Riesiger Einsatz und beste Werbung

BERUFSBILDUNG
Schweizerische Gewerbezeitung – 19. Februar 2016
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75 junge Berufsleute wurden in Bern vor rund 400 Gästen für ihre ausserordentlichen Leistungen
geehrt. Die Schweizermeisterinnen und -meister sind damit die besten Botschafter für das duale Berufsbildungssystem.
TAG DER BERUFSBILDUNG –
Riesiger Einsatz und beste Werbung
«Knapp 80 000 Jugendliche entschei­
den sich jährlich für den Einstieg in
eine berufliche Grundbildung. Über
alle Lehrjahre hinweg sind es etwas
mehr als 230 000 Jugendliche, die
sich in der Ausbildung befinden»,
begrüsste die Thurgauer Regierungs­
rätin Monika Knill die 400 Gäste an­
lässlich des Tages der Berufsbildung
im Kongresszentrum BERNEXPO.
«Damit absolvieren mehr als zwei
Drittel aller Jugendlichen nach der
obligatorischen Schule eine berufli­
che Grundbildung.» Es stehe eine
breite Palette an Ausbildungsberufen
zur Auswahl, und die höhere Berufs­
bildung biete vielfältige Möglichkei­
ten, sich nahe am Arbeitsmarkt und
praxisorientiert weiterzuentwickeln.
DER BESTE DER BESTEN
Absolutes Spitzenresultat
Maurice Häner, der Landmaschinen- und Baumaschinenmechaniker EFZ aus Nunningen, ist der Beste der Besten. Mit sensationellen 317 von möglichen 320 Punkten hat sich der junge Solothurner
gegen seine Konkurrenten durchgesetzt. Seine motivierte und speditive Arbeitsweise habe ihn zum Erfolg getragen, hält Thomas Jäggi, Projektleiter Berufsbildung bei der Schweizerischen Metall-Union,
fest. «Maurice Häner hat ein Ausnahmeresultat erzielt.» Im Rahmen der Debrunner Acifer Trophy 2015
überreichte ihm Patrik Forster, Mitglied der Firmenleitung der Debrunner König Management AG, dafür als Preis den Schlüssel zu einem Audi A 1. Der
junge Berufsmann darf das mit SwissSkills-Logo und
«Schweizermeister» beschriftete Fahrzeug nun ein
Jahr lang gratis fahren und seinen Erfolg so in die
Welt hinaustragen. Debrunner Acifer richtet als Generalsponsor von SwissSkills bereits zum elften Mal
diesen Preis für die beste Leistung unter den Schweizermeistern eines Jahrgangs aus.
CR
LINK
www.d-a.ch
Kombiniert mit der Berufsmatura ste­
he nach der beruflichen Grundbil­
dung auch der Weg zu den Hoch­
schulen offen, erklärte die Vorstehe­
rin des Departements für Erziehung
und Kultur des Kantons Thurgau die
Durchlässigkeit des dualen Systems.
«Die Berufsbildung trägt auch we­
sentlich zur wirtschaftlichen Stabili­
tät und Konkurrenzfähigkeit der
Schweiz bei», schlug sie weiter den
Bogen zur Wirtschaft.
«MEHR ALS ZWEI
DRITTEL ALLER JUGENDLICHEN ABSOLVIEREN
EINE BERUFLICHE
GRUNDBILDUNG.»
Die Schweiz hätte zum Ziel, dass
95 Prozent der Jugendlichen bis zum
Alter von 25 Jahren über einen Aus­
bildungsabschluss auf der Sekundar­
stufe II verfügten. In den letzten Jah­
ren sei dies beinahe erreicht worden.
«Diesbezüglich belegt die Schweiz im
internationalen Vergleich einen Spit­
zenplatz», so Knill. Man dürfe aber
nicht vergessen, die Errungenschaf­
ten der Berufsbildung zu erhalten
und weiterzuentwickeln. Dazu gehö­
re auch die Integration von schulisch
schwächeren, praktisch begabten Ju­
gendlichen. Ebenso betonte sie, dass
das Berufsbildungssystem von den
Verbundpartnern, dem Bund, den
Kantonen und den Organisationen
der Arbeitswelt OdA sowie den Lehr­
betrieben und den Jugendlichen ge­
tragen würde. «Sie haben sich einem
anspruchsvollen Wettbewerb gestellt.
Dazu gehören Mut und riesiges En­
gagement, aber auch Motivation,
Durchhaltewille und die Bereitschaft
zu verzichten», wand sie den Berufs­
BILDER: ANDRÉ ALBRECHT
Maurice Häner mit Regierungsrätin Monika Knill und Patrik Forster, Mitglied der
Firmenleitung der Debrunner König Management AG (v.l.): Als Belohnung für seine herausragende Leistung hat der Landmaschinen- und Baumaschinenmechaniker EFZ von der Debrunner Acifer die Autoschlüssel für den Schweizermeister-Audi
A1 erhalten, der ihm während eines Jahres zur freien Fahrt zur Verfügung steht.
Goldmedaillengewinnerinnen und -gewinner: Die jungen Berufsleute haben an den
Schweizer Berufsmeisterschaften einmal mehr gezeigt, zu welchen Höchstleistungen Sie ihre Motivation und ihr Talent treiben können.
BILDER: ANDRÉ ALBRECHT
meisterinnen und ­meistern ein
Kränzchen.
Sprungbrett für die Karriere
Gérard Constatin, Vizepräsident der
Stiftung SwissSkills, lobte die Flexi­
bilität des dualen Berufsbildungssys­
tems. Er überreichte zusammen mit
Monika Knill, Josef Widmer, stellver­
tretendern Direktor des Staatssekre­
tariates für Bildung, Forschung und
Innovation SBFI, sowie Christine Da­
vatz, Vizedirektorin des Schweizeri­
schen Gewerbeverbandes sgv und
Delegierte von SwissSkills, den ins­
gesamt 75 Gold­, Silber­ und Bronze­
medaillengewinnern der Berufs­
schweizermeisterschaften 2015 Ur­
kunde und Geschenk. Zwischen den
Ehrungen diskutierten Josef Widmer
und Christine Davatz sowie ehema­
lige Teilnehmende an den internati­
onalen Berufsmeisterschaften zusam­
men. Es waren dies Fabio Helfenstein
(Weltmeister bei den Automechatro­
nikern in London 2011), Thomas Sut­
Die Gärtnermeister im Berner Oberland haben ein neues Ausbildungszentrum. Die Baumat AG investierte dazu eigens rund 4,5 Millionen Franken in Neubauten.
LANDSCHAFTSGÄRTNER –
Ausbildung in neuen Wänden
«Es ist ein super Gefühl, ich fühle
mich hier richtig wohl», sagt Roland
Dubach, lernender Gartenbauer aus
Erlenbach im Berner Oberland. Der
angehende Landschaftsgärtner im
2. Lehrjahr ist einer von 23 Auszubil­
denden, die zum ersten Mal zu einem
überbetrieblichen Kurs im brand­
neuen Ausbildungszentrum des Un­
ternehmerverbandes Gärtner Berner
Oberland und Oberwallis antreten.
Die Atmosphäre ist locker. Auch unter
den Instruktoren. «Die Motivation der
Lernenden, aber auch der Ausbildner
ist sehr gross», erklärt Kursleiter Urs
Ziegler. Mit dem ersten Kurs zum The­
ma Beläge, Einfassungen aus Natur­
stein und Treppen haben die Berner
Oberländer im Januar das neue Aus­
bildungszentrum in Betrieb genom­
men. Die Verantwortlichen des Unter­
nehmerverbandes Gärtner Berner
Oberland und Oberwallis setzen damit
in Sachen Ausbildungszentrum auf
Selbständigkeit. Dies haben die Mit­
glieder im Februar 2014 an ihrer
Hauptversammlung entschieden und
sich für ein neues, eigenes Ausbil­
dungszentrum für Lernende ausge­
sprochen. Entstanden ist dies auf dem
Gelände des Baumaterialienhändlers
Baumat AG in Wichtrach. «Im Rah­
Die Werkhalle ist Kernstück des neuen Ausbildungszentrums der Gärtner im Berner
Oberland. Sie bietet 24 Arbeitsplätze.
men eines Erweiterungsbaus, den die
Firma geplant hatte, ergab sich für uns
eine sehr gute Lösung», sagt Daniel
Maurer, Präsident des Unternehmer­
verbandes Gärtner Berner Oberland
und Oberwallis.
Neue Werkhalle
Für Daniel Annaheim, Verwaltungs­
ratspräsident der Baumat AG, ist das
Ganze eine Win­win­Situation. Der
Baumaterialienhändler hat für das
Ausbildungszentrum auf seinem Ge­
lände rund 4,5 Millionen Franken
investiert. Entstanden ist ein vier­
geschossiger Neubau mit Schulungs­
räumen, Garderoben, Büros, Werk­
statt und weiteren Räumlichkeiten
für die Gärtnerausbildung sowie
sechs Wohneinheiten. Als Kernstück
stehen der grünen Branche im Berner
Oberland zudem eine Werkhalle mit
einer Fläche von 700 Quadratmetern,
ein Folientunnel für Erd­ und Pflanz­
arbeiten sowie bis zu 4000 Quadrat­
meter Landwirtschaftsfläche für Bee­
ren und Gehölze zur Verfügung.
«Wir rechnen, dass das neue Zen­
trum bis zu 40 Wochen im Jahr be­
legt ist», so der Präsident weiter. Zu­
mal dort nebst den Gartenbauern in
Zukunft auch der eine oder andere
Kurs für angehende Zierpflanzengärt­
ner sowie die Qualifikationsverfahren
durchgeführt werden. Zudem seien
auch schon Anfragen vom Zentral­
verband Jardin Suisse für Kurse ein­
gegangen. Weiter seien Kurse der
Schweizerischen Vereinigung für die
Berufsbildung in der Logistik für Sta­
pelfahrer geplant.
Im Berner Oberland beginnen im
Schnitt bis zu 80 Lernende in den
verschiedenen Fachrichtungen ihre
Ausbildung. Die offizielle Eröffnungs­
feier für das neue Ausbildungszen­
trum der Gärtner Berner Oberland
und Oberwallis findet am 11. März
statt.
Stefan Kammermann
LINK
www.jardinsuisse.ch
ter (Schreiner­Weltmeister in St. Gal­
len 2003) sowie Julie Scussel (Lehr­
meisterin des Jahres 2015). Sie waren
sich einig, dass die Berufsweltmeis­
terschaften ein einmaliges Erlebnis
und ein motivierendes Sprungbrett
für die berufliche Karriere sind.
«ES GIBT KEINE BESSEREN BOTSCHAFTER FÜR
BERUF UND BERUFSAUSBILDUNG ALS DIE TEILNEHMENDEN DER MEISTERSCHAFTEN.»
Für Christine Davatz ist klar, dass es
noch mehr Jugendliche braucht, die
eine berufliche Grundbildung absol­
vieren. «Es gibt keine besseren Bot­
schafter für Beruf und Berufsausbil­
dung als die Teilnehmenden der
Meisterschaften. Ihre herausragen­
den Leistungen machen deutlich,
dass der Weg über die Berufsbildung
zu einem erfolgreichen Berufsleben
als Fachkraft mit einzigartigen Fähig­
keiten führt.» Ebenso Josef Widmer
bestätigte «dass das duale System von
den Meisterschaften profitiert und
diese somit förderlich für das Image
sind».
Der Tag der Berufsbildung wurde
durch die Stiftung SwissSkills in Zu­
sammenarbeit mit dem SBFI durch­
geführt. Untermalt wurde der Tag der
Berufsbildung mit Show Acts des
Trios Coloro, das Theater, Multime­
dia und Artistik zu einem einzigarti­
gen Bühnenspektakel vereint. Durch
die Veranstaltung führte Moderator
Dominique Antenen.
Corinne Remund
LINK ⁄ RANGLISTEN
www.swiss-skills.ch
www.facebook.com/swissskills