Geistliche Nachrichten aus der Ev. Communität & Geschwisterschaft Koinonia Hermannsburg | Heidelberg | Germerode Spiritual Community Koinonia Mafikeng/Südafrika Hausgemeinschaft Halle Nr. 3 | 2015 Von Gott überholt Weihnachten ist auch das Fest der Gottesbegegnung. Nicht wir Menschen müssen uns anstrengen, zu Gott zu gelangen, sondern Gott kommt selbst zu uns, ganz nahe. An Weihnachten feiern wir die Geburt von Jesus, in dem Gott Mensch geworden ist – davon berichtet das LukasEvangelium. Aber auch schon im Alten Testament lesen wir davon, wie Menschen Gottes Nähe erfahren, etwa Mose, der das Volk Israel durch die Wüste führen soll und dabei mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen hat (2. Mose 33,12-23). Vielleicht kann uns dieses Bild auch in der Adventszeit begleiten. Gott offenbart sich: „All meine Güte soll vor Deinem Angesicht vorüber gehen. Du erkennst mein Wesen an meiner Güte: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig. Ich, der allmächtige Gott, will Dir begegnen, so, dass Du spüren kannst ‚ich bin da‘, aber auch so, dass Dich mein Feuer nicht verbrennt: Ich schenke Dir diesen Raum bei mir. Ich schenke Dir den Blick hinter mir her: schau auf meine Spuren.“ Gott fordert Mose auf, sich in diesen Raum zu stellen und von da aus zu blicken, und zwar auf das, was von Gott in seinem Leben sichtbar ist: „Lass alles zurück, alle zerbrochenen Hoffnungen, alle Wut, alle Wünsche nach Sühne oder nach Wiedergutmachung. Stell Dich ‚emotional wertfrei‘ in den Raum bei mir. Und schau dann: Nicht mehr Du rennst auf den Berg und wieder herunter: Ich lasse Dich einen Augenblick lang einfach stehen. Ich überhole Dich und alles, was Du an eigenen Erfahrungen, Urteilen, Sorgen mitbringst. Nicht Du musst Deine Vergangenheit und Deine Zukunft über-blicken oder in-den-Blick-kriegen. Das einzige, was du brauchst ist, mir hinterher zu schauen.“ Katrin Jabs Gemeinschaftsperspektiven Geschwisterschaft Koinonia im Sommer 2015 – ein Zwischenstand Vom 13. bis 18. August trafen wir uns als Geschwisterschaft in Ilbenstadt bei Frankfurt. Unser Konvent stand unter dem Wort aus Jesaja 43: „Siehe, ich will Neues schaffen, schon sprießt es hervor. Seht ihr’s denn nicht?“ Zwei Jahre sind nach unserem letzten Sommerkonvent vergangen, auf dem wir uns grundlegend sortiert und neu ausgerichtet hatten. Zwei Jahre, in denen wir behutsam und mit Blick auf unsere Gaben und Ressourcen Schritte gewagt haben, immer mit der Frage, wie Geschwisterschaft jetzt und in Zukunft gelebt werden kann. So hat zum Beispiel ein Regionalkonvent viel Flexibilität und Kreativität entwickelt, um möglichst vielen die Teilnahme an den regionalen Treffen zu ermöglichen; ein Regionalkonvent hat gemeinsam Urlaub gemacht, bietet eine Einkehr an, weiß sich in besonderer Weise der Fellowship in Äthiopien verbunden und unterstützt die dortigen Einkehren auch personell. In zwei Regionalkonventen haben die Geschwister einander zu Jahresbeginn mitgeteilt, welche Herausforderungen und Freiräume sie im kommenden Jahr vor sich sehen, und haben verbindliche Zusagen gewagt, womit die Geschwister in diesem Jahr bei ihnen rechnen können. Ein Konvent nimmt die unterschiedlichen Ausgangslagen der zentral zusammen lebenden Geschwister und der dezentral lebenden Geschwister bewusst wahr und ein weiterer Regionalkonvent musste feststellen, dass sie zu wenige sind, um sich als Region weiterhin treffen zu können und hat die Auflösung beschlossen. Ganz ver- aber was ist unserer Sehnsucht näher? In welcher Form können wir unsere Berufung, Gott mit unserem Leben zu suchen und zu ehren, besser leben? Was den fünftägigen Sommerkonvent neben allem Ringen und Nachdenken besonders geprägt hat, war, dass wir gemeinsam mit unseren Kindern fröhlich gefeiert haben, im Gottesdienst ebenso wie in Spiel und Tanz – das waren für uns neue Erfahrungen eines gesegneten Miteinanders, an die wir uns gerne erinnern. Auf diesem Weg möchten wir weitere Schritte miteinander gehen. schiedene Formen und Versuche, weiter miteinander auf dem Weg zu sein. Vieles hat uns in den vergangenen zwei Jahren Hoffnung und Freude gemacht. Auf unserem Sommerkonvent konnten wir spüren, dass wir einander sehr nahe sind in unserer geistlichen Sehnsucht, dass wir aber zugleich noch sehr am Anfang sind bei den Fragen nach der konkreten Gestalt unserer Gemeinschaft. Zwei Bilder haben uns im Reden über unsere Strukturen begleitet: Verstehen wir Geschwisterschaft als „gemeinsames Haus“ oder als „Zeltlager“? Beides hat Anziehungskraft, Sabine Peter und Sabine Friebolin Nachruf Er gab uns den Schlüssel zu den Menschen Am 6. November starb Dieter Mascher nach langer und schwerer Krankheit in Südafrika. Der Missionar hatte dort 50 Jahre unter den Twanas gelebt und gearbeitet. die Tswana-Sprache lernen durften. Er gab uns den Schlüssel zu den Menschen, wofür wir ihm immer dankbar sein werden. Im Tswana-Unterricht vergaß sich Dieter völlig. Er wurde das Sprachrohr für die Vermittlung der schönen und doch schweren Sprache für uns. Er verstand es, uns in den Bann zu ziehen. Dabei lehrte er dramaturgisch: Er stellte Vokabeln so plastisch dar, dass man sie einfach nicht vergessen kann. Wir hatten Tswana-Unterricht an den unmöglichsten Orten: in einer Halle bei einem Retreat Wochenende, im Keller der Deutschen Gemeinde, jede Möglichkeit wurde genutzt. Als Pastor in der ELCSA hat Dieter bescheiden und entschieden seinen Dienst getan mit der treuen Hilfe von Maria, bis ins hohe Alter hinein. Durch seine Gründlichkeit gelang es ihm, oft mit wenig Mitteln viel zu schaffen. Eines seiner Prinzipien war so zu arbeiten, dass jeder nachfolgende einheimischer Pastor mühelos seine Arbeit fortsetzen konnte. Unter den Tswanas war Dieter ein geschätzter Ratgeber, Pastor und Gelehrter. Dieter war ein beeindruckender Mann, mit genialer Sprachbegabung, aber auch starken Begrenzungen auf anderen Gebieten. Mit zunehmendem Alter und abnehmenden Kräften lernte Dieter aber noch Neues dazu. Die Zeit der Krankheit von Maria und später die der eigenen hat uns eine neue Seite an Dieter kennenlernen lassen. Sein Leben hat sich mit seiner langen Krankheit Wenn ich mich an Dieter Mascher erinnere, denke ich zuerst an seine leidenschaftlichen Vorträge, warum muttersprachlicher Unterricht entscheidend für das Lernen und die Entwicklung von mathematisch-technischen Begabungen ist. Dieter hat sich mit großer Ausdauer und Fachkenntnis mit Sprachpolitik, Schulsystemen und Konsequenzen der kolonialen, entfremdeten Unterrichtspraxis beschäftigt. Sein Traum war, dass der muttersprachliche Unterricht auch in Südafrika eingeführt und endlich deutlich würde, dass auch hier hochbegabte Menschen zu finden sind, die ausgebildet kompetent die Geschäfte führen könnten. In vielen seiner Analysen war Dieter seiner Zeit voraus, oft schien er uns wie ein einsamer Rufer in der Wüste. Manches konnte die Gesellschaft (noch) nicht aufnehmen. Durch das Erbe der Apartheid war der Weg der muttersprachlichen Schulbildung zu vorbelastet, als dass die Regierung diese Vorschläge hätte umsetzen können. Dennoch wurde Dieter nie müde, immer wieder auf Sprachkonferenzen diese Themen und Vorschläge zu präsentieren. Dieter war aber auch Missionar, ein geistlicher Mensch und treues Mitglied der Koinonia. Er kam 1964 mit seiner Frau Maria nach Südafrika, um hier seine Hingabe an Gott zu leben und als Pastor die hiesige Kirche, die ELCSA, zu unterstützen. Er erlebte die Hoch-Zeit der Apartheid, deren Fall und den politischen Wandel in die demokratische Gesellschaft hinein. Die tägliche Meditation war fester Teil seines Lebens. Wie uns in der Communität hat er einige Missionare ins Land gerufen, damit wir unseren Beruf als bewusste Christen einbringen. Es war ein großes Privileg, dass wir bei Dieter 2 abgerundet und vervollständigt. Robala ka kagiso, Mokwena! (Schlafe in Frieden) Undine Rauter Die ausführliche Fassung dieses Artikels können Sie auf unserer Homepage nachlesen: www.koinonia-online.de > Publikationen > Geistliche Nachrichten > Langfassungen oder alternativ http://goo.gl/RNTlZo Aus den Projekten Kunst im Kloster – muss das sein? Wir erleben, dass Kunst Raum zur Begegnung eröffnet – und manchmal tritt ER zu denen, die über den Kunstwerken miteinander teilen, was sie hoffen. Darum ist Kunst im Kloster etwas Wesentliches. geschenkt. Sie steht im Inneren Gärtchen und lädt ein zum Innehalten und Ruhen. In Germerode hatten wir es von Anfang an mit der Kunst zu tun. Abgesehen davon, dass allein schon der Kirchenbau ein sehr sprechendes Kunstwerk ist, hat im ersten Jahr unseres Hierseins, Christina Utsch aus Berlin gewebte Bilder zu Psalm 84 („Wie lieb sind mir deine Wohnungen“) ausgestellt. Mit vielen kleinen und großen Leuten haben wir uns durch die Sprache der Farben und Formen in den Psalm eingehört. Unser Beten ist frisch geworden. Unter den Keramikskulpturen der Benediktinerin Christophora Janssen waren einige Mariendarstellungen in der Klosterkirche zu sehen. Nicht wenige sind darüber ins Nachsinnen gekommen, was uns Maria im Glauben eröffnet. Da ist nicht nur das ökumenische Gespräch angestoßen worden. Aus dieser Austellung wurde uns von einem befreundeten Ehepaar die Figur des Guten Hirten Als es in diesem Jahr um die druckgraphischen Werke von Ludwig Gruber ging, sagte jemand: Es sollte etwas am Ort bleiben von der Ausstellung. Vielleicht würde der Künstler den Psalm 23 schreiben? Und – wir haben doch den Gewölbekeller; ist der das dunkle Tal? Wenn wir einen richtig großen Tisch hätten.... vielleicht auf dem grünen Rasenstück im Kreuzgang? Dann könnten wir junge Leute ins Kloster einladen, Konfirmand(inn)en, Schulklassen für Orientierungstage. Das Kloster ist doch Ort der Gottsuche. Ja, der Künstler schrieb die Psalmverse auf vier Tafeln und hat sie uns geschenkt. Anne Störmer hat ein theologisch fundiertes Konzept erdacht und es mit einem erfahrungsbezogenen Stationenweg umgesetzt. Der Kirchenkreis hat uns eine Anschubfinanzierung gewährt und wir sind in gutem Kontakt mit den Beauftragten für Konfirmandenunterricht in unserer Kirche. Im Frühjahr werden wir zu dem Konfirmandenprojekt „DU bist bei mir“ öffentlich einladen können. Anneke Kalbreyer, die mit uns in Germerode lebt, wird Pfarrer(innen) und mitarbeitende Gemeindeglieder kompetent in das Konzept einführen, die Gruppen auch begleiten. In der Mitte des Kreuzgangs stehen mittlerweile drei sehr große Tische, hergestellt in der Werkstatt des Naturpark Meißner. Sie legen fast jedem Besucher die Frage in den Mund, was es damit auf sich hat. Es ist einfach an diesem Tisch aus dem Evangelium von der Gastfreundschaft Gottes zu erzählen und von unserer Freude an Seinen Gästen. Traudl Priller Entdeckungstag für Konfirmanden, wo Psalm 23 mit allen Sinnen erfahren wirden. Zum Beispiel laufend im Klosterhof. Lassen Sie das Kloster leben! Wenn auch Sie dazu beitragen wollen, dass Menschen weiterhin das Kloster Germerode als einen guten Ort erleben, helfen Sie doch mit einer Spende auf das Konto des Förderkreises, Stichwort „Germerode“ (Bankverbindung siehe Impressum). Natürlich erhalten Sie eine steuerlich abzugsfähige Spendenbescheinigung – bitte geben Sie dazu Ihre Adresse an. 3 Aus Kirche und Gemeinde Grenzen überwinden Ursel und Henning Behrends aus der Geschwisterschaft nahmen im August an der jährlichen Einkehr der Fellowship Koinonia in Äthiopien teil. Es war bereits die 15. Einkehr seit Bestehen der Fellowship. zwischen Juden und Samaritern in der Bibel weist viele Ähnlichkeiten auf: verfeindete Brüder, die einander fremd gegenüber stehen. Am ersten Tag der Einkehr ging es um das Thema „Was ist fremd und was vertraut an den anderen?“ anhand der Geschichte von der Entstehung des samaritanischen Volkes in 2. Könige 17. In Lukas 17,1119 betrachteten wir Jesus als Grenzgänger und bedachten, wie wir Christen religiöse und ethnische/innere und äußere Grenzen überwinden können. Am dritten Tag beschäftigte uns in Apg 8,4-13, dass Gott selbst die Grenzen öffnet. Aber was passiert, wenn Türen geschlossen bleiben? Am vierten Tag haben wir Abendmahl gefeiert mit einer Predigt zu Apg 10 (Gott überwindet die Grenzen zu den Heiden). Können wir Christen anfangen, mit den anderen gemeinsam zu essen? Können wir die Feindschaft gegenüber den Orthodoxen („Götzenanbeter“) und den Muslimen („die sind besessen“) ablegen? Wir können zwar nicht die Zäune der anderen niederreißen - wohl aber unsere eigenen, um ihnen zu begegnen. Das ist auch eine relevante Frage für Deutschland: Wo sind hier Zäune und Grenzen, die überwunden werden müssen? Henning Behrends In diesem Jahr kamen mit 41 Erwachsenen und Kindern doppelt so viele Teilnehmer wie in den letzten Jahren. Das Thema der Einkehr knüpfte an einem Ereignis an, das im April Äthiopien zutiefst bewegt hatte: Etwa 30 äthiopische Christen wurden in Libyen durch den IS vor laufender Kamera erschossen, etliche davon sogar enthauptet. Viele von ihnen waren als Flüchtlinge nach Europa unterwegs. Das bewirkte in Äthiopien einen kollektiven Schock: drei Tage Staatstrauer, Christen aller Kirchen und auch Muslime vereint in tiefer Betroffenheit. So haben wir das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen betrachtet und thematisiert. In Äthiopien gab es neben einem traditionell unbefangenen Miteinander auch immer eine „Kultur der gegenseitigen Nichtberührung“ zwischen Christen und Muslimen - beide können z.B. nicht einmal miteinander essen, evangelische Christen betrachten Muslime oft nur als Missionsobjekteund fürchten sich vor der Gewaltbereitschaft der Extremisten. Umgekehrt grenzen sich radikale Muslime zunehmend mehr von Christen ab. Muslime gibt es nicht in der Bibel. Aber das Verhältnis Kurznachrichten & Termine Künftig wollen wir die Geistlichen Nachrichten bevorzugt per E-Mail versenden. Bitte lassen Sie uns dazu Ihre E-Mail-Adresse zukommen. Entweder per E-Mail an [email protected] oder über das Kontakt-Formular auf unserer Homepage. Einmal im Monat gibt es aktuelle Neuigkeiten und Berichte aus dem AIDS-Projekt Tsibogang auf dem Blog unter www.tsibogang.org. Termine Impressum 2.-7.1.16 Einkehrtage zum Jahreswechsel mit T. Priller und E. Ruhe im Kloster Germerode 23.-28.3.16 Ostereinkehr mit Traudl Priller im Kloster Germerode 8.-10.4.16 Stilles Wochenende im Harz mit Steffi Kühlewind & Team im Kloster Gernrode/Harz 15.-17.4.16 Stiller Tag (mit zwei Übernachtungen), mit F. Fischer & Team in Fleestedt bei Hamburg In der Communität Koinonia im Kloster Germerode sind auch individuelle Zeiten der Stille nach Absprache möglich. Rückfragen und Infos bei Traudl Priller: [email protected] Mehr Informationen und Anmeldung: www.koinonia-online.de 4 Communität & Geschwisterschaft Koinonia. Dantestr. 37, 69115 Heidelberg E-Mail: [email protected] Internet: www.koinonia-online.de Redaktion: Iris Hinneburg & Angelika Schmidt Gestaltung & Produktion: Christian Störmer / www.plusc.eu Druck: diaprint KG Ronnenberg-Empelde Bilder: Archiv Koinonia (2), A.Störmer (3) Spenden: Förderkreis Mission und Gemeinschaft e.V. IBAN: DE10 2575 0001 0055 5905 41
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