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Armin Krenz | Irmgard M. Burtscher (Hrsg.)
Handbuch für ErzieherInnen
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– in Krippe, Kindergarten, Kita und Hort –
Ausgabe: 75
Thema: Umgang mit Kindern: Psycho-soziale und soziologische Probleme
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Titel: Die Angst ist eine Kraft - wie Kinder ihre Ängste
überwinden (22 S.)
Produkthinweis
Dieser Beitrag ist Teil einer Printausgabe des Praxiswerks „Handbuch für
ErzieherInnen“. Das Handbuch bietet Ihnen aktuelle Informationen zu den
wichtigsten Themen der täglichen Arbeit, professionelle Konzepte zur Qualitätsverbesserung, kreative Ideen und praktische Lösungen für Problemstellungen sowie Checklisten und Mustervorlagen, die Ihnen die Umsetzung
der Inhalte in die pädagogische Praxis erleichtern.
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Teil 4
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Die Angst ist eine Kraft
Die Angst ist eine Kraft – wie Kinder ihre Ängste überwinden
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Wenn wir das Wort „Angst“ hören, denken wir nicht zuerst an „Kraft“, sondern eher
an Schwäche, an Bedrohung und Ausgeliefertsein. Zu Beginn dieses Beitrags beschreibe
ich typische kindliche Angstsituationen und die Gefühle, die sich dahinter verbergen. Im
zweiten Teil wird ungewöhnliches und zugleich faszinierendes Verhalten bei Kindern aus
ihrer Weltsicht erklärt. Der dritte Teil zeigt, wie Erwachsene kindliche Angstbewältigung
begleiten und unterstützen können. Auf diese Weise werden wir zu Verbündeten im
Kampf der Kinder gegen ihre Angst. Dabei erleben wir, wie Kinder in der Auseinander­
setzung mit ihren Ängsten neue Kräfte entfalten.
Inhaltsverzeichnis
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Gertraud Finger
1 Wie Angst sich entwickelt
1.1 Angst in Bildern gezeigt
1.2 Verschiedene Ängste
Angst vor Dunkelheit – Angst vor Gespenstern – Soziale Angst und
Scham – Schwellenangst – Leistungsangst – Trennungs- und Verlassenheitsängste
1.3 Angst in den einzelnen Altersstufen
1.4 Angst wächst mit der Fantasie
1.5 Gefühle hinter kindlichen Ängsten
2 Ungewöhnliches Verhalten, wenn Kinder Angst haben
2.1 Wie Kinder ihre Angst bewältigen
Der Angst ein Gesicht geben – Die Angst „wegspielen“ – Fantasiegefährten helfen bei der Überwindung von Angst – Der Angst entgegentreten
2.2 Kindergartenphobie und Schulphobie als versteckte Trennungsangst
3 Was brauchen ängstliche Kinder?
4 Fragen von Eltern und ErzieherInnen
5 Zusammenfassung – Fazit
6Literatur
Handbuch für ErzieherInnen, Ausgabe 75, 12/2013
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Teil 4
Die Angst ist eine Kraft
1 Wie Angst sich entwickelt
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Wir alle kennen Ängste. Wir spüren es genau, wenn wir Angst bekommen. Doch wenn
wir erklären sollen, was Angst ist, fehlen uns dazu die Worte. Denn es gibt nicht „die
Angst“, sondern unterschiedliche Ängste und Angstanlässe.
Was kann bei Kindern Angst hervorrufen?
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Persönlichkeit des Kindes:
Alter, Geschlecht
Selbstbild, Erfahrungen
Auslöser:
fremde Situationen
Dunkelheit, Geräusche
Bedrohung
Familien-Situation:
Haltung der Eltern
Erziehungsstil und -klima
Stellung in der Hierarchie
Angst des Kindes
rwartungen der Umgebung:
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an das Kind
an Eltern und Erzieher
Kindergarten, Schule:
Bezugspersonen
Leistungsanforderungen
Stellung in der Gruppe
Abbildung 1: Was beeinflusst kindliche Ängste?
Angst entwickelt sich in einem Beziehungsgeflecht, in dem vieles gleichzeitig wirkt: Der
Entwicklungsstand des Kindes, sein Temperament und Charakter, auch seine bisherigen
Erfahrungen. Hinzu kommen der Erziehungsstil seiner Eltern und die „Familien-Geschichte“. Auch Verhaltensregeln in der Gruppe der Gleichaltrigen sowie die wirtschaftliche und
soziale Situation der Familie haben Einfluss auf die Gefühlsentwicklung eines Kindes. Das
Beziehungsgeflecht wird außerdem bestimmt von den Erwartungen Außenstehender,
von kulturellen Normen (was man tun oder nicht tun soll), aber auch von persönlichen
Erwartungen und Wunschträumen.
Angst hat viel mit dem gelebten Miteinander zu tun. Sie ist nicht erblich, auch wenn z.B.
in einer Familie die Angst vor Gewitter weitergegeben wird. Aber Angst ist ansteckend
und Kinder übernehmen die Ängste ihrer Vorbilder. Es kann sogar sein, dass Kinder ­Ängste
entwickeln, nur damit ihre Eltern angstfrei leben können. Wenn ein Kind auffallende
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Teil 4
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Die Angst ist eine Kraft
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Ängste zeigt, kann sich seine sonst so ängstliche Mutter der Situation gewachsen fühlen.
Sie wird zur Beschützerin ihres Kindes, tröstet es und hilft ihm weiter. Sie ist aktiv geworden, fühlt sich mutig und kompetent. „Das Kind hat mit seiner Angst die Mutter stark
gemacht. Es hat ihr die Angst genommen, aber auf Kosten seiner eigenen Entwicklung“
(Finger 2002, S. 26). Andere Kinder „sorgen“ mit ihrem auffälligen Verhalten für ihre
Eltern. Eltern, die sich auseinandergelebt haben und sich nur noch wenig zu sagen haben,
finden wieder zueinander, wenn sie gemeinsam überlegen, was mit ihrem Kind los ist. Die
Auffälligkeiten des Kindes werden zum Gesprächsstoff in einer sonst stumm gewordenen
Beziehung, und das drohende Auseinanderbrechen der Familie wird hinausgeschoben,
vielleicht sogar verhindert.
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Andererseits kann Angst mitunter lustvoll sein und von den Kindern bewusst herbeigeführt werden. Dies geschieht, wenn ein Kleinkind von dem Vater in die Luft geworfen
und wieder aufgefangen wird, wenn ein Kindergartenkind unbedingt mit der Geisterbahn
fahren will, obwohl es sich dort gruselt oder wenn Jugendliche sich zu einer gemeinsamen aufregenden Video-Session treffen. In all diesen Situationen kommt es zu einem
Zusammenspiel von Angst und freudiger Erregung, was von Psychologen „Angstlust“
genannt wird. Situationen voller Aufregung und Nervenkitzel helfen dem Kind mutiger
zu werden. Denn es setzt sich freiwillig seiner Angst aus, genießt die dabei auftretenden
starken Gefühle, weil es weiß, dass diese Situation meist gut ausgeht.
Die verschiedenen Angstanlässe wirken nicht getrennt, sondern beeinflussen und verstärken sich gegenseitig. So entsteht ein Knäuel, der nicht leicht zu durchschauen ist. Viele
„Fäden“ sind unübersichtlich und verknotet. Wir können nur einzelne herausziehen und
genauer betrachten.
1.1 Angst in Bildern gezeigt
Um Kinderängste zu erkennen und zu verstehen, kann man ihre Bilder betrachten. Entweder Bilder, die Kinder selbst gemalt haben oder Bilder aus Bilderbüchern zum Thema
„Angst“. In Bildern „sehen“ wir das Gefühl der Angst, wir können sie nachfühlen. Manchmal erkennen wir auch, warum eine Situation bei Kindern Angst erzeugt. Kleine Kinder
erleben Bilder oft als Wirklichkeit und nicht als ein Abbild. Manche Bilder machen ihnen
tatsächlich Angst. So weigert sich der zweijährige Mark, das Krokodil im Bilderbuch anzufassen, denn es könnte ihn ja beißen. – Als die dreijährige Alma in dem bekannten Buch
„Die Häschenschule“ sieht, wie der Fuchs sich im Gebüsch versteckt, um die Hasenkinder
zu fangen, bekommt sie Angst. Sie klappt das Buch zu, wirft es weit weg, klammert sich
an die Mutter und fängt an zu weinen. – Lisa (5,2) weigert sich, für ihre Oma ein Gespenst
zu malen. Sie sagt: „Ich kann dir eine Prinzessin malen oder ein Pferd. Pferde kann ich
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Teil 4
Die Angst ist eine Kraft
1.2 Verschiedene Ängste
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Angst vor Dunkelheit
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gut malen. Ich kann sogar Verkehrszeichen malen. Aber ich male kein Gespenst, denn
dann bekommst du Albträume.“ Als Fünfjährige glaubt sie nicht mehr, dass ein gemaltes
Bild sie direkt angreifen kann. Aber es kann in ihren Gedanken weiterleben und ihr dabei
Angst machen, vielleicht sogar nachts im Traum erscheinen. – Der achtjährige Ben glaubt
nicht mehr, dass seine schrecklichen Bilder jemandem Angst machen können. Er sagt: „Die
habe ich doch selbst gemalt.“
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In dem Bilderbuch von Nadja „Blauer Hund“ hat sich ein Mädchen im Wald verirrt. Es
wird immer dunkler und das Mädchen weiß nicht mehr, wo es ist. Es ist allein und blickt
erschreckt um sich. Der Wald sieht jetzt anders aus. Die Bäume sind nicht mehr klar zu
erkennen. Das Mädchen ist umgeben von dunklen Schatten und einem gespenstischen
Licht. Alles wirkt irgendwie bedrohlich.
aus: Philip Waechter, Rosi in der Geisterbahn © 2005 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim/Basel
Wenn Kinder gefragt werden, wovor sie Angst haben, nennen sie am häufigsten die
Dunkelheit. In der Dunkelheit kann unser wichtigstes Sinnesorgan, das Auge, nichts mehr
erkennen. Wir Menschen sind mit „Tagtieren“ zu vergleichen. Im Dunkeln wirkt die uns
vertraute Welt fremd und manchmal auch gefährlich. Aus dem Dunkel könnte etwas
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