WAS IST FÜR DEN PATIENTEN DAS BESTE? STERBEN MACHT UNS HILFLOS Wertvolle Hinweise und Hilfen zum Erspüren und Finden des für den Patienten bestmöglichen Weges können wir im genauen Beobachten folgender Symptome finden: Essen und Trinken zu geben erscheint uns oft als die letzte Möglichkeit, einem sterbenden Menschen unsere Liebe und Fürsorge zu geben. Aber wir können ihm auch andere Nahrung geben. Wir können: vermehrte Schleimbildung ihn zärtlich berühren, Rasselatmung seine Hand halten, Notwendigkeit des Absaugens ihn mit ätherischen Ölen einreiben, Zunahme der Atemnot beruhigende Musik oder seine Lieblingsmusik Zunahme von Ödemen (Wassereinlagerungen) häufigeres Erbrechen (Körper verwertet Nahrung nicht mehr?) Zunahme der Schmerzen Das Auftreten dieser Symptome sollte immer auch in den Patientenakten dokumentiert werden. spielen, Ernährung und Flüssigkeit am Ende des Lebens Geschichten erzählen oder vorlesen, besondere Momente des Lebens in Erinnerung rufen, ihm sagen, was er uns gegeben hat, womit er uns froh gemacht hat, frische Blumen in den Raum stellen, für eine ruhige und entspannte Atmosphäre sorgen. WEITERE INFORMATIONEN RoMed Kliniken Klinisches Ethikkomitee, Sprecher: Josef Klinger Pettenkoferstraße 10, 83022 Rosenheim Tel +49 (0) 80 31 - 365 37 63 E-Mail [email protected] Herausgeber: RoMed Kliniken, Pettenkoferstraße 10, 83022 Rosenheim www.romed-kliniken.de Stand 10/2014 Bildnachweis Titelseite: © CandyBox Images/fotolia.com, Rückseite: © emmi/fotolia.com Bild Innenseite: © Konstantin Sutyagin/fotolia.com Informationen und Entscheidungshilfen für Patienten, Angehörige und Fachkräfte ERNÄHRUNG UND FLÜSSIGKEIT AM ENDE DES LEBENS Das Anbieten und Aufnehmen von Nahrung und Flüssigkeit hat eine zentrale medizinische, psycho logische aber auch eine soziale, kulturelle und religiöse Bedeutung und begleitet uns durch das ganze Leben. Menschen im Endstadium ihres Lebens oder einer unheilbaren Erkrankung leiden häufig an Appetitlosigkeit und trinken nicht mehr viel. Dies kann ein erstes, natürliches und zu respektierendes Zeichen eines beginnenden Sterbeprozesses sein. Für die Angehörigen, aber auch für das betreuende Team von Ärzten, Pflegekräften und anderen Mit arbeitern ist diese Situation oft schwer zu verstehen und auszuhalten. Denn dadurch wird die Endlichkeit des Lebens und damit der nahe bevorstehende Tod bewusst. Gerne würde man in dieser Situation mit einer künstlichen Ernährung und Flüssigkeitszufuhr helfen. Die Erfahrung der Palliativmedizin zeigt aber, dass dies sich häufig eher belastend als erleichternd auf den sterbenden Menschen auswirkt. Dies gilt auch für Menschen mit Diagnosen wie Demenz, apallischem Syndrom oder schwerem Schlaganfall. Es gibt sicher keine Patentlösung für alle, denn bei jedem Menschen muss einerseits die Diagnose und Prognose genau gestellt werden und andererseits hat jeder Mensch seine eigenen Wünsche und Vorstellungen. Wenn möglich, bestimmt der Patient selbst, ob, wann und wie viel Flüssigkeit und Nahrung er zu sich nehmen möchte. Kann der Betroffene seinen Willen nicht mehr selbst äußern, gelten die Festlegungen seiner Patienten verfügung. Wenn keine Patientenverfügung vorliegt, muss der „mutmaßliche Wille“ des Kranken heraus gefunden werden. Der Bevollmächtigte oder gesetz liche Betreuer hat für die Umsetzung des Patienten willens Sorge zu tragen. Gerade wegen der großen emotionalen Belastung sollte die Entscheidung, ob Flüssigkeit oder künstliche Ernährung verabreicht werden, nicht unter Zeitdruck und ohne Gespräche im Umfeld getroffen werden. Nur wenn diese schwerwiegende Entscheidung von allen Beteiligten getragen wird, kann eine gute Begleitung gelingen. ENTSCHEIDUNGSHILFEN PRO UND CONTRA FLÜSSIGKEITSGABE Eine einmal begonnene Flüssigkeitsgabe kann und darf auch wieder beendet werden; ihre Indikation muss immer wieder überprüft werden. Ein Kranker, der keinen Durst hat oder keine Infusion will, darf diese nicht gegen seinen Willen bekommen (Recht auf Selbstbestimmung). Eine nur minimale Flüssigkeitsgabe verkürzt das Sterben nicht, aber es vergrößert auch nicht das Leiden. WANN IST EINE ERNÄHRUNGS- UND FLÜSSIGKEITST HERAPIE SINNVOLL? Flüssigkeitsgabe verlängert das Sterben nicht, aber Folgende Fragen sollten vor der Entscheidung zu einer Ernährungs- und Flüssigkeitstherapie bedacht werden: Patienten berichten immer wieder, dass das Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten und welcher weitere Verlauf kann erwartet werden? Kann bei diesem Menschen das abnehmende Bedürfnis nach Essen und Trinken als natürlicher Prozess verstanden werden? Kann der Patient seinen Willen noch selbst äußern oder liegt eine Patientenverfügung vor, in welcher er seinen Willen festgelegt hat? Dieser Wille ist bindend und rechtsgültig! Wenn es keine Patientenverfügung gibt, wie lautet der mutmaßliche Wille des Patienten? Wer wünscht die künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr oder deren Beendigung und mit welcher Zielsetzung? Lindert eine Flüssigkeitsgabe Beschwerden oder schafft sie neue Probleme? Ist „etwas tun“ leichter als „nichts“ zu tun? Was ist das Therapieziel der Behandlung? es treten oft mehr Probleme auf (Husten, Atemnot, Erbrechen, Wassereinlagerungen, Notwendigkeit eines Blasenkatheters). Durstgefühl nicht durch die Verabreichung von Infusionen, sondern durch eine gute Mundpflege gelindert wird. Umgekehrt verlangen Menschen, die eine gute Mundpflege erhalten, nur in seltenen Fällen nach Infusionen. Im Sterbeprozess verspüren Menschen häufig keinen Hunger und Durst. Sie stellen das Essen und Trinken ein. Dies ist ein natürlicher Schutz mechanismus unseres Körpers.
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