Internationaler Konsens zur Arzneimittelallergie (ICON)

Internationaler Konsens
zur Arzneimittelallergie (ICON)
ZUSAMMENFASSUNG
Internationaler Konsens zur Arzneimittelallergie
(ICON)
Allergy 2014, 420-437
Pascal Demoly, Franklin Adkinson, Knut Brockow, Mariana Castells, Anca
M. Chiriac, Paul A. Greenberger, David A. Khan, David M. Lang, Hae-Sim
Park, Werner Pichler, Mario Sanchez-Borges, Tetsuo Shiohara, Bernard
Yu-Hor Thong.
Diese Zusammenfassung wurde von Dr. Rik Schrijvers und Dr. Anca M.
Chiriac unter der Anleitung von Professor Pascal Demoly entworfen.
Ein herzlicher Dank für die wertwolle Hilfe bei der Erstellung dieser
umfassenden Zusammenstellung geht an Dr. Rik Schijvers und Dr. Anca
Mirela Chiriac, 2 EAACI JMAs und FS-Empfänger.
Inhaltsverzeichnis
4 VORWORT
4 DEFINITIONEN
5 KLASSIFIZIERUNG
6 PATHOPHYSIOLOGIE
7 KLINISCHES ERSCHEINUNGSBILD
8 VERLAUF
8 DIAGNOSE
10 KLINISCHER VERLAUF
10 HAUT TEST
11 ARZNEIMITTEL PROVOKATIONSTEST
12 BIOLOGISCHE TESTS
13 KRANKHEITSMANAGEMENT
15 ABKÜRZUNGEN
VORWORT
Arzneimittelreaktionen (ARs) beinhalten alle Reaktionen auf
Arzneimittel die einer Allergie gleichen. ARs stellen 15% aller
Arzneimittelnebenwirkungen dar von denen mehr als 7% der Bevölkerung
betroffen sind. ARs können allergisch aber auch nicht-allergisch bedingt
sein, wobei die immunologisch-verursachten ARs als Arzneimittelallergie
bezeichnet werden. Sie sind typischerweise nicht vorhersagbar, sie machen
Behandlungswechsel erforderlich und können sogar lebensbedrohlich
werden. Eine sichere Diagnose, die eine adäquate Behandlungsweise und
Vorsorgemaßnahmen ermöglichen würde, ist typischerweise nur durch
eine vollständige Arzneimittelunverträglichkeits-Diagnostik zu erreichen.
Es sind einige Leit- und Richtlinien zu ARs im Allgemeinen, aber auch
zu ARs, die durch bestimmte Arzneimittelklassen hervorgerufen werden,
erhältlich, um medizinische Entscheidungen zu Arzneimittelallergien zu
stützen; wobei eine standardisierte und systematische Vorgehensweise
zur Diagnose und Behandlung von ARs immer noch eine große
Herausforderung darstellt. Die “International Collaboration in
Asthma, Allergy and Immunology (iCAALL)”, die 2012 von der
EAACI, AAAACI, ACAAI und WAO gegründet wurde, stellt sich dieser
Herausforderung im vorliegenden Dokument “Internationaler Konsens
zur Medikamentenallergie“. Das Ziel dieses Dokuments ist es:
• die Kernaussagen, die in den meisten Leitlinien verankert sind,
hervorzuheben.
• die Unterschiede kritisch zu betrachten und zu kommentieren, um eine
übersichtliche Referenz bieten zu können.
4
DEFINITIONE­N­
•Arzneimittelreaktionen (ARs) sind Nebenwirkungen von Medikamenten, die klinisch gesehen, allergischen Reaktionen gleichen.
•Arzneimittelallergien sind ARs für die ein immunologischer Mechanismus sicher nachgewiesen wurde.
•Für die allgemeine Kommunikation wird die Bezeichnung AR
bevorzugt, wenn eine Reaktion gegen ein Medikament vermutet
wird.
KLASSIFIZIERUNG
Eine allgemeingültige Klassifizierung von ARs wäre hilfreich für
die Behandlung, Vergleichbarkeit von Studien und die Validierung
diagnostischer Methoden.
Klinisch: ARs werden nach der Dauer des Auftretens während der
Behandlung in sofort oder verzögert eingeteilt (Abbildung 1).
ARs vom Soforttyp treten innerhalb von sechs Stunden nach der letzten
Arzneimitteleinnahme auf (typischerweise innerhalb der ersten Stunde
nach der ersten Medikamenteneinnahme einer neuen Behandlung).
Typische Symptome sind Urtikaria, Angioödeme, Konjunktivitis, Rhinitis,
Bronchospasmen, gastrointestinale Symptome (Brechreiz, Erbrechen,
Diarrhoe, Abdominalschmerzen), Anaphylaxie oder anaphylaktischer
Schock. ARs vom Soforttyp werden möglicherweise durch IgE-vermittelte
Mechanismen ausgelöst.
Die Bezeichnung “anaphylaktoide” Reaktion, die bisher in Fällen von nichtIgE-abhängigen, Anaphylaxie-imitierenden ARs herangezogen wurde,
entfällt in den meisten Leitlinien und die Bezeichnung “nicht-allergische”
AR wird bevorzugt.
ARs vom Spättyp treten irgendwann eine Stunde nach der ersten
Medikamenteneinnahme auf. Allgemeine Symptome sind makulopopulöse
Exantheme und verzögerte Urtikaria. Meist ist ein verspäteter T-Zellabhängiger allergischer Mechanismus dafür verantwortlich.
5
Sofort (< 1h) Verzögert (> 1h)
Spät
Beschleunigt
Exantheme
(verzögert)
Urtikaria
Angioödem
(sofort)
0 4 8 12162024 2 4
Stunden
Tage
Abbildung 1 - Chronologie der AR. Die Grenze (zwischen Sofort- und Spätreaktionstyp) auf eine Stunde zu setzen, spiegelt
vielleicht nicht ausreichend die Erweiterung der pathophysiologisch festgestellten Reaktion vom Soforttyp, die bis zu sechs
Stunden (spät) auftreten kann, und der klinisch manifestierten Reaktion vom Spättyp, die gelegentlich zwischen acht und zwölf
Stunden (verfrüht) auftreten kann, wieder. Dennoch ermöglicht dieser Ansatz die Vergleichbarkeit von Studien und soll auch
helfen diagnostische Methoden zu verbessern und zu validieren.
Die Verabreichungsmethode, Arzneimittel-Abbaustoffe, Präsenz von
Kofaktoren oder die gleichzeitige Verschreibung anderer Medikamente, die
das Auftreten oder Voranschreiten von ARs beeinflussen können, müssen
beim Heranziehen dieser Klassifizierung berücksichtigt werden.
6
Mechanismus: ARs können als allergisch (Tabelle) oder nicht-allergisch
definiert werden:
Typ
Typ der Immunreaktion
Pathophysiologie
Klinische
Symptome
Typische Chronologie
der Reaktion
I
IgE
Degranulation von
Mastzellen und
Basophilen
Anaphylaktischer Schock,
Angioödem, Urtikaria,
Bronchospasmen
1-6 Stunden nach der letzten
Medikamenteneinnahme
II
IgG und
Komplement
IgG und Komplementabhängige
Zytotoxizität
Zytopenie
5-15 Tage nach Einnahme des
auslösenden Medikaments
III
IgM oder IgG und
Komplement oder
FcR
Ablagerung von
Immunkomplexen
Serumkrankheit,
Urtikaria, Vaskulitis
7-8 Tage für Serumkrankheit/
Urtikaria
7-21 Tage nach Einnahme des
auslösenden Medikaments für
Vaskulitis
IVa
Th1 (IFNy)
Durch Aktivierung
von Monozyten
charakterisierte
Entzündungsreaktion
Ekzem
1-21 Tage nach Einnahme des
auslösenden Medikaments
IVb
Th2 (IL-4 und IL-5)
Durch Aktivierung
eosinophiler Granulos
charakterisierte
Entzündungsreaktion
Makulopapulöses
Exanthem, DRESS
1 bis mehrere Tage nach
Einnahme des auslösenden
Medikaments für MPE
2-6 Wochen nach Einnahme
des auslösenden Medikaments
für DRESS
IVc
Zytotoxische T-Zellen
(Perforin, Granzym
B, FasL)
Keratinozytenzelltod,
vermittelt durch CD4
oder CD8
Makulopapulöses
Exanthem, SJS/TEN,
pustulöses Exanthem
1-2 Tage nach Einnahme des
auslösenden Medikaments für
Arzneimittelexanthem
4-28 Tage nach Einnahme des
auslösenden Medikaments für
SJS/TEN
IVd
T-Zellen
(IL-8/CXCL8)
Entzündung durch
neutrophile Granulos
Akute generalisierte
exanthematische
Pustulose (AGEP)
Typischerweise 1-2 Tage nach
Einnahme des auslösenden
Medikaments (kann aber auch
länger dauern)
DRESS: Arzneireaktion mit Eosinophilie und systemischen Symptomen; SJS: Stevens-Johnson Syndrom; TEN: toxische
epidermale Nekrolyse; MPE: makulopapulöses Exanthem.
7
PATHOPHYSIOLOGIE
Arzneimittelallergien sind Nebenwirkungen, die durch Antikörper und/
oder aktivierte T-Zellen, die gegen das Arzneimittel oder einen seiner
Abbaustoffe gerichtet sind, entstehen.
•
•
Allergische ARs vom Soforttyp entstehen durch die Produktion von
IgE durch antigenspezifische B-Lymphozyten nach der Sensibilisierung.
Gefolgt von anschließender Medikamentenexposition, wird das
Antigen (vermutlich ein Hapten-Protein Komplex) von IgE, welches
gebunden an Mastzellen und Basophile vorliegt, gebunden und löst die
Freisetzung von gespeicherten Mediatoren (z.B. Histamin, Tryptase,
Zytokine wie TNFα) und die Produktion von neuen Mediatoren (z.B.
Leukotriene, Prostaglandine, Kinine, andere Zytokine) aus.
Allergische ARs vom Spättyp sind meist durch die Aktivität von
T-Lymphozyten gesteuert. Gemäß der Hapten-Hypothese, sollte sich
ein Medikament wie ein Hapten verhalten und irreversibel an Proteine
binden, um eine Reaktion auszulösen bei der Antigene generiert
werden. Eine alternative Hypothese (pharmakologische Interaktion
mit Immunrezeptoren (p-i) Konzept) besagt, dass Medikamente
direkt mit Immunrezeptoren (T-Zell Rezeptor oder HLA-Moleküle)
interagieren könnten und T-Zellen durch Veränderung der MHCPeptid-Bindestelle (z.B. Abacavir Bindung zu HLA-B*5701) aktivieren.
Anmerkungen:
Virale Infektionen können ARs imitieren, aber auch mit Medikamenten
interferieren, was zu milden (z.B. „Ampicillin-Ausschlag“ verbunden mit EBV)
und schweren Reaktionen (z.B. Verbindung zwischen HHV-6 und DRESS)
führen kann.
Der Pathomechanismus nicht-allergischer ARs (oftmals fälschlicherweise
als echte Medikamentenallergie angesehen) kann folgendes beinhalten:
• Nicht-spezifische Histamin-Ausschüttung von Mastzellen oder
Basophilen (z.B. durch Opiate, Röntgenkontrastmittel und Vancomycin)
• Anreicherung von Bradykinin (ACE-Hemmer)
• Komplement Aktivierung (z.B. durch Protamine)
• Eventuelle Veränderung des Arachidonsäure-Stoffwechsels (z.B. durch
Aspirin und NSAIDs)
• Die pharmakologische Wirkung mancher Substanzen die
Bronchospasmen auslösen (z.B. durch β-Blocker, SchwefeldioxidFreisetzung von Schwefel-enthaltenden Arzneiformen).
8
KLINISCHES ERSCHEINUNGSBILD
ARs vom Soforttyp: beinhalten üblicherweise Urtikaria, Angioödeme,
Rhinitis, Konjunktivitis, Bronchospasmen, gastrointestinale Symptome
(Brechreiz, Erbrechen, Diarrhoe) oder Anaphylaxie, die zum
kardiovaskulären Kollaps führen kann (anaphylaktischer Schock).
ARs vom Spättyp: führen meist zu verschiedenen Hautsymptomen wie
spät-auftretender oder verzögerter Urtikaria, makulopapulösen Eruptionen,
fixen Arzneiexanthemen, Vaskulitis, blasenbildenden Erkrankung (wie TEN,
SJS und generalisierte bläschenbildende fixe Arzneiexantheme), akute
generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP) und symmetrisches
Arzneimittel-bedingtes intertriginöses und beugenlokalisiertes Exanthem
(SDRIFE, symmetrical drug-related intertriginous and flexural exanthema).
Innere Organe können auch betroffen sein, wobei sie entweder alleine oder
in Verbindung mit kutanen Symptomen (HSS/DRES/DiHS, Vaskulitis, SJS/
TEN) auftreten und umfassen Hepatitis, Nierenversagen, Pneumonitis,
Anämie, Neutropenie und Thrombozytopenie.
VERLAUF
Obwohl die IgE-Antikörper vermittelte Reaktion nicht über die Zeit persistiert,
kann eine IgE Sensibilisierung für Jahre bestehen. Das T-Zell Gedächtnis
scheint sogar stärker zu sein bei ARs vom Spättyp. Deshalb wird eine
lebenslange Vermeidung des auslösenden Medikaments und kreuzreaktiver
anderer Medikamente empfohlen, wenn vorher eine Medikamentenallergie
aufgetreten ist.
9
DIAGNOSE
•Eine sichere Diagnose einer AR ist in vielen Fällen nötig, um
zielführende vorbeugende Maßnahmen einleiten zu können.
•Eine falsche Klassifizierung, die nur auf der AR Historie beruht,
kann Auswirkungen auf die individuelle Behandlungswahl
haben und zum größeren Nachteil für die Patienten sein als eine
vollständige Arzneimittelallergie Abklärung.
•Klinische Untersuchungen die zu einer sicheren Diagnose führen,
enthalten eine eingehende klinische Anamnese, standardisierte
Hauttests, zuverlässige in vitro Tests und ArzneimittelProvokationstests.
•Es wird nicht empfohlen, Personen ohne eine Arzneimittelreaktion
in der Anamnese einem Screening zu unterziehen.
Wann sollte es untersucht werden?
• Wenn es eine klinische Vorgeschichte zu ARs gibt und das betroffene
und unbedingt benötigte Medikament nicht durch ein ähnlich effektives
und strukturell anderes ersetzt werden kann und wenn das Verhältnis
zwischen Risiko und möglichem Nutzen größer ist.
• Wenn es eine klinische Vorgeschichte zu schweren ARs auf andere
Medikamente gibt (der beste Weg um den Patienten zu beschützen ist
der, den verantwortlichen Wirkstoff zu identifizieren)
Wann sollte es nicht untersucht werden?
• Fälle ohne kausalen Zusammenhang mit einer Medikamentenallergie
(Symptomatik und Ablauf nicht mit einer Medikamentenallergie vereinbar,
nicht vergleichbarer Ablauf, bisher noch nie eine Reaktion auf Medikamente,
Auftreten der Reaktion auch ohne Einnahme des Medikaments).
• alternative Diagnose (z.B. Herpesvirus Eruption, chronische Urtikaria).
• eine Arzneimittel-Provokation ergab jedes Mal eine zu schwerwiegende
Reaktion: nicht-kontrollierbare Reaktion und gefährliche lebensbedrohliche
Reaktionen.
Zeitplan
• Die Abklärung der Allergie sollte idealerweise 4-6 Wochen nach dem
vollständigen Abklingen aller klinischen Symptome durchgeführt werden.
10
Mögliche
Arzneimittelreaktion?
Nein
Ja
Ja
Positiv
Ergebnis
Hauttest
verfügbar*?
Negativ
Nein
Nein
ArzneimittelProvokationstest
erhältlich?
Ja
Negativ
Results
Positiv
* Derzeit erhältlichen biologischen Tests zur Diagnose einer Arzneimittelallergie fehlt es an Sensitivität.
** In Abwesenheit von Kontraindikationen.
*** Wenn es keine Alternative gibt (z.B. neuromuskuläre Blocker, Chemotherapeutika), ist eine erneute
Gabe des Arzneimittels unter Überwachung erlaubt, wenn man eine Prämedikation und/oder
Desensibilisierung in Betracht zieht.
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I. Klinische Vorgeschichte (z.B. erfasst im EAACI-DAIG/ENDA
Fragebogen):
• Symptomatik: Ist diese vergleichbar zu einer AR
• Ablauf der Symptome: vorherige Einnahme, Verzögerung
zwischen letzter Dosis und dem Auftreten der Symptome, Effekt des
Behandlungsabbruchs
• Andere eingenommene Medikationen: sowohl beide zum Zeitpunkt
der Reaktion als auch andere Medikamente der gleichen Klasse seit
dem genommen
• Medizinischer Hintergrund: Einschließlich bekannter Allergien
oder Neigung zu chronischer Urtikaria/chronischer Rhinosinusitis,
welche sich durch die Einnahme mancher Medikamente
verschlimmert (z.B. Aspirin und nicht-COX-2-selektive nicht-steroidale
antiinflammatorische Medikamente NSAIDs).
Arzneimittelunverträglichkeit
Protokoll-Nr:...........
Datum:...........
Arzt:
Name: ...................................................................... Zentrum: ...........................................................................................................
Adresse: .................................................................... Tel/Fax/E-Mail: ...............................................................................................
Patient:
Name: ..................................................................... Geburtsdatum: ................................
Alter:……Jahre
Gewicht: ……..kg
Größe: ……...cm
Beruf: ..................................................................
Nationalität: .....................................
Geschlecht: ☐ M ☐ W
Risikogruppen: ☐Medizinisches Personal ☐Pharmazeutische Industrie ☐Landwirt
Anderes:……..............................................................................................................................
Aktuelle Beschwerden:
..............................................................................................................................................................................................................
..............................................................................................................................................................................................................
..............................................................................................................................................................................................................
Reaktion auf Arzneimittel:
Datum der Reaktion: ..................................
(mehrfach Markierung möglich; Auswahl ggf. Unterstreichen, Chronologie kann durch Nummerierung gekennzeichnet werden)
Symptome der Haut:
Differentialdiagnose:
☐ Makulopapulöses Exanthem
☐ Makulöses Exanthem
☐ Urtikarielles Exanthem
☐ AGEP (akute generalisierte exanthematische Pustulose)
☐ Ekzematoides Exanthem
☐ Erythema exudativum multiforme
☐ Bullöses Exanthem
☐ Stevens-Johnson-Syndrom/TEN (M.Lyell)
☐ Fixes Arzneimittelexanthem
☐ Purpura -> Thrombozytenzahl:
☐ palpabel ☐ haemorrhagisch-nekrotisierend
☐ viszerale Organbeteiligung
☐ .....................................................................
☐ .....................................................................
☐ .....................................................................
Beteiligte Faktoren
☐ Kontaktdermatitis ☐ topische Ursache ☐ haematogene Ursache
☐ Urtikaria vasculitis
☐ NUR Pruritus
☐ Urtikaria
☐ Angioödem, Lokalisation:
☐ Konjunktivitis
☐ Andere/Beschreibung: ...............................................................
Morphologie/ Lokalisation ............................................................
Effloreszenzen: Verteilung/Verlauf (⇑ ⇓)
generalisiert
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☐ Virale Infekte ☐ Grippeähnliche Infekte
☐ Anderes: ................................................. ☐ Fieber
☐ Verdacht auf Photosensibilisierung?
☐ Nein ☐ Ja ☐ Unbekannt
☐ Stress
☐ körperliche Anstrengung
☐ Anderes/Beschreibung: ..............................................
....................................................................................
Verlauf:
Intensität
h/Tage
Gastrointestinale und respiratorische Symptome
Assoziierte Symptome
☐ Übelkeit/Erbrechen
☐ Diarrhoe
☐ Gastrointestinale Krämpfe
☐ Husten
☐ Dysphonie
☐ Dyspnoe PEFT oder FeV1: .....................................................
☐ Kurzatmigkeit/Bronchospasmus
☐ Rhinitis
☐ Rhinorrhoe
☐ Niesattacken
☐ Nasale Obstruktion
☐ Anderes/Beschreibung: .............................................................
Psychische Symptome
☐ Angst/Panikattacken
☐ Vertigo
☐ Ohnmacht
☐ Parästhesie/Hyperventilation
☐ Schweißausbruch
☐ Anderes/Beschreibung; ............................................................
☐ Beteiligung von: ☐ Leber ☐ Niere
☐ Anderes/Beschreibung: ....................................................
☐ Fieber: ......... °C
☐ Unwohlsein
☐ Schmerzen/Brennen ☐ Lokalisation/en: ..........................
☐ Ödem ☐ Lokalisation/en: ...............................................
☐ Arthralgien/Myalgien ☐ Lokalisation/en: ......................
☐ Lymphadenopathie
☐ Anderes/Beschreibung: ....................................................
Kardiovaskuläre Symptome:
☐ Tachykardie Puls: .............. /min
☐ Hypotonie
Blutdruck: ..................
☐ Kollaps
☐ Arrhythmie
☐ Anderes/Beschreibung:
mmHg
Beteiligung anderer Organe:
(z.B. periphere Neuropathie, Lungenbeteiligung, , Zytopenie, etc.)
☐ ..................................................................................
☐ ..................................................................................
☐ ..................................................................................
Klinischer Verlauf:....................................................................................................................................................................
.....................................................................................................................................................................................................
.....................................................................................................................................................................................................
Auflistung aller Medikamente, einschließlich rezeptfreier Arzneimittel, Naturheilmittel und Zusatzstoffe, die in Lebensmitteln enthalten
waren, die während der Zeit der Reaktion konsumiert wurden: ..........................................................................................................
.....................................................................................................................................................................................................
.....................................................................................................................................................................................................
.....................................................................................................................................................................................................
Verdächtigte Medikamente:
Generischer Name +/- Zusatzstoff/
Indikation:
1.
tägliche Dosis/Art der
Einnahme / Therapiedauer
.....mg/d; .......; ...../d
2.
.....mg/d; .......; ...../d
3.
.....mg/d; .......; ...../d
4.
.....mg/d; .......; ...../d
5.
.....mg/d; .......; ...../d
6.
.....mg/d; .......; ...../d
Dauer bis zur
Reaktion
Vorherige Therapie mit dem
Medikament
☐Nein ☐Unbekannt
☐Ja
Symptome:...................................
☐Nein ☐Unbekannt
☐Ja
Symptome:...................................
☐Nein ☐Unbekannt
☐Ja
Symptome:..................................
☐Nein ☐Unbekannt
☐Ja
Symptome:..................................
☐Nein ☐Unbekannt
☐Ja
Symptome:..................................
☐Nein ☐Unbekannt
☐Ja
Symptome:..................................
..........................................................................................................................................................................................
☐ Derzeit eingenommene Medikamente: ............................................. ☐Antihistaminika
☐ β-Blocker
II. Hauttests
Für ARs vom Soforttyp wird der Haut-Prick-Test als erstes Screening
empfohlen wegen seiner einfachen und schnellen Durchführung, der
niedrigen Kosten und seiner hohen Spezifität. Intrakutantests werden
durchgeführt wenn Haut-Prick-Tests negativ sind und sie ermöglichen
eine verbesserte Sensitivität. Sensitivität und prädikativer Wert variieren
und erscheinen „gut“ für ARs vom Soforttyp gegen β-Laktam Antibiotika,
neuromuskuläre Blocker, Platinsalze und Heparine, aber sind nur moderat
bis unzureichend für die meisten anderen Medikamente.
13
Für ARs vom Spättyp sollten Patch-Tests und/oder spät-abgelesene
intrakutane Tests durchgeführt werden.
Für viele Medikamente sind standardisierte und validierte Testkonditionen
nur unzureichend untersucht oder werden noch in der Literatur diskutiert.
Wenn das Medikament in einer ausreichend angemessen reaktiven Form
nicht verfügbar ist, weil das Immunogen ein metabolisches Derivat ist und
nicht das Ursprungsmedikament, sind Provokationstest unumgänglich um
die Diagnose zu bestätigen.
III. Arzneimittel-Provokationstest
Arzneimittel-Provokationstests (APT) sind der Goldstandard für die
Identifizierung des Medikaments, das die AR auslöst. Dieser Test kann eine
AR bestätigen oder ausschließen, aber auch zeigen, dass eine Toleranz
besteht für ein weniger-wahrscheinlich auslösendes Medikament.
• es wird insbesondere für NSAIDs benötigt, lokale Anästhetika, nichtβ-Laktam Antibiotika und β-Laktame, wenn der Hauttest negativ war
• wenn die klinische Vorgeschichte schon einen positiven prädikativen
Wert vorhersagt, kann ein APT direkt mit einem alternativen
Medikament durchgeführt werden
• der orale Weg wird immer bevorzugt, wenn möglich.
Die folgenden Vorsorgemaßnahmen und Kontraindikationen des APTs
werden empfohlen:
•APTs sind kontraindizierend in nicht kontrollierbaren und/
oder schwer lebensbedrohlichen ARs:
- Schwere Hautreaktionen (z.B. SJS, TEN, DRESS, Vaskulitis, AGEP).
- Systemische Reaktionen (z.B. DRESS), Beteiligung innerer Organe,
hämatologische Reaktionen.
- Anaphylaxie könnte nach einer Analyse des Risiko/Nutzen Verhältnisses getestet werden.
•APTs sind nicht indiziert wenn:
-das auslösende Medikament nicht unbedingt eingenommen
werden muss und andere strukturell-nicht-verwandte Alternativen existieren.
14
- Eine schwere Begleiterkrankung oder Schwangerschaft besteht (außer das Medikament ist unerlässlich für die Behandlung der Begleiterkrankung oder wird während der Schwangerschaft oder Geburt benötigt).
•APTs sollten unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt werden:
-Qualifiziertes Personal: Kenntnisse über die Tests, bereit frühe
Zeichen einer positiven Reaktion zu erkennen und ausgebildet
um mit lebensbedrohlichen Reaktionen umzugehen.
- Notfall Reanimation Ausrüstung sollte verfügbar sein.
Anmerkungen:
• Ein negativer APT kann eine Toleranz gegenüber einem Medikament
nicht für die gesamte Lebensdauer beweisen, nichtsdestotrotz
erscheint der negative prädikative Wert (NPW) z.B. gegenüber
β-Laktam- (94-98%) oder NSAIDs-APTs (über 96%) hoch.
• Desensibilisierung durch Testen als Grund für falsch-positive APTs wird
zwar erwähnt, aber es wird keine Referenz hierzu in der bisherigen
Literatur angegeben.
• Von der β-Laktam Allergie wird eine Resensibilisierung nach einem
negativen APT (z.B. ein Umwandlung zum positiven Hauttest) berichtet
(bewegt sich zwischen 0,9% - 27,9%). Erneutes Testen (2-4 Wochen
später) von Patienten, die an einer schweren Sofortreaktion mit
negativem Ergebnis bei der ersten Beurteilung litten, ist optional (keine
Einigung).
IV. Biologische Tests
• Arzneimittel-spezifisches IgE: oft nicht verfügbar oder ohne
Nachweis von validierten Analyseverfahren für die meisten
Medikamente. Validierten Analyseverfahren fehlt oft die Sensitivität,
aber diese werden als ganz spezifisch angesehen (>90%).
Quantitative Inhibierungstests könnten in-vitro Kreuzreaktivität
zwischen verschiedenen Medikamenten untersuchen, obwohl ihr
vorhergesagtes klinisches Ergebnis nicht vollständig validiert ist.
15
• Tryptase und Histamin: in Fällen von Anaphylaxie, können Histamin
•
•
•
•
und/oder Tryptase in der Blutuntersuchung eine Beteiligung
von Basophilen und Mastzellen bestätigen, unabhängig von der
Ursache für die Degranulierung.
Arzneimittel-induzierte Typ II und III Allergiereaktionen: Der
Coombs-Test, in-vitro Hämolyse Test und Untersuchung von
Komplementfaktoren und zirkulierenden Immunkomplexen
können durchgeführt werden. Arzneimittel-spezifische IgM oder
IgG sind nur von Interesse im Falle einer Arzneimittel-induzierten
Zytopenie, Typ III ARs gegen Vakzine oder Allergien gegen Dextrane,
obwohl nichts über die Sensitivität dieser Tests bekannt ist.
Genetische Marker: HLA-B*5701 Screening reduziert das Risiko von
ARs gegen Abacavir und ist notwendig vor dem Behandlungsbeginn
(positiver prädikativer Wert von 55% und NVW von 100%, wenn der
Patch-Test negativ ist). ARs gegen Carbamazepin in der chinesischen
Han Population ist mit HLA-B*1502 assoziiert.
T-Zell Analyseverfahren: vielversprechend, aber nur in
Speziallaboren durchgeführt
Basophilen-Aktivierungs-Test: vielversprechend, aber derzeit unter
Validierung für einige Medikamente.
KRANKHEITSMANAGEMENT
Generelle Maßnahmen
• Anaphylaxie muss sofort und angemessen behandelt werden und die
Einnahme aller unter Verdacht stehenden Medikamente muss sofort
gestoppt werden.
• Wenn nicht-anaphylaktische Reaktionen auftreten, sollte die Einnahme
der unter Verdacht stehenden Medikamente gestoppt werden, wenn das
Risiko bei weiterer Einnahme des Medikaments den Nutzen überwiegt
und immer, wenn Anzeichen von gravierender Gefahr auftreten.
• Generelle Präventionsmaßnahmen beinhalten eine Erklärung an die
Arzneimittelkommission.
Individuelle Vorsorgemaßnahmen
• Eine regelmäßig aktualisierte Beispielliste von Medikamenten, die
man vermeiden soll und eine Liste möglicher Alternativen sollte an die
Patienten mit AR ausgehändigt werden.
16
•
•
•
Die Suche nach Alternativen kann die Durchführung von APTs in einer
Klinik mit sich bringen, wenn Alternativen zur gleichen Arzneistoffklasse
gehören.
Die Befragung aller Patienten (um alle bisherigen Allergien durch
Medikamente zu erfahren) durch jeden Kliniker vor der Herausgabe
einer Verschreibung ist unabdingbar, sowohl von medizinischer als auch
medizinisch-rechtlicher Seite.
Präventionsmaßnahmen durch Prämedikation (z.B. langsame Injektion
und Vorbehandlung mit Glukocortikosteroiden und H1-Antihistaminika)
sind hauptsächlich für nicht-allergische ARs nützlich, aber Cortikosteroide
und H1-Antihistaminika verhindern nicht zuverlässig eine IgE-abhängige
Anaphylaxie.
Arzneimittel Desensibilisierung
• Arzneimittel Desensibilisierung wird als vorübergehender Zustand der
klinischen Unempfindlichkeit bzw. Toleranz auf einen Bestandteil, der eine
AR ausgelöst hat, bezeichnet. Desensibilisierung sollte in Betracht gezogen
werden, wenn die auslösende Medikation unerlässlich ist und wenn es
entweder keine Alternativen gibt oder diese nicht zufriedenstellend wirken.
• Sulfonamide bei HIV-infizierten Patienten
• Quinolon-Allergie bei manchen Patienten mit cystischer Fibrose
• ernstzunehmende Infektionen mit Allergie gegen β-Laktame, antiTuberkulose Medikamente
• Allergien gegen Tetanus-Vakzine
• Hämochromatose mit Allergie gegen Desferoxamine
• Taxan- und Platinsalz- basierte Krebs-Chemotherapeutika
• monoklonale Antikörper, die bei verschiedenen Typen von hämatologischen
und nicht hämatologischen Neoplasien angewendet werden
• Patienten mit Überempfindlichkeit gegen Aspirin und NSAIDs bei denen
die Notwendigkeit zur Einnahme dieser Medikamente gegen kardiale oder
rheumatische Erkrankungen besteht.
Anmerkungen:
• Richtlinien empfehlen einen Verweis auf erfolgreich angewendete, schon
vorhandene Protokolle.
• Aspirin Desensibilisierung als therapeutische Maßnahme für ausgesuchte
Asthmapatienten kann bei „Exacerbated Respiratory Disease“ oder
nasalen Polypen in Betracht gezogen werden.
• Literatur zur Desensibilisierung bei ARs vom Spättyp ist weniger
umfangreich und eher kontrovers.
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Warnzeichen
Sofort überprüfen
Hypersensitivitäts-Syndrom/Arzneimittelreaktion mit Eosinopihlie und systemischen Symptomen/ Arzneimittel
Hypersensitivitäts-Syndrom (HSS/DRESS/DiHS); SJS: Stevens-Johnson Syndtom; TEN: Toxische epidermale Nekrolyse.
18
List of abbreviations
AAAAI: American Academy of Allergy Asthma and Immunology.
ACAAI: American College of Allergy Asthma and Immunology.
AGEP: Akute generalisierte exanthematische Pustulose.
APT(s) : Arzneimittel Provokationstest.
AR(s) : Arzneimittelreaktion.
CD : Cluster of differentiation.
DAIG : Drug Allergy Interest Group.
EAACI: European Academy of Allergy and Clinical Immunology.
ENDA: European Network of Drug Allergy.
EBV : Epstein Barr Virus.
HHV: Humaner Herpes Virus.
HLA: Humanes Leukozyten Antigen.
HSS/DRESS/DiHS: Hypersensitivitäts-Syndrom/Arzneimittelreaktion
mit Eosinophilie und systemischen Symptomen/Arzneimittel
Hypersensitivitäts-Syndrom.
iCAALL: International Collaboration in Asthma, Allergy and Immunology.
ICON: Internationaler Konsens.
IgE : Immunglobulin E
MHC: Major histocompatibility complex
MPE: Makulopopulöse Exantheme.
NMBA: Neuromuskuläre Blocker.
NPW: Negativer prädikativer Wert.
NSAID(s): Nicht-steroidale Analgetika.
SDRIFE: Symmetrical drug-related intertriginous and flexural
exanthema.
SJS: Stevens-Johnson Syndrom.
TEN: Toxische epidermale Nekrolyse.
TNFα: Tumornekrosefaktor alpha.
WAO: World Allergy Organization.
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