der backstein-ziegel ist eines der ältesten baumaterialien - HS-OWL

der backstein-ziegel ist eines der ältesten baumaterialien, die es gibt. in vielen kulturen der erde,
wurde und wird mit ziegeln gebaut. einen höhepunkt erreichte die sichtbare ziegelbauweise in der
römerzeit. bis heute unerreicht, wurde der backstein für alle anstehenden bauaufgaben benutzt.
vom privaten wohnhaus bis zur öffentlichen arena, vom römischen bad bis zum äquaduct erfüllte
der ziegel alle anforderungen.
eine weitere blütephase für das bauen mit ziegel war die backsteingotik, in der vorallem im sakralbau
zahlreiche ikonen der architekturgeschichte hervorgingen. durch die industrialisierung gelang es,
den ziegel als massenprodukt quantitaiv und qualitativ zu verbessern. hiermit wurde der ziegel als
modernes baumaterial begründet. durch die erscheinung von anderen baumaterialien wie holz,
beton, stahl und glas wurde der ziegel des öfteren als veraltet bezeichnet. wie die baugeschichte aber
beweist, ist der ziegel ein dauerhaftes und ein zeitloses material. er ist recyclbar und wiederverwendbar. heutzutage wird der ziegel zurecht aufgrund seiner bauphysikalischen eigenschaften geschätzt
und verwendet. das bauen mit backstein ist nach wie vor vom menschen auf den menschen abgestimmt. die kleinste einheit - ein backstein, ist ein modul - er wird durch das fügen, der mauerfuge,
zur wand, zum haus, zur stadt. häuser und städte aus ziegel haben seit tausenden von jahren die
menschen geprägt. die einzigartigkeit der ziegeloberflächen faszinieren durch die farbechte wärme
des gebrannten tones und durch die kristaline refl exion des lichtes. dies macht das ergebniss schön
und interessant.
die ziegelproduktion war neben der schiffahrt und dem schiffbau ein wichtiger wirtschaftsfaktor
in der stadt havelberg. der ziegel als baumaterial hat nicht nur das erscheinungsbild der stadt havelberg selbst, sondern den ganzen havelländischen kulturraum mit dörfern und städten bis nach berlin
geprägt und tut dies heute noch. die havelberger bischofskirche ist mitte des 12. jahrhunderts als
romanisch basilika aus bruchstein entstanden. nach brandstiftung erhielt der dom auf romanischem
mauerwerk um 1300 backsteinerne kreuzgewölbe, spitzbogenfenster und damit seine gothische
erscheinung. die klosteranlage daneben ist gänzlich aus backstein gebaut. ihr mauerwerk besteht aus
ziegeln, die um 1200 bis etwa 1330 nahe des bauwerks gebrannt worden sind. bis ins 18. jahrhundert
gab es zwei ziegeleien in havelberg. die ratsziegelei vor dem steintor produzierte ziegel für die bürger
der inselstadt, die domziegelei - erst innerhalb der backsteinmauer der domfreiheit, dann außerhalb
auf einer anhöhe über den kapitelsdörfern - gehörte dem domkapitel.
im 19. jahrhundert nahm die zahl der ziegelein zu, denn die steine hochroter färbung ließen sich
wegen der regen bautätigkeit in den großstädten gut verkaufen. neben der quantitativen steigerung
heraus entstanden aber auch baukulturelle highlights wie z.b. das holländische viertel in potsdam
oder die siegessäule und das rote rathaus in berlin aus havelberger ziegeln. vom sprunghaften anstieg
der ziegelproduktion provitierte auch die havelschiffahrt. auf kähnen mit 30 - 50 tonnen tragfähigkeit wurden täglich ziegelladungen richtung berlin transportiert. um 1900 gab es in havelberg neben
neun ziegeleien drei ofenfabriken und zwei tonschlämmereien. ziegeleibesitzer aus rathenow,
die ihre tonlager erschöpft hatten, kauften havelberger tongruben auf und konnten damit weiterhin
„rathenower steine erster klasse“ für berlin brennen. mit der starken mechanisierung der ziegel-industrie und der nachlassenden buatätigkeit im ersten weltkrieg und inflationszeit gingen die meisten
havelberger ziegelein ein. die „havelberger tonindustrie“ stellte bis in die 1960er jahre noch dränagerohre her, dann kam mit der umstellung der produktion auf betonsteine das entgültige aus. noch
heute lagern zwei meter dicke tonschichten im deichvorland der elbe bei havelberg.