Bio-Bier: Nichts als Wasser, Hopfen, und Malz! * Keine Glyphosat-Rückstände in deutschem „Bio“-Bier Deutschland in der Dauerkrise Die Deutschen haben harte Zeiten hinter – und so wie es aussieht auch noch vor sich. Als wären Flüchtlingskrise, VW-Skandal, Fußballkorruption und Berliner Flughafendesaster nicht genug, schlägt es nun endgültig dem (Bier)fass den Boden aus. Glyphosat-Rückstände in konventionell erzeugtem Deutschen Bier Das Deutsche Bier ist, nach einem Untersuchungsbericht des Umweltinstitutes München e.V. vom 25.02.2016 in einem erschreckend hohem Maße mit Glyphosat kontaminiert. Bei den 14 getesteten Bieren lag der Glyphosatgehalt um das 5- fast 300-fache höher als der gesetzliche Grenzwert für Trinkwasser. Wahrscheinlich, so ist zu vermuten, gelangte das Glyphosat als chemischer Erntehelfer im Getreideanbau in unser Bier. * So steht es im Reinheitsgebot vom 23. April 1516; von der Rolle der Hefe wußte man damals noch nichts. Das Reinheitsgebot von 1516 ist die älteste, noch heute gültige Lebensmittelgesetzgebung der Welt. Wir haben auch untersucht Welche Biere haben wir wie getestet? Deshalb, und weil sich am 23.April 2016 unser Reinheitsgebot zum 500. Mal jährt, wollten wir von der PCU Deutschland GmbH zur Aufklärung auch einen Beitrag leisten. Und zwar nicht, in dem wir nun belgische, amerikanische, holländische und tschechische Biere auf deren Glyphosatgehalt prüfen, um, falls dort ähnliche Ergebnisse gefunden würden, mit dem Finger auf die anderen zeigen zu können. Nein – wie könnte es anders sein – wir haben uns deutsche Bio-Biere zur Brust genommen. Diese werden ja nicht nur nach dem deutschen Reinheitsgebot sondern auch nach den Vorgaben der BioVerordnung der EU 834/2007 und 889/2008 hergestellt. Sie dürfen demnach nur Rohstoffe (also Hopfen, Hefe und Getreide/Malz) enthalten, die von zertifizierten Biobauern hergestellt und nachweislich ohne den Einsatz jeglicher!! synthetischer Herbizide (also auch ohne Glyphosat) erzeugt wurden. Gesagt, getan. Anfang März sind unsere Mitarbeiter in verschiedene (Bio-) Supermärkte und Bioläden in Berlin ausgeschwärmt und haben insgesamt 7 deutsche Bio-Biere erworben, die wir kurz darauf einem akkreditierten Labor übersendet haben. Zudem wurden uns von einigen Bio-Bier-Brauereien, die Ergebnisse der von ihnen in Auftrag gegebenen Analysen übermittelt. Die Bierproben wurden mit der sogenannten Liquid-ChromatographieMassenspektometrie / Massenspektometrie (LC-MSMS) untersucht. Dahinter verbirgt sich ein äußerst zeitgemäßes, modernes Analysen-/Detektionsverfahren, welches zwar nicht genauer, dafür aber weniger fehleranfällig ist, als die vom Umweltinstitut München eingesetzte ELISA- Methode. Ergebnisse 1. Alle getesteten Biere enthielten keine bzw. nicht nachweisbare Rückstände von Glyphosat. Dies lässt vermuten, dass auch andere Bio-Biersorten und Bio-Biermarken frei von einer Belastung mit Glyphosat sind, einfach deshalb, weil der Einsatz von Glyphosat in der ökologischen Landwirtschaft prinzipiell verboten ist, und dies auch regelmäßig und streng kontrolliert wird. 2. Desweiteren wird durch die Ergebnisse der Verdacht erhärtet, dass die erhöhte Glyphosatbelastung konventionell erzeugter Biere mit dem Einsatz von Glyphosat im konventionellen Landbau zusammenhängt. 3. Auf Grund der Quantifizierungsgrenze von 1,0 μg/l, wären in 5 von den 14 vom Umweltinstitut München e. V. untersuchten Bieren ebenfalls kein Glyphosat nachweisbar gewesen. Die Testergebnisse im Einzelnen Marke Störtebecker Braumanufaktur Neumarkter Lammsbräu Getestete Biersorte Bernstein-Weizen Hell Schankbier Unternehmen Störtebecker Braumanufaktur Neumarkter Lammsbräu Braumanufaktur Forsthaus Templin Nicht nachweisbar bzw. Nicht nachweisbar bzw. Nicht nachweisbar bzw. < 1,0 μg/l < 1,0 μg/l < 1,0 μg/l Marke Pinkus Müller Bayreuther Altdorfer Getestete Biersorte Pils Weisse Pils Unternehmen Brauerei Pinkus Müller Brauerei Gebrüder Neumarkter Maisel Glossnerbräu Glyphosatgehalt* Glyphosat- und Nicht nachweisbar bzw. Nicht nachweisbar bzw. Nicht nachweisbar bzw. Gluphosinatgehalte < 1,0 μg/l < 1,0 μg/l < 1,0 μg/l Marke Weissenohe Glossner Riedenburger Getestete Biersorte Classic Export Pils Emmerbier Unternehmen Klosterbrauerei Neumarkter Riedenburger Brauhaus Weissenohe Glossnerbräu Glyphosat- und Nicht nachweisbar bzw. Nicht nachweisbar bzw. Nicht nachweisbar bzw. Gluphosinatgehalte < 1,0 μg/l < 1,0 μg/l < 1,0 μg/l * Quantifizierungsgrenze: 1.0 μg/l Wie sind die Befunde einzuordnen? Um es gleich vorweg zu sagen: Wir möchten uns an dieser Stelle nicht an der Diskussion um ein sofortiges Verbot bzw. den Verzicht auf die erneute Zulassung von Glyphosat in der EU beteiligen. Auch möchten wir nicht beurteilen, ob die in konventionellem Bier gefundenen Mengen von Glyphosat tatsächlich so gering sind, so dass ein Erwachsener sein ganzes Leben lang täglich 1.000 l konventionell erzeugtes Bier zu sich nehmen müsste, damit dies seinen Gesundheitszustand beeinträchtigen würde (siehe dazu Interview mit BfRPräsident Prof. Andreas Hensel in: Lebensmittelzeitung vom 4.3.2016, S.32). Anmerken möchten wir aber Folgendes: 1. Glyphosat darf im Bioanbau nicht eingesetzt werden – unsere Ergebnisse bestätigen, dass dies offensichtlich auch nicht geschieht. 2. VerbraucherInnen entscheiden sich beim Kauf von Produkten, zumal wenn es sich um Bier handelt, meist nicht (nur) rational, sondern überwiegend emotional. Schließlich werden diese Produkte ja ausschließlich auf der emotionalen Ebene beworben. Mit anderen Worten, es ist dem Verbraucher egal, ob rational betrachtet, die enthaltene Menge eines Herbizides in seinem Feierabendbier ungefährlich ist; er oder sie möchte, dass „von diesem Zeugs“ gar nichts enthalten ist. 3. Auch wenn, die enthaltene Menge an Glyphosat im konventionellen Bier für sich alleine betrachtet „unschädlich“ sein mag, kann damit keine Aussage getroffen werden, ob diese Menge in Verbindung mit anderen Stoffen (Kreuzkontamination), eben doch gesundheitsschädlich ist. 4. Mann und Frau, egal ob deutsch oder nicht, lebt ja nicht vom Bier alleine. Sollte sich der Verdacht erhärten, dass das Glyphosat im Bier von dem konventionell angebauten Getreide (Gerste/Weizen) stammt, ist natürlich davon aus zu gehen, dass sich dieses auch im Brot, im Pizzateig, in Nudeln, im Müsli und im Kuchen nachweisen lässt. Und diese Lebensmittel werden auch von Weintrinkern und Kindern gerne und regelmäßig konsumiert. 5. Während unsere Analyse zu dem Ergebnis kommt, dass „Bio“ Biere allesamt frei von Glyphosat sind, werden in den untersuchten konventionell erzeugten Bieren der Studie des Umweltinstitutes München e. V. erhebliche Mengendifferenzen festgestellt. Das am höchsten mit Glyphosat belastete Bier enthält mehr als 60-mal so viel davon, wie das am geringsten belastete Bier. Das kann natürlich chargenabhängig sein, oder auch an der Aufmälzung liegen, oder vielleicht auch daran, dass die Rohstoffe aus Ländern mit geringeren Umweltauflagen bezogen werden, oder, oder, oder!! Es lässt aber in jedem Fall vermuten, dass auch in der konventionellen Landwirtschaft ein erheblicher Spielraum besteht, was die Art und vor allem die Menge des Glyphosateinsatzes angeht. Hier gilt es sowohl für Landwirte, als auch für die Hersteller zu prüfen, wie der Glyphosateinsatz, wenn er schon nicht komplett unterbleiben soll, auf ein Minimum verringert werden kann. Dies gilt selbstverständlich auch bei dessen Einsatz, in der dem Braugetreide vorgelagerten Kultur! 6. Egal ob Bierbrauerei oder Nudelhersteller – es sind insbesondere die Hersteller von Marken, die sich nun noch stärker als bisher, darum kümmern müssen, dass die von Ihnen verwendeten Rohstoffe so sauber wie möglich und am besten völlig frei von jeglichen Stoffen sind, die nicht reingehören. Die Markenhersteller sind es ihren Marken schuldig, sie zu schützen. Das heißt zum einen, dass der Stichprobenumfang der Rohwarenanalysen erhöht und zum anderen firmeneigene Grenzwerte für Fremdstoffe festgelegt werden sollte, die idealerweise (weit) unter den gesetzlich zugelassenen Werten liegen. Zudem ist es für diese Hersteller absolut notwendig zu wissen, woher – also von welchem Acker!! - und auf welchem Wege die eingesetzten Rohstoffe kommen Die geradezu fatalistische Feststellung, dass das Glyphosat wahrscheinlich durch Abdrift von benachbarten Flächen oder von ausländischer Rohware ins deutsche Bier gelangt (siehe dazu Stellungnahme Brauer Bund) ist schlichtweg inakzepta-bel!! Die Hersteller müssen Ihre Liefer-ketten bis zum Ursprung kennen (Rückverfolgbarkeit und Transparenz!!) und natürlich auch wissen und zu-nehmend darauf Einfluss nehmen auf welche Art und Weise die Zutaten für die Verkaufsprodukte hergestellt werden. Dies gilt erst Recht für (Brau-)Getreide welches nicht aus Deutschland stammt. Und wenn es aus Deutschland stammt, hat selbstverständlich der Landwirt zusammen mit seinen Kollegen in der Nachbarschaft auch dafür Sorge zu tragen, dass die auf der Nachbarfläche aufgebrachten Mittel, nicht auf den eigenen Acker gelangt. In letzter Konsequenz, sind es die Hersteller von (Marken-)Produkten, die dafür verantwortlich sind, dass in ihren Produkten keine Dinge gefunden werden, die da nicht rein gehören. Impressum Peterson CU Deutschland GmbH Dorotheastr. 30 10318 Berlin Weitere Informationen erhalten Sie unter: http://www.pcu-deutschland.de/ [email protected] Autor: Markus Fertig Fotos: Carmen Schmidt (Produktfotos), iStock; Layout: Hanna Buck Veröffentlicht am 14.04.2016
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