DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR WIRTSCHAFTS RECHT Herausgeber Jürgen F. Baur • Hermann-Wilfried Bayer • Norbert Horn • Ernst Niederleithinger • Hans-Jürgen Papier • Dieter Reuter • Rolf A. Schütze • Stefan Smid • Harm Peter Westermann Jahrgang 1995 W a lte r d e G ru y te r • B erlin • N e w Y o rk Impressum © Copyright 1995 by W alter de Gruyter & Co., Berlin. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Das gilt auch für die veröffentlichten Gerichtsentscheidungen und ihre Leitsätze, denn diese sind geschützt, soweit sie vom Einsender oder von der Schriftleitung erarbeitet oder redigiert worden sind. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Lebensjahr vollendete. Das V orw ort m acht als H erausgeber, der sich beschei den hinter der Bezeichnung „Forschungsgruppe Konsum und V erhalten“ verbergen, seine Kolle gen G erold B eh ren s , K laus P eter Baas, B ru n o N eibeck er, Volker T r o m m s d o r ff und P eter W ein b e r g nam haft. Das in der Fülle der vom Ju b ilar ver faßten W erke (Schriftenverzeichnis auf S. 461 ff) sichtbar w erd end e Lebensprogram m der Erfor schung sowohl der kognitiven als auch der em o tionalen G esichtspunkte des V erbraucherverhal tens (vgl. V orw ort S. VI) m it dem H auptw erk „K onsum entenverhalten“ (inzw ischen in 5. Aufl., M ünchen 1992) spiegelt sich in O rdnung und In halt d er dem Ju b ilar dargebrachten Aufsätze. In fünf T eilen w erden „M ethodische und W issen schaftliche A spekte“, „Em otionale A spekte“, „Kognitive A spekte“, „EDV-orientierte A spekte“ sowie „Innovations- und T ransferorientierte A spekte“ der K onsum entenforschung erörtert. G egenstand der U ntersuchungen ist nicht allein das M arketing zu kom m erziellen Z w ecken, son dern auch das M arketing zum Erwerb von Spen den, das sogenannte Sozio-M arketing (social marketing). Allen Beiträgen gem ein ist die Suche nach Erklärungen für die E ntscheidungen der U m w or benen und R atschlägen für die W erbenden. Daß die M arktforschung zu den Bereichen der B ttriebsw irtschaftslehre zählt, die — anders als etw a die stark von n atio naler G esetzgebung ge prägten Bereiche Finanzierung, Steuern, Bilanzen o der W irtschaftsprüfung — nicht allein der schlichten W ahrnehm ung jew eils ausw ärtiger Forschung nach, sondern auch in ihren M eth o den und Inhalten ein H öch stm aß an Internatio nalität aufw eisen, ist eine T rivialität. Trotzdem ist es für den Juristen eine stets aufs neue verblüffen de E rfahrung, m it w elcher U nbefangenheit ge genüber R ahm enbedingungen des nationalen R echts vielfach gerade V ertreter der D isziplin der M arktforsch un g ihre M eth o den erarbeiten und auf der Basis des Erforschten K onzepte für das auf Absatz gerichtete W irken am M ark t entw ickeln. Auch der Sam m elband „K onsum entenfor schung“ zeigt, w ie w en ig V erbindung zwischen B etriebsw irtschaftslehre und R echtsw issenschaft auf bestim m ten T h em engeb ieten je nach T em p e ram ent des V erfassers besteht, obw ohl doch bei de W issenschaften sich m it denselben Lebenser scheinungen befassen. So d rängt es sich ange sichts des bekan nt hohen Stellenw ertes des Per sönlichkeitsrechtes und der Lauterkeit des W ett bew erbs auf, die von Jeck -S ch lottm a n n / N eib e ck e r (S. 29 ff) als gegeben vorausgesetzte M etho de des T elefoninterview s, bei dem Produ zenten o der für sie gew erblich tätige M arktfor schungsunternehm en ungefragt p o tentielle Kon sum enten m it Anrufen behelligen, w enigstens im Ansatz juristisch zu reflektieren. D asselbe gilt für „W erbe-Tests m it apparativen M eth o d en “, wie zum Beispiel die A ufnahm e nichtsahn en der Pro banden m it versteckter Kam era, b ehandelt im B eitrag von v o n K eitz -K rew el (S. 47 ff, 5 5), die sich, nebenbei bem erkt, insow eit in guter G esell schaft b eispielsw eise m it W ö b e / D ö r in g (Einfüh rung in die A llgem eine B etriebsw irtschaftslehre, 18. Aufl., 1993, S. 652) befindet. Die „interdisziplinäre B etrachtung“ der Kom m unikation durch Bildreize von B ek m eier konsta tiert „beachtliche M öglich keiten ein er zeitgem ä ßen, em o tionalen K onsum entenansprache“ durch nonverbale Reize (S. 89 ff, 10.3), w arnt allerdings vor unbedachten V erstößen gegen V er haltens- und A nstandscodices eines Landes, die die positive V ereinnahm ung des K onsum enten m ißlingen lassen und leicht bei intern atio nal ein heitlicher und verm eintlich interkulturell ver ständlicher W erbung, aber selbstverständlich nicht nur dort, unterlaufen (S. 92 ff, 101). Die B egrenzung des Einsatzes nonverbaler Reize ersch ein t als Problem der T au glichkeit unter E rfolgsgesichtspunkten; die D im ension des W ett bew erbsverstoßes bleibt indessen unerkannt. U nter dem T itel „G eschäftsbeziehungen als G egenstand der K onsum entenforschung“ be trachtet D iller Aufbau und Pflege ein er aus U n ternehm ersicht gedeih lich en Beziehung zum K unden, der durch eine angenehm e, die Ö kono m ie zugunsten der Em otion b eiseite rückende At m osphäre dem G eschäft gew ogen zu m achen ist (S. 201 ff). Die N utzbarm achung sozialer Bedürf nisse des V erbrauchers w ie A nerkennung und K ontakt, seines U nterhaltungsdurstes o der sei nes Strebens nach Selbstverw irklichung führen unter anderem zur Schilderung von Instrum enten w ie „T elefonbetreuung“, D irektvertrieb an H aus halte (H eim d ien ste, V ersandhandelsvertreter, Party-V erkaufsveranstaltungen, Haustürvertriebso rganisatio nen) und „K affeefahrten“. An den Ü berlegungen zum „Eindringen in die per sönliche W elt des K unden“ (S. 203) scheinen die A nstrengungen des G esetzgebers und der G erich te auf dem Felde des V erbraucherschutzes und des W ettbew erbsrechtes (W iderrufsrechte nach H austürw iderrufsgesetz, V ersicherungsvertrags gesetz und V erbraucherkreditgesetz; Handha bung von § 1 UW G ) spurlos vorübergegangen zu sein. M it rechtlichen M itteln sollen doch eben die in d er heilen W elt des M ark etin g gewünschten D efizite an nüchterner A bw ägung kompensiert w erden, zu deren m ühsam er Erzeugung das be triebsw irtschaftliche Kalkül rät. D erartige Hand reichungen, die nicht in einem A tem zuge wenig stens in Bausch und Bogen auf rechtliche Risiken aufm erksam m achen, können sich für einen un bedarften A nw ender als schlim m e Falle erweisen. Die Strategie der E rlebnisverm ittlung als Antwort auf einen ausgem acht geglaubten T rend zur Ent m aterialisierun g des Konsum s birgt nicht allein die G efahr, die B edeutung von Kenntnissen über das das K onsum gut produzierende, den Handel treibende oder den D ienst leistende Unterneh m en, nam entlich über seine Bem ühungen um U m w eltschutz und um verantw ortungsvolles Ver halten gegenüber M itarb eitern, Randgruppen und L ändern der D ritten W elt, als wichtigen F aktor in d er E ntscheidung des Konsumenten zu verkennen (R a ffee/ W ied m a n n in ihrem Beitrag ü ber „W erteorientiertes Innovationsmanagem ent“, S. 423 ff, 438 f; den B edarf an unterneh m ensbezogenen Inform ationen betrachten auch H a n sen / S ch o en h eit/ D ev ries , S. 227 ff). Viel m ehr dürften sich je nach Intensität der Erlebnis verm ittlung ohne w eiteres m annigfache Konflik te m it dem G esetz gegen den unlauteren Wettbe w erb ausm alen lassen. U nd w as die Betonung ei ner „sozio-ökologischen Produkt- und Prozeß q ualität“ (S. 438 f) anb elangt, so hat sich zum Bei spiel die m ehr oder m inder heuchlerische Wer bung mit A spekten des U m w eltschutzes oder des sozialen E ngagem ents, auf die w eite T eile der K undschaft selbst bei nur dürftiger sachlicher V erbindung m it dem G eschäft zu reagieren schei nen, trotz grundsätzlicher O ffenheit des Bundes gerichtshofes für gefühlsbetonte Werbung (BG H , N JW 1991, 1228) als problem atisch er w iesen —man den ke an die H altu ng des Bundes gerichtshofes zur W erbung m it Fahrpreiserstat tung bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmit tel (BG H, N JW 1 9 9 1 ,7 0 1 ,7 0 2 ), zur W erbung mit angeb lich er U m w eltfreundlichkeit des Produktes (BG H , N JW 1991, 1229 f) o der zur W erbung mit d er A usschüttung aller T ageseinnahm en an die M itarb eiter (BG H , N JW 1991, 1228 f). Für Juristen ist es sehr lehrreich, sich die of fensichtliche Begrenztheit der W ahrnehmung rechtlicher V orgaben für die W erbung und für das Erforschen d er W erbung zu vergegenwärti gen. Das w irft die Frage auf, w ie die Rechtswis senschaft die rechtlichen R ahm enbedingungen so tran sparen t m achen kann, daß theoretische und praktische Fehlentw icklungen von Markt forschung und W erbung gar nicht erst gesche hen m üssen. Dies setzt freilich eine nicht minde re E m pfänglichkeit der R echtsw issenschaft für die Ä ußerung neuer M eth o den und Konzeptio nen der M arktforsch un g und der W erbung vor aus. In diesem juristisch überaus sensiblen Be reich bliebe W erbetreiben den, Konkurrenten und V erbrauchern viel U ngem ach erspart, wenn frühzeitig die betriebsw irtschaftliche und die rechtsw issenschaftliche Analyse m iteinander ver knüpft w ürden und so ausgereifte Anregungen für die W irtschaftspraxis en tstünden. Aktuelle betriebsw irtschaftliche Beiträge, w ie sie der hier besprochene Sam m elband enthält, sollte die R echtsw issenschaft als eine Einladung zu dieser Z w iesprache auffassen. W issenschaftlicher Assistent Dr. C h ristop h B ecker , Köln
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