FEI-Gemeinschaftsforschung für den Mittelstand: Trester - ein vermeintliches Abfallprodukt mit wertvollem Inhalt Gewinnung von Traubentresterextrakten und Untersuchungen zum Nachweis funktioneller Eigenschaften Trester sind die festen Rückstände, die nach dem Auspressen des Saftes von pflanzenbestandteilen übrig bleiben. Meistens wird Trester mit Weinbau assoziiert. Er entsteht aber auch beim Auspressen von Äpfeln, Karotten, Toma ten und anderen pflanzen. Fotos: FEI, Bann ebenprodukte der Obst- und Gemüseverarbeitung sowie der N Weinherstellung können aufgrund steigender Produktion für die verarbeitende Industrie ein Entsorgungsproblem darstel- len, wenn keine sinnvolle Nutzung gefunden wird. In den letzten Jahren hat sich dieses Problem infolge gesetzgeberischer Restriktionen weiter verschärft. Um Methoden zur Gewinnung von Wertstoffen aus Nebenprodukten der Verarbeitung pflanzlicher Lebensmittel zu gewinnen, förderte der Forschungskreis der Ernährungsindustrie (FEI) das Projekt "Gewinnung von Traubentresterextrakten und Untersuchungen zum Nachweis funktioneller Eigenschaften". Finanziert wurde das Forschungsprojekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Die Mittel wurden im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung. (IGF) über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) bereitgestellt. Die Forschungsarbeiten wurden unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Dr. Reinhold Carle, Prof. Dr. Andreas Schieber und Dr. Dietmar Kammerer von der Universität Hohenheim sowie von Prof. Dr. Roland Bitsch und Dr. Michael Netzel von der Universität Jena durchgeführt. Seitens der Industrie wurde das Projekt durch den Verband der Deutschen Fruchtsaft-Industrie unterstützt. Die Wertschätzung der Erkenntnisse, die durch dieses Projekt gewonnen wurden, drückt sich auch in dem Innovationspreis 2007 der Pays de Champagne aus, den das Hohenheimer Forscherteam erhalten hat. 46 GTM 3/2008 Nebenprodukte mit gesundheitsfördernden Eigenschaften Trester sind die festen Rückstände, die nach dem Auspressen des Saftes von Pflanzenbestandteilen übrig bleiben. Trester wird meist mit Weinbau assoziiert. Er entsteht jedoch auch beim Auspressen von Äpfeln, Karotten oder Tomaten sowie als Rückstand beim Mahlen und Pressen von Kaffeebohnen. Auch bei der Olivenölherstellung werden die Rückstände als Trester bezeichnet. Die als Trester anfallenden Nebenprodukte enthalten wertvolle Inhaltsstoffe, von denen für einige bereits funktionelle und gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgewiesen wurden. Die Wertstoffe können aus den Trestern extrahiert und Lebensmitteln als natürliche funktionelle Inhaltsstoffe zugesetzt werden. Dadurch kann der Verbrauchererwartung nach natürlichen Lebensmittelzutaten, speziell im Bereich von Obst- und Gemüseprodukten, Rechnung getragen werden. Nachdem die Färbung von Lebensmitteln durch synthetische Farbstoffe in aktuellen Studien mit der Entstehung des ADH-Syndroms (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) bei Kindern in Verbindung gebracht wird, ist daher die Aus Forschung & Entwicklung Gewinnung von Anthocyanen mittels Adsorberharzen: Die enzymuntersWtzte Extraktion erlaubt ebenso hohe Ausbeuten wie beim Sulfitverfahren, ohne jedoch dessen Nachteile aufzuweisen. Gewinnung von natürlichen Farbstoffen (Anthocyane) für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie von besonderem Interesse. Ferner kann die Verwendung von Sulfit bei der Gewinnung von Anthocyanen aus Trauben zu pseudoallergenen Reaktionen führen. Ziel des Forschungsvorhabens war es daher, Methoden zur Gewinnung von Wertstoffen aus Nebenprodukten der Verarbeitung pflanzlicher Lebensmittel am Beispiel Traubentrester zu entwickeln und die gewonnenen Extrakte auf funktionelle Eigenschaften, wie Bioverfügbarkeit und Bioaktivität im Rahmen von Humanstudien zu untersuchen. Die Untersuchungen zur Gewinnung wertstoffangereicherter Extrakte zeigten, dass die enzymunterstützte Extraktion ebenso hohe Ausbeuten liefert, wie sie bisher nur durch das Sulfitverfahren erreicht wurden, ohne jedoch dessen Nachteile aufzuweisen. In einer Versuchsreihe wurde ein Enzymgemisch von Novoferm 106 (3000 ppm) und Cellubrix L (1.500 ppm) zuerst im Labor- und anschließend im Technikumsmaßstab eingesetzt. Vor allem zeigte die Kombination aus einer wässrigen Vorextraktion der Trester und einer anschließenden enzymatischen Hydrolyse der Traubenhautzellwände sehr gute Ergebnisse. Mit diesem zweistufigen Verfahren konnten 94 Prozent der phenolischen Säuren, 70 Prozent der Anthocyane sowie 92 Prozent der farblosen Flavonoide und Stilbene aus dem Trester extrahiert werden. Zudem wurde der Flavanolgehalt des Presskuchens aus der Traubenkernölgewinnung in Sinne einer möglichst vollständigen Verwertung der anfallenden Reststoffe untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass die Ölgewinnung einen unbedeutenden Einfluss Neben der beim Polyphenolscreening verwendeten methanolischen Extraktion wurden weitere Lösungsmittel eingesetzt. Insbesondere mit einem Ethanol-Wasser-Gemisch (75/25; v/v) bzw. mit Wasser bei erhöhter Temperatur (75 OC) wurden hohe Extraktionsausbeuten erzielt. Lediglich die Verwendung von reinem Ethanol hatte geringere Ausbeuten zur Folge. Adsorbertechnologie In abschließenden Untersuchungen mit den Tresterextrakten wurde der Einsatz eines Styrol-Divinylbenzol-Copolymerisats geprüft. Ziel der Adsorbertechnologie war die Abtrennung von Sacchariden und weiteren Begleitstoffen aus den Rohextrakten, die beim Abtrennen des Lösungsmittels und Aufkonzentrieren zu Viskositätserhöhungen führen. Die Ergebnisse der Laborversuche konnten auch beim Scale-up bestätigt werden. In beiden Fällen lagen die Wiederfindungsraten der je- FEI Der Forschungskreis der Ernährungsindustrie e. V. (FEI) ist die einzige branchenübergreifende Forschungsorganisation der deutschen Lebensmittelwirtschaft und Mitglied der AiF Selbstverständnis und Tätigkeit des FEI basieren auf der Idee, praxisrelevante Forschung über die Grenzen des Wettbewerbs einzelner Unternehmen hinaus gemeinsam zu organ isieren. Der FEI koordiniert jährlich rund 70 Projekte der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF), organisiert Tagungen und veröffentlicht verschiedene Fachpublikationen. weiligen Anthocyane bei 94-99 Prozent. Die in den Rohextrakten enthaltenen Saccharide wurden mittels eines Waschschrittes entfernt. Allerdings wurden die einzelnen Phenolunterklassen (phenol ische Säuren, farblose Flavonoide, Stilbene und Anthoyane) nicht getrennt. Da die Anwesenheit farbloser phenolischer Verbindungen in pigmenthaitigen Lösungen durch die Copigmentationseffekte farbstabilisierend wirken, ist eine Fraktionierung unter Umständen nachteilig. Das entwickelte Verfahren, bestehend aus enzymatischer Extraktion gefolgt von der adsorptiven Aufreinigung und Konzentrierung der phenolischen Komponenten, erlaubt die sulfitfreie Gewinnung von Anthocyanen und farblosen bzw. schwach gelb gefärbten Polyphenolen in Technikumsmaßstab in hervorragender Ausbeute. Im ernährungsphysiologischen Projektteil (Humanstudien) konnten positive Effekte nach der Zufuhr von Tresterextrakten (rot und weiß) nachge- fORSCHUNGSKREIS D ER ERNÄHRUNGS INDUSTRIE E.V. 120 Forschungseinrichtungen sind dem FEI angeschlossen - sie bilden die Basis für die Bearbeitung anwendungsorientierter Forschungsthemen der Lebensmittelwirtschaft. Über 600 Unternehmen sind als direkte Mitglieder des FEI oder als Mitglieder der projektbegleitenden Ausschüsse unmittelbar in seine Aktivitäten einbezogen und profitieren so in besonderem Maße von der IGF und ihrer staatlichen Förderung seitens des BMWi . Weitere Informationen: www.fei-bonn.de •
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