Wie Unternehmen ein Compliance-Audit überstehen und von einem

Wie Unternehmen ein Compliance-Audit
überstehen und von einem effektiven
Software-Lizenzmanagement profitieren
Die Anzahl der Compliance-Audits nimmt zu. Laut einer Gartner-Studie waren 2010 knapp 40 Prozent
aller mittelständischen und großen Unternehmen von potenziellen externen Überprüfungen der
Software-Lizenzierungseinhaltung betroffen. Jede Anfrage eines Softwareherstellers bezüglich der
Verwendung seiner Produkte muss als Compliance-Revision oder Lizenzprüfung betrachtet werden.
Diese Anfragen können in den meisten Fällen weder ignoriert noch abgelehnt werden. Vertragliche
Vereinbarungen zwingen Unternehmen in der Regel zur Kooperation. Die Business Software Alliance
(BSA), ein weltweit tätiger Interessenverband zur Verfolgung von Software-Piraterie, wirbt mit hohen
Belohnungen für die Meldung von Lizenzverstößen. Wenn diese bei Unternehmen festgestellt werden,
fallen unvorhergesehene Kosten für den Erwerb zusätzlicher Lizenzen an. Dies kann in die
Hunderttausende gehen. Außerdem drohen rechtliche Sanktionen, möglichen Haftstrafen (selbst für
unbeabsichtigte Verstöße) sowie negative Publicity. Genügend Gründe also, dafür zu sorgen, dass
das eigene Unternehmen die Bedingungen von Software-Lizenzverträgen einhält. Mit der Etablierung
eines aktiven Lizenz- oder Software Asset Managements können Unternehmen gegensteuern. Und
realisieren gleichzeitig durch die aktive Verwaltung der unternehmensweiten Lizenzbeschaffung,
-zuweisung, -bereitstellung und -verwendung hohe Einsparungen.
Bewertung der aktuellen Prozesse
Die Analyse der aktuellen Geschäftsabläufe, Softwareverwaltungsprozesse und der IT-Prozesse
sowie -Richtlinien steht am Anfang – sie ist der erste Schritt beim Aufbau eines Lizenzmanagements.
In der Praxis hat sich eine Bestandsaufnahme und -bewertung anhand der zehn folgenden Fragen
bewährt. Die Ergebnisse bilden die Basis für die Planung eines unternehmensweiten
Lizenzmanagements.
Fragebogen zur Prozessbewertung und Best Practice-Erläuterungen dazu
Bewertungsfragen
Erläuterungen
1. Welche Software ist in der ComputingUmgebung meines Unternehmens erlaubt,
und welche Richtlinien gibt es zur
Steuerung der Softwarenutzung, zum
Umgang mit Downloads und zur
Verwendung von persönlich genutzter
Software?
Ihr Unternehmen sollte über klar definierte und schriftlich
fixierte Prozesse und Richtlinien zur Installation und
Verwendung von Software verfügen. Im Idealfall gibt es eine
Standard-Softwarekonfiguration und einen Prozess für die
Genehmigung von Ausnahmen. Downloads von externen
Websites können erlaubt werden, allerdings bedarf es dazu
festgelegter Sicherheitsvorkehrungen. Persönlich genutzte
Software sollte nicht auf Unternehmensrechnern erlaubt
werden, und Endbenutzer sollten nicht über
Administratorrechte verfügen.
2. Wie wird Software, die in meinem
Unternehmen eingesetzt werden soll,
definiert und zertifiziert?
Auch hier bilden klar definierte und schriftlich fixierte
Richtlinien für die Beurteilung und Auswahl von Software die
Grundlage. Non-Standard-Software sollte auf ein Minimum
reduziert werden. Ein Team aus technischen und BusinessExperten sollte mit der Zertifizierung von Software betraut
werden.
3. In welche Gruppen und
Standardkategorien werden
Softwareprodukte in unserer
Beschaffungs- und IT-Abteilung
eingeteilt?
Ihr Unternehmen sollte Softwareprodukte in Gruppen und
Standardkategorien einteilen, um die Verwaltung der
Softwarebestände und die Zuweisung von
Verwaltungsaufgaben im Software-Lebenszyklus zu
erleichtern.
4. Gibt es genehmigte Hardware-,
Software- oder Service-Pakete?
Erfolgen Bestellungen manuell,
automatisch oder über kombinierte
Prozesse?
Ihr Unternehmen sollte Standard-Pakete für ausgewählte
Benutzertypen und -anwendungen festlegen, zum Beispiel
Geschäftsbenutzer, Hauptbenutzer, IT-Benutzer,
Maschinenhallen-Benutzer, Rechenzentrumsserver usw.
Geben Sie die Marken und Spezifikationen so genau wie
möglich an. Es sollte ein Standardbestellprozess für alle
Mitarbeiter definiert und diesen kommuniziert werden.
Benennen Sie außerdem einen zentralen Ansprechpartner.
5. Erfolgt die Beschaffung von
Software zentral, dezentral oder
beides?
Es sollten grundsätzlich Verträge abgeschlossen werden,
und zwar unabhängig davon, ob die Beschaffung zentral,
dezentral oder über beide Wege erfolgt. Dabei ist eine
Lieferantenliste hilfreich, die zusammen mit einem klar
definierten Bestellprozess zentral verwaltet werden sollte. Mit
diesem Ansatz können Sie das Beschaffungs-Know-how
Ihres Unternehmens bündeln und voll ausschöpfen. Wenn Ihr
Unternehmen größer ist, sollten Sie Anbieter in Betracht
ziehen, die Ihre Bestellungen lokal empfangen und diese zu
Berichtszwecken für Ihre zentrale Einkaufsabteilung
konsolidieren können.
6. Werden Software- und
Lizenzverträge und die entsprechenden
Lizenzinformationen (d.h.
Lizenzzertifikate, Lizenzschlüssel und medien) an sicheren Orten verwaltet und
aufbewahrt?
Alle Medien, Lizenzverträge und Lizenzschlüssel sollten an
einem zentralen sicheren Ort verwaltet und aufbewahrt
werden. Kopien können lokal aufbewahrt werden,
vorausgesetzt, sie sind gesichert, und der Zugriff ist auf
festgelegte Personen beschränkt.
7. Mit welchen Prozessen (und Tools)
kann sich Ihr Unternehmen einen
schnellen Überblick über aktuell gültige
Wartungsverträge verschaffen?
Siehe Punkt 6 oben. Sie benötigen eine manuell gepflegte
Liste, eine Excel-Tabelle oder ein Vertragsmanagementtool,
um Berichte zu aktiven Wartungsverträgen zu erstellen.
Automatisierte SAM-Tools mit integrierten
Vertragsmanagementfunktionen bieten viele Funktionen auf
Knopfdruck. Wenn Ihr System über die Funktion zur
Erstellung aktiver Vertragsberichte verfügt, legen Sie die
Parameter fest, um das Tool zu festgelegten Zeiten (z.B.
einmal pro Monat) auszuführen. Wenn die Verträge in Ihrem
Unternehmen nicht zentral gespeichert werden (d.h. physisch
oder elektronisch), können Sie keine konsolidierte Ansicht der
Verträge erzeugen.
8. Über welche Prozesse werden
Softwareprodukte installiert, abgesetzt
und ausgemustert?
Siehe Punkte 1, 2, 3 und 6 oben. Die Richtlinie und der
Prozess sollten folgende Punkte umfassen: Installation,
Absetzen und Ausmustern von Hardware und Software.
Alternativ können Sie die Entsorgung veralteter Hardware
oder einen Prozess zur Beibehaltung überzähliger
Softwarelizenzen für die erneute Bereitstellung hinzufügen.
9. Wer ist im Unternehmen für das
Lizenzmanagement verantwortlich?
Für das Thema Lizenz-, Software- oder IT Asset
Management sollte ein Verantwortlicher festgelegt
werden. Dieser sollte alle Aspekte verantworten oder
Aufgaben auf andere Personen übertragen.
10. Wie oft und auf welche Weise
werden interne Revisionen und
Stichproben zur Überprüfung von
Lizenzen, Verträgen, Hardwareprodukten
und Medien durchgeführt?
Interne Revisionen zu Medien, Verträgen und eine
Überprüfung der Lizenzeinhaltung zur Sicherstellung der
Compliance sollten so oft wie nötig durchgeführt werden. Die
Überprüfung der Lizenzeinhaltung sollte mindestens ein Mal
pro Jahr stattfinden, in manchen Fällen sogar quartalsmäßig
oder monatlich. Ihr Unternehmen möchte ggf. den Nutzen der
installierten oder verwendeten Software überprüfen und
abklären, ob eine Unter- oder Überlizenzierung vorliegt.
Ferner kann es sein, dass die vertraglichen Anforderungen
hinsichtlich Berichterstellung und Verhandlungen mit dem
Softwarehersteller diskutiert werden. Dieser Prozess sollte
genau definiert werden. Darüber hinaus sollte es eine
Checkliste mit den zu überprüfenden und zu beachtenden
Punkten geben. Im Idealfall sollten in internen Revisionen
erfahrene Mitarbeiter und unter Einbeziehung von SAM die
Überprüfung durchführen.
Aktuelle Softwarebestände aktualisieren
Ein zentrales Element von SAM- oder IT Asset Management ist ein ständiger Überblick über den
Software- und Hardwarebestand im Unternehmen. Entscheidend ist der Abgleich der
Softwareinstallationen mit den vertraglich erworbenen Lizenzen. Werden Softwarelizenzen pro
Benutzer oder Computer vergeben, ist es relativ einfach, die Installationen oder Benutzer und
Lizenzen zu zählen und Abweichungen zu ermitteln. Schwieriger wird es, wenn eine Software für
mehrere Benutzer oder nach Nutzung lizenziert wird. In diesem Fall benötigen Organisationen ein
Tool zur Überwachung der Nutzung und zum Sammeln der erforderlichen Daten. Es ist die Aufgabe
des Lizenzmanagers, Nutzungsmuster zu analysieren und Vorfälle wie Über- oder Unternutzung zu
beseitigen und ggf. zusätzliche Lizenzen zu erwerben. Ein weiteres Ziel der Nutzungsanalyse ist die
Identifizierung nicht oder zu wenig genutzter Software sowie die erneute Zuweisung oder
Ausmusterung derselben. IT-Manager geben an, dass durch die erneute Bereitstellung und die
Ausmusterung von Software durchschnittlich 10 bis 30 Prozent des Softwarebudgets eingespart, der
Arbeitsaufwand der Service Desk-Mitarbeiter reduziert und die Ausgaben für die Softwarewartung
gesenkt werden können.
Rollen und Verantwortlichkeiten zuweisen
Nach der Prozessbewertung und der Inventarisierung der Software und Hardware folgt der nächste
Schritt: Die Gestaltung des Lizenzmanagements beginnt mit der Festlegung des Umfangs. Dieser
ergibt sich aus der Anzahl der zu verwaltenden Softwaretitel, Softwarehersteller oder ComputerPlattformen. Ein weiterer Faktor sind eventuelle Einschränkungen der Softwarenutzung, z.B. nur für
bestimmte Regionen oder Geschäftseinheiten.
Im zweiten Schritt werden die entsprechenden Verantwortlichkeiten und Rollen umrissen. Dazu zählen
z.B.: Rollen zur Verwaltung der Datenspeichermedien, Rollen zur Verhandlung und Verwaltung von
Softwareverträgen, Rollen zur Überwachung des Lebenszyklus von Softwareprodukten und die
Verantwortung für die Installation und Deinstallation von Software. Und nicht zuletzt die
koordinierende Rolle des Lizenzmanagers – entweder als klar definierte Teilzeitaufgabe oder, in
größeren Unternehmen, als Vollzeit-Job.
Richtlinien & Prozesse überprüfen
Die Aufgaben des Lizenzmanagements werden durch Richtlinien und Prozesse definiert. Der
Lizenzmanager sollte Pläne zur Bereinigung und Normierung von Daten entwickeln. Das Ergebnis ist
ein Prozess, bei dem die Rohdaten der Inventarisierung in nützliche Informationen mit
Standardnamen, Klassifikationen und Beschreibungen umgewandelt werden. Darüber hinaus werden
Richtlinien für folgende Punkte benötigt: Vertragsbedingungen, zulässige Softwarenutzung,
Urheberschutz für Drittanbieter und Softwarelizenzen, Compliance, persönliche Verwendung von
Software und Internet-Downloads, Verwendung von Firmensoftware auf Home-PCs, Datenschutz,
Planung des Softwarebedarfs und Beschaffung von Software.
Und natürlich sind Technologie und Automatisierung wichtig für alle Unternehmen, es sei denn, sie
haben nur wenige Endanwender. Die komplexen Prozesse und organisatorischen Aufgaben, die mit
dem Aufbau und dem Erhalt eines Lizenzmanagementprogramms einhergehen, sollten jedoch durch
Tools ergänzt werden. Das Lizenzmanagement betrifft viele Bereiche und Abteilungen und kann nur in
den seltensten Fällen auf einzelne Bereiche beschränkt werden. Ein effektives System muss nahtlos
in die geschäftlichen und technischen Prozesse integrierbar sein. Ein Lizenzmanagementtool ergänzt
zum Beispiel ein IT-Asset-Repository, eine CMDB (Configuration Management Database) oder ein
Service-Desk-Tool und arbeitet mit Softwarebestandsdaten sowie Vertrags- und Endbenutzerdaten.
Für Lizenzmanagementfunktionen werden Asset-Management-Daten benötigt, die durch erforderliche
Lizenzdaten, Berechtigungen und Abgleich-Funktionen ergänzt werden. Da sich Funktionen und
Prozesse überschneiden können, bevorzugen viele Unternehmen integrierte, modulare und
umfassende Lösungen.
Autor:
Dr. Thomas Gerick, USU AG
Der Beitrag stützt sich auf Recherchen und Projekterfahrungen der USU AG sowie auf Inhalte eines
aktuellen Whitepapers des Marktforschungsunternehmens ECPweb.com, an dessen Inhalten USU die
Nutzungsrechte besitzt. Interessierte können das ausführliche Whitepaper (Software License
Management: Minimize Risk and Cost, 2010) kostenlos anfordern bei: USU AG, Dr. Thomas Gerick,
[email protected], www.usu.de.