Naturschutz in Schwerin : Stürmische Zeiten für die Inseln

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Naturschutz in Schwerin : Stürmische Zeiten für die Inseln
vom 27. Juli 2015
Aus der Redaktion der Zeitung für die Landeshauptstadt
Kaninchen- und Ziegelwerder sollen in Zukunft für Boote tabu sein – Wassersportler
sind empört, Stadt lehnt neue Regelung ab
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Kommentare 10
Der kleine Hafen auf Kaninchenwerder soll auch in Zukunft von der Weißen Flotte und von
Sportbooten angefahren werden dürfen.
Foto: bert Schüttpelz
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Auf dem Schweriner See schlagen die Wellen hoch. Wassersportler sind in heller Aufregung.
Sie sollen in Zukunft einen 100 Meter breiten Schutzstreifen um die Inseln Kaninchen- und
Ziegelwerder nicht mehr befahren dürfen. Ausgenommen ist nur der kleine Hafen auf
Kaninchenwerder. So sieht es eine neue Bundesvorschrift vor. Die Überarbeitung der so
genannten „Naturschutzgebietsbefahrensverordnung“ liegt zwar erst im Referentenentwurf
vor, doch ist zu erwarten, das sie demnächst in Kraft tritt.
Schon seit 1935 sind Kaninchenwerder und der Große Stein Naturschutzgebiet und auch
Ziegelwerder steht unter Schutz. Bisher konnten Wassersportler mit ihren Booten trotzdem an
einigen Stellen an die Inseln heran fahren. Was sie vor allem an Wochenende auch reichlich
nutzten. „Dass bis ans Ufer gefahren wird, ist nicht mehr im Sinne des Naturschutzes“, sagt
Volker Thomas von der Schweriner Gruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz
(BUND). „Ich will, dass Naturschutzgebiete geachtet werden.“
Dass der Hafen auf Kaninchenwerder frei bleiben soll – damit ist Thomas einverstanden. Das
sei eine historisch gewachsene Nutzung. „Die Insel soll erlebbar bleiben.“
Die geplante Regelung, wonach der 100-Meter-Streifen von „Wasserfahrzeugen jeglicher
Antriebsart“ nicht befahren werden darf, also auch nicht von Segel- oder Ruderbooten und
Kanus, stößt bei der Stadt auf Unverständnis. „Die Stadt will das so nicht“, sagt
Umweltdezernent Bernd Nottebaum. „Wir haben mit dem Land zwar eine mehrjährige
Übergangszeit vereinbart. Aber wenn an der neuen Verordnung acht Jahre lang gearbeitet
wird, besteht offenbar auch keine Eilbedürftigkeit.“ Kaninchenwerder solle wohl „durch die
kalte Küche“ gesperrt werden. „Leben auf der Insel ist uns aber wichtig.“ Deshalb wolle die
Stadt auch den Hafenausbau. „Was mir aber besonders wichtig ist: Die Wassersportler dürfen
nicht ausgetrickst werden“, so Nottebaum.
Das sieht Uwe Dombrowsky vom Landeskanuverband genauso. Denn 2001 wurden nach
langen Diskussionen bereits freiwillige Vereinbarungen von den Wassersportlern
unterschrieben. Danach sind weite Bereiche der Ufer von Kaninchenwerder für Boote tabu.
„In den Badebuchten dürfen die Boote aber liegen. Dort kann man auch an Land gehen.“ Der
Status Quo sei für den Naturschutz völlig ausreichend. „Warum also jetzt eine neue, viel
weiter reichende Regelung?“, fragt Dombrowsky. „Wir brauchen doch eine von beiden Seiten
akzeptierte, vernünftige Lösung. Und die haben wir bereits.“
Auch die Interessengemeinschaft Schweriner Seen und Umland (Issu) ist über die geplante
Neuregelung für die beiden Innenseeinseln empört. „Ein Ausweg wäre, wenn die Stadt das
Naturschutzgebiet neu definiert und an den bisherigen Liegestellen und am Hafen den
Uferstreifen aus dem NSG entfernt“, so der Standpunkt. Jetzt soll ein entsprechender Brief an
die Stadtverwaltung geschrieben werden. Ein Druckmittel glaubt die Issu schon ausgemacht
zu haben: „Nächstes Jahr sind OB-Wahlen.“
von Bert Schüttpelz
erstellt am 27.Jul.2015 | 06:30 Uhr
Kommentare
01. | Schwerin Bürger | 06.08.2015 | 12:01 Uhr
Sonst machts Keiner
0:0
Ihre Meinung über den Seeadler sollten sie möglichst mit nachgewiesenen Fakten
veröffentlichen. Wenn Ihnen dazu nichts Aktuelles vorliegt, sollten Sie es lassen.
Das Seeadlerpaar auf Kaninchenwerder hat in diesem Jahr zwar gebrütet aber ohne sichtbaren
Bruterfolg. Welche Ursache dies genau hatte, ist den Beobachtern des Geschehens nicht
bekannt. Ein Umzug des Seeadlerpaares in ein nahegelegenes Dorf ist den Meldebehörden
offiziell nicht bekannt. Auf Grund seiner Flugfähigkeiten (Nahrungsgebiet bis 12 km) kann er
sich schon einmal etwas weiter vom angestammten Lebensraum entfernen. Aber egal.
Die Worte "Umweltschützer", "Naturschützer", "Naturschutzverbände" sind dank der Medien,
Ihnen und Ihrer Argumentationsgefährten, mittlerweile zum Schimpfwort gegen Menschen
verkommen, die sich um den Zustand unserer Umwelt in Gegenwart und Zukunft sogen und
dies nicht nur mit dem Mund sondern ganz beharrlich mit praktischen Taten. Von den
Seglern, Kanuten und Motorbootfahrern, für die Sie hier sprechen, die ohne Zweifel sehr
naturverbunden sind wenn es um ihre angestammten Anker- und Badestellen geht, wird von
den "Naturschützern" lediglich verlangt, daß sie die geltenden Naturschutzbestimmungen
einhalten und das heißt, daß man sehr wohl die Natur hautnah erleben soll und kann aber die
Lebensräume der in dieser einzigartigen Natur vorkommenden Lebewesen achten, auf sie
Rücksicht und eben nicht zum eignen Erlebnis-Vergnügen "hautnah" bedrängen sollte. Und
da liegt das Problem. Wassernutzer gehen mit diesem Rücksichtsgebot, welches sich
gesetzlich in einem Störungsverbot wiederfindet, ganz unterschiedlich um. Die einen nehmen
Rücksicht und die anderen eben nicht. Man benutzt unter anderem die sichtbare Gewöhnung
einiger Vogelarten an dichtauffahrende und lagernde Boote dazu zu behaupten, die
wildlebenden Vögel brauchten gar keinen Schutz, Fluchtdistanzen sind eine unsinnige
Erfindung der "Vogelschützer". Dies gipfelt in der Forderung nach Herauslösung von Teilen
aus Naturschutzgebieten, deren Vogelbestand über Jahrzehnte von Wassernutzern verdrängt
wurde.
Wir bauen keine Mauer zwischen dem berechtigten Naturerlebnis zwischen Mensch und
Natur sondern fordern die Einhaltung von Schutzzonen für speziell ausgewiesene Gebiete
(NSG), um den Bestand der nicht durch einen Lobby vertretenen Wasservogelarten in
Gegenwart und Zukunft zu schützen. Letzten Endes um das empfindliche Ökosystem der
Schweriner Seen langfristig zu erhalten, von dem Sie und Ihre Mitstreiter am meisten
profitieren und wenn sie behaupten, auch am meisten dafür zu tun, dann halten Sie endlich die
Schutzzone eines unter Naturschutz stehenden Gebietes ein, so daß die vorgegebenen
Schutzziele erreichbar sind und sich Wasservögel wieder ansiedeln können. Dann macht das
Naturerleben auch wieder Spaß, wenn man zum Beispiel Haubentauchern bei der
Nahrungssuche zuschauen kann. Versuchen Sie es einfach mal mit Verzicht auf angestammte
Gewohnheiten, denn das Naturschutzgesetz galt ständig, auch die Jahre Ihrer und anderer
illegalen Nutzungen, und bringen sie mal einen echten Beitrag zum Naturschutz, sonst machts
"Keiner".
01. | Heiner Keiner | 30.07.2015 | 08:08 Uhr
Zu Schweriner Bürger
10:1
Ist ja schön, dass sie so genau über die Flora und Fauna auf den Inseln Bescheid wissen. Mag
ja alles richtig sein, auch wenn ich der Meinung bin, dass der Seeadler mittlerweile in ein
nahegelegenes Dorf umgezogen ist, da es ihm auf den Inseln zu langweilig war. Aber egal.
Die Frage die sich stellt ist doch, wie konnte sich die Flora und Fauna so hervorragend
entwickeln, wo doch die Wassersportrüpel seit knapp 100 Jahren dort Ankern?
Die Segler, Kanuten und Motorbootfahrer die dort übernachten sind übrigens die Sorte von
Mennschen, die die Natur hautnah erleben wollen und sich um ihre Umwelt kümmern. Der
BUND und andere "Naturschutzverbände" bauen ja nur immer mehr Mauern auf und trennen
die Menschen und die Natur voneinander. Wenn das alles ist, was uns zum Thema
Naturschutz einfällt ...
02. | AKA HOKRI | 28.07.2015 | 18:29 Uhr
4:15
Wenn du deinen Klarnamen unter den nächsten Kommentar setzt
Ich bin zwar manchmal sarkastisch... vielleicht auch mal bösartig... aber niemals bescheuert.
03. | Jörg Kröger | 28.07.2015 | 16:11 Uhr
AKA, wenn du so schlau bist,
12:2
dann nutze du doch die Tags.
Mein Name wurde aus der ersten Kommentar- Anmeldung heraus so vom SVZ Server
erzeugt, wie er da steht, ohne dass ich darauf einen Einfluss gehabt hätte. Das ist jetzt so und
bleibt auch so. Als das anfänglich schon einmal bekrittelt wurde, habe ich Kommentare
manchmal noch unterschrieben, weil diese Verstümmelung im Textfeld nicht auftritt. Nu nich
mehr ;-)
Wenn du deinen Klarnamen unter den nächsten Kommentar setzt, mache ich ein Angebot.
04. | AKA HOKRI | 28.07.2015 | 15:47 Uhr
vom SVZ-Server nicht richtig umgesetzt
3:12
Ja ja... irgendwer ist ja immer Schuld... nur man selbst nicht. Mach dich mal über die HTMLUmlaut-Tags schlau... dann musst du auch nichts verbiegen.
05. | Jörg Kröger | 28.07.2015 | 13:25 Uhr
Die Peinlichkeit
11:2
heißt ISO/IEC 8859-1 bzw. ISO/IEC 6429, die offensichtlich vom SVZ-Server nicht richtig
umgesetzt werden.
Ich persönlich habe keine Lust, meinen Namen entgegen der richtigen aber kryptisch
dargestellten Schreibweise in Lautschrift zu verbiegen.
06. | AKA HOKRI | 28.07.2015 | 13:13 Uhr
keine eigenen Taten folgen lassen
5:15
Also ich ankere meine Yacht immer im gebührendem Abstand zum Schilfgürtel... und zwar
schon bevor sich die Wichtigtuer des BUND zusammengerottet und in die Öffentlichkeit
gedrängt haben.
btw: lieber ein Pseudonym... als (peinlicherweiser) seinen eigenen Namen nicht richtig
schreiben können... *lol*
07. | Jörg Kröger | 28.07.2015 | 11:47 Uhr
Denunzianten sind vor Allem die,
17:4
die sich zum Klugscheißen aus dem vollgepupsten Sessel hinter einem Pseudonym verstecken
und den kluggeschissenen Worten keine eigenen Taten folgen lassen.
08. | AKA HOKRI | 28.07.2015 | 09:19 Uhr
macht sich unbeliebt
6:21
Manche sind es auch von Natur aus... z.B. Leute die glauben, die Weisheit mit dem Löffel
gefressen zu haben. Die glauben als einzige zu wissen, was richtig ist und die allen anderen,
die nicht ihrer Meinung sind unterstellen, Naturfrevler zu sein. Die Wassersportler des
Schweriner Sees wissen selber ganz genau, was sie dem Natuschutz schuldig sind... dazu
brauchen sie nicht die Sesselpuper vom BUND oder selbsernannte Dorfsheriffs und
Denunzianten.
09. | Jörg Kröger | 27.07.2015 | 15:07 Uhr
Natur und Naturschutz haben keine Lobby
25:7
In meinem Wohnort werden von Anwohnern im FFH Gebiet ..störende.. Bäume und Gehölze
willkürlich gerodet, damit die Kinder ungefährdet dort spielen können.
Als ich die Sache der Naturschutzbehörde gemeldet hatte, half erst die Androhung einer
Dienstaufsichtsbeschwerde, Bewegung in die Kaffeekränzchenrunde Bürgermeister/
Ordnungsamt/ Naturschutzbehörde zu bringen. Daraufhin wurde ich im Dorf massiv verbal
angegriffen, ob ich gegen das Spielen der Kinder etwas hätte! (Übrigens ist es nicht korrekt,
dass man meinen Namen hat durchsickern lassen, aber es hat mich nicht gestört, da ich
prinzipiell etwas gegen anonymes Denunziantentum habe)
So viel Unverständnis hat mich dann bewogen, den für das FFH Gebiet zuständigen
Mitarbeiter beim StALU dafür zu gewinnen, die Anlieger und Grundstückseigentümer im
Rahmen einer Versammlung über ihre Rechte, Pflichten, Nutzungsmöglichkeiten aufzuklären.
Das bedarf jedoch einer offiziellen Anforderung des Bürgermeisters, den ich sofort
dahingehend informierte.
Diese Anforderung ist bis heute nicht passiert.
Wer sich für den Naturschutz engagiert macht sich unbeliebt, braucht ein dickes Fell und
einen langen Atem.
10. | Schwerin Bürger | 27.07.2015 | 10:51 Uhr
Ruhige Zeiten für Kaninchenwerder!
30:14
Wozu deklariert man Naturschutzgebiete, welche durch ein Naturschutzgesetz legitimiert und
unter Schutz gestellt werden, wenn die Verordnungen dann praktisch nicht eingehalten und
mit behördlicher Hilfe aufgeweicht werden? Was ist hier in Schwerin los? Naturschutz auf
dem Papier ohne praktischen Naturschutz? Die Insel Kaninchenwerder wurde 1935 als
Naturschutzgebiet deklariert um den damals bereits erkannten Rückzugsraum der dort
existierenden einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt zu beruhigen und zu schützen. Irgendwie
ahnten diese umsichtigen Naturfreunde, daß man diese Insel, einschließlich der darum
liegenden Lebensräume verschiedener Wasservogelarten, vor dem Egoismus ferner Zukunft
bewahren muß!?
Auf der Insel wurden 269 Pflanzenarten nachgewiesen, von denen 18 auf der Roten Liste
stehen. Nachweislich kommen 66 Vogel- sowie 4 Fledermausarten vor. Ein Seeadlerpaar
brütet im Schutz der kaum betretenen Insel. Und das wollen die Schweriner nicht erhalten und
schützen?
Das glaube ich nicht!
„Leben auf der Insel ist uns aber wichtig.“ Was meint Herr Nottebaum damit? Ist nicht Erhalt
und Weiterentwicklung der bestehenden Naturerlebnisräume auf der Insel wichtiger, unter
Einhaltung der geltenden Naturschutzverordnung? Die Stadt will für ein Hand voll
Schweriner und deren Stamm-Ankerplätze im Naturschutzgebiet, entgegen der geltenden
Verordnungen, Naturschutzrecht aufweichen.
Sowohl der Anlegebereich im NSG Kaninchenwerder als auch die westlich angrenzende
Badebucht (über 50 Meter) sind nach amtlicher Karte einer öffentlichen Nutzung frei
zugänglich.
Hier kann man baden, sich sonnen und für eine Nacht zelten. Daran schließen sich mehrere
tausend Quadratmeter teils bebauter Inselbereich mit ebenfalls öffentlicher Nutzung im
Rahmen des SeeNaTour-Projektes der Stadt Schwerin an. Diese Gegebenheiten werden von
Herrn Schüttpelz natürlich nicht erwähnt. Der Artikel steht ja unter dem Motto: "Stürmische
Zeiten...". Diesen Sturm muß man als Reporter pflichtgemäß schüren, damit weiterhin
Egoisten auf "blöde" Umweltschützer losgehen können, die angeblich ganze Insel absperren
und den Schweriner See zutonnen wollen. Wird die Insel unter Einhaltung des Naturschutzes
unter Erhaltung und Entwicklung ihrer Naturerlebnisräume genutzt, dann wird sie, entgegen
SVZ-Prophezeiung, ruhigen Zeiten entgegen gehen.
Wie hier eine Gruppe Schweriner und die Administration mit Schweriner Umwelt umgehen,
sucht ohnehin deutschlandweit seines Gleichen. Das Beginnt mit der Planung von dutzenden
Bootsanlegern in Schilfzonen und Lebensräume schützenswerter Wasservogelarten und endet
noch nicht mit der planmäßigen Verschandelung weiter Uferbereiche durch versiegelte
Geweg-Plattenwüsten und exklusiver Wohnbebauung. Die ISSU, Initiative Schweriner Seen
und Umland, ist da aber noch einen Zacken schmerzfreier: Man zeigt Auswege auf, mit denen
man Hafen und angrenzende Uferzone aus dem NSG Kaninchenwerder herauslösen möchte.
Wie bitte? Mit welchem Recht fordert man hier die Außerkraftsetzung von
Naturschutzregelungen für ausgewählte Bereiche eines Naturschutzgebietes. Gehts noch?
Diese Bereiche sind bereits für eine öffentliche Nutzung im Rahmen des SeeNaTourProjektes der Stadt Schwerin freigegeben. Und das ist völlig ausreichend und wird von allen
akzeptiert. Um hier noch eins draufzusetzen droht man einfach mal mit Durchsetzung seiner
Lobby-Ziele gegen den geltenden Naturschutz über eine anstehende OB-Wahl. Wo sind wir
hier eigentlich?