Autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung

Leben mit ADPKD
Autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung
mfassende Informationen für Patienten zu Entstehung und
U
Diagnose sowie einem besseren Umgang mit der Erkrankung
Inhalt
01 Eine Diagnose, die vieles verändert
02ADPKD: Die Erkrankung und weitere Formen
• Diagnose der ADPKD
• Typische Symptome einer ADPKD
03Die Nieren: einfach lebensnotwendig
• Krankheitsverlauf: So verändern sich die Nieren
• Wenn die Nieren an Leistung einbüßen
• Mehr als nur ein Nierenleiden: Begleiterkrankungen der ADPKD
04Wenn auch die Seele leidet
05Welche Rolle spielen die Gene?
• ADPKD und Familiengründung
06Was jetzt wichtig ist: Leben mit ADPKD
07Hier finden Sie Hilfe: interessante Links zum Thema ADPKD
Eine Diagnose, die vieles verändert
Bei Ihnen oder einer Ihnen nahestehenden ­Person wurde eine auto­somaldominante polyzystische Nieren­erkrankung (kurz: ADPKD) d
­ iagnostiziert? Oder
das Krankheitsbild kommt gehäuft in Ihrer ­Familie vor und Sie möchten wissen,
was dies für Ihr eigenes Erkrankungsrisiko oder das Ihrer Verwandten bedeutet?
Eine schwerwiegende Nieren­erkran­kung wie die
­ADPKD wirkt sich auf das ganze L
­ eben der Betroffenen aus. In­dem sie die Diagnose annehmen und ihren
Lebensstil ein wenig anpassen, können die Patienten
den Verlauf positiv beeinflussen.
„Es ist sehr wichtig, dass Sie sich
jetzt ausführlich informieren, denn
bei den Nieren handelt es sich
um lebenswichtige Organe, deren
Funktions­fähigkeit unsere gesamte Gesundheit auf vielfältige Weise
­beeinflusst.“
01
Im Folgenden haben wir daher wichtige Fakten und
­Hintergrundinformationen zum Thema ADPKD für Sie
zusammengestellt: Wir erklären verschiedene Begrifflichkeiten, mit denen Sie konfrontiert werden, gehen auf
Sympto­me, Krankheitsverlauf und Diagnose­verfahren
ein und erläutern, welche ­Rolle die Vererbung bei ihrer
Entstehung spielt. Darüber hinaus geben wir Ihnen Tipps
an die Hand, wie Sie Ihre Lebensqualität mit einem aktiven Krankheits­management steigern können.
ADPKD:
Die Erkrankung und weitere Formen
02
Die autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) g­ ehört zu einer
Gruppe von Krankheits­bildern, die mit starken strukturellen Veränderungen an den
Nieren einhergehen und diese letztendlich schwer in ihrer F
­ unktion beeinträchtigen.
Mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume (Zysten)
­verdrängen dabei nach und nach gesundes Gewebe in beiden Nieren. Der Oberbegriff lautet Zysten­
niere oder alternativ polyzystische ­Nierenerkrankung
(englisch: poly­cystic kidney disease → PKD).
2 Hauptformen
Zystenniere/polyzystische
Nierenerkrankung
ADPKD
ARPKD
Die autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung stellt dabei die häufigste Form dar. Ihr Name verrät
dabei schon viel über ihre Entstehung: Es handelt sich
um eine genetisch bedingte, also vererbte Erkrankung,
die auf autosomal-dominantem Wege weitergegeben
wird (→ siehe mehr hierzu in Kapitel 05). Dies bedeutet u. a., dass bereits ein betroffenes Elternteil ausreicht,
damit die Krankheit in der nächsten ­Generation ausbrechen kann. Bei der autosomal-­rezessiven Form hingegen
kann das Kind nur dann erkranken, wenn beide Eltern
die entsprechende genetische Information weitergeben.
Neben diesen erblich bedingten Hauptformen gibt es
noch weitere Formen der Zystenniere, die aber nur sehr
selten auftreten.
Nierenzysten
Nierenzysten
Zystenniere
Einzelzysten an einer Niere
Ausbildung multipler Zysten an
beiden Nieren
Meist harmlos
Fortschreitende Verdrängung des
gesunden Nierengewebes durch
Zysten, in vielen Fällen bis hin zum
Nierenversagen, das eine Dialyse
erforderlich macht
i. d. R. nicht behandlungsbedürftig,
bei sehr raumgreifenden Zysten
­operative Entfernung
Lebenslange Therapie der
­Symptome erforderlich
Nicht vererbbar
Größtenteils erblich bedingt
Tabelle 1: Nierenzyste ist nicht gleich Zystenniere
Zystenniere
Das Auftreten von Zysten an den Nieren ist
nicht automatisch mit dem Krankheitsbild einer
Zystenniere bzw. ADPKD gleichzusetzen.
„Eine ADPKD verläuft zunächst
asympto­matisch – also ohne erkennbare Krankheitszeichen – was eine
frühzeitige Diagnose erschwert.“
Diagnose der ADPKD
Eine ADPKD verläuft zunächst asympto­matisch – also
ohne erkennbare Krankheitszeichen – was eine frühzeitige Diagnose erschwert. Bei den meisten Betroffenen treten erst ab dem 40. Lebens­jahr Beschwerden
auf. Dann also, wenn bereits starke Umbaumaßnahmen
an den Nieren stattgefunden und die Organe bereits an
Leistung eingebüßt haben.
Hinweise auf eine ADPKD können ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie), häufiger Harndrang, eine Neigung
zu Harnwegsinfekten, Nierensteine und sichtbare Spuren von Blut im Urin (Makrohämaturie) sein. Im Krankheitsverlauf kann es je nach Größe und Anzahl der
Zysten zudem zu einer Zunahme des Bauchumfangs
kommen. Auch kann sich die Vergrößerung der Nieren
durch sogenannte Flankenschmerzen bemerkbar machen. Bei einem Teil der Betroffenen verläuft die Erkrankung aber selbst im sehr fortgeschrittenen Stadium
symptomfrei.
Typische Symptome einer ADPKD
• Bluthochdruck
• Häufiger Harndrang
• Wiederholte Harnwegsinfekte
• Nierensteine
• Blut im Urin
• Schmerzen im Nierenbereich
(Flankenschmerzen)
Bei bestehender Symptomatik oder wenn eine familiäre
Vorbelastung vorliegt, führt der behandelnde Arzt einen
Ultraschall der Nieren (Nierensonografie) durch. Nicht
zuletzt aufgrund des oft beschwerde­freien Krankheitsverlaufs ist die Diagnose häufig ein Zufallsbefund im
Rahmen einer anderen Unter­suchung.
Kommt die Erkrankung bereits bei einem Blutsverwandten vor und zeigen sich im Ultraschall mindestens eine
Zyste an der einen und mindestens zwei an der anderen Niere, gilt die Diagnose als gesichert. Je nach Gerät können im Ultraschall schon Zysten von 5 mm Größe nachgewiesen werden. In seltenen Fällen werden zur
Befundsicherung weitere bildgebende Verfahren wie die
Magnet­resonanztomografie (MRT) oder die Computertomografie (CT) eingesetzt.
Die Nieren:
einfach lebensnotwendig
Wie zentral die Nieren für die Gesundheit sind, bemerkt man häufig erst, wenn
diese in ihrer Leistung nachlassen. Die wohl bekannteste Aufgabe der Nieren ist
ihre Reinigungs- bzw. Entgiftungsfunktion.
Sie filtern nicht verwertbare oder sogar giftige Stoffe (Abfallprodukte des Stoffwechsels,
Medikamenten­reste etc.) aus dem Blut und sorgen für die Ausscheidung mittels Harn­bildung. Zudem kontrollieren die Nieren den Sauerstoffgehalt
des Blutes: Sinkt er ab, produzieren sie das Hormon
­Erythropoetin, das die Bildung der roten Blutkörperchen anregt, welche wiederum die Sauerstoff-Transporter des Körpers darstellen.
03
Darüber hinaus regulieren die Nieren, wie viel Flüssigkeit
oder Elektrolyte vom Körper ausgeschieden bzw. zurückgehalten werden und sorgen so für einen ausgeglichenen Wasser- und Elektrolythaushalt. Auf diese Weise beeinflussen sie auch den Blutdruck: Ist er zu hoch,
leiten die Nieren verstärkt Wasser und Salze an die Blase, ist er zu niedrig, reduzieren sie die Mengen. Zudem
können sie die Höhe des Blutdrucks über die Produktion
von Hormonen steuern, welche gefäßverengend wirken.
Auch der pH-Wert des Blutes bzw. das Verhältnis
­zwischen Basen und Säuren im Körper wird durch ­
die Nieren gesteuert, und sie sind maßgeblich an der
Produktion von Vitamin-D bzw. dessen aktiver Form
Calcitriol beteiligt.
Krankheitsverlauf: So verändern sich die Nieren
Angesichts dieser Vielzahl von essenziellen Funktionen
der Nieren wird deutlich, dass eine Erkrankung, die ihre
Leistung beeinträchtigt, erhebliche ­Auswirkungen auf
die Funktionsfähigkeit des Organis­mus haben muss. Bei
der ADPKD zersetzen Zysten (bis hin zur Größe ­einer
Orange) zunehmend das gesunde Nieren­­gewebe und
verdrängen es auf diese Weise.
Bei den Zysten handelt es sich um Ausstülpungen der
Nierenkanälchen (Nieren­tubuli). Die Mehrheit kapselt
sich sehr früh (bei einer Größe von ca. 2 mm Durchmesser) vom Nephron – der kleinsten Funktionseinheit der
­Niere – ab und füllt sich im weiteren Verlauf mit Flüssigkeit, die teilweise auch Blut oder weiße Blutkörperchen
enthält.
Grund für die Zystenbildung ist nach heutigem Kenntnisstand eine Störung der Zilien (zu deutsch: Flimmerhärchen), den haarfeinen Zellfortsätzen in den Nieren­
kanälchen: Diese übermitteln in der Folge „falsche“
Signale an die Epithel­zellen, die daraufhin multiple
­Zysten ausbilden.
In Abhängigkeit von Größe und Anzahl der Zysten nehmen die Nieren im Krankheitsverlauf erheblich an Volumen und Gewicht zu: Jede Niere kann von mehreren
hundert Zysten befallen sein. Eine poly­zystische Niere
kann bis zu acht Kilo schwer werden und die Größe eines Fußballs erreichen. Im Vergleich dazu: Eine gesunde
Niere wiegt durchschnittlich ­gerade einmal 160 Gramm!
Die Nieren bei ADPKD im Zeitverlauf (schematische Darstellung)
Der Verlauf der Erkrankung ist langsam fortschreitend. Zunehmend bilden sich mehr und
mehr Zysten heraus, die mit der Zeit an Volumen und Gewicht gewinnen. Die ­Nieren sind
somit in späteren Stadien stark vergrößert.
„Bei ADPKD verschlechtert sich
die F
­ iltrationsleistung mit Wachstum der Z
­ ysten: Übersteigt das
Nierenvolumen eine Größe von
1.500 Milliliter, kann sich die GFR
durchschnittlich j­edes Jahr um 4 - 5
1
Milliliter pro M
­ inute ­verringern.“
Ein wichtiger Labor­wert zur Einschätzung der Funktionsfähigkeit einer Niere ist
die sogenannte Glomeruläre Filtrationsrate
(GFR). Sie gibt an, wieviel Milliliter Blut
die Niere pro Minute durch Filtrierung von
­Stoffen und anschließende Ausscheidung
reinigt. Voll funktionsfähige Nieren erreichen
einen Wert von 95-110 ­Milliliter pro Minute.
Wenn die Nieren an Leistung einbüßen
Der Umbau des Nierengewebes im
Verlauf einer ADPKD schränkt die
Nierenfunktion zunehmend ein. Da
beide Nieren betroffen sind, können Leistungseinbußen auch nicht
durch den jeweiligen „Zwilling“ ausgeglichen werden. In vielen Fällen
kommt es erst zu einer Beeinträch-
tigung der Nierenfunktion, wenn die
Nieren ein Volumen von mehr als
1.000 Milliliter erreicht haben.1
Wann die zunehmende Niereninsuffizienz (Schwäche) schließlich in
ein chronisches Nierenversagen
mündet, ist von ­Patient zu Patient
verschieden. Auch muss es nicht in
jedem Fall zu einem Total­ausfall der
­Nieren kommen. Dennoch sind die
meisten ­Patienten früher oder später, im Durchschnitt noch vor dem
60. Lebensjahr, auf eine Nierentransplantation oder eine Dia­lyse­
behandlung angewiesen.2,3
Mehr als nur ein Nierenleiden: Begleiterkrankungen der ADPKD
Zysten in weiteren Organen
• Im Verlauf einer ADPKD kann
es über die Nieren hinaus auch
in Leber, Bauchspeicheldrüse
(Pankreas), Milz und Eier­stöcken
zur Ausbildung von Zysten kommen.
• Ein chronischer Bluthochdruck
wiederum wirkt sich negativ auf
die Nierenfunktion aus. Die Kontrolle des Blutdrucks, u. a. mithilfe von Medikamenten, ist daher zentraler Bestandteil der
symptomatischen Therapie bei
­ADPKD-Patienten.
Bluthochdruck
Herzdefekte
• Da die angegriffene Niere ihre
• Rund ein Viertel der ADPKD-­
Funktion für die Regulierung
des Blutdrucks nicht mehr richtig wahrnehmen kann, l­eiden
viele ADPKD-Patienten an
chronischem Bluthochdruck
­(Hypertonie). Aber schon ­bevor
es zu einer reduzierten Nierenfunktion kommt, kann der Blutdruck erhöht sein. Dadurch ist
ihr Risiko für Herz-Kreislauf-­
Erkrankungen gesteigert.4
Patienten haben zudem ­einen
Herzklappenfehler.5 Je nach
Schwere des Herzdefektes kann
es zu behandlungsbedürftigen
Herzrhythmusstörungen kommen.
Weitere Erkrankungen, für die ADPKDPatienten eine
­erhöhte Neigung
aufweisen:5
Aussackungen von Blutgefäßen
des Gehirns (Aneurysmen):
• Ein kleiner Teil (ca. 5 %) der
­ DPKD-Patienten weisen AnA
eurysmen im Gehirn auf.1 Dabei handelt es sich um krankhafte und dauerhafte Erweiterungen
der Gefäßwand einer Hirn­arterie.
Sie machen sich häufig erst dann
bemerkbar, wenn sie lebens­
gefährlich werden, nämlich wenn
sie einreißen und es zu Hirn­
blutungen kommt.
• Bluthochdruck kann die Aus­
bildung von Aneurysmen begünstigen, da er Druck auf die Gefäßwände ausübt.
• Bauchwandbrüche
(medizinisch Hernien)
• Harnwegsinfekte
• Nierensteine
• Ausstülpungen des
Dickdarms (Divertikulose)
Wenn auch die Seele leidet
Für viele Betroffene ist die Diagnose ADPKD erst einmal ein Schock. D
­ iese
­erreicht sie oft zu einem Zeitpunkt, zu dem sie gerade intensiv mit der Planung
ihres weiteren L
­ ebenswegs beschäftigt sind. Nicht selten löst die Nachricht daher eine persönliche Krise aus.
Auch wenn es sich nicht leugnen lässt, dass die Erkrankung viele Veränderungen mit sich bringt, hilft
es in solchen Momenten zu wissen, dass auch mit
der Diagnose ADPKD ein erfülltes, eigen­ständiges
Leben möglich ist.
Auch arbeitet die Zeit für ADPKD-Patienten: Zwar ist
die Heilung des Nierenfunktionsverlustes momentan nur
mittels Nierentransplantation möglich, aber in den letzten Jahren konnte die Forschung in ­Bezug auf diese Erkrankung viele neue Erkenntnisse gewinnen, die die Basis für neue Behandlungsansätze ­bilden. Da es sich um
eine langsam fortschreitende Krankheit handelt, haben
viele Patienten Aussicht ­darauf, von neuen Forschungsergebnissen bzw. Therapie­formen zu profitieren.
04
Wichtig ist es, möglichst bald proaktiv mit der Erkrankung umzugehen, sich umfassend zu informieren und
ggf. einige Veränderungen im Lebensstil vorzunehmen
(→ Kapitel 06). Vielen hilft es auch, sich mit anderen
Betroffenen auszutauschen. Patientenverbände helfen
dabei, eine ortsnahe Selbsthilfegruppe zu finden (Adressen auf der Rückseite dieser Broschüre). Wenn Betroffene merken, dass sie die Diagnose seelisch sehr mitnimmt und es ihnen auch nach einer ersten Phase der
Orientierung noch schwer fällt, positiv in die Zukunft zu
blicken, kann unter Umständen das Gespräch mit einem
psycho­logisch geschulten Ansprechpartner (z. B. in einer psychologischen Beratungsstelle) entlastend wirken.
Welche Rolle spielen die Gene?
Die fortschreitende Verdrängung des gesunden Nierengewebes durch an
Größe und Anzahl stetig zunehmende Zysten bei einer ADPKD ist auf eine
Genmutation bei der erkrankten Person zurückzuführen.
Meist ist ein Defekt des sogenannten PKD1-Gens verantwortlich, das auf Chromosom 16 liegt.
Auf welchem Weg Veränderungen am Gen nun genau zur Entstehung der Erkrankung führen,
ist noch nicht vollständig geklärt.
ADPKD ist eine Erbkrankheit. Das
Gen, mit der die Erkrankung an die
­nächste Generation weitergegeben
wird, wird ­dominant vererbt. Das
heißt, auch wenn nur ein Elternteil
erkrankt ist, trägt jedes ihrer Kinder
ein 50%iges Risiko, eine A
­ DPKD zu
entwickeln. Sind Mutter und Vater
betroffen, erhöht sich das Risiko
für die Kinder auf 75%.
05
Autosomal-dominanter Erbgang
Kranker Vater
Mutationsträger
Krankes
Kind
Mutationsträger
Gesundes
Kind
Gesunde Mutter
Gesundes
Kind
Krankes
Kind
Mutationsträger
Bei autosomalen Erb­
krankheiten wie der
ADPKD liegen die die
Erkrankung verursachenden Gene auf den
sogenannten Auto­
somen. Dies sind Chromosomen, die nicht
zu den Geschlechts­
chromosomen gehören.
Die Vererbung erfolgt
also geschlechtsunabhängig.
ADPKD und Familiengründung
Häufig erhalten Menschen die ­Diagnose ADPKD in einem Alter, in dem sie vielleicht gerade über die Gründung einer eigenen Familie nachdenken. Wenn die
Nierenfunktion noch nicht eingeschränkt ist und der
Blutdruck im Normalbereich liegt, haben Frauen mit
­ADPKD kein erhöhtes Risiko für einen beschleunigten Nierenfunktionsverlust bei einer Schwangerschaft.
Auch wirkt eine Schwangerschaft in der Regel nicht
oder nur gering verstärkend auf den fortschreitenden Nierenfunktionsverlust. Wichtig ist die engmaschige Kontrolle des Blutdrucks in der Schwangerschaft, da
Blut­hochdruck zu Komplikationen führen kann. Es gibt
blutdrucksenkende Therapeutika, die auch Schwangere
einnehmen dürfen.
In jedem Fall sollten sich ADPKD-Patienten mit Kinderwunsch ausführlich mit ihrem Partner bzw. ihrer Partnerin austauschen: Welche Ängste hat er oder sie in ­Bezug
auf eine mögliche Erkrankung des Nachwuchses? Auch
sollten Frauen mit ADPKD bei Kinderwunsch ein Gespräch zu diesem Thema mit dem behandelnden Nieren­
spezialisten suchen. Auf Basis der spezifischen Krankengeschichte kann er ihnen helfen, das persönliche
Risiko einer Schwangerschaft besser abzuschätzen.
Menschen mit ADPKD, die sich Kinder wünschen, sollten sich vor Augen halten, dass intensive Forschungs­
arbeit auf eine Verbesserung des Krankheitsbildes hoffen lässt.
„Bei nur einem erkrankten Eltern-­
teil besteht eine 50%ige Chance,
dass das Kind die E
­ rkrankung
nicht ­entwickelt.“
Was jetzt wichtig ist:
Leben mit ADPKD
06
ADPKD-Patienten können den Verlauf der Erkrankung und s­ omit ihre Lebens­­qualität auf
vielfältige Weise positiv beeinflussen. Im Folgenden haben wir einige wichtige Tipps für Sie
zusammengestellt, die für Menschen mit einem chronischen Nierenleiden wichtig sind.
Blutdruck
• Regelmäßig kontrollieren, bei starken Veränderungen
Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten.
• Einnahme-Disziplin zeigen, denn der Erfolg der Therapie eines zu hohen Blutdrucks hängt wesentlich von
der regelmäßigen Einnahme der zu seiner Senkung
verordneten Medikamente ab.
• Gewicht halten bzw. reduzieren, denn Übergewicht
Genussmittel
• Nichtraucher bleiben bzw. werden und Alkohol nur in
Maßen genießen, da Nikotin und Alkoholika die Nieren
zusätzlich belasten.
Harnwegsinfekte
• Unterkühlung im Nierenbereich vermeiden, da Menschen mit ADPKD meist anfälliger für Blasen- oder
Nierenentzündungen sind. Bei Infekten der Harnwege
einen Nieren­spezialisten aufsuchen.
kann zu erhöhtem Blutdruck beitragen.
Medikamente
• Bei Arzneimitteln immer Rücksprache mit dem Arzt
halten, denn auch freiverkäufliche Medikamente wie
z. B. Analgetika (Schmerzmittel) können die Nieren
schädigen.
Sportliche Aktivitäten
• Sich regelmäßig körperlich betätigen, denn Ausdauersportarten wie Wandern, (Nordic) Walking und Radfahren helfen, das Gewicht zu halten und stärken das
Herz-Kreislauf-System. Starke Erschütterungen, das
Stemmen großer Gewichte und erhöhten Druck auf
den Bauchraum dabei unbedingt vermeiden.
Hier finden Sie Hilfe:
interessante Links zum Thema ADPKD
Deutsche Nierenstiftung
www.nierenstiftung.de
PKD Familiäre Zystennieren e. V.
www.pkdcure.de
Nierenfunktionsrechner
www.nierenrechner.de
07
Als forschendes Pharmaunternehmen hat sich
Otsuka das Ziel gesetzt, therapeutische Lücken
durch die Entwicklung innovativer Präparate zu
schließen. Das Krankheitsbild ADPKD stellt
­dabei einen Schwerpunkt der wissenschaftlichen
Arbeit des Unternehmens dar.
Referenzen
1. Kühn W, Walz G. Dt. Ärzteblatt 2007;104(44):A3022–3028. 2. Shaw C et al. Nephrol Dial Transplant 2014;29(10):1910–8. 3. Spithoven EM et al. Kidney Int 2014;86(6):1244–52. 4. Ecder T. Curr Hypertens Rev 2013;9(1):2–11. 5. www.pkdcure.de
(zuletzt eingesehen am 11.05.2015).
Otsuka Pharma GmbH
Friedrichstraße 2-6
60323 Frankfurt
OPG/0915/JIN/1582