ALLES üBER LUxUSWASSER, WASSERKARTEN

Alles über Luxuswasser, Wasserkarten,
Mineralwasser, Leitungswasser …
K
ennen Sie Bling H 2O? Bling H 2O ist
Wasser, natürliches Mineralwasser
aus der Quelle Dandridge, Tennesee (USA). Bevor es in die satinierte,
mit echten Swarovski-Kristallen besetzte Flasche
abgefüllt und mit Naturkorken versehen wird,
durchläuft es neun verschiedene Filter – unter
anderem eine Ozonbehandlung, eine Ultraviolett-Bestrahlung und eine Mikrofiltration. Neu
gibt ’s Bling H 2O auch in der Schweiz. 0,75 Liter
Bling H 2O (ohne Kohlensäure) kosten im Einzelhandel 99 Franken.
Food & Beverage Mineralwasser
dern wie den USA oder in Asien Eiswasser stets
kostenlos auf den Tisch, andererseits muss das
Wasser ja aber auch serviert und die dafür verwendeten Gläser und Karaffen müssen gespült
werden. Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht
müsste das «Hahnenwasser» im Restaurant zu 35
bis 40 Prozent des Mineralwassers verkauft werden. Für den halben Liter Leitungswasser würde
daraus ein Preis zwischen Fr. 2.50 und Fr. 4.50
resultieren, je nach Betriebskategorie.
Wasser für die Stars und Sternchen
wasser
im Restaurant
Die Idee zu Bling H 2O hatte ein Drehbuchautor
während der Arbeit auf den Sets in Hollywood.
Da, wo Image zelebriert wird, fiel ihm auf, dass
jede und jeder mit einer auffälligen Wasserflasche herumlief. Die Flaschen hatten entweder
ein cooles Design oder kamen aus einem exotischen Land. Aber keine vermochte zu überzeugen. Um diese Lücke zu schliessen, wurde Bling
H 2O erfunden.
In Schweizer Restaurants und Hotels wird das
Luxuswässerchen noch nicht ausgeschenkt. Will
aber nicht heissen, dass die Wasser-Kultur bei uns
zu wünschen übrige liesse. Das Genfer Luxushotel Beau-Rivage führt neben einer Weinkarte auch
eine für Wasser. Fünfzehn verschiedene Sorten
(davon drei aus der Schweiz) werden zwischen
acht und fünfzehn Franken angeboten. Das ist
noch bescheiden im Vergleich zum Berliner Hotel
Adlon (Kempinski), wo 39 internationale Mineralwasser-Marken ausgeschenkt werden, die teuerste – Highland Springs aus dem Norden Englands – für sagenhafte 39 Euro.
Fast könnte man meinen, die Schweiz habe kein
eigenes Mineralwasser. Dabei verfügen wir über
mehr als zwanzig Quellen, die notabene erst im
Lauf des 20. Jahrhunderts Bedeutung erlangt
haben. Vor 100 Jahren betrug der Pro-Kopf-Verbrauch an Mineralwasser in der Schweiz noch
weniger als zwei Liter im Jahr. Heute sind es
bereits deutlich über 100 Liter. Dass der Mineralwasserkonsum so stark zugenommen hat, hängt
wohl auch mit dem Gesundheits- und Schlankheitsbewusstsein der Menschen zusammen.
Kommt hinzu, dass mit dem Sinken der Promillegrenze auf 0,5 Promille manch ein Gastronom
mehr Wasser ausschenkt als Wein.
Mineralwasser: Vor 100 Jahren betrug der Pro-Kopf-Verbrauch
an Mineralwasser in der Schweiz noch weniger als zwei Liter
im Jahr. Heute sind es bereits deutlich über 100 Liter.
Ob Leitungswasser in Restaurants nun kostenlos abgegeben wird oder nicht. Am Ende hat
vielleicht doch und wieder einmal der grosse französische Gastrosoph Jean Anthelme Brillat-Savarin recht: «Wasser ist das einzige Getränk, das den
Durst wirklich stillt. Deswegen kann man auch
nur so wenig davon trinken.»
H
Leitungswasser gratis?
Über der Frage, ob Leitungswasser im Restaurant kostenlos abgegeben werden soll, scheiden
sich die Geister genauso wie darüber, welches
Wasser denn das beste sei. Letzteres ist ganz klar
eine Sache des individuellen Geschmacks. Tatsache aber ist: Wasser mit hohem Natrium- und
Chlorid-Gehalt schmeckt eher bitter, während
solches mit viel Kalzium einen süsslichen Eindruck hinterlässt.
Was den Preis für Leitungswasser angeht,
so ist dieser, laut dem Verband Cafetier Suisse eine
heikle Angelegenheit. Einerseits kommt in Län-
text Nicole Amrein
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Wasser-Infos
für Gastro-Profis
•Keine Zitrone – verfälscht den
Geschmack
•Kein Eis – verwässert und verändert
das hochwertige Mineralwasser
•Die Gläser dürfen nach dem Polieren
nicht riechen, das stört beim Genuss
•Die Flasche gehört zum Wasser,
niemals in Karaffen servieren (ist in
Deutschland sogar per Gesetz verboten)
•Nicht einfach Wasser servieren, sondern nach Vorlieben fragen und ruhig
zwei Gästen auch mal zwei verschiedene Mineralwässer anbieten, wenn
man sich nur schwer einigen kann
•Wasser anbieten, wenn sich die Gäste
hinsetzen, denn dann haben sie nichts
zu tun und trinken schon das erste
Glas aus – das fördert den Absatz.
Wasserkarte mit 15 Sorten
Ein Drittel aus dem Ausland
Die Zeiten, als man im Restaurant einfach «ein Mineral»
bestellt hat, sind vorbei – spätestens seit immer mehr Betriebe
neben einer Wein- auch eine
Wasserkarte führen und im
Handel bis zu 99 Franken für
0,75 Liter Mineralwasser bezahlt
werden.
tipps
6I2013
Interview im Internet:
hotelier.ch/artikel/11529
«Hotelier»-Gespräch mit Wasser-Sommelier
Arno Steguweit (32) ist Europas erster Wasser-Sommelier.
Ein Insider in Sachen Mineral- und Leitungswasser. «Hotelier»
wollte von ihm wissen: Was zeichnet gutes Mineralwasser aus?
Welches Wasser eignet sich besonders für die Gastronomie?
Macht es Sinn, Wasser aus Schottland einzufliegen?
Lesen Sie das Interview auf: hotelier.ch/artikel/11529
Wasser zum Kaffee: Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht müsste das «Hahnenwasser» im Restaurant zu 35 bis 40
Prozent des Mineralwassers verkauft
werden.
Welches Wasser
passt zum Wein?
Nach einem Schluck Wasser wird der
nachfolgende Schluck Wein wesentlich intensiver wahrgenommen, weil das
Wasser die Geschmacksknospen reinigt.
Deshalb gilt für viele Weinfreunde: Kein
Wein ohne Wasser. Am besten vertragen sich stille Wasser oder Wasser mit
sehr wenig Kohlensäure zu Wein.
Wer auf Nummer sicher gehen will,
sollte mineralstoffarmes Mineralwasser servieren oder trinken. Mineralstoffreiches Wasser verändert den Eindruck
eines Weines – ins Positive wie ins
Negative. Bei säure- und gerbstoffarmen Weinen betonen Mineralien Säure
und Tannin, bei süssen Weinen mildern
sie die Süsse.
Und: Keine Zitrone und kein Eis ins
Wasser! Eiswürfel können je nach Wasserqualität und Zustand der Eismaschine einen negativen Geschmack auf
das Mineralwasser übertragen. Achten
Sie zudem darauf, dass das Wasserglas
frei von Eigengerüchen ist.
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