Nr. 56 | 23. Februar 2016 Museum für Kommunikation 03 Neue Welten virtuell entdecken Im Sommer holt sich das Museum Virtual-Reality-Installationen in den Bereich „Netzwelten“ Termine Ausstellung wir uns heute gleichzeitig in der Welt des Realen und des Virtuellen bewegen. Das Thema Sehen und Wahrnehmen spielt ja in unserem Haus eine große Rolle, durch VR erhält es eine neue Dimension. Was wird es in der Ausstellung zu sehen geben? Grether: Besucher können an Aktionstagen verschiedene VR-Brillen ausprobieren. Durch Kopfbewegungen kann der Blick in jede beliebige Richtung in die Umgebung gelenkt werden. So entsteht eine für die Nutzer verblüffende Raumillusion. Wir haben auch schon die von Fans sehnsüchtig erwartete Oculus Rift Brille, deren Markteinführung für Sommer 2016 angekündigt ist, bestellt. Ist Virtual Reality eine völlig neue Entwicklung? Grether: In naturkundlichen Sammlungen wurden schon vor 200 Jahren Darstellungsformen eingesetzt, die Szenerien dreidimensional und möglichst naturgetreu nachbilden sollten: Dioramen, aufwändig gestaltete Schaukästen. Mit anderer Technik führt VR diese alte Idee im Grunde weiter und per- fektioniert die Illusion, Räume und Landschaften so zu sehen, wie sie wirklich sind. Wie werden VR-Darstellungen produziert? Dechent: Wir unterscheiden zwei Arten der Darstellung. Bei der ersten stehe ich fest an einem Ort. Als Betrachter befinde ich mich im Zentrum einer Kugel, auf deren Innenwand die Welt um mich herum quasi projiziert wird. Das Bild wird meistens aus Fotos, wie bei der Fernmeldeturmprojektion, oder Filmen zusammengesetzt, dadurch wirkt es vollkommen realistisch. Meine Kopfbewegungen steuern den Blick. Ich kann mich umdrehen, nach oben oder unten sehen. Aber ich kann nicht in der Darstellung herumgehen. Die andere Art der Virtual Reality nutzt computergenerierte 3D-Welten. Hier kann ich mich durch virtuelle Umgebungen bewegen. Dies erfordert künstlich erzeugte Räume, wie man sie aus Computerspielen kennt. Zum Teil wirkt die Grafik schon sehr realitätsnah, aber diese Räume sind immer konstruiert. Vorträge Das Datenschutz-Managementsystem der BMW Group Werner Bednarsch (Leiter Konzerndatenschutz BMW) Eintritt frei Di 12. 4. 2016, 19 Uhr Straftaten im Netz – Welchen Risiken sind Kinder und Jugendliche ausgesetzt? Thomas Gabriel Rüdiger, M.A. (Kriminologe, FH Polizei des Landes Brandenburg) Eintritt frei Di 7. 6. 2016, 19 Uhr Language Party Angebot für Fremdsprachenfans Im Museums-Restaurant „TINTO“ Do 14. 4., 12. 5., 9. 6. 2016, 19 Uhr Führungen Überblicksführungen Am letzten Sonntag im Monat, 14 Uhr Angebote für Kinder Jeden Sonntag von 14 – 16 Uhr offene Kinderwerkstatt sowie offenes FerienProgramm in den Oster- und Pfingstferien Medienworkshops 50plus Interessante Kurse rund um Smartphone, iPad und IP-Technik. Alle Termine unter www.mfk-nuernberg.de Informationen und Anmeldung: Di-Do Tel. (0911) 2 30 88-85 Alle Termine und weitere Infos unter: www.mfk-nuernberg.de Bald im Museum möglich: Den Blick vom Fernmeldeturm aus genießen. Fotos: Patrick Dechent (l.), Will Nemski (r.) Jahrmarkt der Sprichwörter und Redensarten Mein Name ist Hase! Redewendungen auf der Spur bis 5. 6. 2016 Expressführungen in der Mittagspause Di 1. 3., 5. 4., 3. 5., 7. 6. 2016, 12.30 – 13 Uhr Ist VR dann ungefähr so wie 3D-Kino auf kleinem Raum? Dechent: VR ist in vielen Aspekten anders und interessanter: 3D-Kino ist ein Bild an der Wand, das ich nur in der Blickrichtung der Kamera betrachten kann – mit einer gewissen räumlichen Tiefe. VR hingegen ist der natürlichen Wahrnehmung viel näher, weil mein Blick das Bild steuert. Ein zweiter wichtiger Aspekt ist das Wahrnehmen der Dimension des eigenen Körpers innerhalb der virtuellen Welt. Im virtuellen Raum erkenne ich sofort, wenn ein Objekt viel größer ist als ich, weil ich meine Augen nach oben richten muss, um es vollständig sehen zu können. Grether: Dazu kommt der Aspekt, dass das emotionale Erleben viel intensiver wird. Das ist auch der Grund, warum Menschen in unserer Installation das Gefühl haben, wirklich am Rand der Plattform des Fernmeldeturms zu stehen, wenn sie den Blick nach unten richten. Interview: Vera Losse Die Redewendung „Mein Name ist Hase!“ kennt jedes Kind. Und kann fortsetzen: „Ich weiß von nichts.“ Aber wer weiß schon, dass sie von Karl Victor von Hase stammt, der Ende des 19. Jahrhunderts so einen anderen Studenten deckte? Dies und vieles mehr über Sprichwörter und Redensarten stellt die gleichnamige Ausstellung bis zum 5. Juni im Museum für Kommunikation dar. 300.000 Redensarten und Sprichwörter existieren allein im Deutschen. Aber keine Angst! Das Museum hat eine so kluge wie unterhaltsame Auswahl getroffen und stellt sie so bunt dar, wie es das Thema verlangt: als Jahrmarkt. 13 Stationen laden die Besucher ein, mitzudenken und mitzumachen. Bei „Nah dran“ etwa geht es um den Körper. Ein Kubus mit drehbaren Elementen animiert dazu, „neue“ Menschen zu erschaffen – und etwas darüber zu erfahren, woher der Schalk im Nacken kommt, warum man sich vor Schlitzohren hüten sollte und wer auf großem Fuß lebt. An anderer Stelle generiert ein schwungvoller Dreh am Glücksrad neue Sprichwörter, Besucher können sich „an den Pranger stellen“ und Selfies schießen oder verbotene Blicke in die Peep-Show riskieren, um Redensarten rund um „Sex & Crime“ aufzudecken. Einprägsame Beispiele stammen aus dem Theater, der Welt der Schützen und natürlich aus dem Handwerk. In der „Versenkung verschwinden“ zum Beispiel Schauspieler auf der Bühne, wenn sie die eingebaute Bodenklappe zum Abgang benutzen. Natürlich sind wir Deutschen nicht die einzigen, die ihre Gedanken sprichwörtlich auf den Punkt bringen. „Er hat nicht alle Mumins im Tal“ etwa sagen die Finnen, wenn sie meinen, da hat einer nicht alle Tassen im Schrank, und die Ägypter bezeichnen Menschen, die große Töne spucken, als Popcorn-Macher. Wer so viel über Herkunft und Bedeutung weiß? Der Sprichwort-Experte Rolf-Bernhard Essig, der die Ausstellung kuratiert hat. Der Germanist mit dem Faible für die sinnlichen und bildlichen Seiten unserer Sprache, die Kompass im Alltag sein können und Kontrapunkte in vielen Gesprächen setzen, zieht die Trennlinie übrigens so: Redewendungen sind feststehende Satzteile, die wie „nullachtfünfzehn“ formelhaft verwendet werden. Sprichwörter dagegen sind kurze, selbstständige Sätze, die gereimt sein können und oft lehrhaften Charakter haben. Etwa: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Weil Redensarten und Sprichwörter so quicklebendig sind, entstehen immer wieder neue, sie verändern sich und manche sterben auch aus. „Etwas auf dem Schirm haben“ ist relativ neu. Aber es erfährt schon einen Deutungswandel: Heute denken Menschen dabei an einen Computerschirm, nicht mehr an den ursprünglichen Radarschirm. Für alle Besucher gibt es Weisheiten zum Mitnehmen, Begeisterte können in Vorträgen und Führungen noch tiefer einsteigen. Immer sonntags um 16 Uhr startet die Führung durch die Ausstellung Mein Name ist Hase! Redewendungen auf der Spur. Experte Rolf-Bernhard Essig spricht am Weltfrauentag über Frauen sind die Schlauen (8. 3.), entführt in die Welt der Theater-Redensarten (12. 3.) und lädt Familien beim Frühlingsvolksfest zur lustigen Sprichwort-Sprechstunde (3. 4.) ein. Er plaudert mit dem Kinderbuchautor Paul Maar, der die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen hat, über Kreuz und Rüben, Kraut und Quer (2. 6.). Passend zum Thema kredenzt das Museums restaurant Tinto das erste Nürnberger Sprichwort Menü Mit uns ist gut Kirschen essen (3. 3., 21. 4. und 19. 5.) und lädt am 10. 4. zum Redensarten-Brunch. In der Blauen Nacht am 7. 5. dreht sich alles um die Wahrheit. Für Schulklassen bietet das KPZ zwei Programme für Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Jahrgangsstufen an. Näheres hierzu unter www.kpz-nuernberg.de. Gabriele Koenig Mein Name ist Hase! Redewendungen auf der Spur 19. Februar bis 5. Juni 2016. Kostenlose öffentliche Führungen sonntags 16 Uhr. Informationen zum weiteren Programm finden Sie unter www.mfknuernberg.de Rätselauflösung 1. Jemanden auf die Palme bringen, 2. Er hat ein Brett vor dem Kopf, 3. Mit der Tür ins Haus fallen, 4. Das Kind mit dem Bade ausschütten, 5. Mit dem Kopf durch die Wand, 6. Den Ast absägen, auf dem man sitzt, 7. Den Bock zum Gärtner machen, 8. Jemandem auf den Schlips treten, 9. Schwein haben Über dem Abgrund schwanken, obwohl man sicher steht: Virtual Reality macht’s möglich. Das Museum holt das Erlebnis in eine eigene Ausstellungseinheit. Über die Faszination VR sprechen Direktorin Marion Grether und Patrick Dechent, der die Installation realisieren wird. Frau Grether, was begeistert Sie an Virtual Reality? Virtual Reality bedient einen alten Menschheitstraum: Dinge so abzubilden, dass wir sie als Wirklichkeit wahrnehmen können. Im Sommer 2015 hatten wir im Museum erstmals eine Installation mit Prototypen von VR-Brillen. Unsere Besucher konnten dabei einen 360°-Blick vom Nürnberger Fernmeldeturm auf die Stadt erleben. Es wirkte so real, dass einige Betrachter beim Blick nach unten Höhenangst empfanden. In unserer neuen Ausstellungseinheit werden Besucher regelmäßig virtuell vom „Nürnberger Ei“ auf die Stadt sehen können. Weitere Ansichten sind in Planung. Damit ergänzen wir unseren Bereich Netzwelten, der zeigt, dass Sprichwörtlich: Welche Redewendungen verstecken sich hier? Die Auflösung finden Sie unter dem Spiegelstrich unten rechts. Zeichnung: Paul Maar
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