Reportage: Magazin Silentworld zum Sudan

w w w. s i l e n t w o r l d . e u
TAUCHEN // LIFESTYLE // EMOTIONEN
Ausrüstung
Sudan
Curaçao
KARIBIK FÜR INDIVIDUALISTEN
Sulawesi
GANGGA, MANADO, LEMBEH
HAITAUCHEN
VOR SÜDAFRIKA
Zwei Experten im Porträt
Silent World 37 | Ausgabe 6/2015 | D 5,80 Euro
A 5,80 Euro | CH 10 SFR | Benelux/E/I 6,50 Euro
REISE Thailand
Sudan REISE
EINTAUCHEN
IN DAS UNBEKANNTE
ROTE MEER
TEXT // PETER S. KASPAR
Hammerhaie, Seidenhaie,
atemberaubende Steilwände und eines
der besten Wracks in diesem Meer: Auf
einer Tauchsafari mit der „Odyssey“ bis
in den Süden des Sudans zeigt sich das
Rote Meer von seinen besten Seiten.
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REISE Sudan
S
elbst für viele erfahrene Rotmeer-
bis zu 26 Passagieren ein Ausmaß an Platz und
Ein Whirlpool gehört auf der Yacht selbstver-
Taucher endet das Rote Meer im Süden
Raum zur Verfügung stellt, wie es auf Tauchsa-
ständlich auch zur Ausstattung. Die „Odyssey“
Ägyptens, die Tauchreviere im angren-
faris wahrlich selten ist. Die Kabinen haben in
ist auf ein Maximum an Wohnlichkeit und
zenden Sudan sind ihnen unbekannt. Doch
Ausstattung und Stil fast schon mehr Ähnlichkeit
Entspannung ausgelegt. Dazu trägt auch eine
wer hier nicht mal auf Safari war, hat echte
mit einem kleinen, zweckmäßigen Hotelzimmer,
zehnköpfige Besatzung bei. Das Schiff ist
Highlights verpasst. Eine Tour mit der „Odyssey“
als mit einer Schiffskajüte. Es gibt Kabinen mit zwei
nicht nur bequem, sondern auch stark. Zwei
in den Sudan hält erfreuliche Überraschun-
mal zwei Meter großen Doppelbetten oder je zwei
1.100-PS-starke MAN-Aggregate arbeiten
gen bereit. Die erste gleich bei der Ankunft.
Ein-mal-zwei-Meter-Betten. Hier herrscht soviel
im Maschinenraum. Auch die beiden sech-
Geschichten über umständliche Abfertigung bei
Platz, dass auch der Tauchrucksack bequem in der
seinhalb Meter langen Schlauchboote sind
der Einreise gehören offensichtlich der Vergan-
eigenen Kabine untergebracht werden kann. Und
mit 85 Pferdestärken mehr als ausreichend
genheit an. Auch andere Reisende berichten
dann ist da auch noch das Badezimmer, das den
motorisiert. Sollte eines von ihnen ausfallen,
über entspannte Zöllner, die längst nicht mehr
Namen auch verdient hat und nicht nur eine leicht
steht sogar noch ein drittes, etwas kleineres
den kleinsten Winkel eines jeden Koffers durch-
vergrößerte Nasszelle darstellt.
Schlauchboot bereit.
wühlen müssen, sondern die ankommenden
Gäste auf dem Flughafen freundlich lächelnd
Die Großzügigkeit setzt sich auf allen Decks fort,
durchwinken. Mit diesem positiven Gefühl geht
etwa mit Sitzsäcken und gemütlichen Liegen auf
es in Port Sudan aufs Schiff. Und das erfreut erst
dem Sonnendeck. Die Räumlichkeiten kommen
recht. 40 Meter lang und neun Meter breit – die
in modernem, geschmackvollen Design daher,
„Odyssey“ ist ein prachtvolles Schiff, das den
fast wie eine Lounge.
1 | An vielen Tauchplätzen trifft
man auf Graue Riffhaie.
2+3 | Im Inneren des Wracks: ähnliche Ladung
wie die der „Thistlegorm“, nämlich Fahrzeuge
(hier Fiat Lunga) und Munition
4 | Auf der Route der „Odyssey“ liegen einige
Topplätze für Hammerhai-Begegnungen.
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Atemberaubende Begegnungen:
Am Shaab Ambar sind es 30, bei Jumna
etwa 50 und bei Dahat Abida rund
Die Südtour beginnt und der Kapitän legt einen
Kurs nach Norden an. Falsches Boot? Nein,
100 „Hammerheads“, die an den
das hat seine Richtigkeit. Als Checkdive gibt
Tauchern vorbeiziehen.
es gleich mal einen Leckerbissen. Mit einem
Besuch bei Jacques-Yves Cousteaus Unterwasserhabitat „Precontinent II“ beginnt die
Tour sozusagen an historischem Ort. Es wird
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nicht der einzige Tauchtag sein, an dem die
Stelle von seinem Kapitän Lorenzo Muiesan
besonders auch die Laderäume, wo sich inter-
Geschichte eine Rolle spielt. Gleich nach dem
selbst versenkt wurde. Die „Umbria“ ist eines
essante Vergleiche auftun. Denn ähnlich wie die
geschichtsträchtigen Checkdive am Shaab Rumi
der berühmtesten und attraktivsten Wracks im
„Thistlegorm“, die vor dem Sinai liegt, war die
folgen hier noch das Nord- und das Südplateau,
Roten Meer. Sie liegt mit einer 40-Grad-Neigung
„Umbria“ mit kriegswichtigem Material beladen.
wo schon die ersten Grauen Riffhaie und ein
auf dem Kiel und das in einer nahezu perfekten
Freilich übertrifft der italienische Frachter sein
Hammerhai zu sehen waren. Danach geht es in
Tauchtiefe von einem bis maximal 33 Metern.
britisches Pendant dann doch mal gleich um fast
Richtung Süden. Mit einem Zwischenstopp, und
Mit einer Gesamtlänge von 155 Metern ist sie für
30 Meter und das wirkt unter Wasser wie eine
der ist noch spektakulärer als die Unterwasser-
einen Tauchgang dann doch etwas groß geraten.
ganz andere Dimension. Zu einem Highlight ge-
häuser von Cousteau. Es ist das Wrack des itali-
Es sollten schon drei sein, wenn man das Wrack
hört auch der Besuch in den riesigen, drei Decks
enischen Frachters „Umbria“, der 1940 an dieser
wirklich genauer erforschen will. Spannend sind
hohen Maschinenräumen.
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Sudan REISE
Die „Umbria“, 1940 von ihrem Kapitän selbst
versenkt, ist eines der berühmtesten und
attraktivsten Wracks im Roten Meer.
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Allerdings sollte sich da jeder in die Hände eines
Selbst die Haiart, auf die alle scharf sind, lässt
erfahrenen Guides begeben, denn dieser Tauch-
bei solchen Touren nicht lange auf sich warten.
gang in den Bauch der „Umbria“ ist nicht ganz
Es geht um den Hammerhai, der in diesen Brei-
ohne. Dannach ist es erst mal gut mit versunke-
ten des Roten Meeres häufiger anzutreffen ist.
ner Geschichte. Die meisten Taucher, die eine
Das spektakuläre an Hammerhaien ist ja nicht
solche Tour buchen, möchten besonders auch
nur ihre merkwürdige Kopfform, sondern auch
eines: Haie sehen. Möglichst viele sollten es sein
dass vor allem die größeren Arten sich gern zu
und bitte auch unterschiedliche. Immerhin, die
ganzen Rudeln zusammenfinden. So kommt
ersten Appetitanreger waren ja schon in Shaab
es auf der Tour immer wieder zu atemberau-
Rumi unterwegs, doch jetzt sollte so langsam
benden Begegnungen. Am Tauchplatz Shaab
der Hauptgang folgen. Und die Reisenden wer-
Ambar sind es 30, an den Riffen von Jumna mit
den nicht enttäuscht. Von Tag zu Tag werden es
ihren vertikalen Wänden etwa 50 und an Dahat
mehr. Die ersten sind schon dicht unter der Was-
Abida rund 100 „Hammerheads“, die an den
seroberfläche anzutreffen. Seidenhaie halten sich
Tauchern vorbeiziehen, mal ruhig und gleich-
hier häufig in der Nähe von Safarischiffen auf.
gültig, mal neugierig.
Bei den meisten Tauchgängen dieser Tour waren
diese eleganten Tiere zu sehen. Mehr noch, oft
umkreisen sie einen neugierig. Dabei werden sie
jedoch nie aufdringlich und – typisch für diese
große Haiart – bewahren immer auch eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber Tauchern. Dass
man auf diesen Sudan-Touren auf Seidenhaie
trifft, noch dazu mit so hoher Wahrscheinlichkeit, ist schon fantastisch. Denn im ägyptischen
Teil des Roten Meeres ist eine Begegnungen
mit Seidenhaien extrem selten, eigentlich sieht
man sie dort praktisch nie. Auch was Graue
Riffhaie und Weißspitzen-Riffhaie angeht, ist
der Sudan ein erstklassiges Ziel – sie gehören
sozusagen zur Grundausstattung der Riffe vor
ÄGYPTEN
SAUDI ARABIEN
ES
Port Sudan
ER
ME
5
ROT
der sudanesischen Küste.
SUDAN
ÄTHIOPIEN
5 | Faszinierendes Gitterwerk: Reeling und
Dachkonstruktionen des Wracks
6 | Freistehend und komplett bewachsen:
die Steuerbordschraube der „Umbria“
7 | Büffelkopf-Papageifische sieht man hier
öfter als im Norden.
8 | Schwarztupfen-Süßlippen schweben
gern gruppenweise an geschützten Stellen.
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REISE Sudan
KLEINANZEIGEN
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ORCA Dive Clubs
9 | Die „Odyssey“ hat am Riff festgemacht.
10 | Das Sonnendeck bietet reichlich
Sitzgelegenheiten.
11 | Bequeme und geräumige Doppelkabine
12 | Das Taucherdeck
13 | Frisches Design: der Salon
14 | Fahnenbarsche über roten Weichkorallen
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ORCA Village
von Büffelkopf-Papageifische kreuzen immer
anderen Ländern kennt, zeigt deutlich, dass
mal wieder auf. Einige nähern sich dabei den
man willkommen ist. Es gibt auch noch ein
Tauchern bis auf Armlänge. Auf dem Rückweg
anderes Zeichen dafür: Etliche Safarischiffe sind
wird noch einmal an der „Umbria“ Station
inzwischen von Ägypten in den Sudan ausgewi-
gemacht. Das Wrack ist einfach zu groß, als
chen. Viele entsprechen jedoch nicht mehr recht
dass es nach drei Tauchgängen schon lang-
dem Standard, den Tauchgäste beim nördlichen
Das sind natürlich die großen „Hai-Lights“
weilig würde und zu spektakulär, als dass man
Nachbar inzwischen gewohnt sind. Da zieht
dieser Südtour und ihr eigentlicher Grund. Sie
einfach daran vorbeifahren würde. Kurz vor
die „Odyssey“ schon manch neidische Blicke
führt nach fünf Tagen bis an den südlichsten
Ende der Safari gibt es dann noch einen kleinen
auf sich. Allerdings würde ihr das wohl auch in
Punkt, nur etwa zwei Fahrstunden von der
Landgang. Der malerische Leuchtturm von
Ägypten passieren, wo man so ziemlich jeden
Grenze Eritreas entfernt. Doch aller Haie zum
Sanageb im gleichnamigen Meeresschutzge-
Luxus gewöhnt ist. Aber dieses Schiff ist wohl
Trotz gibt es natürlich auch noch ganz andere
biet. Zwei Stunden nach dem kurzen Abstecher
vor jeder Küste etwas Besonderes.
Dinge zu sehen, die die Taucher durchaus auch
zum Leuchtturm legt die „Odyssey“ wieder in
zu würdigen wissen. Grandiose Drop-offs mit
Port Sudan an.
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BUCHUNG
einer Strömung, die einem einen unbeschwerten Panoramatauchgang beschert. Große
Es bleibt vor dem Rückflug noch Zeit für einen
Schulen von Makrelen und Thunfischen ziehen
weiteren Landgang. Der beweist, dass sich
an den Tauchern vorbei. Barrakudas sind zu
die Zeiten im Sudan für Touristen geändert
sehen, sogar Delfine – und schließlich gibt es
haben. Die freundliche und herzliche Art, ohne
noch eine eindrucksvolle Begegnung: Gruppen
übrigens die Aufdringlichkeit, die mancher aus
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Spirosub ist der einzige Anbieter im deutschsprachigen
Raum, der die „Odyssey“ bereits seit 2014 im
Sudan exklusiv anbietet. Regelmäßig angeboten
werden eigene Vollcharter des Schiffes ebenso wie
Individualbuchungen. Weitere Informationen unter
+49 7391771773, www.spirosub.de
1 Woche incl.HP/DZ
p.P. 175,-€
www.orca-diveclubs.com
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