Der reißende Strom wird gewalttätig genannt, ” doch niemand nennt das Flußbett, das ihn einengt, gewalttätig“ Bertolt Brecht Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 1 1.1 Seltene Hochwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2 Extremwert- und Wahrscheinlichkeitsstatistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.2.1 Theoretische Verteilungsfunktionen in der Hochwasserhydrologie . . . . 6 1.2.2 Parameterschätzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.2.3 Zeitliche Extrapolation seltener Hochwasser . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.2.4 Der Kolmogorov–Smirnov–Test für die Güte der Anpassung . . . . . . . 10 1.2.5 Die Ermittlung der Vertrauensintervalle für die XT (nach Kaller & Riebe (1979)) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.3 Regionalisierung hydrologischer Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.3.1 1.4 1.5 2 Methodenüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.4.1 Verfahrensübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.4.2 Das Problem der hydrologischen Region . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 1.4.3 Die Index – Flood – Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1.4.4 Regionalisierungsansätze in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Hochwasser–Datenmaterial 2.1 3 Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 26 Auswahl der Datenreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Einzugsgebietsparameter 38 3.1 Regen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.2 Abflußbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.3 Abflußkonzentration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.4 Ableitung der Einzugsgebietsparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 3.4.1 Grundlagen Geographischer Informationssysteme (GIS) . . . . . . . . . 44 3.4.2 Aufbau geographischer Informationssysteme . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.4.3 Repräsentierung von topologischen Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.4.4 Repräsentierung der Attributdaten im Computer . . . . . . . . . . . . . . 48 I INHALTSVERZEICHNIS II 3.5 3.4.5 Die Verknüpfung der Geometrie–Daten mit den Attribut–Daten . . . . . 49 3.4.6 Vergleich zwischen Vektor und Raster GIS . . . . . . . . . . . . . . . . 49 3.4.7 Bestimmung des Fehlers bei der Rasterisierung von Vektor–Polygonen . 52 Prozeßorientierte Parameterableitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 3.5.1 3.6 3.7 4 5 Beitragende Flächen als Parametrisierungsebene . . . . . . . . . . . . . 56 Der relative Flächenbeitrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 3.6.1 Herleitung des Beitragskoeffizienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.6.2 Verfahren zur Berechnung des relativen Flächenbeitrages . . . . . . . . . 62 Anwendung des relativen Flächenbeitrages . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 3.7.1 Berechnung des Einzugsgebietsanteils eines nominal skalierten Parameters 64 3.7.2 Berechnung des Mittelwertes einer metrisch skalierten Größe . . . . . . 65 3.7.3 Vergleich zwischen konventionell erhobenen Kenngrößen und auf der Basis des relativen Flächenbeitrages erhobenen Kenngrößen . . . . . . . 65 Regressionen zur Hochwasserabschätzung 67 4.1 Variablentransformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 4.2 Abschätzung der mittleren Jahreshochwasserspitzen 4.3 Abschätzung der 100–jährlichen Hochwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 4.4 Momentenabschätzung mittels Regression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.5 Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Klassifikationen zur Hochwasserabschätzung . . . . . . . . . . . . . . . 69 78 5.1 Test auf hydrologische Homogenität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 5.2 Klassifikation der Gebietsparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 5.3 5.4 5.5 5.2.1 Anwendung der Clusteranalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 5.2.2 Ergebnisse der Clusteranalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Klassifikation der Abflußmeßreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 5.3.1 Klassifikation der Untersuchungsgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 5.3.2 Ergebnisse der Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 5.3.3 Diskriminanzanalyse zur Zuordnung eines Gebietes ohne Abflußmessung zu einer Hochwasserklasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.3.4 Ergebnisse der Diskriminanzanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Abschätzung seltener Hochwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 5.4.1 Berechnung der Klassifizierungswahrscheinlichkeiten. . . . . . . . . . . 104 5.4.2 Beispiel für die Berechnung des HQ100 für ein Einzugsgebiet ohne Abflußmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 5.4.3 Statistische Bewertung der Güte des Modells . . . . . . . . . . . . . . . 108 5.4.4 Entscheidungsrisiko der vorgestellten Hochwasserabschätzung . . . . . . 113 Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 INHALTSVERZEICHNIS 6 Anleitung zur Abschätzung seltener Hochwasser 118 6.1 Vorbereitung der Datengrundlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 6.2 Ableitung der einzelnen Gebietskenngrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 6.3 7 III 6.2.1 Elongationsfaktor (E) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 6.2.2 Versiegelungsgrad (VERS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 6.2.3 Mittleres Gefälle der relativ beitragenden Flächen (MS) . . . . . . . . . 122 6.2.4 Gebietsniederschlag (GN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 6.2.5 Öd– und Weidelandanteil (OE bzw. WE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Berechnung der seltenen Hochwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Zusammenfassung A Daten der Untersuchungsgebiete 124 133 A.1 Programm zur Berechnung von seltenen Hochwassern . . . . . . . . . . . . . . 145 Tabellenverzeichnis 1.1 Kritische Schranken für D auf einem bestimmten Signifikanzniveau α (S ACHS (1992)) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.2 Beispiel zur Berechnung des Kolmogorov–Smirnov–Tests . . . . . . . . . . . . 13 2.1 Struktur der Datenbank Hochwasser“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 ” Zur Untersuchung ausgewählte Einzugsgebiete mit Grundinformationen zu Gebiet und Meßreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.2 3.1 Teilprozesse im Gesamtprozeß Hochwasser“ und deren vermutlich relevante ” Kenngrößen, die mit den in der Schweiz verfügbaren flächendeckenden Daten ableitbar sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.2 Die zwölf Bodennutzungsarten der Arealstatistik der Schweiz 1972 mit ihren Codes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.3 Klassifikation der Bodenparameter in der Bodeneignungskarte der Schweiz im Maßstab 1 : 200 000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.4 Übersicht über die im Projekt verwendeten Datengrundlagen und den daraus gewonnenen Einzugsgebietskenngrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.5 Repräsentation wirklicher Daten im GIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.6 Beispiel für eine Attributtabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 3.7 Vergleich zwischen Vektor– und Rastersystemen . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.8 Statistischer Vergleich zwischen den Mittelwerten (µ) der konventionell erhobenen und mit relativem Flächenbeitrag gewichteten Einzugsgebietskenngrößen von 88 schweizerischen Einzugsgebieten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 4.1 Transformationen einiger nicht–linearer Funktionen in lineare und Rücktransformationen der linearen Regressionsparameter a∗ und b∗ in die ursprünglichen“ ” Parameter a und b (aus BAHRENBERG et al. 1985) . . . . . . . . . . . . . . . . 69 4.2 Einzugsgebietskenngrößen zur Modellierung der Hochwasserkennwerte über die multiple Regressionsanalyse, auf der Basis des relativen Flächenbeitrages erhoben (∗ Parameter mit dem relativen Flächenbeitrag erhoben) . . . . . . . . . . . 70 4.3 Multiple Regressionen zur Abschätzung des dekadischen Logarithmus des mittleren Jahreshochwasserspitzenabflusses (log(HQ2.33 ) ) . . . . . . . . . . . . . . 70 4.4 Abweichung der Schätzwerte der HQ2.33 von den zeitlich extrapolierten Werten (zeitlich extrapoliert = 100%) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 IV TABELLENVERZEICHNIS V 4.5 Verteilung der Gebiete auf die Güteklassen der HQ2.33 –Schätzung mittels Regression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 4.6 Multiple Regressionsgleichungen zur Abschätzung des dekadischen Logarithmus des 100–jährlichen Hochwasserspitzenabflusses (log(HQ100 )) . . . . . . . . 75 4.7 Abweichung der Schätzwerte der HQ100 von den zeitlich extrapolierten Werten (zeitlich extrapoliert = 100%) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 4.8 Multiple Regressionsgleichungen zur Abschätzung des dekadischen Logarithmus des Momentes 2.–Ordnung (logM2 ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.9 Abweichung der Schätzwerte der HQ100 , berechnet mit Gleichung 4.5, von den zeitlich extrapolierten Werten (zeitlich extrapoliert = 100%) . . . . . . . . . . . . 77 5.1 Konfidenzintervalle für T = 10 bei verschiedenen Meßdauern . . . . . . . . . . 80 5.2 Daten hypothetischer Stationen für den Homogenitätstest nach DALRYMPLE (1960) (Mittleres Verhältnis HQ10 /HQ2.33 = 1.70) . . . . . . . . . . . . . . . . 80 5.3 Koordinaten der hypothetischen Stationen im Datenraum . . . . . . . . . . . . . 92 5.4 Euklidische Distanzen d der Beispielstationen zum Koordinatenursprung . . . . . 93 5.5 Kumulierte relative Häufigkeiten der Hq von Station 1 und 2 sowie des Zentroiden auf der Basis der Extremalverteilungsfunktion Typ I . . . . . . . . . . . . . 94 5.6 Zentrale Statistische Verteilungsparameter der 12 Klassen . . . . . . . . . . . . . 96 5.7 Verteilung der Untersuchungsgebiete auf die Klassen . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.8 Zur Trennung der homogenen Klassen beitragende Einzugsgebietskenngrößen (5% Signifikanzniveau) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 5.9 Gütemaß der Diskriminanzfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 5.10 Die unstandardisierten Koeffizienten der ersten sieben Diskriminanzfunktionen . 102 5.11 Klassifikationsmatrix zur Reklassifikation der 86 Untersuchungsgebiete zu den homogenen Hochwasserklassen über Einzugsgebietskenngrößen (in den Spalten stehen die geschätzte und in den Reihen die vorgegebene Klassenzugehörigkeit) . 103 5.12 A priori–Wahrscheinlichkeiten für die 12 homogenen Hochwasserklassen . . . . 105 5.13 Matrix der Zentroidwerte der 7 Diskriminanzfunktionen zu den 12 Hochwasserklassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 2 5.14 Distanzen D12 — D12 im n–Dimensionalen Diskriminanzraum . . . . . . . . . . 107 5.15 Güte des Modells bei der Abschätzung von HQ100 . . . . . . . . . . . . . . . . 109 5.16 Einzugsgebiete, deren modellierte HQ100 innerhalb des Konfidenzintervalls (99%) der zeitlichen Extrapolation liegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 5.17 Einzugsgebiete, deren modellierte HQ100 über dem Konfidenzintervall (99%) der zeitlichen Extrapolation liegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 5.18 Einzugsgebiete, deren modellierten HQ100 unter dem Konfidenzintervall (99%) der zeitlichen Extrapolation liegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 5.19 Abweichung der modellierten HQ100 von den zeitlich extrapolierten HQ100 (zeitlich extrapoliert = 100%) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 5.20 Korrekturwerte ∆ für ausgewählte Entscheidungsrisiken . . . . . . . . . . . . . 116 TABELLENVERZEICHNIS VI 6.1 Vom Modell verlangte Einzugsgebietskenngrößen für das Einzugsgebiet der Gürbe bis zum Pegel Belp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Abbildungsverzeichnis 1.1 1.2 Absolute Häufigkeiten einer Stichprobe am Beispiel der Jahreshochwasserspitzen des Inn bei St. Moritz–Bad. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Relative Häufigkeitsverteilung (Fs (x)) und theoretische Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion (F (x)) am Beispiel der Jahreshochwasserspitzen am Pegel Inn– St. Moritz-Bad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.3 Die Stichprobenverteilung (F 1) entspricht der theoretischen Verteilungsfunktion (F 2). Der Kolmogorov–Smirnov–Grenzwert ist größer als die maximale Ordinatendifferenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.4 Die Stichprobenverteilung (F 1) entspricht nicht der theoretischen Verteilungsfunktion (F 2). Der Kolmogorov-Smirnov-Grenzwert ist kleiner als die maximale Ordinatendifferenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.5 Querverteilung des Bemessungswertes XT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.6 Verteilung der Stationen im zweidimensionalen Datenraum M OSLEY (1981). . . 20 1.7 Räumliche Verteilung der mittleren Jahreshochwasserspenden in ausgewählten schweizerischen Einzugsgebieten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.8 Räumliche Verteilung der Variationskoeffizienten der Jahreshochwasser in ausgewählten schweizerischen Einzugsgebieten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.1 Häufigkeit der Hochwasserereignisse in der Schweiz mit einem Schadensvolumen von mehr als sFr. 100.000,– (inflationsbereinigt) (G EES & W EINGARTNER (1993)). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.2 Zeitreihe der Jahreshochwasserspitzenabflüsse am Pegel Inn bei St. Moritz–Bad. 2.3 Verteilung der Einzugsgebiete auf die Beeinflussungskategorien. . . . . . . . . . 30 2.4 Verteilung der Gebietsflächen der Einzugsgebiete mit Kategorie 1. . . . . . . . . 31 2.5 Häufigkeitsverteilung der Meßdauern der 88 ausgewählten Untersuchungsgebiete. 32 2.6 Übersicht über die Meßzeiten der 88 Gebietsmeßreihen Teil 1. . . . . . . . . . . 36 2.7 Übersicht über die Meßzeiten der 88 Gebietsmeßreihen Teil 2. . . . . . . . . . . 37 3.1 Abminderungshüllkurve für die Regionen West, Mitte, Ost zu einem 24h Extremniederschlag (nach G REBNER & R ICHTER (1991)). . . . . . . . . . . . . . 40 3.2 Minimale Hardwareanforderungen zur Realisierung eines Geographischen Informationssystems. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 VII 27 VIII ABBILDUNGSVERZEICHNIS 3.3 Repräsentierung der topologischen Einheiten Punkt, Linie und Fläche in einem GIS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.4 Schematische Darstellung der Verknüpfung von Geometrie–Daten und Attribut– Daten in einem GIS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 3.5 Darstellung eines Polygons in Vektorform. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.6 Das Polygon in Rasterform. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.7 Kodierungsprobleme entstehen, wenn die Rasterzellen größer als die diskreten räumlichen Dateneinheiten sind. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.8 Räumliche Entwicklung der beitragenden Flächen während eines Starkregens (nach H EWLETT & N UTTER (1970)). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 3.9 Die gedankliche Grundlage des relativen Flächenbeitrages. . . . . . . . . . . . . 58 3.10 Beispiel für die Berechnung der euklidischen Distanz (d) zwischen den Zellen Z1 und Z2 in einem Raster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.11 Prinzip der Kosten–Distanz–Rechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 3.12 Gewässerraster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 3.13 Beitragskoeffizientenraster [ZAE] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3.14 Beitrags–Distanzraster [ZAE] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.1 Räumliche Verteilung der Güteklassen der HQ2.33 –Abschätzung aus Tabelle 4.4. 73 5.1 Beispiel für ein Testdiagramm zum Homogenitätstest nach DALRYMPLE (1960). 81 5.2 Verteilung von Raumeinheiten in einem 2–dimensionalen Datenraum, aufgespannt von den Variablen X1 und X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 5.3 Verteilung von Raumeinheiten in einem 2–dimensionalen Datenraum, aufgespannt von den Variablen X1 und X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 5.4 Dendrogramm der Clusteranalyse (WARD) mit den Clusternummern der einzelnen Lösungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 5.5 Schema eines BOX and WHISKER – Plots. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 5.6 BOX and WHISKER–Plot der standardisierten Variablen innerhalb der Cluster der 3–Cluster–Lösung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 5.7 BOX and WHISKER–Plot der standardisierten Variablen innerhalb der Cluster der 4–Cluster–Lösung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 5.8 BOX and WHISKER–Plot der standardisierten Variablen innerhalb der Cluster der 5–Cluster–Lösung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 5.9 BOX and WHISKER–Plot der standardisierten Variablen innerhalb der Cluster der 7–Cluster–Lösung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 5.10 Ablaufschema des iterativen Klassifikationsverfahrens. . . . . . . . . . . . . . . 91 5.11 Datenraum zum Klassifikationsbeispiel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 5.12 Lage der auf dem 0,1% Signifikanzniveau klassifizierten statistischen Parameter der 88 Datenreihen im Datenraum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 ABBILDUNGSVERZEICHNIS IX 5.13 Lage der auf dem 0,1% Signifikanzniveau klassifizierten statistischen Parameter der 86 Datenreihen im Datenraum nach Entfernen der Ausreißer. . . . . . . . . . 97 5.14 Beispiel einer Diskriminanzachse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.15 Darstellung der Mahalanobis–Distanz in einem zwei–dimensionalen Datenraum (nach F LURY & R IEDWYL (1983)). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.16 Diskriminanzraum mit zwei sehr ähnlichen Diskriminanzwerten Y1 und Y2 , die zu verschiedenen Klassen A und B zugeordnet sind. . . . . . . . . . . . . . . . 104 5.17 Räumliche Verteilung der Güteklassen über die Schweiz. . . . . . . . . . . . . . 110 5.18 Häufigkeitsverteilung der Abweichungen zwischen den modellierten HQ100 und den aus den Datenreihen zeitlich extrapolierten HQ100 . . . . . . . . . . . . . . . 114 6.1 Schema des Ablaufs der Hochwasserabschätzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 6.2 Relativer Flächenbeitrag im Einzugsgebiet der Gürbe . . . . . . . . . . . . . . . 121 Kapitel 1 Einführung Seltene Hochwasser, die oftmals katastrophale Folgen für Menschenleben und Volksvermögen haben, führen immer wieder vor Augen, welche elementaren Naturgewalten bei einem solchen Ereignis ausgelöst werden. Mit zunehmender Bevölkerungsentwicklung steigt die Notwendigkeit des Schutzes vor Hochwassern. Nach Untersuchungen der UNO haben trotz der in den letzten Jahrzehnten gestiegenen Aufwendungen für den Hochwasserschutz die jährlichen Hochwasserschäden in vielen Teilen der Erde zugenommen (W HITE (1969)). Die wichtigste Ursache ist u.a. die verstärkte Besiedlung der Flußtäler und sonstiger hochwassergefährdeter Räume. Schutzmaßnahmen können dabei in zwei Richtungen gehen. Einerseits können aktive Maßnahmen ergriffen werden, wie sie allgemein Schutzbauwerke darstellen. Andererseits kann passiv, durch die Ausweisung von Überflutungszonen, die nicht intensiv genutzt werden dürfen, die Hochwassergefährdung gesenkt werden. Zu beiden Wegen ist allerdings die Kenntnis der Höhe des Bemessungshochwassers unerläßlich. Dabei wird das Bemessungshochwasser folgendermaßen definiert: Das Bemessungshochwasser ist das Ereignis (gekennzeichnet durch Scheitelabfluß, ” -wasserstand, Dauer, Fülle oder Wellenhöhe), das zur Dimensionierung einer Hochwasserschutzmaßnahme oder einer baulichen Anlage dient“ (DVWK (1989), S. 1). Auch in der Schweiz ist man mit dem Problem der Hochwassergefährdung ständig konfrontiert. So verursachten die außerordentlichen Hochwasserereignisse des Jahres 1987 in der Schweiz einen Gesamtschaden von über 1,2 Mrd. sFr. (S PREAFICO & P ETRASCHECK (1991)). Diese Ereignisse hinterließen in der Bevölkerung einen nachhaltigen Eindruck. Aus der Forderung nach Hochwasserschutz ergibt sich für die Hochwasserhydrologie die zentrale Frage nach dem Bemessungshochwasser. Dabei ist das Bemessungshochwasser in der Schweiz definitionsgemäß ein Hochwasserscheitel– oder –spitzenabfluß mit einer statistischen Wiederkehrwahrscheinlichkeit von 100 Jahren. Dieser Wert ist so gewählt, daß das Sicherheitsbedürfnis der Öffentlichkeit, die Belange von Natur und Landschaft und die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden. Dabei muß allerdings klar sein, daß ein Restrisiko in Kauf genommen werden muß, da ein 100 prozentiger Schutz vor Hochwassern, besonders im Alpenraum, nicht gewährleistet ist. Die Höhe von Bemessungshochwassern wird in der Regel aus langen Meßreihen zeitlich extrapoliert. Mit mathematisch–statistischen Methoden kann die Extrapolation vorgenommen werden. Voraussetzung dazu ist allerdings die Verfügbarkeit von langen Meßreihen, die in den seltensten Fällen erfüllt ist. Entweder sind die Meßreihen sehr kurz oder sie fehlen gänzlich. Dann 1 KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 2 ist der Praktiker auf Abschätzverfahren angewiesen, die einen ersten Anhaltspunkt zur Entscheidungsfindung liefern können. Letztendlich kann die Entscheidung im Einzelfall nur über eine umfassende Gesamtschau und eine enge Zusammenarbeit aller beteiligter Fachleute erfolgen. In der Schweiz wurden deshalb in den letzten Jahren und Jahrzehnten viele Studien im Hochwasserbereich durchgeführt (W EINGARTNER & S PREAFICO (1990)). Die dabei erzielten Fortschritte dürfen sich zwar sehen lassen, sie können aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß der eigentliche Durchbruch noch nicht gelungen ist (NAEF & FAEH (1992)). Die für die Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen zur Verfügung stehenden Mittel reichen nicht aus. Es fehlen besonders Anleitungen zur ökologisch wie ökonomisch optimalen Bestimmung von Bemessungshochwassern. Das Ziel dieser Arbeit ist deshalb, mit dem heute verfügbaren Datenmaterial und mit modernen geographischen Informationstechnologien eine Methodik zu entwickeln, die es ermöglichen soll, eine gesamtschweizerische Übersicht über die zu erwartenden Höhen der Bemessungshochwasser schweizerischer Fließgewässer zu erstellen, um so einen Beitrag zur Verbesserung der Grundlagensituation zu leisten. Dieses Ziel soll über die Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser in der Schweiz erreicht werden. 1.1 Seltene Hochwasser Hochwasser können folgendermaßen definiert werden: Allgemein wird unter einem Hochwasser eine zeitlich begrenzte Anschwellung des ” Durchflusses über den Basisdurchfluß verstanden, die eine für jeden Durchflußquerschnitt aus der Statistik oder den örtlichen Gegebenheiten (Ausuferungsdurchfluß) zu bestimmende Grenze überschreitet, als Folgeerscheinung meteorologischer oder künstlich hervorgerufener Ereignisse“ (DYCK (1980), S. 250). Ausgewählte charakteristische Hochwasserextremwerte dienen als Bemessungswerte für die Dimensionierung von wasserwirtschaftlichen Bauwerken. Dabei soll der Bemessungswert einerseits ökonomisch und andererseits ökologisch vertretbar sein. Kenntnisse über den Wasserstand sind für die Planung und Errichtung von Bauwerken entlang eines Flusses und über den Fluß sowie für die Abgrenzung von Überschwemmungsgebieten erforderlich. Von besonderem Interesse ist dabei der Hochwasserspitzenabfluß (in m3 /s). Diese Hochwasserspitzenabflüsse werden mit ihrer statistisch zu erwartenden Wiederkehrwahrscheinlichkeit charakterisiert. Das heißt, daß sie im Mittel über einen sehr langen Zeitraum mit einer bestimmten Häufigkeit auftreten. So sind seltene Hochwasser Hochwasserspitzenabflüsse, die im statistischen Mittel alle 50 Jahre oder seltener zu erwarten sind. Als Bemessungshochwasserspitzen werden in der Schweiz Hochwasserspitzenabflüsse definiert, die im statistischen Mittel in 100 Jahren einmal auftreten und als 100–jährliche Hochwasser – HQ100 – bezeichnet werden. Bei der Berechnung von seltenen Hochwasserspitzen und Bemessungshochwassern wird z.Z. von zwei unterschiedlichen Konzepten ausgegangen: Die statistische Methode basiert auf einem wahrscheinlichkeitstheoretischen Ansatz, wobei in der Vergangenheit beobachtete Hochwasserabflüsse als Zufallsereignisse betrachtet werden. Dazu wird an beobachtete Hochwasserdaten eine theoretische Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion angepaßt und zeitlich extrapoliert. Dadurch können Höhe und Wiederkehrwahrscheinlichkeit von Hochwassern in der Zukunft abgeschätzt werden. Auf diese Weise ermittelte Hochwasser sind hypothetische oder typische Ereignisse, die nicht mit einem speziellen Ereignis identisch 1.2. EXTREMWERT- UND WAHRSCHEINLICHKEITSSTATISTIK 3 zu sein brauchen (DYCK (1980)). Für diese Methode werden allerdings lange Zeitreihen vorausgesetzt ( > 30 Jahre), die bei weitem nicht für jedes schweizerische Fließgewässer vorliegen. Im zweiten Fall wird ein deterministischer Ansatz verwendet. Hierbei wird ein vermutlich größtes Hochwasser (pmf) auf der Basis eines vermutlich größten Niederschlages (pmp) berechnet. Der pmp wird von einem gebietsspezifischen Operator transformiert, dessen Impulsantwort die Ganglinie eines pmf liefert. M OSONYI et al. (1980) kombinieren das pmf mit der Beta– Verteilung und bestimmen auf diesem Wege einen T-jährlichen Hochwasserabfluß. Da aber eine gesamtschweizerische Bestimmung des pmp noch nicht gelöst ist, soll dieser Ansatz in der vorliegenden Untersuchung nicht weiter verfolgt werden. Grundlage für die räumliche Modellierung seltener Hochwasser soll deshalb die zeitliche Extrapolation über einen statistischen wahrscheinlichkeitstheoretischen Ansatz sein, der mit Extremwertstatistik bezeichnet wird. 1.2 Extremwert- und Wahrscheinlichkeitsstatistik Zum grundlegenden Verständnis dieser Arbeit ist eine Einführung in den Terminus und die Methodik der Extremwert– und Wahrscheinlichkeitsstatistik unerläßlich. Deshalb werden im folgenden Abschnitt in kurzen Einführungen und Beispielen die in dieser Arbeit verwendeten Methoden der Extremwert– und Wahrscheinlichkeitsstatistik besprochen. Mit der Wahrscheinlichkeitsstatistik soll die Frage nach der Häufigkeit von Hochwasserabflußdaten beantwortet werden. Das Ziel ist, anzugeben mit welcher Wahrscheinlichkeit ein bestimmter Abflußwert zu erwarten ist. Voraussetzung dieses Prognoseverfahrens ist die Unabhängigkeit der Hochwasserereignisse, um dessen stochastische Grundbedingung der Zufälligkeit zu erfüllen. Die Daten einer Zeitreihe sind dann zufällig — ohne Gesetzmäßigkeiten innerhalb der Zeitreihe — wenn ein Wert einer Zeitreihe nicht mehr von seinem Vorgängerwert beeinflußt ist. Es dürfen dabei weder saisonale noch Trendeffekte in den Datenreihen enthalten sein. Jahreshochwasserspitzen erfüllen diese Forderung unter der Bedingung konstanter Regimefaktoren im hydrologischen Einzugsgebiet. In der Regel stellen Datenkollektive von Jahreshochwasserspitzen, die den stochastischen Anforderungen genügen, eine Stichprobe einer Grundgesamtheit aller denkbaren Messungen dar. Im Sinne der Statistik stellen diese Messungen Beobachtungen eines Zufallsexperimentes — die Abflußmessung — dar und bilden Realisierungen der Zufallsvariablen Jahreshochwasser” spitzen der Abflußmeßstation X“. Die Grundgesamtheit aller Hochwasserspitzenabflüsse, die an der Abflußmeßstation X auftreten können, ist dagegen unbekannt, da sie theoretisch unendlich ist. Ein Ziel der Wahrscheinlichkeitsstatistik ist das Erkennen von Gesetzmäßigkeiten in der Zufallsverteilung einer Stichprobe, um damit auf die unbekannte Grundgesamtheit bzw. die Häufigkeitsverteilung der Werte der Grundgesamtheit zu schließen. Unter Häufigkeit versteht man die Anzahl des Auftretens eines Wertes in einem Datenkollektiv oder in einer Stichprobe. Die Häufigkeit gibt an, wie oft ein bestimmter Wert beobachtet oder gemessen wurde. Wird der Wertebereich der Stichprobe in Klassen eingeteilt und die Anzahl der Elemente einer Klasse ausgezählt, lassen sich daraus die absoluten Häufigkeiten in Form eines Histogramms zeichnen (siehe Abbildung 1.1). Im Gegensatz zur den absoluten Häufigkeiten ergibt die Häufigkeitsdichte relative Werte bezüglich des Gesamtumfanges der Stichprobe. So ist die relative Häufigkeitsdichtefunktion fs (xi ) definiert mit KAPITEL 1. EINFÜHRUNG absolute Häufigkeit für Klassenbreiten von 5 m3/s 4 40 30 20 10 0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 50,0 55,0 60,0 65,0 70,0 75,0 80,0 85,0 Jahreshochwasserspitzen in m3/s Abbildung 1.1: Absolute Häufigkeiten einer Stichprobe am Beispiel der Jahreshochwasserspitzen des Inn bei St. Moritz–Bad. fs (xi ) = ni . n Dabei gilt: fs (xi ) ni n = relative empirische Häufigkeitsdichtefunktion = Anzahl Werte in der Klasse i = Stichprobenumfang Analog zur Häufigkeitsdichtefunktion ist die Häufigkeitsverteilungsfunktion Fs (xj ) definiert mit Fs (xj ) = i X fs (xj ). j=1 Wird Fs (xj ) wie in Abbildung 1.2 als Säulendiagramm gezeichnet, erhält man die relative Häufigkeitsverteilung einer Zufallsvariablen X. Die Dichtefunktionen fs (xj ) und die Verteilungsfunktionen Fs (xj ) werden als empirische Funktionen oder als Stichprobenfunktionen bezeichnet, da sie sich nur auf die bekannte Stichprobe beziehen. Der Funktionsbereich ist endlich, und die obere und untere Grenze der Funktion sind bekannt. Der Nachteil der empirischen Funktion ist, daß sie sich nur auf eine Stichprobe bezieht, die endlich ist. Für die Bestimmung von Bemessungshochwassern soll dagegen die unendliche Grundgesamtheit herangezogen werden. Dazu wird ein mathematisches Modell an die Stichprobe angepaßt, das die Grundgesamtheit repräsentieren soll. Es wird eine theoretische Funktion gesucht, die die Verteilung der Werte der Grundgesamtheit beschreibt. Im Gegensatz zu den empirischen Verteilungsfunktionen beziehen sich theoretische Verteilungsfunktionen auf die unbekannte Grundgesamtheit. Die obere und untere Grenze der Grundgesamtheit ist nicht bekannt, und der Umfang der Grundgesamtheit geht gegen unendlich. So ist die theoretische Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion definiert mit 1.2. EXTREMWERT- UND WAHRSCHEINLICHKEITSSTATISTIK 5 Fs(x), F(x) 1.0 Fs(x) .8 F(x) .6 .4 .2 0.0 15.00 25.00 20.00 35.00 30.00 45.00 40.00 55.00 50.00 65.00 60.00 75.00 70.00 85.00 80.00 Jahreshochwasserspitzen in m3/s Abbildung 1.2: Relative Häufigkeitsverteilung (Fs (x)) und theoretische Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion (F (x)) am Beispiel der Jahreshochwasserspitzen am Pegel Inn–St. Moritz-Bad f (x) = n→∞ lim fs (x) ∆x Dabei gilt: n ∆x = Anzahl Werte = Klassenbreite und die theoretische Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion ist analog zu f (x) definiert mit F (x) = n→∞ lim Fs (x), wobei die erste Ableitung von F (x) die theoretische Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion ergibt f (x) = dF (x) . dx Das Integral der theoretischen Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion ergibt die theoretische Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion, für die gilt: F (x) = Z x −∞ f (x) · dx. Über die theoretische Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion lassen sich Über- oder Unterschreitungswahrscheinlichkeiten ableiten. Die Unterschreitungswahrscheinlichkeit von P (X ≤ w) ist das Integral über die Auftretenshäufigkeit aller Werte kleiner gleich w, also P (X ≤ w) = Z w −∞ f (x) · dx = F (w). KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 6 Analog zur Unterschreitungswahrscheinlichkeit läßt sich die Überschreitungswahrscheinlichkeit P (w < X) darstellen mit P (w < X) = Z ∞ w f (x) · dx = 1 − F (w). Beträgt die Überschreitungswahrscheinlichkeit z.B. 10%, wird der Wert w im Durchschnitt von jedem 10. X überschritten. Dabei ist das Wort Durchschnitt“ sehr wichtig. Bestimmt man ” nämlich aus einer Stichprobe den Wert w für eine Überschreitungswahrscheinlichkeit von 10% und betrachtet man die Datenreihe in ihrer chronologischen Folge, so wird nicht jeder 10. X– Wert dem Wert w entsprechen. Vielmehr wird im Durchschnitt vielleicht jeder 9. oder 11. X– Wert dem Wert w entsprechen. Die Ursache für diese Abweichung vom berechneten Wert liegt darin begründet, daß die theoretische Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion nur eine mehr oder weniger gute Anpassung an die Stichprobe bzw. die Grundgesamtheit darstellt. Die mittlere Anzahl Werte, die gemessen werden müssen, bevor ein Wert w überschritten wird, nennt man Wiederkehrperiode W (w). Für die Wiederkehrperiode gilt die Beziehung W (w) = 1 . 1 − F (w) Neben dem Begriff Wiederkehrperiode wird auch die Bezeichnung Jährlichkeit T (w) verwendet, wenn als Datengrundlage Jahreswerte verwendet werden, wie dies bei Jahreshochwasserspitzen der Fall ist. In diesem Fall bezeichnet der Wert w den Zeitraum in Jahren, innerhalb dem eine Hochwasserspitze der Höhe X im Durchschnitt zu erwarten ist. Demnach ist eine Hochwasserspitze mit einer Jährlichkeit von 100 Jahren über einen langen Zeitraum im Durchschnitt in 100 Jahren einmal zu erwarten. 1.2.1 Theoretische Verteilungsfunktionen in der Hochwasserhydrologie Geht man davon aus, daß eine genügend große Stichprobe der gleichen Häufigkeitsverteilung folgt wie die Grundgesamtheit, dann läßt sich, wenn die Verteilungsfunktion der Stichprobe bekannt ist, auch die theoretische Verteilungsfunktion der Grundgesamtheit darstellen. Dazu muß an die Stichprobe eine mathematisch beschreibbare Funktion angepaßt werden, mit der sich die Häufigkeitsverteilung der Stichprobe als Funktion beschreiben läßt. Problematisch an diesem Ansatz ist einerseits, die Verteilungsfunktion zu finden, die der Stichprobe folgt und andererseits die mathematische Darstellung dieser Funktion. Mathematisch beschreibbare Verteilungsfunktionen sind im Laufe der Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsstatistik viele formuliert worden. Ein genauerer Überblick über die Vielzahl der vorhandenen Verteilungsfunktionen ist der statistischen Literatur zu entnehmen (A LEXANDER et al. (1969), E LDERTON (1969), H AIGHT (1961), M ENDEL (1972), G UMBEL (1966)). Die Frage nach der richtigen“ Verteilungsfunktion kann mit den heute zur Verfügung stehenden ” statistischen Methoden nicht objektiv beantwortet werden (K ALLER & R IEBE (1979)). Reihenuntersuchungen in Deutschland haben ergeben, daß sich die PEARSON–III–Verteilung in der Regel an ein beliebiges Kollektiv von hydrologischen Meßdaten anpassen läßt (KOBERG (1975)). S YDLER et al. (1982) führten eine statistische Untersuchung von Extremabflüssen in kleinen schweizerischen Einzugsgebieten durch und legten dabei die 2–parametrige Gumbel–Verteilung zu Grunde, die auch Extremalverteilung Typ I genannt wird. In einer Reihe weiterer Untersuchungen hat sich der Einsatz der Extremalverteilung Typ I bewährt (NERC (1975), K ACZMA - 1.2. EXTREMWERT- UND WAHRSCHEINLICHKEITSSTATISTIK 7 REK (1957), ACREMAN & W ERRITTY (1987), C HOW (1964), D RACOS (1980), W EING ÄRTNER (1969)). S PREAFICO & S TADLER (1986) verwendeten in Anlehnung an die Empfehlungen zur ” Berechnung der Hochwasserwahrscheinlichkeit“ des DVWK (1979) als Verteilungsfunktionen zur Extrapolation die log–PEARSON–III–und die PEARSON–III–Verteilung. Die Vielfalt der eingesetzten Verteilungsfunktionen zeigt allerdings auch, daß eine allgemeingültige objektive Methode zur Auswahl einer Verteilungsfunktion zur Zeit nicht existiert. Die Entscheidung, welche Verteilungsfunktion letztlich verwendet wird, bleibt nach wie vor der Erfahrung und Intuition des Hydrologen vorbehalten (K ALLER & R IEBE (1979)). Zur mathematischen Anpassung einer Verteilungsfunktion an eine Stichprobe müssen die Parameter der entsprechenden Funktion aus der Stichprobenverteilung geschätzt werden. Zu diesem Zweck wird am häufigsten die Momentenmethode angewandt. Sie ist aufgrund ihrer einfachen Anwendung besonders beliebt. Im folgenden Abschnitt wird die Ableitung der statistischen Parameter nach der Momentenmethode beschrieben. 1.2.2 Parameterschätzung Die Grundaufgabe der Extremwert- und Wahrscheinlichkeitsstatistik besteht darin, eine geeignete theoretische Verteilungsfunktion möglichst gut an eine Stichprobe anzupassen. Dazu müssen gewisse Maßzahlen oder Parameter der gewählten theoretischen Verteilung bestimmt werden. Da sich die theoretische Verteilungsfunktion auf die Grundgesamtheit aller Meßwerte bezieht, aber nur eine Stichprobe dieser Grundgesamtheit bekannt ist, müssen die Parameter der theoretischen Verteilungsfunktion über die Stichprobe geschätzt werden. Dies ist zulässig unter der Annahme, daß die Stichprobenverteilung gleich der Verteilung der Grundgesamtheit ist. Die zur Parameterschätzung am häufigsten verwendete Methode ist die Momentenmethode. Mit ihr lassen sich die Parameter Mittelwert, Varianz, Schiefe und Wölbung einer Stichprobenverteilung schätzen. Allgemein ist ein Moment k-ter Ordnung (Mk ) definiert als Mk (x, xb ) = Z ∞ −∞ ϕ(x)(x − xb )k · dx. Dabei gilt: k = Ordnung des Momentes (x − xb ) = Abweichung ϕ = Häufigkeitsdichtefunktion der Grundgesamtheit Für den diskreten Fall, wie er bei Abflußdaten anzutreffen ist, läßt sich die Definition eines Momentes k-ter Ordnung vereinfachen in Mk (x, xb ) = X fs (xj )(x − xb )k . dabei gilt: fs (xj ) = Häufigkeitsdichtefunktion der Stichprobe Es werden zwei Momente unterschieden. Ein Anfangsmoment ist definiert, wenn xb = 0 ist. So läßt sich, für den Fall daß die Daten klassifiziert sind, das Anfangsmoment 1. Ordnung (M1 ) herleiten mit KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 8 fs (xj )(xj − 0)1 X nj · xj = n 1X nj · x j = n ⇒ M1 (x, 0) = x̄ = E(x). M1 (x, 0) = X Aus der Herleitung folgt, daß es sich bei dem Anfangsmoment 1. Ordnung um eine Schätzung des arithmetischen Mittels der Stichprobendaten handelt, bzw. das Anfangsmoment 1. Ordnung die Lage des Schwerpunktes der xj in der Verteilungsfunktion fs (xj ) angibt. Für zentrale Momente k-ter Ordnung gilt die Bedingung, daß xj gleich dem Schwerpunkt der Funktion ist. Für xb = E(x) ergibt das zentrale Moment 1. Ordnung den Wert 0. Das zentrale Moment 2. Ordnung läßt sich folgendermaßen herleiten mit fs (xj )(xj − E(x))2 1X 1X = nj (xj − nj · x j ) 2 n n 1X = nj (xj − x̄)2 ≈ s2 (x). n M2 (x, E(x)) = X Damit ist das zentrale Moment 2. Ordnung der Schätzwert für die Varianz der Verteilungsfunktion der Stichprobe. Führt man diese Ableitung weiter, so ergibt das zentrale Moment 3. Ordnung die Schiefe und das zentrale Moment 4. Ordnung die Wölbung der Verteilungsfunktion der Stichprobe. 1.2.3 Zeitliche Extrapolation seltener Hochwasser Grundlage zur Untersuchung von extremen hydrologischen Ereignissen ist eine Reihe von größten oder kleinsten Werten, den Extremwerten. Für die Untersuchung von Jahreshochwasserspitzen wird demnach eine Datenreihe benötigt, die den maximalen in einem Jahr aufgetretenen Hochwasserabfluß enthält. So beinhaltet eine 30–jährige Meßreihe 30 Jahreshochwasserspitzenwerte. Auf der Basis dieser Extremwerte sollen die Jährlichkeiten der zu erwartenden Hochwasserspitzenabflüsse extrapoliert werden. Zu diesem Zweck haben sich, wie oben beschrieben, hauptsächlich zwei Verteilungsfunktionen bewährt. Zum einen wird die Extremalverteilungsfunktion Typ I und zum anderen die PEARSON–III–Verteilungsfunktion bzw. deren logarithmierte Form angewandt. Generell läßt sich der Bemessungswert XT mit einer Jährlichkeit von T mit der sogenannten Hydrologischen Grundgleichung“ ” XT = x̄ + KT · s (1.1) extrapolieren (K ALLER & R IEBE (1979)). Die Hydrologische Grundgleichung“ besteht aus den Parametern Mittelwert (x̄) und Standard” abweichung (s) der Grundgesamtheit bzw. Stichprobe und aus einem von der Verteilungsfunktion und der Jährlichkeit abhängigen Koeffizienten KT . Soll das Hochwasser einer bestimmten 1.2. EXTREMWERT- UND WAHRSCHEINLICHKEITSSTATISTIK 9 Jährlichkeit (T ) geschätzt werden, müssen einerseits die Parameter Mittelwert und Standardabweichung der Grundgesamtheit aus der Stichprobe geschätzt werden und andererseits eine Verteilungsfunktion ausgewählt werden, zu der der Koeffizient KT bestimmt werden muß. Für die Bestimmung des KT der Extremalverteilung Typ I hat C HOW (1953) die folgende Gleichung hergeleitet √ 6 T 0.5772 + ln ln . KT = − π T −1 Dabei gilt: T = Jährlichkeit Der Koeffizient KT für die PEARSON–III–Verteilung ist neben der Jährlichkeit abhängig von der Schiefe der Verteilungsfunktion. Es wird dabei zwischen positiver und negativer Schiefe unterschieden. Tabellen mit der Aufstellung der KT in Abhängigkeit von Schiefe und Jährlichkeit sind z.B. in C HOW (1988) oder vom U.S. Water Res. Council (1981) publiziert. Der Weg zur Bestimmung von KT für die log–PEARSON–III–Verteilung ist der gleiche wie bei der PEARSON– III–Verteilung, mit der Ausnahme, daß die statistischen Parameter aus den logarithmierten Jahreshochwasserspitzenwerten geschätzt werden. Soll mit modernen EDV-Anlagen über die PEARSON–III–Verteilung eine zeitliche Extrapolation durchgeführt werden, so kann nicht auf Tabellen zurückgegriffen werden. In diesem Fall kann das KT mit einem Verfahren von K ITE (1977) approximiert werden. Das KT wird dabei mit folgendem Ausdruck berechnet 1 1 KT = z + (z 2 − 1)k + (z 3 − 6z)k 2 − (z 2 − 1)k 3 + zk 4 + k 5 . 3 3 Dabei gilt: k = Schiefe/6 Die Variable z muß in Abhängigkeit von der Wahrscheinlichkeit p approximiert werden. Dazu wird eine Substitutionsvariable w erzeugt, die sich mit w= √ lnT 2 (1.2) berechnen läßt. Nun kann unter Einsatz von w, nach C HOW (1988) z mit z=w− 2.515517 + 0.802853w + 0.010328w2 1 + 1.432788w + 0.189269w2 + 0.001308w3 (1.3) approximiert werden. Welche der vorgestellten Verteilungsfunktionen zur zeitlichen Extrapolation von seltenen Hochwassern eines bestimmten Datenkollektivs verwendet werden kann, ist a priori nicht zu sagen. Um dieses festzustellen, muß über Anpassungstests geprüft werden, ob sich die Stichprobenverteilung durch die ausgewählte Verteilungsfunktion approximieren läßt. Die bekanntesten Tests dieser Art sind der χ2 –Test und der Kolmogorov-Smirnov-Test. Der Kolmogorov-Smirnov-Test, eine Weiterentwicklung des χ2 –Test, wird empfohlen, da er als der schärfste Anpassungstest gilt (S ACHS (1992)). Er wird im nächsten Abschnitt näher behandelt. Sind alle beschriebenen Ver- KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 10 teilungsfunktionen durch den Test angenommen worden, so ist die Extremalverteilungsfunktion Typ I aufgrund ihrer einfachen Anwendung vorzuziehen. 1.2.4 Der Kolmogorov–Smirnov–Test für die Güte der Anpassung Der Test von KOLMOGOROV (1933) und S MIRNOV (1939) prüft die Anpassung einer theoretischen Verteilungsfunktion F (x) an eine empirische Verteilungsfunktion Fs (x). Das Ziel dieses Testverfahrens ist festzustellen, ob die Unterschiede zwischen einer empirischen Verteilungsfunktion und einer angenommenen theoretischen Verteilungsfunktion zufällig oder statistisch signifikant sind. Der Kolmogorov–Smirnov–Test ist verteilungsunabhängig. Er eignet sich besonders gut zur Feststellung von Unterschieden in der Verteilungsform. Geprüft wird die Nullhypothese: Die empirische Verteilungsfunktion Fs (x) entspricht der theoretischen Verteilungsfunktion F (x) gegen die Alternativhypothese: Die empirische Verteilungsfunktion entspricht nicht der theoretischen Verteilungsfunktion. Oder statistisch formuliert heißt das H0 : Fs (x) = F (x) gegen HA : Fs (x) 6= F (x). Man bestimmt die absoluten Häufigkeiten der Stichprobenverteilung Fs (x) und bildet die Summenhäufigkeiten dieser Werte. Als zweiter Schritt werden die Summenhäufigkeiten auf der Basis der theoretischen Verteilungsfunktion F (x) ermittelt. Es werden die absoluten Differenzen D = |Fs (x) − F (x)| gebildet. Schließlich wird mit Dmax = max |Fs (x) − F (x)| wobei min. x ≤ x ≤ max. x die maximale Ordinatendifferenz als Prüfgröße Dmax gesucht. Für Stichprobenumfänge von n > 35 sind die kritischen Schranken für D in Tabelle 1.1 aufgeführt. Tabelle 1.1: Kritische Schranken für D auf einem bestimmten Signifikanzniveau α (S ACHS (1992)) Schranken für D √ 1,224/√n 1,358/√n 1,628/√n 1,731/√n 1,949/ n Signifikanzniveau α 0,100 0,050 0,010 0,005 0,001 Liegen Stichprobenumfänge von 5 ≤ n ≤ 35 vor, wird der kritische Wert für D ermittelt, indem 1 vom Tabellenwert aus Tabelle 1.1 der Betrag 6n subtrahiert wird. Ist die maximale Ordinatendifferenz kleiner dem kritischen Wert für D, kann H0 angenommen werden. Das heißt, daß auf dem entsprechenden Signifikanzniveau die empirische Verteilungsfunktion durch die theoretische Verteilungsfunktion beschrieben werden kann. An einem Beispiel soll der Berechnungsablauf dieses Tests gezeigt werden (siehe Tabelle 1.2). Für die Jahreshochwasserabflußspitzen der Abflußmeßstation Inn — St. Moritz–Bad soll über- 1.2. EXTREMWERT- UND WAHRSCHEINLICHKEITSSTATISTIK 11 Wahrscheinlichkeitsdichte 1.0 0.8 0.6 F1 Maximale Ordinatendifferenz kleiner kritischem K-S-Wert 0.4 0.2 0.0 0.0 F2 0.5 1.0 1.5 Jahreshochwasserspende [m3/(skm2)] 2.0 Abbildung 1.3: Die Stichprobenverteilung (F 1) entspricht der theoretischen Verteilungsfunktion (F 2). Der Kolmogorov–Smirnov–Grenzwert ist größer als die maximale Ordinatendifferenz. prüft werden, ob die Anpassung der Extremalverteilung Typ I (F (x)) an die empirische Verteilungsfunktion der Meßreihe (Fs (x)) zulässig ist. Die Meßreihe besteht aus 83 Meßwerten. Die Werte werden der Größe nach geordnet (Spalte 1) und ihre relative Häufigkeit bestimmt. Durch Aufsummieren der relativen Werte vom kleinsten bis zum größten Abflußwert ergibt sich die kumulative relative Häufigkeitsverteilung (Spalte 2). Nun werden die statistischen Parameter Mittelwert und Standardabweichung der Stichprobe bestimmt. Daraus läßt sich die theoretische Verteilungsfunktion bestimmen. Es werden die kumulierten relativen Häufigkeiten der einzelnen Klassen auf der Basis der theoretischen Verteilungsfunktion ermittelt (Spalte 3). Nun existieren für jeden Abflußwert zwei kumulierte relative Häufigkeiten. Es wird die Differenz dieser beiden Werte gebildet (Spalte 4), und der maximale Wert ergibt die maximale Ordinatendifferenz Dmax . Im vorliegenden Beispiel beträgt Dmax = 0.1058. Da n > 35 ergibt √ sich für ein Signifikanzniveau von 5% aus Tabelle 1.1 ein kritischer Wert für D von 1.358/ 83 = 0.1491. Damit ist Dmax mit 0.1058 kleiner als das kritische D mit dem Betrag 0.1491und H0 — die empirische Verteilung gleich der Extremalverteilung Typ I verteilt — kann angenommen werden. 1.2.5 Die Ermittlung der Vertrauensintervalle für die XT (nach Kaller & Riebe (1979)) Basierend auf einem Grundsatz der Stochastik kann angenommen werden, daß die Stichprobenmomente x̄ und s2 asymptotisch normalverteilt sind. Die Anwendung des zentralen Grenzwertsatzes für Funktionen von Zufallsvariablen ergibt, auf s2 angewandt, daß s ebenfalls asymptotisch normalverteilt ist. Aus dem Additionssatz für die Normalverteilung folgt dann, daß auch XT asymptotisch normalverteilt sein muß (K ALLER & R IEBE (1979)). Die gesuchten Grenzen des Vertrauensbereiches von XT ergeben sich aus der als asymptotischen KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 12 Wahrscheinlichkeitsdichte 1.0 0.8 F1 Maximale Ordinatendifferenz größer kritischem K-S-Wert 0.6 0.4 0.2 F2 0.0 0.0 0.5 1.0 1.5 Jahreshochwasserspende [m3/(skm2)] 2.0 Abbildung 1.4: Die Stichprobenverteilung (F 1) entspricht nicht der theoretischen Verteilungsfunktion (F 2). Der Kolmogorov-Smirnov-Grenzwert ist kleiner als die maximale Ordinatendifferenz. Normalverteilung erkannten Querverteilung mit OT,n,α = µ + KT · σ + t(1− α2 ) · q UT,n,α = µ + KT · σ − t(1− α2 ) · q V ar(XT ) und V ar(XT ). Dabei stellt t(1− α2 ) das (1 − α2 )–Quantil der Standardnormalverteilung und V ar(XT ) die Varianz der Querverteilung dar. Da die Werte für µ und σ der Zufallsvariablen X in der Regel nicht bekannt sind, wird die Extrapolationsgleichung XT = µ + KT · σ durch XT = x̄ + KT · s approximiert. Die Varianz der Querverteilung wird mit V ar(XT ) ≈ s2 · ϕT n geschätzt. Für die Extremalverteilung Typ I läßt sich nach K ACZMAREK (1957) ϕT mittels ϕT = 1 + 1.14 · KT + 1.1 · (KT )2 und für die PEARSON–Typ–III–Verteilung nach K ALLER & R IEBE (1979) mittels 1.3. REGIONALISIERUNG HYDROLOGISCHER DATEN 13 Tabelle 1.2: Beispiel zur Berechnung des Kolmogorov–Smirnov–Tests 1 HQ in m3 /s 12.6 13.6 15.0 15.9 . . . 29.3 . . . 53.0 56.0 85 2 Fs (x) n = 83 0.012 0.024 0.036 0.048 . . . 0.627 . . . 0.976 0.988 1.000 3 F (x) 4 D 0.010 0.016 0.030 0.043 . . . 0.521 . . . 0.960 0.972 0.999 0.0020 0.008 0.006 0.005 . . . 0.1058 . . . 0.015 0.016 0.001 1 3 · Cs ϕT = 1 + Cs · KT + · KT2 + 2 8 berechnen. Schließlich wird das Quantil der Standardnormalverteilung für eine gesuchte Sicherheitswahrscheinlichkeit t(1− α2 ) den einschlägigen Tabellen entnommen (z.B. S ACHS (1992)). Nun können die oberen und unteren Vertrauensgrenzen mit ÔT,n,α = x̄ + KT · s + t(1− α2 ) s s2 · ϕT n (1.4) ÛT,n,α = x̄ + KT · s − t(1− α2 ) s s2 · ϕT n (1.5) geschätzt werden. Zur Beurteilung der Extrapolation seltener Hochwasser wird auf Kapitel 5.4.3 und Tabelle 5.16 verwiesen. 1.3 Regionalisierung hydrologischer Daten Die Klassifikation räumlicher Beobachtungseinheiten nach spezifischen Merkmalen zählt zu den durchgängigen Operationen geographischer Forschungspraxis (S EDLACEK (1978)). Die Hydrologie befaßt sich seit einigen Jahrzehnten mit Regionalisierungsproblemen. Leider wird jedoch der Begriff Regionalisierung“ trotz bestehender Definitionen nicht einheitlich verwendet. Hinzu ” kommt, daß der Begriff Regionalisierung häufig in einem falschen Zusammenhang angewendet KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 14 X OT,n, 2 XT 1- UT,n, 2 T F(x) Abbildung 1.5: Querverteilung des Bemessungswertes XT wird (K LEEBERG & C EMUS (1992)). Darum wird im folgenden Abschnitt der Begriff Regionalisierung definiert. 1.3.1 Definition Eine einheitliche Definition für den Begriff Regionalisierung zu finden fällt wegen der Vielzahl der in der Literatur beschriebenen Definitionen schwer. Ein neuerer Definitionsansatz von S CHWENTKER & S TREIT (1983) schlägt vor zwischen • Regionalisierung im eigentlichen Sinn und • der regionalen Übertragung zu unterscheiden. Dabei wird Regionalisierung mit der Ausweisung von Flächen gleicher hydrologischer Eigenschaften und regionale Übertragung mit der Anwendung hydrologischer Modelle auf Gebiete, für die sie mangels geeigneter Daten nicht direkt kalibriert sind, sondern nur indirekt unter Berücksichtigung gebietsspezifischer Charakteristika angepaßt werden können, definiert. K LEEBERG & C EMUS (1992) kritisieren die von S CHWENTKER & S TREIT (1983) getroffene Definition für Regionalisierung dahingehend, daß sie, verglichen mit der allgemeinen räumlichen Darstellung hydrologischer Eigenschaften, ein Sonderfall ist, zumal es schwer fallen dürfte, gleiche hydrologische Eigenschaften“ zu definieren. Hydrologische Eigenschaften sind immer ” zweckgebunden, sie gelten nur für eine bestimmte Aufgabenstellung und eine bestimmte Anwendung hydrologischer Verfahren. Der Definition folgend kann demnach bereits eine einfache Kartierung fälschlicherweise als Regionalisierung bezeichnet werden. Die zweite Definition wird von K LEEBERG & C EMUS (1992) deswegen kritisiert, da sie nicht den Anspruch der Allgemeingültigkeit erfüllt, da explizit nur von der Übertragung von Modellen gesprochen wird. Das Instrument der regionalen Übertragung ist ihrer Meinung nach jedoch 1.3. REGIONALISIERUNG HYDROLOGISCHER DATEN 15 nicht ausschließlich auf hydrologische Modelle beschränkt. Auch Modellparameter und Parameter allgemein müssen von der Definition erfaßt werden. Schließlich wird mit der Definition auch nicht das Problem der Übertragung vom Punkt auf die Fläche erfaßt. K LEEBERG & C EMUS (1992) schlagen deshalb eine Definition zum Begriff Regionalisierung vor, die nicht mehr zwischen Regionalisierung und regionaler Übertragung unterscheidet. Sie verstehen deshalb unter Regionalisierung: Bestimmen einer räumlichen Verteilung der Funktion g in Abhängigkeit von loka” len abhängigen Größen p(j), die aus anderen Gebieten mit Hilfe von Übertragungsfunktionen h abgeleitet werden. Mit der Funktion p(i) werden die lokalen Verhältnisse im Ursprungsgebiet i mit Hilfe einer Übertragungsfunktion h auf das Zielgebiet j übertragen, das heißt, es wird eine lokale Kenngröße p(i) auf eine andere Lokalität j übertragen. In der Übertragungsfunktion h können die lokalen Verhältnisse e(k, i) im Ursprungsgebiet und im Zielgebiet e(k, j) berücksichtigt werden.“ (K LEEBERG & C EMUS (1992), S. 5). Der Vorteil dieser Definition ist, daß auch die Ausweisung homogener Teilgebiete möglich bleibt. Unbefriedigend ist allerdings, daß K LEEBERG & C EMUS (1992) vorschlagen, den Begriff Regionalisierung nicht mehr vom Begriff regionale Übertragung zu trennen, obwohl damit der aus der geographischen Terminologie stammende Begriff Regionalisierung falsch angewendet wird. Dieser Schritt wird damit begründet, daß es allgemein üblich ist, die Begriffe regionale Übertragung und Regionalisierung zu dem allgemeinen Begriff Regionalisierung zusammenzufassen. BARTELS (1975) liefert dagegen die folgende Definition: Regionalisierung ist . . . eine Variante der Klassifizierung, d.h. jenes Grundvorgan” ges intellektueller Tätigkeit, welcher die Mannigfaltigkeit der Erfahrungswelt durch aggregierte Begriffsbildungen generalisierend vereinfacht — eine Variante, deren Besonderheit darin besteht, daß sie für Elemente (Beobachtungseinheiten) jeder zu bildenden Region fordert, sie möchten nicht nur als Klasse mindestens ein gemeinsames sachliches Merkmal aufweisen (Grunddefinition einer Klasse), sondern darüber hinaus als Punkte der Erdoberfläche zusammen ein geschlossenes größeres Gebiet bilden, d.h. zusätzliche räumliche Kontingenz aufweisen . . .“ (BARTELS (1975), S. 95). Hier wird deutlich der Unterschied zwischen Regionalisierung und der allgemeinen Klassifizierung dargestellt. Die Regionalisierung ist zwar eine Variante der Klassifizierung, doch zeichnet sie sich durch räumliche Kontingenz — also räumlichen Zusammenhang der Klassen — aus. Ist keine räumliche Kontingenz erkennbar, dann kann es sich nur um eine allgemeine Klassifizierung handeln, die im Unterschied zur Regionalisierung mit Typisierung bezeichnet wird. Die Übertragung von Modellansätzen bleibt auf der Basis dieser Definition ebenso möglich wie die räumliche Interpolation von Punktinformationen. Demzufolge muß, wenn eine Regionalisierung von Elementen wie z.B. von Hochwasserextremwerten nicht möglich ist, von einer Klassifikation gesprochen werden, auf deren Basis die Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser erfolgen kann. Wenn in den folgenden Abschnitten von Regionalisierung gesprochen wird, dann ist eine Regionalisierung im Sinne BARTELS (1975) gemeint. Es wird also vorausgesetzt, daß resultierend aus einer räumlichen Klassifikation, die regionalisierten Elemente ein geschlossenes Gebiet auf KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 16 der Erdoberfläche bilden und räumliche Kontingenz aufweisen. Kann diese Anforderung an eine Region nicht erfüllt werden, folgt daraus, daß eine Regionalisierung im Sinne BARTELS (1975) nicht möglich ist. Dann muß von der Modellierung der räumlichen Variabilität gesprochen werden, deren Basis dann durchaus auch die Verwendung von Übertragungsfunktionen im Sinne von K LEEBERG & C EMUS (1992) oder eine direkte Abschätzung mittels eines hydrologischen Modells sein kann. 1.4 Die Entwicklung von Methoden zur Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser 1.4.1 Verfahrensübersicht Die bisherige Entwicklung von Verfahren zur Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser ist im ganzen von zwei Richtungen geprägt: • Entwicklung der statistischen Methoden • Entwicklung des Verständnisses des Hochwasserbildungsprozesses im Einzugsgebiet Als Ergebnis dieser Entwicklung hat sich nicht eine einzelne Methode herausgebildet, sondern es haben sich verschiedene Wege und Ansätze entwickelt, die jeweils auf verschiedenen Informationsgrundlagen aufbauen. Grundsätzlich lassen sich die in der Literatur beschriebenen Verfahren in sechs Klassen unterteilen. 1. Empirische Hochwasserformeln 2. Unit hydrograph 3. Konzeptmodelle 4. Hochwasserabschätzung über Regression 5. Momentenschätzung über Regression 6. Regionalisierungsverfahren Empirische Hochwasserformeln werden auf der Basis von physikalisch begründeten Annahmen entwickelt. Sie kommen ohne statistische Verfahren aus, insbesondere ohne Regressionsmodelle. Die bekannteste Formel ist in diesem Zusammenhang die Rational Formula“. Sie läßt ” sich allgemein formulieren mit Q = c · i · A. Dabei wird das Hochwasser Q einer bestimmten Wiederkehr in Abhängigkeit einer Niederschlagsintensität i, der Gebietsfläche A und dem Abflußkoeffizienten c bestimmt. Diese physikalisch begründbare Formel wurde erstmals von K UICHLING (1889) vorgeschlagen. K UICHLING untersuchte den Zusammenhang zwischen Regenintensität, Regendauer und Spitzenabfluß. Dieses auch als Laufzeitverfahren bezeichnete Modell hat sich besonders in der Kanalisationstechnik 1.4. METHODENÜBERBLICK 17 bewährt und sich auch in der Hydrologie durchgesetzt. Dabei wird von dem Grundsatz ausgegangen, daß der Hochwasserabfluß dann maximal ist, wenn das gesamte Einzugsgebiet bzw. dessen hochwasserrelevante Teile zum Abfluß beitragen. Für schweizerische Verhältnisse hat K ÖLLA (1986) die allgemeine Form der Rational Formula weiterentwickelt zu: HQx = rx (T 1x + T 2x )F Lx . Dabei gilt: HQx rx T 1x T 2x F Lx = x–jährlicher Hochwasserabfluß = x–jährliche Intensität eines Starkregens = Benetzungszeit = totale Fließzeit im Gerinne = effektiv zu einem Hochwasser beitragende Fläche Diese Formel basiert auf neuen Erkenntnissen bezüglich der Abflußbildung, die von Z UIDEMA (1985) in Feldexperimenten gewonnen wurden und welche die hervorragende Bedeutung der zu einem Hochwasser beitragenden Flächen aufzeigen. Der Nachteil dieses Verfahrens ist allerdings die subjektive Parameterableitung. Hier soll besonders die Ableitung der Bodenparameter und die allgemeine Charakterisierung der Einzugsgebiete zur Bestimmung der sog. maßgebenden Regendauer und zur Abgrenzung der sog. beitragenden Flächen genannt sein. Deshalb ist dieser Ansatz für eine Untersuchung auf nationalem Maßstab unter Einsatz von modernen EDV– Methoden ungeeignet. Die Unit Hydrograph Verfahren gehen von einem Niederschlag bestimmter Intensität und Dauer aus. Auf der Basis eines gebietsspezifischen Standard Hydrographen kann dann aus dem Niederschlag der Hochwasserhydrograph abgeleitet werden. W EINGARTNER (1989) hat das von K ÖLLA (1986) vorgestellte Konzept aufgenommen und mit einem Unit Hydrograph Ansatz verknüpft. So kommt er zu einem Hochwasserabschätzansatz auf der Basis eines gebietsrepräsentativen Unit Hydrographen mit HQx = dabei gilt: u F Lx rx i, j T Rx X F Lx · dt · rx (T Rx ) · ui−j+1 . 3.6 = Ordinaten des (repräsentativen) Unit Hydrographen = effektiv zu einem Hochwasser beitragende Fläche = x–jährliche Intensität eines Starkregens = Laufindizes = maßgebende Regendauer Konzeptmodelle sind detaillierte deterministische Modelle, die unterschiedliche Systemeigenschaften berücksichtigen (z.B. S TORCHENEGGER (1984), B EVEN & K IRKBY (1979)). Sie ermöglichen eine mehr oder weniger ausgeprägte horizontale und vertikale Gliederung der Einzugsgebiete. Allerdings sind sie in ihrer Anwendung auch in der Schweiz durch die verfügbaren Grundlagendaten limitiert. Die Anwendung von deterministischen Einzugsgebietsmodellen ist relativ neu und hat insbesondere durch den Aufbau von EDV–Systemen Bedeutung erhalten. KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 18 Problematisch bleibt aber die sehr aufwendige Kalibrierung dieser Modelle, so daß sie für eine Regionalisierung auf nationaler Ebene nicht in Frage kommen. Hochwasserabschätzungen über Regressionen wurden z.B. von S CHWALLER (1991) vorgestellt. Hierbei werden Hochwasser bestimmter Jährlichkeit mittels Regressionsmodellen über Einzugsgebietskenngrößen abgeschätzt. Dieser Ansatz hat sich besonders zur Abschätzung von mittleren Jahreshochwasserspitzen bewährt. So kann S CHWALLER (1991) für das Einzugsgebiet des Mains Abschätzungen mit einem Bestimmtheitsmaß von 81% angeben. Maßgeblich für die Güte der Abschätzung scheint das Maß der naturräumlichen Homogenität des zugrunde gelegten Untersuchungsraumes zu sein. Mit zunehmender Heterogenität nimmt die Güte der Abschätzung ab. Momentenabschätzung über Regression wurde für schweizerische Einzugsgebiete von S YD LER et al. (1982) vorgestellt. In dieser Untersuchung wurde eine statistische Analyse von Extremabflüssen in kleinen Einzugsgebieten durchgeführt. Dabei wird eine Abschätzformel für Spitzenabflüsse verschiedener Jährlichkeit auf der Basis der Gebietskenngrößen Einzugsgebietsfläche und –umfang, Schwerpunktabstand, Tallänge und Flußdichte entwickelt. Abgeschätzt werden die statistischen Momente der G UMBEL–Verteilung, über die schließlich die Extrapolation der Hochwasser erfolgen kann. Die Momente M1 und M2 werden geschätzt mit: ln(M1 ) = −0.95 − 0.77 · ln(F1 ) + 1.65 · ln(F2 ) + 1.04 · ln(F3 ) ln(M2 ) = −1.37 − 0.69 · ln(F1 ) + 1.49 · ln(F2 ) + 1.00 · ln(F3 ) mit: F1 = Fläche/Umfang·Schwerpunktabstand F2 = Fläche/Tallänge F3 = Flußdichte Die über die Einzugsgebietsparameter geschätzten Momente M1 und M2 werden in die Hydro” logische Grundgleichung“ eingesetzt, so daß der Spitzenabfluß einer bestimmten Jährlichkeit T geschätzt werden kann mit: HQT = M1 + KT · M2 . Die beiden zuletzt genannten Ansätze werden in der Arbeit später noch einmal aufgegriffen. Regionalisierungsverfahren werden eingesetzt, um das Problem der Modellbildung zu umgehen. Basierend auf der Annahme, daß in einer Region an allen Flußpunkten das gleiche Hochwasserregime zu erwarten ist, lassen sich Hochwasserabflüsse abschätzen. Das klassische Regionalisierungsverfahren, das in der Vergangenheit sehr häufig zur Anwendung gelangte, ist die Index–Flood–Methode, die von DALRYMPLE (1960) entwickelt wurde. Das grundlegende Problem der Regionalisierungsverfahren ist allerdings die Abgrenzung von homogenen Regionen. 1.4.2 Das Problem der hydrologischen Region Eine hydrologische Region ist im klassischen Sinne ein Raum, in dem das Abflußregime aller Flußpunkte bezüglich der statistischen Charakteristik gleich ist. Ist eine solche Region definiert, kann aus einer gemessenen Datenreihe die Abflußinformation auf alle Flußpunkte in der Region übertragen werden. In einer homogenen Region kann die regionale theoretische Extremwertverteilungsfunktion aus den gemessenen Daten abgeleitet werden. Allerdings muß dazu der Typ der regionalen theoretischen Extremwertverteilungsfunktion a priori festgelegt werden. 1.4. METHODENÜBERBLICK 19 Fehler, die bei der Übertragung dieser regionalen theoretischen Extremwertverteilungsfunktion auf ein ungemessenes Gewässer auftreten, sind nur durch den Stichprobenfehler im Abflußdatenmaterial und in den Fehlern des Datenmodells begründet. Tatsächlich existieren aber zwei weitere Fehlerquellen in den regionalen Hochwasserregionalisierungsverfahren. Einerseits ist die Wahl des Typs der regionalen theoretischen Verteilungsfunktion nicht unproblematisch, andererseits ist die Abgrenzung homogener Regionen schwierig. Ist dem ersten Problem in der Vergangenheit große Beachtung geschenkt worden (DVWK 1989), so wurde das Problem der Abgrenzung homogener Regionen stark vernachlässigt. Das hat dazu geführt, daß in der Regel geographische Regionen hydrologisch homogenen Regionen gleichgesetzt wurden (NERC 1975). Diese Annahme kann allerdings nur dann getroffen werden, wenn der physiographische Charakter einer geographischen Region nur eine geringe räumliche Variabilität aufweist. Da in der Regel geographische Regionen nicht nach hydrologischen Kriterien abgegrenzt werden, ist die Annahme, daß geographische Regionen als homogene hydrologische Regionen anzusehen sind, in den seltensten Fällen zutreffend. Dies gilt besonders für die Schweiz, da hier die räumliche Variabilität physiographischer Charakteristika sehr groß ist. Einen anderen Ansatz verfolgen ACREMAN & S INCLAIR (1986). In Anbetracht der Erkenntnis, daß die Abgrenzung von geographischen Regionen nicht zum Erfolg führt, führten sie eine clusteranalytische Klassifikation von Einzugsgebieten auf der Basis von hydrologischen Einzugsgebietskenngrößen durch. Sie gingen dabei von der Annahme aus, daß hinsichtlich ihrer Gebietskenngrößenausstattung gleiche oder zumindest sehr ähnliche Einzugsgebiete auch sehr ähnliche Hochwasser erwarten lassen. Dazu wurden folgende Einzugsgebietskenngrößen zur Charakterisierung der Einzugsgebiete verwendet: • Einzugsgebietsfläche • Anteil des Einzugsgebietes der in einen See entwässert • Anteil der Seefläche an der Einzugsgebietsfläche • 2–Tagesniederschlag mit einer Wiederkehrperiode von 5 Jahren • 1–Tagesniederschlag mit einer Wiederkehrperiode von 5 Jahren • Länge des Hauptflusses • 10–85% Flußgefälle • mittlerer Jahresniederschlag des Zeitraumes von 1916–1950 Das Ergebnis dieser Klassifikation sind nunmehr keine räumlich verbundenen Regionen sondern Hochwassergebietsklassen, die nicht in einem räumlichen Zusammenhang stehen müssen. M OSLEY (1981) verwendet ebenfalls die Clusteranalyse zur Klassifikation, allerdings auf der Basis der statistischen Parameter der Abflußmeßreihen der ausgewählten Stationen. Die Klassifikation wurde in einem zweidimensionalen Datenraum durchgeführt, der von den mittleren spezifischen Jahreshochwasserspitzen und den Variationskoeffizienten der Datenreihen aufgespannt wird. Hier wird auf der Ebene dieses virtuellen Datenraumes eine Regionalisierung gemäß obiger Definition durchgeführt (siehe Abbildung 1.6). KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 20 Abbildung 1.6: Verteilung der Stationen im zweidimensionalen Datenraum M OSLEY (1981). 1.4.3 Die Index – Flood – Methode Kann eine große Region hinsichtlich ihrer Hochwasserhäufigkeit als homogen angenommen werden, haben die Hochwasserhäufigkeitsverteilungen von verschiedenen Gebieten in einer Region die gleiche Steigung. Sie unterscheiden sich nur in der Höhe der Hochwasserabflüsse, da große Gebiete größere Hochwasserabflußspitzen als kleinere Gebiete erzeugen. Eine standardisierte Hochwasserhäufigkeitsverteilung ist dagegen für alle Gebiete gleich. Dieser Ansatz wurde von DALRYMPLE (1960) zu einem Verfahren entwickelt, in dem die Spitzenabflüsse eines Gebietes durch einen charakteristischen Indexwert, in der Regel durch die mittleren Jahreshochwasserspitzen, dividiert werden. Die auf diese Weise standardisierten Gebietsverteilungsfunktionen werden in einem Plot überlagert. In einer homogenen Region entsteht so eine sehr nahe beieinander liegende Kurvenschar. In einem zweiten Schritt werden die charakteristischen Indexwerte über multiple Regressionen aus Gebietsparametern abgeschätzt. So kann für jedes Gebiet oder für jeden Flußpunkt eines Gebietes das mittlere Jahreshochwasser abgeschätzt werden. Auf der Basis einer standardisierten regionalen Hochwasserverteilungsfunktion läßt sich dann die zeitliche Extrapolation der seltenen Hochwasser durchführen, indem der Indexabfluß mit dem der gesuchten Jährlichkeit zugehörenden Faktor der standardisierten regionalen Verteilungsfunktion multipliziert wird. Dieses Verfahren ist in einer Reihe jüngerer und älterer Untersuchungen zur Anwendung gekommen. Die grundlegende Vorgehensweise läßt sich nach DALRYMPLE (1960) folgendermaßen beschreiben: 1. Sammeln der Hochwasserdaten für alle Meßstationen einer Region. 2. Berechnen der Parameter der verwendeten Extremwertverteilungsfunktion für jede Datenreihe. 3. Standardisieren der Verteilungsfunktion, indem die HQT der einzelnen Stationen durch die M HQ dividiert werden. Als Ergebnis liegt eine dimensionslose Verteilungsfunktion oder Wachstumskurve vor. Durch diese Standardisierung werden die Verteilungsfunktionen einer homogenen Region vergleichbar. In einer wirklich homogenen Region sind die HQT Quotienten der M alle gleich. HQ 1.4. METHODENÜBERBLICK 21 4. Alle Gebietsreihen werden zu Wachstumskurven umgerechnet. 5. Für möglichst viele Stützpunkte der Wachstumskurven der Gebietsreihen werden die Koordinaten berechnet. 6. Die Mediane der Punkte an den einzelnen Stützpunkten ergeben den Stützpunkt für die regionale Wachstumskurve. 7. Aus Gebietskennwerten wird über eine multiple Regression das M HQ abgeschätzt. 8. Mit der regionalen Wachstumskurve kann das HQx zeitlich extrapoliert werden, indem der standardisierte Wert der regionalen Wachstumskurve für eine bestimmte Wiederkehrperiode mit dem M HQ multipliziert wird. Auf dem oben beschriebenen Weg ist für jeden Flußpunkt innerhalb einer homogenen Region eine Hochwasserabschätzung durchführbar. Allerdings bringt diese Methodik eine Reihe von Problemen mit sich. Die Standardisierung einer Gebietsmeßreihe durch den Mittelwert verändert den statistischen Charakter der Daten und wirkt sich damit auf die zeitliche Extrapolation der Hochwasser aus. S TEGINGER (1983) stellt fest, daß statistisch korrekt maximal bis zur Anzahl der Werte extrapoliert werden kann. Das heißt, daß die standardisierte Verteilungsfunktion nach oben begrenzt ist, was bei der unstandardisierten Funktion nicht der Fall ist. Dieses Problem könnte durch die Verlängerung der regionalen Verteilungsfunktion gelöst werden, doch liegen dazu auch heute noch keine überzeugenden Ansätze vor. Generell ist man bei diesem Ansatz mit der Abgrenzung von homogenen Regionen konfrontiert. Explizit vorausgesetzt wird, daß überhaupt homogene Regionen abgrenzbar sind. Ein weiteres Problem entsteht bei der Abschätzung von seltenen Hochwassern für ein ungemessenes Gebiet. Dabei ist die Zuordnung des fraglichen Gebietes zu einer homogenen Region bisher nicht eindeutig gelöst. In einer Vielzahl von Untersuchungen ist in der Vergangenheit die Index–Flood Methode angewandt worden. B ODILAINE & T HOMAS (1964) führten eine regionale Hochwasseranalyse für Einzugsgebiete im Nordwesten der USA durch. C OLE (1966) regionalisierte 43 Einzugsgebiete im Westen Englands und Wales und 24 Einzugsgebiete im Osten Englands. Dieser Untersuchung wurden zwei homogene Regionen zu Grunde gelegt. B ISWAS & F LEMING (1966) regionalisierten in Schottland 15 Einzugsgebiete und ordneten sie einer Region zu. In sämtlichen Untersuchungen wurde die Homogenität einer Region mit einem Homogenitätstest überprüft, der von DALRYMPLE (1960) vorgeschlagen wurde (siehe Abschnitt 5.1). Die Qualität dieses Testes ist in der Vergangenheit allerdings häufig kritisiert worden (B ENSON (1962), W ILTSHIRE (1985a)). Mit dem Test wurden in den durchgeführten Untersuchungen z.T. sehr heterogene Räume als hochwasserhomogene Regionen erkannt (W ILTSHIRE (1985a)). Zusätzlich muß bemerkt werden, daß bei der Anwendung der Index–Flood Methode häufig nicht unabhängige Einzugsgebietsreihen verwendet wurden. So kamen die Datenreihen von mehreren an einem Fluß gelegenen Meßstellen als unabhängige Datenreihen zur Anwendung, obwohl dieser Umstand natürlich großen Einfluß auf die Homogenität einer Region haben kann. 1.4.4 Regionalisierungsansätze in der Schweiz Ansätze zur Regionalisierung seltener Hochwasser sind in der Schweiz kaum vorhanden. Vielmehr wurde in der Vergangenheit nach direkten Abschätzformeln gesucht (NAEF (1985)), ohne dabei Regionalisierungsansätze oder Typisierungsverfahren zu verwenden. KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 22 Eine Regionalisierung der seltenen Hochwasser in der Schweiz ist nur von B RUSCHIN & N ORTH (1977) durchgeführt worden. In dieser Untersuchung wurden sechs geographische Regionen gebildet. Die Abgrenzung der Regionen erfolgte, nachdem die Werte der Hochwasserdatenreihen durch den Median der einzelnen Reihen dividiert wurden. Dadurch wird eine Normalisierung erreicht, wie sie bei der Index–Flood Methode anzutreffen ist. Nun wird ein Ähnlichkeitskriterium definiert, nach dem mehrere Einzugsgebiete dann einen ähnlichen Charakter haben, wenn ihre Varianzen die Eigenschaft haben, daß das normalisierte 100–jährliche Hochwasser jedes Einzugsgebietes nicht mehr als ±25% vom mittleren Wert, der der Gruppe der betrachteten Einzugsgebiete entspricht, abweicht. Eine genaue Methodik mit der die Regionen abgegrenzt werden, wird von B RUSCHIN & N ORTH (1977) nicht angegeben. Auch den Beweis, ob die sechs abgegrenzten Regionen tatsächlich auch homogene Regionen darstellen, blieb die Untersuchung schuldig. Etwa 1/3 der Schweiz konnten auf diesem Wege nicht einmal regionalisiert werden, da von den Verfassern der Untersuchung selber die Regionalisierung in diesen Teilen der Schweiz angezweifelt wurde. Schließlich wurde nur eine Regionalisierung von Hochwassern mit einer Jährlichkeit von 10 Jahren durchgeführt. Der Bereich der seltenen Hochwasser wurde damit nicht erfaßt. Betrachtet man die räumliche Verteilung der statistischen Parameter ausgesuchter Hochwasserreihen, so kann man feststellen, daß sich mit den mittleren Jahreshochwasserspenden (M Hq) nur sehr schlecht Regionen bilden lassen. Abbildung 1.7 zeigt die Verteilung von drei Klassen. Selbst nach der groben Klassifikation in drei etwa gleich große Klassen ist die Bildung von Regionen kaum möglich. Beim zweiten charakterisierenden statistischen Parameter, der Variation, fällt das Ergebnis eindeutiger aus (siehe Abbildung 1.8). Eine Regionalisierung ist selbst bei einer groben Klassifikation der Variationskoeffizienten in drei Klassen nicht möglich. Aus diesem Ergebnis lassen sich die folgenden wichtigen Schlüsse ziehen, die für das weitere Vorgehen von entscheidender Bedeutung sind: 1. Die mittlere Jahreshochwasserspende scheint aufgrund ihrer groben regionalen Verteilung dominant von einer regionalisierbaren Größe abhängig zu sein. Eine regionalisierbare Größe ist z.B. der Niederschlag (siehe G EIGER et al. (1984)). 2. Die Variationskoeffizienten der Jahreshochwasserreihen sind auf keinen Fall regionalisierbar, was auf einen dominanten Einfluß eines nicht regionalisierbaren Faktors schließen läßt. 3. Folgend aus 1. und 2.: Eine Regionalisierung der seltenen Hochwasser in der Schweiz , und damit auch eine Hochwasserabschätzmethode auf der Basis einer Regionalisierung, ist nicht möglich. 1.5 Strategie zur Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser in der Schweiz Wie die obigen Ausführungen zeigen, ist a priori keine Strategie zur Modellierung der räumlichen Variablilität seltener Hochwasser als Basis für eine Hochwasserabschätzung in der Schweiz festzulegen. Einerseits, weil eine Reihe der oben beschriebenen Ansätze bisher noch nicht auf die Schweiz appliziert worden sind. Andererseits stammen die gezeigten Ansätze aus Zeiten, 1.5. STRATEGIE 50 km 0 See > 606 L/SKM2 360 - 606 L/SKM2 < 360 L/SKM2 Mittlere Jahreshochwasserspitzenspenden Horst Düster 1994 23 Abbildung 1.7: Räumliche Verteilung der mittleren Jahreshochwasserspenden in ausgewählten schweizerischen Einzugsgebieten. KAPITEL 1. EINFÜHRUNG 50 km 0 See > 51% 36% - 51% < 36% Variationskoeffizienten Horst Düster 1994 24 Abbildung 1.8: Räumliche Verteilung der Variationskoeffizienten der Jahreshochwasser in ausgewählten schweizerischen Einzugsgebieten. 1.5. STRATEGIE 25 in denen die Verfügbarkeit von hydrologischen Grundlagendaten und geographischer Informationstechnologien nicht mit der heutigen Situation zu vergleichen sind. So läßt sich das weitere Vorgehen in zwei Abschnitte untergliedern. Grundlegend für alle folgenden Untersuchungsansätze ist die hydrologische Charakterisierung von Einzugsgebieten über Einzugsgebietskenngrößen. Diese Kenngrößen sollen die Arbeitsbasis für die Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser der Schweiz darstellen. Deshalb soll ein Hauptteil der Untersuchung für die optimierte Ableitung von Gebietskenngrößen zur hydrologischen Charakterisierung von Einzugsgebieten aufgewendet werden. Diese Aufgabe soll unter besonderem Einsatz moderner Geographischer Informationstechnologien erfolgen, die es ermöglichen, den räumlichen Aspekt der Einzugsgebietscharakterisierung besser zu fassen. Im zweiten Teil der Untersuchung sollen einerseits direkte Abschätzmodelle für die Ermittlung seltener Hochwasserspitzenabflüsse über einen regressionsanalytischen Ansatz erarbeitet werden. Andererseits sollen Wege gefunden werden, über eine Klassifikation von Jahreshochwasserspitzenwerten verschiedener Einzugsgebiete ein Modell zur Abschätzung seltener Hochwasser herzuleiten, mit dem Ziel, dem Praktiker eine Anleitung zur Abschätzung seltener Hochwasser vorzustellen. Kapitel 2 Auswahl und Bearbeitung des Hochwasser–Datenmaterials Die Abflußdaten zu dieser Arbeit wurden von der Landeshydrologie und –geologie in Bern zur Verfügung gestellt. Es handelt sich dabei um die Jahreshochwasserspitzenwerte von 244 Abflußmeßreihen schweizerischer Abflußmeßstationen mit einer Meßzeit von mindestens 10 Jahren. Die längste Meßreihe weist eine Länge von 91 Jahren auf. Im Mittel beträgt die Meßdauer 34 Jahre. Das aus eidgenössischer, kantonaler und privater Hand stammende Abflußdatenmaterial ist von der Landeshydrologie und –geologie in den Jahren von 1986 bis 1991 hinsichtlich Homogenität und Konsistenz geprüft und gegebenenfalls korrigiert worden (S PREAFICO & S TADLER (1986) und S PREAFICO & A SCHWANDEN (1991)). Trotz dieser Korrekturen tauchen im Hochwasserdatenmaterial grundsätzliche Probleme auf, die auf zwei Ursachen zurückzuführen sind. Einerseits liegen Probleme in der ungleichen Meßperiode, der unterschiedlichen Meßdauer und in der unterschiedlichen Herkunft der Daten (eidgenössische, kantonale oder private Daten). Die unterschiedliche Meßdauer ist problematisch, da die Qualität von statistischen Auswertungen mit dem Stichprobenumfang steigt. Als vertretbar wird in der Literatur deshalb ein zeitlicher Extrapolationsbereich von dem Zweifachen des Datenumfangs empfohlen. Daraus folgt, daß bei einer mittleren Meßdauer von 34 Jahren im Mittel seltene Hochwasser mit einer Jährlichkeit von 68 Jahren abgeschätzt werden können. In den meisten Fällen dürfte korrekterweise gar kein Bemessungshochwasser mit einer Jährlichkeit von 100 Jahren abgeschätzt werden. Dieses Problem ist aber dadurch zu handhaben, daß man die Konfidenzintervalle der HQT angibt. Dabei wird auf Abschnitt 1.2.5 verwiesen. Weitaus problematischer sind die verschiedenen Meßperioden. Ihr Einfluß ist wesentlich schwieriger zu quantifizieren. Das Datenmaterial ist zwar nach S PREAFICO & S TADLER (1986) und S PREAFICO & A SCHWANDEN (1991) konsistent und homogen, doch erheben sich Zweifel, wenn man Abbildung 2.1 betrachtet. Hier ist die Anzahl der schweizerischen Hochwasserereignisse des 20. Jahrhunderts mit einem Schadensvolumen von mehr als sFr. 100.000,– aufgeführt. Die Abbildung zeigt deutlich, daß das 20. Jahrhundert bezüglich der Häufigkeit der Schadenshochwasser in drei Abschnitte eingeteilt werden kann. Im Abschnitt von 1900 bis 1935 ist die Schadenshochwasserhäufigkeit mäßig. Im Mittel ist in diesem Zeitraum pro Jahr mit etwa 25 Hochwassern zu rechnen, die einen Schaden von mehr als sFr. 100.000,– verursachen. In den Jahren von 1936 bis 1971 ist das Hochwasserrisiko bedeutend geringer. Hier treten pro Jahr nur noch 8 Schadenshochwasser auf. Im Zeitraum von 1972 bis 1992 ist die Anzahl der schadensverursachenden Hochwasser bedeutend höher als in den zuvor genannten Zeiträumen. Im Mittel 26 27 sind in diesem Abschnitt des 20. Jahrhunderts 72 Schadenshochwasser pro Jahr zu erwarten. Anzahl Hochwasserereignisse pro Jahr 140 1900 - 1935 1936 - 1971 1972 - 1992 120 100 80 60 40 20 0 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 Jahr Abbildung 2.1: Häufigkeit der Hochwasserereignisse in der Schweiz mit einem Schadensvolumen von mehr als sFr. 100.000,– (inflationsbereinigt) (G EES & W EINGARTNER (1993)). Jahreshochwasserspitze in m3/s 100 80 60 40 20 0 1907 1917 1912 1927 1922 1937 1932 1947 1942 1957 1952 1967 1962 1977 1972 1987 1982 Beobachtungsjahr Abbildung 2.2: Zeitreihe der Jahreshochwasserspitzenabflüsse am Pegel Inn bei St. Moritz–Bad. Ein anderes Bild zeigt sich, wenn man die Zeitreihen der Jahreshochwasserspitzen direkt betrachtet. In Abbildung 2.2 ist die Zeitreihe der Jahreshochwasserspitzenabflüsse am Pegel Inn bei St. Moritz–Bad dargestellt. Die in Abbildung 2.1 deutlich sichtbare Dreiteilung ist hier nicht mehr wiederzufinden. Ein Trend bei den Jahreshöchstabflüssen ist bei den meisten Stationsreihen nicht festzustellen. Bei jenen Stationen, welche einen Trend aufweisen, sind oftmals künstliche Eingriffe in den Wasserhaushalt wie Ab– und Zuleitungen oder Speicheranlagen verantwortlich (S PREAFICO & S TADLER (1986)). Die Ursache für diesen Unterschied ist in der unterschiedlichen Dimension der beiden Darstellungen zu suchen. In der Abbildung 2.1 sind nur die Schäden dieses Jahrhunderts dargestellt. Schäden und Hochwasserspitzenabflüsse weisen allerdings keinen Zusammenhang auf. Vielmehr scheint sich in Abbildung 2.1 der Erfolg der kontinuierlich 28 KAPITEL 2. HOCHWASSER–DATENMATERIAL eingeführten Hochwasserschutzmaßnahmen auszudrücken. Diese Maßnahmen haben die Hochwasserabflußspitzen nicht beeinflußt, dagegen ihre schädliche Wirkung vermindert. Trotzdem ein Trend nur in einzelnen Hochwasserdatenreihen festzustellen ist, nimmt das durch Hochwasser verursachte Schadensvolumen Anfang der 70er Jahre drastisch zu. Die Erklärung der Ursachen für diesen Zustand kann an dieser Stelle nur hypothetischen Charakter haben. Es läßt vermuten, daß die erfolgten Hochwasserschutzmaßnahmen ihre Wirksamkeit verloren haben und daß durch die lange Hochwasserschadensruhe die Sensibilisierung der Bevölkerung vor der Naturgefahr Hochwasser gelitten hat. Seit 1972 werden von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) außerdem die Hochwasserschäden der Schweiz sehr detailliert und lückenlos erfaßt. Eine scheinbare Zunahme der Schäden ist sicherlich auch auf diesen Umstand zurückzuführen. Wichtig ist an dieser Stelle festzuhalten, daß die unterschiedlichen Meßperioden nicht den vermuteten negativen Einfluß auf die Untersuchung haben. Daneben ist die Hochwassermessung an sich sehr schwierig. In der Regel existiert für den Hochwasserbereich und damit besonders im Extrembereich nur geringe bis mangelhafte Kenntnis der Pegel–Abflußbeziehung (P/Q–Beziehung). Zusätzlich werden bei Extremereignissen im Gegensatz zu mittleren Hochwassern oft große Geschiebemengen transportiert, welche die Beziehung zwischen Wasserstand und Durchfluß erheblich beeinflussen können. So kann eine einfache Extrapolation der P/Q–Beziehung nur eine qualitative Dimension erreichen, da in der Regel Eichmessungen im Extrembereich der Abflüsse nicht existieren. Daraus läßt sich folgern, daß mit zunehmender Jährlichkeit der zu betrachtenden Hochwasser eine zunehmende Unsicherheit allein schon durch das Datenmaterial gegeben ist. Die Messung mittlerer Hochwasserabflüsse ist mit einer Genauigkeit von ±5 % als sehr genau anzusehen, der Fehler der Messung im Extrembereich kann dagegen leicht den Wert von 30% übersteigen (DYCK (1980)). Dieser große Fehler zeigt außerdem, daß die in Abschnitt 2 angesprochene Frage nach der Wahl der richtigen Verteilungsfunktion im Grunde eine untergeordnete Rolle spielt, da die Abweichungen, die durch die unterschiedlichen Verteilungsfunktionen entstehen, im Vergleich zu den Unsicherheiten bei der Erhebung des Datenmaterials zu vernachlässigen sind. Aus den oben genannten Gründen muß man sich immer vergegenwärtigen, daß im Grunde nicht von gemessenen“ Hochwasserabflußspitzenwerten, sondern nur von Größenordnungen gespro” chen werden kann. Deshalb wird in der folgenden Untersuchung nicht — wie sonst in der Literatur üblich — von gemessenen“ Hochwasserextremwerten, sondern von extrapolierten Hoch” wasserextremwerten gesprochen. Neben diesen reinen Abflußdaten kann auf eine Reihe weiterer Grundlageninformationen zu den Meßstationen und Einzugsgebieten zurückgegriffen werden. Diese Informationen sind in den Publikationen der Landeshydrologie und –geologie Hochwasserabflüsse in schweizerischen ” Gewässern“ veröffentlicht (S PREAFICO & S TADLER (1986), S PREAFICO & A SCHWANDEN (1991)). Zur weiteren Verarbeitung wurden diese Informationen und Daten zu einer Datenbank Hoch” wasser“ zusammengefaßt (siehe Tabelle 2.1). Diese Datenbank hat die Verarbeitung der Daten erheblich vereinfacht. Die Datenbank Hochwasser“ ist in zwei Kategorien oder Variablenfa” milien untergliedert. Einer Variablenfamilie Stationscharakteristik“ steht eine Variablenfamilie ” Datencharakteristik“ gegenüber. Die Datencharakteristik charakterisiert für jede Station die Da” tenreihen der Jahreshochwasserspitzen durch ihre statistischen Parameter. Neben dem Maximal– und Minimalwert der Reihe werden der Mittelwert, die Standardabweichung, der Variationskoeffizient und die Schiefe geführt. Damit sind in dieser Variablenfamilie sämtliche Informationen enthalten, um extremwertstatistische Analysen durchzuführen. 2.1. AUSWAHL DER DATENREIHEN 29 Tabelle 2.1: Struktur der Datenbank Hochwasser“ ” Variablenfamilie Stationscharakteristik Datencharakteristik Variablen Stationsnummer Standortkoordinaten Flußgebiet Stationshöhe Einzugsgebietsgröße Beobachtungsperiode Vergletscherungsgrad anthropogener Einfluß Minimum und Maximum Mittelwert Standardabweichung Schiefe Variationskoeffizient Die Variablenfamilie Stationscharakteristik“ dient in erster Linie dazu, die Abflußmeßstation ” und die Einzugsgebiete zur Auswahl für die spätere Modellierung zu charakterisieren und analysieren. Dazu ist es sehr wichtig, Informationen über die geographischen Lagekoordinaten im Netz der Landeskoordinaten zu besitzen, die Beobachtungsperiode sowie Stationshöhe, Einzugsgebietsfläche und Vergletscherungsgrad des Einzugsgebietes zu kennen. Schließlich wird als besonders wichtiges Charaktermerkmal einer Abflußmeßstation der Beeinflussungsgrad des Hochwasserabflusses durch den Eingriff des Menschen in die Hydrologie der Einzugsgebiete aufgeführt. Dabei sind insbesondere die Veränderungen des Abflußverhaltens durch Überleitungsund Speichermaßnahmen im Zusammenhang mit der Nutzung der Wasserkräfte zur Stromerzeugung gemeint. Dieser anthropogene Beeinflussungsgrad ist in drei Kategorien untergliedert: Kategorie 1: Stationen ohne bis geringe Beeinflussung des Hochwasserabflusses. Kategorie 2: Stationen mit mittlerer Beeinflussung. Hierbei handelt es sich um Stationen, in deren Einzugsgebiet anthropogene Veränderungen (Speicherbauten, Zu- und Ableitungen, Gewässerbauten, Abflußregulierungen usw.) stattgefunden haben. Normalerweise können die Veränderungen nicht einem einzelnen bestimmten Eingriff zugeordnet werden, sondern sie bestehen aus Überlagerungen verschiedener wasserwirtschaftlicher Maßnahmen. Kategorie 3: Stationen mit großer Beeinflussung des Regimes. Dieser Kategorie wurden Stationen zugeordnet, in deren Einzugsgebiet Speicherseen mit Zu- und Ableitungen erstellt worden sind, bzw. größere Wasserableitungen erfolgten. 2.1 Auswahl der Datenreihen Um eine Untersuchung und eine Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser auf der Basis der naturräumlichen Gegebenheiten in Einzugsgebieten durchführen zu können, müssen die zu dieser Untersuchung herangezogenen Einzugsgebiete einer Reihe bestimmter Anforderungen genügen. Grundlegende Voraussetzung ist deshalb die Auswahl natürlicher und au- 30 KAPITEL 2. HOCHWASSER–DATENMATERIAL tochtoner Einzugsgebiete. Die Bedingung für ein natürliches Einzugsgebiet soll im folgenden dann erfüllt sein, wenn der anthropogene Beeinflussungsgrad des Hochwasserabflusses gering ist. Nur dann läßt sich eine Untersuchung auf der Basis der naturräumlichen Ausstattung der Einzugsgebiete durchführen. Abbildung 2.3: Verteilung der Einzugsgebiete auf die Beeinflussungskategorien. Weiterhin sollen die Einzugsgebiete autochtone Gebiete sein, d.h. die räumliche Variabilität der naturräumlichen Faktoren soll möglichst gering, also räumlich möglichst homogen sein. Diese Forderung wird dann verständlich, wenn man z.B. den Niederschlag betrachtet. In einem kleinen Einzugsgebiet kann man bei einem Niederschlagsereignis davon ausgehen, daß sich die Niederschläge relativ homogen über das Einzugsgebiet verteilen. Mit zunehmender Gebietsgröße erfährt die räumliche Verteilung der Niederschläge jedoch eine räumliche Heterogenisierung. Die Definition der maximalen Einzugsgebietsfläche ist in der Literatur nicht eindeutig geklärt. In der Literatur (z.B. S CHWALLER (1991), A SCHWANDEN et al. (1986)) werden als maximale Einzugsgebietsflächen Werte zwischen 200 und 500 km2 angegeben. L INSLEY et al. (1975, S. 351) schreiben dazu: . . . if the regional approach is used . . . large basins should not be grouped with very ” small basins . . .“ Deshalb wird für die Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser in der Schweiz eine maximale Fläche der Untersuchungsgebiete von 200 km2 festgelegt. Die untere Grenze ist ebenfalls nicht eindeutig festzulegen. Da die Vergleichbarkeit zwischen den Einzugsgebieten erhalten bleiben soll, ist als untere Grenze die Einzugsgebietsfläche von 10 km2 bestimmt worden. Grundlegend wichtig ist, daß räumlich unabhängige Einzugsgebiete ausgewählt werden. In den Daten sind teilweise mehrere Abflußmeßstationen in einer Reihe an einem Flußlauf geführt. Die Datenreihen dieser Meßstationen erfüllen damit nicht die Bedingung der Unabhängigkeit. In diesen Fällen wurden nur die Daten einer Abflußmeßstation zur Untersuchung verwendet. In der Regel wurde die im Flußlauf am höchsten gelegene Station herangezogen. Sollte jedoch in diese Station der Abfluß aus einem sehr kleinen Teilgebiet eines sehr großen Einzugsgebietes entwässern, so wurde zugunsten eines größeren Datenumfanges das Teilgebiet als unabhängig zum gesamten Gebiet betrachtet. 2.1. AUSWAHL DER DATENREIHEN 31 Abbildung 2.4: Verteilung der Gebietsflächen der Einzugsgebiete mit Kategorie 1. Schließlich wurden nur Einzugsgebiete ausgewählt, die komplett in der Schweiz liegen. Dieser Schritt mußte wegen der Grundlagendatenhomogenität gemacht werden. Teilgebiete eines Einzugsgebietes, die im Ausland liegen, sind nicht mit der gleichen Datenbasis belegt, wie dies bei den schweizerischen Gebieten der Fall ist. Ausgehend von den oben festgelegten Kriterien ließen sich aus den ursprünglich 244 Datenreihen 88 Datenreihen für die Untersuchung auswählen. Auf der Basis dieser 88 Einzugsgebiete wird die folgende Modellierung der räumlichen Variabiltät seltener Hochwasserspitzenabflüsse durchgeführt. Zusammenfassend lassen sich demnach die folgenden Forderungen an die für die Untersuchung ausgewählten Einzugsgebiete festhalten: 1. anthropogener Beeinflussungsgrad des Hochwasserabflusses gering 2. Einzugsgebietsfläche zwischen 10 und 200 km2 3. räumliche Unabhängigkeit der Gebiete 4. Lage der Einzugsgebiete zu 100% in der Schweiz Unter den oben aufgeführten Bedingungen wurden die in Tabelle 2.2 aufgeführten Einzugsgebiete ausgewählt. Im Mittel beträgt die Meßdauer der einzelnen Reihen 27 Jahre, wobei die Spannweite der Werte zwischen 10 und 86 Stationsjahren liegt. Die Häufigkeitsverteilung der Meßdauer über die oben genannte Spannweite ist Abbildung 2.5 zu entnehmen. Die Meßperioden der ausgewählten Untersuchungsgebiete sind in den Abbildungen 2.6 und 2.7 dargestellt. 32 KAPITEL 2. HOCHWASSER–DATENMATERIAL Abbildung 2.5: Häufigkeitsverteilung der Meßdauern der 88 ausgewählten Untersuchungsgebiete. 2.1. AUSWAHL DER DATENREIHEN 33 Tabelle 2.2: Zur Untersuchung ausgewählte Einzugsgebiete mit Grundinformationen zu Gebiet und Meßreihen Nr.: 378 448 453 528 551 618 620 643 650 667 695 703 712 716 720 722 735 740 749 750 751 753 755 765 766 767 769 778 789 792 793 795 799 803 820 821 822 824 Station Fläche Meßperiode Meßdauer in km2 in Jahren Inn – St.Moritz–Bad 155.00 1907–1989 83 Thur – Alt St.Johann, Horb 59.00 1911–1928 18 Meienreuss – Husen 67.60 1911–1944 33 Murg – Wängi 78.90 1914–1989 54 Piumogna – Dalpe 20.10 1916–1928 13 Brenno – Campra 35.00 1920–1930 11 Göschener Reuss – Abfrutt 89.60 1920–1933 14 Alp – Trachslau, Rüti 31.40 1925–1950 26 Gürbe – Belp, Stockmatt 124.00 1923–1989 67 Venoge – Eclépens 142.00 1924–1935 12 Schächen – Bürglen 95.10 1930–1984 55 Emme – Eggiwil, Bächleren 102.00 1931–1974 44 Somvixer Rhein – Alp Sutglatschèr 22.60 1932–1974 43 Weisse Lütschine – Zweilütschinen 164.00 1933–1989 57 Grande Eau–Aigle 132.00 1973–1989 18 Somvixer Rhein – Acla Mulin 77.30 1937–1961 25 Simme – Oberried/Lenk 35.70 1949–1989 41 Hinterrhein – Hinterrhein 53.70 1945–1989 45 Maggia – Bignasco 194.00 1949–1981 33 Allenbach – Adelboden 28.80 1950–1989 40 Gornernbach – Kiental 25.60 1950–1982 33 Kander – Gasterntal, Staldi 40.70 1950–1982 33 Engstligenbach – Engstligenalp 14.40 1950–1965 16 Krummbach – Klusmatten 19.80 1952–1989 38 Trübbach – Räzliberg 19.50 1952–1989 38 Zwischbergenbach – Im Fah 17.30 1952–1979 28 Calancasca – Buseno 120.00 1952–1989 36 Rosegbach – Pontresina 66.50 1955–1989 35 Biberenkanal – Kerzers 50.10 1956–1989 34 Rhone (Rotten) – Gletsch 38.90 1956–1989 34 Lonza – Blatten 77.80 1956–1989 34 Drance de Ferret – Branche d’en Haut 66.80 1956–1974 19 Grosstalbach – Isenthal 43.90 1957–1989 33 Witenwasserenreuss–Realp 30.70 1957–1986 30 Taschinasbach–Seewis 47.70 1960–1971 12 Alpbach – Erstfeld, Bodenberg 20.60 1960–1989 30 Minster – Euthal, Rüti 59.20 1961–1989 29 Grossbach – Gross 10.60 1961–1971 11 Fortsetzung auf der nächsten Seite KAPITEL 2. HOCHWASSER–DATENMATERIAL 34 Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr.: Station 826 827 829 831 833 834 838 843 844 848 852 862 863 879 881 882 886 888 889 890 898 911 916 922 926 932 946 1035 1054 1056 2008 2011 2014 2018 2026 2102 2201 2203 2301 2304 2305 Fläche Meßperiode Meßdauer in km2 in Jahren Ova dal Fuorn – Zernez, Punt la Drossa 55.30 1960–1989 30 Glatt – Herisau, Zellersmühle 16.20 1961–1989 28 Suze – Sonceboz 195.00 1961–1989 29 Steinach – Steinach 24.20 1962–1989 28 Aach – Salmsach, Hungerbühl 48.50 1962–1989 28 Urnäsch – Hundwil, Äschentobel 64.50 1962–1989 28 Ova da Cluozza – Zernez 26.90 1962–1989 28 Cassarate – Pregassona 73.90 1967–1989 23 Ferrerabach – Trun 12.50 1963–1989 27 Dischmabach – Davos, Kriegsmatte 43.30 1964–1989 26 Thur – Stein, Iltishag 84.00 1964–1989 26 Saltina – Brig 77.70 1966–1989 24 Langeten – Huttwil, Häberenbad 59.90 1966–1989 24 Riale di Calneggia – Cavergno, Pontit 24.00 1967–1989 23 Simmi – Gams, Gigenlochsteg 23.20 1968–1980 13 Steinenbach – Kaltbrunn, Steinenbrugg 19.10 1968–1989 22 Sitter – Appenzell 74.20 1969–1989 21 Langeten – Lotzwil 115.00 1969–1989 21 Moesa – Mesocco, Curina 47.00 1971–1989 20 Poschiavino – La Rösa 14.10 1970–1989 20 Mentue – Yvonand, La Mauguettaz 105.00 1971–1989 19 Necker – Mogelsberg, Aachsäge 88.20 1972–1989 18 Taschinasbach – Grüsch, Wasserf. Lietha 63.00 1972–1989 18 Chamuerabach – La Punt–Chamues–ch 73.30 1973–1989 17 Mentue – Dommartin 12.50 1975–1989 15 Sionge – Vuippens, Château 45.30 1976–1989 14 Dünnern – Olten, Hammermühle 196.00 1978–1989 12 Engelberger Aa – Engelberg 85.40 1955–1989 35 Baye de Montreux – Montreux 13.80 1933–1973 41 Bavona – Bignasco 122.00 1929–1974 46 Sisslen – Eiken 124.00 1955–1976 18 Suhre – Reitnau 135.00 1979–1988 10 Uerke – Holziken 27.00 1979–1988 10 Wyna – Unterkulm 92.00 1954–1976 23 Bünz – Othmarsingen 111.00 1957–1976 20 La Birse – Court 91.00 1974–1988 15 Kander – Kandersteg 143.30 1917–1988 72 Fildrich – Riedli 81.20 1954–1988 35 Buuserbach – Maisprach 11.50 1978–1988 11 Ergolz – Ormalingen 29.90 1978–1988 11 Eibach – Gelterkinden 27.10 1978–1988 11 Fortsetzung auf der nächsten Seite 2.1. AUSWAHL DER DATENREIHEN Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr.: Station 2307 2309 2310 2313 2701 2704 2901 2903 2908 Fläche Meßperiode in km2 Diegterbach – Sissach 32.20 1978–1988 Vordere Frenke – Waldenburg 12.60 1979–1988 Vordere Frenke – Bubendorf, Talhus 45.60 1978–1988 Violenbach – Augst 16.90 1979–1988 Lüssel – Breitenbach 44.50 1979–1988 Augstbach – Balsthal 64.00 1979–1988 Calcaccia – Airolo 11.10 1963–1988 Traversagna – Arbedo 16.10 1966–1988 Vedeggio – Isone 20.30 1961–1988 35 Meßdauer in Jahren 11 10 11 10 10 10 24 22 27 36 KAPITEL 2. HOCHWASSER–DATENMATERIAL Abbildung 2.6: Übersicht über die Meßzeiten der 88 Gebietsmeßreihen Teil 1. 2.1. AUSWAHL DER DATENREIHEN Abbildung 2.7: Übersicht über die Meßzeiten der 88 Gebietsmeßreihen Teil 2. 37 Kapitel 3 Einzugsgebietsparameter zur Charakterisierung von hydrologischen Einzugsgebieten im Hochwasserbereich Ist eine zeitliche Extrapolation von Abflußmeßreihen nicht möglich, müssen Verfahren angewendet werden, die auf der Charakterisierung von hydrologischen Einzugsgebieten aufbauen (D ÜSTER & W EINGARTNER (1993)). Ziel der Charakterisierung ist es, den Prozeß Hochwasser als Funktion von Gebietskenngrößen oder –parametern zu modellieren. Dabei stellt sich insbesondere die Frage nach der Relevanz der Gebietskenngrößen bezüglich des Hochwasserabflusses. In der Literatur ist eine Vielzahl von Gebietskenngrößen beschrieben (z.B. ACREMAN (1985), DYCK (1980), W ONG (1985), K ÖLLA (1986)). Ihre Auswahl ist allerdings schwierig, da sie besonders vom lokal verfügbaren Datenmaterial abhängt. Da der Hochwasserprozeß funktional über die Gebietskenngrößen charakterisiert werden soll, wird dieser Prozeß in Teilprozesse untergliedert, die wiederum parametrisiert werden sollen (siehe Tabelle 3.1). 3.1 Regen Die übergeordnete Inputgröße im Hochwasserprozeß ist der Regen. Ohne Regen kommt es nur in Ausnahmefällen zu Hochwassern, z.B. bei Vulkanausbrüchen oder Dammbrüchen. Nicht unproblematisch ist allerdings die Quantifizierung des Regens als Gebietskenngröße. Häufig wird der mittlere Jahresniederschlag als Größe verwendet (z.B.NASH & S HAW (1965), M IMIKOU & G ORDIOS (1989)). Andere Untersuchungen versuchen, dem Hochwasser eine systematisch näher verwandte Größe zuzuordnen. So wird von B ÜRKLI –Z IEGLER (1880) der maximale, während des stärksten Gewitters auftretende Stundenregen vorgeschlagen. RODDA (1967) nimmt einen Zweitages–Regen mit einer Jährlichkeit von fünf Jahren, und ACREMAN (1985) verwendet den maximalen Ein–Tages–Regen mit einer Wiederkehrperiode von 5 Jahren zur Abschätzung von mittleren Jahreshochwassern. Mit der Verwendung von Niederschlagsdaten ist das Problem verbunden, daß mit der statistischen Aufbereitung der Niederschlagsmeßreihen die zeitliche Abfolge der Niederschlagsereignisse und damit der direkte Bezug zum Hochwasserabflußprozeß weitgehend verloren geht. Uneinigkeit herrscht deshalb bei der Bestimmung der zu einem Hochwasser bestimmter Jährlichkeit führenden Niederschlagsmengen und –dauern. Oft wird angenommen, daß die Jährlichkeit eines 38 3.1. REGEN 39 Tabelle 3.1: Teilprozesse im Gesamtprozeß Hochwasser“ und deren vermutlich relevante Kenn” größen, die mit den in der Schweiz verfügbaren flächendeckenden Daten ableitbar sind Prozeß Niederschlag Abflußbildung Einflußgrößen Extreme Niederschläge, Jahressummen Vegetation und Bodennutzung Bodenverhältnisse Abflußkonzentration Neigungsverhältnisse Gewässernetz ableitbare Kenngrößen Höhe, Intensität Flächenanteile von: Wald, Dauergrünland, Acker, versiegelte Flächen Durchlässigkeit, Wasserspeichervermögen Flächenanteil der Seen, Anteil des Einzugsgebietes, das in den See entwässert mittlere Hangneigung Flußdichte, -länge, relativ beitragende Flächen Hochwassers gleich der Jährlichkeit eines erzeugenden Niederschlages ist. Diese Annahme ist sicherlich unrealistisch (W EINGARTNER (1989)). Es zeigt sich vielmehr, daß beispielsweise ein 100–jährliches Niederschlagsereignis nicht unbedingt zu einem 100–jährlichen Abflußereignis führen muß (A SCHWANDEN & S CH ÄDLER (1988)). Um diesem Problem zu entgehen, kann die von K ÖLLA (1986) formulierte maßgebende Regendauer als Parameter verwendet werden. Damit ist die Zeit gemeint, nach der im jeweiligen Einzugsgebiet Hochwasserabflüsse aus Regenniederschlägen entstehen. So wird für jede Bodenklasse ein mittleres Bodenfeuchtedefizit vorausgesetzt, das durch den Niederschlag zuerst gedeckt werden muß, bevor der Regen Abfluß bilden kann. In Verbindung mit den für die gesamte Schweiz regionalisierten Starkniederschlägen (G EIGER et al. (1992)) ließe sich damit der Regen als Gebietskenngröße quantifizieren. Allerdings liegt keine räumliche Datenbasis auf nationaler Ebene über die maßgebende Regendauer vor. Da die maßgebende Regendauer aber entscheidend durch die Bodenverhältnisse geprägt wird, werden ersatzweise die Bodenverhältnisse unabhängig von den Starkniederschlägen parametrisiert (siehe Abschnitt 3.2). Die von G EIGER et al. (1992) regionalisierten Starkniederschlagsdaten basieren auf den Meßreihen von ca. 600 Niederschlagsmeßstationen. An Standorten mit Regenmessern wurden die extremen Regenhöhen durch eine Häufigkeitsanalyse der Meßwerte bestimmt. Über diese Stationen wurde die räumliche Extrapolation mittels eines Kriging–Ansatzes durchgeführt. Es gelangten nur reine Regendaten zur Anwendung. Das Ergebnis dieses Ansatzes ist eine räumliche Darstellung extremer Punktregen unterschiedlicher Dauer und Wiederkehrperioden. Da es sich um Punktregen handelt, sind diese Informationen nicht ohne weiteres auf die Einzugsgebiete zu übertragen. Deshalb wurden von G REBNER & R ICHTER (1990) Abminderungshüllkurven zur Extrapolation der extremen Punktregen auf den Raum vorgestellt. Allerdings stehen diese Abminderungshüllkurven nicht für die ganze Schweiz zur Verfügung. Wie die Abbildung 3.1 zeigt, ist die Abnahme der Starkregenhöhe mit der Fläche im Bereich zwischen 10 und 200 km2 gering, so daß dieser Faktor vernachlässigt werden und die Starkre- KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 40 Abbildung 3.1: Abminderungshüllkurve für die Regionen West, Mitte, Ost zu einem 24h Extremniederschlag (nach G REBNER & R ICHTER (1991)). geninformation direkt auf die Einzugsgebiete übertragen werden kann. Zu dem gleichen Ergebnis führen die Untersuchungen von C OURT (1961). Auch hier ist erst der Einfluß der Einzugsgebietsfläche mit Werten über 200 km2 bedeutsam. Es werden damit die extremen Punktregen ohne Korrektur auf die Einzugsgebiete extrapoliert. Die Karten der extremen Punktniederschläge liegen als Isohyetendarstellung digital in Vektorform vor. Diese digitalen Isohyetendarstellungen wurden auf einer Datenbasis aus Punktdaten interpoliert1 . Die Interpolation der Isohyeten erfolgte auf der Basis eines Triangulierten Irregulären Netzwerkes (TIN), das mit dem Geographischen Informationssystem ARC/Info berechnet wurde. Die Ableitung der Jahresniederschlagssummen für die einzelnen Einzugsgebiete basiert auf den korrigierten Niederschlagssummenwerten von K IRCHHOFER & S EVRUK (1992). Die Karte der Jahresniederschlagssummen der Schweiz ist im Hydrologischen Atlas der Schweiz“ publiziert ” und wurde von K IRCHHOFER & S EVRUK (1992) folgendermaßen erarbeitet. Die räumliche Interpolation der Daten erfolgte mit einer Kriging–Analyse auf einem Raster mit der Maschenweite 1 x 1 km. Zur Bearbeitung der Daten mit der Kriging–Analyse mußte der Einfluß der Orographie eliminiert werden, da die räumliche Variation der Niederschlagswerte nur durch ihre Lage im Raum zueinander bestimmt werden darf. Zu diesem Zweck wurden sämtliche Stationsdaten von K IRCHHOFER & S EVRUK (1992) auf ein Einheitsniveau von 1000 m ü.NN gerechnet. Dies geschah unter der Annahme eines Umrechnungsfaktors von 80 mm/100 m. Die so transformierten Niederschlagswerte konnten nun mit der Kriging–Analyse auf ein Gitternetz mit 1 km Kantenlänge räumlich interpoliert werden. Schließlich wurden die interpolierten Werte wieder auf das wahre Gelände übertragen, wobei wiederum der Umrechnungsfaktor von 80 mm/100 m zur Anwendung gelangte. Das Datenmaterial weist im Bereich zwischen Visp und Sion ein extremes Minimum von ca. 240 mm Jahresniederschlagssumme auf. Dieser unrealistische Wert resultiert aus der Tatsache, daß in tiefen Alpentälern der Niederschlagshöhengradient erst ab einer bestimmten Höhe wirksam wird. Zur Korrektur dieses methodischen Datenfehlers wurden sämtliche Jahresniederschlagssummen mit einem Wert unter 550 mm auf den Wert 550 mm korrigiert. Die Karte der mittleren jährlichen korrigierten Niederschlagshöhen 1951–1980 liegt als 1 km Raster digital vor. 1 Die Niederschlagspunktdaten wurden freundlicherweise von H. G EIGER und der Gruner AG Basel zur Verfügung gestellt. 3.2. ABFLUSSBILDUNG 3.2 41 Abflußbildung Die Fähigkeit eines Einzugsgebietes, den Regeninput temporär zurückzuhalten und damit dem Hochwasserabfluß zu entziehen, unterliegt einer starken zeitlichen Variation. Jahreszeitlich bedingte Unterschiede in der Vegetationsbedeckung wie auch starke Änderungen des Feuchtegehaltes der Böden lassen das Speicherverhalten eines Einzugsgebietes variieren. Bisherige Forschungsarbeiten haben verschiedene Ansätze gewählt, um diese Disposition des Einzugsgebietes zu parametrisieren. ACREMAN (1985) beschreibt die Speicherfähigkeit der Böden im Gebiet mit dem mittleren Bodenfeuchtedefizit. Dieses mittlere Bodenfeuchtedefizit wird aus der Wasserbilanz von Tagesniederschlägen und P ENMAN–Verdunstung ermittelt. Für schweizerische Verhältnisse ist dieser Ansatz nicht durchführbar, da die Größe der P ENMAN– Verdunstung nicht regionalisiert vorliegt. N EUMANN & S CHULTZ (1989) ermitteln aus Satellitendaten die zeitliche Entwicklung der Vegetationsbedeckung und damit die unterschiedliche Infiltrationskapazität des jeweiligen Untersuchungsraumes. Grob läßt sich der mittlere Vegetationszustand eines Gebietes über die Landnutzung ermitteln (NERC (1975)), wobei zwischen Wald-, Acker- und Weideland unterschieden wird. Zur Ableitung dieser Vegetationsparameter wurde die Arealstatistik der Schweiz 1972 des Bundesamtes für Statistik (BfS) für das Projekt zur Verfügung gestellt. Die Daten wurden vom BfS nach dem Dominanzprinzip erhoben. Dazu wurde über die Schweiz ein Raster mit einer Maschenweite von 100 m gelegt. Die Rasterzelle enthält schließlich den Code für die Bodennutzungsart, die in dieser Zelle den größten Flächenanteil belegt. Die Arealstatistik ist in 12 Bodennutzungsarten untergliedert. Obwohl mit der Arealstatistik der Schweiz 1979/85 eine aktuellere und mit 68 Klassen wesentlich detailliertere Landnutzungsstatistik zur Verfügung steht, wurde sie nicht verwendet, da die Erhebungsmethode des Stichprobenrasters zur Kenngrößenerhebung in kleinen Einzugsgebieten ungeeignet ist: Zur Erhebung der Landnutzungskategorien wurde vom BfS über die Schweiz ein Punkteraster mit einem Abstand von 100 m gelegt. Zu jedem Stichprobenpunkt wurde die Landnutzungskategorie der 68 Landnutzungskategorien zugeordnet, die sich an diesem Punkt auf der Erdoberfläche befand. Diese Methode läßt auf schweizerischer und kantonaler Ebene sehr zuverlässige Aussagen zu, allerdings steigt der Stichprobenfehler mit abnehmender Größe des Untersuchungsraumes (B UNDESAMT F ÜR S TATISTIK (1991)). Deshalb ist die Arealstatistik der Schweiz 1979/85 zur Parametrisierung der Landnutzung in kleinen Einzugsgebieten ungeeignet. In Tabelle 3.2 sind die zwölf Bodennutzungsarten der Arealstatistik der Schweiz 1972 aufgeführt. Die Charakterisierung und Klassifizierung erfolgte leider nicht nach hydrologischen Gesichtspunkten. So sind Wies- und Ackerland in eine Klasse zusammengefaßt worden, obwohl anzunehmen ist, daß sich Wies- und Ackerland hydrologisch unterschiedlich auswirken. Im Gegensatz dazu sind die Siedlungsflächen in fünf Klassen untergliedert. Hier ist die hydrologische Bewertung ebenfalls schwierig. Aus diesen Gründen wurden die Klassen 6 und 7 zur Klasse Kulturland“ und die Klassen 8 bis 12 zur Klasse Siedlungsraum“ aggregiert. Die Aussagekraft ” ” dieser Klassen ist ohnehin fraglich, da die Arealstatistik aus den 70er Jahren stammt und die Abflußdaten der zu charakterisierenden Einzugsgebiete teilweise aus dem Beginn dieses Jahrhunderts stammen. Die Klassen Öd- und Unland“, Seen“, Wald“ und Weideland“ dürften ” ” ” ” dagegen in diesem Jahrhundert wesentlich geringer modifiziert worden sein. Zur Charakterisierung der Bodenverhältnisse steht mit der Bodeneignungskarte der Schweiz im Maßstab 1 : 200 000 eine Datenbasis zur Verfügung. Die Bodeneignungskarte der Schweiz wurde KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 42 Tabelle 3.2: Die zwölf Bodennutzungsarten der Arealstatistik der Schweiz 1972 mit ihren Codes Nutzungs-ID 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Bodennutzungsart Öd- und Unland Flüsse Seen Wald Weiden Wies- und Ackerland, Obstbau Rebbau Gebiete mit hoher Bebauungsdichte Gebiete mit mittlerer Bebauungsdichte Gebiete mit niederer Bebauungsdichte Verkehrsanlagen Industrieanlagen von G AMMA (1992) durch Scannen und Vektorisieren in ein digitales Format gebracht, so daß sie ohne weitere Bearbeitung im Projekt eingesetzt werden konnte. Mit der Bodeneignungskarte der Schweiz lassen sich die Bodenparameter Bodentiefe, Speicherfähigkeit und Permeabilität ermitteln. Außerdem sind in der Karte Sumpfflächen, versiegelte Flächen und Seeflächen ausgewiesen. Gletscher-, Firn- und Felsflächen sind in der Karte leider nur zu einer Kategorie zusammengefaßt. Dies bedeutet hinsichtlich des Prozesses Hochwasser eine zu starke Generalisierung, da Gletscher-, Firn- und Felsflächen grundsätzlich eine unterschiedliche hydrologische Bedeutung haben. Es ist anzunehmen, daß Gletscher eher eine starke Retentionswirkung haben und im Gegensatz dazu die Felsflächen eher einen fördernden Charakter auf die Hochwasserbildung ausüben. Tabelle 3.3 zeigt, daß die Bodentiefe, die Speicherfähigkeit und die Permeabilität der Böden in der Bodeneignungskarte der Schweiz in 7 bzw. 6 Klassen unterteilt werden. Damit diese Klassen als Parameter verwendet werden können, wird das jeweilige Klassenmittel parametrisiert. Das heißt, daß z.B. der Bodenklasse 6 (sehr tief) mit einem Wertebereich von 120–150 cm der Bodentiefewert 135 cm zugeordnet wird. 3.3 Abflußkonzentration Neben dem Regeninput und der hydrologischen Disposition des Einzugsgebietes ist der Abflußkonzentrationsprozeß der dritte durch Gebietskenngrößen zu parametrisierende Teilprozeß im Gesamtprozeß Hochwasserabfluß. Der Prozeß der Abflußkonzentration ist maßgeblich für die Höhe und Intensität eines Hochwassers verantwortlich. Die Parametrisierung dieses Teilprozesses zu Gebietskenngrößen weist in der Literatur eine große Uneinheitlichkeit auf. Einigkeit herrscht nur bei der Annahme, daß der Prozeß der Abflußkonzentration insbesondere durch hydro–morphometrische Parameter bestimmt wird. Die Vielfältigkeit der in der Literatur aufgeführten Parameter unterstreicht aber die Unsicherheit bei der Verwendung der Parameter einerseits und die Schwierigkeiten bei der Erhebung andererseits. B OULTON (1965) weist allein 13 verschiedene morphometrische Indizes zur Parametrisierung des Abflußkonzentrationsprozesses 3.3. ABFLUSSKONZENTRATION 43 Tabelle 3.3: Klassifikation der Bodenparameter in der Bodeneignungskarte der Schweiz im Maßstab 1 : 200 000 Bodentiefe extrem tief sehr tief tief mittel flach sehr flach extrem flach Speicherfähigkeit sehr gut gut mäßig gering sehr gering extrem gering Permeabilität extrem übermäßig normal schwach gehemmt gehemmt stark gehemmt undurchlässig Klasse Wertebereich (cm) 7 >150 6 120–150 5 90–120 4 60–90 3 30–60 2 10–30 1 <10 Klasse Wertebereich (mm) 6 >100 5 60–100 4 45–60 3 30–45 2 15–30 1 <15 Klasse Wertebereich (cm/h) 7 > 10−1 6 bis 10−2 5 bis 10−3 4 bis 10−4 3 bis 10−5 2 bis 10−6 1 < 10−6 auf. Zur Parametrisierung des Abflußprozesses sind Variablen gesucht, die sowohl die Fließzeit als auch die Anstiegszeit des Hochwassers erklären können. Ein indikativer Wert zur Parametrisierung der Fließzeit des Wassers zum Gebietsabfluß ist der topographische Faktor des Gewässernetzes. Nach P OTTER (1953) gilt: v∼ √ G. Diese Beziehung sagt, daß sich die Fließgeschwindigkeit (v) proportional zur Wurzel des Gefälles (G) verhält. Aus dieser Proportionalitätsbeziehung läßt sich der topographische Faktor L T =√ G Dabei gilt: L = Länge des Gewässernetzes formulieren, der sicherlich als eine der elementaren Größen im Hinblick auf die Abflußkonzentration anzusehen ist (DYCK (1980)). KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 44 Damit ist über das Gefälle des Gewässernetzes und der Länge des gesamten Gewässernetzes ein indikativer Wert für die Fließzeit im Gerinne definiert (S EYHAN (1976)). Neben dem topographischen Faktor als Parameter für die Fließzeit soll die Einzugsgebietsform als Parameter für die Konzentrationszeit verwendet werden. Dazu wird der von S CHUMM (1956) vorgeschlagene Elongationsfaktor (E) als Maß für die Einzugsgebietsform eingeführt. d L (3.1) πd2 4 (3.2) E= Da A= folgt aus 3.1 und 3.2 E=2 q A/π L . (3.3) Dabei gilt: E = Elongationsfaktor d = Durchmesser eines Kreises mit der Fläche A (m) A = Einzugsgebietsfläche (m2 ) Zur Erhebung der oben genannten Parameter sind zwei elementare Datengrundlagen notwendig. Einerseits müssen über ein digitales Geländemodell die Gefälleverhältnisse modelliert werden und andererseits ist die Kenntnis des Gewässernetzes wichtig. Als Geländemodell konnte das RIMINI–Modell der Schweiz mit einem 250 m Raster eingesetzt werden. Das Gewässernetz wurde aus den 1 : 25 000 Landeskarten der Schweiz digitalisiert. Dazu wurden sämtliche mit blau signierte Gewässerabschnitte der ausgewählten 88 Einzugsgebiete aus den Landeskarten hochgezeichnet und digital erfaßt. Zusätzlich wurden alle in der Landeskarte mit schwarzer Punktsignatur versehene episodische Gerinne, die bei einem Hochwasserereignis potentiell Wasser führen, als Gerinne digital erfaßt. Auf diesem Wege wurde ein Datensatz mit etwa 22 000 Vektorzügen aus 130 Landeskartenblättern erfaßt. Die Digitalisierung der Daten erfolgte auf einem CalComp Digitalisiertablett unter ARC/Info auf einem PRIME 2455–Computer unter Primos Ver. 22.1. 3.4 Ableitung der Einzugsgebietsparameter mit einem Geographischen Informationssystem Zur Ableitung der oben beschriebenen Einzugsgebietskenngrößen soll ein Geographisches Informationssystem eingesetzt werden. In den folgenden Abschnitten werden deshalb die Grundlagen Geographischer Informationssysteme eingeführt. Dazu sollen ihre Funktionsweise sowie die generellen Unterschiede der auf dem Markt befindlichen Softwaresysteme besprochen werden. 3.4.1 Grundlagen Geographischer Informationssysteme (GIS) Geographische Informationssysteme haben seit Jahren einen steigenden Stellenwert als Instrument zur Verarbeitung von räumlichen Daten. Dabei wird als wesentliches Ziel eines GIS ei- 3.4. ABLEITUNG DER EINZUGSGEBIETSPARAMETER 45 Tabelle 3.4: Übersicht über die im Projekt verwendeten Datengrundlagen und den daraus gewonnenen Einzugsgebietskenngrößen Grundlage Gebietskenngrößen Mittlere jährliche korrigierte Niederschlagshöhen 1951– 1980 (HADES Karte 2.2) Extreme Punktregen Jahresniederschlag (GN) Hektarraster 1972 (Arealstatistik des Bundesamtes für Statistik) Bodeneignungskarte Schweiz der RIMINI–Daten 100m Raster, aus 250m Raster bilinear interpoliert perennierende und episodische Gerinne der Untersuchungsgebiete 100–jährliche und 2.33–jährliche 24h Niederschläge (N100, N2.33) Versiegelungsgrad (VERS), Ödlandanteil (OE), Waldanteil (WA), Weidelandanteil (WE), Kulturlandanteil (KU) Permeabilität (PERM), Speicherkapazität (SP), Bodentiefe (TIEFE) mittlere Hangneigung (MS) relativ beitragende Flächen (FN), Topographischer Faktor (TF), Elongationsfaktor (EL) Genauigkeit/Maßstab 1000m Raster Codierung System reelle Werte IDRISI Punktdaten reelle Werte ARC/Info 100m Raster 12 Klassen IDRISI 1 : 200 000 136 Klassen ARC/Info Höhenwerte mit 1m Auflösung 1 : 25 000 4807 Klassen IDRISI 88 Klassen ARC/Info nerseits die Verwaltung und Speicherung geographischer und raumbezogener Daten und andererseits die Modellierung der wirklichen Welt“ mit diesen gespeicherten Daten angestrebt. ” Durch die Kombination der schon bestehenden Daten mit neuen simulierten Daten lassen sich direkte räumliche Vergleiche anstellen und Informationen gewinnen, zum Studium von umweltverändernden Prozessen, Auswirkungen von Trends, Szenarien oder Planungsentscheiden. Ein GIS wird definiert als: ein Werkzeug zum Speichern, Verarbeiten, Abfragen und Darstellen geographischer Informationen (B URROUGH (1986)). Geographische Daten und Informationen beschreiben Objekte der wirklichen Welt. Diese Objekte werden durch drei grundlegende Informationen definiert: 1. ihre Position im Raum, beschrieben durch ihre Lage in einem Koordinatensystem 2. ihren Attributen, die unabhängig von der räumlichen Information sind (z.B. Bodenart oder Abflußmenge) 3. ihre räumliche Beziehung zueinander. Letztendlich lassen sich alle geographischen Daten auf drei topologische Grundeinheiten — Entitäten — reduzieren. Diese Entitäten sind: Punkt: Punktinformationen sind z.B. Höhenpunkte, Niederschlagsmeßwerte Linie: Linieninformationen sind z.B. Höhenlinien, Isobaren Fläche: Flächeninformationen sind z.B. geologische Einheiten, Böden, Waldflächen, Seen. KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 46 Tabelle 3.5: Repräsentation wirklicher Daten im GIS Original Haus Fluß See Isolinie Verarbeitung Punkt Linie Fläche Linie Ausgabe Haus Fluß See Isolinie Auf diese Entitäten reduziert lassen sich geographische Daten mit einem GIS speichern und verarbeiten. Wichtig ist, daß die Information, die in der Entität steckt, nicht verloren geht. Um eine analoge Papierkarte in eine digitale Form zu bringen, muß die vielfältige analoge Information der Karte auf die oben beschriebenen Entitäten reduziert werden. Wichtig ist dabei, daß alle Informationen der Karte erhalten bleiben. Das bedeutet, daß Informationen, wie z.B. der Fluß 3. Ordnung verläuft durch eine Ortschaft mit 50 000 Einwohnern, nicht verloren gehen dürfen. Wie dieses Informationsgefüge — die Topologie — definiert und digital verarbeitet wird, wird im folgenden Abschnitt angesprochen. 3.4.2 Aufbau geographischer Informationssysteme Die zuvor besprochenen Anforderungen an ein GIS lassen sich bezüglich ihrer Realisierung mittels Software durch folgende Module repräsentieren: • Dateneingabe und –verifikation • Datenspeicherung und -management • Datenausgabe • Datentransformation • Interaktion mit dem Benutzer Die Implementation dieser grundlegenden Module erfolgt auf einer geeigneten Computeranlage, die folgende minimale Hardwareanforderungen erfüllen muß: • Zentrales Rechenwerk • Graphikterminal • Diskstation • Tapestation • Digitalisiertablett • Plotter/Drucker 3.4. ABLEITUNG DER EINZUGSGEBIETSPARAMETER 47 Abbildung 3.2: Minimale Hardwareanforderungen zur Realisierung eines Geographischen Informationssystems. Dateneingabe und –verifikation: Datenquellen können analog oder digital vorliegen, wobei die Daten nach Sachdaten — Tabellen — oder Geometriedaten unterschieden werden. Analoge Geometriedaten sind vor allem existierende Karten und Pläne, die entweder über ein Digitalisiertablett direkt eingegeben werden — Gewässernetz im Maßstab 1 : 25 000 — oder mittels eines Scanners in ein digitales Format gebracht und eingelesen werden — Bodeneignungskarte der Schweiz Maßstab 1 : 200 000. Digitale Geometriedaten sind entweder vorhandene Datenbestände, die ggf. noch in das unterstützte Format gebracht werden müssen, gescannte Karten oder mit Sensoren aufgenommene Daten, wie sie z.B. Satellitenbilder darstellen. Sämtliches Datenmaterial muß vor seiner Auswertung auf Richtigkeit geprüft werden. Sowohl die Geometriedaten als auch die Sachdaten können Fehler wie Unvollständigkeit, falsche Koordinaten, Verzerrungen und falsche Verknüpfungen enthalten. Für eine Reihe solcher Fehler bietet das GIS Prüf– und Korrekturroutinen an. Datenspeicherung und Datenbankmanagement: Die Funktion dieses Moduls besteht darin, Daten bezüglich Lage und Verknüpfung der Elemente mit ihren zugeordneten Attributen in einer Weise zu strukturieren und organisieren, wie es vom Benutzer erwünscht und zur Verarbeitung im Computer notwendig ist. Datenausgabe: Repräsentation nimmt heute einen sehr hohen Stellenwert bei der Vermittlung von Information ein. Daneben müssen Daten zur internen Weiterverarbeitung auch in einfacher graphischer und tabellarischer Form ausgegeben werden können. Beide Punkte können mit der GIS Software verwirklicht werden. Datentransformation: Ein GIS ermöglicht die Realisierung verschiedenster Benutzerabfragen mit Zugriff sowohl auf Geometrie– wie auf Attributdaten. Beispiele solcher Abfragen sind: • Lage eines Objektes im Raum. • Welche Länge, Fläche oder welchen Umfang hat ein Objekt? • Kommen Objekte A in Objekt B vor? KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 48 • Grenzt ein Objekt A an ein Objekt B an? • Welche Objekte A liegen innerhalb einer bestimmten Distanz zu Objekt B? • ... 3.4.3 Repräsentierung von topologischen Einheiten Sind von einem Punkt die XY–Koordinaten bekannt, so ist er hinsichtlich seiner Lage im Raum definiert. Eine Linie und ihre Lage im Raum ist durch die XY–Koordinaten ihres Anfangs– und Endpunktes sowie aller dazwischenliegender Punkte eindeutig definiert. Sind von einer Fläche alle sie umgebenden Linien bekannt, so ist die Fläche im Raum definiert und wird als Polygon bezeichnet. Es läßt sich also folgendes sagen: • Eine Fläche ist eine Liste von Linien (Polygon) • Eine Linie ist eine Liste von Punkten • Ein Punkt ist eine Liste von XY–Koordinaten Daraus ergibt sich, daß sich sämtliche topologischen Elemente auf Punkte zurückführen lassen. - Liste aller Punkte L2 P1: X,Y P2: X,Y P3: X,Y L3 L1 - Liste aller Linien L1: X,Y X,Y X,Y X,Y L2: X,Y X,Y X,Y X,Y L3: X,Y X,Y X,Y X,Y P1 P2 P3 F2 F1 - Liste aller Flächen F1: X,Y X,Y X,Y X,Y F2: X,Y X,Y X,Y X,Y F3: X,Y X,Y X,Y X,Y F3 Abbildung 3.3: Repräsentierung der topologischen Einheiten Punkt, Linie und Fläche in einem GIS. 3.4.4 Repräsentierung der Attributdaten im Computer Zur Verdeutlichung der Repräsentierung der Attributdaten im Computer soll folgendes Beispiel dienen. Es soll eine Bodenkarte digital gespeichert werden. Die verschiedenen Bodentypen, die auf der Karte verzeichnet sind, stellen Flächen dar, die durch Polygone repräsentiert werden. 3.4. ABLEITUNG DER EINZUGSGEBIETSPARAMETER 49 Diese Polygone haben verschiedene Eigenschaften (Attribute). Dazu gehören z.B. die Wasserdurchlässigkeit, Eignung für die Landwirtschaft, Tiefgründigkeit usw. Diese Sammlung von Attributen ist für jeden Bodentyp (Polygon) komplett vorhanden. Ebenso wie sich geometrische Elemente in eine Liste fassen lassen, werden nun die Attribute in einer Liste abgelegt. Diese Liste hat für jedes Polygon in der Karte genau einen zugehörigen Eintrag in der Attributsliste. Das heißt, daß die Anzahl der Polygone gleich der Anzahl der Attributeinträge ist. Tabelle 3.6: Beispiel für eine Attributtabelle Polygon Nr. 1 2 3 4 . . Tiefgründigk. hoch hoch mittel . . . Wasserdurchl. gut sehr gut schlecht . . . Eignung LW sehr gut sehr gut schlecht . . . 3.4.5 Die Verknüpfung der Geometrie–Daten mit den Attribut–Daten Die Verbindung zwischen einem Polygon und dem zugehörigen Eintrag in der Attribut–Tabelle erfolgt über eine gemeinsame interne Elementnummer. Da jede Elementnummer nur einmal vorkommt, ist die Zuordnung der Attribute zur Geometrie eindeutig. Auf gleiche Weise erhalten auch die Entitäten Punkt und Linie ihre Attribut–Daten zugeordnet. Geometrie-Daten 1 2 3 Attribut-Daten interne N Nr. Tiefgründ. 1 Wasserdurchl. EignungLW hoch gut sehr gut 2 hoch sehr gut sehr gut 3 mittel schlecht schlecht r. Abbildung 3.4: Schematische Darstellung der Verknüpfung von Geometrie–Daten und Attribut– Daten in einem GIS. Die getrennte Speicherung der Attributdaten von den Geometriedaten ermöglicht es, neben der rationelleren Verarbeitung durch den Computer, die Attributdaten uneingeschränkt mit einem separaten Datenbanksystem zu bearbeiten. 3.4.6 Vergleich zwischen Vektor und Raster GIS Im Gegensatz zum menschlichen Auge, das mit außerordentlich hoher Effizienz geographische Daten erkennt und ihre Verknüpfungen wahrnimmt, kann dies der Computer nicht. Zur Lösung KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 50 dieses Problems wurden zwei grundlegende Systeme entwickelt, auf deren Basis geographische Daten im Computer verarbeitet werden können. Dazu gehören sowohl das Vektorsystem als auch das Rastersystem. Abbildung 3.5: Darstellung eines Polygons in Vektorform. Abbildung 3.6: Das Polygon in Rasterform. Im Vektorsystem werden Objekte wie oben beschrieben durch eine Anzahl Linien mit Anfangs– und Endpunkt abgespeichert. Pointer zu den Linien signalisieren die Zusammengehörigkeit sowie die Abfolge der einzelnen Linie. Rastersysteme dagegen stellen Objekte durch Rasterzellen dar, die mit einem Attribut belegt werden. Es bestehen wesentliche Unterschiede zwischen diesen beiden Systemen in bezug auf: • Speicherplatzbedarf • Objektauflösung • Objektverknüpfung • unterschiedlichem Verhalten bei Änderung der Objekte 3.4. ABLEITUNG DER EINZUGSGEBIETSPARAMETER 51 Die Rasterdarstellung in der einfachsten Form benötigt sehr viel Speicherplatz, da jede Rasterzelle explizit abgespeichert wird. Dabei ist es gleichgültig, ob die Rasterzelle Information enthält oder nicht. Die Vektordarstellung ist auf die Speicherung der Linienpunkte sowie ggf. der Pointer zwischen den Linien beschränkt. Eine gleichermaßen befriedigende graphische Repräsentation erfordert in der Rasterdarstellung eine sehr enge Maschenweite, was zu einer zusätzlichen Erhöhung des Speicherplatzbedarfes führt. Mangelnder Speicherplatz ist allerdings mit der extensiven Verbilligung der Massenspeicher heute kein großes Problem mehr. Außerdem stehen heutzutage Komprimieralgorithmen zur Verfügung, die den Speicherbedarf von Rasterdaten erheblich — um bis zu 99% — reduzieren. In der Vektorform gestattet die Verbindung der Linien über Pointer des weiteren eine direkte räumliche Suche nach einzelnen Objektelementen oder ggf. über Elemente verschiedener Objekte nach Objektverknüpfungen. Als Preis für diese Flexibilität müssen in Vektorsystemen bei Objektveränderungen nicht nur die Koordinaten sondern auch das veränderte Beziehungsgefüge der Elemente — die Topologie — neu aufgebaut werden. Rastersysteme kommen dagegen mit der Anpassung der Attribute an die Rasterzelle aus. Das kleinste Element in der Rasterform ist die Rasterzelle. Sie weist den wichtigen Vorteil auf, daß mit ihr der geographische Raum in uniforme — gleich große — kleinste Flächenelemente eingeteilt ist. Aus diesem Grunde haben Rastersysteme grundlegend mehr analytische Möglichkeiten als Vektorsysteme. Ihre Stärke ist deshalb besonders die Analyse kontinuierlich sich im Raum ändernder Daten wie z.B. Höhenmodelle, Niederschlagsverteilungen oder liegt im Einsatz bei Prozeßmodellierungen. Ein weiterer Vorteil ist, daß die Architektur von Rastersystemen sehr eng mit der digitalen Architektur von Computern verbunden ist. Viele Rasteroperationen lassen sich als einfache Matrixoperationen darstellen. Vektorsysteme sind im Gegensatz zu den stark analytisch orientierten Rastersystemen eher zum Management geographischer Datenbanken geeignet, da sie über ihre logischen Verknüpfungen über sehr effiziente Speichermodelle und Abfragemodelle verfügen bzw. diese ermöglichen. Aus dem oben gesagten ergibt sich folgender Vergleich: Tabelle 3.7: Vergleich zwischen Vektor– und Rastersystemen Vektorsysteme Vorteile Nachteile gute Repräsentakomplexe Datenstruktion der Datenstruktur turen der Realität kompakte, redundanz- Prozeßsimulation freie Datenstruktur durch laufend ändernde Topologie schwierig volle topologische In- Analyse unterhalb der formation Polygonebene nicht möglich sehr gu- umständliche Raster– te Eignung zum MaVektorkonvertierung nagement räumlicher zum Einsatz von RaDatenbanken sterdaten (Arealstatistik, RIMINI–Modell) Rastersysteme Vorteile Nachteile einfache DatenstrukDatenvolumen tur ideal für Prozeßsimulation durch uniforme Größe und Gestalt der Raumeinheiten billige Technologie feine Rasterung notwendig, um keine Information zu verlieren gut geeignet zur Verwendung von remote sensing Daten Aufgrund Tabelle 3.7 zeigt sich, daß Rastersysteme eine stark prozeßorientierte Struktur aufweisen. Außerdem liegen verschiedene Datensätze schon als Rasterdaten vor. Deshalb wird in den folgenden Raumanalysen ein Raster–GIS eingesetzt. 52 KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 3.4.7 Bestimmung des Fehlers bei der Rasterisierung von Vektor– Polygonen Arbeitet man mit Rastersystemen, so besteht die zentrale Frage nach der zu wählenden Größe der Rasterzellen. Unter der Größe der Rasterzellen ist die Kantenlänge der Zelle gemeint. Die Frage richtet sich insbesondere an die Optimierung von Informations– oder Genauigkeitsverlust und Datenumfang und damit auch an die Verarbeitungsgeschwindigkeit, wenn man berücksichtigt, daß sich die Rasterzellengröße proportional zum Quadrat des Datenumfangs verhält. Allerdings ist die Größe der Rasterzellen auch von der Auflösung der Eingangsdaten abhängig. Diese schwankt bei den Daten dieser Untersuchung zwischen 100 m in Arealstatistik der Schweiz und 1000 m in den Jahresniederschlägen. Um den hohen Informationsgehalt der Arealstatistik nicht zu verlieren, wurden sämtliche in die Untersuchung einfließenden Rasterdaten auf eine Rasterzellengröße von 100 m resampled. Das GIS IDRISI 4.0 bietet eine Routine an, die das resamplen der Rasterzellengröße ermöglicht. Einerseits kommen vorgegebene Rasterdaten — RIMINI–Modell und Arealstatistik — im Projekt zur Anwendung, andererseits werden Vektordaten — Bodeneignungskarte der Schweiz — gerastert. Dabei muß generell zwischen dem RIMINI–Modell, das einen kontinuierlichen Raumbezug hat, und der Arealstatistik und der Bodeneignungskarte mit ihren räumlich diskreten Datengrundlagen unterschieden werden. Fehler, die aus der Rasterisierung von polygonalen Vektordaten entstehen, lassen sich auf zwei Ursachen zurückführen (B URROUGH (1986)). Die erste und in der Regel häufigste Ursache liegt darin begründet, daß eine Rasterzelle nur einen Attributwert repräsentieren kann. So werden sehr schmale Strukturen wie z.B. Strassen oder Flüsse oftmals überrepräsentiert. Der zweite Fehler resultiert aus dem ersten und ist in der geometrischen Fehllocation begründet. Ist ein Vektorpolygon kleiner als eine Rasterzelle, oder liegt die Grenze eines Polygons innerhalb einer Rasterzelle, so erhält die Zelle den Attributwert des Polygons mit dem größten Flächenanteil der Zelle. Abbildung 3.7 zeigt die Problematik die in diesem Zusammenhang auftaucht. Die zentrale Zelle in der Abbildung ist nicht eindeutig mit einem Attribut zu versehen. Eine Zuordnung führt auf jeden Fall zu einem Fehler. Siedlung Weideland Wald See Abbildung 3.7: Kodierungsprobleme entstehen, wenn die Rasterzellen größer als die diskreten räumlichen Dateneinheiten sind. Abbildung 3.7 zeigt deutlich, daß mit einer Verkleinerung der Rasterzellengröße eine Verbesserung der räumlichen Auflösung zu erzielen wäre. Neben diesem Kodierungsfehler ergeben sich topologische Lagefehler durch die Generalisierung einer Polygonkarte mit Rasterzellen. Die Bewertung der Genauigkeit von Rasterkarten, die aus Polygonkarten hervorgegangen sind 3.4. ABLEITUNG DER EINZUGSGEBIETSPARAMETER 53 läßt sich mit einem Verfahren von S WITZER (1975) durchführen, das im folgenden dargestellt wird. S WITZER (1975) schlägt einen Weg vor, wie die Genauigkeit einer Rasterkarte, die aus einer Vektor–Polygonkarte erzeugt wurde, bestimmt werden kann. Dieser Ansatz ist nur auf rasterisierte Polygon–Vektorkarten anwendbar. Grundlegend wird bei diesem Ansatz davon ausgegangen, daß die ursprüngliche Polygon–Vektorkarte vorhanden ist, was allerdings nicht immer der Fall ist, da die Rasterisierung oftmals ohne Polygon–Vektorkarte erfolgt, wie dies z.B. bei der Arealstatistik der Fall ist. Es wird deshalb ein Weg vorgestellt, wie aus dem Raster selbst der Fehler bestimmt werden kann. Die Fehleranalyse geht davon aus, daß eine Karte M durch ein reguläres Raster rasterisiert wurde. Das Attribut jeder Rasterzelle ist durch den Wert ihres Mittelpunktes in der Polygon– Vektorkarte definiert. Die Attributeinheiten in der Polygon–Vektorkarte werden mit M1 , M2 , . . . , Mk bezeichnet und in der rasterisierten Karte ebenfalls mit M1 , M2 , . . . , Mk . Jedem Rasterzellenwert wird das Polygon–Vektor Kartenattribut Mi zugeordnet, in dem der Mittelpunkt der Rasterzelle auf der Polygon–Vektor Karte liegt. Unter der Annahme, daß die Gesamtfläche der Polygon–Vektor Karte A(M ) = 1 ist, ergibt sich der Rasterisierungsfehler Lij = A(Mi ∩ Mj ) i <> j. Dabei ist Lij die Fläche der Karte die eigentlich zum Attribut i gehören würde, aber im Raster dem Attribut j angehört. Die Fläche der falsch zugeordneten Rasterzellen für das Attribut Mi ergibt sich mit Li = X Lij (i = const) j<>i und der Gesamtfehler wird flächenhaft ausgedrückt durch L= k X Li . i=1 Fehlt eine Polygon–Vektor Karte zur Bestimmung der Lagefehlerfläche, wird von S WITZER (1975) der folgende Weg vorgeschlagen. Das Maß des Fehlers in einem Raster ist eine Funktion von zwei unabhängigen Faktoren 1. der Komplexität der ursprünglichen Karte 2. den geometrischen Bedingungen des Rasters Um die Komplexität einer Karte zu bestimmen, wird ein Wert Pij (d) bestimmt, der die Wahrscheinlichkeit angibt, daß ein Zufallspunkt in der Polygonkarte den Wert i und daß das Zentrum einer Rasterzelle in der Polygonkarte den Wert j hat, wenn die Punkte durch die Distanz d voneinander entfernt sind. S WITZER (1975) schlägt vor, daß unter der Annahme von Pij (d) = ∞ die erste und zweite Ableitung der Funktion Pij (d) über eine Taylorsche Reihe approximiert werden können. Der Taylorsche Satz besagt, daß eine Funktion f (x), die stetig ist und alle Ableitungen für x = a besitzt, in vielen Fällen als Summe einer Potenzreihe dargestellt werden kann, die man aus der Taylorschen Formel erhält (B RONSTEIN & S EMENDJAJEW (1972)). KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 54 ′ ′′ f (x) = f (a) + f (a)(x − a) + f (a)(x − a)2 /2! + . . . +f (n) (a)(x − a)n /n! + . . . Für a=0 vereinfacht sich die Taylorsche Reihe zu ′ ′′ f (x) = f (0) + f (0)x + f (0)x2 /2! + . . . + f (n) · xn /n! + . . . Überträgt man die vereinfachte Taylorsche Reihe nach Pij (d), so ergibt sich nach (B URROUGH (1986)) ′ ′′ Pij (d) = Pij (0) + Pij (0) · d + (Pij (0) · d2 )/2! + . . . ′ Da die Funktion Pij (d = 0) = 0 und die erste Ableitung von Pij (d) an der Stelle d = 0 stetig positiv ist, kann die Fehlerfläche des Rasters gegenüber der Polygonkarte unter Anwendung der ersten Ableitung approximiert werden mit ′ Lij = Pij n X h=1 A(Sh ) · Dh . (3.4) Dabei ist n die Anzahl der Zellen, A(Sh ) ist die Fläche der Zelle Sh und Dh ist die mittlere Distanz zwischen einem Zufallspunkt in der Zelle Sh und dem Referenzpunkt der Zelle. Da in einem Raster alle Zellen die gleiche Größe und den Referenzpunkt an der gleichen Stelle haben, läßt sich obige Gleichung vereinfachen zu ′ Lij = Pij · D. (3.5) Dabei ist D ein charakteristischer Wert für das Raster. Um nun das Maß des Lagefehlers ′ in Abhängigkeit von der Rasterzellengröße zu bestimmen, müssen die Werte für Pij und D geschätzt werden. Zur Abschätzung von D in einem regelmäßigen Raster wird von B URROUGH (1986) q D = n−1/2 2 (r + r−1 ) + r−3/2 ln(r + +2r3/2 ln(r−1 + q (1 + r−2 )/12 q (1 − r2 ) angegeben, dabei ist r das Verhältnis der Rasterzellenseiten. Besteht das Raster aus quadratischen Rasterzellen, dann ist r = 1 und für D ergibt sich D = 0.383n−1/2 . Die Anwendung der linearen Approximation in Gleichung (3.5) würde allerdings zu einer Überschätzung der fehlerhaften Fläche führen, da bei der Verwendung von d2 die zweite Ab′′ leitung von Pij (d = 0), Pij an der Stelle d = 0 negativ wird. Deshalb kann die lineare Approximation keine guten Ergebnisse liefern. Darum wird von S WITZER (1975) zur Berechnung der falsch zugeordneten Fläche die folgende modifizierte Version von Gleichung (3.4) vorgeschlagen ′ Lij = Pij n X n 1 ′′ X ′ A(Sh ) · Dh + Pij A(Sh )Dh , 2 h=1 h=1 (3.6) 3.4. ABLEITUNG DER EINZUGSGEBIETSPARAMETER 55 ′ dabei ist Dh die mittlere quadrierte Distanz zwischen einem zufälligen Punkt in der Zelle Sh und dem Zentrum der Zelle. Für Raster mit großem n, also großer Zellenzahl, kann Gleichung (3.6) vereinfacht werden zu 1 ′′ ′ ′ Lij = Pij · D + Pij · D . 2 Für ein quadratisches Raster kann Gleichung (3.6) in der vereinfachten Version mit ′ ′′ Lij = 0.383n−1/2 · Pij + 0.083n−1 · Pij ′ dargestellt werden. Zur vollständigen Schätzung müssen schließlich noch die Ableitungen Pij ′′ und Pij an der Stelle d = 0 ermittelt werden. S WITZER (1975) schlägt vor, die Ableitungen aus den Häufigkeitsverhältnissen von Zellenpaaren mit verschiedenen Attributen und verschiedener Distanz herzuleiten. So werden die Zellenpaare mit verschiedenem Attribut bei den Distanzen d = 1, d = 2 usw. aufsummiert. Für ein quadratisches Raster werden die Ableitungen an der Stelle d = 0 geschätzt mit 1 ′ Pij = n1/2 4Pij (n−1/2 ) − Pij (2n−1/2 ) 2 und 2 ′′ Pij = n1/2 2Pij (n−1/2 ) − Pij (2n−1/2 ). 3 Schließlich läßt sich die gesamte Fehlerfläche für ein quadratisches Raster bestimmen mit Lij = 0.60Pij (n−1/2 ) − 0.11Pij (2n−1/2 ). (3.7) Zur Berechnung der Fehlerfläche in einem quadratischen Raster kann damit folgender Weg festgehalten werden: 1. Bestimmen der Gesamtzahl der Zellenpaare mit einer Distanz von d = 1 Zellenbreite. Die Gesamtzahl der Zellenpaare mit einer gegebenen Distanz d ist N P AARE = 4 · (P · Q) − 2 · d · (P + Q) dabei ist P =Anzahl Reihen und Q =Anzahl Spalten des Rasters. 2. Für jedes Attributspaar i und j wird die Anzahl Rasterzellenpaare bestimmt, die Attribut i und j angehören (DIF Fij ). 3. Berechnen von Pij (n−1/2 ) aus dem Verhältnis DIF Fij /N P AARE. 4. Wiederholen der Schritte 1–3 mit d = 2 Zellenbreiten um Pij (2n−1/2 ) zu berechnen. 5. Berechnen von Lij mit Gleichung (3.7). 6. Berechnen der gesamten Fehlerfläche Li jedes Attributes durch Aufsummieren der Werte aus Gleichung (3.7). KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 56 7. Berechnen des gesamten Fehlers der Karte durch Aufsummieren der Li . Das oben beschriebene Verfahren ist auf die rasterisierte Bodeneignungskarte der Schweiz und auf die Arealstatistik der Schweiz angewendet worden. Beide Raster liegen mit einer Auflösung von 100 m vor. Daraus ergibt sich für den vorliegenden Untersuchungsraum ein Raster mit 3138 Spalten und 1968 Reihen. Der anfallende Speicherbedarf für dieses Raster bei Kodierung mit 2 Byte Integer Werten ergibt dann 12.351.168 Byte Speicherbedarf pro Raster. Werden die Attribute im Realformat abgelegt — wie dies bei der Bodeneignungskarte der Fall ist — so verdoppelt sich der Speicherplatzbedarf der Raster auf nahezu 25 MByte. Die Berechnung des Fehlers ergab die folgenden Werte. Der Gesamtrasterisierungsfehler der Arealstatistik (100 m) beträgt 4.7 %. Dabei tritt der größte Fehler bei den Waldflächen mit 1.4 %, gefolgt von den Kulturlandflächen mit 1.3 % auf. Insgesamt sind diese Rasterisierungsfehler aber vernachlässigbar klein, so daß man bezüglich des Fehlers durch die Rasterisierung von sehr zuverlässigen Daten sprechen kann. Noch besser sieht die Situation bei der auf 100 m gerasterten Bodeneignungskarte der Schweiz aus. Ihr mittlerer Lagefehler beträgt nur noch 2.6 %, wobei keine Attributfläche einen Fehler größer 1 % aufweist. Daraus läßt sich schließen, daß eine Auflösung von 100 m zumindest für die gerasterten Polygondaten eine ausreichende Datengrundlage darstellt. Da für eine Raster–GIS–Auswertung die Datengrundlagen (Raster) alle über die gleichen geometrischen Bedingungen verfügen müssen, das heißt ihre Lage im Raum und ihre räumliche Auflösung müssen gleich sein, werden sämtliche folgenden GIS–Auswertungen auf 100 m gerasterten Daten ausgeführt. 3.5 Prozeßorientierte Ableitung von Einzugsgebietskenngrößen Bei der Charakterisierung von hydrologischen Einzugsgebieten stellt sich, neben der Frage nach der Relevanz der Gebietskenngrößen für den Hochwasserprozeß, das Problem der Abgrenzung des Einzugsgebietes bei einem Hochwasserereignis. Meistens wird zur Bestimmung der Einzugsgebietskenngrößen entweder der Flächenanteil einer diskreten räumlichen Einheit berechnet (z.B. Waldanteil), oder es werden die gebietsbezogenen Mittelwerte kontinuierlich verteilter Einheiten ermittelt (z.B. mittlere Bodenspeicherkapazität). Die Verwendung solcher konventioneller Gebietskenngrößen zur Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser ist allerdings nicht unproblematisch, da sie wegen ihrer (ungewichteten) räumlichen Mittelung nur eine geringe Aussagekraft hinsichtlich des Hochwasserprozesses besitzen. Es ist deshalb notwendig, eine prozeßorientierte Gewichtung des Untersuchungsraumes einzuführen, auf deren Basis die Ableitung der Kenngrößen erfolgen kann. 3.5.1 Beitragende Flächen als Parametrisierungsebene Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie das Einzugsgebiet für den Fall eines Hochwassers räumlich zu definieren ist. Häufig wird zur Kenngrößenerhebung das relevante Hochwassereinzugsgebiet dem hydrologischen Einzugsgebiet gleichgesetzt. Die Parametrisierung erfolgt auf dieser Ebene, ohne Rücksicht darauf, ob die angesprochenen Einzugsgebietsflächen hydraulisch am Hochwasserprozeß beteiligt sind. 3.5. PROZESSORIENTIERTE PARAMETERABLEITUNG 57 Wie verschiedene Untersuchungen gezeigt haben (z.B. B ETSON & M ARIUS (1969), H EWLETT & N UTTER (1970)), trägt aber nur ein Teil des hydrologischen Einzugsgebietes entscheidend zu einem Hochwasser bei. Nur diese sogenannten beitragenden Flächen besitzen einen hydraulischen Anschluß an den Vorfluter, so daß nur dort angesiedelte naturräumliche Einheiten einen wesentlichen Beitrag zum Hochwasserabfluß leisten können. Das restliche Gebiet ist für das Hochwasserereignis von geringer Bedeutung. Die Ausdehnung der beitragenden Flächen ist einerseits stark von der Dauer und der Jährlichkeit eines Niederschlag/Abflußereignisses abhängig und andererseits von der räumlichen Verteilung der hochwasserrelevanten naturräumlichen Einheiten im Einzugsgebiet. Zur räumlichen Ausdehnung der beitragenden Flächen bestehen heute jedoch nur ungenaue Kenntnisse. O’L OUGHLIN (1986) modellierte Bodensättigungszonen und deren Lage aus digitalen Geländemodellen. Diese Bodensättigungszonen lassen sich als beitragende Flächen ansprechen. Problematisch ist bei diesem Ansatz aber, daß dazu hochauflösende Geländemodelle benötigt werden, was eine Anwendung auf größere räumliche Einheiten, z.B. auf nationaler Ebene, erschwert. Nach K ÖLLA (1986) können die gewässernahen Flächen als beitragende Flächen angesehen werden. Dabei wird unter Gewässernähe ein maximaler Abstand zum Vorfluter in Abhängigkeit von der Jährlichkeit der Hochwasser verstanden. Dieser Ansatz bringt den Nachteil mit sich, daß er die naturräumliche Ausstattung des Einzugsgebietes nicht ausreichend berücksichtigt. Abbildung 3.8: Räumliche Entwicklung der beitragenden Flächen während eines Starkregens (nach H EWLETT & N UTTER (1970)). Mittels Geographischer Informationssysteme ist es aber möglich, den Raum hinsichtlich seiner Hochwasserrelevanz in Abhängigkeit von der räumlichen Verteilung der naturräumlichen Einheiten differenzierter zu bewerten, um damit eine neue Ebene in der Charakterisierung von hydrologischen Einzugsgebieten zu eröffnen. 58 3.6 KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER Der relative Flächenbeitrag Mit der Einführung der GIS–Technologie und der verstärkten Forschung auf dem Bereich der Geoinformatik ist es heute möglich, die Hochwasserrelevanz von naturräumlichen Einheiten in Einzugsgebieten besser zu erfassen. Grundlage für die Kenngrößenableitung ist die Herleitung des relativen Flächenbeitrages, auf dessen Basis der Raum bewertet wird. Das Konzept der beitragenden Flächen ist dabei die gedankliche Grundlage. Wie erwähnt, trägt nicht das gesamte Einzugsgebiet zu einem Hochwasserereignis bei, vielmehr nimmt mit zunehmender Entfernung der Gebietseinheiten vom Gewässernetz auch deren systemischer Einfluß auf den Hochwasserabfluß ab. Eine Abgrenzung der beitragenden Flächen ist allerdings nicht möglich, da nicht klar definiert werden kann, welcher Gebietsteil noch am Prozeß teilnimmt und welcher nicht. Deshalb wird angenommen, daß alle Gebietsteile am Hochwasserprozeß beteiligt sind, dies jedoch mit ganz unterschiedlichem Beitrag. Dieser Beitrag hängt einerseits von der Entfernung zum Gewässernetz und andererseits von weiteren Einflußgrößen wie Hangneigung, Bodenverhältnisse und Landnutzung ab. Da deren Einfluß zur Zeit aber nicht quantifizierbar ist, wird im folgenden ein Ansatz zur Herleitung der relativen Flächenbeiträge auf der Basis einfacher physikalisch begründeter Annahmen vorgestellt. Diese relativen Beiträge gehen in die Berechnung der hochwasserrelevanten Gebietskenngrößen ein (siehe Abbildung 3.9). Abbildung 3.9: Die gedankliche Grundlage des relativen Flächenbeitrages. Bis die Niederschläge durch das Einzugsgebiet zum Vorfluter gelangen, unterliegen sie der Transformation durch die naturräumliche Ausstattung eines Einzugsgebietes. Dabei ist klar, daß mit der Zunahme des Weges zum Vorfluter auch der transformierende Einfluß des Einzugsgebietes zunimmt. Die grundlegende Größe zur Berechnung des relativen Beitrages der naturräumlichen Einheiten im Einzugsgebiet ist demnach ihre Entfernung zum nächsten Vorfluter: weit entfernte naturräumliche Einheiten tragen weniger zum Hochwasser bei als gewässernahe Einheiten. Mit der Berücksichtigung der Distanz allein wird aber die Transformation zwischen einer betrachteten Einheit und dem Vorfluter nur ungenügend beschrieben. Es müssen auch die Gefälleverhältnisse, die nach DYCK (1980) für die Abflußbildung von grundlegender Bedeutung 3.6. DER RELATIVE FLÄCHENBEITRAG 59 sind, mit in die Betrachtung einbezogen werden. Dem Gefälle wird unter der vereinfachenden Annahme des Hortonschen Oberflächenabflusses ein Koeffizient zugeordnet, der indirekt die Zeit beschreibt, die bei der Abflußbildung benötigt wird, um ein bestimmtes Gefälle zu überwinden. Zur Überwindung einer Raumeinheit mit einem Gefälle von beispielsweise 45 Grad wird weniger Zeit benötigt als zur Überwindung einer gleich großen Raumeinheit mit einem Gefälle von 5 Grad. Dieser Koeffizient, der im folgenden als Beitragskoeffizient bezeichnet wird, soll im ersten Fall klein sein und im zweiten groß. Führt man diesen Beitragskoeffizienten mit in die Distanzberechnung ein, so ergibt sich, daß der Einfluß von hydrologisch relevanten Raumeinheiten in steilen Einzugsgebietsteilen weiter vom Gewässer weg reicht, als dies in flachen Einzugsgebietsteilen der Fall ist; die beitragenden Flächen sind in steilen Gebieten also größer. Mit diesen Vorgaben wird der relative Flächenbeitrag als Grundlage zur Parametrisierung hydrologischer Einzugsgebiete mit einem Geographischen Informationssystem berechnet. Zur Modellierung der Variabilität räumlicher Phänomene haben sich rasterorientierte GIS besonders bewährt; diese Technik unterteilt den Untersuchungsraum in gleich große Rasterzellen, die den kleinsten räumlichen Informationsträger darstellen. Über diese Zellen lassen sich auf der Basis der von E ASTMAN (1989) vorgestellten Algorithmen Distanzen und daraus schließlich die relativen Flächenbeiträge ermitteln. Im einfachsten Fall werden die euklidischen Distanzen — also die Luftlinienentfernungen“— von Ausgangs– zu Zielzellen berechnet. Dazu wird nach ” dem Satz des Pythagoras die Distanz (d) in einem Raster berechnet mit d= Dabei gilt: q (r2 − r1 )2 + (c2 − c1 )2 . (r2 − r1 ) = Anzahl Reihen zwischen den Punkten (c2 − c1 ) = Anzahl Spalten zwischen den Punkten Unter Einsatz der Werte aus dem Beispiel in Abbildung 3.10 berechnet sich die euklidische Distanz (d) zwischen Z1 und Z2 mit d= q (4 − 1)2 + (3 − 5)2 = 3.6Zellen. Wird schließlich die Zellendistanz mit der Rasterzellengröße multipliziert, erhält man die euklidische Distanz (d) zwischen den Zellen Z1 und Z2 in metrischen Einheiten. Stellen die Ausgangszellen ein Fließgewässer dar, so läßt sich die kürzeste euklidische Distanz von jeder Zelle im Raum zur nächstliegenden Gewässerzelle bestimmen. Das Resultat dieser Berechnung ist ein Distanzraster in bezug auf das Gewässer. Sollen die räumlichen Verhältnisse zwischen Ausgangspunkt und Ziel berücksichtigt werden, muß in die Distanzberechnung eine imaginäre Oberfläche eingeführt werden, über die hinweg die Distanz berechnet werden soll. Diese Oberfläche repräsentiert Kosten“, die entstehen, wenn ” die Oberfläche überschritten wird. Diese Kosten sind nicht unbedingt in einem monetären Sinne gemeint, sondern sie können auch allgemeiner als Aufwand oder Rauhigkeit angesprochen werden. Aus diesen Grundlagen läßt sich, ausgehend von einem Raster mit Ausgangszellen und einem Raster mit Rauhigkeitszellen, die Kosten–Distanz–Rechnung nach E ASTMAN (1989) herleiten (siehe Abbildung 3.11). KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 60 1 2 3 4 5 A B Z2 C D E d Z1 Abbildung 3.10: Beispiel für die Berechnung der euklidischen Distanz (d) zwischen den Zellen Z1 und Z2 in einem Raster. Das Ausgangszellenraster bezeichnet jene Zellen, von denen aus die Kosten–Distanzen bestimmt werden sollen. Alle Ausgangszellen werden mit dem Wert 1 kodiert, der restliche Raum erhält den Wert 0. Im Rauhigkeitsraster ist die Rauhigkeit oder der Aufwand in Form von Zellenäquivalenten kodiert. In der Abbildung 3.11 ist der kleinste positive Wert 1. Die Überwindung dieser Zellen verursacht die geringsten Kosten. Die Überwindung einer Zelle mit den Kosten von 2 Zellenäquivalenten verursacht den doppelten Aufwand wie die Überwindung einer Zelle mit dem Wert 1 Zellenäquivalent. Demnach entsprechen die Kosten vom Wert 2 Zellenäquivalenten auch den Kosten die anfallen, wenn 2 Zellen mit dem Wert 1 Zellenäquivalent überwunden werden. Negativ kodierte Zellen sind unüberwindbar. Bezieht man nun diese Kosten in die Berechnung der euklidischen Distanz ein, ergibt sich das Kosten–Distanz–Raster in Abbildung 3.11. In unserem Fall lassen sich die Kosten durch die Gefälleverhältnisse im Untersuchungsraum darstellen. Da die Überwindung verschiedener Gefälle unterschiedliche Zeit benötigt, läßt sich über die Gefällewerte der Beitragskoeffizient ermitteln. 3.6.1 Herleitung des Beitragskoeffizienten Nach P OTTER (1953) verhält sich die Fließgeschwindigkeit (v) proportional zur Quadratwurzel des Gefälles (G) v∼ √ G. (3.8) Die Geschwindigkeit v läßt sich darstellen mit dem Verhältnis Strecke (s) zur Zeit (t). Daraus folgt s √ ∼ G. t Löst man die Beziehung nach t auf ergibt sich s t∼ √ . G 3.6. DER RELATIVE FLÄCHENBEITRAG Abbildung 3.11: Prinzip der Kosten–Distanz–Rechnung. D D C C B B A A 1 1 3 3 D C B A 1 3 61 KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 62 Da in einem gleichmäßigen Raster die Zellen eine konstante Größe haben, ist die Strecke (s) konstant. Daraus ergibt sich 1 t∼ √ . G Wie in Kapitel 3.6 gezeigt, verhält sich der Beitragskoeffizient (K) proportional zur Zeit (t). Daraus folgt 1 K∼√ . G (3.9) Die gesuchten Beitragskoeffizienten werden durch die Anzahl der Zellenäquivalente (ZAE) skaliert. Diese Zuordnung bedeutet, daß eine Zelle mit einem Beitragskoeffizienten von fünf ZAE nur den fünften Teil des Beitrages einer Zelle mit dem Beitragskoeffizienten von einem ZAE leistet. So muß der Beitragskoeffizient für ein Gefälle von 90 Grad den minimalen Wert eins und für ein Gefälle von 0 Grad gegen unendlich streben. Damit ist der Beitragskoeffizient in Abhängigkeit vom Gefälle definiert als K= s 90 . G (3.10) Mit (3.10) läßt sich mit einem digitalen Geländemodell (DGM) der Beitragskoeffizient (K) für jede Zelle im Untersuchungsraum berechnen. Dazu wird über das DGM ein Hangneigungsraster berechnet. Setzt man diese Hangneigungswerte in Gleichung (3.10) ein, so erhält man ein Beitragskoeffizientenraster. 3.6.2 Verfahren zur Berechnung des relativen Flächenbeitrages Die Abbildungen 3.12, 3.13 und 3.14 zeigen den Ablauf zur Berechnung des relativen Flächenbeitrages. Als Eingabegrößen in den Berechnungsablauf muß einerseits das Gewässernetz und andererseits der in (3.10) definierte Beitragskoeffizient (K) zur Verfügung stehen. Die Abbildung 3.12 zeigt das Gewässerraster. In ihm sind sämtliche Zellen, die ein Gewässer repräsentieren, mit dem Wert eins kodiert; sie bilden die Ausgangszellen der Berechnung. Die mit Null kodierten Zellen repräsentieren das restliche Gebiet ohne Fließgewässer. Die Abbildung 3.13 zeigt die zweite verlangte Eingabegröße, den Beitragskoeffizienten in der Einheit ZAE. 1 2 3 4 A B C D 1 1 1 1 1 1 1 1 1 E F Abbildung 3.12: Gewässerraster 5 6 3.6. DER RELATIVE FLÄCHENBEITRAG 63 1 2 3 4 5 6 A B C D E F Abbildung 3.13: Beitragskoeffizientenraster [ZAE] 1 2 3 4 5 6 A B C 1.86 D E F Abbildung 3.14: Beitrags–Distanzraster [ZAE] An einem Beispiel soll das gedankliche Gebäude des relativen Flächenbeitrags erklärt werden (Abbildungen 3.12 – 3.14). Dazu werden, ausgehend von der Gewässerzelle D3 in Abbildung 3.12, die Beitrags–Distanz–Werte der Zellen A2, B3 und C3 berechnet. Der Beitrags–Distanz– Wert ist ein Maß für den Aufwand, um von einer Zelle auf dem günstigsten Weg zum Gewässer zu gelangen. Er ist eine Funktion der Distanz zum Gewässer und des Beitragskoeffizienten der durchquerten Zellen. Ein großer Aufwand und damit ein großer Beitrags–Distanz–Wert bedeutet einen kleinen relativen Flächenbeitrag. Damit ist der relative Flächenbeitrag definiert mit gi = gi BDi 1 . BDi (3.11) = relativer Flächenbeitrag der Zelle i = Beitrags–Distanz–Wert der Zelle i Die Zelle mit der geringsten euklidischen Distanz zur Zelle C3 ist die Zelle D3. Die Zelle C3 weist nach Abbildung 3.13 einen Beitragskoeffizienten von 1,86 ZAE aus. Da die Distanz zwischen den Zellen C3 und D3 1 ist, berechnet sich der Beitrags–Distanz–Wert für Zelle C3 mit 1 · 1, 86 ZAE (Abbildung 3.6) und der relative Flächenbeitrag nach Gleichung 3.11 mit 0.54. Für die Zelle B3 führt der günstigste Weg zum Gewässer über C3 nach D3, weil sie so den kleinsten Beitrags–Distanz–Wert erhält. Dieser Wert setzt sich zusammen aus 1 · 1, 86 ZAE, um von C3 nach D3 zu gelangen und 1 · 1, 73 ZAE, um von B3 nach C3 zu gelangen. Dies ergibt eine Gesamtsumme von 3,59 ZAE. Alle anderen Wege von B3 zum Gewässernetz hätten einen höheren Beitrags–Distanz–Wert zur Folge und wären deshalb aufwendiger. Zur Berechnung des Beitrags–Distanz–Wertes der Zelle A2 wird grundsätzlich gleich vorgegangen. Im Unterschied zu den zwei vorhergehenden Berechnungsbeispielen liegt A2 schräg zu B3. KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 64 Deshalb beträgt die Distanz nach dem Satz des Pythagoras 1,41 Zellen. Somit erhöht sich der Beitrags–Distanz–Wert von A2 gegenüber B3 um 1, 41 · 1, 73 ZAE auf insgesamt 6.04 ZAE (gerundet). Verschiedene rasterorientierte GIS bieten heute die Möglichkeit, den relativen Flächenbeitrag zu berechnen. Sie weisen aber im Aufbau der Berechnungsalgorithmen Unterschiede auf, die auf die Architektur des jeweiligen Systems zurückzuführen sind. Der oben vorgestellte Weg zur Berechnung des relativen Flächenbeitrages ist direkt mit dem GIS IDRISI 4.0 durchführbar. 3.7 Anwendung des relativen Flächenbeitrages zur Gebietsparametrisierung Im folgenden sollen Wege vorgestellt werden, wie unter der Verwendung von nominal oder metrisch skalierter Variablen der relative Flächenbeitrag zur Parametrisierung eines Einzugsgebietes verwendet werden kann. Datengrundlage für die Berechnung sind: • Gewässernetz des Einzugsgebietes im Maßstab 1 : 25 000 • Hangneigungskarte • Bodeneignungskarte der Schweiz • Arealstatistik Die oben aufgeführten räumlichen Datensätze müssen in Form eines Rasters mit einer Kantenlänge von 100 m vorliegen. Aus den Datensätzen Gewässernetz und Hangneigung wird, wie oben beschrieben, der relative Flächenbeitrag berechnet. Alle folgenden Berechnungen werden auf der Grundlage dieses relativen Flächenbeitrages durchgeführt. 3.7.1 Berechnung des Einzugsgebietsanteils eines nominal skalierten Parameters Zur Parametrisierung nominal skalierter Größen wie Wald, See, Fels wird deren prozentualer Anteil an der Einzugsgebietsfläche berechnet. Zu diesem Zweck wird ein binär kodiertes Raster erzeugt. Alle Zellen, die z.B. Wald ausweisen, erhalten den Wert 1 und die restlichen Zellen werden mit dem Wert 0 kodiert. In einem binär kodierten Raster erfolgt die Flächenberechnung konventionell durch Aufsummieren der Zellen, die den Wert 1 ausweisen. Da jede Zelle die gleiche Fläche aufweist und die Zellen ungewichtet sind, ergibt die Summe der Zellen mit der Grundfläche einer Zelle multipliziert die Gesamtfläche Wald im Einzugsgebiet. Ebenso wird bei der Berechnung der Gebietsfläche verfahren. Den Waldanteil erhält man durch Division der Waldfläche durch die Gebietsfläche. Wird der relative Flächenbeitrag berücksichtigt, so ist die Bedeutung einer Zelle in bezug auf den Hochwasserprozeß variabel. 3.7. ANWENDUNG DES RELATIVEN FLÄCHENBEITRAGES 65 Im konkreten Fall wird jeder Zellenwert mit dem relativen Flächenbeitrag multipliziert und die somit gewichteten Flächen werden aufsummiert. Die Summe der gewichteten Flächen ergibt dann die gewichtete Fläche des gesuchten Parameters im Einzugsgebiet. Auf die gleiche Weise wird die gewichtete Gebietsfläche berechnet. Sind beide Werte bekannt, kann der relative hochwasserrelevante Anteil des Parameters berechnet werden mit P gj = n P gi · Pij i=1 n P gi i=1 P gj gi Pij n · 100. (3.12) = gewichteter Anteil des Parameters j [%] = relativer Flächenbeitrag Zelle i = binär kodierter Parameter j in der Zelle i für Pij ∈ {0, 1} = Anzahl Zellen 3.7.2 Berechnung des Mittelwertes einer metrisch skalierten Größe Zur Berechnung räumlicher Mittelwerte von metrisch skalierten Größen muß anders als bei nominal skalierten Größen verfahren werden. In diesem Fall repräsentiert der Zellenwert Pij , mit Pij ∈ R, z.B. einen Bodentiefewert. So kann die mittlere Ausprägung (P̄j ) eines Parameters im konventionellen Verfahren mit (3.13) berechnet werden. P̄j = n P i=1 Pij (3.13) n Pij = Parameter j in der Zelle i für Pij ∈ R Bei der prozeßorientierten Parameterableitung wird auch hier der relative Flächenbeitrag eingesetzt. Der relativ flächenbeitragende Mittelwert g¯j läßt sich (3.14) berechnen P¯gj = n P i=1 gi · Pij n P i=1 . (3.14) gi P¯gj = gewichteter räumlicher Mittelwert des Parameters j 3.7.3 Vergleich zwischen konventionell erhobenen Kenngrößen und auf der Basis des relativen Flächenbeitrages erhobenen Kenngrößen Die in Tabelle 3.8 dargestellten statistischen Kennwerte wurden auf folgender Datenbasis errechnet: • Gewässernetz von 88 schweizerischen Einzugsgebieten im Maßstab 1 : 25 000 KAPITEL 3. EINZUGSGEBIETSPARAMETER 66 • RIMINI-Höhenmodell mit 100 m Rastergröße (Aus dem RIMINI-Höhenmodell mit 250 m Rastergröße bilinear interpoliert) • Bodeneignungskarte der Schweiz im Maßstab 1 : 200 000 • Hektarraster 1975 des Bundesamtes für Statistik Deutlich zeigt sich, daß die relativ beitragende Gebietsfläche (FN) wie zu erwarten weitaus kleiner ist als die konventionell erhobene Gebietsfläche. Die Bodenparameter Permeabilität, Speicherkapazität und Bodentiefe weisen nur eine geringe Differenz zwischen konventionell und gewichtet auf. Dies läßt schließen, daß die Variation dieser Bodenkennwerte im Einzugsgebiet gering und damit die Verteilung im Gebiet homogen ist. Hohe Variation weisen dagegen Ödland– und Felsanteil auf. In beiden Fällen nimmt der relativ beitragende Flächenanteil gegenüber dem konventionell erhobenen Anteil ab. Das bedeutet, daß Fels- und Ödlandflächen weit von Fließgewässern entfernt liegen, also häufig die Peripherie der Einzugsgebiete bilden. Bei der konventionellen Kenngrößenerhebung ist also der Einfluß dieser Größen stark überbewertet. Hier zeigt sich deutlich die Stärke dieses prozeßorientierten Ansatzes. Ähnliche Aussagen lassen sich zu Wald– und Weidelandanteil machen. Allerdings nehmen hier die auf der Basis des relativen Flächenbeitrages gewichteten Anteile zu, was bedeutet, daß diese Raumeinheiten besonders in Gewässernähe anzutreffen sind. Tabelle 3.8: Statistischer Vergleich zwischen den Mittelwerten (µ) der konventionell erhobenen und mit relativem Flächenbeitrag gewichteten Einzugsgebietskenngrößen von 88 schweizerischen Einzugsgebieten FN [km2 ] Felsanteil [%] Ödland [%] Waldanteil [%] Weideanteil [%] Permeabilität [ cm ] h Speicherkapazität [mm] Bodentiefe [cm] konventionell erhoben relativer Flächenbeitrag µ µ 62.62 18.87 20.21 11.92 22.72 16.93 19.83 21.26 23.24 26.39 0.015 0.014 40.16 40.38 49.46 48.99 In einem einfachen Berechnungsbeispiel soll die Bedeutung der räumlich differenzierten Parametergewinnung verdeutlicht werden. Die Gebietsfläche ist zur Abschätzung der Hochwasserabflußmengen von entscheidender Bedeutung. Für die bereits erwähnten 88 Untersuchungsgebiete wurde deshalb ein einfaches Regressionsmodell zwischen dem HQ2.33 und der Gebietsfläche berechnet. Bei konventioneller ungewichteter Betrachtung der Fläche erhalten wir ein Bestimmtheitsmaß von 49%. Wird bei der Berechnung der Fläche der beschriebene relative Flächenbeitrag eingeführt, so können bereits 67% der Variation des HQ2.33 durch das Modell erklärt werden. Kapitel 4 Regressionen zur Hochwasserabschätzung Im folgenden Kapitel soll nun auf der Grundlage der in Kapitel 3 abgeleiteten Einzugsgebietskenngrößen die Abschätzung von Hochwasserkenngrößen über Regressionsansätze erfolgen. Dieser Ansatz wird sehr häufig angewandt, was wohl besonders auf die einfache Anwendung der Regressionsanalysen zurückzuführen ist. Die Technik der linearen multiple Regressionsanalyse ist eines der vielseitigsten Datenanalyseverfahren in der Statistik (N ORU ŠIS (1992)). Sie dient zur Modellbildung auf der Basis einer Untersuchung der Beziehungen zwischen Variablen. Grundlage des linearen multiplen Regressionsmodells ist die Annahme, daß eine abhängige Variable Y existiert, deren Variation durch andere unabhängige Variablen erklärbar ist. Die Beziehung zwischen den unabhängigen Variablen und Y stellt eine Linearkombination dar und kann geschrieben werden als Y = α + β1 X1 + β2 X2 + . . . + βm Xm . Da Y eine Zufallsvariable ist und deshalb nicht eindeutig determiniert werden kann, muß zum oben aufgestellten allgemeinen Modell noch der Term ε hinzugefügt werden, der den Meßfehler und die unberücksichtigten unabhängigen Variablen beschreibt. So ergibt sich die allgemeine Form Y = α + β1 X1 + β2 X2 + . . . + βm Xm + ε. Dabei gilt: Y Xi βi α ε = abhängige Variable oder Zielvariable = unabhängige Variablen (i = 1, . . . , m) = Regressionskoeffizienten (i = 1, . . . , m) = Regressionskonstante = Zufallsfehler — Residuum Da die Regressionskoeffizienten die Parameter der Grundgesamtheit darstellen, wird das Modell der linearen multiplen Regression schließlich formuliert mit Ŷ = a + b1 x1 + b2 x2 + . . . + bk xk + ε. Dabei gilt: Ŷ xi = aufgrund der Regressionsgleichung geschätzte Variable Y = unabhängige Variablen (i = 1, . . . , m) 67 KAPITEL 4. REGRESSIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 68 bi a ε = Schätzwerte der Regressionskoeffizienten βi (i = 1, . . . , m) = Schätzwert der Regressionskonstante α = Zufallsfehler — Residuum Aus den obigen Bemerkungen folgt, daß die Beziehung von Y zu den einzelnen unabhängigen Variablen xi linear ist, und daß jede einzelne unabhängige Variable x einen additiven Effekt auf Y ausübt. Weiterhin sollte der Fehlerterm ε unter Konstanthaltung der xi im arithmetischen Mittel den Wert 0 ergeben. Schließlich wird angenommen, daß ε normalverteilt und unabhängig ist. Zur mathematisch–statistischen Modellierung von Hochwasserkenngrößen soll im folgenden die Methode der multiplen Regression eingesetzt werden. Dazu werden die Hochwasserkenngrößen als Funktion der Einzugsgebietskenngrößen modelliert. Als Verfahren wird die schrittweise Regression verwendet1 . Hierbei werden die unabhängigen Einzugsgebietskenngrößen nacheinander in die Regressionsgleichung einbezogen. Im ersten Schritt wird die Einzugsgebietskenngröße in das Regressionsmodell genommen, die die höchste Korrelation mit der jeweiligen Hochwasserkenngröße aufweist. In den folgenden Schritten wird dann jeweils die Variable mit der höchsten partiellen Korrelation in das Modell aufgenommen. Es wird also immer die Variable einbezogen, die die unerklärte Restvarianz der Zielgröße am meisten verringert. Aus der Reihenfolge der Aufnahme läßt sich die statistische Bedeutung der Variablen erkennen. Außerdem bietet die schrittweise Regression den Vorteil, daß während des Auswahlverfahrens bereits in das Modell aufgenommene Variablen wieder ausgeschlossen werden können, wenn durch den Ausschluß die unerklärte Restvarianz des Modells verringert werden kann. Das Regressionsverfahren ist dann beendet, wenn der Einbezug einer weiteren Variablen die unerklärte Restvarianz um weniger als 1 % verringert. Durch dieses Verfahren ist es möglich, statistisch signifikant auf den Hochwasserprozeß wirkende Kenngrößen von den nicht wirkenden Kenngrößen zu trennen. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, daß zu Beginn der Analyse eine große Zahl von unabhängigen Variablen in die Analyse einbezogen werden kann. Als Ergebnis sind dann schließlich nur noch die signifikanten Variablen enthalten. Ist das Modell aufgestellt, kann die entsprechende Hochwasserkenngröße als Funktion von Einzugsgebietskenngrößen geschätzt werden. Die Güte der Schätzung wird mit dem Maß der erklärten Varianz — dem Bestimmtheitsmaß (R2 ) — angegeben. Das Bestimmtheitsmaß ist das Quadrat des multiplen Korrelationskoeffizienten und bewegt sich zwischen 0 und 1. Mit 100 multipliziert läßt sich der durch die Einzugsgebietskenngrößen erklärte Varianz der Hochwasserkenngröße in Prozent ausdrücken. 4.1 Variablentransformationen Prinzipiell handelt es sich bei der multiplen Regressionsanalyse um ein lineares mathematisch– statistisches Modell. Es werden also nur die linearen Komponenten im Zusammenspiel zwischen der abhängigen und den unabhängigen Variablen berücksichtigt. Häufig sind allerdings die Beziehungen zwischen den Variablen nicht linear, was sich in einem schlechten Bestimmtheitsmaß ausdrückt. Um nicht lineare Variablen zu linearisieren, werden Variablentransformationen durchgeführt, so daß deren Beziehung zueinander linear wird. Tabelle 4.1 zeigt die wichtigsten Transformationstypen. 1 Die Verfahren der multiplen Regression sind in den gängigen Statistik Softwarepaketen implementiert. Die genaue Herleitung des Modells ist den statistischen Lehrbüchern zu entnehmen. 4.2. ABSCHÄTZUNG DER MITTLEREN JAHRESHOCHWASSERSPITZEN 69 Tabelle 4.1: Transformationen einiger nicht–linearer Funktionen in lineare und Rücktransformationen der linearen Regressionsparameter a∗ und b∗ in die ursprünglichen“ Parameter a und b ” (aus BAHRENBERG et al. 1985) Form des nicht–linearen Zusammenhangs Funktion y = a + xb ; x > 0 a y = b+x ; x > −b b y = ax (b < 0) y = aebx y = a + b · lnx y = a + b · lgx y = a + xb (b < 0) √ y =a+b x Transformation der Variablenwerte yi∗ = yi x∗i = 1 yi xi 1) lgxi 2) lnxi xi lnxi lgxi 1) lgyi 2) lnyi lnyi yi yi yi yi 1 xi 1 xi √ xi Berechnung der Parameter a und b aus a∗ und b∗ a= b= ∗ a b∗ 1 a∗ · b ∗ b∗ ∗ ∗ 1) 10a 1) 10b ∗ ∗ 2) ea 2) eb ∗ ea b∗ ∗ a b∗ a∗ b∗ ∗ a b∗ a∗ b∗ Die in der Literatur beschriebenen Regressionsansätze verwenden sehr häufig transformierte Variablen (z.B. M IMIKOU & G ORDIOS (1989), ACREMAN (1985), NERC (1975), DALRYMPLE (1960)). Als Begründung für eine logarithmische Transformation der Variablen wird von B OX & C OX (1964) die große Spannweite und die positive Schiefe der Verteilung der Gebietsparameter angeführt. Sinnvoll ist auf jeden Fall eine logarithmische Transformation der Einzugsgebietsfläche und der Zielgröße. Durch diese Transformation wird die additive Linearkombination der Fläche mit den restlichen Prediktoren der Regression in ein Produkt umgewandelt. Damit ist gewährleistet, daß die Abschätzfunktion für die Fläche = 0 ebenfalls = 0 wird. Das ist bei einer additiven Linearkombination aufgrund des Regressionsmodells nicht unbedingt gegeben. In den folgenden schrittweisen multiplen Regressionsanalysen2 werden sowohl die untransformierten als auch transformierte Variablen eingesetzt. Welche der Variablen schließlich im Modell zur Anwendung kommen, wird durch die multiple Regressionsanalyse ermittelt. Die folgenden Analysen werden auf der Basis der in Kapitel 3 hergeleiteten und in Tabelle 4.2 aufgeführten Einzugsgebietskenngrößen durchgeführt. Dabei wurden die Gebietskenngrößen auf der Basis des dekadischen Logarithmus sowie durch Wurzelung transformiert oder untransformiert eingesetzt. 4.2 Abschätzung der mittleren Jahreshochwasserspitzen Die grundlegende Größe bei den klassischen Regionalisierungsverfahren ist der mittlere Jahreshochwasserspitzenabfluß (HQ2.33 ). Aber auch bei den Momentenschätzungen über Regression ist das HQ2.33 eine wichtige Größe, da es das Moment 1.–Ordnung darstellt (siehe Abschnitt 4.4). Deshalb soll in einem ersten Schritt ein Modell zur Abschätzung des HQ2.33 gesucht werden. Sowohl die Zielgröße HQ2.33 als auch die unabhängigen Variablen werden dekadisch logarithmiert und durch Wurzelung transformiert. Die Tabelle 4.3 zeigt die Entwicklung der mul2 Sämtliche statistischen Analysen wurden mit dem Programmpaket SPSS für Windows 5.0 durchgeführt. 70 KAPITEL 4. REGRESSIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Tabelle 4.2: Einzugsgebietskenngrößen zur Modellierung der Hochwasserkennwerte über die multiple Regressionsanalyse, auf der Basis des relativen Flächenbeitrages erhoben (∗ Parameter mit dem relativen Flächenbeitrag erhoben) FN TF EL MS GN N100 N5 N2.33 GL SEE VERS WA WE OE KU PERM SP TIEFE = Relativ beitragende Fläche∗ = Topographischer Faktor = Elongationsfaktor = mittlere Hangneigung∗ = Jahresniederschlagssummen = 24–Stunden 100–jährlicher Starkregen = 24–Stunden 5–jährlicher Starkregen = 24–Stunden 2.33–jährlicher Starkregen = Vergletscherungsgrad∗ = Seeanteil = Versiegelter Flächenanteil = Waldanteil∗ = Weideanteil∗ = Ödlandanteil∗ = Kulturlandanteil∗ = Permeabilität∗ = Speicherkapazität∗ = Bodentiefe∗ tiplen Regressionsgleichungen in der jeweiligen Reihenfolge der Aufnahme der Gebietskenngrößen nach ihrer statistischen Bedeutung. Außerdem wird als Maßzahl für die Güte der Beziehung das Bestimmtheitsmaß in % angegeben. Tabelle 4.3: Multiple Regressionen zur Abschätzung des dekadischen Logarithmus des mittleren Jahreshochwasserspitzenabflusses (log(HQ2.33 ) ) 1: log(HQ2.33 ) = 0, 36 + 0, 86logF N 2: log(HQ2.33 ) = −0, 47 + 0, 83logF N 3: log(HQ2.33 ) = −0, 84 + 0, 87logF N 4: log(HQ2.33 ) = −0, 68 + 0, 91logF N 5: log(HQ2.33 ) = −0, 72 + 0, 90logF N 6: log(HQ2.33 ) = −1, 14 + 0, 89logF N √ + 0, 02√GN + 0, 04√GN + 0, 04√GN + 0, 04√GN + 0, 04 GN R2 2 R √ − 0, 14√M S R2 − 0, 18√M S + 0, 004OE R2 − 0, 19√M S + 0, 007OE − 0, 17log(GL + 1) R2 − 0, 11 M S + 0, 008OE − 0, 16log(GL + 1) + 0, 004SPR2 =65% =74% =79% =81% =83% =84% Die mittleren Jahreshochwasserspitzenabflüsse eines Gebietes lassen sich über das abgeleitete Modell mit einem Bestimmtheitsmaß von 84% sehr gut erklären. Wie zu erwarten war, besitzt der dekadische Logarithmus der relativ beitragenden Fläche den größten Einfluß auf die mittlere Jahreshochwasserspitze. Mit zunehmender relativ beitragender Fläche summiert sich der Effektivniederschlag bis zum Pegelquerschnitt auf. Der Einbezug der durch Wurzelung transformierten Jahresniederschlagssummen führt zu einer Verbesserung des Modells um 9% auf 74% erklärter Varianz. Die für die Extremniederschläge stehenden Variablen N100, N5 und N2.33 zeigen keinen Einfluß auf das HQ2.33 . Hier wirkt vermutlich der in Kapitel 3.1 besprochene Verlust der zeitlichen Abfolge der Niederschlagsereignisse durch die statistische Aufbereitung der 4.2. ABSCHÄTZUNG DER MITTLEREN JAHRESHOCHWASSERSPITZEN 71 Niederschlagsdaten. Außerdem scheint sich damit zu zeigen, daß eine einfache Übertragung der Jährlichkeit der Niederschläge auf die Jährlichkeit der Abflüsse nicht ohne weiteres möglich ist. Erstaunlich ist die negative Korrelation zwischen dem mittleren Gefälle im Gebiet und den HQ2.33 . Die Höhe der Jahreshochwasserspitzen nimmt mit der Steilheit im Gebiet ab. Diese Aussage steht im Gegensatz zu der bisher angenommenen Zunahme der Abflüsse mit der Steilheit. Hinter der Abnahme der HQ2.33 mit Zunahme der Steilheit im Einzugsgebiet steht eine indirekte Wirkung der Steilheit im Gebiet über die Speicherkapazität. Die Wurzel der Steilheit im Gebiet korreliert sehr hoch negativ (r = −0, 91) mit der Speicherkapazität. Das heißt, daß mit zunehmender Steilheit die Speicherkapazität der Böden abnimmt. Diese Aussage erscheint plausibel, da der alpine Charakter der Einzugsgebiete mit der Steilheit zunimmt. Alpine Einzugsgebiete weisen in der Regel eine geringe Speicherkapazität der Böden aus (G AMMA (1992)). Eine partielle Korrelationsanalyse deckt die indirekte Wirkung der Gebietssteilheit über die Bodenspeicherkapazität auf die mittlere Jahreshochwasserspitzen auf. Unter Konstanthaltung der Speicherkapazität als Kontrollvariable ergibt sich eine positive Korrelation zwischen den dekadisch logarithmierten mittleren Jahreshochwasserspitzen und der Steilheit im Gebiet. Dieser Zusammenhang ist auf dem 1%–Signifikanzniveau gesichert. An diesem Beispiel verdeutlichen sich die Grenzen der multiplen Regressionsanalyse. Grundlegend wird bei diesem Verfahren von unabhängigen Prädiktorvariablen — Gebietskenngrößen — ausgegangen. Das heißt, daß die Gebietskenngrößen untereinander nicht korreliert sein dürfen. In der Realität existieren allerdings keine unabhängigen Gebietskenngrößen. Im Systemzusammenhang bestehen häufig auch indirekte Wirkungen einzelner Gebietskenngrößen über andere Gebietskenngrößen auf die Zielgröße Hochwasserabfluß. Aus diesem Grund können auf der Basis von multiplen Regressionsanalysen nur dann kausale Aussagen gemacht werden, wenn die Prädiktoren orthogonal — unkorreliert — zueinander sind. Anderenfalls erhält man ein reines Abschätzmodell, wie dies hier der Fall ist. Daraus folgt aber auch, daß eine Plausibilitätskontrolle über die Vorzeichen der Regressionskoeffizienten, wie sie S TAHLMANN & C HILLA (1977) vorschlagen, hier nicht sinnvoll ist. Sowohl der topographische Faktor als auch der Elongationsfaktor zeigen keinen signifikanten Einfluß auf die mittleren Jahreshochwasserspitzen. Das gleiche gilt für den häufig als hochwasserregulierenden Faktor angenommenen Wald. Auch hier ist kein Zusammenhang nachweisbar. Landwirtschaftliche Nutzung und der Boden haben allgemein — zumindest auf der Basis der gegenwärtigen Datengrundlage erhoben — keinen Anteil am Hochwasserabflußprozeß. Dieses Ergebnis kann einerseits bedeuten, daß ein großer Teil der als hochwasserrelevant betrachteten Einzugsgebietskenngrößen keinen Einfluß auf den Hochwasserprozeß ausübt, durch andere Einzugsgebietskenngrößen überdeckt wird oder zu hoch mit den schon in das Regressionsmodell einbezogenen Variablen korreliert ist. Andererseits kann dieses Ergebnis auch auf ungenügende Datengrundlagen zurückzuführen sein. Hier soll besonders die Bodeneignungskarte der Schweiz angesprochen werden, die keinen direkten hydrologischen Bezug hat und zudem mit einem Maßstab von 1 : 200 000 nur ein sehr grobes räumliches Auflösungsvermögen besitzt. Schließlich soll die Abweichung der Modellwerte von den zeitlich extrapolierten Werten verglichen werden. Dazu sind die prozentualen Differenzen berechnet und in ein Klassifikationsschema nach NAEF (1983) gefaßt worden. Tabelle 4.4 zeigt das Ergebnis dieser Untersuchung. In rund 74% aller Fälle kann mit der hergeleiteten Abschätzfunktion ein brauchbares Abschätzergebnis erreicht werden. Für nur vier Einzugsgebiete liegt eine unbrauchbare Schätzung vor (siehe Tabelle refexakt). Damit ist ein sehr gutes Ergebnis erreicht, wenn man berücksichtigt, daß der zum Schätzwert korrespondierende zeitlich extrapolierte Wert erstens aus einer zufälligen Stichprobe entstammt und zweitens die Messung des Wertes an sich sehr große Unsicherheiten beinhaltet. Bei den vier unbrauchbaren Abschätzungen liegt immer eine Unterschätzung vor. KAPITEL 4. REGRESSIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 72 Aus dem Datenmaterial ist eine Ursache für diesen Fehler nicht zu erkennen. Er kann aber zwei Ursachen haben: • Die Abflußmessung ist sehr unzuverlässig, so daß die Abflußdaten nicht in bezug zu den Einzugsgebietskenngrößen gesetzt werden dürfen. • In diesen Einzugsgebieten wirken Systemfaktoren, die mit den abgeleiteten Einzugsgebietskenngrößen nicht erfaßt werden können. Tabelle 4.4: Abweichung der Schätzwerte der HQ2.33 von den zeitlich extrapolierten Werten (zeitlich extrapoliert = 100%) Klasse exakt genügend ungenau unbrauchbar 90 – 110% 70 – 150% 50 – 200% <50, >200% absolute Häufigkeit 16 49 19 4 relative kumulierte rel. Häufigkeit Häufigkeit 18,2% 18,2% 55,7% 73,9% 21,6% 95,5% 4,5% 100,0% Die Abbildung 4.1 soll Auskunft über die räumliche Verteilung der Güteklassen geben. Dadurch können die Gebiete mit großer Abweichung besser lokalisiert werden und es kann geprüft werden, ob ein räumlicher Zusammenhang zwischen der Güte der Abschätzung und der Lage des Einzugsgebietes in der Schweiz besteht. Deutlich zeigt sich, daß keine räumliche Gesetzmäßigkeit der Abschätzqualität besteht. Die Einzugsgebietsreihen, deren Abschätzergebnis als unbrauchbar bewertet wurde, sind zufällig über die Schweiz verteilt. Das hergeleitete Modell ist somit für die ganze Schweiz gültig. Nach den obigen Ausführungen läßt sich das Modell zur Abschätzung der mittleren Jahreshochwasser folgendermaßen entwickeln √ √ logHQ2.33 = −1, 1434 + 0, 8898 · logF N + 0, 0372 · GN − 0, 1086 · M S +0, 0080 · OE − 0, 1573 · log(GL + 1) + 0, 0043SP oder HQ2.33 4.3 √ √ F N 0,8898 0,0372· GN −0,1086· M S+0,0080·OE+0,0043·SP −1,1434 · 10 = . (GL + 1)0,1573 (4.1) Abschätzung der 100–jährlichen Hochwasser Als nächster Schritt stellt sich die Frage, ob die 100–jährlichen Hochwasser (HQ100 ) mit einem ähnlich positiven Ergebnis über die multiple Regressionsanalyse unter Einsatz von Einzugsgebietskenngrößen modellierbar sind. Dazu wird in gleicher Weise zur Abschätzung der HQ2.33 4.3. ABSCHÄTZUNG DER 100–JÄHRLICHEN HOCHWASSER 73 Abbildung 4.1: Räumliche Verteilung der Güteklassen der HQ2.33 –Abschätzung aus Tabelle 4.4. KAPITEL 4. REGRESSIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 74 Tabelle 4.5: Verteilung der Gebiete auf die Güteklassen der HQ2.33 –Schätzung mittels Regression 378 448 453 Exakte Schätzung Stationsname Kenn Nr. Murg — Wängi 793 Alp — Trachslau, Rüti 834 Gürbe — Belp, Stockmatt 852 Venoge — Eclépens 890 Somvixer Rhein — Alp 911 Sutglatschèr Weisse Lütschine — 916 Zweilütschinen Kander — Gasterntal, Staldi 1035 Zwischbergenbach — Im Fah 2102 Genügende Schätzung Inn — St.Moritz–Bad 843 Thur — Alt St.Johann, Horb 844 Meienreuss — Husen 848 551 618 703 Piumogna — Dalpe Brenno — Campra Emme — Eggiwil, Bächleren 863 881 882 735 740 750 Simme — Oberried/Lenk Hinterrhein — Hinterrhein Allenbach — Adelboden 888 889 898 751 755 765 766 789 792 799 803 820 821 822 Gornernbach — Kiental Engstligenbach — Engstligenalp Krummbach — Klusmatten Trübbach — Räzliberg Biberenkanal—Kerzers Rhone (Rotten) — Gletsch Grosstalbach — Isenthal Witenwasserenreuss—Realp Taschinasbach—Seewis Alpbach — Erstfeld, Bodenberg Minster — Euthal, Rüti 824 827 829 833 838 Grossbach — Gross 2701 Glatt — Herisau, Zellersmühle 2704 Suze — Sonceboz 2901 Aach — Salmsach, Hungerbühl 2908 Ova da Cluozza — Zernez Ungenügende Schätzung Göschener Reuss — Abfrutt 922 Chamuerabach — La Punt – Chamues – ch Schächen — Bürglen 932 Sionge — Vuippens, Château Grande Eau—Aigle 946 Dünnern — Olten, Hammermühle Somvixer Rhein — Acla Mulin 2011 Suhre — Reitnau Rosegbach — Pontresina 2203 Fildrich — Riedli Drance de Ferret — Branche d’en 2307 Diegterbach — Sissach Haut Ova dal Fuorn — Zernez, Punt la 2309 Vordere Frenke — Waldenburg Drossa Saltina — Brig 2313 Violenbach — Augst Riale d. Calneggia — Cavergno 2903 Traversagna — Arbedo Sitter — Appenzell Unbrauchbare Schätzung Maggia — Bignasco 831 Steinach — Steinach Calancasca — Buseno 2305 Eibach — Gelterkinden Kenn Nr. 528 643 650 667 712 716 753 767 620 695 720 722 778 795 826 862 879 886 749 769 926 1054 1056 2008 2014 2018 2026 2201 2301 2304 2310 Stationsname Lonza — Blatten Urnäsch — Hundwil, Äschentobel Thur — Stein, Iltishag Poschiavino — La Rösa Necker — Mogelsberg, Aachsäge Taschinasbach — Grüsch, Wasserfall Lietha Engelberger Aa — Engelberg La Birse - Court Cassarate — Pregassona Ferrerabach — Trun Dischmabach — Davos, Kriegsmatte Langeten — Huttwil, Häberenbad Simmi—Gams, Gigenlochsteg Steinenbach — Kaltbrunn, Steinenbrugg Langeten — Lotzwil Moesa — Mesocco, Curina Mentue — Yvonand, La Mauguettaz Mentue — Dommartin Baye de Montreux — Montreux Bavona—Bignasco Sisslen — Eiken Uerke — Holziken Wyna — Unterkulm Bünz — Othmarsingen Kander — Kandersteg Buuserbach — Maisprach Ergolz — Ormalingen Vordere Frenke — Bubendorf, Talhus Lüssel — Breitenbach Augstbach — Balsthal Calcaccia — Airolo Vedeggio — Isone 4.3. ABSCHÄTZUNG DER 100–JÄHRLICHEN HOCHWASSER 75 verfahren, mit dem Unterschied, daß die Zielgröße der multiplen Regressionsanalyse nun das HQ100 darstellt. Als unabhängige Variablen werden wiederum die in Tabelle 4.2 aufgeführten Einzugsgebietskenngrößen verwendet, wobei auch die transformierten Variablen eingesetzt werden. In Tabelle 4.6 ist die Entwicklung der schrittweisen Regressionsanalyse festgehalten. Tabelle 4.6: Multiple Regressionsgleichungen zur Abschätzung des dekadischen Logarithmus des 100–jährlichen Hochwasserspitzenabflusses (log(HQ100 )) R2 =52% R2 =60% R2 =67% 1: log(HQ100 ) = 0, 83 + 0, 82logF N √ GN 2: log(HQ100 ) = 0, 01 + 0, 79logF N + 0, 02 √ 3: log(HQ100 ) = −1, 10 + 0, 78logF N + 0, 04 GN + 0, 01SP Wird die Funktion nach HQ100 aufgelöst, ergibt sich: √ HQ100 = F N 0,7834 · 100,0384· GN +0,0069·SP −1,0959 . (4.2) Mit einem Bestimmtheitsmaß von 67% fällt die Güte des Modells bedeutend schlechter aus als die Güte des Abschätzmodells für die HQ2.33 . Es wirken nur noch drei Einzugsgebietsparameter. Die restlichen Variablen vermögen die Variation der HQ100 nicht mehr signifikant zu erklären. Darin zeigt sich, daß mit zunehmender Jährlichkeit der Hochwasserspitzenabflüsse die Komplexität des Hochwasserabflußprozesses zunimmt und dieser Prozeß nicht mehr mit den oben beschriebenen einfachen Einzugsgebietskenngrößen substituierbar ist. Zusätzlich erhalten die angesprochenen Unsicherheiten bezüglich Meßgenauigkeit und zeitliche Extrapolation in der Abschätzung der HQ100 ein größeres Gewicht. Zur Bewertung der relativen Abschätzqualität soll auch hier wieder die Abweichung der Schätzwerte von den zeitlich extrapolierten Werten betrachtet werden. Das Ergebnis dieser Untersuchung steht in Tabelle 4.7. Es zeigt sich, daß das Ergebnis der Regressionsanalyse bedeutend schlechter ausfällt, als dies zur Abschätzung der HQ2.33 der Fall ist. In nur knapp der Hälfte der Fälle kann mit einem akzeptablen Abschätzergebnis gerechnet werden. Tabelle 4.7: Abweichung der Schätzwerte der HQ100 von den zeitlich extrapolierten Werten (zeitlich extrapoliert = 100%) Klasse exakt genügend ungenau unbrauchbar 90 – 110% 70 – 150% 50 – 200% <50, >200% absolute Häufigkeit 17 29 25 17 relative kumulierte rel. Häufigkeit Häufigkeit 19,3% 19,3% 33,0% 52,3% 28,4% 80,7% 19,3% 100,0% KAPITEL 4. REGRESSIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 76 4.4 Momentenabschätzung mittels Regression Von S YDLER et al. (1982) wurde eine Momentenabschätzung für schweizerische Gewässer auf der Basis von Regressionsanalysen vorgestellt. Die Abflüsse verschiedener Jährlichkeit wurden dabei über die G UMBEL–Verteilung zeitlich extrapoliert. Die Momente der G UMBEL–Verteilung werden mittels Regressionen als Funktionen von Einzugsgebietskenngrößen geschätzt. Eine Abschätzfunktion für das HQ2.33 , dem Moment 1.–Ordnung M1 , ist bereits in Abschnitt 4.2 hergeleitet worden. Die Abschätzfunktion für das Moment 2.–Ordnung M2 wird im folgenden Abschnitt hergeleitet. Zur späteren zeitlichen Extrapolation der seltenen Hochwasser werden die Momente M1 und M2 in die Hydrologische Grundgleichung“ ” HQT = M1 + KT · M2 (4.3) eingesetzt. Das M2 ist die Standardabweichung der Werte einer Datenreihe. Damit ist die Standardabweichung der Jahreshochwasserreihen als Zielgröße definiert. Es gilt nun wiederum über das Verfahren der multiplen Regressionsanalyse unter Einbezug der diskutierten Einzugsgebietskenngrößen eine Abschätzfunktion für die Standardabweichung abzuleiten. Die Tabelle 4.8 zeigt die Entwicklung der schrittweisen Regressionsanalyse. Tabelle 4.8: Multiple Regressionsgleichungen zur Abschätzung des dekadischen Logarithmus des Momentes 2.–Ordnung (logM2 ) 1: log(M2 ) = 0, 02 + 0, 83logF N 2: log(M2 ) = −0, 39 + 0, 81logF N + 0, 0002GN 3: log(M2 ) = −1, 07 + 0, 81logF N + 0, 0004GN + 0, 007SP R2 =50% R2 =57% R2 =63% Auch die Regressionsanalyse mit M2 als Zielgröße erreicht nur ein beschränktes Bestimmtheitsmaß von 63%. Es ist 20% schlechter als das Bestimmtheitsmaß zur Erklärung der HQ2.33 . Das Moment 1.–Ordnung M1 kann mit der Funktion (4.1) und das Moment 2.–Ordnung M2 kann mit der folgenden Funktion geschätzt werden: M2 = F N 0,8120 · 100,0004·GN +0,0067·SP −1,0737 . (4.4) Werden die Funktionen (4.1) und (4.4) in (4.3) eingesetzt, können HQ einer Jährlichkeit T mit der Funktion (4.5) abgeschätzt werden. F N 0,8898 HQT = · 10a + KT · F N 0,8120 · 10b . 0,1573 (GL + 1) Dabei gilt: √ √ a = 0, 0372 · GN − 0, 1086 · M S + 0, 0080 · OE + 0, 0043 · SP − 1, 14 b = 0, 0004 · GN + 0, 0067 · SP − 1, 0737 (4.5) 4.5. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE 77 Das Ergebnis der Rekonstruktion der zeitlich extrapolierten HQ100 über die Funktion (4.5) ist in Tabelle 4.9 dargestellt. Tabelle 4.9: Abweichung der Schätzwerte der HQ100 , berechnet mit Gleichung 4.5, von den zeitlich extrapolierten Werten (zeitlich extrapoliert = 100%) Klasse exakt genügend ungenau unbrauchbar 90 – 110% 70 – 150% 50 – 200% <50, >200% absolute Häufigkeit 12 40 21 15 relative kumulierte rel. Häufigkeit Häufigkeit 13,6% 13,6% 45,5% 59,1% 23,9% 83,0% 17,0% 100,0% Das Abschätzergebnis fällt bedeutend besser aus, als dies bei der direkten Abschätzung der HQ100 über die Funktion (4.2) der Fall ist. In die Kategorien genügend und exakt fallen 59% aller Fälle. Damit ist das Abschätzergebnis gegenüber der direkten Schätzung mit Funktion (4.2) um etwa 7% verbessert worden. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist, daß damit beliebige Jährlichkeiten auf der Basis der Extremalverteilung–Typ–I ermittelt werden können. Es stellt damit gegenüber der direkten Abschätzung einer Jährlichkeit über eine eigene Funktion ein wesentlich variableres Verfahren zur Abschätzung seltener Hochwasser dar. 4.5 Zusammenfassung der Ergebnisse Mit einer logarithmischen Transformierung der Zielgrößen werden die besten Ergebnisse erzielt. Die Abschätzung der mittleren Jahreshochwasserspitzen (HQ2.33 ) gelingt mit einem Bestimmtheitsmaß von 84% sehr gut. Aus der Gegenüberstellung der zeitlich extrapolierten zu den berechneten HQ2.33 ergibt sich, daß in 74% der Fälle die Abschätzung eine genügende Genauigkeit aufweist. Nur für 4 Einzugsgebiete ist die Abschätzung unbrauchbar. Die Ursachen für diese Unterschätzungen sind nicht eindeutig feststellbar. Die direkte Abschätzung der HQ100 ergibt ein nur mäßiges Ergebnis. Auch hier werden transformierte Variablen eingesetzt. Es kann ein Bestimmtheitsmaß von 67% erklärter Variation erzielt werden. Der relative Vergleich zwischen zeitlich extrapoliert und geschätzt zeigt, daß nur noch 52% genügend gut geschätzt werden, dagegen ca. 20% der Schätzungen unbrauchbar sind. Als Alternative zur direkten Abschätzung der HQ100 werden die Momente der G UMBEL– Verteilung mittels Regression aus Einzugsgebietskenngrößen geschätzt. Die Momente werden schließlich in die hydrologische Grundgleichung eingesetzt. Diese Abschätzung ergibt mit rund 60% genügender und 17% unbrauchbarer Schätzung ein besseres Ergebnis als die direkte Schätzung der HQ100 . Außerdem ist dieses Verfahren variabler, da über die Momente Hochwasserspitzenabflüsse beliebiger Jährlichkeit geschätzt werden können. Grundsätzlich muß allerdings bei der Anwendung von Regressionsmodellen auf die Unabhängigkeit der einfließenden Prädiktorvariablen geachtet werden. Da diese Variablen hier nicht unabhängig sind, darf basierend auf den Regressionsmodellen keine kausale Aussage gemacht werden. Deshalb können aus diesem Grund die Ergebnisse nur als grobe Abschätzung angesehen werden. Kapitel 5 Klassifikationen zur Hochwasserabschätzung Wie in Abschnitt 4 gezeigt, ist die direkte Abschätzung von seltenen Hochwassern auf der Basis von Regressionen nur bedingt möglich. Aus diesem Grunde wird in den folgenden Abschnitten ein grundlegend anderer Weg zur Abschätzung von seltenen Hochwassern beschritten. Die Abschätzung von seltenen Hochwassern über klassifizierte Einzugsgebiete — regionale Hochwasserhäufigkeitsanalyse — ist ein in der Literatur häufig beschriebenes Verfahren, um Hochwasserinformationen für Einzugsgebiete mit nur kurzen oder gar fehlenden Abflußmeßreihen zu erhalten. Dieses Vorgehen wurde zum ersten mal von DALRYMPLE (1960) beschrieben und daraufhin in einer Reihe von Untersuchungen angewandt (z.B. C OLE (1966), B ISWAS & F LEMING (1966), NERC (1975)). Das Ziel dieses Verfahrens ist die Klassifikation von hydrologischen Einzugsgebieten zu homogenen Klassen. Zu homogenen Klassen werden Einzugsgebiete zusammengefaßt, deren Abflußdaten der gleichen Grundgesamtheit entstammen. Die statistischen Kennwerte dieser gemeinsamen Grundgesamtheit entsprechen damit den statistischen Kennwerten der einzelnen Gebietsmeßreihen einer homogenen Klasse. Demnach sind deren statistische Kennwerte durch repräsentative klassifizierte statistische Kennwerte substituierbar. Somit ist es möglich, jede Klasse mittels einer repräsentativen Verteilungsfunktion zu beschreiben, um darüber die Höhen der seltenen Hochwasserspitzen für jedes Einzugsgebiet einer Klasse abzuschätzen. Die grundlegende Problematik dieses Ansatzes ist die Suche nach Hochwasserklassen, die der obigen Forderung nach Homogenität entsprechen. Zur Abgrenzung dieser Klassen sind in der Literatur drei grundsätzliche Wege beschrieben worden. 1. Im Flood Studies Report (NERC (1975)) wurden geographische Regionen zu homogenen Hochwasserregionen zusammengefaßt. Die Problematik dieser Klassifikationsmethode wurde bereits in Abschnitt 1.4.2 angesprochen. Es wurde dort auch gezeigt, daß eine Klassifikation auf der Basis von geographischen Regionen für die Schweiz nicht in Frage kommt. 2. ACREMAN & S INCLAIR (1986) führten eine clusteranalytische Klassifikation auf der Basis von Gebietskenngrößen durch. Hierbei wurde vorausgesetzt, daß gleiche oder zumindest sehr ähnliche Gebiete hinsichtlich ihrer Gebietskenngrößenausstattung auch gleiches Hochwasserregime aufweisen. 3. M OSLEY (1981) verwendet ebenfalls die Clusteranalyse zu einer Klassifikation, allerdings 78 5.1. TEST AUF HYDROLOGISCHE HOMOGENITÄT 79 auf der Basis der Statistik der Abflußmeßreihen der klassifizierten Stationen. Die Charakterisierung der Abflußmeßreihen erfolgte durch die mittleren spezifischen Hochwasserabflußspitzen und den Variationskoeffizienten der Abflußreihen. In den folgenden Abschnitten sollen die unter Punkt 2 und 3 angesprochenen Klassifikationsverfahren auf die schweizerischen Verhältnisse übertragen und deren Eignung bewertet werden. 5.1 Statistischer Test auf hydrologische Homogenität Ist eine Klassifikation erfolgt, stellt sich die zentrale Frage nach der hydrologischen Homogenität einer Klasse. Hydrologische Homogenität ist dann gegeben, wenn die Mitglieder einer Klasse durch ein ähnliches oder einheitliches“ hydrologisches Regime gekennzeichnet sind (B ECKER ” (1992)). Deshalb müssen die erzeugten Klassen auf diese Homogenität hin getestet werden. Als statistischer Test auf hydrologische Homogenität einer Region steht der Test von DALRYM PLE (1960) zur Verfügung. Dieser Test untersucht, ob die Abweichungen in der Steigung der Extremwertverteilungsfunktionen der Mitglieder einer Region noch als zufallsbedingt angesehen werden können oder ob ein signifikanter Unterschied zwischen den Steigungen der Verteilungsfunktionen besteht. Der zufallsbedingte Streuungsbereich der Steigungen der Verteilungsfunktion wird von DALRYMPLE (1960) mit y = ±2σ angegeben, was unter der Annahme der Normalverteilung einem Konfidenzintervall von 95% entspricht. Dabei wird die Standardabweichung σ der reduzierten Variablen y der Extremalverteilungsfunktion Typ I berechnet mit 1 ey . 2σy = √ · n T −1 (5.1) Als Testwert wird HQ10 verwendet, weil dies der größte Wert ist, der auch aus kürzeren Reihen noch ausreichend genau bestimmt werden kann. Für eine Jährlichkeit von T = 10 Jahren nimmt die reduzierte Variable y in der Extremalverteilungsfunktion Typ I gemäß y = −log −log 1 − 1 T (5.2) den Wert 2.25 an. Damit läßt sich die Gleichung (5.1) vereinfachen in: 6.33 2σy = √ . n (5.3) Schließlich kann die obere Grenze (To ) und untere Grenze (Tu ) der y–Werte in Abhängigkeit von der Meßdauer mit den Gleichungen (5.3) und (5.2) berechnet werden. To = 1/ 1 − e −e Tu = 1/ 1 − e √ −y+ 6.33 n ! √ −y− 6.33 n ! −e 80 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Tabelle 5.1: Konfidenzintervalle für T = 10 bei verschiedenen Meßdauern √ n in Jahren y 6.33/ n = 2σ y − 2σ Tu y + 2σ To 5 2.25 2.84 -0.59 1.2 5.09 160 10 2.25 2.00 +0.25 1.9 4.25 70 20 2.25 1.42 0.83 2.8 3.67 40 50 2.25 0.90 1.35 4.4 3.15 24 100 2.25 0.63 1.62 5.6 2.88 18 200 2.25 0.45 1.80 6.5 2.70 16 500 2.25 0.28 1.97 7.7 2.53 13 1000 2.25 0.20 2.05 8.3 2.45 12 In Tabelle 5.1 sind beispielhaft für verschiedene Meßdauern die Konfidenzintervalle für die HQ10 dargestellt. Zur Konstruktion des Testdiagramms in Abbildung 5.1 (siehe auch Tabelle 5.2) werden die HQ2.33 und die HQ10 über die Extremalverteilungsfunktion Typ I berechnet. Im zweiten Schritt wird das Verhältnis HQ10 /HQ2.33 gebildet. Dieser Wert entspricht der Steigung der Verteilungsfunktion, die mit diesem Test geprüft werden soll. Über alle Mitglieder einer Klasse wird das mittlere Verhältnis HQ10 /HQ2.33 bestimmt und mit den einzelnen HQ2.33 wieder multipliziert. Daraus ergibt sich das HQ10 auf der Basis der Klassenverteilungsfunktion. Im letzten Schritt wird diesem neu berechneten HQ10 die Jährlichkeit, bezogen auf die ursprüngliche Reihe, zugeordnet. Dieser Jährlichkeitswert als Ordinate und die Meßdauer als Abszisse ergeben die Koordinatenpunkte im Testdiagramm. Liegen alle Punkte innerhalb der oberen und unteren Grenze, so kann die Region als hochwasserhydrologisch homogen angesehen werden. Tabelle 5.2: Daten hypothetischer Stationen für den Homogenitätstest nach DALRYMPLE (1960) (Mittleres Verhältnis HQ10 /HQ2.33 = 1.70) Nr. HQ2.33 HQ10 HQ10 HQ2.33 HQ2.33 · 1.70 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 2 10.80 19.00 34.00 42.00 6.25 11.50 6.00 7.40 26.30 31.50 38.20 11.20 1.06 4.85 0.23 3 22.40 31.50 54.00 65.00 9.80 18.80 9.60 11.80 43.10 58.10 62.50 19.20 2.26 7.40 0.50 4 2.07 1.66 1.59 1.55 1.57 1.64 1.60 1.60 1.64 1.84 1.64 1.71 2.13 1.53 1.79 5 18.70 32.30 57.80 71.40 10.60 19.60 10.20 12.60 44.70 53.50 65.00 19.00 1.80 8.25 0.48 T für HQ in Spalte 5 6 7 11 14 16 13 12 13 13 11 8 12 10 6 17 8 Meßdauer 7 37 25 24 32 24 37 24 28 33 33 33 36 27 37 30 5.2. KLASSIFIKATION DER GEBIETSPARAMETER 81 Dieser Test ist in verschiedenen Untersuchungen zur Anwendung gekommen (DALRYMPLE (1960), B ISWAS & F LEMING (1966), B ÜCHNER & H ANSEL (1969)). Wie schon in Kapitel 1.4.3 aufgezeigt, ist dieser Test allerdings besonders dahingehend kritisiert worden, daß nur die Unterschiede der Steigungen der Verteilungsfunktionen einer Region bis zum 10–jährlichen Hochwasser untersucht werden. Eine durch diesen Test erkannte Homogenität muß deshalb im Bereich seltener Hochwasser nicht als abgesichert gelten. Folglich nimmt dieser Homogenitätstest relativ leicht Homogenität an. Wird von diesem Test allerdings eine Inhomogenität im Bereich der 10– jährlichen Hochwasser erkannt, kann davon ausgegangen werden, daß im Bereich der seltenen Hochwasser ebenfalls eine Inhomogenität vorliegt. Schließlich ist dieser Homogenitätstest der einzige seiner Art. Infolgedessen wird der Homogenitätstest von DALRYMPLE (1960) in dieser Arbeit eingesetzt, wenn Homogenität getestet werden muß. Abbildung 5.1: Beispiel für ein Testdiagramm zum Homogenitätstest nach DALRYMPLE (1960). 5.2 Klassifikation auf der Basis von Einzugsgebietskenngrößen ACREMAN & S INCLAIR (1986) gehen von dem Ansatz aus, daß gleiche oder sehr ähnlich ausgestattete hydrologische Einzugsgebiete auch ein sehr ähnliches Hochwasserregime aufweisen müßten. Gestützt auf diese Annahme, sollte eine Klassifikation der 88 schweizerischen Einzugsgebiete auf der Basis von Einzugsgebietskenngrößen zu hochwasserhydrologisch homogenen Klassen führen. Zur Klassifikation von Daten werden in der statistischen Literatur eine Vielzahl von Verfahren beschrieben (vgl. G ORDON (1981), BAHRENBERG et al. (1992)). Eine Klassifikation von Daten kann methodisch auf verschiedene Weisen erfolgen. Häufig wird dabei von Schwellenwerten Gebrauch gemacht. Einheiten, die bezüglich bestimmter Variablen einen Schwellenwert unteroder überschreiten, werden zu einem Typ zusammengefaßt. Voraussetzung für diese Methode ist der Einsatz sinnvoller Schwellenwerte, die im Fall der Klassifikation von Einzugsgebieten a priori nicht bekannt sind. 82 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Ein anderer Weg zur Bildung von homogenen Klassen ist die Verwendung der Clusteranalyse. In diesem Fall werden induktiv Klassen gebildet, wobei die Ähnlichkeit der Elemente durch die Lage in dem von den Variablen aufgespannten n–dimensionalen Koordinatensystem, also durch ihre Distanz zueinander, bestimmt wird. Im Koordinatenraum sehr nah beieinander liegende Elemente weisen eine größere Ähnlichkeit auf als weit voneinander entfernte Elemente. Die Clusteranalyse stellt ein objektives Verfahren zur Bildung von Raumtypen in einem Datenraum dar. Die Abbildung 5.2 zeigt einen 2–dimensionalen Datenraum. In diesem Datenraum, der von den Variablen X1 und X2 aufgespannt wird, liegen einzelne Raumelemente. Diese Raumelemente bilden aufgrund ihrer räumlichen Lage deutliche Cluster. Die Elemente eines Clusters weisen untereinander eine größere Ähnlichkeit auf als zu den restlichen Raumelementen in diesem Datenraum. In Abbildung 5.3 lassen sich nicht einfach Cluster bilden. Eine optische Abgrenzung von Gruppen würde sehr subjektiv ausfallen. Ebenfalls nicht möglich ist die optische Abgrenzung von Clustern in einem n–dimensionalen Datenraum. Mit der Clusteranalyse als objektives statistisches Verfahren läßt sich in beiden Fällen eine Klassifikation durchführen. x2 R1 R2 R4 R3 x1 Abbildung 5.2: Verteilung von Raumeinheiten in einem 2–dimensionalen Datenraum, aufgespannt von den Variablen X1 und X2 . Die Clusteranalyse geht von einer Datenmatrix (Xij ) i = 1, . . . , m j = 1, . . . , n aus. Diese Matrix besteht aus m Variablen X1 , . . . , Xm und n Raumeinheiten j = 1, . . . , n. In unserem Fall bedeutet das m Einzugsgebietsparameter für n Einzugsgebiete. Diese Raumeinheiten lassen sich in einem n–dimensionalen Datenraum darstellen. Als Maß für die Ähnlichkeit der Raumeinheiten werden ihre Distanzen zueinander bestimmt. Die Distanz djk läßt sich am einfachsten als euklidische Distanz für den n–dimensionalen Raum darstellen mit: 5.2. KLASSIFIKATION DER GEBIETSPARAMETER 83 x2 x1 Abbildung 5.3: Verteilung von Raumeinheiten in einem 2–dimensionalen Datenraum, aufgespannt von den Variablen X1 und X2 . djk v um uX = t (xij − xjk )2 . i=1 Die euklidische Distanz entspricht der Luftlinienentfernung“ zwischen zwei Punkten. Neben ” ” der euklidischen Distanz werden weitere Distanzmaße verwendet. Die Manhattan– oder City– Block–Distanz entspricht der Länge des Weges zwischen zwei Raumelementen, wenn man sich entlang der Koordinatenachsen bewegt, also so wie durch Quartiere einer Stadt. Die City–Block– Distanz gewichtet verschieden große Distanzen gleich, reagiert aber sehr empfindlich, wenn nur hinsichtlich einer einzelnen Variablen große Unterschiede zwischen den Raumeinheiten auftreten. Die euklidische Distanz gewichtet dagegen stärker die größeren Distanzen (BAHRENBERG et al. (1992))“. Häufig wird auch das Quadrat der euklidischen Distanz verwendet. Als Methoden zur Clusterbildung kommen hier die sog. schrittweisen agglomerativen Methoden zur Anwendung, da sie in der verwendeten Statistiksoftware SPSS implementiert sind. Die Schwäche der agglomerativen Methoden ist, daß eine einmal zugeordnete Raumeinheit später nicht mehr umgeordnet werden kann, selbst wenn eine Umordnung ein besseres Ergebnis liefern würde. Ausgehend von n Raumeinheiten j = 1, . . . , n und damit n Clustern, werden die beiden Raumeinheiten zu einer Klasse zusammengefaßt, die die größte Ähnlichkeit aufweisen. Nach diesem Schritt liegen damit n − 1 Cluster vor. Im nächsten Schritt werden wiederum die zwei ähnlichsten Raumeinheiten zu einem weiteren Cluster zusammengefaßt. Damit liegen n − 2 Cluster vor. Schließlich wird das Verfahren — wenn es nicht abgebrochen wird — so lange fortgeführt, bis sämtliche Raumeinheiten zu einem Cluster oder einer Klasse zusammengefaßt sind und so der maximale Generalisierungsgrad des Datenraumes erreicht ist. Als Methode zur Clusterbildung soll in den folgenden Analysen das Ward–Verfahren eingesetzt werden. Diese häufig angewandte Methode vereinigt die Raumeinheiten schrittweise. Bei jedem 84 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Schritt soll die Heterogenität innerhalb der Cluster minimal werden. Dazu wird für jeden Cluster zunächst die Varianz der zu ihm gehörenden Raumeinheiten um den Zentroiden des Clusters als durchschnittliche quadratische Entfernung bestimmt. Diese Clustervarianz“ wird für alle ” Cluster berechnet und addiert. Die Summe ist die Gesamtvarianz innerhalb der Cluster. Bei jedem Schritt wird für jede mögliche Zusammenfassung von zwei Clustern ermittelt, wie groß danach die neue Gesamtvarianz innerhalb aller Cluster wäre. Diejenigen Cluster werden zu einem neuen zusammengelegt, für die die neue Gesamtvarianz innerhalb der Cluster minimal ist (N ORU ŠIS (1992)). Wie oben festgestellt, muß die schrittweise Clusterung nach einer bestimmten Anzahl Schritte abgebrochen werden. Geschieht dies nicht, werden alle Raumeinheiten zu einem Cluster zusammengefaßt, womit ein maximaler Generalisierungsgrad erreicht ist. Die ursprünglichen Informationen über die Verschiedenheit der Raumeinheiten sind verschwunden. Deshalb hat die Frage nach der Anzahl der zu bildenden Cluster entscheidende Bedeutung. Zur Beantwortung dieser Frage können die Distanzen der kombinierten Cluster herangezogen werden, die die Unähnlichkeit dieser Cluster beschreibt. Ein nach BAHRENBERG et al. (1992) häufig angewandtes Kriterium ist, die Clusterbildung nach einem sprunghaften Anstieg der Distanz zwischen zwei kombinierten Clustern zu stoppen. Da in der Regel während eines Clusterungsprozesses mehrere solcher Sprünge auftauchen, muß über die Interpretierbarkeit des Ergebnisses entschieden werden, welche Clusterzahl gewählt werden soll. 5.2.1 Anwendung der Clusteranalyse Als Eingabevariablen in die Clusteranalyse sollen die in Abschnitt 4 als signifikant erkannten Einzugsgebietskenngrößen relativ beitragende Fläche, Gebietsniederschlag, mittlere Hangneigung, Vergletscherungsgrad, Ödlandanteil und Speicherkapazität eingehen. Um die verschiedenen Skalenniveaus der Eingangsvariablen zu normieren, werden sie vor der Clusteranalyse standardisiert. Dieser Schritt ist notwendig, wenn man berücksichtigt, daß z.B. die absolute Variation der Gebietsniederschläge einen Betrag von 1000 und die absolute Variation der Speicherkapazitäten einen Betrag von 50 hat. Würden die Variablen unstandardisiert in die Analyse aufgenommen, wäre eine wesentlich stärkere Gewichtung des Gebietsniederschlages die Folge. Zur Standardisierung wird der Mittelwert der einzelnen Variablen gleich null gesetzt und die Variation der Werte um den Mittelwert wird durch ihre Standardabweichung gebildet. Auf diese Weise wird die relative Lage einer Beobachtung innerhalb einer Verteilung beschrieben, wodurch der Einfluß der Skalenniveaus der einzelnen Variablen auf die Distanzberechnung während des Clusterungspozeß eliminiert wird. Der standardisierte Wert — auch Z–Wert genannt — zeigt an, um wieviel Standardabweichungen er über oder unter dem Mittelwert liegt. Er berechnet sich als Differenz zwischen dem Wert Xi einer einzelnen Beobachtung und dem Mittelwert der Verteilung X̄, dividiert durch die Standardabweichung s. Zi = Xi − X̄ s 5.2.2 Ergebnisse der Clusteranalyse Die Abbildung 5.4 zeigt das Ergebnis der Clusteranalyse über die sechs oben beschriebenen Eingangsvariablen in Form eines Dendrogramms. Das Maß der Unähnlichkeit der kombinierten Cluster wird durch die Länge der Verbindungslinien markiert. Zur besseren Darstellung sind 5.2. KLASSIFIKATION DER GEBIETSPARAMETER 85 die Distanzen auf den Wert 25 rückskaliert worden. Auf diese Weise werden die Sprünge der Distanzwerte gut sichtbar, und so läßt sich die Anzahl der zu bildenden Cluster bestimmen. Als Lösung ergeben sich 3 – 7 Cluster. Je geringer die Clusterzahl, um so größer ist der Generalisierungsgrad der Clustermitglieder. Andererseits hängt die Anzahl der Cluster auch von der Interpretierbarkeit der Cluster ab. Deshalb sollen, beginnend mit drei Clustern — dem stärksten Generalisierungsgrad —, die Klassifikationsergebnisse interpretiert werden. Zu diesem Zweck wird die Verteilung der Variablenwerte innerhalb der Klassen mit einem sog. BOX and WHISKER – Plot dargestellt. Der BOX and WHISKER – Plot stellt graphisch die statistischen Parameter der Werteverteilung der einzelnen Variablen innerhalb der Klassen dar (siehe Abbildung 5.5). Die 3–Cluster–Lösung : • Im Cluster Nr. 1 werden 30 Einzugsgebiete mit alpinem Charakter zusammengefaßt. Neben Vergletscherung weisen sie hohe Gebietsniederschläge, hohen Ödlandanteil, hohes Gefälle und geringe Speicherkapazität der Böden aus. Dies sind die typischen Charakteristika für hochalpine Einzugsgebiete wie sie Moesa bis Mesocco (889) oder Schächen bis Bürglen (695) darstellen. • Im Cluster Nr. 2 werden 29 Einzugsgebiete mit gemäßigtem alpinem Charakter zusammengefaßt. Gegenüber Cluster Nr. 1 sind diese Einzugsgebiete nicht vergletschert. Allerdings weisen diese Gebiete noch Ödlandanteile auf. Die Gebietsniederschläge sind geringer, was auf eine kleine mittlere Höhe der Einzugsgebiete schließen läßt. Ebenso hat das Gefälle der Gebiete abgenommen. Einerseits kann das daran liegen, daß die Gebiete insgesamt flacher sind. Andererseits ist dies ein Indiz für Gebiete mit alpiner Randlage, die vom alpinen in den voralpinen Bereich übergehen. Die Speicherkapazität der Böden nimmt gegenüber dem Cluster Nr. 1 zu. Diese Gebiete lassen sich auf dieser einfachen Ebene als alpine Einzugsgebiete im Übergangsbereich ansprechen. Typische Vertreter dieses Clusters sind Emme bis Eggiwil (703) und Thur bis Alt St. Johann (448). • Im Cluster Nr. 3 werden 29 Einzugsgebiete mit flachem mittelländischem Charakter, wie die Langeten bis Lotzwil (863) oder die Sisslen bis Eiken (2008), zusammengefaßt. Ödland- und Gletscheranteile fehlen gänzlich in dieser Klasse. Die Gebietsniederschläge und die Gefälleverhältnisse sind unterdurchschnittlich. Die Speicherkapazität der Böden ist dagegen hoch. Die Einzugsgebietsfläche trägt nicht zur Abgrenzung der Cluster bei. Sie ist in allen drei Clustern nahezu gleich verteilt. Die Ergebnisse des Homogenitätstests zeigen, daß alle 3–Cluster heterogen sind. Diese Lösung reicht damit zur Abgrenzung von homogenen Klassen nicht aus. Die 4–Cluster–Lösung : • Im Unterschied zur 3–Cluster–Lösung hat der Cluster Nr.1 einen geringeren Gletscheranteil, so daß Gebiete wie die Weiße Lütschine bis Zweilütschinen (716) und der Somvixer Rhein bis Acla Mulin (722) als typische Vertreter genannt werden können. • Der Cluster Nr. 3 hat in dieser Lösung den höchsten Gletscheranteil im Einzugsgebiet und umfaßt Gebiete wie die Rhone bis Gletsch (792) oder die Lonza bis Blatten (793). KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 86 Normierte Innergruppendistanz Gebietskennummern 0 2018 2026 2011 667 528 888 2008 898 863 932 829 2102 2701 2704 2310 650 946 2304 2307 2305 2309 926 2313 2301 789 833 831 2014 827 834 911 720 843 822 5 4 7 10 15 20 25 4 4 3 2 2 2 5 5 886 703 824 881 882 890 2901 765 1054 862 922 848 826 838 2903 2908 820 916 2203 750 448 618 643 852 749 769 1056 722 2201 716 378 695 889 799 1035 795 803 766 821 844 792 735 778 753 453 740 793 620 712 755 751 767 551 879 2 1 1 1 1 6 3 3 3 Abbildung 5.4: Dendrogramm der Clusteranalyse (WARD) mit den Clusternummern der einzelnen Lösungen. 5.2. KLASSIFIKATION DER GEBIETSPARAMETER 87 größter beobachteter Wert 75. Perzentil 50% der Fälle haben Werte innerhalb des Kastens Median 25.Perzentil kleinster beobachteter Wert Abbildung 5.5: Schema eines BOX and WHISKER – Plots. 5 4 Z-Werte 3 2 rel. beitr. Fläche 1 Gletscheranteil 0 Gebietsniederschlag -1 mitt. Gefälle -2 Ödlandanteil Speicherkapazität -3 N= 30 29 29 1 2 3 Cluster Abbildung 5.6: BOX and WHISKER–Plot der standardisierten Variablen innerhalb der Cluster der 3–Cluster–Lösung. • Die Cluster Nr. 2 und 4 entsprechen den Clustern Nr. 2 und 3 der 3–Cluster–Lösung. Deutlich zeigt sich damit, daß im letzten Schritt der Clusterung die Cluster 1 und 3 kombiniert worden sind. Die 4–Cluster–Lösung ergibt also im alpinen Bereich eine differenziertere Klassifikation. Die Homogenitätstests zeigen für keinen Cluster Homogenität an. Die 5–Cluster–Lösung : • Nur der Cluster Nr. 4 der 4–Cluster–Lösung wird differenziert in den Cluster Nr. 4 und Cluster Nr. 5. Erst hier zeigt sich der differenzierende Einfluß der relativ beitragenden Fläche. Cluster Nr. 4 enthält die Einzugsgebiete mit größeren relativ beitragenden Flächen wie die Dünnern bis Olten (946) oder die Langeten bis Lotzwil (888). In Cluster Nr. 5 sind die Gebiete mit kleineren relativ beitragenden Flächen wie Buuserbach bis Maisprach (2301) oder Mentue bis Dommartin (926) enthalten. Die restlichen Variablen dieser beiden Cluster sind gleich verteilt. • Die Cluster Nr. 1 – 3 entsprechen den Clustern Nr. 1 – 3 der 4–Cluster–Lösung. 88 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 5 4 Z-Werte 3 2 rel. beitr. Fläche 1 Gletscheranteil 0 Gebietsniederschlag -1 mitt. Gefälle -2 Ödlandanteil Speicherkapazität -3 N= 13 1 29 2 17 3 29 4 Cluster Abbildung 5.7: BOX and WHISKER–Plot der standardisierten Variablen innerhalb der Cluster der 4–Cluster–Lösung. 5 4 Z-Werte 3 2 rel. beitr. Fläche 1 Gletscheranteil 0 Gebietsniederschlag -1 mitt. Gefälle Ödlandanteil Speicherkapazität -2 -3 N= 13 29 17 17 12 1 2 3 4 5 Cluster Abbildung 5.8: BOX and WHISKER–Plot der standardisierten Variablen innerhalb der Cluster der 5–Cluster–Lösung. Auch mit dieser Lösung kann in keinem Cluster Homogenität festgestellt werden. Die 7–Cluster–Lösung : • Die Cluster Nr. 1, 3, 6 sind als die alpinen Cluster aufzufassen. Cluster Nr. 6 enthält Gebiete mit maximalen Gletscheranteil und minimalen relativ beitragenden Flächen wie z.B. die Rhone bis Gletsch (792). Der Ödlandanteil ist demzufolge ebenfalls maximal. Hierbei handelt es sich um kleine hochalpine Einzugsgebiete mit maximalem alpinem Charakter. In Cluster Nr. 3 weisen die Einzugsgebiete größere relativ beitragende Flächen bei gleichzeitigem Rückgang der Gletscheranteile aus. Hier ist als typischer Vertreter die Kander bis Gasterntal (753) zu nennen. Mit zunehmender Größe der relativ beitragenden Flächen wird der hochalpine Charakter dieser Einzugsgebiete gemäßigt. Das gleiche gilt für Cluster Nr. 1, hier sind die relativ beitragenden Flächen wiederum größer wie dies etwa beim Inn bis St.Moritz–Bad (378) der Fall ist. • Die Cluster Nr. 2 und Nr. 5 repräsentieren die Einzugsgebiete in der Übergangszone vom alpinen Typ zum mittelländischen Einzugsgebietstyp. Auch hier geschieht die 5.2. KLASSIFIKATION DER GEBIETSPARAMETER 89 5 4 Z-Werte 3 2 rel. beitr. Fläche 1 Gletscheranteil 0 Gebietsniederschlag -1 mitt. Gefälle -2 Ödlandanteil Speicherkapazität -3 N= 13 1 22 2 13 3 17 4 7 5 4 6 12 7 Cluster Abbildung 5.9: BOX and WHISKER–Plot der standardisierten Variablen innerhalb der Cluster der 7–Cluster–Lösung. Unterscheidung der Typen über die relativ beitragende Fläche. In Cluster Nr. 2 konzentrieren sich die kleinen Gebiete mit alpinerem Charakter wie z.B. Chamuerabach bis La Punt–Chamues–ch (922) und in Cluster Nr. 5 die Einzugsgebiete mit größeren beitragenden Flächen und zunehmend gemäßigtem Charakter wie z.B. die Sitter bis Appenzell (886). • Für die Cluster Nr. 4 und 7 gelten prinzipiell die gleichen Aussagen wie oben. Hierbei handelt es sich um die mittelländischen Gebiete. Die Trennung der Cluster erfolgt ebenfalls durch die relativ beitragende Fläche in den Gebieten. In Cluster Nr. 4 versammeln sich die Gebiete mit größeren beitragenden Flächen wie Wyna bis Unterkulm (2018) und in Cluster Nr. 7 die kleineren wie der Eibach bis Gelterkinden (2305). Die Ergebnisse der Clusteranalyse lassen die folgenden Schlüsse zu: • Keiner der Cluster wird im Homogenitätstest als homogen erkannt. • In allen Lösungen der Clusteranalyse drückt sich dominant die geographische Gliederung der Schweiz aus. Wie zuvor schon festgehalten, lassen sich seltene Hochwasser in der Schweiz nicht regionalisieren. Damit können die Ergebnisse der Clusteranalyse nicht zur Suche nach homogenen Klassen beitragen. • Bis zur 7–Cluster–Lösung können keine homogenen Cluster gefunden werden. Obwohl der Test von B ENSON (1962) besonders dahingehend kritisiert wurde, daß er nur die Unterschiede der Steigungen der Verteilungsfunktionen im Bereich einer Jährlichkeit von 10 Jahren testet, ist mit keiner Lösung Homogenität innerhalb der Cluster nachweisbar. Da die Abweichungen der Verteilungsfunktionen mit größeren Jährlichkeiten zunehmen, ist auch dort keine Homogenität zu erwarten. • Eine Klassifikation der Untersuchungsgebiete auf der Basis der verwendeten Gebietskenngrößen zur Bildung von homogenen Klassen kann nicht zum Erfolg führen. KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 90 5.3 Klassifikation auf der Basis der Statistik der Abflußmeßreihen Eine andere Klassifikationsmöglichkeit ergibt sich aus der Betrachtung der statistischen Parameter der Stichprobenverteilungen der einzelnen Meßreihen. Hierbei soll die Hochwasserinformation nicht mehr indirekt über die Einzugsgebietskenngrößen substituiert werden, sondern die Klassifikation soll auf der Basis der statistischen Parameter der einzelnen Gebietsmeßreihen erfolgen. Dieser Weg hat den Vorteil, daß die Hochwasserinformation direkt mit in die Klassifikation eingeht, wenn man davon ausgeht, daß gleiche oder sehr ähnliche Stichprobenparameter von verschiedenen Meßreihen auf eine gemeinsame Grundgesamtheit schließen lassen. Aus dieser Annahme folgt, daß sich über eine Klassifikation der statistischen Parameter homogene Klassen bilden lassen müßten. Weiterhin ist vorteilhaft, daß während der Klassifikation die Homogenität der Klassen geprüft werden kann. Damit kann das Problem der Anzahl der zu bildenden Klassen umgangen werden. Die Klassifikation wird dann abgebrochen, wenn ein weiterer Generalisierungsschritt Heterogenität hervorrufen würde. Um dieses Ziel zu erreichen, muß ein Homogenitätstest eingeführt werden, der in das Klassifikationsverfahren eingebunden werden kann. Dieser Test muß prüfen, ob die Stichproben der einzelnen Meßreihen der Klassenmitglieder aus der gleichen Grundgesamtheit stammen wie die Klassenverteilungsfunktion. Ist dies der Fall, kann auf dem entsprechenden statistischen Signifikanzniveau Homogenität angenommen werden. Als schärfster Test dieser Art gilt der in Abschnitt 1.2.4 beschriebene der Kolmogorov–Smirnov–Test für die Güte der Anpassung einer Stichprobe an eine theoretische Verteilungsfunktion (S ACHS (1992)). 5.3.1 Klassifikation der Untersuchungsgebiete Eine homogene Klasse zeichnet sich dadurch aus, daß die Stichprobenverteilungen sämtlicher Mitglieder einer Klasse der gleichen Verteilungsfunktion folgen wie die zentrale Verteilungsfunktion der Klasse. Die Unterschiede der einzelnen Reihen zur zentralen Verteilungsfunktion einer homogenen Klasse dürfen nur zufallsbedingt sein. Zur Überprüfung dieser Frage eignet sich der Kolmogorov–Smirnov–Test. Die Klassifikation der Einzugsgebiete geht von einem zweidimensionalen Datenraum aus, der von Parametern der Extremalverteilungsfunktion Typ I — mittlere Jahreshochwasserspende (M Hq) und Standardabweichung (SX) — aufgespannt wird. Die Verwendung der Abflußspende ermöglicht den direkten Vergleich der Abflußmeßreihen. Das Klassifikationsverfahren läßt sich folgendermaßen darstellen (siehe auch Abbildung 5.10): 1. Den Ausgangspunkt für die Klassifikation bildet die Meßreihe, deren Lage im Datenraum die kürzeste euklidische Distanz zum Datenursprung aufweist. Diese Gebietsreihe hat die kleinste mittlere Jahreshochwasserspende und die kleinste Standardabweichung aller in die Untersuchung einbezogenen Datenreihen. 2. Als nächster Schritt wird die Station gesucht, die die kürzeste euklidische Distanz zur vorhergehenden Station, bzw. zum Klassenzentroiden aufweist. 3. Aus den statistischen Parametern der beiden Meßreihen werden die Klassenparameter von Mittelwert und Standardabweichung durch Mittelung gebildet. 5.3. KLASSIFIKATION DER ABFLUSSMESSREIHEN 91 Start mindestens eine Gebietsreihe nein ja suche die Station die am nächsten zum Ursprung liegt neue Region suche Station mit minimaler euklidischer Distanz zur letzten gefundenen Station berechne die Mittelwerte der F(x) Parameter zur Bestimmung der Klassenparameter nein sind alle Klassenmitglieder zur Klassenfunktion homogen? ja Ende Abbildung 5.10: Ablaufschema des iterativen Klassifikationsverfahrens. 92 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 4. Berechnung der zentralen theoretischen Verteilungsfunktion aus den Zentroidkoordinaten. 5. Schließlich wird mit dem Kolmogorov–Smirnov–Test geprüft, ob die empirischen Verteilungsfunktionen aller Gebietsreihen einer Klasse aus statistischer Sicht gleich der zentralen Verteilungsfunktion sind. Ist dies der Fall, kann auf dem vorausgesetzten statistischen Signifikanzniveau die Klasse als homogen angenommen werden und der Prozeß geht weiter bei 2. mit der Suche nach der zum Klassenzentroiden nächstgelegenen Station. Wird H0 durch den Kolmogorov–Smirnov–Test abgelehnt, stellt die letzte gefundene Station den Ausgangspunkt für eine neue Klasse dar und es wird bei 2. fortgefahren. Sind alle Gebietsreihen einer Klasse zugeordnet oder lassen sich keine Reihen mehr zuweisen, ohne daß Heterogenität hervorgerufen wird, ist die Klassifikation beendet. 2 SX 1.5 3 1 Z2 1 Z 1 2 0.5 0 0 0.5 1 1.5 MHq 2 2.5 3 Abbildung 5.11: Datenraum zum Klassifikationsbeispiel. An einem Beispiel soll der Ablauf des Klassifikationsverfahrens gezeigt werden. In Abbildung 5.11 ist die Lage von drei hypothetischen Stationen innerhalb des Datenraumes eingetragen. In Tabelle 5.3 sind die genauen Koordinatenwerte der Stationen ausgewiesen. Tabelle 5.3: Koordinaten der hypothetischen Stationen im Datenraum Station 1 2 3 M Hq 0.5 0.7 2.4 SX 0.5 0.3 1.3 Es wird die Station mit der kleinsten euklidischen Distanz zum Koordinatenursprung gesucht. Aus Tabelle 5.4 ist ersichtlich, daß Station 1 mit 0.71 die kleinste euklidische Distanz zum Koordinatenursprung aufweist. Die Station 1 stellt so den Ausgangspunkt für die Klassifikation dar. 5.3. KLASSIFIKATION DER ABFLUSSMESSREIHEN 93 Tabelle 5.4: Euklidische Distanzen d der Beispielstationen zum Koordinatenursprung Station 1 2 3 d 0.71 0.76 2.73 Im nächsten Schritt soll die Station mit der geringsten euklidischen Distanz zur Station 1 gesucht werden. Sie weist die größte Ähnlichkeit hinsichtlich ihres Hochwasserregimes zur Station 1 auf. Station 2 hat eine Distanz von 0.28, und Station 3 hat eine Distanz von 2.06. Damit besitzt Station 2 die geringste euklidische Distanz zur Station 1. Nun wird der Zentroid dieser Klasse gebildet. Der Zentroid Pz ist der Schwerpunkt der Klasse und wird aus dem arithmetischen Mittel der x und y–Koordinaten der Klassenmitglieder gebildet. Seine Koordinaten lauten Pzx = 0.6 und Pzy = 0.4. Es muß nun mit dem Kolmogorov–Smirnov–Test geprüft werden, ob die Unterschiede zwischen den Verteilungsfunktionen der Station 1 und dem Zentroiden und der Station 2 und dem Zentroiden signifikant sind. Dazu wird für die Abflußdaten der Stationen 1 und 2 eine empirische sowie für den Zentroiden aus den beiden Zentroidparametern mit Gleichung 1.1 auf der Basis der Extremalverteilung Typ I eine theoretische Häufigkeitsverteilungsfunktion aufgestellt. Nun kann für die beiden Stationen und für den Zentroiden eine relative kumulative Häufigkeitsverteilungsfunktion berechnet werden (siehe Tabelle 5.5). Es wird die maximale Ordinatendifferenz zwischen den Verteilungsfunktionen von Station 1 und dem Zentroiden (max.DP (1) − P (z)) und der Station 2 und dem Zentroiden (max.DP (2) − P (z)) bestimmt. Mit dem in Abschnitt 1.2.4 beschriebenen Kolmogorov–Smirnov–Test kann nun überprüft werden, ob die Unterschiede zwischen den Verteilungsfunktionen signifikant sind. Nach Tabelle 5.5 ist max.DP (1) − P (z) = 0.166 und max.DP (2) − P (z) = 0.212. Da beide hypothetische Stationsreihen aus 40 Werten bestehen sollen, ergibt sich auf dem 99% Signifikanzniveau ein Dkrit von 0.257. Daraus folgt, daß H0 — die getesteten Verteilungsfunktionen stammen aus der gleichen Grundgesamtheit — angenommen werden kann. Die Verteilungsfunktionen der Stationen 1 und 2 können also durch die Verteilungsfunktion des Zentroiden substituiert werden. Nun wird aus den verbleibenden Stationen die Station im Datenraum gesucht, die zum Zentroiden die geringste Entfernung hat. Im Beispiel ist das die Station 3. Diesmal wird aus den Koordinaten der Stationen 1 – 3 der Zentroid gebildet, der die Koordinaten Pzx = 1.2 und Pzy = 0.7 erhält. Wiederum wird der Signifikanztest wie oben beschrieben durchgeführt, und es ergeben sich die folgenden maximalen Ordinatendifferenzen: max.DP (1) − P (z) = 0.469, max.DP (2) − P (z) = 0.411 und max.DP (3) − P (z) = 0.473. In allen Fällen wird der kritische Wert Dkrit = 0.257 überschritten. Die Klasse bestehend aus den Stationen 1 – 3 kann damit nicht mehr durch den Zentroiden substituiert werden. Es wird deshalb eine neue Klasse gebildet, deren Ausgangsstation die zuletzt ausgewählte Station 3 darstellt und es wird bei Punkt 2 des Ablaufschemas (Abb. 5.10)fortgefahren. 94 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Tabelle 5.5: Kumulierte relative Häufigkeiten der Hq von Station 1 und 2 sowie des Zentroiden auf der Basis der Extremalverteilungsfunktion Typ I Klassen Hq in m3 /s 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 2.0 2.1 2.2 2.3 P (1) P (2) P (z) | DP (1) − P (z) | | DP (2) − P (z) | 0.132062 0.208785 0.297588 0.391479 0.484013 0.570370 0.647628 0.714517 0.770978 0.817708 0.855800 0.886488 0.910986 0.930405 0.945714 0.957732 0.967136 0.974475 0.980192 0.984639 0.988094 0.990775 0.992854 0.994466 0.000013 0.000675 0.008562 0.044852 0.132062 0.267073 0.422751 0.570370 0.693396 0.787587 0.855800 0.903437 0.935921 0.957732 0.972229 0.981801 0.988094 0.992219 0.994919 0.996683 0.997836 0.998588 0.999079 0.999399 0.021403 0.061438 0.132062 0.230121 0.344330 0.461303 0.570370 0.665342 0.744020 0.806882 0.855800 0.893147 0.921266 0.942225 0.957732 0.969145 0.977513 0.983630 0.988094 0.991345 0.993712 0.995433 0.996683 0.997592 0.110659 0.147347 0.165526 0.161358 0.139682 0.109067 0.077257 0.049175 0.026957 0.010826 0.000000 0.006659 0.010280 0.011819 0.012018 0.011413 0.010376 0.009154 0.007901 0.006706 0.005618 0.004657 0.003828 0.003125 0.021389 0.060762 0.123500 0.185268 0.212268 0.194230 0.147619 0.094971 0.050624 0.019294 0.000000 0.010289 0.014654 0.015507 0.014496 0.012655 0.010580 0.008588 0.006825 0.005337 0.004123 0.003155 0.002395 0.001807 5.3.2 Ergebnisse der Klassifikation Bevor die Klassifikation der statistischen Parameter der 88 Datenreihen erfolgte, mußte überprüft werden, ob die Extremalverteilung Typ I an alle in die Klassifikation einbezogenen Datenreihen angepaßt werden kann. Dazu wurde über alle Datenreihen der Test auf die Güte der Anpassung nach Kolmogorov–Smirnov durchgeführt (siehe Abschnitt 1.2.4). Der Test ergab, daß für alle Datenreihen auf dem Signifikanzniveau von 1% die Anpassung einer Extremalverteilungsfunktion Typ I angenommen werden kann. Die Klassifikation kann auf dem 10%, 5%, 1%, 0,5% und 0,1% Signifikanzniveau durchgeführt werden. Wie zuvor festgestellt, verhalten sich ab dem 1% Signifikanzniveau die empirischen Verteilungen aller Datenreihen wie die Extremalverteilung Typ I. Deshalb wird die Klassifikation auf dem 1%, 0,5% und 0,1% Signifikanzniveau durchgeführt. Da die Klassifikation auf dem 0,1% Signifikanzniveau mit 13 Klassen die kleinste Anzahl Klassen ergab, wurde sie für die folgende Analyse ausgewählt. In Abbildung 5.12 ist als Ergebnis des Klassifikationsprozesses die Lage der statistischen Parameter der 88 Datenreihen im Datenraum und deren Klassenzugehörigkeit abgebildet. In Abbildung 5.12 sind zwei markante Ausreißer zu erkennen. Einerseits erscheinen die Datenreihen des Einzugsgebietes mit der Nummer 824 — Grossbach bis zum Pegel Gross — mit einer sehr hohen Standardabweichung und andererseits die Datenreihen des Gebiets mit der Nr. 792 — Rhone bis zum Pegel Gletsch — mit einer sehr geringen Standardabweichung trotz hoher in m 3 /s km 0 1 2 3 4 5 0 1 2 Hq 2.33 3 824 4 792 5 6 1 2 3 95 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Klasse 5.3. KLASSIFIKATION DER ABFLUSSMESSREIHEN SX in m 3 /s km Abbildung 5.12: Lage der auf dem 0,1% Signifikanzniveau klassifizierten statistischen Parameter der 88 Datenreihen im Datenraum. 96 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG mittlerer Jahreshochwasserpenden. Die Datenreihe des Einzugsgebiets der Rhone bis Gletsch soll wegen der großen Vergletscherung in den folgenden Untersuchungen nicht weiter verwendet werden, da der hohe Vergletscherungsgrad maßgeblichen Einfluß auf das Hochwasserregime ausübt und so im Vergleich zu den anderen Einzugsgebieten eine Sonderstellung einnimmt. Die hohe Standardabweichung der Daten des Gebiets Nr. 824 wird durch ein extremes Hochwasserereignis im Jahr 1968 erzeugt, dessen Abflußspitze mit über 90 m3 /s neun mal höher liegt als der mittlere Jahreshochwasserspitzenwert. Eine Bereinigung der Datenreihe scheidet aus, da sie nur über 10 Werte verfügt. Wegen dieses geringen Datenumfangs wird auch diese Reihe zur weiteren Untersuchung ausgeschlossen. Schließlich wurde die Klassifikation neu berechnet. Sie ergab das in Abbildung 5.13 und in den Tabellen 5.6 und 5.7 dargestellte Ergebnis mit nun 12 Klassen. Tabelle 5.6: Zentrale Statistische Verteilungsparameter der 12 Klassen Klasse Hq¯2.33 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 0.50 0.72 0.88 1.03 1.15 1.45 1.58 2.16 2.30 2.96 3.59 5.26 ¯ SX 0.17 0.30 0.43 0.29 0.57 0.49 0.78 0.73 1.38 1.23 2.42 3.01 Anzahl Gebiete 3 6 9 6 8 5 15 13 8 7 4 2 1 0.0 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 Hq 2.33 in m3/s km 0 1 2 3 4 5 6 2 .5 97 3 4 5 6 7 8 9 10 12 4.5 11 Klasse 5.0 5.3. KLASSIFIKATION DER ABFLUSSMESSREIHEN SX in m 3/s km Abbildung 5.13: Lage der auf dem 0,1% Signifikanzniveau klassifizierten statistischen Parameter der 86 Datenreihen im Datenraum nach Entfernen der Ausreißer. KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 98 Tabelle 5.7: Verteilung der Untersuchungsgebiete auf die Klassen Klasse 1 Kenn Nr. 826 1 922 1 2 2 2 2 2 2 3 3 3 3 3 3 3 2309 378 720 848 862 2008 2203 838 843 888 2011 2018 2301 2310 3 3 4 2313 2903 650 4 795 4 4 4 4 5 5 5 5 5 5 2014 2026 2201 2701 528 695 799 863 898 916 5 5 6 6 6 6 6 7 7 7 7 7 7 946 1054 716 751 926 2304 2908 453 667 703 750 765 789 Stationsname Ova dal Fuorn – Zernez, Punt la Drossa Chamuerabach – La Punt–Chamues–ch Vordere Frenke – Waldenburg Inn – St.Moritz–Bad Grande Eau–Aigle Dischmabach – Davos, Kriegsmatte Saltina – Brig Sisslen – Eiken Fildrich – Riedli Ova da Cluozza – Zernez Cassarate – Pregassona Langeten – Lotzwil Suhre – Reitnau Wyna – Unterkulm Buuserbach – Maisprach Vordere Frenke – Bubendorf, Talhus Violenbach – Augst Traversagna – Arbedo Gürbe – Belp, Stockmatt Klasse 7 Kenn Nr. 820 7 829 7 7 7 7 7 7 7 8 8 8 8 8 8 8 881 890 1035 1056 2102 2307 2704 620 643 735 753 755 793 803 8 8 8 833 834 882 Drance de Ferret – Branche d’en Haut Uerke – Holziken Bünz – Othmarsingen Kander – Kandersteg Lüssel – Breitenbach Murg – Wängi Schächen – Bürglen Grosstalbach – Isenthal Langeten – Huttwil, Häberenbad Mentue – Yvonand, La Mauguettaz Taschinasbach – Grüsch, Wasserf. Lietha Dünnern – Olten, Hammermühle Baye de Montreux – Montreux Weisse Lütschine – Zweilütschinen Gornernbach – Kiental Mentue – Dommartin Ergolz – Ormalingen Vedeggio – Isone Meienreuss – Husen Venoge – Eclépens Emme – Eggiwil, Bächleren Allenbach – Adelboden Krummbach – Klusmatten Biberenkanal–Kerzers 8 886 8 8 9 9 9 9 9 9 9 9 911 932 448 618 767 778 822 889 2305 2901 10 10 10 10 10 10 10 11 11 11 11 12 12 551 712 722 740 766 769 852 749 827 831 844 821 879 Stationsname Taschinasbach – Seewis Suze – Sonceboz Simmi–Gams, Gigenlochsteg Poschiavino – La Rösa Engelberger Aa – Engelberg Bavona–Bignasco La Birse – Court Diegterbach – Sissach Augstbach – Balsthal Göschener Reuss – Abfrutt Alp – Trachslau, Rüti Simme – Oberried/Lenk Kander – Gasterntal, Staldi Engstligenbach – Engstligenalp Lonza – Blatten Witenwasserenreuss–Realp Aach – Salmsach, Hungerbühl Urnäsch – Hundwil, Äschentobel Steinenbach – Kaltbrunn, Steinenbrugg Sitter – Appenzell Necker – Mogelsberg, Aachsäge Sionge – Vuippens, Château Thur – Alt St.Johann, Horb Brenno – Campra Zwischbergenbach – Im Fah Rosegbach – Pontresina Minster – Euthal, Rüti Moesa – Mesocco, Curia Eibach – Gelterkinden Calcaccia – Airolo Piumogna – Dalpe Somvixer Rhein – Alp Sutglatschèr Somvixer Rhein – Acla Mulin Hinterrhein – Hinterrhein Trübbach – Räzliberg Calancasca – Buseno Thur – Stein, Iltishag Maggia – Bignasco Glatt – Herisau, Zellersmühle Steinach – Steinach Ferrerabach – Trun Alpbach – Erstfeld, Bodenberg Riale di Calneggia – Cavergno, Pontit 5.3. KLASSIFIKATION DER ABFLUSSMESSREIHEN 99 5.3.3 Diskriminanzanalyse zur Zuordnung eines Gebietes ohne Abflußmessung zu einer Hochwasserklasse Zur späteren Abschätzung von seltenen Hochwassern für Einzugsgebiete ohne Abflußmessung ist eine Methode gefordert, die in der Lage ist, die ungemessenen Gebiete den oben hergeleiteten Klassen zuzuordnen. Zu diesem Zweck bietet sich die multivariate Diskriminanzanalyse der Klassen auf der Basis von Einzugsgebietskenngrößen an (vgl. BACKHAUS et al. (1987), TATSUOKA (1971)). Die multivariate Diskriminanzanalyse basiert auf der Suche nach linearen Kombinationen von Einzugsgebietskenngrößen, die Funktionen zur optimalen Trennung der Hochwasserklassen ermöglichen. Sind diese Diskriminanzfunktionen bekannt, kann man ungemessene Gebiete über ihre Einzugsgebietscharakteristik den Klassen zuordnen. Die Diskriminanzfunktion läßt sich als Linearkombination von Merkmalsvariablen in der allgemeinen Form darstellen mit: Y = b0 + b1 X1 + b2 X2 + . . . + bj Xj . (5.4) Dabei gilt: Y Xj bj b0 = Diskriminanzwert = Merkmalsvariable j (j = 1, 2, . . . , J) = Diskriminanzkoeffizient der Merkmalsvariablen j = Konstante Eine Aufgabe der Diskriminanzanalyse besteht darin, die Parameter der Diskriminanzfunktion optimal zu schätzen. Die Diskriminanzfunktion läßt sich geometrisch als Gerade darstellen, die als Gruppenachse bezeichnet wird. Einzelne Elemente sowie Zentroide von Gruppen lassen sich damit als Punkte auf der Diskriminanzachse lokalisieren und die Unterschiede zwischen den Gruppen und Elementen als Distanzen repräsentieren. Abbildung 5.14: Beispiel einer Diskriminanzachse. Abbildung 5.14 zeigt ein Beispiel für eine Diskriminanzachse, auf der zwei Gruppen durch ihre Zentroiden ȲA und ȲB dargestellt sind. Genau auf der halben Distanz zwischen den Zentroiden befindet sich der kritische Distanzwert Y ∗ , der das Trennkriterium zwischen den Gruppen darstellt. Mit der Diskriminanzanalyse sollen nun Funktionen gefunden werden, welche die mit dem Klassifikationsverfahren gebildeten Klassen trennen können. Als Verfahren zur Ableitung der Diskriminanzfunktionen wird eine schrittweise Methode verwendet, in der die Distanzen im Variablenraum durch die Mahalanobis–Distanz gemessen werden. Im Unterschied zur euklidischen 100 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Distanz kann die Mahalanobis–Distanz die Korrelationsstruktur der Klassen berücksichtigen. Sie nimmt zu, wenn die Korrelation zwischen den Variablen abnimmt. Daraus folgt, daß die Distanzen in Hauptrichtung der Klasse geringer gewichtet werden als die orthogonal zur Klasse liegenden Distanzen (vgl. auch F LURY & R IEDWYL (1983)). In Abbildung 5.15 ist die Situation der Mahalanobis–Distanz verdeutlicht. Die konzentrischen Ellipsen sollen die Ausbreitung der Hauptachse der Klassen verdeutlichen. Es ist einleuchtend, daß die Unterschiedlichkeit des Elementes A zum Klassenzentroiden trotz kürzerer euklidischer Distanz größer ist, als die des Elementes B, das sich weiter weg vom Zentroiden der Klasse befindet. Abbildung 5.15: Darstellung der Mahalanobis–Distanz in einem zwei–dimensionalen Datenraum (nach F LURY & R IEDWYL (1983)). Für einen n–dimensionalen Diskriminanzraum lassen sich maximal n − 1 Diskriminanzfunktionen ableiten. Der Vorteil der schrittweisen Methoden ist, daß einerseits die statistisch signifikanten Variablen ausgewählt werden und andererseits die Anzahl der zu bildenden Diskriminanzfunktionen über Signifikanztests ermittelt werden kann (siehe N ORU ŠIS (1992)). Die folgende schrittweise Diskriminanzanalyse wurde wie die anderen statistischen Analysen mit der Statistiksoftware SPSS durchgeführt. 5.3.4 Ergebnisse der Diskriminanzanalyse Als Variablen gehen in die Diskriminanzanalyse die gleichen Einzugsgebietskenngrößen ein wie schon in die multiple Regressionsanalyse. Wie aus Tabelle 5.8 ersichtlich ist, tragen nur sieben der 21 eingehenden Einzugsgebietskenngrößen auf dem 5% Signifikanzniveau zur Trennung der homogenen Klassen bei. Die größte trennende Kraft hat der Gebietsniederschlag, gefolgt vom Vergletscherungs- und Versiegelungsgrad. Weiterhin sind das Gefälle im Gebiet, die Form des Gebietes und der Weidelandanteil im Gebiet maßgeblich an der Trennung der homogenen Hochwasserklassen beteiligt. Die Einzugsgebietsfläche tritt nicht in Erscheinung, da der klassifizierte Datenraum von den normierten Hochwasserkennwerten Hochwasserspende und Standardabweichung der Spende aufgespannt wird. 5.3. KLASSIFIKATION DER ABFLUSSMESSREIHEN 101 Tabelle 5.8: Zur Trennung der homogenen Klassen beitragende Einzugsgebietskenngrößen (5% Signifikanzniveau) Variable Gebietsniederschlag (GN) Vergletscherungsgrad (GL) Versiegelungsgrad (VERS) mittleres Gefälle (MS) Ödlandanteil (OE) Elongationsfaktor (EL) Weidelandanteil (WE) Signifikanzniveau 0.0002 0.0003 0.0005 0.0027 0.0032 0.0086 0.0203 Mit diesen sieben Einzugsgebietskenngrößen lassen sich maximal sieben Diskriminanzfunktionen darstellen. Tabelle 5.9 zeigt die Gütemaße der Diskriminanzfunktionen. Es ist das trennende Potential der Funktionen dargestellt. Die erste Diskriminanzfunktion weist mit 46.57% das größte trennende Potential auf, d.h. mit der ersten Diskriminanzfunktion kann rund 47% der Varianz zwischen der einzelnen Klassen erklärt werden. Mit den maximal möglichen sieben Diskriminanzfunktionen lassen sich demnach 100% des trennenden Potentials darstellen. Tabelle 5.9: Gütemaß der Diskriminanzfunktionen Funktion 1 2 3 4 5 6 7 % der Varianz 46,57 75,76 88,15 95,19 98,48 99,55 100,00 Das Ziel der durchgeführten Diskriminanzanalyse ist die Schätzung der Koeffizienten der Diskriminanzfunktionen. Diese unstandardisierten Diskriminanzkoeffizienten der ausgewählten sieben Funktionen sind in Tabelle 5.10 dargestellt. Aus den in Tabelle 5.10 beschriebenen Diskriminanzkoeffizienten lassen sich nun unter Einbezug der Einzugsgebietskenngrößen die sieben Diskriminanzfunktionen als Linearkombinationen durch Einsetzen in Gleichung 5.4 formulieren mit: Y1 = −5.0460 + 8.399EL − 0.1110GL + 0.00215GN −0.0266M S + 0.0685OE + 0.0834V ERS − 0.0228W E (5.5) Y2 = 0.9980 + 5.306EL − 0.0638GL − 0.00256GN +0.2537M S − 0.0140OE + 0.0740V ERS − 0.0124W E (5.6) 102 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Tabelle 5.10: Die unstandardisierten Koeffizienten der ersten sieben Diskriminanzfunktionen Func 1 EL 8.399 GL -0.1110 GN 0.00215 MS -0.0266 OE 0.0685 VERS 0.0834 WE -0.0228 Konst. -5.0460 Func 2 Func 3 5.306 -2.902 -0.0638 0.0896 -0.00256 0.00155 0.2537 0.0085 -0.0140 -0.0551 0.0740 0.0500 -0.0124 -0.0349 0.9980 -1.3591 Func 4 Func 5 Func 6 -1.023 -8.639 0.3547 0.0128 0.0371 0.0125 0.00024 -0.00185 0.00046 -0.0331 0.0484 0.1707 -0.0099 0.0397 -0.0443 0.1051 0.0228 -0.0042 0.0458 -0.0026 -0.0093 -1.4462 -3.0335 -2.5767 Func 7 6.7634 0.0765 -0.00094 0.0718 -0.0333 0.0085 0.0140 -0.5040 Y3 = −1.3591 − 2.902EL + 0.0896GL + 0.00155GN +0.0085M S − 0.0551OE + 0.0500V ERS − 0.0349W E (5.7) Y4 = −1.4462 − 1.023EL + 0.0128GL + 0.00024GN −0.0331M S − 0.0099OE + 0.1051V ERS + 0.0458W E (5.8) Y5 = −3.0335 − 8.639EL + 0.0371GL − 0.00185GN +0.0484M S + 0.0397OE + 0.0228V ERS − 0.0026W E (5.9) Y6 = −2.5767 + 0.3547EL + 0.0125GL + 0.00046GN +0.1707M S − 0.0443OE − 0.0042V ERS − 0.0093W E (5.10) Y7 = −0.5040 + 6.7634EL + 0.0765GL − 0.00094GN +0.0718M S − 0.0333OE + 0.0085V ERS + 0.0140W E (5.11) Zur direkten Bewertung der Güte der Reklassifikation der 12 homogenen Klassen im 2– dimensionalen Datenraum der statistischen Parameter der Meßreihen durch Einzugsgebietskenngrößen wird in Tabelle 5.11 die Klassifikationsmatrix dargestellt. Sie zeigt die Trefferquote“ ” der Reklassifikation, die insgesamt 48% beträgt. Bei zufälliger Einordnung der Einzugsgebiete in die 12 Klassen wäre, unter Vernachlässigung der unterschiedlichen Gruppengrößen, eine Trefferquote von 8.33% zu erwarten. Die Diagonale der Tabelle gibt den Anteil der über Einzugsgebietskenngrößen richtig reklassifizierten Hochwasserklassen an. Je näher die Werte in der Diagonalen gegen 100 gehen, um so besser ist das Reklassifikationsergebnis. Bis auf die Klassen 4 und 6 sind alle anderen Klassen relativ gut durch die Einzugsgebietskenngrößen reklassifiziert. Die Klassen 4 und 6 sind jedoch sehr schlecht zugeordnet. Die Mitglieder der Klasse 4 werden dabei ziemlich gleichmäßig auf die Klassen 3, 5, 8 und 11 verteilt. Also nicht nur auf die benachbarten Klassen 3, 5 und 8, sondern auch auf die im Datenraum der statistischen Parameter sehr weit entfernte Klasse 11. Die Mitglieder der Klasse 6 werden dagegen gleichmäßig auf die im Datenraum umliegenden Klassen verteilt, wobei ein Großteil der Klassenmitglieder der Klasse 7 zugeordnet werden. Dieses für einzelne Klassen schlechte Zuordnungsergebnis zeigt ebenfalls die schon oben angesprochene problematische Beziehung zwischen den statistischen Parametern der Hochwasserdaten und den Einzugsgebietskenngrößen. 5.4. ABSCHÄTZUNG SELTENER HOCHWASSER 103 Tabelle 5.11: Klassifikationsmatrix zur Reklassifikation der 86 Untersuchungsgebiete zu den homogenen Hochwasserklassen über Einzugsgebietskenngrößen (in den Spalten stehen die geschätzte und in den Reihen die vorgegebene Klassenzugehörigkeit) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 66.7 16.7 11.1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 0 33.3 0 0 0 0 6.7 0 0 0 0 0 3 33.3 0 44.4 16.7 0 20.0 13.3 0 12.5 0 0 0 4 0 0 11.1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 0 33.3 11.1 33.3 62.5 0 6.7 0 0 14.3 0 0 6 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7 0 16.7 11.1 0 37.5 60.0 46.7 15.4 25.0 0 25.0 0 8 9 10 11 12 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 11.1 0 33.3 0 0 16.7 0 0 0 0 0 0 20.0 0 0 0 0 13.3 6.7 0 0 6.7 61.5 15.4 7.7 0 0 25.0 37.5 0 0 0 0 0 85.7 0 0 0 0 0 50.0 25.0 0 0 0 0 100 Soll über die oben vorgenommene Klassifikation eine Abschätzung der seltenen Hochwasserspitzenabflüsse für Einzugsgebiete ohne Abflußmessung erfolgen, kann auf die Reklassifikation über Einzugsgebietskenngrößen nicht verzichtet werden. Aus diesem Grund wird im folgenden Abschnitt eine Methode zur Abschätzung seltener Hochwasser für Einzugsgebiete ohne Abflußmessung auf der Basis der oben beschriebenen Klassifikation vorgestellt. 5.4 Abschätzung seltener Hochwasser für Einzugsgebiete ohne Abflußmessung Soll für ein unbeobachtetes Einzugsgebiet eine Abschätzung der seltenen Hochwasserspitzen durchgeführt werden, ist unter Anwendung der oben hergeleiteten Diskriminanzfunktionen Yi eine Zuordnung des Gebietes zu einer der oben abgeleiteten Klassen auf der Basis von Einzugsgebietskenngrößen möglich. Dazu wird das Einzugsgebiet der Hochwasserklasse zugeordnet, deren Zentroid Ȳk die minimale Distanz zur Diskriminanzfunktion des ungemessenen Gebietes aufweist. Ist die minimale Distanz nicht gleich null, besteht allerdings noch eine Wahrscheinlichkeit, daß das zu klassifizierende Einzugsgebiet zum Teil noch zu den anderen Klassen gehören kann und damit die Klassifikation eine gewisse Unschärfe besitzt (siehe Abbildung 5.16). Das widerspricht im Grunde dem Gedanken der Klassifikation, die zum Ziel hat, klar abgegrenzte diskrete Klassen zu bilden. Um diesen Unschärfebereich der Klassifikation zu erfassen, wird sie über sog. fuzzy sets durchgeführt (Z ADEH(1965)). Fuzzy sets sind Klassifikationen, deren Klassengrenzen die Klassen nicht diskret trennen, sondern einen Unschärfebereich um die Klassengrenzen zulassen. Um diesen Unschärfebereich zu erfassen, müssen die Klassifizierungswahrscheinlichkeiten P (g|Yi ) ermittelt werden. In Abbildung 5.16 ist ein hypothetischer Diskriminanzraum mit zwei Gruppen dargestellt. Die zwei Gruppen werden durch die zentralen Diskriminanzwerte ȲA und ȲB repräsentiert. Die Trennung der beiden Gruppen erfolgt über das Trennkriterium Y ∗ . Die Punkte KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 104 Abbildung 5.16: Diskriminanzraum mit zwei sehr ähnlichen Diskriminanzwerten Y1 und Y2 , die zu verschiedenen Klassen A und B zugeordnet sind. mit den Diskriminanzwerten Y1 und Y2 liegen jeweils in einer der beiden Gruppen. Ihre Werte werden damit von den beiden zentralen Diskriminanzwerten der Gruppen repräsentiert. Die Unähnlichkeit zwischen ȲA und ȲB ist allerdings wesentlich größer als die Unähnlichkeit zwischen den Elementen mit den Diskriminanzwerten Y1 und Y2 . Man kann nun annehmen, daß sich die beiden Diskriminanzwerte Y1 und Y2 anteilsmäßig durch die Zentroiden der beiden Gruppen A und B substituieren lassen. Dazu ist die Frage nach der Wahrscheinlichkeit, mit der ein unklassifiziertes Element in einer oder mehreren Klassen liegen kann, von zentraler Bedeutung. Diese Klassifzierungswahrscheinlichkeiten sollen später zur Abschätzung von seltenen Hochwassern herangezogen werden. 5.4.1 Berechnung der Klassifizierungswahrscheinlichkeiten. Zur Berechnung von Klassifizierungswahrscheinlichkeiten P (g|Yi ) wird das Bayes–Theorem angewendet (siehe BACKHAUS et al. (1987)). In der Terminologie der statistischen Entscheidungstheorie werden sie als A posteriori–Wahrscheinlichkeiten bezeichnet. Sie ergeben sich durch die Verknüpfung von a priori gegebenen Wahrscheinlichkeiten sowie von bedingten Wahrscheinlichkeiten, in denen die in den Einzugsgebietskenngrößen enthaltene Information zum Ausdruck kommt. Das Bayes–Theorem definiert sich wie folgt: P (g|Yi ) = P (Yi |g)Pi (g) G P g=1 Dabei gilt: P (Yi |g)Pi (g) P (g|Yi ) = A posteriori–Wahrscheinlichkeit (g = 1, . . . , G). 5.4. ABSCHÄTZUNG SELTENER HOCHWASSER 105 P (Yi |g) = Bedingte Wahrscheinlichkeit Pi (g) = A priori–Wahrscheinlichkeit Die bedingte Wahrscheinlichkeit gibt an, wie wahrscheinlich ein Diskriminanzwert Yi für das Element i wäre, wenn dieses zu Gruppe g gehören würde. Sie läßt sich durch die Transformation der Distanzen im Diskriminanzraum ermitteln, die ein Maß für die Ähnlichkeit zwischen einem einzelnen Element und den Zentroiden der Klassen darstellt. Als a priori–Wahrscheinlichkeiten werden solche Wahrscheinlichkeiten bezeichnet, die vor Ermittlung der Diskriminanzfunktionen bzw. der Diskriminanzwerte hinsichtlich der Gruppenzugehörigkeit gegeben sind oder geschätzt werden können. Mittels dieser a priori– Wahrscheinlichkeiten läßt sich berücksichtigen, daß die betrachteten Gruppen mit unterschiedlicher Häufigkeit in der Realität vorkommen. Die a priori–Wahrscheinlichkeiten addieren sich über die Gruppen zu eins. Für die homogenen Hochwasserklassen ergeben sich die in Tabelle 5.12 aufgeführten a priori–Wahrscheinlichkeiten. Die a priori–Wahrscheinlichkeiten Pi (g) der Klasse g werden ermittelt mit: Pi (g) = Anzahl Elemente der Klasse Gesamtzahl der Elemente g . Tabelle 5.12: A priori–Wahrscheinlichkeiten für die 12 homogenen Hochwasserklassen Klasse Apriori– Wahrscheinlichkeit 1 0.03488 2 0.06977 3 0.10465 4 0.06977 5 0.09302 6 0.05814 7 0.17442 8 0.15116 9 0.09302 10 0.08140 11 0.04651 12 0.02326 Die Klassifizierungswahrscheinlichkeiten lassen sich aus den Distanzen unter Anwendung des Bayes–Theorems folgendermaßen berechnen mit (vgl. BACKHAUS et al. (1987), S. 217ff): 2 P (g|Yi ) = e(−Dig /2) · Pi (g) G P g=1 Dabei gilt: e 2 /2) (−Dig . · Pi (g) Dig = Distanz zwischen Element i und dem Zentroid von Gruppe g Pi (g) = A priori–Wahrscheinlichkeit für die Zugehörigkeit von Element i zu Gruppe g (5.12) KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 106 Da die Lage der Diskriminanzwerte im Diskriminanzraum normiert und orthogonal ist, kann nach BACKHAUS et al. (1987) mit den euklidischen Distanzen gerechnet werden. Damit berechnen sich die euklidischen Distanzen der Diskriminanzwerte im n–dimensionalen Distanzraum mit: 2 Dig = K X (Yki − Ȳkg )2 . (5.13) k=1 Dabei gilt: Yki = Diskriminanzwert von Element i bezüglich Diskriminanzfunktion k Ȳkg = Lage des Zentroiden von Gruppe g zur Diskriminanzfunktion k Werden diese Distanzen in das oben beschriebene modifizierte Bayes–Theorem (Gl. 5.12) eingesetzt, kann für jede der zwölf Klassen die Klassifizierungswahrscheinlichkeit einer Beobachtung bestimmt werden. 5.4.2 Beispiel für die Berechnung des HQ100 für ein Einzugsgebiet ohne Abflußmessung Grundlegend für die Abschätzung seltener Hochwasser für ein Einzugsgebiet ohne Abflußmessung ist die Kenntnis der Einzugsgebietskenngrößen Elongationsfaktor (EL), Vergletscherungsgrad des Einzugsgebietes (GL), Gebietsniederschlag (GN), mittleres Gefälle der relativ beitragenden Flächen (MS), relativ beitragender Ödlandanteil (OE), Versiegelungsgrad (VERS) und relativ beitragender Weidelandanteil (WE). Im folgenden Beispiel soll für das Einzugsgebiet Buuserbach bis zum Pegel Maisprach eine Hochwasserabschätzung durchgeführt werden. Das Einzugsgebiet hat die folgenden Einzugsgebietskenngrößen: EL GL GN MS OE VERS WE FN = 0.370 = 0% = 1223 mm = 6.46 Grad = 0.0% = 0.0% = 1.11% = 2.44km2 Zur Berechnung der Diskriminanzwerte Y1 – Y7 werden die Einzugsgebietsparameter in die Gleichungen 5.5 – 5.11 eingesetzt. Aus der Berechnung ergeben sich die 7 Diskriminanzwerte (0.49, 1.46, -0.52, -1.70, -2.11, -0.79, 1.33). Im nächsten Schritt müssen die euklidischen Distanzen der Yi zu den Ȳg im n–dimensionalen Datenraum bestimmt werden. Die Ȳg sind in Tabelle 5.13 dargestellt. So wird z.B. für die Klasse 1 die Distanz D12 unter Einsatz der 7 Diskriminanzfunktionen (Gl. 5.5 – 5.11) und der Zentroidwerte aus Tabelle 5.13 berechnet mit Gleichung 5.13: D12 = (0.49 − (−1.29))2 + (1.46 − 0.99)2 + (−0.52 − (−1.53))2 + (−1.70 − 0.23)2 + (−2.11 + 0.40)2 + (−0.79 − (−0.13))2 + (1.33 − 0.22)2 = 16.03. 5.4. ABSCHÄTZUNG SELTENER HOCHWASSER 107 Tabelle 5.13: Matrix der Zentroidwerte der 7 Diskriminanzfunktionen zu den 12 Hochwasserklassen Klasse 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Funk1 -1.28816 -1.13491 -0.20997 -0.44848 -0.79500 -0.47514 -0.31380 -0.25931 -0.06538 1.81007 2.92370 4.11297 Funk2 0.98993 0.68155 1.27249 0.37301 0.51575 0.07804 -0.07376 -1.32875 -0.94134 -0.95517 1.68790 0.28988 Funk3 -1.52791 -.64079 0.35541 0.48722 0.29728 0.26305 -0.33643 0.65250 -0.36185 -0.44979 0.98010 -1.35012 Funk4 0.22571 0.43887 -0.58499 0.02832 -0.54557 -0.11726 0.24161 -0.00194 0.40149 -0.38351 1.14531 -0.98605 Funk5 0.39682 0.47382 -0.28788 0.50409 0.00631 -0.2347 -0.2755 0.19388 -0.4560 0.22377 0.0219 0.13146 Funk6 -0.12683 0.21492 -0.17978 -0.28395 0.25054 0.35758 -0.12824 -0.00795 0.03900 -0.04755 0.09331 0.14755 Funk7 .22084 -.03508 .08291 -.02365 -.21313 .265507 -.077461 .06259 -.008255 -.05242 -.014332 .07983 Wird dieser Rechenvorgang für alle 12 Klassen durchgeführt, ergeben sich daraus die in Tabelle 2 5.14 aufgeführten Distanzen D12 bis D12 . 2 Tabelle 5.14: Distanzen D12 — D12 im n–Dimensionalen Diskriminanzraum D12 D22 D32 D42 D52 D62 D72 D82 D92 2 D10 2 D11 2 D12 16.03 17.35 7.77 14.96 12.46 11.89 12.55 20.08 15.68 17.18 23.44 23.13 Die in Tabelle 5.14 dargestellten n–dimensionalen Distanzwerte werden nun in Gleichung 5.12 eingesetzt und damit die Klassifikationswahrscheinlichkeiten bestimmt. So ergibt sich eine Klassifikationswahrscheinlichkeit für die Klasse 3 mit P (g|Y3 ) = 0.0206 · 0.10465 = 0.743. 0.0029 Wird diese Berechnung für alle 12 Klassen durchgeführt, ergeben sich die folgenden Klassifikationswahrscheinlichkeiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 0.00 0.00 0.74 0.01 0.06 0.05 0.11 0.00 0.01 0.00 11 0.00 12 0.00 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG 108 Die Klassifikationswahrscheinlichkeiten zeigen, daß das Einzugsgebiet mit 74% Wahrscheinlichkeit zur Hochwasserklasse 3 gehört. Allerdings ist mit 11% Wahrscheinlichkeit auch die Zugehörigkeit zur Klasse 7 und mit 6% Wahrscheinlichkeit zur Klasse 5 möglich. Im diskreten Fall würde das hypothetische Einzugsgebiet der Hochwasserklasse 3 zugeordnet, weil diese die größte Klassifikationswahrscheinlichkeit aufweist. Allerdings ist auf diese Weise die Gefahr einer Fehlklassifikation groß, da das Gebiet zusätzlich noch eine teilweise Zugehörigkeit zu den Klassen 5, 6 und 7 aufweist. Um die Gefahr der Fehlklassifikation zu verringern, schlägt W ILTSHIRE (1985c) vor, die Klassifikationswahrscheinlichkeiten als Gewichte mit in die Hochwasserabschätzung einzuführen und formuliert eine Abschätzfunktion für HqT als gewichtetes Mittel der Klassen HqT g mit HqT = G X g P (g|Yg ) · (M Hqg + KT · SXg ). (5.14) Dabei gilt: M Hqg SXg KT P (g|Yg ) = Mittelwert des Zentroiden der Hochwasserklasse g (Tab. 5.6) = Standardabweichung des Zentroiden der Hochwasserklasse g (Tab. 5.6) = Parameter der Extremalverteilungsfunktion Typ I = Klassifikationswahrscheinlichkeit zur Klasse g Die Berechnung der HqT erfolgt durch Einsetzen der Werte für die Gruppen mit einer Klassifikationswahrscheinlichkeit >0. Damit sieht die Berechnung für das Hq100 folgendermaßen aus: Hq100 = 0.74(0.88 + 3.14 · 0.43) +0.01(1.03 + 3.14 · 0.29) +0.06(1.15 + 3.14 · 0.57) +0.05(1.45 + 3.14 · 0.49) +0.11(1.58 + 3.14 · 0.78) +0.01(2.30 + 3.14 · 1.38) = 2.51m3 /skm2 Wird schließlich das abgeschätzte Hq100 mit der relativ beitragenden Fläche von 2.44km2 multipliziert (siehe Kapitel 3.6), erhält man eine Abschätzung für die Jahreshochwasserspitze mit einer 100–jährlichen Wiederkehrwahrscheinlichkeit von rund 6 m3 /s. 5.4.3 Statistische Bewertung der Güte des Modells Die Bewertung der Güte des Modells ist nicht unproblematisch. Probleme bereitet insbesondere der Umstand, daß die Bewertung nur indirekt über die Datengrundlage erfolgen kann, da sie bereits zur Untersuchung herangezogen wurde. Sollte eine unabhängige Bewertung geschehen, müßte dies auf der Basis mehrerer langer Datenreihen erfolgen, die nicht mit in die Modellentwicklung eingeflossen sind. Außerdem müssen für die Einzugsgebiete, aus denen diese Datenreihen stammen, die in Kapitel 3 formulierten Rahmenbedingungen bezüglich Gebietsgröße, anthropogene Beeinflussung, Raumdatengrundlage und Unabhängigkeit erfüllt sein. Solche Datenreihen liegen allerdings nicht vor. Andererseits wären auch hier wiederum keine genauen 5.4. ABSCHÄTZUNG SELTENER HOCHWASSER 109 Zielgrößen bekannt, da die aus den Datenreihen zeitlich extrapolierten Hochwasserextremwerte ebenfalls nur eine Abschätzung darstellen. Aus diesen Gründen soll die Bewertung des Modells über die in die Untersuchung eingeflossenen Datenreihen erfolgen. Da es sich bei den zeitlichen Extrapolationen der seltenen Hochwasserabflüsse nur um eine Schätzung aus einer Stichprobe handelt, müssen im ersten Schritt die Konfidenzintervalle dieser Schätzungen ermittelt werden. Dazu werden die Vertrauensintervalle der extrapolierten Schätzwerte auf dem 1% Signifikanzniveau mit dem in Kapitel 1.2.5 beschriebenen Verfahren ermittelt. Diese Vertrauensintervalle stellen die Basis zur Bewertung der Güte des Modells dar. Die Bewertung gut erhält eine Abschätzung dann, wenn der modellierte Extremwert innerhalb des Vertrauensintervalls liegt. Ein modellierter Extremwert wird als überschätzt eingestuft, wenn die Schätzung über dem Vertrauensintervall und analog dazu als unterschätzt bewertet, wenn die Schätzung unter dem Vertauensintervall liegt. Mit diesem Bewertungsschema ergibt sich Tabelle 5.15. Tabelle 5.15: Güte des Modells bei der Abschätzung von HQ100 Bewertung Überschätzt Gut Unterschätzt Anzahl Prozent 22 25.6 59 68.6 5 5.8 Kum. Prozent 25.6 94.2 100.0 Tabelle 5.15 zeigt deutlich die Qualität des Modells. In 94.2 % der Fälle ist eine gute bis zu hohe Schätzung zu erwarten. In nur 5.8 % werden die seltenen Hochwasser zu tief geschätzt. Wird berücksichtigt, daß eine Überschätzung zwar ökonomisch nicht optimal, aber vom Sicherheitsstandpunkt her unbedenklich ist, kann dieses Ergebnis als sehr gut bezeichnet werden. Das wesentlich gefährlichere Unterschätzungsrisiko ist dagegen mit 5.8% gering. Zur Beantwortung der Frage, ob die Fehlschätzungen in einem Raumbezug stehen, soll auf Abbildung 5.17 verwiesen werden. Sie zeigt, daß die Qualität des Modells keinen räumlichen Bezug erkennen läßt. KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Horst Düster 1994 110 Abbildung 5.17: Räumliche Verteilung der Güteklassen über die Schweiz. 5.4. ABSCHÄTZUNG SELTENER HOCHWASSER 111 Tabelle 5.16: Einzugsgebiete, deren modellierte HQ100 innerhalb des Konfidenzintervalls (99%) der zeitlichen Extrapolation liegen Nr. 448 453 528 551 618 643 667 703 712 720 722 735 740 751 765 766 767 789 793 799 803 820 821 822 827 829 831 834 838 848 852 862 863 879 881 882 886 888 889 Station Thur – Alt St.Johann, Horb Meienreuss – Husen Murg –Wängi Piumogna – Dalpe Brenno – Campra Alp – Trachslau, Rüti Venoge – Eclépens Emme – Eggiwil, Bächleren Somvixer Rhein – Alp Sutglatschér Grande Eau – Aigle Somvixer Rhein – Acla Mulin Simme – Oberried/Lenk Hinterrhein – Hinterrhein Gornerbach – Kiental Krummbach – Klusmatten Trübbach – Rätzliberg Zwischenbergenbach – Im Fah Biberenkanal – Kerzers Lonza – Blatten Grosstalbach – Isenthal Witenwasserenreuss – Realp Taschinasbach – Seewis Alpbach – Erstfeld Minster – Euthal, Rüti Glatt – Herisau, Zellermühle Suze – Sonceboz Steinach – Steinach Urnäsch – Hundwil, Äschentobel Ova da Cluozza – Zernez Dischmabach – Davos, Kriegsmatte Thur – Stein, Iltishag Saltina – Brig Langeten – Huttwil, Häberenbad Riale Calneggia – Cavergno, Pontit Simmi – Gams, Gigenlochsteg Steinenbach – Kaltbrunn, Steinenbrugg Sitter – Appenzell Langeten – Lotzwil Moesa – Mesocco, Curina HQ100M odell HQ100oben HQ100unten 68.85 134.21 43.50 112.36 169.82 70.54 76.82 87.13 51.20 60.87 78.56 20.40 66.10 137.93 17.80 82.80 114.18 55.93 68.77 95.57 25.56 217.50 271.69 153.67 67.64 77.64 44.42 162.33 162.38 50.78 147.74 313.63 137.35 34.43 42.77 24.16 132.16 216.87 117.30 32.16 40.71 21.00 28.72 35.54 17.79 15.47 19.65 10.88 30.10 65.11 23.98 20.22 30.69 14.15 78.52 98.94 53.25 50.14 66.18 29.39 61.66 93.51 41.09 81.65 130.70 23.43 56.10 78.11 34.26 167.11 284.50 131.15 78.24 118.49 42.20 59.47 73.43 38.94 81.57 132.79 52.69 130.79 195.17 92.00 10.99 21.67 10.32 25.13 29.62 14.89 125.25 156.86 75.50 74.30 82.37 32.18 57.01 90.20 31.30 112.18 181.52 63.10 33.04 73.86 10.78 46.91 70.11 34.50 146.43 241.83 106.79 97.69 141.69 41.80 112.88 203.68 69.43 Fortsetzung auf der nächsten Seite 112 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr. Station HQ100M odell 890 Posciavo – La Rösa 19.30 898 Mentue – Yvonand, La Mauguettaz 70.63 911 Necker – Mogelsberg, Aachsäge 173.05 916 Taschinasbach – Grüsch 99.09 926 Mentue – Dommartin 12.85 932 Siogne – Vuippens, Château 47.76 946 Dünnern – Olten, Hammermühle 148.43 1054 Baye de Montreux – Montreux 19.32 2011 Suhre – Reitnau 64.74 2102 La Birse – Court 48.09 2301 Buuserbach – Maisprach 6.32 2304 Ergolz – Ormalingen 16.52 2305 Eibach – Gelterkinden 17.19 2307 Diegterbach – Sissach 21.53 2310 Vordere Frenke – Bubendorf, Talhus 35.40 2701 Lüssel – Breitenbach 40.41 2704 Augstbach – Balsthal 53.74 2901 Calaccia – Ariolo 17.25 2903 Traversagna – Arbedo 26.26 2908 Vedeggio – Isone 41.52 HQ100oben 23.04 89.70 369.43 115.12 13.44 88.99 261.85 30.90 84.51 73.22 11.16 31.75 74.67 51.83 48.93 63.33 173.30 37.09 33.56 52.40 HQ100unten 8.23 35.28 115.35 44.15 5.55 29.99 50.43 15.43 8.36 21.17 1.81 7.30 8.01 8.89 9.38 12.30 7.00 12.35 10.42 23.17 Tabelle 5.17: Einzugsgebiete, deren modellierte HQ100 über dem Konfidenzintervall (99%) der zeitlichen Extrapolation liegen Nr. 378 620 650 695 716 753 755 795 826 843 844 922 1035 1056 2008 2014 2018 Station HQ100M odell HQ100oben HQ100unten Inn – St.Moritz–Bad 105.58 77.56 52.57 Göschener Reuss – Abfrutt 157.20 135.36 49.77 Gürbe Belp, Stockmatt 81.85 74.12 49.45 Schächen – Bürglen 122.04 109.61 61.21 Weisse Lütschine – Zweilütschinen 178.84 135.46 90.54 Kander – Gasterntal, Staldi 32.85 28.64 18.79 Engstligenbach – Engstligenalp 23.44 13.74 7.72 Drance de Ferret – Branche d’en Haut 107.76 64.92 29.51 Ova dal Fuorn – Zernez, Punt la Drossa 29.90 22.65 11.22 Casserate – Pregassona 146.87 126.56 53.15 Ferrerabach – Trun 37.33 35.02 12.58 Chamuerabach – La Punt–Chamues–ch 52.93 44.99 16.48 Engelberger Aa – Engelberg 92.62 89.85 54.29 Bavona – Bignasco 660.76 270.14 153.56 Sisslen – Eiken 82.85 65.78 25.15 Uerke – Holziken 19.29 15.34 4.79 Wyna – Unterkulm 229.20 62.46 27.48 Fortsetzung auf der nächsten Seite 5.4. ABSCHÄTZUNG SELTENER HOCHWASSER Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr. Station HQ100M odell 2026 Bünz – Othmarsingen 164.79 2201 Kander – Kandersteg 112.54 2203 Fildrich – Riedli 73.46 2309 Vordere Frenke – Waldenburg 11.57 2313 Violenbach – Augst 9.93 113 HQ100oben 61.51 55.78 45.39 7.22 8.97 HQ100unten 25.67 42.59 22.55 1.71 2.27 Tabelle 5.18: Einzugsgebiete, deren modellierten HQ100 unter dem Konfidenzintervall (99%) der zeitlichen Extrapolation liegen Nr. 749 750 769 778 833 Station Maggia – Bignasco Allenbach – Adelboden Calancasca – Buseno Rosegbach – Pontresina Aach – Salmsach , Hungerbühl HQ100M odell 359.92 29.56 191.32 47.00 25.55 HQ100oben 1196.73 83.34 629.62 123.65 68.47 HQ100unten 545.24 39.95 293.09 54.75 30.49 In den Tabellen 5.16 bis 5.18 sind die modellierten HQ100 sowie die oberen und unteren Grenzen des Konfidenzintervalls (99%) der über die Extremalverteilung Typ I exrapolierten HQ100 dargestellt. Zur direkten Bewertung des Modells soll wiederum das von NAEF (1983) vorgeschlagene Bewertungsschema eingesetzt werden (siehe Tabelle 5.19). Tabelle 5.19: Abweichung der modellierten HQ100 von den zeitlich extrapolierten HQ100 (zeitlich extrapoliert = 100%) Klasse exakt genügend ungenau unbrauchbar 90 – 110% 70 – 150% 50 – 200% <50, >200% absolute Häufigkeit 25 31 18 12 relative kumulierte rel. Häufigkeit Häufigkeit 29,1% 29,1% 36,0% 65,1% 20,9% 86,0% 14,0% 100% Es zeigt sich, daß in 65,1% der Fälle das Abschätzergebnis mindestens mit genügend bewertet werden kann. Damit fällt das Ergebnis bedeutend besser aus als die Ergebnisse, die über die Momentenabschätzung erzielt werden (siehe Tabelle 4.9). Zusätzlich zu dieser allgemeinen Verbesserung des Ergebnisses hat sich die Mitgliederzahl der Klasse exakt“ mehr als verdoppelt. ” Aus diesem Ergebnis folgt, daß die Qualität des vorgestellten Modells weit über der Qualität der vorgestellten Regressionsmodelle liegt und deshalb zur Abschätzung seltener Hochwasser in jedem Fall vorzuziehen ist. 5.4.4 Entscheidungsrisiko der vorgestellten Hochwasserabschätzung Das Entscheidungsrisiko bei der Anwendung des oben beschriebenen Modells kann als die Wahrscheinlichkeit einer Unterschätzung der Hochwasserspitze angesehen werden. Damit stellt das 114 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Entscheidungsrisiko die Unsicherheit dar, die im Abschätzergebnis steckt. Die Ursachen des Entscheidungsrisikos liegen in den Unsicherheiten des Datenmaterials und in den Unsicherheiten im Modell selber begründet. Da die Unsicherheiten im Datenmaterial nur sehr schwer quantifizierbar sind und zudem indirekt im Modell stecken, soll das Entscheidungsrisiko des Modells bewertet und als Empfehlung zur Korrektur der Abschätzwerte eingesetzt werden. Betrachtet man den Vergleich zwischen modellierten und zeitlich extrapolierten HQ100 , so zeigt sich deutlich, daß die zeitlich extrapolierten Werte praktisch nie von dem Modell rekonstruiert werden. Vielmehr findet man eine mehr oder weniger starke Streuung der Modellwerte um die zeitlich extrapolierten Werte. Diese Modellwertstreuung soll zur Risikobewertung verwendet werden. Abbildung 5.18 zeigt eine Häufigkeitsverteilung der Abweichungen der modellierten HQ100 von den zeitlich extrapolierten HQ100 . Um Wahrscheinlichkeitsaussagen machen zu können, muß an die empirische Häufigkeitsverteilung eine theoretische Verteilungsfunktion angepaßt werden. Deutlich sichtbar ist, daß die Häufigkeitsverteilung in der Abbildung nicht symmetrisch erscheint. Dies wäre die Voraussetzung für Normalverteilung. Auch mit dem Kolmogorov– Smirnov–Test wird die Annahme, daß die Daten normalverteilt sind, abgelehnt (1% Signifikanzniveau). Die deutliche Schiefe der Funktion läßt darauf schließen, daß die Daten log– normalverteilt sind. Zum Test auf log–Normalverteilung müssen die Daten logarithmisch transformiert werden. Da allerdings nur positive Werte logarithmiert werden können, wird zu jedem Wert der Betrag 100 addiert. Damit sind sicher alle Werte positiv. Die Differenzen sind dann log-normalverteilt, wenn die logarithmisch transformierten Werte normalverteilt sind. Der Kolmogorov–Smirnov–Test auf Normalverteilung der logarithmierten Werte nimmt die Hypothese auf Normalverteilung deutlich an (24% Signifikanzniveau). Zur Entscheidungsrisikoabschätzung kann also angenommen werden, daß die Differenzen zwischen den modellierten HQ100 und den zeitlich extrapolierten HQ100 log–normalverteilt sind. Abbildung 5.18: Häufigkeitsverteilung der Abweichungen zwischen den modellierten HQ100 und den aus den Datenreihen zeitlich extrapolierten HQ100 . Für verschiedene Dimensionierungsfragen werden auch verschiedene Entscheidungsrisiken vorausgesetzt. Dabei kann grundsätzlich zwischen zwei Bemessungsfällen unterschieden werden: 1. Die Hochwasserabflüsse sollen den Bemessungswert innerhalb des Bemessungszeitraumes möglichst nie überschreiten. Dies gilt für die Bemessung von Dämmen, Deichen, 5.4. ABSCHÄTZUNG SELTENER HOCHWASSER 115 Wildbachverbauungen im Siedlungsbereich, Baustelleneinrichtungen usw. 2. Die Hochwasserabflüsse dürfen den Bemessungswert innerhalb des Bemessungszeitraumes gelegentlich überschreiten. Dies gilt für den landwirtschaftlichen Wasserbau, in gewissen Zeitabschnitten gewartete Geschiebefänge, Durchlässe usw. So muß das Risiko einer Fehlschätzung der Bemessungshochwasser für den Punkt 1 sicherlich anders angesetzt werden, als dies bei den unter Punkt 2 aufgeführten Bemessungsfällen notwendig ist. Wird im ersten Fall das Unterschätzungsrisiko mit 10% klein gehalten, so kann im zweiten Fall das Entscheidungsrisiko bei 20 – 30% oder höher liegen. Die Folge einer mit 10% angenommenen Unterschätzung ist allerdings auch die Gefahr einer Überdimensionierung der Schutzmaßnahme. Die Entscheidung, auf welchem Sicherheitsniveau dimensioniert wird, ist deshalb im Einzelfall zu treffen. Dabei ist zu beachten, daß ein Entscheidungsrisiko von 50% etwa dem Median der Differenzen entspricht. Das Ergebnis des Abschätzmodells ist im Mittel als richtig anzusehen. Diese Aussage deckt sich damit, daß in Abbildung 5.18 die Klasse mit der größten Wahrscheinlichkeitsdichte die Klasse 0 ist. Ein Entscheidungsrisiko von 10% bedeutet, daß nur 10% aller modellierten Hochwasserspitzenwerte kleiner als die zeitlich extrapolierten Werte sein dürfen. Wird die log–Normalverteilung aus den Stichprobenparametern Mittelwert = 4.67 und Standardabweichung = 0.46 berechnet, so kann das 10% Quantil berechnet werden. Dazu werden die Gleichungen 1.2 und 1.3 aus Kapitel 1 herangezogen. Ein Entscheidungsrisiko von 10% bedeutet, daß mit 90% Sicherheit der modellierte Hochwasserwert nicht unterschätzt wird. Damit ergibt sich p = 0.9. Wird p in Gleichung 1.2 eingesetzt, ergibt sich w= s 1 ln 0.92 = 0.46. Nun kann der Wert für w in Gleichung 1.3 eingesetzt werden und ergibt z = 0.46 − 2.515517 + 0.802853 · 0.46 + 0.010328 · (0.46)2 = −1.24. 1 + 1.432788 · 0.46 + 0.189269 · (0.46)2 + 0.001308 · (0.46)3 Da für die Normalverteilung KT = z gilt kann z direkt in die hydrologische Grundgleichung eingesetzt werden, und es ergibt sich das Entscheidungsrisiko Ep Ep = x̄ + z · s = 4.67 − 1.24 · 0.46 = 4.10. So ergibt sich der Schwellenwert von 4.10 für ein Entscheidungsrisiko von 10%. Da die Werte logarithmisch transformiert wurden und der Betrag 100 addiert wurde, muß nun diese Transformation wieder rückgängig gemacht werden. Damit erhält man den Schwellenwert (E10% ) mit E10% = e4.10 − 100 = −39.66%. Um ein Unterschätzungsrisiko von 10% zu erhalten, muß der modellierte Hochwasserwert schließlich um 40% nach oben korrigiert werden. So wird mit 90% Sicherheit das seltene Hochwasser nicht unterschätzt. 116 KAPITEL 5. KLASSIFIKATIONEN ZUR HOCHWASSERABSCHÄTZUNG Tabelle 5.20: Korrekturwerte ∆ für ausgewählte Entscheidungsrisiken Entscheidungsrisiko 10% 15% 20% 25% 30% 5.5 p 0.90 0.85 0.80 0.75 0.70 Korrektur 40% 33% 27% 21% 16% Zusammenfassung der Ergebnisse aus Kapitel 4 und 5 Zur Abschätzung seltener Hochwasser werden die in Kapitel 3 hergeleiteten Einzugsgebietskenngrößen herangezogen. Im ersten Schritt werden die Hochwasserkennwerte HQ2.33 und HQ100 über Regressionsmodelle abgeschätzt. Problematisch bei der Anwendung von Regressionsansätzen ist allerdings die Voraussetzung, daß die einfließenden Prädiktoren unabhängig sein müssen. Dies ist nicht in allen Fällen gegeben, wie mit der partiellen Korrelation zwischen mittlerem Gefälle und Speicherkapazität der Böden im Gebiet gezeigt werden konnte. Ein Modellansatz auf der Basis von Regressionsmodellen kann deshalb nur einen sehr groben Charakter haben. Darum wird in einem zweiten Schritt eine Klassifikation der in die Untersuchung eingeflossenen Einzugsgebiete angestrebt. Zuerst werden mittels einer Clusteranalyse die 88 Untersuchungsgebiete klassifiziert. Dabei wird angenommen, daß Einzugsgebiete mit ähnlicher oder gleicher Gebietskenngrößenausstattung auch ein ähnliches Hochwasserregime aufweisen. Es werden drei bis sieben Klassen gebildet, in denen allerdings deutlich die geographische Grundgliederung der Schweiz zum Ausdruck kommt. Da aber zuvor schon festgestellt wurde, daß eine Klassifikation auf der Basis der geographischen Gliederung der Schweiz nicht erfolgreich sein kann, ist dieser Ansatz zu verwerfen. Schließlich erfolgt die Klassifikation auf der Basis der statistischen Parameter der untersuchten Hochwasserdatenreihen. Es kann gezeigt werden, daß die Datenkollektive der 88 Hochwasserreihen alle der Extremalverteilung Typ I folgen. Zwei Hochwasserdatenreihen werden aus dem Kollektiv entfernt, da sie als Ausreißer erkannt werden. Mit einem iterativen Klassifikationsverfahren, das auf dem Kolmogorov–Smirnov–Test aufbaut, werden zwölf homogene Hochwasserklassen gebildet. Jede dieser zwölf Klassen ist durch eine zentrale Verteilungsfunktion substituierbar. Um seltene Hochwasser für Einzugsgebiete ohne Abflußmessung abschätzen zu können, müssen diese den homogenen Hochwasserklassen zugeordnet werden. Dazu werden sieben Diskriminanzfunktionen abgeleitet, die es ermöglichen über Gebietskenngrößen ein unklassifiziertes Gebiet zuzuordnen. Um den Klassifikationsfehler zu minimieren, werden über das Bayes Theorem die Klassifikationswahrscheinlichkeiten und damit die fuzzy sets bestimmt. Diese Klassifikationswahrscheinlichkeiten können als Gewichtungsfaktoren eingeführt werden, die eine Teilzugehörigkeit zu mehreren Klassen erlauben. Zur Bewertung dieses mathematisch–statistischen Abschätzmodells werden die Hochwasser der 86 eingeflossenen Untersuchungsgebiete über das Modell rekonstruiert. Dabei zeigt sich, daß für über 94% der Einzugsgebiete die Schätzung gut oder zu hoch ist. Für nur rund 6% der Untersuchungsgebiete werden die seltenen Hochwasser unterschätzt. Auch die Bewertung des Modells mit dem Klassifikationsschema von NAEF (1983) zeigt ein bedeutend besseres Ergebnis als die Regressionsverfahren. Dieses Modell kommt ganz 5.5. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE 117 ohne regressionsanalytische Ansätze aus. Deshalb sind auch die Abhängigkeiten der einfließenden Gebietskenngrößen untereinander ohne Bedeutung. Schließlich wird ein Weg vorgeschlagen, eine Risikoabschätzung durchzuführen. Wird z.B. ein Entscheidungsrisiko von 10% angenommen, muß der modellierte Hochwasserspitzenwert um 40% nach oben korrigiert werden. Kapitel 6 Anleitung zur Abschätzung seltener Hochwasser in der Schweiz Im nun folgenden Kapitel sollen die in der Untersuchung hergeleiteten Strategien zur Abschätzung von seltenen Hochwassern angewandt werden. Dazu wird, am Beispiel des Einzugsgebietes der Gürbe bis zum Pegel Belp, in Form einer Anleitung gezeigt, wie ausgehend vom grundlegenden Datenmaterial bis hin zur eigentlichen Abschätzung vorgegangen wird. Die Abbildung 6.1 zeigt schematisch den Ablauf der Abschätzung. Auswahl des Gebietes Bereitstellen der Grundlagendaten Ableiten der Gebietskenngrößen mit GIS Einsetzen der Gebietskenngrößen in das Modell Korrektur mit dem Entscheidungsrisiko HQx Abbildung 6.1: Schema des Ablaufs der Hochwasserabschätzung. 118 6.1. VORBEREITUNG DER DATENGRUNDLAGE 119 Das Einzugsgebiet der Gürbe bis zum Pegel Belp liegt im Kanton Bern. Es erstreckt sich von den Landeskoordinaten 598 500 im Westen bis 610 300 im Osten und von 171 700 im Süden bis 195 900 im Norden. Das Einzugsgebiet liegt im Übergang Alpen — Berner Mittelland. Der obere Teil des Einzugsgebietes (ca. 1/4 der Gebietsfläche) wird von der Nordflanke des Stockhorns mit Höhen über 2000 m gebildet. Der überwiegende Teil des Einzugsgebietes liegt im glazial überprägten Molassebereich. Dieses Einzugsgebiet wurde deshalb ausgewählt, da seine markante Zweigliederung sehr deutlich die Stärke des relativen Flächenbeitrages aufzeigt. 6.1 Vorbereitung der Datengrundlage Zur Abschätzung seltener Hochwasser müssen die folgenden Datengrundlagen zur Verfügung stehen: • Arealstatistik der Schweiz 1979/85 des Bundesamtes für Statistik. • Digitales Geländemodell RIMINI mit 100 m Rasterzellengröße. • Landeskarte der Schweiz im Maßstab 1 : 25 000, mit den Blättern Worb (1167), Münsingen (1187), Thun (1207) und Guggisberg (1206). • Karte 2.2 Mittlere jährliche korrigierte Niederschlagshöhen 1951 – 1980 “aus dem Hy” drologischen Atlas der Schweiz. • Bodeneignungskarte der Schweiz im Maßstab 1 : 200 000. Auf der Basis dieser Datengrundlagen lassen sich alle notwendigen Gebietskenngrößen ableiten. Im ersten Schritt muß das Gewässernetz des Einzugsgebietes digitalisiert werden. Dazu werden sämtliche blauen Linien sowie die Signaturen für ephemere Gerinne von der Landeskarte hochgezeichnet. Dieses Gewässernetz stellt später die Grundlage zur Berechnung des relativen Flächenbeitrages dar. Neben dem Gewässernetz wird die morphometrische Einzugsgebietsfläche aus der Landeskarte gewonnen. Dazu werden die morphometrischen Einzugsgebietsgrenzen des Gebietes hochgezeichnet und dann digitalisiert. Da das Einzugsgebiet der Gürbe keine Vergletscherung aufweist, braucht dieser Parameter nicht berücksichtigt zu werden. Sollten Gletscherflächen vorhanden sein, werden sie ebenfalls digitalisiert. Bei allen Digitalisierungsschritten ist sehr genau darauf zu achten, daß mit guten Paßpunkten gearbeitet wird, damit die Georeferenzierung der digitalisierten Daten ein Höchstmaß an Lagegenauigkeit erhält. Schließlich muß aus der Karte 2.2 des Hydrologischen Atlas der Schweiz — Mittlere jährliche korrigierte Nieder” schlagshöhen 1951–1980“ — das Isolinienbild für den Raum des Einzugsgebietes digitalisiert werden. Auch hier wird hochgezeichnet, wobei sehr wichtig ist, daß die Isolinien möglichst weit über das Einzugsgebiet hinaus gehen. Das ist notwendig, weil in den Randbereichen von Isoliniendaten bei der späteren Interpolation große Fehler auftreten können. Um später mit Rastersystemen diese Datensätze verarbeiten zu können, müssen sie rasterisiert werden. Deswegen muß schon bei der Digitalisierung der Daten darauf geachtet werden, daß ein Datenformat erzeugt wird, das die ausgewählte GIS–Software auch verarbeiten kann. Da die Auswertungen dieser Untersuchung mit der GIS–Software IDRISI 4.0 durchgeführt wurden, ist diese Anleitung sehr stark an dieses System angelehnt. Prinzipiell lassen sich die Arbeitsschritte mit jeder anderen GIS–Software ausführen, vorausgesetzt ist allerdings, daß diese Software den 120 KAPITEL 6. ANLEITUNG ZUR ABSCHÄTZUNG SELTENER HOCHWASSER gleichen Funktionsumfang wie IDRISI hat. Es wird außerdem vorausgesetzt, daß die digitalisierten Vektordaten — Gewässernetz, Gebietsgrenzen und Isohyeten — im IDRISI Vektor–Format vorliegen. Zuerst soll das Gewässernetz rasterisiert werden. Dazu wird ein IDRISI–Raster erzeugt, das die folgenden Eckkoordinaten aufweist: oben links oben rechtes unten links unten rechts x 598500 610300 598500 610300 y 195900 195900 171700 171700 Aus dieser Georeferenzierung ergeben sich für das Raster bei einer Rasterzellengröße von 100 m 118 Spalten und 242 Reihen. Für sämtliche in dieser Anleitung folgende Raster wird diese Georeferenzierung vorausgesetzt. Um die linearen Gewässernetzdaten in ein Raster zu übernehmen, werden sie mit dem IDRISI–Befehl LINERAS importiert. Das Resultat dieses Imports ist ein Raster, dessen Zellen mit einem Wert > 0 ein Gewässer ausweisen. Anders als bei der linearen Gewässerstruktur werden die Einzugsgebietsgrenzen des Gürbegebietes als Polygonzug, also als Fläche, übernommen. Hier erfolgt der Import der Vektoren mit dem IDRISI–Befehl POLYRAS ebenfalls in ein leeres Raster. Prinzipiell gleich ist der Import der Gletscherpolygone. Die Vektor–Polygonstruktur der Bodeneignungskarte der Schweiz wird ebenfalls mit dem Befehl POLYRAS in den Untersuchungsraum importiert. Der Import der digitalisierten Isohyeten gestaltet sich aufwendiger. Da die Isolinien nur die Grenzlinie einer Jahresniederschlagssummenklasse sind, muß die Information auf den umgebenden Raum interpoliert werden. Das Ergebnis dieser Interpolation soll ein Raster sein, in dem die Variation der Niederschläge, abgesehen von der Rasterzelle selber, kontinuierlich erfolgen soll. Aus den Isohyeten sollen also die Werte für die Rasterzellen zwischen den Isohyeten interpoliert werden. Dazu bietet IDRISI den Befehl INTERCONT an. Das Ergebnis des Funktionsaufrufs ist ein kontinuierlich über den Raum variierendes Raster der Jahresniederschlagssummen. Schließlich muß aus der Arealstatistik und dem RIMINI–Modell der Untersuchungsraum, entsprechend der oben beschriebenen Georeferenzierung, aus deren Gesamtraster ausgeschnitten werden. Im letzten Schritt wird der relative Flächenbeitrag berechnet. Die Abbildung 6.2 zeigt eine orthographische Darstellung der relativ beitragenden Flächen im Einzugsgebiet der Gürbe. Deutlich ist die Zweigliederung des Einzugsgebietes zu erkennen. Der steile Bereich der Nordflanke des Stockhorns leistet einen wesentlich größeren Beitrag zu Hochwässern als dies der bedeutend flachere Mittelland–Bereich des Einzugsgebietes leisten kann. So zeigt sich auch deutlich, daß die Ursprungsgebiete der Hochwasser der Gürbe in der Nordflanke des Stockhorns liegen. Hier zeigen sich die Stärken der Gebietskenngrößenableitung auf der Basis des relativen Flächenbeitrages. Das Einzugsgebiet kann wesentlich differenzierter betrachtet und bewertet werden. Nun liegen die für die Ableitung der Einzugsgebietskenngrößen des Gürbeeinzugsgebietes notwendigen Datengrundlagen in aufbereiteter Form vor. 6.2. ABLEITUNG DER EINZELNEN GEBIETSKENNGRÖSSEN 121 Abbildung 6.2: Relativer Flächenbeitrag im Einzugsgebiet der Gürbe 6.2 Ableitung der einzelnen Gebietskenngrößen 6.2.1 Elongationsfaktor (E) √ A/π Zur Ableitung des Elongationsfaktors E = 2 L werden zwei Informationen benötigt. Erstens die Länge des Gewässernetzes (L) und zweitens die Einzugsgebietsfläche (A). Die Länge des Gewässernetzes wird aus dem digitalisierten Gewässernetz gewonnen. Da es sich dabei um eine vektorielle Darstellung handelt, erfolgt die Berechnung dieses Wertes über einfache Vektoraddition. Die Summe der einzelnen Vektorsegmentlängen ergibt dann die Gesamtlänge des Gewässernetzes. Diese Vektoraddition ist mit IDRISI nicht direkt möglich, sondern dazu muß ein kleines Programm erstellt werden. Als Eingabedatei für dieses Programm dient die IDRISI– Vektordatei mit dem digitalisierten Gewässernetz, die im ASCII–Format vorliegen muß. Das Programm gibt die Länge des Gewässernetzes in m aus. Im Fall der Gürbe beträgt sie 183 391 m. Die Einzugsgebietsfläche kann dagegen direkt mit IDRISI bestimmt werden. Dazu wird die Funktion AREA verwendet. Es ist darauf zu achten, daß die Fläche in m2 berechnet wird! Sie beträgt 117 220 000 m2 . Nun kann der Elongationsfaktor des Einzugsgebietes der Gürbe berechnet werden mit E=2 q 117 220 000/π 183 391 = 0.067. 6.2.2 Versiegelungsgrad (VERS) Da angenommen wird, daß versiegelte Flächen im Einzugsgebiet zu 100% als beitragende Fläche angesehen werden können, wird die gesamte versiegelte Fläche im Einzugsgebiet berechnet. Diese Annahme ist darin begründet, von versiegelten Flächen über die Kanalisation ein 100% 122 KAPITEL 6. ANLEITUNG ZUR ABSCHÄTZUNG SELTENER HOCHWASSER Beitrag zu erwarten ist. Der Grundlagendatensatz zur Berechnung der versiegelten Fläche ist die Bodeneignungskarte der Schweiz im Maßstab 1 : 200 000. Um die versiegelte Fläche aus der Bodeneignungskarte zu bestimmen, wird ein binäres Raster erzeugt. Alle Rasterzellen, die im Einzugsgebiet liegen und das Attribut Siedlungsfläche (ID Nr. 7) ausweisen, werden auf den Wert 1 reklassifiziert und den restlichen Rasterzellen wird der Attributwert 0 zugewiesen. Mit dem Befehl IDRISI AREA läßt sich die gesamte Siedlungsfläche (Fsiedl ) im Einzugsgebiet berechnen. Nun muß dieser Wert in bezug zur relativ beitragenden Fläche (F Nrel ) gesetzt werden, um den prozentualen Anteil der versiegelten Fläche zu bestimmen. Der Versiegelungsgrad berechnet sich demnach mit V ERS = Fsiedl 0.94 · 100 = · 100 = 3.05%. F N rel 30.84 6.2.3 Mittleres Gefälle der relativ beitragenden Flächen (MS) Die nächste vom Modell verlangte Gebietskenngröße ist das mittlere Gefälle der beitragenden Flächen. Auch hier wird der relative Flächenbeitrag eingesetzt. Außerdem wird das RIMINI– Geländemodell benötigt. Aus diesem Geländemodell lassen sich mit IDRISI Hangneigungen berechnen. Dazu wird der IDRISI–Befehl SURFACE eingesetzt. Die Hangneigungseinheit, die berechnet werden soll, ist GRAD. Die Hangneigung ist eine metrische Größe und wird deshalb mit Gleichung 3.14 berechnet. Das mittlere Gefälle der relativ beitragenden Flächen im Einzugsgebiet der Gürbe bis zum Pegel Belp beträgt demnach 11.04GRAD. 6.2.4 Gebietsniederschlag (GN) Da der Gebietsniederschlag ebenfalls eine metrisch skalierte Größe ist, wird auch hier die Gleichung 3.14 herangezogen. Als Datengrundlage werden hier die mit INTERCON interpolierten Isohyeten eingesetzt. Ebenfalls auf der Basis des relativen Flächenbeitrages wird der Gebietsniederschlag bestimmt und ergibt im Mittel 1338 mm pro Jahr. 6.2.5 Öd– und Weidelandanteil (OE bzw. WE) Da die Berechnung von Ödland- und Weidelandanteil prinzipiell gleich ist, soll die Beschreibung der Ableitung dieser Gebietskenngrößen gemeinsam erfolgen. Die Datengrundlage für diese Größen ist die Arealstatistik 1979/85. Sie kann direkt verwendet werden, da es sich dabei schon um ein Raster handelt. In der Arealstatistik sind Ödlandflächen mit dem Attributwert 1 und Weidelandflächen mit dem Attributwert 5 kodiert. Da es sich bei beiden Attributen um nominal skalierte Größen handelt, müssen aus der Arealstatistik zwei binäre Raster erzeugt werden. Ein Raster, das Ödlandflächen und ein Raster, das Weidelandflächen enthält. Dazu wird das Raster der Arealstatistik in der Form mit dem IDRISI–Befehl RECLASS so klassifiziert, daß alle Ödlandraster bzw. Weidelandraster den Wert 1 und der restliche Raum den Wert 0 erhalten. Mit Gleichung 3.12 können die beiden Gebietskenngrößen berechnet werden. So ergibt die Berechnung einen Ödlandanteil von 2,38% und einen Weidelandanteil von 14,13%. 6.3. BERECHNUNG DER SELTENEN HOCHWASSER 6.3 123 Berechnung der seltenen Hochwasser Zur Berechnung der seltenen Hochwasser am Pegel Belp werden schließlich die oben abgeleiteten und in Tabelle 6.1 dargestellten Einzugsgebietskenngrößen in das beschriebene Modell eingesetzt. Dazu müssen die sieben in Kapitel 6 hergeleiteten Diskriminanzfunktionen berechnet werden. Über das Bayes–Theorem kann dann die Klassifikationswahrscheinlichkeit bestimmt werden. Die Klassifikationswahrscheinlichkeiten fließen schließlich als Gewichtungsfaktoren in das Abschätzmodell ein. Tabelle 6.1: Vom Modell verlangte Einzugsgebietskenngrößen für das Einzugsgebiet der Gürbe bis zum Pegel Belp Kenngröße Elongationsfaktor Versiegelungsgrad mittleres Gefälle Gebietsniederschlag Ödlandanteil Weidelandanteil relative beitragende Fläche Wert Einheit 0.067 3.05 % 11.04 GRAD 1338 mm/Jahr 2.38 % 14.13 % 30.84 km2 Um die Berechnung zu automatisieren, ist das FORTRAN–Programm HQ.FOR entwickelt worden (siehe Anhang A.1). Das Programm erwartet neben der interaktiven Eingabe der Gebietskenngrößen die Matrix der Diskriminanzfunktionszentroiden, die in Tabelle 5.13 dargestellt sind. Ausgegeben werden schließlich die Hochwasser einer gewünschten Wiederkehrwahrscheinlichkeit. Das Modell berechnet für das Einzugsgebiet der Gürbe am Pegel Belp einen zu erwartenden 100–jährlichen Spitzenabfluß von 82 m3 /s. Geht man von einem Entscheidungsrisiko von 10% aus, ist dieser Wert um 40% nach oben zu korrigieren (siehe Abschnitt 5.4.4). Das heißt, daß mit einer Sicherheit von 90% ein 100–jährliches Hochwasser der Gürbe am Pegel Belp ≤ 115 m3 /s betragen wird. Kapitel 7 Zusammenfassung Die Zielsetzung dieser Arbeit ist die Erarbeitung einer Anleitung für Praktiker und Entscheidungsträger zur verbesserten Abschätzung von seltenen Hochwassern. Nach einer grundlegenden Einführung in die Wahrscheinlichkeitsstatistik wird aus einem Literaturrückblick eine Strategie zur Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser in der Schweiz entwickelt. Das in dieser Arbeit verwendete Hochwasserdatenmaterial ist von der Landeshydrologie und – geologie zur Verfügung gestellt worden. Es handelt sich dabei um die Jahreshochwasserspitzen von 253 Datenreihen. Zur Auswahl der Daten wurden die folgenden Kriterien angelegt: • Das Hochwasserregime der auszuwählenden Datenreihen muß gering beeinflußt sein. • Die Einzugsgebietsflächen der ausgewählten Einzugsgebiete müssen zwischen 10 und 200 km2 liegen. • Die Einzugsgebiete müssen aus Gründen der Datenkonsistenz ganz in der Schweiz liegen. • Die Einzugsgebiete sollen weitgehend unabhängig sein. Aufgrund dieser Auswahlkriterien werden 88 schweizerische Einzugsgebiete ausgesucht, deren Datenreihen eine mittlere Meßdauer von 27 Jahren aufweisen. Diese Gebiete bilden die Grundlage für alle weiteren Untersuchungen. Zuerst kann gezeigt werden, daß eine räumliche Gruppierung — Regionalisierung — der Hochwasserregimes der Untersuchungsgebiete nicht möglich ist. Deshalb werden in der Arbeit zwei grundsätzliche Wege zur Modellierung der räumlichen Variabilität seltener Hochwasser in der Schweiz verfolgt. 1. Ableitung von Übertragungsfunktionen, die mittels regressionsanalytischen Methoden geschätzt werden. 2. Klassifikation der Einzugsgebiete. Grundsätzlich ist für beide Ansätze die Kenntnis von Einzugsgebietskenngrößen unerläßlich. Deshalb wird der Prozeß Hochwasser in Teilprozesse gegliedert, deren Einfluß auf die Höhe der Hochwasserspitzen durch Gebietskenngrößen substituiert wird. Um eine möglichst prozeßnahe Kenngrößenableitung zu ermöglichen, werden Geographische Informationssysteme eingesetzt. In der Arbeit wird ein Raumbewertungskonzept — der relative Flächenbeitrag — entwickelt, der 124 125 eine optimierte Ableitung räumlich verteilter Einzugsgebietskenngrößen ermöglicht. Bei dem relativen Flächenbeitrag handelt es sich um eine Größe, die den wahrscheinlichen Beitrag eines Raumelementes zu einem Hochwasser repräsentiert, der von ihrer Distanz zum Gewässernetz und den Reliefverhältnissen zwischen Zelle und Gewässernetz abhängt. Auf diesem Wege läßt sich die räumliche Verteilung der Einzugsgebietskenngrößen in den jeweiligen Einzugsgebieten und damit auch deren Hochwasserrelevanz besser erfassen. Insgesamt werden 18 Charakteristika abgeleitet. In einem ersten Schritt werden über multiple Regressionsanalysen verschiedene Übertragungsfunktionen ermittelt. Als unabhängige Größen gehen die 18 Einzugsgebietskenngrößen in die Regressionsanalyse ein. Als Zielgrößen werden die mittleren Jahreshochwasserspitzen und die 100–jährlichen Jahreshochwasserspitzen verwendet. Die mittleren Jahreshochwasser lassen sich mit diesem Verfahren mit einem multiplen Bestimmtheitsmaß von 84% abschätzen. Mit zunehmender Jährlichkeit der Jahreshochwasser wird die Abschätzung immer schlechter. Für 100–jährliche Hochwasser kann nur noch ein Bestimmtheitsmaß von 67% erreicht werden. Verschiedene Ursachen sind für dieses Ergebnis verantwortlich. Die zur Ableitung der Gebietskenngrößen verwendbaren Grundlagendaten sind zu wenig differenziert für hydrologische Fragestellungen. Z.B. umfaßt die Kategorie Ödland der Arealstatistik sowohl Gletscherflächen als auch Felsflächen. Es ist aber anzunehmen, daß diese beiden Typen grundsätzlich anderen Einfluß auf die Hochwasserhydrologie in einem Einzugsgebiet haben. Der Maßstab einzelner Grundlagendaten ist nur sehr kleinmaßstäbig, wie dies bei der Bodeneignungskarte der Schweiz im Maßstab 1 : 200 000 der Fall ist. Dadurch erfolgt eine sehr starke Generalisierung der Bodenverhältnisse in einem Einzugsgebiet. Außerdem ist die Bodeneignungskarte nicht nach hydrologischen Gesichtspunkten entstanden, sondern sie ist für die Agrarwirtschaft entwickelt worden. Schließlich scheinen seltene Hochwasser von Gebietskenngrößen gesteuert zu werden, die mit dem Grundlagendatenmaterial nicht erfaßt werden können. In einem zweiten Schritt wird deshalb eine Klassifikation der 88 Untersuchungsgebiete angestrebt. Zuerst wird über eine Clusteranalyse versucht, die Untersuchungsgebiete hinsichtlich ihrer Gebietskenngrößenausstattung zu klassifizieren. Die räumliche Verteilung der Klassen, die sich aus der Clusteranalyse ergeben, zeigt eine deutliche geographische Abhängigkeit. Da aber eine Regionalisierung der Untersuchungsgebiete und damit der seltenen Hochwasser nicht möglich ist, scheidet dieser Ansatz aus. Aus diesem Grunde wird die Klassifikation in einem zwei–dimensionalen Datenraum durchgeführt, der von den statistischen Parametern Mittelwert und Standardabweichung der 88 Datenreihen aufgespannt wird. Auf der Grundlage des Kolmogorov–Smirnov–Tests wird ein Klassifikationsverfahren entwickelt, das die Klassifikation der 88 Untersuchungsgebiete in dem zwei– dimensionalen Datenraum ermöglicht. Es werden zwölf statistisch homogene Hochwasserklassen gebildet. Um später Untersuchungsgebiete ohne Kenntnis der statistischen Parameter der Hochwasserabflüsse den Klassen zuzuordnen, können auf der Basis einer Diskriminanzanalyse über Einzugsgebietskenngrößen sieben Diskriminanzfunktionen berechnet werden, die eine Klassenzuordnung ermöglichen. Das eigentliche Hochwasserabschätzmodell basiert schließlich auf dem Ansatz der Fuzzy Logic. Es werden mit dem Bayes Theorem Klassifikationswahrscheinlichkeiten berechnet, die als Fuzzy Variablen in das Abschätzmodell einfließen. Schließlich wird ein Entscheidungsrisiko formuliert, das es dem Entscheidungsträger und Praktiker ermöglicht, eine Wahrscheinlichkeitsaussage zu dem Modellergebnis zu treffen. Im abschließenden Kapitel wird in Form einer Anleitung die Herleitung der Einzugsgebietskenngrößen, der Einsatz des Modells und die Risikobewertung am Beispiel des Einzugsgebietes der Gürbe beschrieben. Literaturverzeichnis ACREMAN , M. 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Anhang A Daten der Untersuchungsgebiete Nr.: 378 448 453 528 551 618 620 643 650 667 695 703 712 716 720 722 735 740 749 750 751 753 755 765 766 767 769 778 789 MX SX HQ100 in m3 /s in m3 /s in m3 /s Inn – St.Moritz–Bad 30.59 10.98 65 Thur – Alt St.Johann, Horb 35.45 17.01 89 Meienreuss – Husen 36.97 26.50 120 Murg – Wängi 29.79 12.54 69 Piumogna – Dalpe 21.63 8.87 49 Brenno – Campra 26.65 16.31 78 Göschener Reuss – Abfrutt 49.61 13.68 93 Alp – Trachslau, Rüti 42.35 13.60 85 Gürbe – Belp, Stockmatt 31.20 9.74 62 Venoge – Eclépens 28.88 10.09 61 Schächen – Bürglen 31.87 17.05 85 Emme – Eggiwil, Bächleren 96.34 37.05 213 Somvixer Rhein – Alp Sutglatschér 28.66 10.31 61 Weisse Lütschine – Zweilütschinen 62.41 16.11 113 Grande Eau – Aigle 40.86 20.93 107 Somvixer Rhein – Acla Mulin 99.20 40.22 225 Simme – Oberried/Lenk 15.82 5.62 33 Hinterrhein – Hinterrhein 67.83 31.61 167 Maggia – Bignasco 324.97 173.89 870 Allenbach – Adelboden 21.01 12.94 62 Gornernbach – Kiental 14.34 5.26 31 Kander – Gasterntal, Staldi 15.46 2.63 24 Engstligenbach – Engstligenalp 7.43 1.05 11 Krummbach – Klusmatten 10.59 5.12 27 Trübbach – Räzliberg 7.32 2.53 15 Zwischbergenbach – Im Fah 13.02 10.04 45 Calancasca – Buseno 165.69 94.16 461 Rosegbach – Pontresina 29.51 19.01 89 Biberenkanal – Kerzers 8.35 4.48 22 Fortsetzung auf der nächsten Seite Station 133 134 ANHANG A. DATEN DER UNTERSUCHUNGSGEBIETE Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr.: Station 792 793 795 799 803 820 821 822 824 826 827 829 831 833 834 838 843 844 848 852 862 863 879 881 882 886 888 889 890 898 911 916 922 926 932 946 1035 1054 1056 2008 2011 2014 2018 2026 MX SX HQ100 in m3 /s in m3 /s in m3 /s Rhone (Rotten) – Gletsch 19.19 3.26 29 Lonza – Blatten 37.22 12.38 76 Drance de Ferret – Branche d’en Haut 25.64 6.87 47 Grosstalbach – Isenthal 16.95 9.82 48 Witenwasserenreuss – Realp 25.57 13.29 67 Taschinasbach – Seewis 28.52 15.46 77 Alpbach – Erstfeld, Bodenberg 21.27 11.12 56 Minster – Euthal, Rüti 87.78 38.23 208 Grossbach – Gross 17.41 24.04 93 Ova dal Fuorn – Zernez, Punt la Drossa 7.83 2.90 17 Glatt – Herisau, Zellersmühle 21.88 18.62 80 Suze – Sonceboz 29.18 8.60 56 Steinach – Steinach 31.35 19.55 93 Aach – Salmsach, Hungerbühl 20.37 9.27 49 Urnäsch – Hundwil, Äschentobel 64.52 25.18 144 Ova da Cluozza – Zernez 7.30 2.77 16 Cassarate – Pregassona 39.77 15.95 90 Ferrerabach – Trun 6.97 5.36 24 Dischmabach – Davos, Kriegsmatte 11.45 3.44 22 Thur – Stein, Iltishag 56.52 19.00 116 Saltina – Brig 22.17 11.18 57 Langeten – Huttwil, Häberenbad 19.55 13.12 61 Riale di Calneggia – Cavergno, Pontit 41.52 25.73 122 Simmi – Gams, Gigenlochsteg 12.11 9.62 42 Steinenbach – Kaltbrunn, Steinenbrugg 28.63 7.54 52 Sitter – Appenzell 87.21 27.74 174 Langeten – Lotzwil 27.31 20.52 92 Moesa – Mesocco, Curina 52.34 26.82 136 Poschiavino – La Rösa 6.34 2.96 16 Mentue – Yvonand, La Mauguettaz 29.33 10.56 62 Necker – Mogelsberg, Aachsäge 92.77 47.65 242 Taschinasbach – Grüsch, Wasserf. Lietha 37.84 13.31 80 Chamuerabach – La Punt–Chamues–ch 14.53 5.16 31 Mentue – Dommartin 5.35 1.32 9 Sionge – Vuippens, Château 29.88 9.43 59 Dünnern – Olten, Hammermühle 60.46 30.47 156 Engelberger Aa – Engelberg 41.27 9.81 72 Baye de Montreux – Montreux 8.50 4.67 23 Bavona – Bignasco 94.35 37.42 212 Sisslen – Eiken 21.54 7.62 45 Suhre – Reitnau 16.07 9.67 46 Uerke – Holziken 5.86 1.34 10 Wyna – Unterkulm 21.11 7.60 45 Bünz – Othmarsingen 21.11 7.16 44 Fortsetzung auf der nächsten Seite 135 Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr.: Station 2102 2201 2203 2301 2304 2305 2307 2309 2310 2313 2701 2704 2901 2903 2908 La Birse – Court Kander – Kandersteg Fildrich – Riedli Buuserbach – Maisprach Ergolz – Ormalingen Eibach – Gelterkinden Diegterbach – Sissach Vordere Frenke – Waldenburg Vordere Frenke – Bubendorf, Talhus Violenbach – Augst Lüssel – Breitenbach Augstbach – Balsthal Calcaccia – Airolo Traversagna – Arbedo Vedeggio – Isone MX in m3 /s 19.88 32.23 14.19 2.50 9.10 12.92 12.05 2.27 12.29 2.95 17.47 23.83 7.42 6.60 15.87 SX in m3 /s 8.70 5.40 6.30 1.27 3.32 9.05 5.83 0.70 5.37 0.85 6.48 21.12 5.51 4.90 6.98 HQ100 in m3 /s 47 49 34 6 20 41 30 4 29 6 38 90 25 22 38 ANHANG A. DATEN DER UNTERSUCHUNGSGEBIETE 136 Nr.: 378 448 453 528 551 618 620 643 650 667 695 703 712 716 720 722 735 740 749 750 751 753 755 765 766 767 769 778 789 792 793 795 799 803 820 821 822 824 826 827 829 831 relativ beitr. Fläche 46.52 13.01 24.95 25.11 6.81 11.74 24.98 19.02 30.84 16.89 30.15 53.97 9.71 48.12 55.87 34.22 8.37 22.71 76.61 13.75 9.16 8.00 4.10 6.60 2.63 6.82 52.08 12.95 6.41 4.74 17.60 21.13 14.77 11.27 21.17 4.11 34.87 5.76 17.05 7.11 15.74 7.29 Fläche km2 155.00 59.00 67.60 78.90 20.10 35.00 89.60 31.40 124.00 142.00 95.10 102.00 22.60 164.00 0.00 77.30 35.70 53.70 194.00 28.80 25.60 40.70 14.40 19.80 19.50 17.30 120.00 66.50 50.10 38.90 77.80 66.80 43.90 30.70 47.70 20.60 59.20 10.60 55.30 16.20 195.00 24.20 mittlere Höhe m 2394.51 1441.13 2235.28 649.74 2070.22 2071.01 2415.88 1241.61 841.74 875.59 1783.81 1315.96 2422.96 2148.04 1537.81 2217.69 2329.39 2379.87 1855.11 1876.34 2237.51 2604.16 2298.47 2275.82 2539.78 2562.69 1951.79 2702.49 532.91 2717.71 2634.09 2350.78 1828.53 2415.36 1918.77 2227.60 1340.16 1228.31 2346.55 829.79 1036.29 706.52 Ödland- Wald- Weide- Kulturlandanteil anteil anteil anteil % % % % 22.46 11.84 52.74 10.33 11.13 15.84 36.28 32.59 49.40 3.09 42.55 4.42 0.67 43.35 0.29 48.80 44.68 16.26 38.57 0.00 21.84 8.76 65.90 2.99 73.28 4.15 18.89 0.96 10.18 47.87 22.25 19.10 2.38 36.76 14.13 39.68 5.80 39.44 0.60 50.52 24.34 17.64 24.78 30.47 8.61 31.89 45.87 13.30 62.12 0.32 37.57 0.00 29.74 17.80 40.73 8.64 7.88 35.76 33.11 19.77 49.67 12.67 36.30 1.06 48.87 12.54 37.61 0.48 53.18 6.05 38.18 2.03 28.02 22.31 41.81 5.61 14.34 17.44 61.47 5.86 30.82 3.91 64.67 0.00 57.52 6.03 32.10 3.92 38.29 0.00 61.75 0.00 9.07 0.00 90.69 0.00 69.91 1.53 27.67 0.00 35.39 0.00 64.46 0.00 22.78 35.62 32.07 8.05 46.08 10.95 42.64 0.25 0.00 16.67 0.00 76.27 59.38 0.00 39.83 0.00 51.78 7.15 36.83 3.10 35.24 8.83 50.67 4.60 26.23 27.70 38.27 7.01 19.08 0.00 78.45 2.15 9.48 23.79 64.84 1.72 72.42 2.04 21.42 3.52 4.05 33.72 43.05 18.37 7.19 57.15 22.03 13.05 17.87 30.15 50.30 1.66 0.00 26.31 0.00 51.58 1.88 30.16 24.48 35.84 0.33 41.69 0.00 29.78 Fortsetzung auf der nächsten Seite 137 Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr.: relativ beitr. Fläche mittlere Fläche Höhe km2 m 833 8.21 48.50 478.63 834 33.66 64.50 1086.00 838 7.36 26.90 2379.50 843 45.69 73.90 974.15 844 2.54 12.50 2515.43 848 14.34 43.30 2365.06 852 20.75 84.00 1445.57 862 29.27 77.70 1982.70 863 17.06 59.90 757.82 879 7.76 24.00 2002.62 881 8.08 23.20 1437.38 882 10.82 19.10 1101.92 886 34.77 74.20 1304.31 888 30.81 115.00 708.54 889 20.63 47.00 2200.37 890 3.58 14.10 2292.38 898 23.44 105.00 657.07 911 45.36 88.20 951.82 916 30.26 63.00 1798.43 922 28.05 73.30 2548.01 926 3.39 12.50 828.12 932 13.11 45.30 864.48 946 54.90 196.00 704.14 1035 24.82 85.40 1964.91 1054 7.81 13.80 1220.17 1056 50.09 122.00 1954.50 2008 30.53 124.00 529.85 2011 20.45 135.00 589.17 2014 6.13 27.00 574.57 2018 21.66 92.00 642.83 2026 21.01 111.00 525.78 2102 12.06 91.00 930.99 2201 33.91 143.30 2335.30 2203 21.77 81.20 1708.75 2301 2.44 11.50 528.65 2304 6.46 29.90 580.26 2305 6.35 27.10 629.23 2307 8.14 32.20 615.71 2309 4.37 12.60 823.92 2310 13.71 45.60 645.28 2313 3.53 16.90 401.58 2701 16.29 44.50 721.14 2704 19.59 64.00 809.85 Ödland- Wald- Weide- Kulturlandanteil anteil anteil anteil % % % % 1.11 23.22 0.00 63.09 1.52 39.74 23.66 33.02 27.55 36.28 36.23 0.00 0.56 50.11 21.42 22.67 66.77 2.71 29.85 0.79 22.13 2.60 69.43 5.62 9.18 25.14 37.15 25.80 18.57 28.91 45.70 4.89 0.07 26.51 0.00 63.36 52.14 6.80 40.92 0.00 4.04 48.04 10.98 36.68 0.66 56.47 32.66 9.87 5.00 32.37 40.00 21.35 0.05 22.13 0.00 67.96 22.28 13.08 59.81 2.24 4.00 4.58 75.49 15.87 0.21 57.43 0.08 40.87 0.36 43.06 7.48 47.11 7.69 32.73 52.49 6.79 24.63 6.97 68.39 0.00 0.37 79.49 0.45 18.88 0.60 32.78 21.11 42.76 0.50 38.85 14.67 37.37 31.68 12.18 51.54 3.94 0.41 55.00 28.70 15.08 53.87 16.23 27.41 1.77 0.02 28.31 0.07 59.33 0.04 16.77 0.00 71.43 0.00 41.07 0.00 50.72 0.00 20.99 0.00 54.71 0.09 20.89 0.00 58.51 0.47 26.11 19.40 44.51 43.24 12.53 36.29 4.42 6.62 28.82 53.09 11.33 0.00 21.25 1.11 69.75 0.00 30.58 0.28 62.31 0.69 40.59 3.53 48.90 0.09 30.83 4.89 56.21 0.00 48.95 18.70 27.32 0.16 38.75 9.35 43.67 0.00 24.05 0.00 65.47 0.16 45.54 16.55 33.83 0.46 32.49 23.01 37.40 Fortsetzung auf der nächsten Seite 138 ANHANG A. DATEN DER UNTERSUCHUNGSGEBIETE Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr.: relativ beitr. Fläche mittlere Fläche Höhe km2 m 2901 3.52 11.10 1929.24 2903 9.94 16.10 1283.96 2908 11.39 20.30 1405.45 Ödlandanteil % 15.07 5.11 5.14 Waldanteil % 20.71 80.54 40.33 Weideanteil % 52.08 12.47 46.17 Kulturlandanteil % 11.68 1.22 7.68 139 Nr.: 378 448 453 528 551 618 620 643 650 667 695 703 712 716 720 722 735 740 749 750 751 753 755 765 766 767 769 778 789 792 793 795 799 803 820 821 822 824 826 827 829 831 Gebietsniederschlag mm 1737 2287 2575 1385 2747 2352 2762 2203 1338 1411 2474 1899 2038 2407 2007 2038 2135 2552 2587 1874 2331 2475 2101 2033 2268 2406 2636 2004 1115 3170 2601 2536 2422 2812 2197 2638 2373 2192 1392 1593 1589 1444 mittlerer 24h Regen mm/24h 52 57 55 50 65 62 58 50 58 76 56 62 69 65 96 67 92 57 65 84 64 61 76 65 94 76 65 53 48 58 64 111 59 59 75 55 50 50 69 54 57 59 100–jährlicher 24h Regen mm/24h 137 140 102 131 120 114 109 93 107 158 102 123 153 120 205 139 189 110 117 173 115 116 145 125 193 141 133 132 94 113 117 224 118 112 200 100 92 90 148 145 105 118 Gletscher- Topograph. mittleres anteil Faktor Gefälle % GRAD 8.60 33719 18.94 0.00 11384 13.00 22.30 17661 25.47 0.00 45511 6.90 3.70 4632 22.07 0.00 10682 15.57 31.60 14842 24.49 0.00 28155 14.37 0.00 40674 11.04 0.00 38361 3.02 4.20 18780 22.80 0.00 75285 13.49 6.42 11923 16.97 17.55 29564 24.09 0.00 49375 19.42 11.30 29917 21.99 34.62 4477 21.38 17.17 17879 22.10 0.02 48102 24.80 0.00 15516 20.98 14.14 7371 24.96 42.09 5500 27.16 11.00 4901 13.56 2.90 6729 15.54 53.69 1618 19.35 13.40 5980 23.50 2.20 33859 26.22 32.80 7986 21.86 0.00 16847 2.15 56.40 3574 20.73 40.60 11938 21.11 12.30 18081 19.65 9.10 9571 25.30 11.30 10173 20.11 0.00 19345 19.47 25.60 2178 21.59 0.00 48010 14.59 0.00 8487 14.92 0.00 14937 14.72 0.00 10558 7.20 0.00 14221 8.08 0.00 10625 6.16 Fortsetzung auf der nächsten Seite 140 ANHANG A. DATEN DER UNTERSUCHUNGSGEBIETE Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr.: Gebietsmittlerer 100–jährlicher niederschlag 24h Regen 24h Regen mm mm/24h mm/24h 833 1115 52 115 834 2007 55 131 838 1378 77 203 843 2249 63 120 844 2645 55 105 848 1686 71 144 852 2559 57 131 862 1890 74 129 863 1373 59 112 879 2447 55 110 881 2110 59 148 882 2363 54 102 886 2131 59 133 888 1319 58 111 889 2433 57 113 890 2173 59 125 898 1084 54 108 911 1948 53 164 916 2083 76 207 922 1796 60 127 926 1342 61 119 932 1511 49 105 946 1306 56 116 1035 2451 56 105 1054 1745 72 152 1056 2490 56 116 2008 1197 48 93 2011 1256 63 128 2014 1295 55 131 2018 1289 63 140 2026 1233 56 113 2102 1539 62 106 2201 2216 63 125 2203 1935 65 139 2301 1223 50 100 2304 1197 53 107 2305 1175 58 121 2307 1227 59 138 2309 1424 57 128 2310 1174 58 131 2313 1046 48 100 2701 1363 54 105 2704 1356 56 113 Gletscher- Topograph. mittleres anteil Faktor Gefälle % GRAD 0.00 30286 1.55 0.00 47604 13.36 0.00 5243 22.07 0.00 49657 18.94 18.30 1260 29.89 2.60 11786 18.97 0.00 184476 14.37 0.00 22785 21.07 0.00 29312 5.95 0.00 4306 29.33 0.00 11827 12.61 0.00 15136 15.91 0.08 45336 15.15 0.00 55247 5.38 3.00 23463 15.49 0.00 3699 13.50 0.00 48435 4.41 0.00 63171 11.60 0.00 27223 20.56 1.30 21591 20.38 0.00 10150 3.32 0.00 23950 7.23 0.00 56651 9.52 11.40 14849 25.70 0.00 8505 21.63 0.00 30598 28.46 0.00 37558 6.85 0.00 44062 3.59 0.00 10946 5.92 0.00 32973 4.66 0.00 37369 3.87 0.00 15855 5.70 24.00 18022 24.64 0.00 15374 17.25 0.00 3161 6.46 0.00 6675 7.19 0.00 7814 7.81 0.00 8680 8.80 0.00 4469 13.19 0.00 14969 9.91 0.00 6799 4.05 0.00 15211 13.03 0.00 19843 10.55 Fortsetzung auf der nächsten Seite 141 Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr.: Gebietsmittlerer 100–jährlicher niederschlag 24h Regen 24h Regen mm mm/24h mm/24h 2901 2362 64 115 2903 2364 64 129 2908 2440 77 164 Gletscheranteil % 0.00 0.00 0.00 Topograph. Faktor 3143 9651 10173 mittleres Gefälle GRAD 18.70 26.87 22.09 ANHANG A. DATEN DER UNTERSUCHUNGSGEBIETE 142 Nr.: gg 378 448 453 528 551 618 620 643 650 667 695 703 712 716 720 722 735 740 749 750 751 753 755 765 766 767 769 778 789 792 793 795 799 803 820 821 822 824 826 827 829 Elongationsfaktor 0.0700 0.1550 0.0740 0.0640 0.1720 0.1150 0.1040 0.0450 0.0670 0.1480 0.0890 0.0310 0.0790 0.0710 0.0430 0.0790 0.2820 0.0700 0.0470 0.0610 0.1110 0.2350 0.1790 0.1370 0.5320 0.1150 0.0500 0.1760 0.2360 0.3090 0.1310 0.0810 0.1100 0.1000 0.0660 0.3670 0.0360 0.0810 0.1080 0.1230 0.2290 Reliefenergie Felsanteil Bodentiefe Permeabilität m 1678.00 1564.00 2206.00 555.00 1839.00 1772.00 2460.00 899.00 1581.00 1227.00 2639.00 1430.00 1778.00 3455.00 2700.00 2008.00 2333.00 1807.00 2612.00 1452.00 2312.00 2333.00 1322.00 1438.00 1859.00 2043.00 2382.00 2225.00 214.00 1838.00 2250.00 2470.00 2113.00 1519.00 1811.00 2098.00 1386.00 677.00 1417.00 371.00 942.00 % 21.05 2.13 34.78 0.00 39.24 6.01 58.81 0.79 0.00 0.00 12.28 1.80 33.55 28.07 6.44 23.36 53.68 32.26 15.46 17.99 37.94 59.26 32.81 9.42 77.11 39.81 20.67 43.03 0.00 29.92 51.30 30.78 14.32 18.81 8.56 58.25 0.84 0.00 31.63 0.00 0.00 cm 34.37 39.42 26.90 81.23 42.78 32.91 21.22 48.53 67.70 77.43 38.06 46.84 28.27 29.26 39.50 26.59 24.75 31.73 24.39 35.11 24.16 15.72 34.07 39.13 28.86 31.19 24.03 28.27 90.82 29.52 27.35 29.96 26.65 27.95 38.61 27.27 41.17 49.55 40.75 91.88 73.05 cm/h 0.032150 0.003111 0.041378 0.002680 0.023948 0.017591 0.047804 0.000118 0.001215 0.011869 0.001844 0.000983 0.014621 0.010432 0.002475 0.036328 0.004144 0.038048 0.046580 0.002054 0.004543 0.022329 0.002621 0.021589 0.002477 0.029860 0.046897 0.043895 0.000560 0.032870 0.036765 0.014794 0.004497 0.039738 0.001501 0.050000 0.001940 0.000103 0.004074 0.000509 0.004307 SpeiVersieSee- Meßcherka- gelungs- anteil dauer pazität grad mm % % Jahre 24.22 0.09 6.50 83 33.60 0.00 0.00 18 20.10 0.00 0.00 33 65.80 7.46 0.00 54 33.82 0.00 0.13 13 27.27 0.00 0.00 11 18.92 0.00 1.23 14 47.51 0.00 0.00 26 64.21 3.05 0.21 67 66.38 6.26 0.00 12 33.07 0.00 0.00 55 46.45 0.00 0.00 44 25.40 0.00 0.00 43 22.14 2.02 0.00 57 37.17 5.54 0.00 18 22.13 0.00 0.00 25 16.11 0.00 0.00 41 22.72 0.00 0.00 45 15.65 0.09 2.02 33 35.20 0.00 0.00 40 13.76 0.00 0.00 33 8.16 0.00 0.00 33 27.26 0.00 0.00 16 32.81 0.00 0.00 38 22.49 0.00 0.00 38 20.93 0.00 0.00 28 13.29 0.00 0.00 36 19.92 0.08 0.00 35 79.28 9.26 0.00 34 17.75 0.00 0.00 34 20.37 0.00 0.00 34 20.17 0.00 0.00 19 21.37 0.00 0.00 33 22.91 0.00 0.00 30 34.04 0.00 0.00 12 13.62 0.00 0.00 30 40.74 0.00 0.00 29 46.23 0.00 0.00 11 28.01 0.00 0.00 30 97.56 31.93 0.00 28 49.93 8.46 0.00 29 Fortsetzung auf der nächsten Seite 143 Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr.: ElonRelief- Fels- Bodengations- energie anteil tiefe faktor m % cm 831 0.1530 674.00 0.00 87.18 833 0.1650 167.00 0.00 92.09 834 0.0390 1345.00 0.13 68.91 838 0.1700 1546.00 32.86 20.00 843 0.0340 1822.00 0.00 33.74 844 0.4030 2009.00 67.70 20.00 848 0.1050 1466.00 20.24 27.32 852 0.2640 1588.00 1.63 40.42 862 0.0680 2692.00 15.07 33.43 863 0.0900 435.00 0.00 92.81 879 0.1680 2121.00 28.03 29.12 881 0.0820 1229.00 0.11 43.41 882 0.0610 1291.00 0.00 57.45 886 0.0410 1721.00 1.80 46.61 888 0.1590 533.00 0.00 92.01 889 0.0630 1727.00 19.03 37.18 890 0.2260 1147.00 1.18 32.68 898 0.1060 479.00 0.00 89.42 911 0.0360 924.00 0.00 76.38 916 0.1740 2161.00 5.99 40.04 922 0.0720 1541.00 26.63 25.19 926 0.1770 222.00 0.00 96.44 932 0.0910 743.00 0.00 70.81 946 0.1160 907.00 0.00 59.28 1035 0.0970 2175.00 27.61 32.56 1054 0.0780 1294.00 0.00 24.22 1056 0.0620 2812.00 25.75 26.16 2008 0.0950 551.00 0.00 87.08 2011 0.1200 378.00 0.00 94.00 2014 0.1670 307.00 0.00 92.00 2018 0.1090 412.00 0.00 96.71 2026 0.1170 485.00 0.00 99.48 2102 0.2110 671.00 0.00 79.10 2201 0.1400 2673.00 44.73 29.93 2203 0.1110 1636.00 4.41 39.85 2301 0.3700 386.00 0.00 84.81 2304 0.2560 552.00 0.00 82.66 2305 0.2060 588.00 0.00 65.17 2307 0.1860 704.00 0.00 76.58 2309 0.1810 630.00 0.00 55.38 2310 0.1800 798.00 0.00 69.61 2313 0.2670 348.00 0.00 102.48 Permeabilität cm/h 0.000748 0.000392 0.000590 0.005091 0.037724 0.050000 0.038568 0.003155 0.027112 0.002078 0.044950 0.000429 0.000465 0.003026 0.002552 0.015063 0.041478 0.000500 0.000412 0.001430 0.028483 0.000500 0.000552 0.007040 0.014227 0.004560 0.047217 0.001552 0.001631 0.003893 0.003429 0.003560 0.003501 0.015701 0.001948 0.000774 0.000808 0.001794 0.001294 0.003307 0.002074 0.001409 Speicher- VersiegeSee- Meßkapazilungs- anteil dauer tät grad mm % % Jahre 81.57 51.94 0.00 28 94.42 16.50 0.00 28 69.43 0.00 0.00 28 15.96 0.00 0.00 28 28.78 3.45 0.00 23 22.50 0.00 0.00 27 19.14 0.00 0.00 26 32.74 0.00 0.00 26 27.02 2.17 0.00 24 71.39 1.53 0.00 24 13.94 0.00 0.06 23 46.29 0.00 0.00 13 53.16 0.00 0.00 22 42.73 0.00 0.00 21 71.50 4.98 0.00 21 34.48 0.00 0.74 20 21.84 0.00 0.00 20 65.72 0.00 0.00 19 78.35 0.00 0.00 18 35.15 0.00 0.00 18 19.25 0.00 0.00 17 72.16 0.00 0.00 15 69.03 6.79 0.00 14 48.52 7.81 0.00 12 26.68 0.32 0.01 35 24.92 0.00 0.00 41 13.06 0.88 1.02 46 62.03 8.48 0.00 18 74.98 12.15 14.31 10 68.12 0.00 0.00 10 79.64 34.72 0.00 23 83.05 31.09 0.00 20 58.63 9.60 0.00 15 19.24 3.19 1.11 72 36.22 0.00 0.00 35 60.52 0.00 0.00 11 60.86 7.74 0.00 11 47.55 1.35 0.00 11 58.72 4.54 0.00 11 42.69 0.00 0.00 10 53.63 0.00 0.00 11 81.63 2.93 0.00 10 Fortsetzung auf der nächsten Seite 144 ANHANG A. DATEN DER UNTERSUCHUNGSGEBIETE Fortsetzung der vorhergehenden Seite Nr.: ElonRelief- Fels- Bodengations- energie anteil tiefe faktor m % cm 2701 0.1030 796.00 0.00 54.23 2704 0.0980 755.00 0.00 56.67 2901 0.2070 1593.00 7.19 49.75 2903 0.0660 1932.00 0.00 25.20 2908 0.0790 1410.00 1.81 26.52 Permeabilität cm/h 0.004795 0.004832 0.012882 0.050000 0.044394 Speicherkapazität mm 44.59 45.65 36.66 18.10 22.69 Versiegelungsgrad % 7.46 1.44 0.00 0.00 0.00 Seeanteil Meßdauer % 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 Jahre 10 10 24 22 27 A.1. PROGRAMM ZUR BERECHNUNG VON SELTENEN HOCHWASSERN A.1 145 Programm zur Berechnung von seltenen Hochwassern ******************************************************************* * * * Programm zur Berechnung von seltenen Hochwassern auf der Basis * * von Einzugsgebieteskenngroessen und einer Klassifikation * * der Einzugsgebiete * * * Eingabe: Einzugegebietskenngroessen (INTERAKTIV) * * * * Horst Duester, Bern 5.12.1993 * * * * ******************************************************************* PROGRAM HQPROG REAL MY(12,7), Y(7), D(12), P(12), MS, PG(12), FN,MX(12),SX(12) REAL HQ, HQUK, PARAM(8),KT, T INTEGER RISK DATA MX/.5,.72,.88,1.03,1.15,1.45,1.58,2.16,2.30,2.96,3.59,5.26/ DATA SX/.17,.30,.43,.29,.57,.49,.78,.73,1.38,1.23,2.42,3.01/ DATA P/.03488,.06977,.10465,.06977,.09302,.05814,.17442,.15116, . .09302,.08140,.04651,.02326/ DATA ((MY(I,J), J=1,7), I=1,12) / -1.28816, .98993, . -1.52791, .22571, .39682, -.12683, .22084, . -1.13491, .68155, -.64079, .43887, .47382, . .21492, -.03508, -.20997, 1.27249, .35541, . -.58499, -.28788, -.17978, .08291, -.44848, . .37301, .48722, .02832, .50409, -.28395, . -.02365, -.79500, .51575, .29728, -.54557, . .00631, .25054, -.21313, -.47514, .07804, . .26305, -.11726, -.23477, .35758, .26550, . -.31380, -.07376, -.33643, .24161, -.27551, . -.12824, -.07746, -.25931, -1.32875, .65250, . -.00194, .19388, -.00795, .06259, -.06538, . -.94134, -.36185, .40149, -.45605, .03900, . -.00825, 1.81007, -.95517, -.44979, -.38351, . .22377, -.04755, -.05242, 2.92370, 1.68790, . .98010, 1.14531, .02192, .09331, -.01433, . 4.11297, .28988, -1.35012, -.98605, .13146, . .14755, .07983 / C C ... INTERAKTIVE ABFRAGE DER EINZUGSGEBIETSKENNGROESSEN C PRINT*,’ELONGATIONSFAKTOR:’ READ*,PARAM(1) PRINT*,’VERGLETSCHERUNGSGRAD:’ READ*,PARAM(2) PRINT*,’GEBIETSNIEDERSCHLAG:’ READ*,PARAM(3) PRINT*,’MITTLERES GEFAELLE:’ READ*,PARAM(4) PRINT*,’OEDLANDANTEIL:’ READ*,PARAM(5) PRINT*,’VERSIEGELUNGSGRAD:’ READ*,PARAM(6) PRINT*,’WEIDELANDANTEIL:’ READ*,PARAM(7) PRINT*,’RELATIV BEITRAGENDE FLAECHE:’ 146 ANHANG A. DATEN DER UNTERSUCHUNGSGEBIETE READ*,PARAM(8) PRINT*,’JAEHRLICHKEIT:’ READ*,T PRINT*,’ENTSCHEIDUNGSRISIKO IN %’ READ*,RISK C C ... BERECHNEN DES ENTSCHEIDUNGSRISIKOS C E=(100-FLOAT(RISK))/100 C C ... BERECHNEN DES KT FUER DIE EXTREMALVERTEILUNG TYP I C KT=-1*SQRT(6.)/3.1415*(0.5772+LOG(LOG(T/(T-1))) 5 CONTINUE C C ... INITIALISIEREN DER DISTANZWERTE AUF 0 C DO 11 I=1,12,1 D(I)=0 11 CONTINUE C C ... BERECHNEN DER SIEBEN DISKRIMINANZFUNKTIONEN IN ABHAENGIGKEIT C DER EINZUGSGEBIETSKENNGROESSEN (GLEICHUNGEN 5.5 -- 5.11) C Y(1)=-5.0460275+8.398976*PARAM(1)-.1109818*PARAM(2)+ . .00214623996*PARAM(3)-.0265904*PARAM(4)+.0684842*PARAM(5)+ . .0833703*PARAM(6)-.0228483*PARAM(7) Y(2)=.9980426+5.3069063*PARAM(1)-.0638062*PARAM(2). .00256100966*PARAM(3)+.2536965*PARAM(4)-.0140148*PARAM(5)+ . .0739506*PARAM(6)-.0123821*PARAM(7) Y(3)=-1.3590671-2.9022240*PARAM(1)+.0895927*PARAM(2)+ . .0015496857*PARAM(3)+.00849777727*PARAM(4). .0550874*PARAM(5)+.0496528*PARAM(6)-.0348759*PARAM(7) Y(4)=-1.446247-1.0236204*PARAM(1)+.0127804*PARAM(2)+ . .000237103275*PARAM(3)-.0331078*PARAM(4). .00991970924*PARAM(5)+.1051385*PARAM(6)+.0458223*PARAM(7) Y(5)=3.0334651-8.6390904*PARAM(1)+.0371423*PARAM(2). .00184491487*PARAM(3)+.0484253*PARAM(4)+ . .0396937*PARAM(5)+.0228171*PARAM(6)-.00259256054*PARAM(7) Y(6)=-2.5766767+0.3547249*PARAM(1)+.0125075*PARAM(2)+ . .000461170499*PARAM(3)+.1706496*PARAM(4). .0442755*PARAM(5)-.0042092*PARAM(6)-.00932139847*PARAM(7) Y(7)=-.5040014+6.7633894*PARAM(1)+.0765318*PARAM(2). .000941606904*PARAM(3)+.0718208*PARAM(4). .033336*PARAM(5)+.00848252204*PARAM(6)+.0140091*PARAM(7) SUMALL=0 C C ... BERECHNEN DER QUADRATISCHEN DISTANZEN IM 7--DIMENSIONALEN RAUM C MIT GLEICHUNG 5.13 C DO 20 I=1,12,1 DO 21 K=1,7,1 D(I)=D(I)+(Y(K)-MY(I,K))**2 21 CONTINUE SUMALL=SUMALL+EXP(-D(I)/2)*P(I) 20 CONTINUE SUMPG=0 C A.1. PROGRAMM ZUR BERECHNUNG VON SELTENEN HOCHWASSERN C ... BERECHNEN DER KLASSIFIKATIONSWAHRSCHEINLICHKEITEN MIT C GLEICHUNG 5.12 C DO 40 I=1,12,1 PG(I)=EXP(-D(I)/2)*P(I)/SUMALL 40 CONTINUE SUMHQ=0 C C ... BERECHNEN DES GEWICHTETEN HQT NACH GLEICHUNG 5.14 C DO 50 I=1,12,1 HQ=(MX(I)+KT*SX(I))*PG(I) SUMHQ=SUMHQ+HQ 50 CONTINUE 100 FORMAT(A5,I3,A31) 101 FORMAT(F6.2,A19) 102 FORMAT(A30,I3,A2,F6.2,A5) C C ... UMRECHNEN DER SPEZIFISCHEN ABFLUESSE AUF GEBIETSABFLUESSE C DURCH MULTIPLIKATION DER SPEZIFISCHEN ABFLUESSE MIT DER C RELATIV BEITRAGENDEN FLAECHE C HQ=SUMHQ*PARAM(8) HQUK=HQ HQ=HQ+HQ/100*HQKORR(E) PRINT*,’ ’ I=NINT(T) WRITE(*,100)’ DAS ’,I,’-JAEHRLICHE HOCHWASSER BETRAEGT’ WRITE(*,101)HQUK,’ M3/S UND BEI EINEM’ WRITE(*,102)’ ENTSCHEIDUNGSRISIKO VON ’,RISK,’ % ’,HQ,’ M3/S’ END C C ... FUNKTION ZUR BERECHNUNG DES ENTSCHEIDUNGSRISIKOS C REAL FUNCTION HQKORR(P) REAL P, W, Z W = SQRT(LOG(1/P**2)) Z = W - (2.515517+0.802853*W+0.010328*W**2)/ . (1+1.432788*W+0.189269*W**2+0.001308*W**3) HQKORR=-(EXP(4.67+Z*0.41)-100) END 147
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