www.edidact.de/Suche/index.htm?category=102578&q=D51520903 www.edidact.de/Suche/index.htm?category=102578&q=S Armin Krenz | Irmgard M. Burtscher (Hrsg.) Handbuch für ErzieherInnen SC H AU – in Krippe, Kindergarten, Kita und Hort – Ausgabe: 90 Thema: Umgang mit Kindern: Vermittlung von Werten und Normen VO R Titel: Dieser Beruf ist mein Leben, meine Begeisterung Gespräch mit Renate Kriegl (20 S.) Produkthinweis Dieser Beitrag ist Teil einer Printausgabe des Praxiswerks „Handbuch für ErzieherInnen“. Das Handbuch bietet Ihnen aktuelle Informationen zu den wichtigsten Themen der täglichen Arbeit, professionelle Konzepte zur Qualitätsverbesserung, kreative Ideen und praktische Lösungen für Problemstellungen sowie Checklisten und Mustervorlagen, die Ihnen die Umsetzung der Inhalte in die pädagogische Praxis erleichtern. Alle Beiträge dieser www.edidact.de/Suche/index.htm?category=102578&q=L51590 Ausgabe finden Sie hier. Die Printausgabe können Sie auch per Post im Jahresabo (Grundwerk auf CD-ROM zzgl. 5 Ausgaben im Jahr) beziehen. Nutzungsbedingungen Die Materialien dürfen nur persönlich für Ihre eigenen Zwecke genutzt und nicht an Dritte weitergegeben bzw. Dritten zugänglich gemacht werden. Sie sind berechtig, für Ihren eigenen Bedarf Fotokopien zu ziehen bzw. Ausdrucke zu erstellen. Jede gewerbliche Weitergabe oder Veröffentlichung der Materialien auch auszugsweise ist unzulässig. Die vollständigen Nutzungsbedingungen finden Sie hier. Haben Sie noch Fragen? Gerne hilft Ihnen unser Kundenservice weiter: Kontaktformular Mail: [email protected] Post: OLZOG Verlag c/o Rhenus Medien Logistik GmbH & Co. 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Außerdem kann Renate Kriegl Auslandserfahrungen in Kindergarten-EU-Projekten vorweisen – eine seltene und spannende Mischung von beruflichem Know-how. Welche Haltungen und Wertvorstellungen tragen durch ein Berufsleben, werden tag täglich gelebt, entwickeln sich weiter? Was ist „Beziehungskultur“ und wie kann sie ausgestaltet werden? So oft heißt es: „Pädagog(inn)en sollen auf jedes einzelne Kind eingehen.“ Doch wie gelingt dies 39 Jahre lang, welche Theorien und persönlichen Er fahrungen und Überzeugungen helfen und unterstützen? Was braucht unser Berufsfeld, um sich von innen heraus mit Überzeugung für die Basis weiterzuentwickeln: Abgeho bene Theorien, garniert mit abstrakten, oft hohlen In-Begriffen, oder menschliche, aus Überzeugung gelebte Konzepte mit praktikabler Substanz? Alle Anstrengungen müssen sich darin bemessen lassen, ob sie die Entfaltungsmöglichkeiten jedes einzelnen Kindes befördern und eine Pädagogik forcieren, die allen gut tut: Kindern, Pädagog(inn)en, Familien und auch der Gesellschaft. Alles andere kann man vergessen. Interview: Irmgard M. Burtscher Frau Kriegl, erzählen Sie uns von Ihrer ersten Stelle im Mühlviertel und wie es danach weiterging. Ich bin Mühlviertlerin, geboren im Bezirk Freistadt und auch dort aufgewachsen. Nach meiner Ausbildung zur Kindergarten- und Hortpädagogin in Linz, bei den Kreuzschwestern, begann ich im Mühlviertel als Leiterin, mit 18 Jahren, blutjung, und war dort letztendlich 30 Jahre lang. Die Beziehungen sind dort gewachsen und sie bestehen heute noch. Wenn ich jetzt im Mühlviertel auf Besuch bin, kommen die damaligen Kinder, heute Erwachsene, auf mich zu. Das war eigentlich die schönste Zeit. Im Mühlviertel wurde mir ein EU-Projekt angeboten. Dazu habe ich Fortbildungen gehalten und allen hat es gefallen. Aber der Zielgruppe war es letztendlich zu aufwendig, zu zeitintensiv. Weitere Fortbildungen haben mich verändert. Und ich wollte mich sowieso Handbuch für ErzieherInnen, Ausgabe 90, 12/2016 1 Handbuch, Nachschlagewerk, Hintergrundwissen, Fachwissen, Pädagogik, Schule, Kita, Kindergarten (c) OLZOG Verlag GmbH eDidact - Fachwissen 49 Dieser Beruf ist mein Leben – Gespräch mit Renate Kriegl Teil 5 nochmals neu ausrichten. Deshalb habe ich in Linz die Leitung in einem zweigruppigen Haus übernommen. Das waren drei Jahre mit besonderer Erfahrung, die mich sehr gefordert haben. Ich spürte, wenn ich so weitermache, geht es mir nicht gut. SC H AU Als ich erfuhr, dass im Innviertel eine Leiterin gesucht wird, habe ich mir den Kindergarten zweimal angeschaut und gedacht: „Ja, das riskiere ich nochmals.“ Zu diesem Zeitpunkt war ich 51 Jahre alt. Mittlerweile bin ich sieben Jahre hier und mit Jahresende 2016 gehe ich in Pension. Hier habe ich die Altersteilzeit angenommen, damit ich einfach auch mehr Zeit für mich habe. VO R Letztes Jahr schloss ich den Viktor Frankl Lehrgang ab. Ich habe mir gesagt, dass ich, wenn ich in meinem späteren Berufsleben noch eine Weiterbildung mache, dann diese machen würde. In Österreich wurde seitens des Bundes eine 15a Vereinbarung getroffen, die Geldmittel frei macht für die Sprachförderung, und das Land Ober österreich hat ein eigenes Screening, den BESK O.Ö., entwickelt und setzt Schwerpunkte für die Förderung der Kinder mit DaE (Deutsch als Erst sprache) und DaZ (Deutsch als Zweitsprache). Was sagen Sie dazu? Ich freue mich, dass jetzt ein größerer Zeitrahmen gegeben ist. Unseren Kindergarten besuchen türkische, ungarische, bosnische und polnische Kinder. Ich habe auch deutschsprachige Kinder bei der Sprachförderung dabei, weil sie oft Schwierigkeiten mit der Grammatik haben oder so schüchtern sind, dass die Kommunikation nur schwer gelingen kann. Im ersten Kindergarten, in dem ich gearbeitet habe, hatten wir keine türkischen Familien, nur einmal kurz Flüchtlingskinder. Und in Linz hatte ich vor allem Akademiker-Eltern. Diese Eltern wollten zum Teil nicht, dass ich ausländische Kinder aufnehme. Ich habe trotzdem eine jüdische Familie aufgenommen. Der Träger meinte, dass ich das entscheiden dürfe. Ich habe mit der Familie auf Englisch kommuniziert. Die Begegnungen waren eine große Bereicherung! Einmal nahm ich ein türkisches Kind auf, das direkt in der Nachbarschaft des Kindergartens in Linz wohnte. Ich habe nur ein Schild mit „Willkommen“ auf Türkisch geschrieben. Doch eine Mutter sorgte sich, dass wir jetzt im Kindergarten auch noch Türkisch lernen würden. 2 Handbuch für ErzieherInnen, Ausgabe 90, 12/2016 Handbuch, Nachschlagewerk, Hintergrundwissen, Fachwissen, Pädagogik, Schule, Kita, Kindergarten (c) OLZOG Verlag GmbH eDidact - Fachwissen Teil 5 49 Dieser Beruf ist mein Leben – Gespräch mit Renate Kriegl SC H AU Und hier, in meinem jetzigen Kindergarten, nahe der deutschen Grenze, haben wir relativ viele türkische Familien. Ich finde das sehr bereichernd, mir gefällt das. Ich bin auch gleich von Anfang an mit den Familien gut ins Gespräch gekommen. Aber das wurde nicht von allen als positiv angesehen. Ich wurde sogar angesprochen, dass ich zu nett zu den Türken sei. Gab es Einwände? VO R Ja, aber mittlerweile hat sich viel getan. Ich habe viele Gespräche geführt und betont: „Es geht nur, wenn wir auf die türkischen Familien zugehen und uns für ihre Herkunft und auch für ihre Religion, z.B. für ihren Ramadan, interessieren“. Mit dieser Haltung habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Beim Martinsfest ist es umgekehrt üblich geworden, dass auch türkische Familien in die Kirche kommen. Ich lade immer noch persönlich ein, wenn ich die Eltern treffe, und sage: „Wir sehen uns dann eh abends, da singen eure Kinder.“ Oder ich frage direkt, wenn wir z.B. einen Kuchen brauchen usw. Ich koste dann immer auch ihre Spezialitäten. Ich möchte nun zu Ihrer persönlichen pädagogischen Philosophie, zu dem, was Sie alles von Ihrer Person, Ihrer Überzeugung in die Sprachför derung hineinleben, kommen. Ich bin eine Pädagogin, die sehr viel reflektiert und die das auch von ihren Kolleg(inn)en im Team einfordert. Ich denke generell, dass Selbstreflexion die Voraussetzung für diesen Beruf ist, wenn wir mit Kindern arbeiten, dass ich mich selbst immer besser kennen, mich steigern und herausfordern muss, dass ich mich auf jeden Fall entwickeln möchte. Unlängst hat mir eine Kollegin beim Mitarbeiterinnengespräch gesagt, sie habe noch nie eine Leiterin erlebt, die so viel Fachwissen besitze und es auch weitergebe, es erzähle und so begeistert sei. Und die Kollegin war schon in vielen Kindergärten beschäftigt. Das war eine schöne Rückmeldung. Das ist mein Leben, das ist meine Begeisterung: dieser Beruf. Sicherlich ist es auch manchmal zehrend gewesen, es gab auch solche Phasen. Aber ich frage mich, warum mir die Sprachförderung so wichtig ist oder die Beziehungsarbeit mit den Kindern. Noch dazu, seitdem ich bestätigt wurde, dass Bildung nur über Beziehung funktionieren kann (Stichwort: Gehirnforscher Dr. Gerald Hüther). Zeigen wir Interesse an der Herkunftssprache der Kinder? Respektiere ich überhaupt, dass sie eine andere Sprache sprechen, und lasse ich diese im Kindergarten zu? Das ist einmal das Um und Auf, oder? Handbuch für ErzieherInnen, Ausgabe 90, 12/2016 3 Handbuch, Nachschlagewerk, Hintergrundwissen, Fachwissen, Pädagogik, Schule, Kita, Kindergarten (c) OLZOG Verlag GmbH eDidact - Fachwissen 49 Dieser Beruf ist mein Leben – Gespräch mit Renate Kriegl Teil 5 SC H AU Dann überlege ich mir: Wann fühle ich mich denn fremd? Ich bin ja auch fremd in diesen Ort gekommen und lebe zum Teil anders. Ich bin auch anders als die Kolleginnen. Ich setze mich für gezielte Bildungsarbeit ein, für Prinzipien wie Geschlechtssensibilität, Partizipation, Differenzierung u.v.m., sodass sich der Kindergarten qualitätsvoll darstellt. VO R Ich frage mich auch, wo ich fremd bin und wie ich damit umgehe. Wie stehe ich dann zu meiner Authentizität und zu dem, wie ich bin? Ich muss natürlich Bescheid wissen und überzeugt sein von der Sache. Einmal kam eine Mutter vor dem Familienfest empört zu mir und sagte, sie wolle auf keinen Fall, dass ihr Kind beim ungarischen Tanz mitmache und beim türkischen Lied mitsänge. Ich hatte eine lange Diskussion mit der Mutter, aber das Kind durfte letztendlich nicht mitsingen. Ich habe es natürlich akzeptiert, das sagte ich der Mutter auch. Ich habe sie aber auch gefragt, ob ihr schon bewusst sei, welche Haltung sie ihrem Kind vorlebe. Das sind so Situationen, in denen ich mit meiner Persönlichkeit auftrete, mit meinem Engagement, mit meinem Einsatz, mit meiner Überzeugung. Ich setze mich ein und werde dann mitunter richtig politisch. Und ich möchte andere mitbegeistern, was oft nicht so leicht ist. Manchmal muss ich es auch lassen. Ich kann Haltungen anregen, das ist mein Ansatz, aber was die Person daraus macht, ist ihre Entscheidung und Verantwortung. Unsere Aufgabe ist es, die Kinder als einzigartige Persönlichkeiten zu sehen, mit ihnen in Beziehung zu treten, ihre Entwicklung entfalten und sie wachsen zu lassen und sie dabei zu begleiten. Wir haben in unserem Haus einen Leitsatz entwickelt: „Kinder begleiten, dass sie wachsen, sich entfalten und blühen können“. Das Logo haben wir unter anderem an die Fenster geklebt. Da steckt sehr viel drin. Logo des Kindergartens 4 Handbuch für ErzieherInnen, Ausgabe 90, 12/2016 Handbuch, Nachschlagewerk, Hintergrundwissen, Fachwissen, Pädagogik, Schule, Kita, Kindergarten (c) OLZOG Verlag GmbH
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