinder da ist. […] Die Kinder können sich niemand so richtig.“ so frei im Quartier bewegen.“ (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 kleine Kinder) 22 (Ehepaar, 30-40 Jahre, ohne Kinder) „Für Besucher ist die Parksituation schwierig. Wir erhoffen uns, dass vonseiten der Behörde gute Lösungen für die Parksituation erarbeitet In jüngster Zeit hat sich die Müllproblematik im Quartier jedoch entspannt, wie die vertiefenden Bewohner-Interviews zeigen. werden.“ (Ehepaar, 40-60 Jahre) „Wir hatten am Anfang einige Müllprobleme. Es gibt hier ja diese unterirdischen Müllsysteme, die Die bevorstehende Eröffnung des MeridianSpa erzeugt mit Blick auf die Parksituation im Quartier ausweislich der vertiefenden Bewohner-Interviews manch banges Gefühl: nur mit Schlüssel aufgehen. Und da haben doch viele ihren Müll daneben gestellt. […] Seit ein paar Wochen ist das aber besser. Mal schauen, ob sich das Problem jetzt erledigt hat.“ (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 kleine Kinder) „Ich bin gespannt, wie es sich mit der Parkplatzsituation entwickelt, wenn dann auch noch die „Die Sauberkeit und Pflege des Wohnumfeldes Gäste vom MeridianSpa hier herumfahren.“ sind zufriedenstellend. Die anfängliche Müll (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 kleine Kinder) problematik hat sich in der Zwischenzeit ver bessert.“ (Ehepaar, 40-60 Jahre) Unterflurmüllsystem wird kritisch gesehen Zustand und Nutzbarkeit der Müllplätze sind häufiger als in anderen Neubauvorhaben kritisch bewertet: Kaum ein Drittel der Bewohner zeigt sich – trotz des innovativen Unterflursystems bei der Müllentsorgung im Quartier 21 – damit zufrieden. Zufriedenheit mit Merkmalen des Wohnumfelds* Themenbereich Insgesamt Erreichbarkeit / Angebot an Einkaufsmöglichkeiten 98 % Anbindung an öffentlichen Nahverkehr 97 % Spielmöglichkeiten 92 % Grün- und Gartenpflege 82 % Sauberkeit Wohnumfeld 78 % Abstellmöglichkeiten für Fahrräder 64 % Nutzbarkeit der Müllplätze 30 % Zustand/Sauberkeit der Müllplätze 23 % Öffentlich nutzbare Parkmöglichkeiten 13 % Zufriedenheit Wohnumfeld insgesamt 79 % Hohe Gesamtzufriedenheit – aber auch ambivalente Urteile „Wenn Sie einmal das Wohnumfeld insgesamt betrachten: Wie zufrieden sind Sie dann insgesamt?“ So lautete die Frage an die Bewohner, um ein Gesamturteil zur Bewertung des Wohnumfelds zu erhalten. Die Ergebnisse spiegeln die differenzierte Einschätzung der Bewohner wider. Während sich 20 % sehr zufrieden und knapp 60 % zufrieden zeigen (Gesamtzufriedenheit mithin 80 %), äußerte sich doch jeder Fünfte ambivalent, ist also nur „teils/teils“ zufrieden. Nur bei jedem 50ten Haushalt überwiegt die Kritik, so dass man dort seine Unzufriedenheit formuliert. * Anteil an Befragten, die (sehr) zufrieden sind. 23 #5 24 25 #6 Zufriedenheit mit den Wohnungen Wie zufrieden sind die Bewohner mit ihren Wohnungen? Drei von vier der Haushalte sind mit ihrer neuen Wohnung insgesamt zufrieden bzw. sehr zufrieden. Diese ausgesprochene Zufriedenheit der Bewohner bewegt sich in einer ähnlichen Größenordnung wie in anderen Neubauvorhaben. Allerdings zeigen sich bei rund einem Fünftel der Befragten gewisse Einschränkungen („teils/teils zufrieden“). Diese zumindest in Einzelpunkten kritische Einschätzung sollte bei Folgeerhebungen in Beobachtung bleiben. Mehr als 90 % schätzen die Wohnungsgröße und sind angetan vom Grundrisss Gerade bei Familien stehen bei der Beurteilung der Wohnzufriedenheit die Wohnungsgröße und der Wohnungsgrundriss im Mittelpunkt. War doch für sie eine zumeist zu kleine Wohnung der wichtigste Umzugsgrund. Nach den Ergebnissen der Analyse sind 93 % der Nachfrager mit der Wohnungsgröße und immerhin 85 % mit dem Grundriss, also dem Wohnungszuschnitt zufrieden oder sehr zufrieden. Lediglich 6 % geben eine gespaltene Einschätzung der Wohnungsgröße und 13 % des Grundrisses ab. Jeweils unter einem Prozent der Befragten zeigen sich unzufrieden. „Grundsätzlich heißt Wohnen im Bestand, dass man Kompromisse eingehen muss, auch wenn man vieles mitplanen kann. Ich bin mir sicher, dass jeder irgendetwas in der Wohnung hat, das hätte optimaler sein können. Ich möchte das jetzt nicht schmälern, es ist alles sehr schön, aber durch die Bestandsmauern sind einfach manche Dinge so wie sie sind.“ (Ehepaar, 30-40 Jahre, ohne Kinder) 26 Ausstattung gut – mit Einschränkungen Über 80 % loben die Ausstattung von Bad/WC und die Wärmedämmung. Dagegen sind nur 60 % bei der Küche zufrieden, hier haben die Planer bei künftigen Bauvorhaben noch Luft nach oben. Einige Befragte kritisieren die eher „schlechte Qualität“ der Küchen und eine suboptimale Geräteausstattung. Als verbesserungsfähig schätzen manche neuen Bewohner auch die Zugangssicherung zu den Gebäuden (insbesondere zu den Tiefgaragen) und die Bereitstellung von Abstellmöglichkeiten ein. Dieser Kritikpunkt ist auch von anderen Neubauvorhaben bekannt, gerade wenn Familien mit Kindern die neuen Häuser beziehen. Zufriedenheit mit sonstigen Wohnungsmerkmalen im Überblick Die Einschätzung der sonstigen Merkmale von Wohnung und Gebäude hat für die Planer große Bedeutung. Denn angesichts der stark angestiegenen Baukosten wird das Verhältnis von Bauteilkosten und Nachfragewünschen existentiell. Wie ist der Anteil der sehr Zufriedenen oder Zufriedenen bei der Einschätzung der wichtigsten Merkmale der Wohnungs- und Gebäudeausstattung? Zufrieden sind: - 91 % mit der Helligkeit der Wohnung - 88 % mit der Wärmedämmung - 83 % mit den Bädern/dem WC - 77 % mit der Schallisolierung - 74 % beim Fußbodenbelag - 72 % bei der Heizung - 59 % bei den Küchen. Entsprechend verteilt sich der Anteil der Unzufriedenen: -10 % bei der Küchenausstattung (zu geringe Abstellflächen, schlechte Qualität der Geräte/ fehlende Geräte) -9 % bei der Wohnungsbeheizung (schwierige Regulierung der Fußbodenheizung; längerer Ausfall der Heizung) -9 % beim Fußbodenbelag (kritisiert werden die Anfälligkeit für Schmutz und die schwierige Pflege) - 9 % bei der Wärmedämmung -9 % bei der Schallisolierung (Störungen durch Lieferverkehr und Baumängel) - 3 % bei der Badausstattung (teilweise begründet mit Bauschäden wie bröckelnden Fliesen, undichten Duschen) Eine gewisse Unzufriedenheit äußern rund 10 % der Bewohnerhaushalte wegen unterschiedlicher Merkmale der Wohnung, leicht höher bei der Küchenausstattung, deutlich geringer bei der Bad-Ausstattung. Ausstattung der Gebäude wird kritischer gesehen als die der Wohnungen Deutlich kritischer als die Wohnungsausstattung ist die Haltung zu Ausstattung und Zuschnitt der Gebäude. Dies betrifft die Zugangsicherung der Eingangstüren ebenso wie die Abstellmöglichkeiten in den Gebäuden und die Treppenhausbeleuchtung. So sind nur 56 % der Bewohner mit der Zugangsicherung zu den Gebäuden zufrieden oder sehr zufrie den, immerhin ein Fünftel zeigt sich hier kritisch. An geführt werden Mängel wie nicht schließen de Türen, defekte Gegensprechanlagen oder Nutzungseinschränkungen der Videoanlagen an den Eingängen. 12 % sind mit der Beleuchtung von Treppenhäusern/Eingangsbereichen unzufrieden – gegenüber gut zwei Dritteln Zufriedener oder sehr Zufriedener. Genannt werden eine zu schlechte/zu geringe Beleuchtung bzw. nicht beleuchtete Bereiche. Fast ebenso durchwachsen ist die Bewertung der Abstellräume in Kellern und Dachböden: Zwar sind 59 % der Befragten damit zufrieden oder sehr zufrieden, rund 20 % äußern allerdings Kritik, besonders auffällig in den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden, wo nur die Hälfte zufrieden ist, aber 30 % Unzufriedenheit äußern. Auch bei der Zufriedenheit mit den Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in den Gebäuden, gerade für Familien mit Kindern ein wichtiger Wohnwert, zeigen sich Einschränkungen. Gut ein Drittel der Befragten sind damit unzufrieden oder sehr unzufrieden. Sie kritisieren, dass solche Räume in einigen Neubau- und Bestandsgebäuden fehlten, bzw. wenn vorhanden, nur schwer zugänglich seien. Kritisch bewertet werden auch Erschwernisse der Nutzung wie zu voll gestellte Räume und fehlende Anschließungsmöglichkeiten für die Fahrräder im Gebäude zur Diebstahlssicherung. Zufriedenheit mit Merkmalen von Wohnung und Gebäude Themenbereich Insgesamt Wohnungsgröße 93 % Helligkeit der Wohnung 91 % Wärmedämmung Gebäude 88 % Aufteilung der Räume 85 % Ausstattung Bad/WC 83 % Schallisolierung Haus 77 % Fußbodenbelag 74 % Heizung/Beheizbarkeit Wohnung 72 % Beleuchtung Treppenhaus 68 % Sauberkeit/Pflege Treppenhaus/Eingang 67 % Ausstattung Küche 59 % Abstellräume Keller/Dachboden 59 % Zugangssicherung 56 % Abstellmöglichkeiten Fahrräder im Gebäude 40 % Zufriedenheit Wohnumfeld insgesamt 76 % * Anteil an Befragten, die (sehr) zufrieden sind. 27 #6 Preis-Leistungs-Verhältnis noch steigerbar Ganz besonderes Augenmerk erfordert die Beurteilung des Preis-Leistungs-Verhältnisses der Wohnungs- und Service-Angebote im Quartier. Nur etwa die Hälfte der Befragten bewertet das Preis-Leistungs-Verhältnis als „in Ordnung/angemessen“, passend zur Wohnung. (vgl. Abb. 9) Hingegen sehen 49 % das Verhältnis von Produkt und Preis eher kritisch. Sie empfinden die Wohnungen als „(eher) zu teuer“, insbesondere mit Blick auf die Preise und Mieten im Stadtteil. Auch die hohen Kosten für Garagenstellplätze werden kritisiert. Einzelne formulieren es drastisch: „Die Miethöhe (liegt) am obersten vertretbaren Rand“ oder „Das Preis-LeistungsVerhältnis ist grenzwertig“. Abb. 9 Beurteilung des Preis-Leistungs-Verhältnisses 60 % 48 % 40 % 49 % 20 % 2% 1% 0% ... (eher) günstig 28 ... in Ordnung/ passt zur Wohnung ... (eher) zu teuer keine Angabe 29 #7 Anspruchsvolle Kunden Aus vielen Studien zur Wohnzufriedenheit in Neubauquartieren ist bekannt, dass deren Nutzer besonders hohe Ansprüche an die Verwaltung der Objekte stellen und sich mit Kritik nicht zurückhalten. frieden, aber nur knapp jeder 20te äußert explizit Unzufriedenheit. (vgl. Abb. 10) Grün- und Gartenpflege gefällt 82 % Vor dem Hintergrund der gegenüber Bestandswohnungen bei Neubauten zumeist überdurchschnittlich hohen Nutzungsentgelte erscheint die Kritik verständlich. Den Nutzern erscheint es legi tim, für Service und Produkt eine entsprechende Gegenleistung zu erwarten. In einem engen Zusammenhang mit der Bewertung der Sauberkeit im Quartier steht die Zufriedenheit mit der Grün- und Gartenpflege im Wohnumfeld. Immerhin 82 % der Befragten sind mit der Grünund Gartenpflege zufrieden oder sehr zufrieden. Eine teilweise kritische Bewertung liegt unter einem Fünftel der Befragten, darunter formulieren 4 % allerdings offene Kritik. (vgl. Abb. 11) Die Konsequenz: Will man mittelfristig hohe Fluktuationsraten durch ausziehende Mieter und Käufer vermeiden, sind hohe Standards beim Gebiets- und Wohnanlagenmanagement unumgänglich. In ihrer Einschätzung zur Grün- und Gartenpflege im Quartier äußert sich eine Bewohnerin wie folgt: Es wird ganz gut gepflegt. Dafür zahlen wir aber Kundenfeedback zur Sauberkeit im Quartier auch viel Geld, das muss man auch sagen.“ Die Sauberkeit des Wohnumfelds, also der Straßen und Freiflächen, hat für die Wohnzufriedenheit eine zentrale Bedeutung. Etwa ein Drittel der Bewohner ist sehr zufrieden, weitere 46 % sind zufrieden damit. Immerhin 18 % sind nur eingeschränkt zu- (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 Kinder) Abb. 11 Zufriedenheit mit der Grün- und Gartenpflege im Wohnumfeld* 100 % Abb. 10 Zufriedenheit mit der Sauberkeit im WohnumfelD 80 % 46 % zufrieden 39 43 34 43 43 44 14 12 16 4 2 6 Insgesamt Neubau Bestand 60 % 40 % 32 % sehr zufrieden 20 % 18 % teils, teils ... 3 % unzufrieden 0% sehr zufrieden zufrieden 1 % keine Angabe 30 teils, teils... unzufrieden * z.B. Pflege der Rasenflächen, Beete oder Schnitt von Bäumen/Sträuchern Viele Bewohner fühlen sich im Quartier nicht sicher Probleme in den Kellern und Tiefgaragen, in den Wohnhäusern und in der Umgebung. Zu einem guten Wohngefühl in Quartieren gehört, dass man sich sicher fühlt. Wie sehen das die Bewohner? 40 % von ihnen formulieren Unsicherheitsgefühle („Nein, ich fühle mich nicht sicher, es gibt (manchmal) Unsicherheitsgefühle“), bei den Neubauten, mit ihrer höheren Anzahl von Wohnungen pro Gebäude, sind es sogar 47 %, bei den denkmal geschützten Bestandsgebäuden mit der Gebäudeform von Townhouses lediglich 33 %. (vgl. Abb. 12) Einzelne Befragte berichten von gehäuft zu er leidenden Diebstählen in Kellern und in den Gara gen und monieren die ungesicherten Zugänge zu den Tiefgaragen. In einem Bewohner-Interview zur Sicherheitsproblematik in der Tiefgarage heißt es: „Die Tiefgarage ist dafür bekannt, dass dort teure Autos stehen und man sich da bedienen kann. Also ich glaube, mein Auto steht draußen sicherer als in der Tiefgarage.“ (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 Kinder) Soweit die Einschätzungen aufgrund konkreter Vorfälle reale Gefährdungen widerspiegeln – Kriminologen fassen darunter die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich Opfer einer Straftat zu werden –, müssen konkrete Maßnahmen in Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden getroffen werden. Verbesserungen des subjektiven Sicherheitsgefühls lassen sich mit weiteren technischen und architektonischen Präventionsmaßnahmen und mit intensiverer Nachbarschaftsförderung erreichen. Fast alle Befragten geben konkrete Gründe für ihre subjektive Unsicherheit an. Sie beziehen sich auf Abb. 12 Auch bei den Wohnungen werden Einbrüche und Einbruchsversuche sowie Vandalismus im Haus und in der Wohnumgebung beklagt. Die Befragten berichten vereinzelt auch von Indizien für Drogenhandel und geben „herumstreifende Fremde“ als Grund für ein höheres Unsicherheitsgefühl an. Dies sollte Anlass sein, in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden über Maßnahmen zur Kriminalprävention nachzudenken, die in einer Reihe von Wohngebieten erfolgreich eingesetzt wurden. Eine Arbeitsgruppe des Quartiers- Fühlt man sich in der Wohnung und im Haus bzw. im Quartier sicher? 100 % ja, insgesamt sicher nein, es gibt (manchmal) Unsicherheitsgefühle 80 % 60 53 67 40 47 33 Insgesamt Neubau Bestand 60 % 40 % 20 % 0% 31 #7 vereins bereitete im Frühherbst 2014 eine Veranstaltung mit der Polizei und den Hausverwaltungen vor, um eine Bestandsaufnahme mit einem Programm für die besten Vorsorgemaßnahmen zu erarbeiten. Wichtige Rolle des Quartiersvereins – gutes Beispiel für andere Quartiere Der Quartiersverein spielt eine bedeutende Rolle für die Quartiersidentität. Die meisten Bewohner kennen ihn, seine Kommunikation trägt bereits in der kurzen Zeit seit seiner Gründung, etwa ein Jahr vor dem Befragungszeitpunkt, erfolgreich Früchte. Viele loben seine Aktivitäten, was auch in den vertiefenden Bewohnergesprächen deutlich wird: Der Verein soll Ansprechpartner bei Problemen im Quartier sein und als Interessenvertretung der Bewohner gegenüber Dritten, insbesondere gegenüber Behörden, agieren. Nach innen soll er den Austausch im Viertel fördern und die Aktivitäten der Hausverwaltungen koordinieren. Diese Funktion des Vereins bringt ein Bewohner-Interview auf den Punkt: „Ich finde es ist grundsätzlich eine gute Sache, so etwas in solchen Quartieren zu haben, denn es gibt immer Dinge, die hinten herunter fallen, weil keiner der einzelnen Flurgrundstückseigentümer sich dafür verantwortlich fühlt. Das Ganze ist dann immer eher die Summe der Einzelteile. Und dafür braucht man so einen Quartiersverein.“ „Ich finde, sie geben sich viel Mühe.“ (Ehepaar, 30-40 Jahre, ohne Kinder) (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 Kinder) „Es ist meiner Meinung nach eine tolle Einrichtung, die es nicht in jedem Stadtteil gibt“. (Ehepaar, 40-60 Jahre) Die Befragten wünschen sich besonders häufig vermehrte Aktivitäten des Vereins in der Organisation von Veranstaltungen und von Festen, dem Angebot von Nachbarschaftstreffen und der Bildung von Netzwerken zur Stärkung der Quartiersbindung. 2014 wurde bereits zum zweiten Mal ein erfolgreiches Sommerfest veranstaltet. Ein Treffen aller im Quartier 21 tätigen Verwaltungen und der Hausmeister wurde durchgeführt, um die Alltagsprobleme bei Müll und Grünflächenpflege, aber auch bei der Sicherheit, besser zu koor dinieren. Neben den allgemeinen Wünschen zur Integration und Kommunikation sowie zur Interessenvertretung sollte sich der Verein dauerhaft konkreter Probleme annehmen, so bei Konflikten bei den Parkplätzen, für bessere Müllentsorgung und der Sicherheit in der Nachbarschaft. Erste Ansätze sind bereits sichtbar. „Ich glaube schon, dass es den Zusammenhalt stärkt. Gerade das Sommerfest, wo man dann auch mal die Leute aus den hinteren Häusern kennenlernt, denn sonst bekommt man ja immer nur seine unmittelbare Nachbarschaft mit. Das ist schon Dabei mahnen Einzelne, es bei der Vereinsaktivität nicht „zu übertreiben“ und eine Überregulierung zu vermeiden. Der Quartiersverein solle kein „Kleingartenverein“ werden. sehr nett.“ (Ehepaar, 30-40 Jahre, 2 kleine Kinder) Weitere Ideen betreffen etwa die Organisation von „Hundesitter-Diensten“, eines „Oma-Services“ für die Kinderbetreuung und die Installation von Sportgruppen. Einen Quartiers-Chor gibt es inzwischen auch. 32 In einem Gespräch mit einem Vereinsmitglied wurde umgekehrt der Wunsch nach etwas mehr Feedback von den Quartiersbewohnern geäußert. Man erhoffe sich davon leichtere Einschätzung darüber, ob seine Aktivitäten Anklang fänden oder nicht. 33 #8 Was erreicht wurde – die Perspektiven des Quartier 21 Neues Wohnen auf Konversionsflächen Hamburgs Zukunft ist in besonderem Maße von der Schaffung eines ausreichenden Wohnungsangebotes abhängig. Dafür sind neue Flächen notwendig. Diese Flächen sollen nicht durch Stadterweiterungsmaßnahmen erschlossen, sondern in Form einer Innenentwicklung durch Verdichtung und Umwidmung geschaffen werden. Beachtlich auch die indirekten Wirkungen: Für jede im Quartier 21 bezogene Wohnung wurden im Mittel 1,2 andere Wohnungen, meist aus dem „Normalwohnungssegment“, frei gezogen, die anderen Wohnungssuchenden eine Verbesserung der Wohnversorgung ermöglichen. Mehr als zwei Drittel der Haushalte haben im Rahmen des Umzugs eine Wohnung anderswo freigemacht, jeder fünfte Haushalt sogar zwei Wohnungen. Damit erlangt die Konversion ehemaliger Flächen von Gewerbegebieten, von Flächen der Bundeswehr, der Bundesbahn und ehemaliger Kliniken besonderes Gewicht. Neben der Erschließung der Flächen in Barmbek gibt es im Bezirk HamburgNord weitere ehemalige Klinikflächen, die derzeit für den Wohnungsbau bereitgestellt werden. Da zwei von drei Q21-Haushalten bereits zuvor in Hamburg gelebt haben, spielen die Freizugseffekte durch den Wohnungsneubau auch für die Entspannung des Hamburger Wohnungsmarkts eine wichtige Rolle. Dabei handelt es sich, wie das Beispiel im Quartier 21 zeigt, um komplexe Projektentwicklungen, die eine besondere Expertise der Planer erfordern. Für die Gebietsplanung hat sich die Durchführung von Ideenwettbewerben bewährt. Wichtig für die Zukunft ist die soziale Mischung. Mit dem „Bündnis für Quartiere“ will dazu der Senat für Projektentwickler und Bezirke geschärfte Vorgaben entwickeln. Auch die Infrastruturversorgung der Gebiete hat hohes Gewicht. Wichtigste Aufgabe jedoch ist die Schaffung einer Quartier sidentität, die eine Akzeptanz der Wohnungs- und Gebietsangebote bei den Interessenten herbeiführt. Welche Folgen hat das Bauvorhaben für den Wohnungsmarkt? Am Beispiel des Quartiers 21 wird die Aufgabe fassbar, mit neuen nachfragegerechten Bauten eine möglichst breite Angebotswirkung zu erzielen. Die direkten und indirekten Entlastungswirkungen der „Q21“-Bebauung für den Hamburger Wohnungsmarkt sind bemerkenswert: Unmittelbar entstanden fast 600 neue Wohnungen, die das Qua litätsspektrum des Wohnungsangebots im Stadtteil erweitert haben. 34 Wichtige Entlastungsfunktion für den Markt Wie auch bei anderen laufenden Neubauvorhaben kommen viele Bewohner des neuen Quartiers aus umliegenden Stadtteilen oder sogar direkt aus dem Stadtteil selbst. Das neue Quartier hat damit einen wichtigen Entlastungseffekt auf den Immobilienmarkt in den stark nachgefragten Stadtteilen. Gleichzeitig ergänzen die neu geschaffenen Wohnungen im Quartier 21 das Angebot in BarmbekNord entsprechend der Wünsche der Nachfrager. Es ist offenbar gelungen, die Grundlagen zur Etablierung eines attraktiven neuen Quartiers in einem bestehenden Stadtteil zu schaffen. Dies gibt Anlass, mit einem gewissen Stolz Rückschau auf eine erfolgreiche Quartiersentwicklung zu halten: Die Bewohner mögen ihr Quartier und bewerten die Wohnungsangebote überwiegend positiv. An einzelnen Punkten im Service und bei der Gebietsverwaltung besteht gleichwohl noch Handlungsbedarf. Aber wo ist nach einer Planungs- und Bauzeit von nur fünf Jahren in einem Wohngebiet schon alles perfekt? Untersuchungssteckbrief - Standardisierte Haushaltsbefragung im Winter 2013/2014 (schriftlich/online) •gute Beteiligung: 39 % (222 von 570 Haushalten) •51 % wohnen im Neubau, 49% in sanierten Bestandsgebäuden •87 % sind Mieter/13 % selbst nutzende Eigentümer •Über •Durchschnittliche Wohnfläche: ca. 95 m2 •Wohnfläche/Kopf: ca. 46 m2 50 % der Befragten leben in einer 3-Zimmer-Wohnung - Qualitative leitfadengestützte Interviews mit Bewohnerhaushalten im Quartier (09-10/2014); zentrale Themen: Einzugsmotive, Wohnungs- und Kundenzufriedenheit sowie das Leben im Quartier - Expertengespräche mit Vertretern des Projektentwicklers und des Nachbarschaftsvereins - Auswertung von Eckdaten amtlicher Statistiken zur Bevölkerungs- und Wohnungsstruktur in Hamburg und in Vergleichsstadtteilen. Impressum HAMBURG TEAM Gesellschaft für Projektentwicklung mbH Millerntorplatz 1 | 20359 Hamburg Fon 040.37 68 09-0 | Fax 040.37 68 09-29 [email protected] | www.hamburgteam.de Geschäftsführende Gesellschafter Peter Jorzick & Christoph Kleiner Geschäftsführer Frank Petersen © Hamburg Team, 2015 Fotos: Sinje Hasheider Luftbild: Matthias Friedel Layout: Ulrike Schlunze Mediendesign F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH im Auftrag von HAMBURG TEAM Gesellschaft für Projektentwicklung mbH Autoren: Dr. Bernd Leutner, Andreas Schmalfeld www.hamburgteam.de
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