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Erläuterungen
Renan erstellte eine wissenschaftliche Abhandlung
über die Ursprünge der Christen anhand von
objektiven Untersuchungen der historischen Quellen.
Die Philologie* war die Wissenschaft, die ihn von
nun an leitete. Kaiser Napoleon III. vertraute ihm
1860 eine archäologische Mission in Phönizien* an,
die ihn bis nach Galiläa und Judäa führte. Nach
seiner Rückkehr verfasste er Das Leben Jesu. Der
Erfolg war überwältigend, obwohl die Kirche den
Lesern mit Exkommunikation* drohte.
Athena: griechische Göttin, welche die Intelligenz
personifiziert und die als Hüterin der Kunst,
der Wissenschaft und der Technik gilt
Exkommunikation: definitiver Ausschluss
eines Christen aus der katholischen Kirche
Lit clos: geschlossenes, einem Schrank ähnelndes Bett,
traditionell in der Bretagne gebräuchlich
Philologie: historische Wissenschaft, welche die
Kenntnis vergangener Zivilisationen anhand des
Studiums von deren Schriften zum Gegenstand hat
Phönizien: am Mittelmeer gelegene Küstenregion
westlich von Syrien
Reeder: Eigentümer eines dem Erwerb durch
die Seefahrt dienenden Schiffes
Tolerant und Begründer des Laizismus
Seine Ehrlichkeit, seine intellektuelle Toleranz und
seine Rationalität ließen ihn sagen, dass die „Religion
nicht die Wahrheit ist, sondern ein Werkzeug des
idealen Lebens der Menschheit“. Ab 1871 sah er die
Trennung von Kirche und Staat als unabdinglich an.
In der Sorbonne hielt er seinen bekannten Vortrag
zum Thema „Was ist eine Nation?“. Sie ließ ihn zu
einem der Begründer des Laizismus im Jahr 1882
werden, genau vor der Verkündung des Gesetzes
vom 26. März 1882, das den Schulunterricht
religionsfrei machte.
„Zwei Dinge sind sicher: Der Katholizismus kann
nicht untergehen, der Katholizismus kann nicht
bleiben, wie er ist“, erklärte Renan.
Er sah bereits 1870 „Europa als eine Konföderation
von Staaten, die durch die gemeinsame Vorstellung
von Zivilisation vereinigt sind“. Die Nation war für
ihn wie ein „spirituelles Prinzip, ein gemeinsamer
Wille, zusammen große Dinge zu vollbringen“ und er
pries bereits die deutsch-französische Freundschaft.
*Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts
Zur Information
Dauer des Rundgangs: ca. 1 Std.
Führung in Französisch
crédits photos © Colombe Clier / Centre des monuments nationaux. illustration Éditions du patrimoine. conception Plein Sens, Anders. réalisation Marie-Hélène Forestier. traduction InPuzzle. impression Stipa, mars 2014.
Ein wissenschaftlicher Geist
Boutique-Buchhandlung
Der Führer zu diesem Bauwerk ist in der Reihe
„Itinéraires“ in der Boutique-Buchhandlung erhältlich.
Centre des monuments nationaux
Maison natale d’Ernest Renan
20 rue Ernest Renan
22220 Tréguier
tél. 02 96 92 45 63
[email protected]
www.monuments-nationaux.fr
Rundgang
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Geburtshaus
von Ernest Renan
Deutsch
Erinnerungen an den Vorreiter des Laizismus
Eine glänzende Karriere
Porträt von Renan
von Adam-Salomon,
1862
Ernest Renan wurde 1823 als Sohn
eines Kapitäns der Handelsmarine
geboren, der 1828 auf See
verschollen ging. Trotz der enormen
Schulden, die ihr Ehemann ihr
hinterließ, gelang es seiner Mutter,
das Haus zu behalten. Ernest
erwies sich als vielversprechender
Schüler und verließ 1838 die Bretagne für das
Collège de Saint-Nicolas-du-Chardonnet in Paris,
dann wurde er Seminarist.
Doch schon bald kehrte er der religiösen Berufung
den Rücken und widmete sich stattdessen dem
Studium der Geisteswissenschaften. 1862 wurde er
Professor am Collège de France, verlor aber seine
Professur nach der Veröffentlichung seines Werkes
Das Leben Jesu, das die göttliche Natur des Christus
in Frage stellt. Ohne antiklerikal zu sein, bezeichnete
sich dieser Vordenker des Laizismus als „historischer
Philosoph“ mit dem Spezialgebiet Religionen. Er
wurde 1878 zum Mitglied der Académie française
gewählt und mit dem Orden der Ehrenlegion
(Großoffizier) ausgezeichnet. 1892 starb er.
Ein Ort der Erinnerungen
Das 1780 von den Großeltern Ernest Renans
erworbene Haus blieb bis 1947 im Besitz der Familie.
Es wurde daraufhin dem Staat überlassen, sofort
restauriert und am 20. Juli 1947 von Präsident
Edouard Herriot eingeweiht. Seitdem zeugt es von
der Bedeutung des Schriftstellers im 19. Jh. und der
Aktualität seines Denkens zum Thema Laizismus.
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Erdgeschoss
Fassade zur Straße
Die Fassade des 1623 für einen Reeder* erbauten
Hauses wurde 1992 zum 100. Todestag Renans
restauriert.
erste Etage
dritte Etage
Empfang
Eingang BoutiqueBuchhandlung
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Erdgeschoss
1 Die Theke am Empfang ist die einer Bäckerei,
denn das Haus war bis 1903 an einen Bäcker
vermietet.
Das Porträt von Renan ist das Werk von
Léon Bonnat (1892), die Büste stammt von
René de Saint-Marceaux (1888).
2 Im Vorführungsraum erinnert ein Film an das
Leben des Schriftstellers.
Hier wurde Renan am 28. Februar 1823 nahe des
Kamins in einem lit clos* geboren.
Die großen finanziellen Schwierigkeiten, in denen
sich die Familie zu dieser Zeit befand, ließen Renans
Mutter sagen: „Als du zur Welt kamst, waren wir so
traurig, dass ich dich in meine Arme genommen und
bitter geweint habe.“
Die erste Etage
3 Der Wohnraum der Familie: Renan war zunächst
Seminarist in Issy-les-Moulineaux von 1841 bis 1843,
dann in Saint-Sulpice im Jahr 1845, ehe er sich von
der religiösen Berufung abwand. 1856 heiratete er
Cornélie, Tochter des Malers Henry Scheffer. Ihr Onkel
Ary, ebenfalls Maler, hat das Porträt der jungen Frau
erstellt. Die beiden Kinder des Paares, der 1858
geborene Ary und die 1862 geborene Noémi, sowie
die von Renan sehr geliebte Henriette, seine ältere
Schwester, sind auch dargestellt. Ein lit clos* und eine
Kleidertruhe erinnern an die damalige Einrichtung
in bretonischen Häusern. Die anderen Möbel,
eine Salzbank und ein mit Stoff bezogener Armsessel,
stammen von Renans Anwesen in Rosmapamon.
2
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5
N
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Garten
4 Rekonstruktion des Büros im Collège de France:
Nach seiner Promotion zum docteur ès lettres im Jahr
1852 erhielt Renan 1862 eine Professur am Collège
de France. 1864 verlor er jedoch diese wieder,
nachdem 1863 sein polemisches Werk Das Leben Jesu
herausgekommen war. 1870 wurde er definitiv erneut
bestellt.
Auf dem Tisch befinden sich seine Schreibunterlage und
das Tintenfass, das ihm sein Schwiegersohn Jean Psichari
1882 schenkte. Sein Ornat und sein Schwert als Mitglied
der Académie française sind ebenfalls ausgestellt.
Die Möbel stammen aus dem Familienbesitz. Die
Handschriften des Autors wurden der Französischen
Nationalbibliothek überlassen.
5 Der Vorfall 1903: Die Französische Republik stellte
eine Statue zu Ehren von Renan auf, die ihn neben
Athena* sitzend darstellt. Das Werk des Bildhauers
Jean Boucher weist auf dem Sockel die folgende Inschrift
auf: „Der Mensch macht zu Schönheit, was er liebt,
und zu Heiligkeit, was er glaubt“. Die Einweihung
des Denkmals auf der Place du Martray neben der
Kathedrale von Tréguier am 13. September 1903 führte
zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Vertretern
einer klerikalen und einer antiklerikalen Position. Als
patriotischer Denker und Wortführer des laizistischen
Frankreichs entfachte der in Tréguier geborene Renan
noch zwanzig Jahre nach seinem Tod eine starke
Polemik.
6 Der Ausstellungsraum erinnert an Renans
Familie. Seine Schwester Henriette starb am
24. September 1861 in Amchit im Libanon, während
sie ihn auf seiner archäologischen Mission in
Phönizien* begleitete. Die Tochter von Renan,
Noémi, heiratete 1882 Jean Psichari, einen
angesehenen Sprachwissenschaftler.
Der kleine, runde Tisch mit Marketerien, auf dem
Das Leben Jesu vollendet wurde, stammt aus seiner
Wohnung in der Rue Vaneau in Paris.
Die dritte Etage
7 Das Schlafzimmer von Ernest Renan bewahrt
rührende Erinnerungen an seine Kindheit: die Rassel
aus Elfenbein von „Ernestic“, seine Schulzeugnisse,
eine geflochtene Strähne seiner Haare sowie den
kleinen, viereckigen Tisch und den Stuhl mit gerader
Rückenlehne, die er als Kind benutzte.
Er verbrachte bis 1845 seine Ferien in diesem
Zimmer. „O Mama, mein kleines Zimmer, meine
Bücher, meine stillen und süßen Studien, meine
Spaziergänge mit meiner Mutter, Adieu für immer.“
Dieser Raum war ursprünglich der Aussichtsposten
des Reeders* . Von hier konnte er die Bewegungen
der Gezeiten und des Hafens beobachten.
Hintere Fassade und Garten
Von dem in Renans Jugend mit einem Feigenbaum
und drei Pappeln verschönerten, lauschigen Garten
kann man die hintere Fassade des Hauses bewundern.
Die Treppe, die zum Aussichtsposten und ehemaligen
Schlafzimmer von Ernest Renan führt, befindet sich
in einem rechteckigen Turm, der hinten an das
Gebäude gebaut ist.
*Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts