Die kleine Sonnenfee Vor sehr langer Zeit gab es eine kleine Sonnenfee – und die hatte nichts anderes zu tun, als den Menschen jeden Tag ihre wunderbaren wärmenden goldenen Sonnenstrahlen zur Erde hinab zu schicken. Sie saß hoch über den Wolken, betrachtete alles um sie herum aus angemessner Entfernung und wenn es an der Zeit war, lüftete sie ihre Kleider; aus denen sprangen dann unzählige glitzernde Funken und bündelten sich zu einem riesigen Strahl goldenen Lichts. Dieser strömte wellenförmig, tanzenden Bewegungen gleich, zur Erde hinunter, wo die Menschen schon sehnsüchtig darauf warteten. Denn ohne dieses Licht war es kalt und dunkel. Nicht nur, dass sie froren, auch ihre Herzen begannen dann wieder aufzuleuchten, weil sie durch dieses Licht berührt wurden. Seit die Menschen denken konnten ereignete sich nun dieses Spiel immer aufs Neue. Sie säten ihr Getreide aus und pflanzten verschiedene Früchte an, die dann, nachdem diese goldenen Sonnenstrahlen genügend lange darauf schienen, die Menschen mit allem, was sie zum Leben brauchten, versorgten. Es war ein einträchtliches Leben, denn sie konnten sicher sein, dass die Sonnenfee sie täglich besuchte. Deshalb machten sie sich auch keine Gedanken darum, denn sich hatten ja immer alles. Eines Tages war es anders. Die kleine Sonnenfee mochte nicht mehr tagein tagaus die gleiche Arbeit verrichten. Es legte sich eine große Traurigkeit in ihr Gemüt und mit der Zeit wurde ihr immer langweiliger und sie überlegte, was sie denn tun könnte, um etwas mehr Spaß in ihr Dasein zu bringen. So kam es, dass sie einfach den Entschluss fasste hinauszufliegen ins große Universum, um zu sehen, was es da noch alles zu entdecken gab. Und sie machte sich auf den Weg, unbekümmert und nichts ahnend, was ihr Fortgehen für die Menschen bedeuten würde... Denn auch für sie wurde alles anders. Als sie eines Tages lange auf die goldenen Strahlen der Sonnenfee warteten und diese ausblieben, wunderten sie sich erst nur. So etwas hatten sie noch nie erlebt. Sie verrichteten ihre Tätigkeit im Dunkeln, machten sich Licht mit Kerzen und waren fest in dem Glauben, dass am nächsten Morgen dieser Spuk ein Ende haben würde. Und der nächste Morgen kam und mit ihm, nach wiederholtem langen Warten die Ungewissheit. Ein Unbehagen machte sich breit, da niemand sich erklären konnte, was passierte. Aber da es den Menschen alle Zeit immer gut ging und sie sich keine Sorgen machen brauchten, rechneten sie immer noch fest damit, dass spätestens am folgenden Morgen die Sonnenfee ihr wunderbares goldenes Licht zu ihnen schicken würde. Als jedoch abermals das Licht ausblieb, breitete sich langsam die Angst unter ihnen aus. Sie mussten handeln, wenn sie nicht verhungern und erfrieren wollten. Denn nach ein paar Tagen und Wochen ohne das wärmende lebensspendende Licht würde sich auch die Kälte in den Herzen der Menschen ausbreiten. Und das würde den Untergang bedeuten. Die weisen Alten wussten das, hatten sie doch in geheimen Schriften gelesen, dass eine solche Zeit kommen könnte und sie wussten, dass Vorkehrungen getroffen werden mussten, wenn sie die Menschen nicht verlieren wollten. Sie beriefen den großen Rat ein, der über die Geschicke der Menschen entscheiden sollte. Lange saßen sie und überlegten, wie sie diese Zeit überstehen könnten. Sie kamen zu einem Entschluss: Die Menschen waren in der Dunkelheit und Kälte nicht mehr sicher. Sie sollten losziehen und geräumige Höhlen suchen, die sie dann für eine lange Zeit besiedeln sollten. Es war ungewiss wie lange diese Zeit dauern würde, aber es war ihre einzige Chance. Und so zogen sie los und fanden diese Höhlen, die groß genug waren, um darin Tag und Nacht zu leben. Aber eines vermissten die Menschen sehr: Das goldene Licht der Sonnenstrahlen... Da hatte jemand eine wunderbare Idee; sie bemalten die Wände und Decken der Höhlen mit goldener Farbe und siehe da; das Kerzenlicht spiegelte sich darin in so einer Intensität, dass sie glaubten das Sonnenlicht zu sehen. Eine große Freude erwärmte die Herzen der Menschen und sie schöpften wieder Zuversicht. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an das Leben in den goldenen Höhlen gewöhnt haben, jedoch konnten sie sich irgendwann nicht mehr daran erinnern wie es vorher war... Viele Generationen vergingen. Während all dies auf der Erde geschah, flog die kleine Sonnenfee durchs Universum, von Stern zu Stern, durch ferne Galaxien und war voller Neugier und Verzückung über alles, was sie sah und erfuhr. So gab es doch tatsächlich einen Planeten, auf dem überhaupt keine Sonne zu scheinen brauchte, weil dort alles ganz anders war. Und die Wesen sahen auch ganz anders als die Menschen aus, für die sie so lange Zeit die Sonnenstrahlen zur Erde geschickt hat. Das war so spannend und abenteuerlich, wie sie es sich nicht zu träumen gewagt hätte. Die Zeit verging und irgendwann spürte sie ganz tief in sich ein Gefühl, das sie zuerst nicht deuten konnte. Sie hatte nun schon soviel gesehen und neue Freundschaften geschlossen, aber dann wusste sie, dass es Zeit war nach Hause zu fliegen... Was sie nicht wusste war, dass sie eine so lange Zeit unterwegs war, dass es in Erdenjahren fast gar nicht mehr gemessen werden konnte. Sie machte sich also auf den Heimweg. Doch als sie endlich bei der Erde ankam, konnte sie vor Bestürzung kaum atmen...was sie sah, war nicht die Erde, die sie verlassen hatte. Da war ein dunkler Schatten von etwas, was man gar nicht richtig deuten konnte. E war so dunkel, das man das Gefühl hatte man sähe in ein schwarzes Loch. Zutiefst bekümmert machte sie sich große Vorwürfe weggegangen zu sein und sie fing an riesengroße Tränen goldblauen Wassers zu weinen, die auf die Erde nieder fielen. Da die Menschen, die nun schon so lange Zeit in den Höhlen lebten nur äußerst selten hinaus gingen, konnten sie die Tränen der kleinen Sonnenfee nicht sehen. Und diese weinte tagelang und grämte sich darüber, was aus der Erde geworden war. Doch eines Tages schlich sich ein kleiner neugieriger Junge aus der Höhle und hielt sich sofort seine Hände vor die Augen: Gleißendes Licht blendente ihn und ein seltsames Geräusch drang in seine Ohren. Er folgte diesem Geräusch, bis er die Quelle dafür ausfindig gemacht hat. Er stand vor einem wunderschönen riesigen blaugolden schimmernden See, dessen Wogen sich in der Sonne glitzernd , hebten und senkten, dass ihm fast schwindelig wurde. So etwas kannte er nicht, aber in den Höhlen hatte er solche Malerein schon einmal gesehen. Aufgeregt rannte er zurück, ungeachtet dessen, dass er vielleicht Ärger bekommen könnte, weil er allein hinaus gegangen war. Und kaum das er wieder bei seiner Familie war, sprudelte es nur so aus ihm heraus und er versuchte den Anderen mitzuteilen, was er gesehen hatte. Diese konnten es nicht recht glauben und wollten sich nun selbst davon überzeugen. In Scharen liefen sie hinaus und konnten ihren Augen kaum trauen, was sie dort sahen. Und wieder waren es die weisen Alten, die ihre alten Schriftrollen heraus holten und von der Heimkehr des Lichts durch die Sonnenfee lasen. Ihre Ahnen hatten aufgezeichnet, was sich vor unendlich langer Zeit zugetragen hat und sie hatten ihre Hoffnung nie aufgegeben, dass es einmal geschehen würde. Das war der Zeitpunkt, an dem die kleine Sonnenfee und die Menschen einen neuen Bund eingingen. Die Sonnenfee war überglücklich ihr goldenes Licht den Menschen wieder zur Verfügung zu stellen und zu zusehen, wie sich die Erde und die Menschen dadurch wandelten. Die Menschen waren überaus dankbar für die Gabe der Sonnenfee und sie wurden nicht müde, der Sonnenfee diese Dankbarkeit immer wieder zu zeigen, indem sie mit Hilfe des Lichts die Erde wieder in einen wunderbaren Ort der Schönheit verwandelten. Ab diesem Zeitpunkt begann das Goldene Zeitalter, in dem mit Liebe und Respekt und zum Wohle aller Großes entstand. Die Menschen haben endlich wieder das Licht in ihren Herzen gefunden. © Claudia Castillon 2009 Bildverwendung mit freundlicher Genehmigung von Beyerdesign/Jutta Beyer Kontakt Geschichte: moheria - Leben in Balance Claudia Castillon Am Streitstein 16 64646 Heppenheim 06252-59 44 43 0177-490 54 67 [email protected] www.moheria.de Kontakt Bild: Beyerdesign Jutta Beyer Siddinghäuserstraße 21 33142 Büren 0179-755 4705 [email protected]
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