NOVUS 1 | JUNI 2015 SCHOIO-FAMILIENHILFE … Flexible, am Bedarf orientierte, sozialpädagogische Dienstleistungen Für Kinder, Jugendliche und Familien im Oberaargau >> EDITORIAL Schoio-Familienhilfe ist eine Organisation der Stadt Langenthal. Sie erbringt bedarfsorientierte, sozialpädagogische Dienstleistungen für Kinder, Jugendliche und Familien. Analog zum Konzept der Sozialraumorientierung werden die Betroffenen im Rahmen von flexibel gestalteten Prozessen und in Abstimmung mit ihrem Willen und ihren Ressourcen unterstützt. Schoio-Familienhilfe ist mit einem Leistungsvertrag verpflichtend für die Region Oberaargau zuständig und durch die Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern mittels Globalbudget finanziert. An Stelle eines Jahresberichts zeigen wir am Ende des zweiten Pilotjahrs mit «novus» Zwischenergebnisse und aktuelle Betätigungsfelder: 1. 2. 3. 4. 5. Veränderung in der Auftragssituation Verwendung der verfügbaren, finanziellen Mittel Konsequenzen für unsere Mitarbeitenden Schulferienangebote für Kinder und Jugendliche Netzwerkaktivitäten im Oberaargau Ihr Andre Chavanne | Leitung Schoio Familienhilfe >> EREIGNISBERICHT 2014 PILOTPROJEKT SOZIALRAUMORIENTIERUNG OBERAARGAU 1. Veränderung in der Auftragssituation Das zweite Pilotjahr des auf drei Jahre befristeten Projekts war geprägt von einer Zunahme in der Anzahl und in der Fluktuation der Aufträge. Ausgangspunkt der Dienstleistungen vor 2013 waren 24 stationäre Langzeitplätze für Kinder und Jugendliche, verschiedene Tagesbetreuungen und die Übernahme von Besuchsrechtsbegleitungen. Mit der Neukonzeption bei gleichem Budget konnten im Verlauf des Jahres 2014 gegen 100 Familien aus den 47 Gemeinden des Oberaargaus eine, am jeweiligen Bedarf angepasste, individuelle Dienstleistung nutzen. 40 Anfragen mussten, meistens aus Kapazitätsgründen, weitergereicht oder zurückgewiesen werden. Als herausragende Veränderung kann zudem eine Tendenz zur Flexibilisierung beobachtet werden. Es ist feststellbar, dass die zuweisenden Stellen zunehmend mit der Bedarfsorientierung und den flexiblen Möglichkeiten für familienergänzende Hilfen zur Erziehung vertraut werden. Schoio-Familienhilfe wird früher in den Abklärungsprozess und in der Folge für eine alternative Dienstleistung vor oder an Stelle des traditionellen, stationären Angebots einbezogen. Das Interesse der betroffenen Familien am Mitgestalten eigener Lösungsansätze führt zu oftmals kürzeren, passgenauen und einzigartigen Hilfeleistungen aus einer Hand. Eine Familie in einer Krisensituation beanspruchte beispielsweise eine vorübergehende, sozialpädagogische Fremdbetreuung für eines ihrer Kinder, eine sozialpädagogische Begleitung der Mutter in der Bewältigung ihres Alltags zuhause und das Organisieren einer Tagesentlastung des Jüngsten in der Nachbarschaft. Schulbesuche und ein Therapiesetting unterstützten die Massnahme zusätzlich. Nach anderthalb Jahren konnte die Intervention abgeschlossen werden. Bis Ende 2014 wurden ein Viertel der Aufträge für Kinder und Jugendliche mit einem Bett im Schoio geleistet. Bei drei Viertel der sozialpädagogischen Dienstleistungen blieb der Lebensmittelpunkt eines Kindes/ Jugendlichen Zuhause. Zwei Drittel sämtlicher Aufträge wurden als freiwillige Hilfen zur Erziehung geleistet. 20 Aufträge wurden mit dem Sozialdienst Langenthal vereinbart. Insgesamt konnten 28 Aufträge abgeschlossen werden. 2. Verwendung der verfügbaren, finanziellen Mittel Das Globalbudget bietet der Organisation jetzt den Anreiz und die Legitimation sowohl für die oben beschriebene Fallarbeit, wie auch für fallübergreifendes und fallunspezifisches Arbeiten. Diese Möglichkeiten wurden für präventiv wirkende Projekte und Netzwerkaktivitäten vielfältig genutzt. Mit der verpflichtenden Zuständigkeit für die Region Oberaargau und trotz der mehrmals erreichten Kapazitätsgrenze ist die Organisation an den Stellenplan vor dem Pilotversuch gebunden. Dieser Umstand ist nicht nur einschränkend, sondern wirkt als eine zusätzliche Motivation, in die Kooperation mit den regionalen Netzwerkpartnern zu investieren. Die verpflichtende Zuständigkeit bedeutet nicht, alles selber zu machen. Kurz: Der Leistungsvertrag und die Finanzierung ermöglichen tatsächlich, an Stelle eines vollen Hauses mit möglichst vielen Übernachtungen für Kinder aus allen möglichen Regionen, bedarfsgerechte, befähigende Massnahmesettings zu kreieren und gleichzeitig in die Erhaltung lokaler Strukturen für Familien und ihre Kinder zu investieren. Auf Grund der Vereinbarung mit dem Kanton Bern, nach welcher die Trägerschaft von Schoio-Familienhilfe zu 100% Risikoträgerin wird, konnte mit Beschluss des Stadtrats von Langenthal ein Fond zur WIR GEHEN DAVON AUS, DASS KINDER, JUGENDLICHE UND ELTERN HILFE EHER ANNEHMEN KÖNNEN, WENN IHNEN DIE FACHPERSONEN AUF AUGENHÖHE BEGEGNEN, SICH UM IHREN WILLEN BEMÜHEN UND SIE DABEI IM SELBSTBESTIMMTEN HANDELN UNTERSTÜTZEN. Spezialfinanzierung errichtet werden. Ein Betrag aus dem positiven Rechnungsergebnis 2013 konnte diesem zweckgebundenen Fond erstmalig zugeführt werden. Schoio-Familienhilfe ein Skilager, ein Sommerlager, sowie verschiedene Freizeitwochen durch. Für alle Beteiligten war neu, dass auch Eltern mit ihren Kindern und Jugendlichen an den Lagern teilnahmen. 3. Netzwerkaktivitäten im Oberaargau Ein besonderes Anliegen war der Aufbau eines Netzwerks im Bereich der ergänzenden Hilfen zur Erziehung im Oberaargau. Gemeinsam mit Partnerorganisationen veranstaltete Schoio-Familienhilfe eine Tagung mit dem Titel «Zukunftswerkstatt Oberaargau». Über 70 Fachleute aus dem Bildungs-, dem Sozial- und dem Gesundheitswesen, sowie aus der Verwaltung und der Politik zeigten mit ihrer Teilnahme ihr Interesse an einer zielgerichteten Zusammenarbeit in der Region. Als ein Ergebnis dieser Veranstaltung wurden drei thematische Arbeitsgruppen gegründet. Das gemeinsame Ziel ist die Erarbeitung eines Jugendleitbilds für den Verwaltungskreis Oberaargau. Konsequenzen für unsere Mitarbeitenden Die zunehmende Fluktuation der Aufträge und die Auftragsdichte stellen an die Mitarbeitenden hohe Anforderungen. Die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen übernehmen, neben der traditionellen Kinderbetreuung in der Einrichtung, Aufgaben in der Familienbegleitung und im Elterncoaching am Wohnort der Familie und Projektarbeit im Sozialraum. Damit verändert sich das traditionelle Berufsbild vom Spezialisten zum Generalisten. Waren die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen als Experten vertraut im Übernehmen der Erziehung von Kindern und Jugendlichen, sind heute vielmehr ein Vermitteln von Handlungsmöglichkeiten und ein Befähigen zur Erziehungsverantwortung gefragt. Sie sind angehalten nur soviel zu übernehmen, wie die Eltern nicht selber leisten können. Der Berufsalltag stellt zudem einen hohen Anspruch an eigenverantwortlichem Handeln und auf beraterische Kompetenzen in der Prozesssteuerung. Bei einer Neuanstellung wird auf entsprechendes Wissen und Können geachtet. Für das bestehende Mitarbeiterteam wurde Im Berichtsjahr viel in eine adäquate interne und externe Schulung investiert. 4. Schulferienangebote für Kinder und Jugendliche Für die Kinder und Jugendlichen, welche während den Schulferien auf eine sozialpädagogische Begleitung angewiesen waren, führte 5. Bemerkenswert ist das überregional grosse Interesse an den Erfahrungen in der Umsetzung des sozialräumlichen Konzepts. So meldeten sich zwei Fachhochschulen und zwei Verwaltungsdirektionen aus anderen Kantonen für Besuche an. Zudem konnte anlässlich einer kantonalen Fachtagung zum Thema «Kinder psychisch belasteter Eltern» und im Rahmen des Projekts «Optimierung der ergänzenden Hilfen zur Erziehung im Kanton Bern» Konzept und Wirkung präsentiert werden. SchoioFamilienhilfe engagiert sich regelmässig in regionalen, interdisziplinären Arbeitsgruppen und setzt sich in der Gruppe «www.sorbe.ch» aktiv für die Sozialraumorientierung im Kanton Bern ein. >> STATISTIKVERGLEICH 2013 / 2014 Auszugsweiser Datenvergleich zwischen dem ersten und zweiten Pilotjahr bedarfsorientierter Arbeitsweise von Schoio-Familienhilfe, Langenthal 27 51 Familiensysteme Total 72 90 mit Obhutsentzug 14 10 nur SPF 25 46 gemischte Settings 10 18 60 40 20 0 gemischte Settings Bett daheim 80 Nur SPF 18 Mit Obhutentzug 22 Familiensysteme Total Bett im Schoio 100 Bett daheim 2014 Bett im Schoio 2013 pluess-ag.com >> V ERWALTUNGSKREIS OBERAARGAU MIT ZUSTÄNDIGKEIT FÜR 47 GEMEINDEN DES KANTONS BERN SO RUMISBERG WOLFISBERG FARNERN OBERBIPP NIEDERBIPP WYNAU SCHWARZHÄUSERN ATTISWIL AG WIEDLISBACH SO ROGGWIL WALLISWIL B.N. BANNWIL AARWANGEN WANGEN AN DER AARE WALLISWIL B.W. BERKEN GRABEN WANGENLANGENTHAL WANGENRIED RIED Lu HEIMENBÜTZBERG HAUSEN UNTEROBERINKWIL STECK- STECKTHUNSTETTEN HOLZ HOLZ HERZOGENBUCHSEE LOTZWIL NIEDERBUSSWIL BLEIENÖNZ BACH MELCHNAU BETTENRÜTSCHELEN HAUSEN THÖRIGEN BOLLOREISISMADISWIL DINGEN WIL SO HERMISWIL LEIMISWIL OCHLENBERG KLEINDIETWIL SEEBERG AUSWIL GONDISWIL ROHRBACH URSENBACH ROHRBACHGRABEN OESCHENBACH BE HUTTWIL WALTERSWIL WYSSACHEN ERISWIL Spenden Für nicht subventionierte, ergänzende Hilfen zur Erziehung von Kinder und Jugendliche und für Familien im Oberaargau ist Ihre Spende herzlich willkommen. eine Institution der: O SCHOIO Familienhilfe Dorfgasse 81 4900 Langenthal Telefon 062 919 71 30 [email protected] www.schoio.ch Post-Check 49-28-8 N
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