HOLZWARTH PUBLICATIONS Frühjahr 2016 Eric Hattan Works. Werke Œuvres 1979–2015 Herausgegeben von Anthony Spira und Lutz Eitel Mit Texten von Anthony Spira, Stefanie Bräuer, Patrick Javault, Eva Kuhn, Maja Naef und Ralph Ubl, Philip Ursprung und biografischen Notizen von Lutz Eitel Hardcover mit Schutzumschlag und eingelegter Broschüre 21 x 28 cm 464 und 40 Seiten 1523 Abbildungen Text in Englisch, Deutsch und Französisch ISBN 978-3-935567-87-9 80,00 Euro Der Schweizer Künstler Eric Hattan (*1955) schafft seine Kunst aus dem Leben. Er entwickelt sie aus einfachen Gegenständen: Verpackungen, die er umstülpt, Möbel, die er mit Latten unter die Decke stemmt, Schuhe, die die Wand hoch gehen, oder die eigenen Kleider als Bild für die Anwesenheit des Künstlers. Der Mensch ist der Maßstab, auch in seinen Videos mit genauen Beobachtungen von Alltagsdetails. Der Blick ist nicht unschuldig, und so muss der Betrachter genau hinsehen, was er wirklich wahrnimmt, ob einen wirklichen Raum oder nur ein kleines Modell hinter einem Türspion, ob eine tragende Säule oder nur eine Attrappe aus Gips. Selbst den Spuren gewaltsamer Eingriffe steht der Betrachter gegenüber: Durchbrüche durch Wände, verbogene und ausgerissene Straßenlaternen ... wenn Ästhetik die Ordnung der Welt bedeutet, dann ist sie hier auf den Kopf gestellt. Hattan kam auf praktische Weise zur Kunst, über sein eigenes Schaffen und als Organisator der lokalen Szene, insbesondere mit dem 1981 eröffneten Off-Space Filiale in Basel. Das Buch zeigt seinen gesamten Weg, seine jedes Mal vor Ort neu geschaffenen Werke, mit hunderten von Installationsaufnahmen und Videostills sowie Essays, die das Œuvre des Künstlers erstmals in allen Facetten fassbar machen. Kunst ist hier nicht herrschaftliche Eroberung neuer Sphären, sondern offene Erkundung des Nebenliegenden. So erschließt Hattans Werk scheinbar vertrautes Terrain und inspiriert uns für die eigene Begegnung mit dem Alltag. TERRAIN VAGUE (Auszug aus dem Essay von Philip Ursprung) Wenn ich ein Symbol für Hattans Werk aussuchen sollte, würde ich das Motiv der gegen die Raumdecke gestemmten Matratze wählen. Ich finde es bezeichnend, weil es mehrere künstlerische Fragen vereint, die Hattan stellt. Was normalerweise auf dem Fußboden oder auf einem Bett liegt, wird jetzt durch Stangen an einer Stelle fixiert, an die Decke geklemmt. Ahmt es Architektur nach? Oder ist es ein Spiel mit der Wahrnehmung, denn nach einigem Hinsehen beginnt man sich zu fragen, ob man eigentlich von unten nach oben blickt oder von oben nach unten? Wird die Matratze nicht mehr gebraucht? Oder hilft sie, die Raumdecke zu tragen – wie ein Kapitell auf einer dorischen Säule oder www.Holzwarth-publications.com Vertrieb Ursula Stricker, Tel +49-7531-944250, [email protected] HOLZWARTH PUBLICATIONS Frühjahr 2016 wie Atlas, dem das Gewicht der Welt auf den Schultern lastet? Empfindet man durch den anthropomorphen Aspekt die Anstrengung nach, die es kostet, die Matratze hoch über unseren Köpfen zu halten, weil man sich selbst vielleicht durch die Notwendigkeit eingezwängt fühlt, zu funktionieren und Dinge zusammenzuhalten, obwohl man eigentlich müde ist und sich ausruhen möchte? ... Hattan zeigt die Ambivalenz der Kunst auf, den Alltag sowohl zu hinterfragen als auch zu vereinfachen. Sein Skeptizismus gegenüber Abstraktionen, Verallgemeinerungen und Festlegungen zieht sich durch sein gesamtes Werk und seine Texte. Er zeigt sich nicht nur in der Spannung zwischen menschlichem Körper und Außenwelt, sondern auch in der Spannung zwischen der individuellen Vorstellungskraft und dem vereinheitlichenden System der Sprache. 114 294 Déplacement, 2010. Public space, Basel –> 296/297: All the While, 2008. MAC/VAL, Vitry-sur-Seine 2009 www.Holzwarth-publications.com Auslieferung GVA Göttingen, [email protected] HOLZWARTH PUBLICATIONS Frühjahr 2016 John Hilliard: Accident and Design Mit Texten von David Campany und John Hilliard Hardcover 24 x 28,2 cm 104 Seiten 59 Farbabbildungen Text in Englisch und Deutsch ISBN 978-3-935567-84-8 45,00 Euro Die Bilder des britischen Konzeptkünstlers John Hilliard (*1945) sind Befragungen des Mediums Fotografie. Seit Ende der 1960er-Jahre unterzieht er dessen Repräsentationsgehalt kritischen Überprüfungen, stellt mit seinen Fotos Thesen zur Wahrnehmung auf, legt Möglichkeiten und Unzuverlässigkeiten offen und schafft dabei wieder eigene, schlagende Bilder. Dafür nutzt er alle Mittel des Mediums in immer neuen fotografischen Versuchsanordnungen: Doppelbelichtungen, unterschiedliche Blickwinkel, Perspektivwechsel, Ausschnitte, Vergrößerungen, Reihungen, Überlagerungen und vieles mehr. So erforscht er, was ein Bild über die Welt sagt und inwieweit der Apparat selbst den Inhalt vorgibt. Zufall und Design ist eine Werkschau der letzten Jahre, die der Künstler durch Rückgriffe auf frühere Arbeiten zu einer konzentrierten Bestandsaufnahme seiner künstlerischen Fragen macht. Der Essay von David Campany zeigt, wie Hilliards Werk durch die Fotografie neue Wege aus der EndspielStimmung der konzeptuellen Kunst gehen konnte. Drei programmatische Texte des Künstlers decken die theoretischen Grundlagen und die praktische Arbeit an den verschiedenen Werkgruppen auf. ZUFALL UND DESIGN (Auszug aus dem Text von John Hilliard) Wenn wir annehmen, dass der Hauptzweck der Fotografie in der mimetischen Wiedergabe des Erscheinungsbildes ihrer Objekte liegt und dass ihr Ursprung in naturalistischen Kunstströmungen im Europa des 19. Jahrhunderts zu finden ist, sollte es möglich sein, die Fotografie mit parallelen Strategien innerhalb der Malerei und Zeichnung zu vergleichen. Die Exaktheit, die den genannten Praktiken innewohnt, scheint gegen ihre Toleranz für das Zufällige – das heißt für Vorkommnisse, die über die bewusste Absicht des Autors hinausgehen – zusprechen. Dessen ungeachtet kommt es in den Hervorbringungen all dieser Disziplinen zu ungewollten Ereignissen, deren Ort freilich variieren kann. Wie ein Fischernetz fängt die Kamera neben der eigentlichen Beute auch Ungewolltes ein. Manche dieser Zufallsfänge werden weder im Moment der Aufnahme noch während der Ausarbeitung wahrgenommen und fallen (wenn überhaupt) erst bei der Betrachtung des fertigen Abzugs ins Auge. www.Holzwarth-publications.com Vertrieb Ursula Stricker, Tel +49-7531-944250, [email protected] HOLZWARTH PUBLICATIONS Frühjahr 2016 Sie lösen dann Freude oder Bedauern aus, je nachdem, ob sie willkommen sind oder nicht. Ein möglicher Grund dafür, warum sie der Aufmerksamkeit des Fotografen entgehen, liegt in der Natur des Aufnahmeprozesses. Obwohl das Spektrum von spontanen Schnappschüssen bis zu minutiös vorbereiteten Studioaufnahmen reicht, werden die meisten Fotografien innerhalb weniger Sekundenbruchteile „eingefangen“. Bevor der Fotograf auf den Auslöser drückt, blickt er noch einmal schnell durch den Sucher. Doch erstens kann das Motiv in eine höchst komplexe visuelle Situation eingebettet sein und zweitens können plötzlich unerwartete Bewegungen vor dem Objektiv auftreten. In jedem Fall wird die Fähigkeit des Auges und des Gehirns, die Einzelheiten des Blickfelds genau und gleichwertig wahrzunehmen, durch die kurze zur Verfügung stehende Zeitspanne und/oder die Sichtbedingungen am Sucher drastisch eingeschränkt. Unter diesen Bedingungen fällt ein Gutteil der Verantwortung auf die neutrale Mechanik der Kamera. Wie beschrieben sind mangelnde Wahrnehmung und Einbeziehung des einzelnen Bilddetails Ursache für Zufälligkeiten, die zwar erst im Nachhinein entdeckt werden, insgesamt aber durchaus erwartbar sind ... So werden Zufallselemente, die in den verborgenen Rändern und Winkeln einer Fotografie lauern, bei ihrer Entdeckung zumeist als Plus gewertet und manchmal sogar eine zentrale Stellung im Werk einnehmen. Die rückwirkende Anerkennung nicht geplanter Einschlüsse im Werkganzen ist ein legitimer Teil der kreativen Verantwortung. Das, was da sein sollte, steht dem gegenüber, was tatsächlich da ist. Der Künstler/Fotograf muss beide Enden des Prozesses im Auge behalten. Wir sollten ihm die Entdeckungsreise durch das eigene Werk gönnen. Dabei gleicht er im Wissen der ursprünglichen Absicht und im Bewusstsein des erreichten Ziels die Ähnlichkeiten und Unterschiede innerhalb des Prozesses ab, stets bereit, etwaige Mängel selbstkritisch zu beanstanden und das Unerwartete wie einen ungeladenen Gast großzügig willkommen zu heißen. 80 www.Holzwarth-publications.com A Studio Palette For John Everett Millais And Charles Landseer, 2015. Pigment print on Hahnemühle paper / Pigmentdruck auf Hahnemühle-Papier, 102 x 123 cm 81 Auslieferung GVA Göttingen, [email protected] HOLZWARTH PUBLICATIONS Frühjahr 2016 Bridget Riley Mit einem Text von Éric de Chassey Hardcover 24 x 30 cm 38 Seiten 20 Farbabbildungen Text in Französisch und Englisch ISBN 978-3-935567-81-7 35,00 Euro Nachdem sie 2012 mit dem Rubenspreis der Stadt Siegen geehrt wurde, realisierte Bridget Riley zwei Jahre später ein zehn Meter breites Wandgemälde im Foyer des städtischen Museums für Gegenwartskunst. Es handelte sich um ein rein schwarzweißes Bild, aufgebaut aus schwarzen Winkelformen auf weißem Grund. Nach Jahrzehnten intensiver Beschäftigung mit Farbe schloss die Künstlerin damit an ihr frühes Werk als Pionierin der Op art Anfang der 1960er Jahre an. In der Galerie Max Hetzler in Paris zeigt sie dann 2015 eine konzentrierte Auswahl von fünf verwandten Arbeiten: ein knapp neun Meter breites Wandgemälde, sowie zwei monumentale und zwei kleinere Tafelbilder. Alle sind konsequent schwarzweiß und variieren das Motiv der abgewandelten Dreiecksform mit einer konkav oder konvex gerundeten Seite. Die beiden kleineren Bilder sind selbst Dreiecke. Die unterschiedlichen Größen im Raum verleihen den Bildern und wiederholenden Formeneine komplexe Wechselwirkung. Das Buch macht hierbei die Entwicklungen und Bezüge der Werke untereinander so deutlich wie ein Gang durch die Ausstellung. Dazu stellt der französische Kunsthistoriker Éric de Chassey in seinem Essay Genese und Bedeutung dieser neuen Phase in einen Werkzusammenhang mit Gemälden aus früheren Schaffensphasen der Künstlerin. UNBOUND CERTAINTIES (excerpt from the essay by Éric de Chassey) In thus revisiting her own past, Riley does not forsake her allegiance to the principles of modernism, which entails that each work of art is an adventure with an unforeseeable result reached through a process of trial and error, and not the illustration of a pre-existing idea or the mere formalisation of a floating image. Riley simply leaves aside – as she has long since done – the teleology that went with modernism up until the 1970s, in order to direct the viewers’ attention to the particular effects created by each painting. The scale of the new paintings makes them not only a visual experience, but a bodily experience, too. Far from inducing the ‘radical disembodiment’ associated with Riley’s 1960s works, these paintings have their roots in the here and now of a bodily perception that can only function in the www.Holzwarth-publications.com Vertrieb Ursula Stricker, Tel +49-7531-944250, [email protected] HOLZWARTH PUBLICATIONS Frühjahr 2016 presence of a stable object. We identify an image on the surface of the painting at the same time as the image’s complex perceptual effects make themselves felt, whether or not we are conscious of them, concentrating on them or simply looking while paying no particular attention. But unlike the large curve paintings, where ‘one is unavoidably reminded of human gestures and movements’, the new black-and-white paintings are thoroughly non-figurative, without any suggestion of bodies: they are to be experienced by an incarnated eyesight, which is not replicated nor even hinted at in them. They are more like landscapes, or rather, because they are reduced to a contrast of black and white, they are like the movements of light and shadows that you can experience on a stable surface or moving across a field. Although this field is that of a picture or wall, it relates to experiences made in nature: ‘It did begin in Cornwall with walks on the cliffs’, Riley has acknowledged. ‘You walk one way and you walk back and the light is different.’ This is where the address of these paintings rests – not on the basis of a teleological notion of progress to which viewers would be led indiscriminately through excitation – but on that of a one-on-one relationship. What we experience first in these paintings are some harmonious certainties (and our uncertain world demands some certainties because we are lost enough in our everyday lives), which never lock themselves onto closed identities, but, within a prolonged viewing, are at our disposal to be freely and pleasurably analysed, broken apart, recomposed, started anew – each time in a personal way. 34 Chorus, 2015, acrylique sur support en polyester APF / acrylic on APF polyester support, 200 x 450 cm www.Holzwarth-publications.com Auslieferung GVA Göttingen, [email protected] HOLZWARTH PUBLICATIONS Frühjahr 2016 Rolf-Gunter Dienst: Frühe Bilder und Gouachen Mit einem Text von Martin Engler Hardcover 28 x 27 cm 64 Seiten 41 Farbabbildungen Text in Deutsch ISBN 978-3-935567-86-2 45,00 Euro Rolf-Gunter Dienst (*1942) ist sowohl als abstrakter Maler als auch als Redakteur der Zeitschrift Das Kunstwerk seit den 1960er-Jahren eine zentrale Gestalt der deutschen Kunst. Die hier gezeigten Bilder und Gouachen von 1962 und 1963 stehen ganz am Anfang seines Schaffens: Aus einem handschriftlichen Kürzel entwickelt Dienst, beeinflusst von abstraktem Expressionismus und Minimalismus, eigenständige malerische Fragen. Ein kleines Zeichen als malerische Geste, ein Farbkürzel in Reihen über die Leinwand gesetzt, aus dem er mit unendlichen Formvariationen und subtilen Farbdifferenzen seine abstrakte Bildwelt des All-over-Paintings erschafft. Das hier vorliegende Buch ist ein Dokument dieses Aufbruchs und damit auch der Geschichte der deutschen Avantgarde. VERSPRECHEN UND VERWEIGERUNG (Auszug aus dem Text von Martin Engler) Die Spannung zwischen zeichnerischem Kürzel und Bildraum, zwischen Struktur und Form, ist das zentrale Movens der Malerei Diensts. Auch wenn zu Beginn die Dienst’sche Paraphe noch recht barock ausgreift, das Spielerische sich noch sehr offen am Repetitiven reibt, wenn sie im Maßstab changiert, noch sehr nahe dem Schriftzeichen, im Kalligrafischen verhaftet ist. Gerade diese spielerische Offenheit macht jedes einzelne Blatt und Bild immer wieder zum Zeugnis eines skrupulösen Wahrnehmungsprozesses. Und mit jedem Bild wird von neuem die Idee einer unverstellten, unmittelbaren Sichtbarkeit Lügen gestraft. Den Bildern eignet ein Moment der Transparenz und des Fließens, der Offenheit und des Sich-Verschließens. Farbe und Struktur zersetzen sich im Sehen. Und selten formuliert Dienst dieses Grundtheorem so frei und großzügig wie in diesen frühen Werken. Was es hier zu „sehen“ geben könnte, entzieht sich dem Sehen als schlichtem Schauen oder im Sinne einer finalen, abschließenden Beschreibung mit großem Erfolg und ebensolchem Mehrwert. Diese Bilder wollen im Gegenteil immer wieder neu gesehen werden. Das Sehen ist bei Dienst zugleich Prozess und Verheißung – beides wird nie oder zumindest nie gänzlich eingelöst. Ein im besten Sinne dialektischer Prozess, dessen komplementäre Lesarten in keinem Fall im Bild, sondern immer nur außerhalb zur Deckung kommen, als Leistung des Betrachters. Und diese ästhe- www.Holzwarth-publications.com Vertrieb Ursula Stricker, Tel +49-7531-944250, [email protected] HOLZWARTH PUBLICATIONS Frühjahr 2016 tische Kippfigur, dieses Sowohl-als-auch aus Versprechen und Verweigerung, begründet wesentlich das Sinnliche und die Seh-Lust der Bilder Rolf-Gunter Diensts. Eine Re-Lektüre der frühen Arbeiten Diensts gibt deshalb nicht zuletzt auch dem Umgang mit unserer unmittelbaren Gegenwart einen anderen, profunderen Hallraum, wenn es das Werk vermag, seine Verwurzelung in der Kunstgeschichte sichtbar werden zu lassen. Das Werk von Rolf-Gunter Dienst spannt mit seinen skripturalen Einschreibungen den Bogen zurück von den frühen Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts bis zur Kunst der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Kleinteiligkeit unserer Narration der Gegenwartskunst macht mit einem Male einer neuen Großzügigkeit Platz, wenn wir künstlerische Werdegänge nicht mehr im kurzatmigen Dekadenrhythmus beschreiben, sondern anhand großräumiger Sinneinheiten, wie etwa der lebenslangen Erkundung eines skripturalen Kürzels. 40 Ohne Titel, 1963, Gouache auf Papier, 31,9 x 42,4 cm; Ich liebe Anna, 1963, Gouache auf Papier, 86 x 61 cm 41 38 Ohne Titel, 1963, Gouache auf Papier, 49,8 x 65,2 cm; Ohne Titel, 1963, Gouache auf Papier, 50 x 65 cm 39 www.Holzwarth-publications.com Auslieferung GVA Göttingen, [email protected] HOLZWARTH PUBLICATIONS Frühjahr 2016 Inge Mahn Mit Texten von Robert Fleck, Noemi Smolik, Stephan von Wiese Hardcover mit Schutzumschlag 21 x 28 cm 78 Seiten 23 Farb- und 19 Sw-Abbildungen Text in Deutsch und Englisch ISBN 978-3-935567-83-1 45,00 Euro Die Skulpturen von Inge Mahn orientieren sich an Objekten des Alltags. Hundehütten und Vogelhäuser, eine Verkehrskanzel, die Einrichtung eines Klassenzimmers, Glockentürme und Schornsteine sind aus weißem Gips und anderen einfachen Materialien nachgebildet, verfremdet und bis ins Groteske verändert. Ihre samtenen Oberflächen schlucken das Licht und verschieben sie ins Abstrakte: Phantome im Raum. In Ausstellungen unterschiedlich in Szene gesetzt, nehmen die Skulpturen Bezug zum Betrachter auf, ein Spannungsfeld zwischen öffentlichem Raum und privater Erfahrung entsteht. Inge Mahn (*1943) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war dort bis 1972 Meisterschülerin bei Joseph Beuys. Gleich im Jahr ihres Abschlusses wurde sie von Kurator Harald Szeemann auf die documenta 5 eingeladen. Es folgten zahlreiche nationale und internationale Ausstellungen. 1983 wurde sie Professorin, erst an der Akademie der Künste, Stuttgart, dann an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin. Heute lebt und arbeitet sie in Groß Fredenwalde in der Uckermark. SKULPTURALE BEHAUPTUNGEN IM RAUM (Auszug aus dem Essay von Robert Fleck) Einige Skulpturen von Inge Mahn sind in einen Raum gefügt und erhalten daraus ihre Gestalt. Andere behaupten sich, Architekturen ähnlich, selbstbewusst und diskret in einem nicht näher präzisierten Umraum. Die weißen, unregelmäßigen Oberflächen weisen Spuren zahlreicher Arbeitsvorgänge auf und schlucken das Licht, das eigentlich durch die Großflächigkeit der Skulpturen und ihre helle Farbgestalt verstärkt werden müsste. Dieser Umstand erklärt die eigentümliche Präsenz der Skulpturen. Trotz der Verwandtschaft ihrer Formensprache mit der Minimal Art treten sie nicht aufmerksamkeitsheischend in Erscheinung und entwickeln aus dieser bescheidenen, formal aber sehr entschiedenen Haltung eine besondere Poesie. Ihre durchgehend weiße Gestalt und die unregelmäßige Oberfläche, die das Umgebungslicht bricht, rufen im Betrachter den Eindruck hervor, vor klaren Körpern zu stehen, die jedoch ähnlich wie Phantome den Raum, den sie definieren, nicht besetzen, sondern frei halten. Auch der zweite Aspekt der Skulpturen von Inge Mahn erweist dieses Werk als eine viel zu wenig beachtete Position in der dreidimensionalen Kunst der letzten Jahrzehnte. Jede Arbeit von Inge www.Holzwarth-publications.com Vertrieb Ursula Stricker, Tel +49-7531-944250, [email protected] HOLZWARTH PUBLICATIONS Frühjahr 2016 Mahn evoziert gesehene Dinge, meist aus dem Bereich der Architektur, verschiebt diese jedoch in einen subjektiven Bildmodus, durch die skizzenhafte Ausführung und durch die offensichtliche Unbenützbarkeit der Gestalt ... Nicht unmittelbar kontextbezogene Arbeiten wie die Polizeikanzel von 1973, eine der ersten großen Arbeiten nach dem Verlassen der Kunstakademie, greifen Formen aus der öffentlichen Sphäre auf, in diesem Fall eine überdachte und erhöhte Plattform für verkehrsregelnde Polizisten. Sie bilden die Gestalt aber derart offensichtlich handgemacht und nicht funktional einsetzbar nach, dass eine schier unendliche Kette von metaphernartigen Bedeutungen entsteht, vom Humor über das Gehabe der Staatsmacht bis zur Evokation der Wachtürme der DDR entlang der damaligen innerdeutschen Grenze bzw. der ironischen Verbindung der Polizeikanzel mit der Kanzel des Predigers in christlichen Kirchen ... 36 42 Roter Teppich, 1980/2015, Polizeikanzel, 1973, Balancierende Kugel, 2015, Staffelei mit acht Bildern, 1978, Hundehütten, 1977, Galerie Max Hetzler, Berlin, 2015 Hundehütten, 1977 (oben / above); Roter Teppich, 1980/2015 (rechts / right), Galerie Max Hetzler, Berlin, 2015 www.Holzwarth-publications.com Auslieferung GVA Göttingen, [email protected]
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