verstehen vertrauen verantwortung

AUSGABE 1 I MAI 2015
WIEDERWORTE
DIE ZEITSCHRIFT DER KLINIKEN WIED
VERSTEHEN
VERTRAUEN
VERANTWORTUNG
FACHARTIKEL
Psychoedukation –
Ein wichtiger Baustein der Therapie
BUCHTIPP
Uli Borowka – VOLLE PULLE
RESPEKT e.V.
Neue Kooperation zwischen Klinik
und Sportverein
EDITORIAL
WIEDERWORTE
1 | 2015
EDITORIAL
IMPRESSUM
INHALT
Herausgeber
Kliniken Wied
Und dann war da noch der gutmütige Doktor, der seinem
Patienten die Hand hielt und beruhigend auf ihn einsprach:
„Sie müssen doch nicht gleich hyperventilieren, wenn Sie
nichts kapieren!”
(© Wolfgang J. Reus (1959 - 2006), deutscher Journalist, Satiriker, Aphoristiker und Lyriker)
Liebe Leser,
ging es nicht jedem von uns schon einmal so? Wir suchen Rat und erhoffen uns Hilfe von einer Fachkraft wie
zum Beispiel einem Arzt oder Mechaniker, sind jedoch
nachher nicht wirklich schlauer als vorher.
Von den ca. 200 Wörtern, die in schöne Sätze gepackt
werden, hat man gefühlt nur zehn verstanden. Nämlich
solche wie: und, wenn, der…
Wenn wir dann um eine Erklärung für Laien bitten,
sehen wir uns oftmals einem im ersten Moment völlig
ratlosen Menschen gegenüber. Fachkräften gehen berufsspezifische Begriffe schnell in Fleisch und Blut
über, gehören somit also zum alltäglichen Wortschatz.
Man vergisst, dass diese Sprache jedoch nicht jeder beherrscht. Oft muss man aufgefordert werden, etwas
in „einfach” zu formulieren. Viele trauen sich nicht und
fühlen sich in der Konsequenz unbeteiligt an dem, was
mit ihnen passiert. So ist zum Beispiel eine sehr häufig gestellte Frage von Patienten an unsere Therapeuten: „Warum muss ich denn in diese Gruppe gehen?”
Nicht-Verstehen oder Missverständnisse begegnen uns
in unserer Arbeit in den Kliniken Wied fast täglich.
Aus diesem Grund haben wir uns in dem Fachartikel dieser Ausgabe unter anderem mit der Wissenschaft der
Psychoedukation befasst. Bei dem Begriff Psychoedukation handelt es sich um den Versuch, komplizierte
gesundheits-/störungsrelevante Informationen so zu
übersetzen, dass es von Jedermann gut verstanden
werden kann, aber auch um die Aufklärung von Patienten und Angehörigen über physische und psychische
Erkrankungen.
Ein weiterer Aspekt, der sich daraus ergibt, ist einmal
mehr über den Sinn und Nutzen von Gruppentherapie,
Indikationsgruppenangeboten und Freizeitaktivitäten
nachzudenken und das ein oder andere Vorurteil „ins
rechte Licht zu rücken“.
Wir bieten neben der Gruppenpsychotherapie ein breit
gefächertes Angebot aus Bewegungstherapie, Ergotherapie, Psychoedukation, therapiebegleitende Sozialberatung, Einbeziehung des sozialen Umfeldes durch Angehörigenseminare und Partnergespräche an, ergänzt
durch Vorträge von Ärzten und Therapeuten sowie
Informationen zum Krankheitsbild, Krankheitsverlauf
und zur Behandlung.
Dabei dienen einige Angebote dazu, verschüttete oder
ganz neue Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entdecken,
Ideen und Anregungen für eine neue Freizeitgestaltung
zu erhalten oder sich und seinen Körper kennenzulernen. Andere hingegen beinhalten die Entwicklung neuer
beruflicher Fähigkeiten, um eine Reintegration ins Erwerbsleben zu ermöglichen.
Dazu haben sich die Kollegen und Patienten wieder
mächtig ins Zeug gelegt und diese Ausgabe mit persönlichen Beiträgen und Erfahrungen gefüllt. Ein herzliches
Dankeschön an alle, die sich auch diesmal wieder aktiv
an der Gestaltung der Zeitung beteiligt haben.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Die Redaktionsleitung
Erscheinungsweise
zweimal jährlich
Redaktionsleitung
Lisa Dielmann &
Lena Wittek
VERSCHIEDENES
Kreuzbund Stadtverband
Koblenz e.V.
Kölsche Fastelovend –
so ganz ohne Alkohol?
Redaktionsmitglieder
Benito Vivacqua
Gabriele Schnoor
Gerhard Frank
Thomas Cramer
Beiträge von
Benito Vivacqua
Dieter Garbe
Dr. Welf Schroeder
Frank P.
Gabriele Schnoor
Gerhard Frank
Gerhard Weyer
Jens W.
Kreuzbund Koblenz
Lena Wittek
Lisa Dielmann
Marion F.
Matthias Strie
Michael Stürmer
Sabine E.
Simon W.
Thomas Cramer
2
S. 10
Einladung – 7. Selbsthilfe Fachtag
der Kliniken Wied
Angehörigenseminare –
Termine 2. Halbjahr
WISSENSWERT
BUCHTIPP
BUCH TIPP
Uli Borowka – VOLLE PULLE
S. 6
VERSCHIEDENES
S. 11
NEUE MITARBEITER
S. 12
RESPEKT e.V.
S. 14
Betriebliches Seminar
Herr Steiner
Oberarzt in den Kliniken Wied
Kooperation
zwischen Klinik
und Sportverein
Fotos
Pixabay.com
Kliniken Wied
Auflage
2.800 Stück
Gestaltung
37Punkt Grafik | Design
Unnau
Druck
Druckerei Müller
Roth
Anschrift
Redaktion WiederWorte
Kliniken Wied
Mühlental
57629 Wied
FACHARTIKEL
S. 16
VERSCHIEDENES
S. 18
NEUES AUS DEN KLNIKEN WIED
S. 20
WUSSTEN SIE SCHON
S. 22
VERSCHIEDENES
S. 24
RÄTSEL
S. 27
Was ist Psychoedukation
VON PATIENTEN FÜR PATIENTEN
Buch- und Filmempfehlungen
Alkoholfreier Cocktail
VON PATIENTEN FÜR PATIENTEN
Was ist Therapie?
VERSCHIEDENES
Das Redaktionsteam weist darauf hin, dass mit dieser Ausgabe auf das Gendering (die sprachliche Gleichstellung der Geschlechter) verzichtet wird.
Die weibliche Form ist aber selbstverständlich immer mit eingeschlossen.
S. 4
Neuigkeiten aus Steimel
S. 7
Ort der Besinnung
Update Kliniken Wied
S. 8
S. 9
Perspektiven in der
Suchtbehandlung
3
VERSCHIEDENES
WIEDERWORTE
1 | 2015
Kreuzbund Stadtverband Koblenz e.V.
Im März 1978 gründeten 11 Männer und 9 Frauen unter
dem Motto „Gemeinsam sind wir stark” die erste Kreuzbundgruppe in Koblenz. Der Kreuzbund Stadtverband
Koblenz e.V. gehört zum Diözesanverband Trier und ist
eine Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und deren Angehörige. Der wichtigste Leitsatz
für die Mitglieder im Kreuzbund ist die
„Hilfe zur Selbsthilfe“.
Wie schwer der Weg aus der Sucht ist, haben die Mitglieder selbst erfahren. Diese Erfahrung macht es möglich andere zu motivieren und Ihnen den Weg aus der
Sucht aufzuzeigen. Wir möchten Ihnen zeigen, dass es
sich lohnt diesen Weg zu gehen und ein sinnvolles Leben ohne Suchtmittel aufzubauen.
Heute im Jahr 2014 besteht der Kreuzbund Stadtverband Koblenz e.V. aus ca. 110 festen Mitgliedern. Diese
sind in 10 Stammgruppen aufgeteilt, welche sich einmal
wöchentlich in den Räumlichkeiten in Koblenz treffen.
Des Weiteren gibt es das Angebot offener Informationsgruppen.
Die offene Infogruppe dient Abhängigen und Co-Abhängigen zum ersten Schritt auf dem Weg in eine zufriedene Abstinenz und ein besseres Leben. Es gibt keinerlei
Verpflichtungen und dient dem Kennenlernen der Arbeit
des Kreuzbundes an der jeweiligen Person. Es wird ein
Forum für die ersten Schritte angeboten. Treffpunkt ist
wöchentlich dienstags ab 19:00 Uhr in den Gruppenräumen.
Die offene Jugend-Gruppe Phönix ist für junge Personen, ob suchtkrank oder clean und findet wöchentlich
donnerstags ab 19.00 Uhr in den Gruppenräumen statt.
Sie wird hauptsächlich von Mehrfachabhängigen besucht und bietet die Möglichkeit sich offen und auf Augenhöhe über seine Probleme zu unterhalten.
Auch gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Besuche im
Freizeitpark, Kino oder einfach nur gemütliches Kaffeetrinken am Wochenende, finden statt.
Der Frauengesprächskreis bietet die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches zur Bewältigung von Alltagsproblemen – in Bezug auf die Sucht aber auch für Angehörige. Auch über Ängste und Depressionen kann hier von
Frau zu Frau gesprochen werden. Der Frauengesprächskreis trifft sich jeden letzten Freitag im Monat ab 19:00
Uhr in den Gruppenräumen.
Wir arbeiten auch mit ambulanten Therapieeinrichtungen zusammen und stellen die Selbsthilfe in den nahegelegenen Fachkliniken vor.
Das primäre Ziel des Kreuzbund Stadtverband Koblenz
e.V. ist es, dass sich Suchtkranke durch Gespräche und
Erfahrungsaustausch in den Gruppen von ihrem Suchtmittel lösen können. Um eine zufriedene Abstinenz zu
erreichen, ist es wichtig die Suchterkrankung im Ganzen
zu sehen, weil sie durch viele unterschiedliche Faktoren
ausgelöst werden kann. Zudem ist die Sucht nicht die
Erkrankung eines Einzelnen, sie betrifft die Familien
und das komplette Umfeld.
Kölsche Fastelovend –
so ganz ohne Alkohol?
Das geht doch nicht! Da kommt doch keine Stimmung
auf! Wie langweilig! Bloß keine Witze über Alkohol!
Das ist doch wie Senioren-Cafe! Ich war immer voll an
Karneval – ne, keinen Bock drauf! Ohne Alkohol traue ich
mich nicht! Ich hab kein Kostüm!
Diese und noch viele andere Reaktionen – mehr oder
weniger laut geäußert im Vorfeld – begleiten uns (Lena
„Blumenwiese” Dönges und Michael „Hippie” Stürmer),
seitdem wir alljährlich, „wenn et Trömmelche jeht”,
zur traditionellen alkoholfreien Karnevalssitzung des
Kreuzbund Köln fahren.
Und jedes Jahr fahren dann doch viele Patientinnen
und Patienten aus Wied und Steimel mit uns nach Köln
in die Thusneldastrasse, um sich auszuprobieren, um
neue Erfahrungen zu machen, um neue „Kulturkreise”
kennenzulernen, öm jett ze fiere, ze danze, jett ze
müffele un ze süffele, ze laache un ze bütze… kurz,
um richtig Karneval zu feiern! Unter dem etwas sperrigen
Sessions-Motto „Social jeck – kunterbunt (d) vernetzt”
war auch in diesem Jahr ein reichhaltiges Programm für
alle Jecken vom Kreuzbund Köln organisiert worden.
Herzlichen Dank dafür an den Kreuzbund Köln!!
Dä Schwaadlappe, die Mini-Tanzgarde der Alten Mülheimer KG, die zwei Glückspilze, der Tenor Norbert Konrads, die Original Matrosen (und ihre Kajütenmäuschen)
vum Müllemer Böötche, die Band „De Nüggele”, die
Domstädter – viele bekannte Namen aus dem Kölner
Karneval und insgesamt 24 Patientinnen und Patienten
aus Wied und Steimel, kollegial noch unterstützt durch
Julia „Giraffe” Hollstein – sogar im Bus auf der Rückfahrt wurde noch gesungen, geschunkelt und gelacht!
Unter dem Motto (frei nach Loriot): Ein Leben ohne Karneval ist möglich, aber sinnlos! Laden wir für das nächste Jahr wieder motivierte Patientinnen und Patienten,
aber auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen ein, mit uns nach Köln zu fahren.
Kölle Alaaf
M. Stürmer
Auch in diesem Jahr hat der Kreuzbund Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. wieder zu der diesjährigen „Karnevalssitzung
ohne Alkohol” am 06. Februar 2015 eingeladen. „Alle die schon einmal da gewesen sind, wissen, dass wir auch
ohne Alkohol wie echte Jecken feiern können“. www.kreuzbund-bad-neuenahr-ahrweiler.de/karneval
Der Verein Respekt mit Unterstützung durch die Kliniken Wied hat auch in diesem Jahr wieder insgesamt
35 Karten für unsere Patienten zur Teilnahme an der Karnevalssitzung gesponsert. Wichtig ist uns dabei, auf
alternative Freizeitmöglichkeiten ohne den Konsum von Suchtmitteln hinzuweisen.
„Nur Du allein schaffst es –
Jedoch Du schaffst es nicht allein“
Kreuzbund Stadtverband Koblenz e.V. | Löhrstraße 53 | 56068 Koblenz
www.kreuzbund-koblenz.de
4
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erzen ne hm en.
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BUCH TIPP
BUCHTIPP
VON PATIENTEN FÜR PATIENTEN
Lesung und Gespräch mit Uli Borowka
„Trocken”
Am 10. Okt. 2014 um 17.00 Uhr lud der SRS Sport-Park in Altenkirchen in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk in Altenkirchen zu einer Lesung mit Uli Borowka ein, der an diesem
Abend über sein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker
berichtete. Auch einige Patienten aus den Kliniken Wied nahmen an dieser Lesung teil, hatten ein besonders großes Interesse den bekannten und erfolgreichen ehemaligen Profifußballspieler persönlich kennenzulernen und insbesondere zu
erfahren, wie er den Weg aus seiner Abhängigkeit erreicht hat.
Buch- und Filmempfehlungen
Buch von Augusten Burroughs
Uli Borowka wurde am 19. Mai 1962 in Menden
geboren und ist gelernter Maschinenschlosser.
1980 holt ihn der damalige Borussia-Trainer Jupp
Heynkes nach Mönchengladbach, wo er ein Jahr
später seine Profifußballerkarriere beginnt.
Er absolvierte insgesamt 388 Bundesligaspiele,
80 Europapokalspiele und 6 A-Länderspiele.
VOLLE PULLE
Mit Werder Bremen holte Uli Borowka zudem je
zweimal „die Meisterschale” und den DFB-Pokal
und gewann 1992 den Europapokal. „Die Axt”,
wie Uli noch heute genannt wird, wird zweimal
zum härtesten Abwehrspieler in der Weltauswahl gewählt.
Kurzbeschreibung
Sein Doppelleben als Fußballprofi
und Alkoholiker konnte Uli Borowka vor der Öffentlichkeit jahrelang verheimlichen. Erst zwei Jahre nach seinem Abschied aus der
Bundesliga gelang ihm im Jahr
2000 nach viermonatiger, stationärer Therapie der Ausstieg aus
der Alkoholsucht.
Borowka berichtet in seiner typisch direkten und kompromisslosen
Art von Alkohol und Fußball, Freunden und Feinden, Enttäuschungen und Abstürzen. Und über seinen hart erkämpften Weg zurück
ins Leben.
Ulis Biografie ist auch ein Beispiel dafür, dass es im Leben vor allem
darauf ankommt, nie aufzugeben, nie zu resignieren, den Kampf immer anzunehmen. Egal, wie übermächtig der Gegner auch wirkt. Ich
habe in meinem Leben viele Menschen kennengelernt, die auf halber
Strecke aufgegeben haben. Uli gehört nicht dazu.
- Aus dem Vorwort von Jupp Heynckes -
„Krass!”
Buch & Film von Augusten Burroughs
„Heute habe ich
nicht getrunken”
(„Un singe sur les dos”, Frankreich
2009,) Film von Jacques Maillot
Dieses Ereignis möchten wir gerne zum Anlass nehmen, in dieser
Ausgabe sein Buch vorzustellen:
Mein Doppelleben
als Fußballprofi
und Alkoholiker
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WIEDERWORTE
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Sein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker konnte er vor Fans und der Öffentlichkeit
jahrelang verheimlichen. Erst zwei Jahre nach
seinem Abschied aus der Bundesliga gelang ihm
im Jahr 2000 nach viermonatiger, stationärer
Therapie der Ausstieg aus der Alkoholsucht.
2011 entschließt er sich, seine bewegende Geschichte, gemeinsam mit dem 11-Freunde Redakteur Alex Raack, aufzuschreiben. Im Oktober 2013 erschien sein Buch „Volle Pulle – Mein
Leben als Alkoholiker und Fußballprofi” und hielt
sich wochenlang in den Top 20 der SPIEGELBestsellerliste.
Seitdem wirbt Uli Borowka in vielen Talkshows,
Lesungen und Diskussionen in Vereinen, Vollzugsanstalten und Kliniken für einen schonungslos offenen Umgang mit der Suchterkrankung.
Die Aufarbeitung seiner Vergangenheit und die
öffentliche Darstellung seiner Abhängigkeitserkrankung führten zu unzähligen positiven Reaktionen, aber auch zu zahlreichen Hilferufen von
Betroffenen und deren Angehörigen.
Deshalb gründete Uli Borowka mit seiner Frau
Claudia und 5 weiteren Gründungsmitgliedern
den Verein „Uli Borowka Suchtprävention und
Suchthilfe e.V.“.
Knallhart und witzig erzählt Augusten Burroughs von seinem Leben als
sehr erfolgreicher Werbetexter, seinen über 300 Schnapsflaschen in seinem City-Apartment und dem Dämon
„Alkohol“, der sein Leben und zunehmend seinen Job bestimmt. Eine
Therapie ist unausweichlich und so
landet er in einer Entzugsklinik für
abgewrackte Hollywoodstars…
Wenn Du glaubst, Deine eigene Familie sei kaputt, lies einfach dieses
Buch. Grauenhaft lustig erzählt
Augusten Burroughs, wie er mit 12
Jahren von seiner Mutter zu ihrem
durchgeknallten Psychiater abgeschoben wird, der ihn schließlich
adoptiert. Los geht der Alltag im
„gruseligsten Arzthaushalt Amerikas”. Man bekommt einen krassen
Einblick in „Freizügiges, Ekelerregendes, Kontroverses und Bekanntes”.
Ein sehr berührendes Drama, das
zeigt, wie ein Mann durch den Alkohol seinen Job, seine Würde und
seine Familie verliert. Er trinkt mit
Obdachlosen und verwahrlost immer
mehr. Zwei trockene Alkoholiker helfen ihm, sein Leben allmählich in den
Griff zu kriegen. Doch seine Frau hat
nach der langen Zeit bereits einen
anderen Mann…
Sabine E., Gruppe L5
EMPFEHLENSWERT
ALKOHOLFREIER COCKTAIL
Tropical Cooler
REZEPT
0,1 Liter Ananassaft
0,1 Liter Maracujasaft
0,1 Liter Mineralwasser oder
auch Tonic-Water (schmeckt noch frischer)
1 Schuss Passionssirup (je nach Geschmack)
1 Zitrone (zum Garnieren)
Selbstverständlich dürfen das Crush-Ice,
eine Orangenscheibe zur Dekoration und der
Strohhalm nicht fehlen.
Mit freundlicher Genehmigung von „via medici“
Quelle: https://www.thieme.de/viamedici/hippocampus-kulinarik-1642/a/cocktails-ohne-alkohol-5176.html
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VON PATIENTEN FÜR PATIENTEN
Gemeinsames Arbeiten
am Suchtbaum
NEUIGKEITEN
Eine Selbsthilfegruppe stellt sich vor:
Was ist Therapie?
Therapie bedeutet, sich mit seinen Problemen auseinander zu setzen und diese offen und ehrlich, Stück für Stück in
der Gruppe zu bearbeiten. Ein großer Teil besteht hauptsächlich aus Gruppentherapie. Der Vorteil ist, dass viele dieselben Erfahrungen gemacht haben und man mit „seines gleichen” über Probleme reden, Erfahrungen austauschen,
sich helfen und Probleme bearbeiten kann.
WIE IST DAS LEBEN IN WIED?
WIE IST DAS LEBEN IN WIED?
Es gibt natürlich Vor- und Nachteile! Im Prinzip gestaltet man seine Therapie selbst. Am Anfang hat man
sogenannte Starter-Programme, die der Orientierung
und Selbsteinschätzung dienen sollen. Von der Klinik
werden Zimmer, Verpflegung und Unterstützung durch
einen Bezugstherapeuten zur Verfügung gestellt. Mit
seinem Therapeuten bespricht man den Verlauf der
Therapie und erstellt gemeinsam einen Therapieplan.
Mit seinem zuständigen Bezugsarzt kann man über gesundheitliche Defizite sprechen und eine angemessene
Medikation festlegen. Die Ambulanz steht 24h am Tag
bereit! Ein riesen Vorteil im Gegensatz zu anderen Therapien ist, dass die Kliniken Wied mit Rückfällen arbeiten und einem stets mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Man hat viele Freiheiten wie z. B. 3er Ausgang nach 7
Tagen, Heimfahrten nach der achten Woche und Einzelausgang nach der Hälfte der Therapiezeit. Das hat zum
Vorteil, dass man lernen kann, mit schwierigen Situationen z. B. Suchtdruck etc. umzugehen. Außerdem gibt es
in der Klinik ein Café, das als „Lerncafé” den Patienten
dient. Die Räumlichkeiten sind aufgeteilt in eine große
Sporthalle, das sogenannte Plenum, in dem Vorträge
gehalten werden und sportliche Aktivitäten stattfinden. Einen Fitnessraum, eine Sauna, das Café, die Ambulanz und einen Raum für Krankengymnastik. Ebenfalls gibt es eine Holzwerkstatt, eine Textilwerkstatt,
einen Kreativ Raum, einen PC-Raum, eine Bücherei und
einen Fahrradverleih.
Von Nachteil kann sein, dass man auf sich selbst gestellt
ist, dass man vieles selbst machen muss. Es ist draußen
nicht anders und man kann hier lernen selbstständig zu
sein, muss aber auch sehr viel dazu beitragen, dass es
funktioniert.
Ich würde sagen Luxus Therapie.
Diese Therapie war für mich die beste Entscheidung die
ich treffen konnte. Da hier nicht so die „Käseglocke“,
sondern so ziemlich alles vorhanden ist, was es draußen
auch gibt. Man ist nicht abgeschaltet und hat weiterhin Kontakt zur Außenwelt. Das hat den Vorteil, dass
man mit dem Leben draußen konfrontiert wird und hier
lernen kann, damit klar zu kommen. Wie man sich später draußen abgrenzen und seine Abstinenz weiterhin
aufrechterhalten kann. Im Allgemeinen ist es hier harte Arbeit, wenn man wirklich Therapie macht und sich
drauf einlässt. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, womit schwer umzugehen ist, weil man durch den Konsum
immer genau das Gegenteil gemacht hat. Seine Gefühle ausgeschaltet. Im Gegenzug hat man hier reichliche
Angebote, die man nutzen kann. Zum einen Sport und
Entspannungsprogramm, Fitnessraum und Sauna, dann
Plenum, das die meisten im Winter für Ballspiele nutzen, draußen Beachvolleyball, Wandern, Nordic Walking
und Fahrrad fahren. Was für mich ein sehr wichtiger Teil
war, ist das Café, das als Übungsfeld dient und auch
von Patienten geführt wird. Es ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt, Geschäftsführung, Kassenamt, Inneneinkäufer, Außeneinkäufer, Hygieneamt, so dass man
die Möglichkeit hat verschiedene Bereiche kennenzulernen, seine Stärken und Schwächen besser einzuschätzen lernt und seine Defizite zu verbessern.
Simon W., Gruppe L5
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AUS STEIMEL…
PROJEKT „SUCHTBAUM”
Wir Steimeler Patienten der Gruppe 1 haben uns mit unserer
Gruppentherapeutin Frau Matlina zusammengesetzt, um ein
Projekt zu planen. Ein Suchtbaum soll gestaltet werden. Der
Stamm dazu wurde auf dem Gelände der Klinik gefunden
und von uns bearbeitet. Auch Ergotherapeut Herr Weyer half
mit seiner praktischen Erfahrung bei der Umsetzung. Hierbei zeigte sich die Gruppendynamik mit den verschiedenen
Charakteren. Zum Ende des Gruppenprojekts kam ein Suchtbaum mit verschiedenen Suchtästen heraus.
Unsere Gruppe ist stolz auf ihr Ergebnis, denn es wurde schon
etwas geleistet, als wir gemeinsam an einem Strang zogen.
PROJEKT „TELEFONZELLE“
Eine alte, nicht mehr benutzte Telefonzelle gab den Anlass für
die nächste Aktion der RABE-Gruppe und somit war eine neue
Idee geboren. Den Anstoß gab Ergotherapeut Herr Weyer. Denn
Bücher sind oft ein kurzfristiges Vergnügen: Einmal gelesen,
fristen die meisten Wälzer im Wohnzimmerregal ihr Dasein. In
Steimel soll sich das ändern. Die Telefonzelle spielt dabei eine
zentrale Rolle. In der Holzwerkstatt wurden Regale anfertigt,
damit diese als Büchertauschbörse genutzt werden kann. Das
Projekt wurde von den Patienten in Steimel sehr positiv angenommen.
Marion F., Gruppe L5
Frank P., Gruppe 6
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Bücherzelle
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VERSCHIEDENES
WIEDERWORTE
1 | 2015
7. Selbsthilfe Fachtag der Kliniken Wied
Grenzsetzungen und
Grenzverletzungen in der Sucht
• Mittwoch, 10. Juni 2015
• 10.00 Uhr
Betriebliches
Seminar
• Kliniken Wied, Haus „Mühlental”
in Wied bei Hachenburg
Nähere Infos finden Sie auf unserer Website
www.kliniken-wied.de/veranstaltungen
Angehörigenseminare
Was ist eigentlich das Angehörigenseminar? Das Angehörigenseminar
ist ein Seminar für Patienten und ihre Angehörigen. Angehörige sind
wichtige Bezugspersonen, wie z. B. (Ehe-)Partner, Eltern, Kinder oder
andere Vertrauenspersonen. Geleitet werden die Seminare je nach Teilnehmerzahl von einem oder zwei Therapeuten.
Die Seminare finden in Wied und Steimel jeweils über 2 Tage statt:
donnerstags: 17.00–20.00 Uhr | freitags: 8.30–16.00 Uhr
Termine 2. Halbjahr
18. + 19. Juni
in Steimel
09. + 10. Juli
in Wied
23. + 24. Juli
in Wied
06. + 07. August
in Steimel
20. + 21. August
in Wied
03. + 04. September
in Wied
17. + 18. September
in Steimel
01. + 02. Oktober
in Wied
15. + 16. Oktober
in Wied
29. + 30. Oktober
in Steimel
12. + 13. November
in Wied
26. + 27. November
in Wied
10. + 11. Dezember
in Steimel
Eine Teilnahme ist hausübergreifend möglich
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Themen sind u. a.:
Was ist eine Abhängigkeitserkrankung genau?
Wie kann eine Familie/ein Paar mit der
Abhängigkeitserkrankung umgehen?
Wie können die Beteiligten mit häufigen Gefühlen,
wie Schuld, Scham, Ärger und Hilflosigkeit umgehen?
Welche Kommunikationsprobleme sind häufig und
wie können sie gemildert werden?
Was meint „Co-Abhängigkeit“?
Wie kann eine Rückfallvorbeugung aussehen?
Was bedeutet Nachsorge?
Ziele des Seminars sind u. a.:
Verbessertes Verständnis der Angehörigen für die Erkrankung
Verbessertes Verständnis der Patienten für die Situation
der Angehörigen
Kommunikationsprobleme erkennen und klären
Vereinbarungen für das zukünftige Zusammenleben treffen
Partnerschafts- und Familienkonflikte erkennen und
Ansätze für eine Lösung entwickeln
Ziele gemeinsam erarbeiten und formulieren
Mögliche Gefährdungssituationen benennen und entschärfen
Rückfallvorbeugende Strategien gemeinsam erarbeiten
Auch in diesem Jahr konnte wieder ein Seminar mit einer Firma in unserer Klinik durchgeführt werden. Seit
Jahren bewährt sich dieses Modell für Patienten der Klinik und die überwiegend leitenden Mitarbeiter dieses
Unternehmens dahingehend, einen gewinnbringenden
Informationsaustausch durchführen zu können. Diese
Seminare zeichnen sich besonders durch die gegenseitige Wertschätzung und Offenheit aus. So ergaben sich
auch diesmal wieder schnell Kontakte und ein anregender Austausch über die Anforderungen in der Arbeitswelt und den Umgang mit auffälligen Mitarbeitern, insbesondere auch suchtmittelkonsumbedingt, einerseits
und dem Leben eines Suchtmittelabhängigen allgemein
und speziell in der Arbeitswelt andererseits. Die teilnehmenden Patienten waren sehr beeindruckt von dem
Interesse der Mitarbeiter und dass die Firma sich derart
um ihre Mitarbeiter bemüht. Dafür betreibt die Firma
einen erheblichen Weiterbildungsaufwand in Theorie
und Praxis, da sie ihre gut ausgebildeten und hoch leistungsorientierten Angestellten weiterhin beschäftigen
und sie nicht verlieren möchte. Deshalb ist es auch besonders wichtig, auffälliges Verhalten am Arbeitsplatz
frühzeitig zu erkennen. Es geht ja vor allem darum, auf
psychische Erkrankungen, Abhängigkeiten und komorbide Störungen bezogen eine unnötige Weiterentwicklung und Chronifizierung zu vermeiden. So wird den
Teilnehmern der Firma besonders auch durch die teilnehmenden Patienten der Kliniken Wied deutlich, dass ein
co-abhängiges Verhalten, beispielswiese über eine psychische Auffälligkeit oder einen Substanzkonsum hinwegzusehen, gar nicht hilfreich ist, um den Betroffenen
zu motivieren, sich Hilfe zu suchen. Durch die Gespräche
mit den Patienten konnten die Mitarbeiter schnell erkennen, dass diese „nicht von einem anderen Stern sind“
und zumeist vielmehr als unauffällig erlebt werden und
sich viele Vorurteile nicht als zutreffend erweisen. Die
unterstützende, aber auch konsequente Vorgehensweise der Firma wurde als sehr hilfreich betrachtet. So gibt
es verschiedene Schritte um den Betroffenen Hilfe zu er-
möglichen, aber auch eine Grenze dahingehend setzen,
sein störendes Verhalten dauerhaft weiterzuführen,
letztlich bis hin zu einer Entlassung. In wechselnden Zusammensetzungen der Teilnehmer fanden sich immer
wieder neue Gruppen von Patienten und Mitarbeitern
zusammen. Durch die Offenheit konnten die Besucher
viel über die Lebensgeschichten der Betroffenen erfahren und verbessert nachvollziehen, wie sich eine Abhängigkeitserkrankung entwickeln kann und dass es sich
um „normale Menschen“ handelt. Sehr hilfreich war es
auch für die Patienten, dass sie Fragen stellen konnten,
wie und ob in einer Bewerbung oder einem Vorstellungsgespräch eine Abhängigkeitserkrankung benannt werden müsste/sollte. Die Mitarbeiter des Unternehmens
führten am Abend des ersten Seminartages auch ein
Gespräch mit einzelnen Angehörigen von Suchtmittelabhängigen, die sich seit vielen Jahren in einer Selbsthilfegruppe zusammengeschlossen haben, um insbesondere auch noch Näheres über das belastete Leben mit
einem Suchtkranken Erfahrungen „hautnah“ vermittelt
zu bekommen und mehr über co-abhängiges Verhalten
zu erfahren, das sowohl zu einer zusätzlichen Belastung
der Angehörigen führt, insbesondere aber auch das Leiden des jeweils von einer Sucht betroffenen verlängert
und verstärkt. Patienten und Mitarbeiter resümierten
das Seminar als sehr gewinnbringend und bedankten
sich für die große Offenheit und gegenseitige Wertschätzung.
T. Cramer
Etwas l
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im Mage ein Stein
n.
Den Namen des Unternehmnes haben wir aus rechtlichen Gründen
geändert.
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NEUE MITARBEITER
WIEDERWORTE
1 | 2015
HERZLICH WILLKOMMEN
Vorstellung und Kurzinterview mit
Herrn Steiner
Neue Mitarbeiter
Oberarzt in den Kliniken Wied
Guten Tag, Herr Steiner. Wir würden Sie gerne unseren
Leserinnen und Lesern vorstellen. Können Sie kurz was
zu Ihrer Person sagen?
01.11.2014
Larissa Noll (Bezugstherapie)
01.11.2014
Valentina Merkel (Pflege)
LS: Ja gerne. Ich bin 56 Jahre alt, verheiratet, habe 2 Kinder und komme ursprünglich aus Duisburg-Rheinhausen.
01.12.2014
Birgit Löhmann (Pflege)
01.12.2014
Marion Fassel (Reinigung)
Was hat Sie an dem Beruf des Psychiaters interessiert?
01.01.2015
Lutz Steiner (Medizin)
01.02.2015
Melanie Heiler (Hauswirtschaft)
01.02.2015
Constanze Heck (Hauswirtschaft)
01.03.2015
Iris Saynisch (Spülküche)
01.03.2015
Roswitha Glebe (Spülküche)
01.03.2015
Caroline Krafzick (Küche)
01.03.2015
Natascha Schneider (Bezugstherapie)
02.03.2015
Günter Schmidt (Fahrdienst)
09.03.2015
Heyo Linkenbach (Fahrdienst)
15.03.2015
Nike Wendker (Bezugstherapie)
16.03.2015
Reiner Görg-Riefenberg (Fahrdienst)
13.04.2015
Natalie Bellinger (Reinigung)
LS: Das ist eine etwas längere Geschichte. Ich habe nach
dem Abschluss der Mittleren Reife zunächst eine 3 jährige Ausbildung zum Chemielaboranten bei der Firma
Krupp in Rheinhausen absolviert. Nach der Ausbildung
war ich dann ein Jahr in meinem Beruf tätig, anschließend ging ich für vier Jahre als Zeitsoldat zur Bundeswehr. Nach meiner Entlassung als Stabsunteroffizier
folgte eine erneute Tätigkeit als Chemielaborant von
1982 – 1988.
Aufgrund von privaten Veränderungen habe ich mich
1988 dazu entschlossen, über den 2. Bildungsweg mein
Abitur in der Abendschule nachzuholen und anschließend ab 1992 Medizin zu studieren, eigentlich mit dem
Ziel im Bereich der Mikrobiologie arbeiten zu können.
2004, nach Beendigung des „Arzt im Praktikum (AiP)”,
erhielt ich dann meine Vollapprobation, durfte nun als
„fertiger” Arzt arbeiten. Da es im Bereich der Mikrobiologie nicht so einfach gewesen ist, eine Arbeitsstelle zu finden, habe ich eine Anstellung in der LVR-Klinik
in Bedburg-Hau angenommen. Eingesetzt in der Abteilung für Sucht und Doppeldiagnosen, Frauen- und
später auch Männerforensik (§64 StGB) bin ich erstmals auch mit suchtkranken Menschen in Kontakt gekommen. Aufgrund meiner eigenen Lebensgeschichte
war es mir besonders wichtig, dass ich meine eigenen
Lebenserfahrungen mit in meinen beruflichen Alltag
und in die Arbeit mit den Patienten einbringen konnte.
Deshalb habe ich 2011 die Ausbildung zum Facharzt für
Nervenheilkunde und 2012 zum Facharzt für Psychiatrie
und Psychotherapie abgeschlossen.
Worin liegt der Unterschied zwischen dem Facharzt für
Nervenheilkunde und dem Facharzt für Psychiatrie und
Psychotherapie?
LS: Der Facharzt für Nervenheilkunde war (bis Ende
2011) eine kombinierte, sechsjährige Ausbildung, bestehend aus Psychiatrie und Neurologie und war hauptsächlich für niedergelassene Ärzte interessant, die damit
sowohl psychiatrische, als auch neurologische Leistun-
gen abrechnen konnten. Der Facharzt für Psychiatrie
und Psychotherapie ist eine eigenständige Facharztweiterbildung, genauso wie der Facharzt für Neurologie.
Nach dem Wegfall des Ausbildungsgangs Facharzt für
Nervenheilkunde Ende 2011 gibt es nur noch die Möglichkeit beide Facharzttitel nacheinander zu erwerben,
was jedoch einen merklichen Zeit- und Geldverlust mit
sich bringt.
Wenn wir richtig informiert sind, kommen Sie ursprünglich aus dem Ruhrgebiet. Warum haben Sie sich für die
Kliniken Wied mitten im Westerwald entschieden?
LS: Nun ja, das hat zwei Gründe. Erstens war der Westerwald mir kein unbekannter Ort. Ich bin schon vor fast
46 Jahren einmal hier gewesen, damals noch als Grundschüler (1968) im Schullandheim in Höchstenbach. Meine
Heimatstadt Rheinhausen verbindet eine alte Geschichte mit dem Ort Höchstenbach und deshalb kommt jeder
Schüler aus Rheinhausen einmal zu Besuch ins Schullandheim Höchstenbach. Wer sich dafür interessiert,
kann gerne unter www.schullandheim-hoechstenbach.de/
Chronik/chronik.html mehr darüber lesen. Dadurch war
mir natürlich auch der Ort Wied nicht unbekannt.
Andererseits habe ich mich nach den vielen Jahren des
Studiums und der Ausbildung nach einer Oberarzt-Stelle
umgeschaut und bin auf die sehr interessante Stellenausschreibung der Kliniken Wied gestoßen, die mich
schlussendlich dazu bewegt hat, mich in den Kliniken
Wied zu bewerben.
Seit dem 01.01.2015 bin ich nun in den Kliniken Wied als
Oberarzt angestellt, wohne im Westerwald und freue
mich sehr hier zu sein. Mir gefallen die neue Stelle und
die neuen Aufgaben sehr gut. Erleichtert wurde mir dabei der Einstieg durch die immer hilfsbereiten, freundlichen und auch nachsichtigen Mitarbeiter der Kliniken
Wied in Wied und Steimel.
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Vielen Dank für das nette Gespräch. Wir freuen uns auf
eine gute Zusammenarbeit.
Das Interview führte L. Wittek
12
13
FÖRDERVEREIN RESPEKT e.V.
WIEDERWORTE
1 | 2015
„Feuervogel”
dankt für Spende
Was sonst noch passierte…
in und mit Respekt
Auch 2015 unterstützt Respekt e.V. wieder das Projekt „Feuervogel“, das bei der Suchthilfe Aachen angesiedelt ist
und sich um Kinder aus suchtbelasteten Familien kümmert. Dieses Projekt kann nur mit Hilfe von Spenden weitergeführt werden. Respekt e.V. stellt 500 EUR zur Verfügung
Kooperation
zwischen Klinik
und Sportverein
Feiern ohne
Alkohol –
Karneval 2015
Ausgelassen sein und fröhlich feiern, ohne Alkohol zu
konsumieren – das ist gar nicht so einfach, in der Vorstellung der meisten Menschen sogar unmöglich. In der
Rehabilitation von suchtkranken Menschen ist es jedoch ein wichtiges Therapieziel. So werden nach Möglichkeit im Behandlungsverlauf eines jeden Patienten
sich bietende Gelegenheiten genutzt, um das „Feiern
ohne Alkohol” regelrecht zu üben und zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen.
Seit kurzem gibt es eine Kooperation der Kliniken
Wied mit dem in Wied ansässigen Sportverein
TUS Wiedbachtal. Der Verein gibt interessierten
Patienten die Möglichkeit, sich zu integrieren
und an den Trainingseinheiten teilzunehmen.
Darüber hinaus steht den Patienten auch das
Sportlerheim, insbesondere der Fitnessbereich
zur Benutzung zur Verfügung.
Für die Zukunft ist ein Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Verein sowie Sport- und Bewegungstherapie der Klinik angedacht. So könnten
z. B. Patienten, die länger als zwei Monate in der
Klinik bleiben, im Sportverein das Sportabzeichen erwerben.
Respekt e.V. unterstützt den TUS Wiedbachtal
mit einer Spende in Höhe von 3.000 EUR, auch
weil er sich sehr in der Jugendarbeit engagiert
und damit direkt suchtpräventiv tätig ist.
14
Beim Kreuzbund Köln ist es bereits eine langjährige Tradition, inmitten des jährlichen feucht-fröhlichen Karnevalstreibens eine alkoholfreie Sitzung zu organisieren,
die auch von Patienten und Mitarbeitern der Kliniken
Wied schon mehrfach besucht wurde. In diesem Jahr
hat Respekt e.V. 35 Karten zur Verfügung gestellt, die
zum Preis von zwei Euro an interessierte Patienten abgegeben wurden. Die Fahrtkosten sowie die Begleitung
durch Mitarbeiter wurden von den Kliniken Wied übernommen.
Wie das Ganze bei den Teilnehmern angekommen ist,
lesen Sie auf Seite 5.
Das Café Klatsch erhielt 770 EUR für die Anschaffung neuer Tassen. Diese Tassen tragen das Logo
des Cafés. Sie werden im Café als Andenken verkauft, aber auch an verdiente Ämterinhaber unter
den Patienten als Abschiedsgeschenk abgegeben. Dank der Spende von Respekt e.V. konnten 200
neue Tassen angeschafft werden.
Auch im Café NaSowas erhalten verdiente Mitarbeiter ein kleines Geschenk. Bisher waren dies
Kugelschreiber mit Café NaSowas-Aufdruck. Künftig soll stattdessen zu Schlüsselanhängern mit
entsprechendem Aufdruck übergegangen werden. Respekt e.V. stellte hierfür 300 EUR zur
Verfügung.
Die Katholische Hochschule (KatHO) Köln hat einen Antrag auf Forschungsförderung gestellt.
Gegenstand des Antrags ist eine Masterarbeit mit dem Thema „Behandlung von Suchtstörungen
im Zwangskontext – eine empirische Überprüfung des Behandlungsbedarfs von Suchtstörungen
der Inhaftierten mit angeordneter und vorbehaltener Sicherungsverwahrung im Land NordrheinWestfahlen.” Respekt e.V. gewährt hierfür eine Förderung in Höhe von 300 EUR.
Die Deutsche Gesellschaft für Suchtpsychologie (dg sps), die als gemeinnütziger Verein bereits
mehrfach in den vergangenen Jahren von Respekt e.V. unterstützt wurde, erhält weitere 2.000 EUR.
Sie engagiert sich für die psychosoziale und psychotherapeutische Unterstützung von Patienten mit
Suchterkrankungen.
Herr Dr. Gallus Bischof von der Universität Lübeck wird im Herbst dieses Jahres im Rahmen der
wissenschaftlichen Vernetzung (INEBRIA) an einem internationalen Kongress in Atlanta (USA)
teilnehmen. Zur Begleichung von Reisekosten und Teilnahmegebühren erhält er einen Zuschuss in
Höhe von 1.000 EUR. Damit wird die wissenschaftliche Vernetzung gefördert.
D. Garbe
W
Man hat
K l oß i m e i n e n
Ha l s .
Möchten Sie unsere Bemühungen für
Suchtkranke und ihr soziales Umfeld
unterstützen? Dann werden Sie Mitglied
in unserem Verein. Wie das geht, sagen
wir Ihnen gerne genauer.
KONTAKT
Respekt e. V.
Förderkreis der Kliniken Wied
Mühlental
57629 Wied
Tel. 02662/806-125
[email protected]
15
FACHARTIKEL
Was ist
Psychoedukation?
Als Psychoedukation bezeichnet man die Aufklärung von Patienten und Angehörigen über physische und psychische Erkrankungen. Es handelt sich demnach um den Versuch, komplizierte
gesundheits- und/oder störungsrelevante Informationen so zu
übersetzen, dass sie von betroffenen Patienten und deren Angehörigen gut verstanden werden. Psychoedukation soll den
Patienten und ihren Angehörigen helfen, die wichtigsten Informationen über ihre Erkrankung und die notwendigen Behandlungsmaßnahmen begreifen und nachvollziehen zu können. Das
Verstehen-Können der eigenen Erkrankung wird als Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung und einen selbstverantwortlichen Umgang mit der Erkrankung betrachtet. Entsprechend
sollen das Krankheitsverständnis, der selbstverantwortliche Umgang mit der Krankheit und die Krankheitsbewältigung gefördert
werden. Psychoedukation kann von Ärzten, Psychologen oder
speziell ausgebildetem Pflegepersonal durchgeführt werden.
Dies soll beispielsweise erreicht werden durch:
Aufklärung über Diagnose und Behandlungsprinzipien,
Vermittlung von störungsbezogener Information
(z. B. angemessenes Störungsmodell),
Vermittlung therapierelevanter Information
(z. B. Therapieverfahren, Wirkmechanismen, Chancen
und Risiken),
Vermittlung von kompensatorischen Kompetenzen
bei spezifischen problembezogenen Defiziten
(z. B.soziale Kompetenzen),
Unterstützung des Patienten bei der Entwicklung
allgemeiner Selbstmanagement- und Bewältigungskompetenzen (z. B. Problemlösestrategien im Umgang
mit Rückfällen).
Interessant
Der Begriff „Edukation” ist abgeleitet von dem lateinischen Wort
“educare“, welches über die landläufige Übersetzung “erziehen”
hinausgeht. Es bedeutet auch ein “Hinausführen” (aus der Unwissenheit). Psychoedukation führt Patienten und Angehörige aus
dem Zustand der Unwissenheit und der Unerfahrenheit heraus zu
mehr Fachwissen und mehr Überblick über die Erkrankung, die erforderlichen Therapiemaßnahmen und die möglichen Selbsthilfestrategien. Psychoedukation bedeutet somit die Vermittlung von
Kenntnissen und Fertigkeiten für einen gesundheitsförderlichen
Lebensstil.
Unter psychotherapeutischen Gesichtspunkten hat Psychoedukation also zunächst einmal das Ziel, aus dem Patienten einen
informierten und kooperativen Partner des Therapeuten im Therapieprozess zu machen. Dem Patienten soll Wissen vermittelt
werden über folgende Fragen:
1.
2.
3.
4.
16
Was habe ich?
Wie schlimm ist es?
Woher kommt es?
Was kann man dagegen tun?
WIEDERWORTE
1 | 2015
Indikation und Anwendungsgebiete von
Psychoedukation
Psychoedukation wird bei schweren, körperlich und psychisch
belastenden Erkrankungen angewendet. Beispiele dafür sind
Krebserkrankungen, Stoffwechselerkrankungen (Diabetes Mellitus Typ I und II), Abhängigkeitserkrankungen, Neurodermitis,
AIDS, Tinnitus, Herzerkrankungen (Hypertonie, Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt), neurologische Erkrankungen (Epilepsie,
multiple Sklerose, Parkinson-Syndrom), chronische Schmerzen
(Kopf- und Rückenschmerzen, sekundäre Schmerzbeschwerden),
psychische Erkrankungen (Depression, Psychosen, Manien) etc.
Kontraindikationen für eine Psychoedukation per se bestehen
nicht. Berufsrechtlich ist sie im Sinne der Aufklärung und Information des Patienten verpflichtend. Erschwerende Faktoren können
jedoch Konzentrations-, Denk- oder Aufmerksamkeitsstörungen
sowie Ängste sozialer Natur sein. Psychoedukation ist also an die
spezifischen Erfordernisse und die Bedürfnisse des Patienten anzupassen.
Wirkprinzipien/Ziele von Psychoedukation
Zu den Wirkmechanismen von Psychoedukation gibt es nur wenig
systematische Forschung. Angenommen werden folgende Wirkprinzipien:
• Durch die kompetente Darstellung der Störung, ihrer Ursachen
sowie der Behandlungswege vermittelt der Therapeut sich
dem Patienten als glaubwürdige Fachautorität. Dies ermöglicht dem Patienten eine positive Beziehungserfahrung, die
sich angstreduzierend auswirkt und die Therapiemotivation
und Compliance (d. h. die aktive Mitarbeit im Sinne des
Behandlungskonzepts) stärkt.
• Durch sein durch Psychoedukation vermitteltes, neues
wissenschaftlich fundiertes Wissen in Bezug auf seine
Störung kann der zuvor verunsicherte Patient Autonomie,
Orientierung und Kontrolle teilweise zurückbekommen und
seine Krankheit einordnen.
• Dies ermöglicht den Patienten, Missverständnisse und
fehlerhafte Vorstellungen über ihre Krankheit zu korrigieren
und ein realistisches Störungsmodell zu entwickeln. Auf diese
Weise können sich so auch dysfunktionale, für den Patienten
bisher ungünstige Einstellungen ändern zugunsten von gesundheitsförderlichen.
• Die meisten psychischen Erkrankungen/Suchterkrankungen
sind keine „Privatsache” der Patienten, da die nächsten
Angehörigen automatisch auch davon betroffen sind. Es wird
angenommen, dass sachliche Aufklärung und Information das
Leiden strukturiert und somit auch für Angehörige entlastend
wirkt.
• Patienten mit psychischen und Suchterkrankungen leiden oft
unter massiven Selbstwertproblemen sowie Scham- und
Schuldgefühlen. Auch fühlen sie sich stigmatisiert. Die
Krankheit wird sehr oft als persönliches Versagen und Willensschwäche betrachtet. Durch die Vermittlung eines realistischen
Krankheitsbildes sowie entpathologisierender Informationen
(z. B. dass ca. 30 % der Bevölkerung in ihrem Leben mindestens
einmal eine behandlungsbedürftige psychische Störung entwickeln) sinkt die erlebte Belastung durch Scham, Selbstabwertung und Stigmatisierung, was wiederum den therapeutischen Veränderungsprozess unterstützt.
Darüber hinaus vermitteln psychoedukative Maßnahmen den
Patienten auch spezifische Kompetenzen und Fertigkeiten zur
konkreten Problembewältigung. Dadurch können sie angeleitet
werden, durch praktisches Üben konkrete Verhaltensänderungen
besser in den Alltag zu übertragen. Dies ist im psychotherapeutischen Setting von besonderer Bedeutung, z. B. wenn gegen Ende
der Therapie an konkreten Situationen erarbeitete Veränderungen auch auf andere Situationen und den Alltag angewendet
werden sollen. Auf diese Weise wird die Wirkung psychoedukativer Maßnahmen z. B. gezielt zur Reduzierung des Rückfallrisikos
eingesetzt (Rückfallprophylaxe etc.). Die Patienten sollen so ausreichende Kompetenzen und Strategien erwerben, um angemessen auf Rückfälle reagieren und künftige Belastungssituationen
eigenständig meistern zu können.
Formen/Durchführung von
Psychoedukation
Es gibt verschiedene Formen der Psychoedukation, so z. B.:
• Einzelgespräche mit Patienten und/oder Angehörigen
• Sitzungen mit einzelnen Familien
• Sitzungen mit mehreren Familien (ca. 3–6 Patienten
mit ihren Angehörigen)
• Reine Angehörigengruppen (ca. 8–15 Angehörige)
• Reine Patientengruppen (ca. 6–12 Patienten)
• Patienten- und Angehörigengruppen finden parallel statt
• Bibliotherapie (Patientenratgeber, Selbsthilfebücher,
psychologische Ratgeber)
Die häufigste Form ist sicher das psychoedukative Einzelgespräch, in welchem der Therapeut in anschaulicher und verständlicher Weise versucht, den Patienten oder auch dessen Angehörige über die Hintergründe der Erkrankung und die erforderlichen
Behandlungsmaßnahmen aufzuklären.
Als besonders hilfreich gilt Psychoedukation in der Gruppe. Werden mehrere Patienten gemeinsam über ihre spezielle Erkrankung informiert, besteht die Möglichkeit zum Austausch von
Sichtweisen, (positiven) Erfahrungen mit Therapie- und Selbsthilfemöglichkeiten sowie für den Umgang mit möglichen zukünftigen Krisensituationen. Auch Angehörige profitieren besonders
vom Besuch einer psychoedukativen Gruppe und vom gemeinsamen Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen, bei dem
eine emotionale Entlastung eine wesentliche Rolle spielt. Die
gefühlsmäßige Betroffenheit und die Erschütterung, die mit der
Erkrankung verbunden sein können, können in der Gruppe vielversprechend aufgefangen und bearbeitet werden.
Bezüglich des Zeitrahmens von Psychoedukation unterscheidet
man zwischen folgenden Varianten:
• Einmaliges Gespräch bzw. einmalige Gruppensitzung
• Kurzfristige Psychoedukation (ca. 2 bis 8 Sitzungen)
• Langfristige Psychoedukation (mehr als 8 Sitzungen; über
einen Zeitraum von 3 Monaten und länger, bis zu 2 Jahren)
Interessant
Psychoedukative Internetquellen
www.dhs.de: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen;
umfangreiche Informationen zum Thema Sucht
www.psychoedukation.net: Informationen rund um die
Psychoedukation für Betroffene, aber auch für Fachkreise
(z. B. entsprechende Kongressankündigungen)
www.psychologie.de: Große Plattform für die Informationssuche
zu psychologischen Themen
www.kompetenznetz-schizophrenie.de: Portal des
wissenschaftlichen Kompetenznetzes mit ausführlicher
Informationsseite für Patienten
www.kompetenznetz-depression.de: Portal des wissenschaftlichen Kompetenznetzes mit Informationsseite für Patienten;
neben ausführlichen Informationen zu Depression und Suizid viele
Verweise auf regionale Hilfs- und Versorgungseinrichtungen
www.psychotherapie-fuer-kinder.de: Gute Seite zum Thema
Kinderpsychotherapie
www.dgbs.de: Patienteninformationen der Deutschen
Gesellschaft für Bipolare Störungen
www.zwaenge.de: Störungsspezifische Infos der Deutschen
Gesellschaft Zwangserkrankungen e. V.
www.psychiatrie-aktuell.de: Umfangreiche Infos für
Angehörige und Betroffene in der Psychiatrie, allerdings
eher aus medizinischer Sicht
Psychoedukation in den Kliniken Wied
Psychoedukation im oben beschriebenen Sinne begegnet dem
Patienten in den Kliniken Wied an vielfältiger Stelle, so z. B.:
• Im Rahmen der Bezugsgruppe erhalten die Patienten spezifische Informationen, welche ihnen bei der Einordnung ihrer
Suchterkrankung helfen. Ebenso werden sowohl der Austausch von Sichtweisen und Erfahrungen zwischen den
Gruppenmitgliedern gezielt gefördert als auch spezifische
Kompetenzen und Fertigkeiten zur konkreten Problembewältigung vermittelt (z. B. zur Rückfallprophylaxe).
• In den therapeutischen Einzelgesprächen findet mit dem Aufbau einer tragfähigen Behandlungsbeziehung eine Aufklärung
über die Störung, ihre Ursachen sowie der Behandlungswege
statt. Dem Patienten wird ein angemessenes Störungsmodell
vermittelt.
• Viele Suchtpatienten leiden unter weiteren psychischen
Störungen. Zu diesen sog. Komorbiditätsstörungen oder
Begleiterkrankungen (z. B. Angststörungen, Depressive
Erkrankungen, Posttraumatische Belastungsstörungen,
chronische Schmerzen und Persönlichkeitsstörungen) erhalten
die Patienten psychoedukative Informationen in den Indikativgruppen der Kliniken Wied (z. B. Umgang mit Angst,
Umgang mit Depression, Umgang mit Stress, etc.) sowie in
den Gesundheitsvorträgen.
• In den Angehörigenseminaren werden u.a. grundlegende
Informationen zum Verständnis von Sucht als Krankheit
vermittelt sowie ein Erfahrungsaustausch mit anderen
Betroffenen ermöglicht.
B. Vivacqua
Literatur:
Lindenmeyer, J. (2004). Alkoholabhängigkeit. (Fortschritte der Psychotherapie, Bd. 1). Göttingen: Hogrefe.
Morschitzky, H. (2009). Angststörungen. Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe. Berlin: Springer.
Mühlig, S. (2004). Ziel Compliance der Patientenschulung: Formen und messmethodische Fragen. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 17(65), 45–52.
Mühlig, S. & Jacobi, F. (2006). Psychoedukation. In H.-U. Wittchen & J. Hoyer (Hrsg.), Lehrbuch Klinische Psychologie (S. 543–552).
Pitschel-Walz, G., Bäuml, J. & Kissling, W. (2003). Psychoedukation bei Depressionen – Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen. München: Urban & Fischer.
Rabovsky, K. (2008). Diagnosenübergreifende und multimodale Psychoedukation: Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen. München: Urban & Fischer.
17
VERSCHIEDENES
WIEDERWORTE
1 | 2015
ORT DER BESINNUNG
Wie haben Sie als Bezugstherapeuten die Arbeit wahrgenommen?
Matthias Strie: Die Gruppe zeigte viel Einsatzbereitschaft
und Freude am gemeinsamen Schaffen. So wurde teilweise
abends noch bis 22.00 Uhr an dem Stein gearbeitet. Gruppenmitglieder, die nicht hämmern konnten oder wollten, versorgten die anderen mit Brötchen und Kaffee. Andere brachten ihr Fachwissen und ihre Erfahrung ein, z. B. beim Zimmern des Holzbockes oder Fotografieren. Dabei herrschte
gute Stimmung, so dass der Stein schnell Gestalt annahm.
Klar, es gab auch Frust und Konflikte, die dann im Rahmen
der Gruppe besprochen wurden. So kam man auf wichtige
persönliche Probleme, aber auch Lösungsmöglichkeiten zu
sprechen. Einige Patienten lernten auch von dem Wissen
und der Erfahrung des Steinmetzes, so dass sie nach dessen
regulären Behandlungsende den Bau eigenständig weiterführen konnten.
Wie ging es weiter am Stein?
Wer sich einen Spaziergang um den See der Kliniken Wied
gönnt, stößt auf einen Steintempel. Seit Herbst 2014 thront die
Skulptur nahe einer Sitzgruppe. Was sich dem flüchtigen Blicke
entzieht: in dem Kunstwerk stecken ein hoher Zeitaufwand und
viele Kraftanstrengungen, aber auch viel Freude sowie das Wirken und die Vorstellungen einer ganzen Gruppe. WiederWorte
sprach mit Herrn Jens W., der als Patient tatkräftig beteiligt
war, sowie mit den an der Organisation und der Begleitung des
Projektes beteiligten Bezugstherapeuten Thomas Cramer und
Matthias Strie.
Herr Cramer, wie entstand die Idee, unter die Steinmetze zu
gehen?
Thomas Cramer: Als ich während der Vertretung eines Bezugstherapeutenkollegen in dessen Elternzeit die Gruppe K2
übernahm zeigte sich, dass ein Patient in seinem Berufsleben
als Steinmetz tätig gewesen war. So war er auch an der Restaurierung und Instandhaltung einiger bekannter Bauwerke,
wie dem Kölner Dom, beteiligt. Seine Erzählungen sprühten
vor Begeisterung und Herzblut für dieses alte Handwerk. Das
steckte mich an und es dauerte nicht lange, bis die Gruppe
K2 und ich uns wünschten, ein gemeinsames Projekt durchzuführen.
Von der Idee dauerte es dann aber eine ganze Weile bis zur
Umsetzung. Die Patienten scharten schon mit den Füßen.
Was war da los?
Thomas Cramer: Vor dem ersten Hammerschlag stand erst
einmal eine Menge an Planung und Organisation. Nach Rücksprache mit dem zurückgekehrten Bezugstherapeuten ging
es zunächst um das Motiv. Die Gruppe einigte sich, nach
dem Abwägen verschiedener Möglichkeiten wie dem Bau einer Sonnenuhr oder Vogeltränke, einen fünfsäuligen Tempel
zu erstellen. Eine Skizze des Bauwerks wurde erstellt, eine
18
Zeitplanung entworfen und eine Kostenaufstellung vorgenommen. Wir waren von der therapeutischen Wirksamkeit
des Projektes überzeugt, besonders in Bezug auf positive
gruppendynamische Prozesse und der zu erwartenden Verbesserung der Selbstwirksamkeitserwartung der Beteiligten.
Zudem war die Gestaltung eines „Ortes der Ruhe und Besinnung” mit dem zu erwartenden Kunstwerk eine Bereicherung
des Angebots für die Patienten. Die Klinikleitung konnte so
schnell für das Projekt gewonnen werden.
Dann gab es also endlich grünes Licht. Wie lief dann die Arbeit
ab?
Jens W.: Zunächst musste ein Holzbock für den ca. 470 kg
schweren Tuffstein gezimmert werden. Um zu testen, ob der
Bock das Gewicht hält, sind wir als Team gemeinsam drauf
geklettert. Damit war die erste Hürde geschafft. Als nächstes
fuhren wir den Tuff im Steinbruch in Rieden holen. Ein Mitpatient war Kraftfahrer, der konnte Herrn Cramer am Steuer,
der nicht täglich mit einem Anhänger unterwegs war, noch ein
paar Tipps beim Rückwärtsfahren geben.
Und dann war der Stein endlich da.
Jens W.: Der Stein war 1,00 m lang, 0,80 m hoch und 0,30 m
tief. Der grobe Klotz wurde dann von unserer Gruppe geschliffen und in Form gebracht. Der Steinmetz aus unserer Gruppe
erklärte uns, wie wir vorzugehen hatten. Wir zeichneten die
Stufen und das Dach ein, da wir einen Anhaltspunkt für die
Säulen haben mussten, die dann nach innen in den Stein eingearbeitet wurden. Dann wurde mit Hammer und mit Spitzund Schlageisen die erste Fläche für die Säulen herausgearbeitet. Zuerst in groben Stücken, später in Feinarbeit mit
einem Scharriereisen. Es war anstrengend und schmutzig,
doch auch „wenn wir Staub und Steine schlucken mussten“,
uns machte die Arbeit richtig Spaß.
Jens W.: Da wir jetzt alle Steinmetzlehrlinge waren, beherrschten wir die vier Arbeitsschritte: Sprengen, Spitzen,
Zahnen und Scharrieren. Dann wurde das Dach herausgearbeitet. Hierbei war es wichtig, an den äußeren Kanten sehr
vorsichtig zu arbeiten, da sonst eventuell Teile vom Dach
hätten wegbrechen können. Alle waren interessiert dabei,
was uns als Gruppe noch enger zusammenschweißte. Um die
Säulen herausarbeiten zu können, bohrten und schlugen wir
zunächst die Zwischenräume frei. Nachdem das geschehen
war, wurden in immer kleiner werdenden Rechtecken runde
Säulen erschaffen. Die Stufen wurden als letztes in den Stein
geschlagen.
Welche Bedeutung hat der Tempel als Motiv?
Jens W.: Er steht als Symbol für das Leben in Form eines Bauwerkes, der Tempel des Lebens also. Eine auf sich bezogene
Deutung und Sinnfindung kann der Betrachter bei genauerer
Beachtung für sich entwickeln. Eine wiederholte Betrachtung ist sicherlich besonders hilfreich. Die Gruppe hat sich
außerdem erlaubt, eine versteckte Signatur einzuarbeiten.
Alte Steinmetztradition.
Herr W., welches Fazit haben Sie aus dem Projekt gezogen?
Jens W.: So wie wir ist unser Kunstwerk nicht perfekt, aber
wir freuen uns über die Leistung, die wir vollbracht haben. Es
hat die Gruppe K2 auch außerhalb der Therapiezeit enger zusammengeführt und wir konnten uns alle näher kennen lernen. Es erfüllt uns mit Stolz, eine solche Aufgabe gemeistert
zu haben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führteWieder Worte
Infobox: „Schon gewusst?”
Rieden kommt aus dem Lateinischen und heißt „urbar machen oder urbar gemachtes Land” und verfügte schon früher über
eine bedeutende Steinindustrie. Das lässt sich auch am Wappen des Ortes, gekennzeichnet durch das Zunftzeichen der Steinmetze, erkennen. Der Ort liegt in einem Talkessel, der durch Vulkanismus entstanden ist, in der schönen Vulkaneifel. Tuff ist
ein Naturstein aus verfestigtem vulkanischem Auswurfmaterial, der vor 450.000 bis 350.000 Jahren entstanden ist. Der bei
Rieden abgebaute Ettringer Tuff besteht zu mindestens 75 % aus vulkanischer Asche, wurde sogar zum Gestein des Jahres
2011 ernannt und hat eine große Bedeutung für die Architekturgeschichte Deutschlands.
19
UPDATE AUS DEN KLINIKEN WIED
UPDATE
KLINIKEN WIED
ES IST „WIEDER”-MAL SO WEIT!
WAS GIBT ES NEUES AUS DEN
KLINIKEN WIED?
Scout-Tag
Am 25.11.2014 hat Herr Rainer Kuhmann von der Präventionsstelle Westerwald, Diakonisches Werk Westerburg,
mit etwa 12 Jungen und Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren, die die diesjährige Scout-Gruppe bilden, die Kliniken
Wied besucht. Das Projekt „Jugendscouts” ist ein Peergroup-Projekt, d. h. Jugendliche werden ausgebildet, um
mit anderen Jugendlichen zu dem Thema Suchtprävention
zu arbeiten. Eine Möglichkeit bietet sich im schulischen
Rahmen an.
Die Jugendlichen kamen in der Begleitung von zwei Erwachsenen, die sie in der Scout-Tätigkeit ausgebildet und
begleitet haben. Von Klinikseite wurde die Veranstaltung
von Frau Winzen, Frau Gibermann mit ihrer Bezugsgruppe
L6 und Herrn Frank begleitet. Die Veranstaltung begann
um 10.00 Uhr im Plenum und endete um 12.30 Uhr. Die
Schüler-Scouts gingen mit unseren Patienten in einen regen Austausch.
Konfirmandenbesuch in den
Kliniken Wied
Am 21.02.2015 war das Ehepaar Kremer (Suchtselbsthilfe
Nastätten) mit Pfarrer Kristian Körver und 15 Konfirmanden zu Besuch einer Suchtpräventionsveranstaltung mit
anschließender Klinikführung in den Kliniken Wied. Die
Jugendlichen zeigten großes Interesse und eine rege Beteiligung am Thema Sucht und Suchtprävention. Ein gemeinsames Mittagessen rundete den Besuch ab. Durchgeführt
wurde die Veranstaltung von Gerhard Frank.
WIEDERWORTE
1 | 2015
Kliniken Wied im ZDF/Anfrage
37 Grad und Hallo Deutschland
Die Redaktion Wellenreiter plant im Auftrag des ZDF für die
Sendung 37 Grad einen Bericht zum Thema Alkoholabhängigkeit. Ein aktueller Patient wurde bereits befragt, wie er in
die Suchtentwicklung hinein geraten ist und was ihn schließlich zur Behandlung motiviert hat. Auch Angehörige wurden
mit einbezogen und interviewt. Die Redaktion erhofft sich
durch diesen Beitrag eine Verbesserung der Akzeptanz des
schweren Krankheitsbildes Alkoholabhängigkeit und eine
Aufklärung über die Behandlungswege. Die Kliniken Wied
finden es wichtig hier mitzuwirken und dies zu unterstützen.
Helfertag am
14. März 2015 in Wied
Am 14.03.2015 trafen sich „Wieder-einmal” alle Vertreter
der Selbsthilfegruppen, die ganzjährig die Kliniken Wied
besuchen, um ihre ehrenamtliche Arbeit vorzustellen, zu
einem gemeinsamen Dankeschön-Treffen in gewohnter
und vertrauter Umgebung. Thema des Helfertages „Hilft
dir selbst, so hilft dir Gott” ist eine sprichwörtliche Aufforderung die Initiative in die eigene Hand zu nehmen und
keinem anderen zu überlassen.
Im September/Oktober 2015 erwarten die Kliniken Wied eine
Delegation der Suchtselbsthilfe „Sense” aus Kiew (Ukraine).
Der Kontakt ist über die Suchtselbsthilfe Katzenelnbogen zustande gekommen. Durch die Verleihung des „Selbsthilfelichts”
durch den Förderverein Respekt konnte es auch finanziell möglich gemacht werden, eine Partnerschaft über Staatsgrenzen
hinweg zu organisieren. Die Kliniken Wied ermöglichen es den
Gästen aus der Ukraine an einem Tag das Behandlungskonzept
und die Kliniken Wied kennen zu lernen. Die Gäste aus der Ukraine möchten das deutsche Suchtselbsthilfe- und Suchthilfesystem kennenlernen und die Partnerschaft mit der Suchthilfe
Katzenelnbogen vertiefen.
Hier wurde allen Beteiligten die Möglichkeit geboten, sich
über die Kraft zur Alltagsbewältigung, über Achtsamkeit
gegenüber Gefühlen, Bedürfnissen und Befindlichkeiten,
zur Gestaltung des Lebens und der eigenen Lebensform
auszutauschen.
Auch dieses Jahr haben wieder Patienten aus unseren beiden Häusern in Wied und Steimel an dem Helfertag teilgenommen. Das Ergotherapie-Team in Wied hat zusammen
mit einigen Patienten in einer kreativen Fleißarbeit für
alle Teilnehmer ein Goodie in Form von einem Booklet mit
schön gestaltetem Einband, in dem man GUTE GEDANKEN FÜR DEN TAG eintragen kann, hergestellt – an dieser
Stelle herzlichen Dank. Auch der Förderverein Respekt hat
ein kleines Dankeschön in Form eines hochwertigen Kugelschreibers an jeden Teilnehmer übergeben.
Am 07.05.2015 findet der Jubiläums-Cross-Lauf in Steimel
statt. Viele ehemalige Teilnehmer signalisierten jetzt
schon ihre Vorfreude und würden sich über neue und interessierte Läufer freuen.
20
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In der frauenspezifischen Indikationsgruppe der Sportund Bewegungstherapie soll dieses Thema „Körperbewusstsein – Fremd- und Selbstbild” aufgegriffen und
aktiv angenommen werden. Den eigenen Körper und
dessen Leistungen zu akzeptieren, eigene Stärken und
Fähigkeiten wahrzunehmen, sind wesentlich Ziele.
Da Frauen und Männer unterschiedliche sportliche
Leistungen vorweisen, bietet die Gruppe ein an Frauen
angepasstes Training. Der Grund dafür liegt unter anderem in den biologischen Unterschieden:
• Männer sind größer und schwerer, haben mehr
Muskelmasse und weniger Körperfett
• Frauen laufen anders als Männer, weil sie ein
breiteres Becken haben und ihr Körperschwerpunkt tiefer liegt
• Herz und Lunge sind bei Frauen kleiner und
• der Körperbau von Frauen hat Vorteile: sie haben
mehr Flexibilität und sind belastungsfähiger für
Dauerbelastungen.
Deshalb gibt es eigene Frauensportarten wie Frauenleichtathletik, Frauenfußball, Frauentennis etc. und …
Fitness und Körperbewusstsein für Frauen in den
Kliniken Wied.
Lehre und Forschung
Cross-Lauf 2015 in Steimel
SPORT
NEWS
+++ Der Blick in den Spiegel oder auf die Waage sprechen für manche Frauen eine für sie deutliche Sprache:
Sie haben das Problem, dass sie sich selbst nicht schön
finden. Egal ob Nase, Haare, Busen, Bauch und/oder
Po – im Vergleich zu anderen sind es die Merkmale,
die Frau auch gern selbst „anders” hätte. Egal ob Werbung, Zeitschriften oder TV – das weibliche Schönheitsideal beeinflusst die eigene Körperwahrnehmung
von Frauen. Die Darstellung des als Ideal geltenden
„Frauenkörpers” ist im Laufe der Emanzipation und
Gleichstellung dünner und jünger geworden. Das
Selbstbewusstsein bekommt einen Dämpfer, da die
Mehrzahl diesem Ideal nicht entspricht.
Die real&fiction Film- und Fernsehproduktion in Köln, im
Auftrag von „Hallo Deutschland” (ZDF-Sendung) fragte
an, ob wir sie bei einem etwa 9minütigen Beitrag zu „legal
highs” unterstützen könnten. Dazu wollten sie gerne – auch
in anonymisierter Form – Patienten interviewen, die bereits
negative Erfahrungen mit „legal highs” gemacht haben.
Hierzu ist geplant, auch den behandelnden Arzt und Therapeuten miteinzubeziehen. Der Beitrag soll dann in der Reihe
„(Un)Sicherheit im Internet” gezeigt werden, da diese Stoffe
überwiegend oder sehr häufig im Internet gehandelt werden. Die Kliniken Wied unterstützen auch dieses Projekt.
Besuch der Suchtselbsthilfe
„Sense” aus Kiew
Fitness & Körperbewusstsein für
Frauen
Die neuen Leitlinien Alkohol und Tabak sind sicher auch
befruchtend für unsere Konzeptentwicklung. Beteiligt waren der Fachverband Sucht und die Deutsche Gesellschaft
für Suchtpsychologie sowie auch Hr. Dr. Schroeder und Fr.
Prof. Dr. Funke in deren Entwicklung und Konsentierung.
Unser Förderverein Respekt hat hier mehrfach finanzielle
Unterstützung geleistet. Nun dürfen wir die Früchte dieses Engagements auch nutzen.
G. Frank
Fitness und Körperbewusstsein für Frauen bietet deshalb ein geschlechtsspezifisches Fitnessprogramm mit
anschließender Körperwahrnehmung. Aber auch Themen
der Frauengruppe können oder werden aufgegriffen und
aktiv umgesetzt, wie z. B. Selbst-/Fremdwahrnehmung,
Körperwahrnehmung oder Selbstbehauptung.
A. Prager
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WUSSTEN SIE SCHON?
WIEDERWORTE
1 | 2015
…, dass in den
einschlägigen
Fachgesellschaften die Frage,
…, dass der Begriff
PSYCHOEDUKATION
ob PSYCHOEDUKATION
erstmals in den
80IGER Jahren
…, dass
Psychoedukation –
Patienten mit
SCHIZOPHRENIE,
DEPRESSIONEN,
ANGSTSTÖRUNGEN,
PSYCHOTISCHEN EPISODEN-,
UND ESS- UND
PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN
erhalten?
EINE EIGENSTÄNDIGE
THERAPIEFORM ist
des letzten Jahrhunderts auftauchte?
C. M. Anderson und seine Mitarbeiter
bezeichneten mit Psychoedukation
im Jahre 1980 eine
Familienintervention bei
schizophrenen Patienten.
oder ein Untergebiet der
Psychotherapie darstellt,
kontrovers diskutiert wird?
…, dass
…, dass laut
Düsseldorfer
Forscher
Menschen, die schlimme
Erfahrungen gemacht haben,
aber zugleich
heiter und gelassener
als griesgrämige Menschen mit ebenso
vielen Schicksalsschlägen bleiben,
WENIGER KÖRPERLICHE
BESCHWERDEN HABEN?
Familienangehörige zählen
gleichermaßen zur Zielgruppe der
Psychoedukation.
wenn die
SEELE SCHREIT
und nicht gehört
wird,
SCHREIT DER KÖRPER?
…, dass die
„Deutsche Gesellschaft
für Psychoedukation”
erst am
14. November 2006
Bewusste oder unbewusste seelische
Belastungen können zu
unterschiedlichen körperlichen
Reaktionen/Symptomen
führen.
…, dass
…, dass
„NUR LERN- UND
ÜBUNGSPROZESSE
AUF VERSCHIEDENEN
EBENEN
ZUM ZIEL FÜHREN?”
Auszug aus dem Therapie-Konzept
der Kliniken Wied
22
Quelle: http://www.gesundheits-lexikon.com/Therapie/Psychosomatik/Psychoedukation.html
WUSSTEN
SIE SCHON?
unter der Leitung von
Privatdozent Dr. Josef Bäuml
gegründet wurde?
Ziel dieser Gesellschaft ist die
Förderung und Verbreitung
der Psychoedukation im
deutschsprachigen
Raum.
LACHEN
DIE BESTE
MEDIZIN IST?
Wie heilsam und effektiv
die Wirkung von Humor tatsächlich
sein kann, entdecken inzwischen auch
Psychotherapeuten und Psychiater.
Ob Depressionen oder Ängste:
Eine positive, humorvolle Haltung
kann in der Psychotherapie
viele Vorteile bringen.
23
PERSPEKTIVEN IN DER SUCHTBEHANDLUNG
WIEDERWORTE
21 | 2014
2015
„Ist die Stationäre Reha als Ort heilender
Beziehungserfahrungen unverzichtbar?”
LEBEN
ZUKUNFT
ARBE
ITEN
Wir beschäftigen uns häufig mit der Verbesserung der
Rehabehandlung und damit verbunden auch wiederholt
mit dem Thema „Perspektiven der Suchtbehandlung“.
Dies gibt uns die Gelegenheit aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln unsere Erwartungen an die Weiterentwicklung des Suchthilfeangebotes zu formulieren.
Eine Vorstellung, wie die Zukunft aussehen kann bzw.
aussehen sollte, ist dabei ohne einen Blick auf das bisher Erfahrene und Gewesene nicht denkbar.
Die Kliniken Wied als stationärer Anbieter hatten 2014
ihr vierzigjähriges Jubiläum, das sicher ein Indiz dafür
ist, dass es unsererseits gelungen ist, über Jahrzehnte
ein fachliches Behandlungskonzept bereitzustellen, das
sich nach den jeweiligen, auch im zeitlichen Kontext zu
betrachtenden Erfordernissen und Begebenheiten anpassen konnte. Berücksichtigt werden musste hierbei
eine Vielzahl von Erwartungen seitens der Betroffenen
selbst, aber auch der Kooperationspartner, alles unter
Einbezug des aktuellen Kenntnisstandes der Wissenschaft.
24
Die zwischenzeitliche Entwicklung anderer, alternativer und auch erfolgreicher Behandlungsangebote, wie
die teilstationären oder ambulanten Therapien, hat die
stationäre Reha als alleinigen Königsweg der Suchtbehandlung infrage gestellt. Durch Flexibilisierung und
Kombination der Behandlungsangebote konnte individuellen Bedürfnissen und beschränkten Ressourcen
besser Rechnung getragen werden. Hauptkritikpunkte
der stationären Reha waren und sind, dass sie für viele aufgrund familiärer und beruflicher Verpflichtungen,
aber auch aufgrund persönlicher Ängste vor Autonomieverlust und den hoch erwarteten Anforderungen an
die Betroffenen zu hochschwellig oder gar unerfüllbar
erscheint, oder dass auch aus wirtschaftlichen Zwängen
heraus Leistungsträger sich für Alternativen entscheiden müssen.
Ist die stationäre Reha aus heutiger Sicht durchaus
wirksam, aber zu anspruchsvoll und zu teuer? Brauchen
wir sie in Zukunft noch und wenn ja weshalb?
Oder andersherum gefragt: Was kann nur die stationäre
Reha bzw. was kann sie selbst nicht allein und ist auf die
Kooperationen mit anderen angewiesen?
Um dies zu beantworten, müssen wir uns erst noch mal
vor Augen führen, was eine Suchterkrankung ist, bzw.
was sie nicht ist. Und die Antworten hierauf werden je
nach Herkunft und Blickwinkel des Betrachters unterschiedlich ausfallen bzw. gewichtet sein.
1. Suchterkrankungen sind chronisch verlaufende
Erkrankungen.
D. h., dass ein, wie in der Akutmedizin üblich, monokausaler Ansatz, deren Auftreten zu verstehen oder
diese erfolgreich zu behandeln, allein nicht ausreicht.
Wir wissen, dass es genetische Risikofaktoren gibt, wie
z. B. eine erhöhte Stressempfindlichkeit oder eine erhöhte Toleranz gegenüber Suchtstoffen. Auch wissen
wir, dass durch den kontinuierlichen Substanzkonsum,
durch Lernerfahrungen, als auch durch die direkte Beeinflussung des Gehirns durch die Droge selbst, sich bei
den Erkrankten ein Zwang einstellt, Drogen vermehrt
und fortgesetzt zu konsumieren, der willentlich nur
schwer oder nicht mehr unterdrückt werden kann. Aufgrund dieser Erkenntnisse werden Behandlungswege
gesucht, wie z. B. das Suchtgedächtnis zu löschen oder
Medikamente zu entwickeln, die die Rückfallwahrscheinlichkeit oder den Substanzkonsum verringern.
Dies sind unzweifelhaft wertvolle Behandlungsansätze, die aber auch eine Gefahr darstellen, wenn sie als
alleiniger Behandlungsweg, weil niedrigschwellig oder
kostengünstig, gewählt bzw. als ausreichend angesehen werden.
Wir wissen heute, dass chronische Erkrankungen
multifaktoriell, d. h. sowohl genetisch/neurobiologisch, als auch biografisch und kontextbezogen
verursacht und unterhalten werden. Entsprechend
muss die Behandlung ganzheitlich und individuell
ausgerichtet sein, um erfolgreich sein zu können.
2. Suchterkrankungen sind im Speziellen psychosomatische Erkrankungen und Ausdruck und auch Ursache von
Beziehungsstörungen.
Suchtmittel werden gezielt zur Wahrnehmungs- und
Verhaltensveränderung im Sinne eines Selbstheilungsversuches konsumiert, eines Versuches sich selbst zu
steuern und dies möglichst unabhängig von anderen.
Ziel hierbei ist die Unterdrückung psychosomatischer
Symptombildungen, oder der Konsum dient der Leistungsverbesserung, der besseren emotionalen Kontrolle, der Enthemmung, usw. und all dieses, und das ist
das Entscheidende, immer weil wir uns nur im Bezug zu
anderen definieren und erleben, also alles Selbsterleben nur existiert innerhalb gelebter Begegnungen und
Beziehungen im Privaten und im Beruflichen.
Wir werden charakterlich geprägt vor allem durch
unsere Primärbeziehungen in den ersten Lebensjahren. Durch unsere internalisierten Beziehungserfahrungen zu Mutter, Vater oder anderen Personen,
die ein für uns verantwortliches Gegenüber dargestellt haben, erleben wir uns als wertvoll und
selbstsicher oder als zurückgewiesen und verwundbar, je nachdem wie wir in unserer Hilflosigkeit und
Bedürftigkeit als Kinder angenommen, versorgt
und emotional gespiegelt wurden. Entsprechend
weisen wir alle „Sollbruchstellen” auf, wenn wir mit
Ereignissen konfrontiert werden, die uns emotional
überfordern oder sogar bedrohen, als gravierende
Beispiele seien hier ein drohender oder eingetretener Bezugspersonenverlust, ein soziales Ausgegrenzt-Sein oder auch eine frühere oder aktuelle
Traumatisierung genannt.
Eine anhaltende emotionale Überforderung führt
in der Folge zu psychosomatischer Symptombildung
und, je nach individueller Situation, eben auch zur
Entstehung von Suchterkrankungen.
Ein zu wählender Behandlungsansatz muss sich folglich
immer an dem Ausmaß der vorliegenden komplexen
Schädigung durch das Suchterkrankt-Sein im Sinne der
psychischen Destabilisierung, der verlorenen Kontrolle
über den Substanzkonsum und den Verlust Halt gebender sozialer Bezüge und letztlich auch an den komorbiden psychischen und körperlichen Erkrankungen ausrichten.
Die Existenzberechtigung der stationären Reha liegt genau hier, in der Bereitstellung eines bedarfsgerechten,
multiprofessionellen Behandlungs- und Beziehungsangebotes, welches es den Betroffenen ermöglicht,
sich mittels medizinischer und psychotherapeutischer
Hilfe zu stabilisieren, um authentische Begegnungen
zulassen zu können, unter Verzicht auf ein fortgesetztes selbstschädigendes Verhalten. Stationäre
Reha als neuer Erfahrungsraum zur Korrektur negativer primärfamiliärer Persönlichkeitsprägungen durch
das Erkennen eigener unbewusster Motive und das
teilweise Überschreiben dieser mit neuen, positiveren
Beziehungserfahrungen durch die eingegangenen therapeutischen Arbeitsbeziehungen zu Behandlern und
Mitpatienten.
Grundvoraussetzung für einen solchen heilend wirksamen Behandlungsraum ist das Erleben von Angenommen-Sein, Schutz, Vertrauen und gegenseitigen
Respekt, der es sowohl Patienten als auch Behandlern
erlaubt, sich auf eine Begegnung und Beziehung einzulassen, das Risiko einzugehen, sich selbst als Person
zur Verfügung zu stellen und sich infrage stellen zu >>
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PERSPEKTIVEN IN DER SUCHTBEHANDLUNG
lassen. Auftrag der Klinikleitung hierbei ist es, neben
der Sicherung des Erfolges und somit der Existenz des
Unternehmens, eben diesen geschützten Raum zu
ermöglichen, durch die Bereitstellung angemessener
Rahmenbedingungen, aber auch durch ein Führungsverhalten, welches sich an diesem übergeordneten
Auftrag orientiert.
Steht es heute außer Frage, dass die stationäre Reha
wirksam ist, so stellt sie doch einen artifiziellen Behandlungskontext dar und die Sicherung des Behandlungserfolges gelingt nur, wenn der Transfer zurück in
die realen Lebensbedingungen des Betroffenen gelingt.
Die Beendigung einer intensiven und verändernden Beziehungserfahrung durch Trennung und Ablösung aus
der stationären Behandlung und Rückkehr in die oftmals belastenden Lebensumstände stellt ein hohes Risiko dar. Wie der Weg in die Klinik ist auch der Weg aus
der Klinik nur mit der Arbeit und Unterstützung durch
WIEDERWORTE
1 | 2015
RÄ
TS
EL
vor- und nachher Behandelnde bzw. Beteiligte möglich
und ein nachhaltiger Erfolg der stationären Reha ohne
dieses Zusammenwirken nicht denkbar. Auch hier ist
der Aufbau tragfähiger, auf Vertrauen in die Verbindlichkeit und Kompetenz des Gegenübers basierender
Beziehungen, der erfolgreichste Weg.
Aufgrund immer wieder neuer Erkenntnisse und Forschungsergebnisse werden wir neben der Bewahrung erfolgreicher Behandlungsmethoden und Behandlungssettings auch weiterhin Ergänzungen in der Rehabehandlung und der Vernetzung des Suchtkrankenhilfesystems anstreben und umsetzen.
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Dr. Welf Schroeder
Ltd. Arzt
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Für die inhaltliche und fachliche Entwicklung des Behandlungskonzepts der Kliniken Wied sind hauptverantwortlich
Herr Dr. med. Welf Schroeder und Frau Prof. Dr. rer. nat. Wilma Funke zuständig.
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Lösungswort
Leitender Arzt
Facharzt für Neurologie
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Facharzt für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie, Sozialmedizin
Leitende Psychologin
Psychologische Psychotherapeutin
(Verhaltenstherapie, Gesprächspsychotherapie,
Paar- und Familientherapie)
Supervisorin und Ausbilderin
Konzept-Weiterentwicklung ist ein wichtiger Bestandteil in der Suchtbehandlung
So waren in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Sucht und der Deutschen Gesellschaft für Suchtpsychologie Herr Dr.
Schroeder und Frau Dr. Funke unter anderem an der Entwicklung und Konsentierung der neuen Leitlinien bzgl. alkoholbezogener Störungen und abhängigen Tabakgebrauchs mit beteiligt. Auch unser Förderverein Respekt konnte dies mehrfach
finanziell unterstützen.
Beide Leitlinien können sie auf den Webseiten der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik
und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht) einsehen.
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Ein Kranker in Behandlung
Anzeichen, Merkmal einer Krankheit
Krankheit
Unkontrollierbares, starkes, inneres Verlangen
Unsterblicher Teil des Menschen
Unterstützung
Starke Beanspruchung von etwas
oder jemanden
Feststellung einer Erkrankung
Verschiedene Maßnahmen, die eine Heilung
bewirken sollen
Von der Vernunft gesteuert
Plötzlich, heftig
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12. Bestimmte Maßnahmen zur Heilung eines
Krankheitsbildes
13. Forschung auf einem bestimmten Gebiet
14. Abhängigkeit
15. Körperliche Symptome ohne körperliche Ursache
16. Achtung, Wertschätzung
17. Abhängig machende Substanzen
18. Teil einer Gruppe werden
19. Automatisch ablaufende Handlung,
Selbstverständlichkeit
20. Verbrauch
21. Das Geschehen in der kommenden Zeit
22. Positive Erwartungen
L. Dielmann
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WIEDERWORTE
DIE ZEITSCHRIFT DER KLINIKEN WIED
AUSGABE 1 I MAI 2015
WIEDERWORTE
WORTE
DIE ZEITSCHRIFT DER KLINIKEN WIED
Facheinrichtung für psychosomatische Medizin
Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen
VERSTEHEN
VERTRAUEN
VERANTWORTUNG
FACHARTIKEL
Kliniken Wied
in Wied
Psychoedukation –
Ein wichtiger Baustein der Therapie
BUCHTIPP
Uli Borowka – VOLLE PULLE
RESPEKT e.V.
Neue Kooperation zwischen Klinik
und Sportverein
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1974-2014
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