Jahresbericht des Pfarrers

Stadtmission Winterthur - Jahresbericht 2015 von Pfarrer Gottfried Schill
Im Neujahrs-Gottesdienst vor einem Jahr erhielten wir einen Vers aus dem Buch Josua:
Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen (Josua 1,5). Josua hatte eine
grosse Aufgabe zu bewältigen. Israel sollte das verheissene Land einnehmen. Das ist
keine einfache Sache. Aber Gott versprach seinen Beistand. Dieses Wort war für uns eine
grosse Ermutigung. Speziell fand ich damals, dass ich bereits eine neue Predigtreihe
geplant hatte und zwar – es könnte nicht passender sein – über das Buch Josua. Das
Jahreswort bestätigte, dass wir gut unterwegs sind.
Allerdings ganz so bequem wie auf dem Bild – die
Seilbahn führt in der Nähe der Stadt Jericho hinauf
zum Berg der Versuchung – ist die Nachfolge Jesu
nicht. 2015 empfand ich als ein intensives Jahr. Es
war recht ausgefüllt. Es gab Zeiten, in denen vermutlich nicht nur ich ab und zu eine Verschnaufpause einlegen musste.
Durch verschiedene Vorträge und musikalische Beiträge ist es
ein recht abwechslungsreiches Jahr geworden mit schönen
Höhepunkten. Die meisten sind im schriftlichen Jahresbericht
festgehalten. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn sich nicht
viele eingesetzt hätten. Dafür danke ich ganz herzlich! Ich
denke, dass wir alle von dem gemeinsamen Wunsch beseelt
sind, im Glauben gestärkt zu werden durch Gottes Wort. Dieses
soll – wie auf dem Bild durch die konzentrischen Kreise veranschaulicht – auch auf vielfältige Weise nach aussen dringen. Vor
allem die Vorträge mit Pfarrer Fredy Staub dienen diesem Ziel.
Er besitzt eine positive Ausstrahlung und kommt weit herum im
Land. Schon viele haben durch ihn wertvolle Impulse für ihr
Leben erhalten. Mit den drei Vorträgen im Juni haben wir wieder
versucht, unsere Aufgabe als Stadtmission noch mehr wahrzunehmen.
Eine grundsätzliche Frage beschäftigt mich aber wahrscheinlich uns
alle: Wie gelingt es, mehr Aussenstehende zu gewinnen. Darum
habe ich zusätzliche Einsätze mit unserem Stand in der Marktgasse
gemacht. Man kommt immerhin mit einigen Leuten ins Gespräch
und kann den Passanten etwas in die Hand drücken: Ein Schöggeli,
oder im Winter eine Packung Taschentücher und natürlich auch
Einladungen. Wenn deswegen der Besuch auch nicht zugenommen
hat, wächst doch sicher unser Bekanntsheitsgrad. Für die Vorträge
im Juni 2016 haben wir Lorenz und Andrea Schwarz als Musiker
eingeladen. Sie sind in der ganzen Schweiz bekannt. So erhoffen wir uns etwas mehr
Publikum am ersten Abend. Diese Massnahme ersetzt natürlich nicht das eigene
Engagement. Sie soll das Einladen und andere Mitnehmen erleichtern. Ich hoffe fest auf
Ihre Unterstützung und dass diese Anlässe uns allen ein wichtiges Gebetsanliegen ist.
Vom 16.3. bis 30.3. konnte man in den Fenstern des
Vereinshauses Plakate sehen mit dem Vers Johannes 3,16.
In der ganzen Schweiz wird er dieses Jahr publiziert, weil
3,16 so schön zur Jahreszahl 2016 passt. Hingegen haben
wir im Vorstand beschlossen, an der „Jesus ist“ - Kampagne
nicht mitzumachen. Wir wollten, dass der Name Jesu, der
„höher ist als alle Namen“, nicht verunglimpft wird von
Leuten, die sich nicht an die gewünschte Fairness halten.
Im November spielte zum ersten Mal das Tösstaler Kammerorchester. Ihr Spiel gab dem Gottesdienst einen festlichen Charakter. Am
nächsten Samstag erfreuen sie uns mit einem Frühlingskonzert. Für
Dirigent Ernest Hiltenbrand ist es keine leichte Aufgabe. Wie bei den
Pfarrgass-Singers, die jedes Jahr zwei Gottesdienste mitgestalten,
fehlen manchmal wichtige Stimmen.
Wir befinden uns seit dem Bettag im Jahr der Dankbarkeit. Im
Gottesdienst erwähne ich das hin und wieder mit einer Dankbarkeitsgeschichte. Wir haben das Thema im Montagstreff. Ruth Kohler
hat im März-Rundbrief gute Gedanken aufgeschrieben. Einmal habe
ich auf der Marktgasse Menschen befragt, wofür sie dankbar sind.
Angesichts grosser weltpolitischer Probleme und persönlichen
Herausforderungen ist es gut, wenn das Danken nicht zu kurz kommt.
Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. In einem Jahr dürfen wir – so
Gott will – auf 150 Jahre Vereinsgeschichte zurück blicken. Ob es noch
einmal einen Aufschwung gibt, lässt sich im Moment nicht sagen. Es
gibt aber immer wieder Anlass zur Freude. Ich bin wohl nicht der Einzige, der noch viel Lebendigkeit spürt. So waren der Gottesdienst am
Palmsonntag mit der italienischen Kirche und auch der am Karfreitag
mit Ernest Hiltenbrand recht motivierend, so weiter zu machen.
Am Sonntagmorgen sind es weniger Besucher als früher. Auch läuft
nicht immer alles optimal. Dieses und jenes kann immer verbessert
werden. Doch alles in allem ist ein gutes Miteinan-der und ein festes
Zusammenstehen spürbar. Dazu gehört insbesondere das engagierte
Gebet am Freitag. Wir dürfen immer – egal ob wir viele sind oder
wenige – mit Gottes Nähe und Gegenwart rechnen.
Meine Zeit war 2015 immer sehr ausgefüllt. Als Stadtmissionar bin
ich stärker als früher in die Öffentlichkeit getreten. Ich bin Gott sehr
dankbar, dass er mir dazu viel Gesundheit verliehen hat. Für die
Einsätze auf der Marktgasse erarbeite ich ansprechende Handzettel. Ich stehe auch im Kontakt mit anderen Leuten, die unterwegs
sind auf Winterthurs Strassen. Erwähnt sei auch die Verteilaktion
der Viertelstunde am Hauptbahnhof.
Daneben blieb das übliche Pflichtenheft. Unsere Gottesdienste zeichnen sich durch Bibel- und Bekenntnistreue aus. Damit ergänzen wir
das kirchliche Angebot für all jene, die einer liberalen Interpretation der
heiligen Schrift kritisch gegenüberstehen. Für die Predigten wie auch
für die Gestaltung des Gemeindebriefs nehme ich mir stets Zeit. In
meinen Notizen zählte ich zudem ca.140 seelsorgerliche Kontakte.
Das sind hauptsächlich Besuche, aber auch manches längere Telefonate. Die Sprechstunde am Freitag wird wenig genutzt. Ich versuche aber, im Vereinshaus präsent zu sein.
Das gibt Gelegenheit zu spontanen Gesprächen. Immer wieder nutzen kleine Gruppen
das Haus für Sitzungen, sogar der Bauernverband traf sich einmal mit einer Arbeitsgruppe.
Diese Kontakte sind wertvoll und erhöhen unseren Bekanntheitsgrad. Nach wir vor treffe
ich mich auch mit der stoparmut-Gruppe.
Ihnen allen danke ich ganz herzlich für die treue Unterstützung. Wenn man über 30 Jahre
lang am gleichen Ort weilt, hat das Vor- und Nachteile. Die Stadtmission machte in diesen drei Jahrzehnten keine grossen Schlagzeilen. Manche Erwartung wurde nicht erfüllt. Dennoch ist im Stillen
etwas herangereift, das jetzt blüht oder immer noch am Aufgehen ist.
Wir dürfen im 2016 auf Gottes Güte hoffen. Wer weiss, zuweilen
sorgt Gott noch im Alter für Überraschungen.