Montag, 26. Oktober 2015 / Nr. 247 Kanton/Stadt Zug Neue Zuger Zeitung Und ich hab sie doch 15 «Los kommt, da muss was raus» Nathalie Hanke (16), Unterägeri I ch sitze mit meiner Familie beim Abendessen. Entspannt erzählen wir einander von unserem Tag. Auf einmal fragt meine Mutter: «Welche Rituale in eurem Alltag pflegt ihr?» Ich bin erstaunt über diese Frage, doch sie erklärt mir, dass sie mit ihren Schülern zu diesem Thema diskutiert hat. Es herrscht grosses Schweigen. Ich überlege einen Au- U 20 genblick und antworte: «Keine.» Meine Mutter meint daraufhin: «Bist du dir sicher? Ich glaube, jeder Mensch hat Rituale.» Ich gehe in Gedanken meinen Tagesablauf durch und finde daran wirklich nichts Besonderes. Gut – ich ziehe immer andere Kleider an, sobald ich nach Hause komme. Sie genügen in keiner Weise irgendwelchen modischen Kriterien, doch bequem sind sie. Aber ist das ein Ritual? Ich würde sagen eine Gewohnheit. Welche Begegnungen und Gespräche sind für mich von Bedeutung gewesen? Eine Kollegin hat mir von ihren schwierigen Familienverhältnissen zu Hause erzählt. Mein Grossvater kommt nach einer schweren Operation langsam wieder auf die Beine. Wenn ich auf diese Weise meinen Tag reflektiere, wird das für mich zu einem Ritual, bei dem ich mein Tun selbstkritisch hinterfrage. So gewinnen die schönen Momente, in denen ich unbeschwert und glücklich sein kann, an Bedeutung und ich behalte sie in guter Erinnerung. Dass man sich zu Weihnachten immer mit der ganzen Familie trifft, ist für mich noch kein Ritual. Vielmehr geht es darum, dass man sich im Klaren ist, weshalb wir dieses Fest feiern: Ein Christbaum mit brennenden Kerzen gehört auf jeden Fall dazu, gemeinsam in die Kirche zu gehen und Weihnachtslieder zu singen ebenso wie das Zusammensein. Jetzt weiss ich, dass ich durch bewussteres Handeln viel mehr aus meinem Tag machen kann. Rituale brauchen ihren festen Platz im Alltag, da ihre Wirkung und Bedeutung sonst verloren geht. Ich habe sie also doch und weiss sie jetzt mehr zu schätzen. Mama hatte wieder einmal Recht. [email protected] HINWEIS In der Kolumne «U 20» äussern sich die Autoren zu von ihnen frei gewählten Themen. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen. Die CVP will Sitz verteidigen REGIERUNGSRAT red. Die Ersatzwahl für den Nachfolger von Peter Hegglin im Regierungsrat findet am 17. Januar statt. Für die CVP ist es klar, dass sie ihren zweiten Sitz im Gremium behalten will. Bei den kantonalen Wahlen sei sie als stärkste Zuger Partei bestätigt worden und habe deshalb Anspruch auf diesen Sitz, heisst es in einer Medienmitteilung. Der Präsident der CVP-Zug, Martin Pfister, bestimmte Nationalrat Gerhard Pfister als Wahlkampfleiter. Am 4. November findet die Nominationsveranstaltung statt. An dieser Versammlung entscheiden die Delegierten, mit wem sie in den Wahlkampf gehen wollen. Lust und Leidenschaft zeigten Zuger Jugendliche bei Film-Workshops im Siehbachsaal. Bild Werner Schelbert ZUG Während dreier Tage konnten filminteressierte Jugendliche mit Filmblöcken, Workshops sowie einem Kurzfilmwettbewerb tiefer in die Materie Film eintauchen. CARINA BLASER [email protected] «Ihr verliert die Dynamik, los kommt, da muss was raus», so tönt es am Samstagnachmittag im Siehbachsaal. Die Anweisung nützt, auf einmal ertönt ein Kampfschrei, der Schlag sitzt, das Gesicht der getroffenen Gegner verzieht sich schmerzverzerrt, und einer fällt zu Boden. Stuntszenen eingeübt Dass die ganze Kampfszene am Samstagnachmittag nur inszeniert ist, könnte man für einen Moment beinahe vergessen. Natürlich flog die Faust nicht mitten auf die Nase, und der Sturz wurde von einer dicken Matte abgefedert. Nach mehrmaligem Wiederholen ist die Szene nun im Kasten und bereit für den Schnitt. aktiv zu werden und Beziehungen zu Profis ermöglicht werden. Natürlich sollten die Teilnehmer und die interessierte Zuger Bevölkerung auch spüren, dass es sich wirklich um «Zuger» Filmtage Wissen weitergeben handelt. Deshalb wurden beispielsweise Betim Alimi, Stuntman und Hobby- Themenblöcke über Zuger Filmemacher filmer, leitet den Workshop «Stunts» und präsentiert. ist begeistert. «Obwohl ich anfänglich Am zweiten Tag konnten die jungen viel Theorie gebracht habe und erst Filmer Workshops wie Basiskurse, danach die Praxis Schauspielkurs, kam, sind die JugendStunts, Regie- oder lichen konzentriert Lichtkurse besuchen. bei der Sache. Ich bin Erstaunlich dabei ist «Die Jugendlichen das breite Interesse: wirklich erstaunt, was sind konzentriert Das Altersniveau ersie bereits alles wisbei der Sache.» sen. Es macht mir streckt sich von 12 bis 25 Jahre. «Unseren richtig Spass, mein BETIM ALIMI, Höhepunkt bildet naWissen weiterzugeST U N T M A N U N D H O B B Y F I L M E R ben.» Wissen weitertürlich unser Kurzzugeben war auch filmwettbewerb», beeines der grossen Ziele, die hinter der tont Ringger. In einer Vorselektion wurIdee der Zuger Filmtage stand. Als Lei- den 13 Kurzfilme von Jugendlichen aus ter der Jugendförderung erklärt Yannick der ganzen Schweiz ausgewählt. Gestern Ringger: «Wir wollten in Zug etwas auf kürte eine Jury, bestehend aus profesdie Beine stellen für Jungfilmer und sionellen Schauspielern und RegisseuFilmschaffende.» Dabei soll laut Ringger ren, den besten Kurzfilm. Auch das vor allem die Motivation steigen, selber Publikum bleibt nicht untätig: Als Pub- likumspreis für die jungen Talente winkt die goldene Kirsche. In Turnkleidung und mit geröteten Gesichtern loben Dimitri Liechtsteiner und sein Kollege Sandro Hürlimann nach ihren ersten Erfahrungen als Stuntman die Zuger Filmtage. Keine Schulklasse hatte Interesse «Im Workshop wurde alles ganz genau erklärt, die Mischung aus Theorie und Praxis ist optimal», meint der 15-jährige Dimitri. «Die Kampfszenen sind extrem viel aufwendiger, als man denkt, es ist sehr schwierig, die perfekte Bewegungsabfolge zu erzeugen», ergänzt Marius Muff aus Nottwil erstaunt. «Die Jugendlichen kommen voller Erwartungen vorbei und strahlen nach den Kursen. Damit haben wir unser Ziel erreicht, und dies zahlt sich auch für die ganze ehrenamtliche Arbeit aus», meint Ringger zufrieden und blickt zuversichtlich ins nächste Jahr. «Im nächsten Jahr erhoffen wir uns, dass die Zusammenarbeit mit den Schulen besser klappt. Denn trotz positiver Rückmeldungen kam keine Klasse vorbei, um die siebte Kunst zu lernen.» Hier hat es der Doktor wirklich nicht leicht MENZINGEN Verwirrung, Witz und Überraschungen prägen das Stück, das der Theaterverein in seinem Jubiläumsjahr präsentiert. Der junge Arzt Wolfgang von Gantenbein (Lukas Röllin) hat im Dorf seine Zelte aufgeschlagen. Das kommt nicht überall gut an. Dank der Kräuterfrau Anna Meister gibt es ohnehin fast niemanden, der krank ist. Und Bäuerin Klara Brunner meint gar: «Alles, was ein Doktor will, ist das Geld von seinen Patienten.» Zu seinem 65-jährigen Jubiläum präsentiert der Theaterverein Menzingen mit der Komödie «Dokter sett mer sii» von Anneliese Lischer ein amüsantes Stück mit viel Situationskomik und Wortwitz. Am Freitagabend feierte die Laienspielschar Premiere. Premierenpublikum hats gefallen Für Brigitte Weiss ist es die zweite Produktion, die sie als verantwortliche Spielleiterin betreut. «Die Proben beginnen jeweils eine Woche vor den Sommerferien und werden danach erneut aufgenommen», verriet Beat Weiss, Präsident der Theatervereinigung, der sich nach der im Wartezimmer des Arztes, das – mangels Patienten – noch als Besenbeiz genutzt wird. Praxishilfe Maria Fischer (Seline Bienz) ist sehr hübsch und serviert nebenbei in dieser. Verständlicherweise treffen sich Ferdi und Joggi daher dort gerne zum Bier. Da nun aber alle den neuen Arzt sehen wollen, haben sie plötzlich auch alle einen Grund, beim «Fischli» einzukehren. Und so geht es im Wartezimmer schnell turbulent zu und her. Vogeljuckitis und gebrochener Arm Lukas Röllin als Arzt Wolfgang von Gantenbein, Peter Rüttimann als Knecht Joggi und Luzia Barmet als Gräfin Maxi. Bild Maria Schmid Erstaufführung zufrieden zeigte. Zwei- bis dreimal wöchentlich werde dann an der Inszenierung gefeilt. «Heuer wurden während eines Probe-Weekends im Oktober zusätzlich Nuancen beachtet und Feinheiten erarbeiten», so der Präsident. Doch der Aufwand hat sich gelohnt, denn das Premierenpublikum zeigte sich begeistert. Grossen Beifall gab es an diesem Abend nicht nur für Daniela Leuenberger, die in der Rolle der geschwätzigen Bäuerin glänzt. Paul Betschart und Peter Rüttimann sorgten als Grossbauer Ferdinand Marbach und als Knecht Jakob Krauchi ebenfalls für viele Lacher. Und dies an einem doch eher ungewöhnlichen Ort: Weil es mit den Patienten nicht so klappt, greift die Freundin des Arztes (Luzia Barmet) zur Selbsthilfe und diagnostiziert Knecht Joggi sowie Sägerei-Besitzer Hubi eine Vogeljuckitis. Dem aber nicht genug. Toni, der Sohn der Bäuerin Klara, bricht sich auch noch den Arm und wird trotz Widerstand seiner Mutter geröntgt. Weshalb Lehrerin Vreni Roth aber aufs Land gezogen ist und was «Maxi» im Schilde führt, wird hier nicht verraten. Es lohnt sich, den Spass direkt zu erleben. DANIELA SATTLER [email protected] HINWEIS Weitere Aufführungen: Dienstag, 27., Freitag, 30., und Samstag, 31. Oktober, jeweils um 20 Uhr im Zentrum Schützenmatt. Reservation unter www. theatermenzingen.ch oder 077 402 94 82.
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