Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e. V. Was wir schon immer über Parodontologie wissen wollten, aber nie zu fragen gewagt haben… Ein kleines Jubiläum fand am 29.01.2016 in der Poliklinik für Parodontologie des Zentrums der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Goethe-Universität Frankfurt statt: Zum 20. Mal trafen sich die Kollegen des „Netzwerks Süd“, die sich in der Weiterbildung zum DG PARO-Spezialisten für Parodontologie® befinden, zum fachlichen Austausch. Seit 10 Jahren unterstützt die DG PARO diese regelmäßigen Treffen. Am 29.01.2016 waren 37 Zahnärzte vor allem von den Universitäten Gießen, Frankfurt, Heidelberg, Würzburg, Freiburg, Tübingen, Bonn und Dresden in der Poliklinik für Parodontologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main zusammen gekommen. Mit von der Partie waren Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf (Abteilung für Parodontologie, Universität Würzburg) und Frau Prof. Dr. Dr. Ti-Sun Kim (Sektion Parodontologie, Universität Heidelberg). Vom Bundesverband der Fachzahnärzte und Spezialisten für Parodontologie (BFSP) war Dr. Gregor Gutsche (Koblenz) vertreten. Das Treffen war also durchaus hochkarätig besetzt und es durfte erwartet werden, dass vielleicht nicht alle, so doch zumindest viele Fragen über Parodontologie beantwortet werden würden. Oft zitiert, aber nie richtig gelesen? Abbildung 2 Prognoseampel Abbildung 1 Prof.Dr. Peter Eickholz Prof. Dr. Peter Eickholz (Frankfurt; Abb. 1) ging anhand von 4 Themengebieten (Aggressive Parodontitis, Prognoseampel [Abb. 2], Full-Mouth Disinfection und Periodontal Risk Assessment [Abb. 3]) auf Artikel ein, die z.B. in Falldokumentationen gerne, aber nicht immer zutreffend zitiert werden. Auch bei wissenschaftlicher Literatur steckt der Teufel häufig im Detail. Welcher Artikel wird sinnvoll zitiert, wenn es z.B. um die Definition der Aggressiven Parodontitis geht? Gerne wird Armitage 1999 angegeben, der in einer Art Einleitung zu der Publikation (Annals of Periodontology 4), die aus dem Klassifikations-Workshop von 1999 hervorgegangen ist, geschrieben hat. Der wendet aber andere Kriterien für die Unterscheidung von lokalisierter und generalisierter Aggressiver Parodontitis als Lang et al. (1999), die den Konsensusbericht zur Aggressiven Parodontitis verfasst haben, der im selben Band der Annals of Periodontology veröffentlicht wurde. Gute Erläuterungen zu dieser Thematik bietet auch das Klassifikations-Kompendium der DG PARO (Kocher et al. 2013). Abbildung 3 PRA Fallpräsentationen Fallberichte wurden diesmal aus Frankfurt und Dresden präsentiert und lebhaft diskutiert. Das Spektrum reichte von der Therapie einer generalisiert aggressiven Parodontitis mit anschließender von Implantaten getragener Rekonstruktion (Petsos, Frankfurt) über die Behandlung einer generalisiert schweren chronischen Parodontitis (Ramich, Frankfurt) bis zur allein nichtchirurgischen Therapie einer aggressiven Parodontitis (Hamad, Dresden). Allein unter Generalisten: Als DG PARO-Spezialist in der Praxis Frau Dr. Katrin Nickles, MSc. (Frankfurt; Abb. 4) und Frau Dr. Stefanie Kretschmar M.S.D. (Ludwigsburg) stellten ihre Praxiskonzepte vor. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Überweisern? Muss man um Überweiser werben? Kommen die Patienten von allein? Hilft der DG PAROSpezialist auf dem Praxisschild oder gibt es Ärger mit der Zahnärztekammer? Mit diesen Fragen setzten sich die beiden Spezialistinnen auseinander. Das Konzept, bei dem die Spezialistenpraxis nur mit Überweisern zusammenarbeitet, konnte Dr. Kretschmar so, wie sie es in den USA kennen gelernt hatte, in Deutschland nicht realisieren. Hier setzen sich die Patienten aus einem Mix von Überweisungen, der Mitarbeit in einer weiteren Praxis und Patienten, die von alleine auf die Praxis aufmerksam geworden sind zusammen. Beide Referentinnen waren sich einig, dass das parodontologische Therapiekonzept zu einer hohen Patientenbindung und so mit der Zeit zu einem stabilen Patientenstamm führt. Bei Pizza und Pasta klangen die Diskussionen in Frankfurt gemütlich aus. Die Postgraduiertentreffen erfreuen sich auch 10 Jahre nach ihrem Start großer Beliebtheit und gewährleisten den Austausch und die Vernetzung zwischen den Ausbildungsstätten. Die DG PARO fördert diese Initiative. Für das Sommersemester ist das 21. Postgraduiertentreffen geplant. Der Termin wird noch bekannt gegeben. Prof. Dr. Peter Eickholz Poliklinik für Parodontologie, Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum), Johann Wolfgang Goethe-Universität Theodor-Stern-Kai 7, 60596 Frankfurt am Main Literatur 1 Armitage GC. Development of a classification system for periodontal diseases and conditions. Ann Periodontol 1999; 4: 1-6. 2 Lang NP, Bartold M, Cullinan M, Jeffcoat M, Mombelli A, Shinya Murakami S, Page R, Papapanou P, Tonetti M, van Dyke T. Consensus report: aggressive periodontitis. Ann Periodontol 1999; 4: 53. 3 Kocher T, Eickholz P, Meisel P. Die Klassifikation der Parodontalerkrankungen. Eine Systematik mit ihren Möglichkeiten und Grenzen. Quintessenz Verlag, Berlin (2013). Abbildungen Abb. 1 Prof. Eickholz (Frankfurt) Abb. 2 Die Prognoseampel Abb. 3 Periodontal Risk Assessment (PRA) Abb. 4 Dr. Nickles MSc. (Frankfurt) (Bilder: Dr. Talal Aldiri
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