Wale: „Die Krone der Schöpfung“ im Wasser Ich hatte 2004 endlich die Initiative ergriffen, mir einen großen Wunsch zu erfüllen. Nachdem ich schon einmal Delphine gesehen hatte, war es immer mein Traum, auch Wale beobachten zu können. Durch den WWF kam ich auf den Ort Andenes auf der Insel Andoy oben im Norden Norwegens. Am 21. Juli traf ich dort ein und war bis zum 13 August im Gästehaus Sjogata untergebracht. Leider kommen die Touristen selten für einen so langen Urlaub nach Andenes, obwohl es dort unglaublich viel zusehen und zu erleben gibt. Freitag, 23. Juli Meine erste Wal-Safari hatte ich im Wal-Zentrum für 10:30 Uhr gebucht. Jede Tour beginnt mit der einstündigen Führung durch das Walmuseum. Engagierte Meeresbiologen haben in Andenes mit Unterstützung des WWF ein Zentrum zur Erforschung der Wale geschaffen. Hier im kühlen Norden sieht man nur die männlichen Pottwale. In Büchern habe ich gelesen, dass diese bis 18 m lang, 63 Tonnen schwer und 70 Jahre alt werden können. Nur zehn Seemeilen vor Andenes fällt der Kontinentalsockel auf über 1000 Meter ab. Die Tiefsee beginnt hier so nah wie nirgends sonst in Europa. Die Wale kommen anschließend an ihre Futtersuche in etwa 1000 Meter Tiefe nach ca. 30 Minuten wieder an die Oberfläche und ruhen sich etwas aus. Natürlich gibt es in dieser Tiefe noch keine Riesenkraken (von 19 m), die Lieblingsspeise der Pottwale, dafür aber reichlich Kalmare, Tintenfische und Krill. Für die Riesenkraken müssen die Pottwale tiefer als 2000 Meter tauchen. Von dem Museum aus geht man direkt zum Hafen und an Bord eines der Walsafari-Schiffe. Im Walgebiet angekommen, dauerte es noch eine Weile, bis ich zum ersten Mal den Blas und die Fluke sah. (Der Blas ist die Spritzfontäne, die das Ausatmen der Wale anzeigt, die Fluke ist die Schwanzflosse, die man sieht, wenn der Wal abtaucht.) Mehr als diesen Teil der riesigen Säugetiere sieht man nicht, den Rest der Größe kann man nur erahnen. Wenn ein Blas entdeckt wird, fährt der Kapitän das Schiff gleich in die Richtung und langsam von hinten an den Wal heran. Wer das Glück hat, mehrere Wale im Gebiet zu haben, wird mit vielen dieser Abenteuer belohnt. Die fünfstündige Wal-Safari war ein riesiges Erlebnis, doch wenn ich diese erste Tour mit den drei weiteren vergleiche, war sie noch eher dürftig. Samstag, 31. Juli Heute hatte ich für 19:00 Uhr eine Walsafari gebucht. Um 18:00 Uhr nahm ich diesmal an der englischen Führung durch das Walmuseum teil, da diese Führungen Pflicht sind. Kaum an Bord des Schiffes, postierte ich mich gleich oben am Bug, den besten Platz zum Fotografieren. Es war das sonnigste, stillste Meer „aller Zeiten“. Sogar zwei kleine Schweinswale waren zu sehen. Es war ein unglaublicher Abend, wir sahen in der Ferne viele Blasfontänen und freuten uns schon alle auf dieses seltene Erlebnis mit so vielen Walen. Dann kam ein Schnellboot daher, verbotenerweise, und vertrieb sie. Aber einer der Wale kam uns sogar entgegen, was hieß, dass er uns ansah und beobachtete. Er tauchte allerdings weit vor uns wieder weg. Die Wale haben schlechte Erfahrungen mit den Schnellbooten und kennen natürlich auch deren Geräusch. Sie wurden und werden von ihnen belästigt, in ihrer Ruhephase gestört und oft auch verletzt. Erst als unser Kapitän mit der Polizei drohte, fuhr das Schnellboot hinter uns her. Trotzdem tauchten die Wale nicht wieder auf. Gott sei Dank gab es aber einen mutigen Wal, den wir dann zu unserer großen Freude in ca. 50 m Entfernung beobachten konnten. Er hatte die Nummer 153. Da jede Fluke einmalig und damit sozusagen der Fingerabdruck eines jeden Wales ist, nummerieren die Wissenschaftler sie und können so Neulinge erkennen. Dieses Gebiet darf nur von der Walsafari befahren werden, aber was kann man machen? Der Zwischenfall hat uns um viele Walerlebnisse gebracht, und wir waren wirklich wütend. Donnerstag, 5. August Heute war wieder schönes Sommerwetter. Nachdem ich mich für eine weitere Walsafari um 15:00 Uhr eingetragen hatte, sonnte ich mich. Es wurde wieder ein tolles Walerlebnis. Kaum Wellengang, und so konnte ich, mit den anderen ca. 70 Teilnehmern, vier Wale aus nächster Nähe beobachten. Es war ein unglaubliches Erlebnis, was mich später gar nicht zur Ruhe kommen ließ. Um 21:00 Uhr waren wir wieder im Hafen von Andenes angekommen, allerdings doch recht durchgefroren. Es gab auf der Rückfahrt zwar immer warme Suppe, aber sie half natürlich nicht richtig. Trotzdem war ich nach dieser Fahrt besonders glücklich und zufrieden über diese abenteuerlichen Stunden mit den Walen. Donnerstag, 12. August Um 10:30 Uhr machte ich mich auf zu meiner vierten Walsafari. Die See war sehr rau und ich rechnete damit, seekrank zu werden. Nur nicht zu den Kranken hinsehen, sagte ich mir, und so ging alles gut. Trotz Kälte stellte ich mich auch die eine Stunde, die das Schiff zum Walgebiet braucht, auf das Bugdeck. Es war furchtbar kalt dort oben, aber die Wale dankten es mir. Ein Wal ließ uns unglaublich dicht an sich heran, siehe Foto. Wenn man auf Meereshöhe gewesen wäre, hätte man ihn vielleicht berühren können. Es war fantastisch. Die heiße Suppe auf der Heimreise war bei dem Wellengang schwierig zu essen, sie blieb bei mir aber wenigstens im Magen. Gott sei Dank hatte ich meinen Goretex-Anzug an, sonst wäre ich glatt erfroren. Kaum zu Hause, stellte ich mich erst einmal gründlich unter die heiße Dusche. Anschließend kaufte ich noch einige Kleinigkeiten ein und dann hieß es Koffer packen – die Heimreise musste angetreten werden.
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