NordBau 2016 für Architekten und Fachplaner – Eines der umfangreichsten Kongressprogramme dieser Republik Was sind die Gestaltungsthemen und Technologien der Gegenwart und Zukunft? Welche Baustoffe und Systeme sind aktuell angesagt? Wolfgerd Jansch, der Prokurist der Messe und Dietmar Walberg, selbst Architekt, Geschäftsführer des ARGE e.V. , Kiel und langjähriger Messebeirat im Gespräch über die 61. NordBau und deren breites Themenspektrum für Architekten und Fachplaner. Herr Jansch, Herr Walberg, ist die NordBau eine Messe für Architekten? Jansch: Es ist schon so, dass einige Architekten uns immer noch mit den Maschinen verbinden. Tatsächlich ist die NordBau heute komplett gewerkeübergreifend aufgestellt, sie bietet ein breites inhaltliches Spektrum und jede Menge tolle Aussteller aus dem Hochbau. Walberg: Über die Baumaschinen hinaus bestechen die Tiefe und Vielfältigkeit der Messe mit einem der umfangreichsten Kongressprogramme dieser Republik. Gerade Architekten können von der großen Produktvielfalt und vielfältigen Informationen über Baustoffe, Materialien und neue Technologien für ihre tägliche Planung profitieren. Die NordBau ist ein typischer Fall für die alte Weisheit, dass sich ein zweiter Blick lohnt! Ich bin Architekt und will mich orientieren. Wo erhalte ich einen schnellen Überblick? Walberg: Kommen Sie zum zentralen Infostand der ARGE. Hier finden Sie uns zusammen mit der Investitionsbank Schleswig-Holstein als Landesförderbank und der Verbraucherzentrale. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit der Architekten- und Ingenieurkammer zusammen. Unsere Scouts beraten auch Kolleginnen und Kollegen, die von der Angebotsvielfalt geplättet sind. Lassen Sie sich durch die Themenfülle navigieren - von energetischer Sanierung, regionaler Baukultur bis Fassadendämmung. Und Sie treffen vor Ort auch auf beratungswillige Bauherren oder Wohnungsbauunternehmen, denen wir empfehlen: Bevor ihr was tut, fragt den Architekten! Mit welchen Themen sprechen Sie Planer 2016 konkret an? Jansch: Ein Schwerpunkt ist die Vielfalt an Ziegeln, Verblendern und Backstein. Wir sind seit vielen Jahrzehnten Dipl.-Ing. Architekt Dietmar Walberg, Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft zeitgemäßes Bauen Wolfgerd Jansch, Prokurist Holstenhallen Neumünster Messeleitung NordBau Deutschlands größte Plattform mit den meisten Ausstellern zu diesen Baustoffen, mit Fokus auf die Fassade. Darüber hinaus besetzen wir in diesem Jahr Impulsgeber-Themen wie innovative Dämmstoffe. Wer Gestaltungsthemen sucht, wird in den Hallen 1 bis 5 fündig. Walberg: Ganz grundsätzlich sollten wir die Architekten nicht nur auf die Gestaltung reduzieren. Die Mehrheit hat mit dem Management von Bauvorhaben zu tun. Das muss in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, das sich in Neumünster widerspiegelt. Das Kongressprogramm adressiert Architekten mit vielen, auch technischen Themen ganz gezielt. Es gibt den Holzbautag, die Massivbautage, das Fachforum Innovative Dämmstoffe, den Bauministertag mit den Wohnungsunternehmen und anderen kommunalen Vertretern oder den Baumeistertag des BDB. Ich würde sagen: Mehr als 60 Prozent der Kongressveranstaltungen haben den Planer im Fokus. Jansch: Und, das sollte an der Stelle nochmal erwähnt werden, es gibt Fortbildungspunkte für Architekten und Ingenieure der Kammer für fast zwei Drittel der Veranstaltungen. Der Ziegel, der in diesem Jahr ein Thema ist, prägt den Norden, ist hier ein bewährtes Gestaltungs- und technisches Element. Was sind die Trends? Walberg: Ziegel stehen wieder für Vielfalt und Eleganz. Sie sind bodenständig, zukunftsfähig und modern. Wir leben in einem Backsteinland. Im gehobenen Wohnungsbau gibt es mittlerweile kein einziges Bauvorhaben mehr, das nicht mit Ziegel verblendet ist. Auch repräsentative Verwaltungsund Kulturbauten erhalten heute wieder Ziegelfassaden, beispielsweise das Wasserschifffahrtsamt in Kiel, das Europäische Hansemuseum in Lübeck oder die Neubauten in der Hafencity Hamburg. Inzwischen sind auch 50 bis 60 Prozent der Neuvorhaben im sozialen Wohnungsbau Ziegelbauten. Auf Grund seiner Nachhaltigkeit wird der Ziegel hier sogar gefördert. Bevorzugt kommen auch in der Sanierung nachhaltige Lösungen zum Einsatz. Außenwände werden teils abgetragen und ziegelverblendet wieder neu aufgebaut. Worauf bezieht sich die Nachhaltigkeit, was zeichnet den Ziegel aus? Walberg: Gegenüber den meisten Materialien ist der Ziegel absolut instandhaltungsarm und wartungsfrei. Die Konstruktion ist nahezu unverwüstlich. Dazu kommt: Wir stecken mitten im Klimawandel. Wir haben Wetterereignisse, die es so früher nicht gab. Sehr heiße Sommer verlangen nach speicherfähigem Material. Auch an der Stelle sind Ziegel einfach unschlagbar. Und was tut sich bei den Farben? Walberg: Graue Ziegel sind absolut im Kommen. Die gab es vor zehn Jahren noch gar nicht. Hier haben wir enorme Entwicklungen bei den Bau- und Zuschlagstoffen. Welche Möglichkeiten bietet die Messe, die große gestalterische und technische Bandbreite des Ziegel direkt vor Ort zu erkunden? Jansch: Verpassen Sie nicht die Wanderausstellung zum Fritz Höger Preis 2014, die wir in diesem Jahr auf die Messe holen konnten. Hier finden Sie einen faszinierenden Querschnitt zeitgenössischer, internationaler Backstein-Architektur. Vom reduziert gestalteten Strandhaus unter Palmen über das energieoptimierte Einfamilienhaus bis hin zum skulpturalen Sakralbau. Im Forum und den angrenzenden Hallen finden Sie alle Informationen und diverse Aussteller zum Baustoff Ziegel. Erreicht der Ziegel als Gestaltungselement jetzt auch den Süden? Walberg: Tatsächlich galten Ziegel früher als preußische Bautradition. Sie waren in Süddeutschland verpönt oder ganz untersagt. Aber auch in Norddeutschland wurde der Ziegel geschlämmt. Putz galt als was Besonderes. Vor dem 19 Jahrhundert hat man sich dagegen gewehrt, seither gilt der Ziegel als Gestaltungsmerkmal. Und jetzt entdeckt man immer mehr spannende Ziegelprojekte. Jansch: Sogar in Süddeutschland, wo auch kommunale Gebäude mittlerweile ziegelverblendet werden. Ist der Baustoff auch in der Lehre bzw. an den Hochschulen relevant? Walberg: Ich treffe bei Tagungen immer auch Hochschullehrer, die mit den neuen Möglichkeiten von CAD, dreidimensionaler Tragwerksplanung und Fassadengestaltung im Zusammenhang mit „althergebrachten Materialen“ wie Ziegeln experimentieren. Daraus ergeben sich hochinteressante Anwendungen. Gleichzeitig greift auch hier die erwähnte Problematik der Klimaveränderung. Sie erwähnten zu Beginn die breite Vielfalt der NordBau. Welche Themen – außer dem Ziegel - sollten Architekten in Neumünster keinesfalls verpassen? Walberg: Ich würde das 12. Fachforum „Innovative Dämmstoffe“ am 8. September empfehlen. Hier geht es unter anderem um die Verwendung vollkommen neuer Materialien wie Seegras. Sie erhalten einen Überblick über die Vakuumdämmung, vom ersten Hype, über die Ernüchterung bis hin zu den neuesten Erkenntnissen. Eigens dafür haben wir Dr. Christoph Sprengard eingeladen. Er leitet die Abteilung Bauphysik und Bauteile beim Forschungsinstitut für Wärmeschutz in München, einem der weltweit führenden Forschungs- und Prüfinstitute. Hochspannend aus meiner Sicht ist auch die Standpunktfestlegung beim Bauministertag am 9. September. Schleswig-Holstein fördert den Wohnungsbau ab diesem Jahr mit über 700 Millionen Euro. Darüber berichtet der Bauminister. Jansch: Das kann ich nur bestätigen. Es lohnt sich, das Angebot der NordBau anzunehmen. Nirgendwo in Nordeuropa bekommen Sie diese Bandbreite präsentiert. Die Teilnahme an den Vortragsveranstaltungen ist für Messebesucher kostenfrei. Wichtig ist es nur, sich anzumelden, damit wir die Kapazitäten vor Ort planen können. Die Fragen stellte Heike Kappelt, Redaktion DETAIL transfer
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