Japan: Trends in Science and Technology Policy and Opportunities

Japan: Trends in Science and Technology Policy and
Opportunities for International Cooperation
Transnational Lecture Series on the Internationalization of
Science, Technology and Innovation
23/10/2015
Vortragender: Dr. Toshiyasu Ichioka
Moderation: Clemens Binder
Adresse: oiip, Berggasse 7, 1090 Wien
TeilnehmerInnen: 25
Zusammenfassung: Nina Witjes, Clemens Binder
Austrian Institute for International Affairs - oiip
Zusammenfassung
Dr. Toshiyasu Ichioka gibt in seinem Vortrag einen Überblick über das japanische Forschungs-,
Technologie und Innovationssystem und beschreibt die Möglichkeiten der Kooperation zwischen
Japan und Europa. Ichioka gibt einen historischen Abriss der Entwicklung des FTI-Bereichs in Japan
und Europa und erklärt, wie Kooperationen in diesem Bereich entstanden. Hierbei geht er darauf ein,
wie sich ein ursprüngliches Konkurrenzverhältnis zu einer produktiven Zusammenarbeit entwickelt
hat. Auch Spezifika des japanischen FTI-Systems erklärt Ichioka, hier macht er vor allem auf die
Bedeutung der Science and Technology Basic Plans aufmerksam und erwähnt die Ziele der
japanischen FTI-Politik, die insbesondere im ökonomischen Wiedererstarken des Landes liegen. FTI in
Japan schließt zahlreiche Akteure mit ein und umfasst unterschiedliche Sektoren, wie
Kommunikationstechnologie und Green Technologies. Hierbei ist vor allem der Wiederaufbau der im
März 2011 vom Erdbeben und Tsunami zerstörten Gebiete ein wichtiger Aspekt, ebenso wie Japans
führende Rolle im Hochtechnologiebereich. Forschung, Technologie und Innovation sind in Japan
stark internationalisiert und Kooperation mit Europa findet vor allem im Rahmen von FP7 und
Horizon 2020 statt, sowie auf regionaler Ebene, beispielsweise mit den Visegrad-Staaten
Abstract
In his lecture, Dr. Toshiyasu Ichioka offers an overview of the Japanese science-, technology-, and
innovation system and describes the current state and future opportunities of cooperation between
Japan and Europe. Ichioka gives a brief historical account of the development of the respective STIsectors in Japan and Europe and how cooperation in this sector came to exist. Here, he elaborates on
the change from a competitive state to productive cooperation. In addition, he explains the specifics
of the contemporary Japanese STI-system and emphasizes the significance of the Science and
Technology Basic Plan as well as the target of the country’s STI-policy, which is primarily economic
resurgence. Japan’s STI-sector comprises a variety of actors and thematic fields. Especially the
reconstruction of the areas that have been destroyed by the earthquake and tsunami in March 2011
is a focal point, as well as the nation’s leading role in the high technology sector. Science, technology
and innovation are highly internationalized in Japan, cooperation with Europe takes place in the FP7
and Horizon 2020 – programs, as well as on a regional base, for instance with the Visegrad-states.
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Geschichte der FTI-Entwicklung in Japan und Europa
Dr. Ichioka beginnt seinen Vortrag mit einem kurzen Überblick der Entwicklungen des japanischen
und des europäischen FTI-Systems sowie mit den Anfängen der Kooperationsprojekte zwischen
Europa und Japan. In Japan gab es in den 1970er-Jahren Fortschritte im FTI-Bereich mit mehreren
großen Projekten. Ichioka hebt die Super LSI Technology Research Association hervor, die Ende der
1970er Jahre entstand und als Beispiel für die Funktion des japanischen FTI-Systems dienen soll. Im
Zuge dieser Vereinigung betreiben verschiedene private Firmen Forschung und Entwicklung in
technologischen Bereichen, die dann dadurch stärker kommerzielles Interesse wecken sollen. Im
Falle der Super LSI Technology Research Association führte dies zu starken Fortschritten im Bereich
der Halbleiter-Technologie. Diese Form der Kooperation basiert auf dem Act on Research and
Development Partnership, welcher in den 1960er-Jahren beschlossen wurde.
Während des starken Wirtschaftswachstums Japans in den 1980er-Jahren unterstützte die
japanische Regierung verstärkt Forschung und Entwicklung. Zwar wurden durch die Ausgaben keine
Unternehmen finanziert, jedoch die Projekte, die Super LSI Technology Research Association bezog
mehr als 40% ihrer Mittel aus öffentlichen Ausgaben, da die japanische Regierung FTI-Projekte
unterstützte. Dies, so Ichioka, löste in den USA und in Europa ähnliche Trends aus. Während sich das
japanische FTI-System in den 1980er-Jahren zusehends stärker fragmentiert darstellte, wurden in
Europa Framework-Programme, wie beispielsweise Eureka oder ESPRIT (European Strategic
Programme for Research and Development in Information Technologies) geschaffen. In dieser Zeit
schien Europa im FTI-Bereich hinter andere Akteure wie beispielsweise Japan zurückzufallen, aus
diesem Grund entwickelten sich europaweite F&E-Programme. Das Ungleichgewicht in Handel und
Technologie führte zu starker Kritik seitens der EU-Kommission. Ichioka argumentiert, dass aus dieser
Wahrnehmung Kooperationen zwischen Europa und Japan entstanden, wie beispielsweise das EUJapan Center for Industrial Cooperation.
In weiterer Folge erläutert Ichioka die Kooperation zwischen Japan und der EU anhand der
Funktionsweise des EU-Japan Center for Industrial Cooperation. Als das Zentrum gegründet wurde,
lag der Fokus vor allem darauf, Unternehmen die Möglichkeit von Trainingsprogrammen für ihre
Angestellten anbieten zu können. Im Rahmen dieser Trainingsprogramme konnten Personen, die im
industriellen Bereich tätig waren, Spezifika der japanischen Industrie kennen lernen und japanische
Unternehmen besuchen. Als Resultat daraus entstand ein Austauschprogramm für StudentInnen, im
Zuge dessen japanische Studierende bei europäischen Firmen Praktika und vice versa europäische
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StudenInnen in Japan Traineeships absolvieren konnten. Da sich seit Ende der 1980er-Jahre das
Verhältnis zwischen Europa und Japan stark gebessert hat, weil unter anderem die Ungleichheiten
reduziert werden konnten, profilierte das Zentrum sich zusehends als beratende Institution im PolicyBereich.
Die japanische FTI-Politik
Ichioka erläutert zunächst die Rahmenbedingungen der japanischen FTI-Politik, bevor er auf die
konkreten Maßnahmen des Staates im FTI-Sektor eingeht. In den 1970er- und 1980er-Jahren
entstanden im Bereich der Hochtechnologie zwischen Europa und Japan Spannungen, da in Europa
bedeutende Grundlagenforschung betrieben wurde, während Japan einen kommerziellen Erfolg
erzielen konnte, wodurch Europa Japan vorwarf, aus Basis europäischer Forschung Erträge zu
generieren. Der Zugang diesbezüglich änderte sich allerdings, da die Problematiken, welchen beiden
Regionen gegenüberstehen, von zunehmend globaler Natur sind. Laut Ichioka braucht es hierfür
holistische und diverse Zugänge. Zusätzlich stagniert die japanische Wirtschaft und die Lage
verschlechtert sich kontinuierlich, dennoch, so Ichioka, strebt Japan eine führende Rolle im FTIBereich an. Die Erfahrungen des Landes, mit Herausforderungen wie Umweltverschmutzung und
Naturkatastrophen umzugehen, sieht er dabei als besonders entscheidend. Japans Mangel an
natürlichen Ressourcen sowie eine sich rapide ändernde Demographie durch das Altern der
Gesellschaft machen FTI-Entwicklung unerlässlich für eine nachhaltig positive Entwicklung des
Landes. Auch die gesellschaftliche Perspektive auf FTI rückt stärker in den Mittelpunkt und verlangt
die Einbeziehung der Bevölkerung.
Diese Gegebenheiten führten zum Beschluss des ersten Science and Technology Basic Plan1 im Jahr
1996; seither wird in einem Fünfjahres-Rhythmus ein neuer Plan entwickelt, an welchem sich die
japanische FTI-Politik orientieren soll. Der erste Plan zielte stark auf das Bewerben von Wissenschaft,
Forschung und Technologie als vitalen Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft ab, der zweite
brachte eine Top-Down Gliederung in den japanischen FTI-Sektor und definierte prioritäre Gebiete
für Forschung und Entwicklung. Seit dem Jahr 2011 ist der vierte Science and Technology Basic Plan
in Kraft2. In diesem wurde vor allem der Ansatz, auf Herausforderungen wie Umweltschutz und
Klimawandel zu reagieren verstärkt. Der fünfte Plan, welcher 2016 in Kraft treten wird, ist derzeit in
Entwicklung und verfolgt das Ziel, Japan zu einer der innovativsten Nationen der Welt zu machen.
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http://www8.cao.go.jp/cstp/english/basic/1st-BasicPlan_96-00.pdf
http://www.mext.go.jp/component/english/__icsFiles/afieldfile/2012/02/22/1316511_01.pdf
(Zusammenfassung des Ministeriums für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie)
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Eine Frage aus dem Publikum lautet, ob die Förderung des öffentlichen Verständnisses für FTI-Politik
im ersten Plan notwendig war, da Japan in den vorangegangen Dekaden bereits eine führende
Technologienation war. Dadurch müsse bereits eine breite Akzeptanz seitens der Bevölkerung
geherrscht haben. Ichioka entgegnet, dass die Probleme der damaligen Zeit wie Verschmutzung und
die Einführung von Nuklearenergie breitere Zustimmung der Bevölkerung verlangten.
Während die ersten drei Pläne eine grundsätzliche Förderung von FTI zum Ziel gesetzt hatten,
verfolgt der vierte Plan eine Strategie, auf Herausforderungen und Problematiken zu reagieren. Die
Koordination der verschiedenen Ministerien und Institutionen im japanischen FTI-Sektor stellt sich
allerdings komplex dar, da viele AkteurInnen autonom arbeiten und wenig kooperieren, die
Regierung die Pläne jedoch auf starke Zusammenarbeit setzt.
Der vierte Plan unterscheidet zwischen gesellschaftlichen Bedürfnissen und einer gemeinsamen Basis
der FTI-Entwicklung. Während die gesellschaftlichen Herausforderungen vor allem Forschung im
Bereich der Green Innovation und Life Innovation forcieren, spielt auch der Wiederaufbau nach dem
Erdbeben im Jahr 2011 eine entscheidende Rolle im Plan. Die gemeinsame Basis findet sich
insbesondere
im
Bereich
der
Nanotechnologie
sowie
der
Informations-
und
Kommunikationstechnologie (IKT).
Japans FTI-Politik ist Teil der Wachstumsstrategie des 2012 gewählten Premierministers Shinzo Abe.
Seine Strategie zur Revitalisierung Japans, auch Abenomics genannt, baut auf drei Säulen auf,
aggressive Geldpolitik, flexible Fiskalpolitik und, als Folge dessen, die „New Growth Strategy“.
Kernpunkt dieser Investment-Strategie sind Innovation und Technologie. Ichioka vergleicht die
japanische Wachstumsstrategie mit der europäischen Strategie „Europe 2020“ wobei Europa eine
klarere Strategie verfolgt, als dies in Japan der Fall ist. Europa verfolgt insbesondere unter der Säule
des „Smart Growth“ eine „Innovation Union“ welche durch Horizon 2020 realisiert werden soll.
Das japanische FTI-System
Das gesamte japanische FTI-Budget, welches sowohl private als auch öffentliche Investitionen
einschließt, beträgt 18 Billionen Yen(130 Millarden Euro). 70% dieses Budgets werden von der
Industrie in F&E investiert, wodurch die Industrie die treibende Kraft der japanischen FTI-Entwicklung
ist. Fokusbereiche der Industrie sind das Transportwesen, der Pharmasektor und IKT. Weitere 20%
des Budgets werden von Universitäten aufgewandt, die restlichen 10% von öffentlichen
Forschungsorganisationen. Japans Bruttoinlandsausgaben für Forschung und Entwicklung bewegen
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sich bei 3,75% des Bruttoinlandsprodukts. Ichioka kritisiert jedoch, dass trotz der hohen Investitionen
in Forschung und Entwicklung von den 660.000 ForscherInnen, die in Japan tätig sind, nur 14%
weiblich sind.
In weiterer Folge erläutert Ichioka die Strukturen des japanischen FTI-Systems. Zentraler Akteur in
diesem ist der Council for Science, Technology and Innovation Policy (CSTI), der unter Ägide des
Kabinetts des Premierministers und des Ministers für Wissenschaft und Technologie arbeitet. Dieser
entwickelt nicht nur die Science and Technology Basic Plans sondern auch übergreifende FTIStrategien und koordiniert die Zusammenarbeit der verschiedenen Ministerien, die im japanischen
FTI-Sektor beteiligt sind.
Die Finanzierung des japanischen FTI-Systems ist fragmentiert und wird von vier Organisationen
getragen, die unterschiedlichen Ministerien unterstehen. Einerseits wird Forschung und Entwicklung
von der Japan Science and Technology Agency (JST) und der Japan Society for the Promotion of
Science (JSPS) finanziert. Beide dieser Organisationen unterstehen dem Ministerium für Bildung,
Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT), verfolgen allerdings unterschiedliche Ansätze.
Die JSPS betreibt vor allem eine bottom-up Förderung von F&E und arbeitet basierend auf
Forschungsinteressen von WissenschafterInnen, während die JST einen top-down Ansatz verfolgt,
basierend auf den vorhandenen Forschungsstrategien.
Auch die New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO) arbeitet mit
einem Top-Down Ansatz, untersteht allerdings dem Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie
(METI), wodurch NEDO im Gegensatz zu JSPS und JST vor allem im industriellen Bereich Forschung
finanziert. Zusätzlich zu den übergreifenden Finanzierungen existieren noch an bestimmte
Fachbereiche gebundene Fonds und Organisationen. Eine solche ist AMED, die Japan Agency for
Medical Research and Development (AMED), die im Bereich der medizinischen Forschung und der
Medizintechnologie Funding betreibt.
Als Beispiel für das japanische FTI-System erklärt Ichioka die Funktionsweise der JST exakter. Die JST
wurde im Zuge des ersten Science and Technology Basic Plan geschaffen und ist einer der zentralen
Akteure im FTI-System. Die Aufgabe der Organisation ist einerseits die Implementierung von
fortgeschrittener Innovationsforschung und andererseits der Transfer der Erfolge und Leistungen der
Basisforschung in die Industrie. Die JST besitzt in diesem Zusammenhang den größten
Handlungsspielraum unter den japanischen FTI-Akteuren, da zu ihrer Mission sowohl die
Durchführung von Strategien als auch Kommunikation von FTI-Inhalten gehören, wodurch sich die
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Möglichkeit eröffnet, Unternehmen finanziell zu unterstützen. Die drei Kernpunkte der Arbeit der JST
sind Innovation zu produzieren, das japanische FTI-System national sowie international zu vernetzen
und den Bedürfnis-basierten Ansatz der japanischen FTI-Politik durchzuführen.
Die Arbeit der JST orientiert sich an fünf prioritären Forschungsgebieten, die jenen der
grundsätzlichen FTI-Strategie Japans ähnlich sind, Green Innovation, Life Innovation, IKT,
Nanotechnologie und sozialer Infrastruktur. Das große Themenspektrum, welches die JST in ihrer
Arbeit erfasst, erlaubt es ein breites Forschungsfeld abzudecken, welches von Grundlagenforschung
über Innovationsforschung bis hin zur kommerzialisierten Forschung reicht. Die interne Struktur der
JST basiert auf sogenannten virtuellen Netzwerken, die für verschiedene Bereiche zuständig sind. Ein
internes Netzwerk von Think Tanks ist für die Forschung in spezialisierten Bereichen zuständig, den
Kern der Organisation bilden die Netzwerke für strategische Basisforschung, internationale
Zusammenarbeit und Technologietransfer. Letzteres stellt hierbei laut dem Vortragenden
den
wichtigsten Teil der Organisation dar, welcher auch die meisten Ressourcen erhält. Zusätzlich
existieren mehrere Kommunikationsnetzwerke, die AkteurInnen im japanischen FTI-Sektor vernetzen
sollen. Ein Beispiel für die Arbeit der JST ist das Center of Innovation Program (COI), welches in
verschiedenen Bereichen die Innovationsforschung stärken soll und die starke Kooperation zwischen
Industrie und Wissenschaft verdeutlicht.
Internationale Kooperationen Japans im FTI-Sektor
Auch im Zusammenhang mit internationaler Kooperation betont Ichioka die Rolle der JST und ihrer
Internationalisierungsstrategie. JST kooperiert global mit Organisationen, die Forschung und
Entwicklung fördern. Das Vorzeigeprojekt ist ein jährliches Treffen der Präsidenten der jeweiligen
Institutionen, welches in Kooperation mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) organisiert
wird. Mehrere Forschungsgesellschaften sind Teil dieses Treffens, so auch die österreichische
Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).
Die Kooperation zwischen Japan und Österreich sieht Ichioka schwach ausgeprägt, Japan kooperiert
auf europäischer Ebene vor allem mit osteuropäischen Staaten. Allerdings existieren einige Projekte
wie beispielsweise ein Austauschprogramm zwischen der JSPS und dem Österreichischen
Austauschdienst (OeAD). Das Zentrum für soziale Innovation (ZSI) ist am Projekt Japan-EU
Partnership in Innovation, Science and Technology (JEUPISTE), welches unter dem europäischen FP7Programm läuft, beteiligt. Des Weiteren ist das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie(bmvit) Beobachter im Asia Nano Forum, einem Forum für Nanotechnologie, positiv
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erwähnt Ichioka dass Österreich der einzige europäische Staat ist, der in diesem Forum als
Beobachter agiert.
Die Forschungsbereiche, die zusehends wichtiger für Kooperation werden definiert Ichioka im
Bereich der IKT, beispielsweise künstliche Intelligenz und Big Data. Der Großteil der Kooperationen
zwischen Europa und Japan läuft im Rahmen des FP7- beziehungsweise Horizon 2020-Programms. In
dieser Kooperation werden gemeinsame Calls veröffentlicht, beispielsweise in den Bereichen der
Photovoltaik oder der Luftfahrttechnologie.
Japans internationale Kooperation mit Europa soll durch das Strategic International Collaborative
Research Program (SICORP) vertieft werden, insbesondere im Zusammenhang mit Horizon 2020. Im
Rahmen dieses Netzwerks sollen zuerst interministerielle Abkommen auf bilateraler Ebene getroffen
werden, in Japan werden solche Abkommen durch das MEXT mit dem europäischen Gegenpart
abgeschlossen. Die jeweiligen nationalen Forschungsförderungsgesellschaften erzielen auf Basis der
interministeriellen Abkommen erneut ein Abkommen, beispielsweise einen Joint Call. ForscherInnen
in den jeweiligen Staaten werden dann separat finanziert, arbeiten jedoch in diesen Projekten
zusammen.
Eine Problematik, welche Ichioka kritisiert, ist im bilateralen Bereich die Verzögerung in der
Bereitstellung von Finanzierung. Zwar werden Forschungsthematiken schnell identifiziert, bis
allerdings ausreichend öffentliche Finanzierung bereitgestellt werden kann, würde zu viel Zeit
vergehen um diese Thematiken effizient bearbeiten zu können. Als Beispiel erwähnt der Vortragende
Probleme im Katastrophen-Management, in welchem die Mittel für langfristigen Wiederaufbau nicht
in adäquater Zeit zur Verfügung stünden. In Japan existiert das J-Rapid Programm, welches sich
ausschließlich mit dem Funding beschäftigt, um dieses effizienter zu gestalten.
Japans FTI-Politik umfasst auch eine entwicklungspolitische Komponente. Diese findet insbesondere
im Science and Technology Research Partnership for Sustainable Development (SATREPS)-Programm
statt, welches die JST in Kooperation mit dem japanischen Außenministerium initiiert hat. Im Rahmen
dieses Programms werden Abkommen zwischen Japan und Entwicklungsländern geschlossen, um in
diesen die Entwicklung durch Forschung und Entwicklung voranzutreiben.
Auf eine Publikumsfrage, wie sich intellektuelles Eigentum auf die Kooperation im FTI-Sektor
auswirkt, erwähnt Ichioka die Schwierigkeiten, die durch verschiedene Legislaturen in diesem Bereich
enstehen. So ist FP7 in diesem Bereich weitaus offener, als dies in Japan und den USA der Fall ist,
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Horizon 2020 behandelt diese Problematik nur äußerst peripher. Grundsätzlich gebe es keine
Strategie in diesem Bereich.
Laut Ichioka verfolgt Japan insbesondere einen regionalen Zugang in der Selektion ihrer
Kooperationen. Ein Beispiel dafür wäre die Zusammenarbeit mit den Visegrad-Staaten (Tschechische
Republik, Slowakei, Ungarn, Polen) in der Materialforschung. Auch in Asien nimmt Japan eine
führende Rolle ein, hier existiert das e-Asia Joint Research Program, welchem auch die Russische
Föderation und die USA angehören.
Ichioka beendet seinen Vortrag mit einem Blick in die Zukunft der Beziehungen zwischen der EU und
Japan im FTI-Bereich. Er betont hierbei insbesondere den Ansatz der EU, diplomatische Beziehungen
durch sogenannte Partnerschafts-Instrumente zu verbessern und schlägt vor, Kooperation im FTISektor als Weg zu stärkeren diplomatischen Beziehungen zu verwenden. Auch andere
Industrieländer sollen in diese Kooperationen involviert werden.
Dr. Toshiyasu Ichioka ist Senior Strategist im Office of International
Strategy der Japan Science and Technology Agency (JST). Nach seinem
Studium in Physik an den Universitäten Kyoto und Tokio verbrachte
er mehrere post-doc Forschungsaufenthalte in Europa, darunter auch
am
CERN.
Des
Weiteren
war
er
im
Rahmen
des
EU-
Forschungsprogramms FP7 and der Universität Pompeu Fabra in
Barcelona tätig. Ichioka ist Experte der FTI-Beziehungen zwischen
Europa und Japan, bevor er seinen Posten bei der JST ausübte,
arbeitete er für das EU-Japan Centre for Industrial Cooperation wo er
für den Ausbau der Kooperation zwischen der EU und Japan in den Bereichen Forschung, Technologie
und Innovation verantwotlich war
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