Predigt Nr - EMK Bülach

Predigt zum Lied ‚God gave me a song‘ von Tore W.Aas
THEMA: "MEIN LEBENSLIED – VON UND FÜR GOTT"
gehalten von Pfr. Daniel Eschbach am 10.01.2016 in der EMK Bülach
siehe: https://www.youtube.com/watch?v=9o4LFQN3hdk (Lied: God gave me a song, Oslo Gospel Choir
Für jemanden, der einmal ernsthaft versuchte, die Musik zu seinem Beruf zu machen ( das ist unterdessen auch 30
Jahre her), mache ich unterdessen wohl erstaunlich selten noch selber Musik. Ich zehre noch von dem, was ich mir
am Klavier (und an der Orgel) einmal erarbeitet habe (z.B. in Bibelstunden und in Gottesdiensten in Oberglatt). Und die
Liebe zur Musik (vieler verschiedener Stilrichtungen) ist geblieben. Geblieben ist auch, dass mich musikalische Metaphern oft direkt ansprechen. Man konnte das zu Beginn des Gottesdienst merken.
Eine solche Metapher ist: Ich kann mir das Leben und Glauben gut als Fuge, als vielstimmiges Musikstück vorstellen.
Das Thema darin kommt von Gott. Mit seinem schöpferischen Gedanken, mit seiner Liebe beginnt alles. Viel anderes
mag auch mitklingen: gute und schlechte Erfahrungen und Begegnungen, eigene Gedanken, Ideen, Taten. Aber das
Grundthema taucht im Leben und Glauben immer wieder auf. Wie in einer Fuge nicht immer in derselben Stimme
(d.h. Stimmlage). Bisweilen klingt das Thema verändert, enthält andere Töne oder Rhythmen. Vielleicht ertönt es auch
mal rückwärts oder gespiegelt. Aber es ist immer wieder da, mitten unter vielen anderen Tönen. Die Kunst besteht
darin, das Thema (die göttliche Lebensmelodie) herauszustreichen. Die Musik soll so gespielt werden, dass das Thema
in der Vielstimmigkeit hörbar und prägend bleibt.
Wenn ich das Leben eines Menschen mit einem Musikstück vergleiche, dann steht das Thema der Melodie wohl für
all das, was Gott hineingelegt hat an Begabungen, Möglichkeiten und Zusagen. Und die Frage lautet dann: Wie
bringe ich Gottes Thema in und mit meinem Leben und Glauben zum Klingen?
Zu diesen Gedanken inspirierte mich ein Lied, das mich seit zwei oder drei Jahren begleitet. ‚Gott schenkte mir ein
Lied‘, heisst es da. Und weiter: ‚Dieses Lied will ich mein Leben lang singen!‘ – Das Lied stammt aus der Feder von
Tore Wilhelm Aas, dem Gründer des Oslo Gospel Choirs.
God Gave Me A Song
Gott gab mir ein Lied
Ref: God gave me a song, I will sing for the rest
of my life: Jesus is the light, the light of the
world. Come let us celebrate him, lift up your
voices and sing: Jesus is the light, the light of
the world.
Ref: Gott gab mir ein Lied, welches ich für den
Rest meines Lebens singen werde: Jesus ist das
Licht, das Licht der Welt. Kommt lasst uns ihn
feiern, erhebt eure Stimmen und singt: Jesus ist
das Licht, das Licht der Welt.
Str 1: His love is everlasting, it will never fade away. On Christ the solid rock I stand. With
darkness all around me, with no one else to
find me, he came my way and turned my night
to day.
Str 1: Seine Liebe ist ewigwährend, sie wird niemals verblassen. Auf Christus, dem festen Fels,
stehe ich. Als ich von Dunkelheit umhüllt war,
mich niemand sonst gefunden hat, kam er zu
mir und machte meine Nacht zum Tag.
Str 2: He’s alpha and omega, the beginning and
the end, everlasting father, the great „I am“.
Holy, holy, holy is our God almighty, all heaven
declares the glory of his name.
Str 2: Er ist das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, ewiger Vater, das grossartige „Ich bin“. Heilig, heilig, heilig ist unser allmächtiger Gott. Der ganze Himmel verkündet
den Ruhm deines Namens.
Ich greife nun einige Aussagen aus diesem Lied heraus und verknüpfe sie mit Bibeltexten, die mir schon lange
wichtig sind und auf die ich immer wieder zurückkomme.
I. DANKBARKEIT TRAINIEREN
Gott schenkte mir ein Lied, das ich für den Rest meines
Lebens singen will. - Singen ist für mich das Mittel
schlechthin, um Psalm 103,2 umzusetzen: Meine Seele,
vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Lieder erinnern
mich daran. Sie geben dem Glauben Töne. Sie helfen
Erinnerungen an geschenktes Gutes frisch zu halten.
Seltsamerweise habe ja gute Erfahrungen in der Erinnerung oft viel die kürzere Halbwertszeit als das Schwierige. Dankbarkeit muss man – muss jedenfalls ich – einüben und trainieren, immer wieder. Indem ich singe. Indem ich aufzähle, was alles an Gutem ist oder war. Indem ich den Blick schärfe auch für die ganz kleinen, unscheinbaren guten Dinge. – Dieses Foto ist ein Beispiel
dafür. Wie oft habe ich schon versucht, einen Eichelhäher zu fotografieren … und bin gescheitert, weil diese Vögel
dazu neigen, genau so lange zu warten, bis man die Kamera in die Hand nimmt. Dan fliegen sie im letzten Moment
weg und machen dabei Töne, als würden sie einen auslachen. In den vergangenen Herbstferien ist mir dieses Foto
gelungen. Wir entdeckten einen Baum, zu dem mehrere Eichelhäher immer wieder zurückkehrten. Wir haben ein
wenig gewartet, die Kamera im Anschlag mit dem aktivierten Sportprogramm … und ich habe immer abgedrückt,
wenn sich etwas bewegte. Am PC erst habe ich gesehen: Ich habe den Vogel nicht nur gut getroffen. Ich habe sogar
noch einen erwischt, der mit einer Eichel im Mund davonflog… einfach geschenkt, so ein tolles Bild. Eines der vielen
kleinen Dinge, die mich danken lassen, Dankbarkeit trainieren lassen. Etwas, das mich motiviert, das von Gott geschenkte Lied ein Leben lang zu singen.
II. GNADENZUSPRUCH: NICHTS KANN GOTT HINDERN, DICH ZU LIEBEN
Seine Liebe dauert für immer, sie wird nie aufhören. – Diese
Liedzeile erinnert mich an unsere Konfirmationssprüche.
Pia und ich haben je einen Vers erhalten, der die Zusage
von Gottes Liebe unterstreicht. Für Pia ist es Jes 43,1:
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich
bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ Mein Konfspruch
steht in 1. Johannes 3,1: „Seht, welch eine Liebe hat uns
der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heissen sollen
– und wir sind es auch!“ Das sind genau wie auch der in der
Schriftlesung aus Röm 8 gehörte Abschnitt unbefristete Garantiescheine für Gottes Zuwendung. Sie sprechen zu:
Nichts kann Gott je daran hindern, dich zu lieben. Er hört
nicht auf damit. Es mag im Leben wohl Manches geben, was den Blick auf seine Liebe verstellt. So wie im Bild eine
Tanne vor der Sonne steht und Teile der Landschaft unter dem Nebel liegen. Das ändert aber nichts daran, dass
seine Liebe da ist. Seele, vergiss es ja nicht!
III. VERTRAUEN UND ZUVERSICHT
Dank Christus habe ich im Leben festen Boden unter den
Füssen. Er ist der stabile Fels, auf dem ich stehe. Es ist
natürlich die ntl Erlösungsbotschaft, auf die diese Liedzeile
anspielt. Fast noch besser fassbar ist für mich Gott als Fels
freilich in meinem Lieblingspsalm 139. Wir haben ihn in der
Schriftlesung gehört. Ich fasse ihn für mich persönlich
gerne so zusammen: Wo immer du hinkommen magst, erwartet dich Gott schon mit offenen Armen. Er kennt alles
und ist immer da. Du musst nie etwas alleine durchstehen.
– Wenn ich mich von Gott und Welt verlassen fühle ( bin ich
ja nie wirklich, aber manchmal fühlt es sich so an), beschäftige
ich mich oft mit Psalm 139. Ich höre Vertonungen davon.
Ich lese Meditationen dazu. Ich lese mir den Bibeltext laut vor. – So kann ich wieder festen Boden unter die Füsse
gewinnen. Und die Gewissheit erneuert sich: On Christ, the solid rock, I stand.
IV. KRAFT ZUM GLAUBEN UND LEBEN
Für die Gäste sei zum Bild erklärt: Im Sommerhalbjahr flattern
diese drei bunten Flaggen mit den Stichworten Glaube, Liebe,
Hoffnung vor unserer Kirche und grüssen alle, die von der Autobahn her nach Bülach hineinfahren.GLAUBE – HOFFNUNG –
LIEBE: Diese drei aus 1. Kor 13 gewonnen Stichworte machen m.E. klar, dass das Evangelium (→ gute Nachricht bzw.
frohe Botschaft) in erster Linie eine lebensverändernde Kraft
ist. Dank dem Evangelium finde ich ich überhaupt Kraft zum
Glauben, zum Hoffen und zum Lieben. Das wurzelt in der
Erfahrung, die im Lied so beschrieben wird: Als es dunkel
war um mich und niemand mich finden konnte, kam er (gemeint ist Christus) mir auf meinem Weg entgegen und
machte meine Nacht zum Tag.Das Evangelium bedeutet
Kraft zum Leben. Wie schnell geht das oft vergessen! Und dann streiten Christen über die richtige Lehre oder über
das korrekte Verhalten. Dabei geht so viel Energie (=Kraft) verloren. Das ist etwas, was mich manchmal zum Seufzen
und Klagen bringt. Das Evangelium ist doch nicht Lehre und es ist auch nicht eine Sammlung moralischer Appelle.
Wir werden dem Evangelium nur gerecht, wenn es seine Kraft im Leben der Menschen entfalten kann. Es bedeutet
Befreiung, es gibt Kraft zum Leben, weil es deutlich macht: Gott ist für dich da. Er will dein Leben zur Entfaltung
bringen.
Ich sage es mit Röm 1,16, auch eine meiner Lieblingsstellen: „Ich schäme mich nicht für die Gute Nachricht. Sie ist
eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der zum Glauben gekommen ist. (BASIS BIBEL)“ Nun könnte man noch über das
‚Sich-schämen‘ nachdenken, was auch lohnenswert wäre. Aber das lasse ich für heute. Wichtig ist und bleibt mir:
Das Evangelium ist Gottes Kraft zum Leben für jeden. Sorgen und Beten wir dafür, dass seine Kraft sich in unseren
Leben entfaltet. Dann fällt auch für andere um uns herum viel Kraft zum Glauben, zum Hoffen und zum Lieben ab.
V. ORIENTIERUNG
Wer ist Gott eigentlich? Wo und wie ist er zu finden? Das
wird im Lied so formuliert: Er ist Alpha und Omega, Anfang
und Ende, ewiger Vater, das grosse ‚Ich-bin‘. Darin klingen
unter anderem Ich-bin-Worte Jesu an: „Ich bin der WEG, ich
bin die TÜR; ich bin das LICHT!“ Schon sie lassen mich an
Orientierung denken. Erst recht gilt das für den atl. Gottesnamen: Jhwh – Ich bin, der ich bin. So stellt sich Gott dem
Mose am brennenden Dornbusch vor. Und erweist sich danach in der Wüste als der Orientierungspunkt, indem er in
Wolken- und Feuersäule dem Volk vorangeht, aber auch
indem er dem Mose Zehn Regeln, Gebote als Leitlinien für
das konkrete Leben gibt. An diesen Regeln kann man sich
orientieren im Leben. An diesem Gott, der in Christus Mensch geworden ist, kann man den Lebenskompass ausrichten. Er ist der Nordpol, der Wegweiser (im Bild übrigens eine Wegmarkierung auf dem norwegischen Sognefjell-Pass),
das grosse ‚Ich-bin‘, an dem ich mich ausrichten, zu dem ich in Beziehung treten kann, der mir zum grossen Du wird
und dank dem ich ich sagen, ich werden kann. Er ist mein OrientierungspunktDank ihm kann ich mich im Leben
verorten.
VI. ZUR ANTWORT/REAKTION HERAUSGEFORDERT
God gave me a song landet wie fast jeder Gospel bei der
Aufforderung, ins Gotteslob einzustimmen: Feiere den König, setz dein ganzes Vertrauen auf ihn! Da geht es um unsere Antwort auf seine Liebe, um unsere Reaktion auf sein
für uns da sein. Es geht darum den Himmel zu spiegeln,
etwa so, wie ich es im Sommer 2014 an der norwegischen
Atlantikküste fotografieren konnte. Wir sind eingeladen und
aufgefordert, weiterzugeben, was wir vom Himmel empfangen, sollen in Gottes Namen und Auftrag engagiert leben
… ohne Angst, selbst dabei zu kurz zu kommen. Und damit
lande ich dann – wie wohl schon öfter in meinen Predigten
– bei meiner liebsten Bibelstelle überhaupt: Aus der Bergpredigt, dem Abschnitt über das Nicht-Sorgen, der Vers Mt 6,33: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach
seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen!“
Wir machen uns als Kirche und als Gemeinden ja viel Gedanken über unseren Auftrag, entwerfen Konzepte und
Projekte, entwickeln Strategien. Das hat sicher manches Gute, auch wenn ich die bisweilen sehr managementlastige
und manchmal militärisch angehauchte Sprache als der biblischen Botschaft nicht immer ganz angemessen empfinde. Vor allem aber frage ich mich, ob wir dabei immer aus dem vollen Vertrauen auf Gott heraus agieren. Sind es
nicht oft auch die Sorgen, als Kirche/Gemeinde kleiner, unwichtiger zu werden, ist es nicht manchmal eher der
Selbsterhaltungstrieb, der unser Engagement motiviert? – Ich wünsche uns, dass wir immer wieder ganz selbstvergessen und nur auf das Evangelium, auf das Reich Gottes fixiert uns fröhlich engagieren können. Glauben und
Leben ohne Angst, selbst dabei etwas zu verlieren oder zu kurz zu kommen. Wenn Gottes Reich unser Herzensanliegen ist, wird es uns an nichts fehlen. Oder eben: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen!“
Zuletzt: Wenn ich am Schreibtisch in aller Ruhe meine Gedanken sortieren kann, dazu Bilder aussuchen und an den
Formulierungen feilen …. dann klingt das Ergebnis in der
Predigt vielleicht am Schluss etwas zu sicher, sicherer jedenfalls, als es sich zeitweise anfühlt. Die Gewissheit über
Gottes Nähe ist ja manchmal schon angefochten. Die Kraft
aus dem Evangelium spüre ich dann nicht und die Orientierung im Leben geht dabei vielleicht verloren. Es kommt vor,
dass mir als Gebet nur noch der Satz aus Mk 9,24 bleibt:
«Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben!»
Das sind dann Momente, in denen Lieder wie God gave me
a song erst ihren wahren Wert zeigen. Sie helfen mir dann
neu zu buchstabieren, was im Moment wie verloren scheint: Den Glauben, die Gewissheit, die Freude. Sie erinnern
mich an das Gute, das mir geschenkt ist. Sie helfen mir, auch mal zu glauben, ohne zu sehen. Sie helfen mir, das
Thema (das göttliche Motiv; seine Melodie des Lebens) in meinem Lebenslied wieder zum Klingen zu bringen. Lieder wie
God gave me a song helfen mir in den schwierigeren Momenten zu realisieren: Es mag viel Schwieriges und Dunkles
geben. Aber solange wir uns an Jesus Christus orientieren, bewegen wir uns grundsätzlich dem Licht entgegen. Er
ist das Licht. Darum nehme ich mir immer wieder vor: Das Lied, das mir Gott geschenkt hat, will ich mein Leben lang
singen.
Amen