Newsletter in PDF-Form - Dr. Burger im Vitalzentrum

NEWSLETTER | 11-2015 | 9. Dezember 2015
GLÜCKLICHSEIN
IST KEIN
ALLHEILMITTEL
Jeder Mensch braucht
einen gesundes
emotionales Wechselspiel
der Emotionen
Dass Menschen, die mit dem bis zum
Anschlag durchgedrückten GlücksgefühlGaspedal durchs Leben rasen, einen
Dämpfer brauchen, um wieder in die
Realität zurück zu finden, zeigt uns ein
aktueller, viel diskutierter, viraler *) Werbespot. Kurzfassung: Alter Mann, seit Jahren
an Weihnachten einsam allein zu Hause,
täuscht seinen Kindern, die keine Zeit für
ihn haben, sein Ableben vor, damit sie
an Weihnachten zu seiner Beerdigung
kommen müssen. Anstelle eines Leichenschmauses erwartet sie eine festlich
geschmückte Tafel und ein lebendiger,
glücklich strahlender Vater.
Der Effekt: Deutschland weint. Ob
deshalb jeder bei dem das Video lancie-
renden Supermarkt-Riesen einkaufen
wird ist fraglich. Dennoch beweist
dieser etwa anderthalbminütige Clip
das, was viele Glücksforscher behaupten. **) Ständig gut gelaunte Menschen
beschäftigen sich viel zu selten mit den
eigentlich wichtigen Details des Lebens.
Gefühle wie Angst und Unsicherheit
hingegen, die aus extremen Situationen erwachsen, erhöhen nicht nur die
Aufmerksamkeit sondern bringen den
Menschen wieder auf ein Normalmaß
seines Handelns zurück.
Über 30 Millionen Mal innerhalb einer Woche wurde der Clip geklickt. „Die Welt“
titelte zu dem Video: „Deutsche brauchen
für Gefühle den Vorschlaghammer.“
*) Virales Marketing nutzt soziale Netzwerke und Medien nutzt, um mit einer meist ungewöhnlichen oder hintergründigen Nachricht auf eine
Marke, ein Produkt oder eine Kampagne aufmerksam zu machen.
**) Quelle: Wirtschaftswoche vom 21. November 2015 „Glücklichsein wird überschätzt“
In einer akuten Situation raten
Psychologen, bis zehn zu zählen, den
Ort des Geschehens zu verlassen und
tief Luft zu holen. Nach einer kleinen
Verschnaufpause sollte man dem Ärger
Luft machen und sagen, was einem
nicht passt.
Grafik: (c) feelphotoartz - depositphotos.com
Glückliche Menschen haben
Erfolg nicht unbedingt gebucht
Jeffrey Wijnberg hat ein Buch geschrieben. „Diktatur des Glücks“ nennt
es der niederländische Psychologe
und behauptet laut Wirtschaftswoche
(WiWo) vom 27. November 2015,
dass sich die Suche nach Glück in den
vergangenen Jahren immer weiter
verstärkt hätte. Laut Wijnberg leite uns
die „psychologische Korrektheit“,
die besage, dass positive Emotionen
immer besser seien als negative. „Über
Zufriedenheit und Glück sprechen viele
lieber als über Wut, Aggression, Missgunst und Trauer.“ Nicht gut, meint der
Psychologe, denn damit würde man einen großen Teil des Lebens ausblenden.
„Negative Gefühle sind wichtig. Sie
„erzeugen Antrieb und Motivation.“
Die Theorie dahinter vermittelt die
taoistische Philosophie seit fast über
2500 Jahren. Yin und Yang stehen in
gegenseitiger Wechselbeziehung und
gehen fließend ineinander über. Nach
dem Entsprechungssystem ist Glück
Yang und hell, Unglück Yin und
dunkel. Überwiegt einer der beiden
Pole zu sehr, sind die Folgen auf Dauer
nicht kalkulierbar.
Dass Glück kein Allheilmittel sein
kann, weiß auch der amerikanische
Psychologe Todd Kashdan. In seinem
Buch „The upside of the dark side“
(zu Deutsch in etwa: Der Vorteil der
dunklen Seite) fordert er gerade
dazu auf, die Heile-Welt-Einstellung
regelmäßig gegen ein Quäntchen
Wut zu tauschen. Wer nicht nur alles
als Strahlemann hinnimmt sondern
wütend argumentiert, erhöhe laut
Kashdan Optimismus, Kreativität
und effektive Leistung. Und wer
nicht nur alles mit der rosa Glücksbrille
sieht sondern in Verhandlungen und
im Berufsleben auch mal Wut zum
Ausdruck bringt, hätte mehr Erfolg
Jedoch: Alles in kontrolliertem Maße
in einer gesunden Ausgewogenheit.
Impressum
Ausgabe: 11/15
Herausgeber:
PRIVATPRAXIS
Dr. med. Siegfried BURGER
Redaktion:
Rainer Wittmann
Titelfoto
(c) olly18, depositphotos.com
„Manchmal wirkt jemand, der wütend
wird, dadurch besonders engagiert
und motiviert“, sagte Ursula Hesse,
Professorin für Sozial- und Organisationspsychologie an der HumboldtUniversität in Berlin gegenüber der
WiWo. Im Gegensatz zu glücklicher
Ausstrahlung signalisiere Wut „Stärke und Gerechtigkeitssinn“. Jedoch
schränkt sie ein: „Wenn aus Ärger
Feindseligkeit und Aggression
wird, ist das gefährlich.“
Im Grunde hat jedes Gefühl seine
Berechtigung. Wird etwas diskutiert,
braucht man immer jemanden, der die
Sache befürwortet und einen anderen,
der dem Ganzen kritisch gegenüber
steht. Genauso ist es mit dem Glücklichsein. Wer meint, Glück dauerhaft
gepachtet zu haben, vergisst es, irgendwann einmal zu schätzen, entwickelt Neid und Missgunst gegenüber
anderen, die vermeintlich glücklicher
scheinen. Also sind wir doch damit
zufrieden wie es ist.
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