Tagung und Fortbildung 11 Woche 21/07 Prof. Dr. Peter Eickholz über den Zahnerhalt bei fortgeschrittener Parodontitis – Karlsruher Konferenz 2007 (2): Auch die Vorlieben des Zahnarztes entscheiden über den Behandlungserfolg Die beste Prognose für den Zahnerhalt bei einer Parodontitis gibt es, wenn die Erkrankung rechtzeitig erkannt, sorgfältig therapiert und der Patient in ein Recallsystem eingebunden wird. Was man tun kann, wenn der Patient zu spät in die Praxis kommt und die Parodontitis bereits fortgeschritten ist, mit welchen langfristigen Therapieerfolgen man rechnen kann und welche Maßnahmen helfen können, die Prognose für den Zahnerhalt zu verbessern, war das Thema des Vortrags von Prof. Dr. Peter Eickholz, Universität Frankfurt (Main), auf der diesjährigen Karlsruher Konferenz. „Eine Parodontitis rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln ist der Idealfall“, so Eickholz. Er appellierte an die Zahnärzte, bei den Kontrolluntersuchungen und anderen Behandlungen, bei denen Röntgenaufnahmen angefertigt werden, auch immer auf Anzeichen einer Parodontitis zu achten. Der Parodontale ScreeningIndex sei „ein schönes und schnelles Instrument, um parodontale Pathologie zu erkennen“. Dabei sollte immer das familiäre Umfeld betrachtet werden, da bestimmte genetische Polymorphismen (Interleukin-Polymorphismus) ein höheres Risiko für eine Parodontitis bergen. „Bei einem erkrankten Kind sollte man auch alle Geschwister screenen und in das präventive Programm einbeziehen“, so seine Empfehlung. Die Bedeutung der Mundhygiene wird oft unterschätzt Zu den Standards für die Diagnose und Therapie gehören die mikrobiologische Diagnostik (Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie), die mechanische Therapie unter FullMouth-Disinfection (FMD, „wir ‚baden‘ unsere Patienten heute förmlich in Chlorhexidin“), sowie ein angemessenes Recallkonzept. „Die Bedeutung einer guten Mundhygiene wird immer wieder unterschätzt“, so Eickholz. Zur mikrobiellen Testung reiche die Entnahme einer Probe unter relativer Trockenlegung aus der jeweils tiefsten Tasche pro Quadrant. Als Antibiotika der Wahl bieten sich 500 Milligramm Amoxocyllin und 500 Milligramm Metronidazol dreimal täglich an, bei Penizillinallergie sei Ciprofloxacin (250 Milligramm zweimal täglich über sieben Tage), nicht Clyndamycin, das Mittel der Wahl. Die Antibiotikatherapie sollte über sieben Tage erfolgen, drei Tage reichten für das Eliminieren von Aggregatibacter actinomycetemcomitans (A.a.) nicht aus. Eine Wiederholung des mikrobiellen Tests drei Monate nach mechanischer und antimikrobieller Therapie sei möglich, oft seien hier noch niedrige Werte bei A.a. zu finden. Ob eine erneute Antibiotikatherapie nötig sei, müsse nach dem klinischen Befund ent- die von Mombelli auf den Zahnverlust und damit den Erfolg einer PAR-Behandlung aus. „Wenn der behandelnde Zahnarzt für Paro ein besonderes Interesse hat, gibt es eine höhere Wahrscheinlichkeit für den Zahnerhalt“, so Eickholz. Langzeitbeobachtung Wichtige Kriterien für die Überlebenschancen parodontal geschädigter Zähne seien neben Recall und Interleukin-Polymorphismen die Furkationsbeteiligung, der initiale Knochenabbau und der Einsatz des Zahns als Pfeilerzahn für prothetische Versorgungen. Eine Furkationsbeteiligung verschlechtere die Prognose des Zahns, ebenso ein initialer Knochenabbau zwischen 70 und 80 Prozent, obwohl hierbei noch 78 Prozent Erfolgsquoten nach zehn Jahren erreicht werden können. Ein parodontal geschädigter Pfeilerzahn habe die schlechteste Prognose, bei herausnehmbarem Zahnersatz sei sie schlechter als bei festsitzendem. „Wenn Sie einen Zahn mit 80 Prozent Knochenabbau ziehen und den Nachbarzahn als Pfeiler für eine Brücke nutzen, dann hat der Pfeilerzahn unter Umständen eine schlechtere Prognose, als sie der Zahn mit 80 Prozent Knochenverlust gehabt hätte“, so Eickholz. Bei einer Langzeitbeobachtung über zehn Jahre hinsichtlich der Zahnverlustraten von Molaren mit Furkationsbeteiligung bei PARPatienten nach Therapie und im Recall habe sich gezeigt, dass die wenigen Zähne mit Grad-III-Einstufung deutlich erhöhte Zahnverlustraten aufwiesen. Recall schützt vor Zahnverlust Das Rauchen allgemein habe sich nicht als statistisch signifikant für das Risiko des Zahnverlusts erwiesen. Die sogenannten Packungsjahre korrelierten aber mit erhöhten Zahnverlustraten. Auch die Vorlieben des Zahnarztes wirkten sich laut einer Stu- unter der Nummer: (0 23 23) 59 31 52 Zahnersatz möglichst lange vermeiden Eilige Inserate unter der Nummer: „Je mehr eigene Zähne ein Patient zu Beginn der Therapie hat, desto besser ist die Prognose für den Zahnerhalt“, so Eickholz. Der Therapieerfolg in der Parodontologie sei abhängig von der Ausgangslage, vom Grad des Knochenabbaus und der Furkationsbeteiligung. Je früher behandelt wer- de, desto besser. Wegen des erhöhten Zahnverlust-Risikos der Pfeilerzähne sollte Zahnersatz so lange wie möglich vermieden werden, so seine Empfehlung. „Ein parodontal geschädigter Zahn ist als prothetischer Pfeiler ein ‚lahMM mer Esel‘.“ Prof. Dr. Peter Eickholz: „Ein parodontal geschädigter Zahn ist als prothetischer Pfeiler ein ‚lahmer Esel‘.“ schieden werden. „Ich habe erst bei zwei Patienten eine erneute mechanische und antibiotische Therapie durchführen müssen“, berichtete Eickholz. Zur Frage, ob auch der Lebenspartner mitbehandelt werden sollte, gebe es keine klaren Empfehlungen. Gegebenenfalls sollte auch bei ihm ein parodontales Screening durchgeführt und danach entschieden werden. Als hartes Kriterium für den Erfolg einer parodontalen Therapie über lange Untersuchungszeiträume habe sich der Zahnverlust erwiesen, so Eickholz, er stellte dazu die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen vor. Beeinflusst werde der Zahnverlust durch patientenbezogene Faktoren wie Alter (Trend), Plaquekontrolle und Mundhygiene (Trend), InterleukinPolymorphismus und regelmäßig begleitender Recall, letzterer schütze nachgewiesen vor Zahnverlust. „Ohne regelmäßigen Recall ist statistisch mit einem Verlust von 2,5 Zähnen in zehn Jahren zu rechnen, mit Recall sind es nur 0,5 Zähne.“ AbonnentenService Doc Expert Position 10
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