ECHO - Metsä Fibre

ECHO
1 / 2015 Stakeholdermagazin
Faserkompetenz
S. 6
S. 12
S. 22
Megatrends nutzen
Bioprodukten
gehört die Zukunft
Wachstumspartner
London, UK
Äänekoski, Finnland
Petrești, Rumänien
Äänekoski
FIBRE
FACT
Ökologischer
Pionier
Metsä Fibres Next-Generation-Bioproduktfabrik im
finnischen Äänekoski, die voraussichtlich im dritten
Quartal 2017 fertiggestellt sein wird, stellt die größte
Investition in der Geschichte der finnischen
Forstwirtschaft dar. Neben qualitativ hochwertigem
Zellstoff wird die Bioproduktfabrik auf nachhaltige,
ressourceneffiziente Weise auch Bioenergie und
diverse neuartige Biomaterialien produzieren.
Die zukunftsweisende Fabrik ist dann die weltweit
energieeffizienteste Zellstofffabrik, und zudem die
erste, die komplett ohne fossile Brennstoffe
auskommt. Mit Hilfe neuer Technologien wird der
Energieselbstversorgungsgrad auf bis zu 240
Prozent steigen, die Fabrik wird also 2,4 mal so
viel erneuerbare Energie produzieren wie sie
verbraucht und jährlich 1,8 TWh Strom erzeugen,
was etwa 2,5 Prozent der gesamten finnischen
Stromerzeugung entspricht.
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ECHO
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ECHO
1 / 2015
Stakeholdermagazin
Inhalt
metsafibre.com
Kompetenz
Innovation
Zukunftsforscher Rohit Talwar erläutert, wie Unternehmen
innerhalb ihres operativen Umfelds seines Erachtens auf
größere globale Veränderungen reagieren sollten.
Die weltweit erste Next-GenerationBioproduktfabrik wird Nebenprodukte
effektiver zu nutzen wissen.
06 PULP VISION
12 GREEN GROWTH
32 FIBRE TECH
Unser technischer Kundenservice
trägt maßgeblich zur Sicherstellung
eines gelungenen Starts sowie zu
einem optimalen Betrieb bei.
12
22
32
Allianz
22 PARTNERS IN PULP
Metsä Fibre hat mit seinem Vertriebspartner Europcell ein
erfolgreiches Modell der Zusammenarbeit entwickelt, um
den südosteuropäischen Zellstoffmarkt zu bedienen.
METSÄ FIBRE ECHO. AUSGABE 1/2015.
METSÄ FIBRE, POSTFACH 30, FI-02020 METSÄ, FINNLAND.
WWW.METSAFIBRE.COM
Herausgeber: Metsä Fibre, Sales and Marketing,
Chefredakteurin: Saija Tuomikoski, Redaktion: Ari Harmaala,
Mikael Lagerblom, Ursula Lumme, Tom Nickull und Saija Tuomikoski.
Produktion: Miltton Oy. Produzent: Maria Vaismaa.
Grafik-Design: Riina Walli. Druck: Erweko Oy.
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ECHO
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Bearbeitung und Übersetzung der deutschsprachigen Ausgabe:
RAPU Kielikonsultit Oy
ISSN 2324-0199 (Printausgabe) ISSN 2324-0202 (online)
Das Stakeholdermagazin ECHO erscheint auf Englisch, Finnisch,
Deutsch und Chinesisch. Alle Magazine sind abrufbar unter
www.metsafibre.com
Umschlag: Carta Integra 190 g. Papier: Galerie Art 130 g.
Seite
2
FIBRE FACT
Äänekoski: Ökologischer Pionier
5
LEITARTIKEL
Verpflichtung zu kontinuierlichem Fortschritt
6–11
PULP VISION
Die einzige Konstante ist Veränderung
12–15
GREEN GROWTH
Bioprodukten gehört die Zukunft
16–19
FIBRE FACTS
Die Rekordfabrik
20–21
MARKET REVIEW
Ein schlafender Riese?
22–29
PARTNERS IN PULP
Maßgeschneiderte Lösung
30–31
BRANCHING OUT
Vom Wald auf den Laufsteg
32–36
FIBRE TECH
Alles im Griff
37
KOLUMNE
Bioökonomie schafft nachhaltiges Wachstum
38–39
SEEDLINGS
PulpExchange & Abwasser-Fox
PEFC/02-1-01
Verpflichtung zu
kontinuierlichem
Fortschritt
Metsä Fibre hat die abschließende Investitionsentscheidung für den Bau
einer Bioproduktfabrik in der finnischen Ortschaft Äänekoski getroffen.
Die Bauarbeiten des sorgfältig vorbereiteten Projekts wurden bereits
aufgenommen, und der Produktionsstart der neuen Fabrik ist für das
dritte Quartal 2017 veranschlagt. Es handelt sich hierbei um die größte
Investition in der Geschichte der finnischen Forstwirtschaft, und das
Projekt spiegelt das hohe Vertrauen des Unternehmens in die kontinuierliche Entwicklung und das Wachstum unserer Branche wider. Auch wenn
es weiterhin Änderungen in unserem Produktsortiment, in der Marktentwicklung und unserer Kundenstruktur geben wird, sind wir dennoch davon
überzeugt, dass unsere Wettbewerbsfähigkeit mit Hilfe dieser Investition
gestärkt wird, und dass wir auch in den nächsten Jahrzehnten ein zuverlässiger Partner für unsere Kunden sein werden.
Ziel der Bioproduktfabrik ist eine möglichst umfassende und effiziente
Verarbeitung des gelieferten Rohstoffs zu unterschiedlichsten Produkten,
um somit die Wettbewerbsfähigkeit, Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit zu maximieren. Zellstoff ist selbstverständlich das Kernprodukt
der Fabrik, und dieser wird ebenso selbstverständlich in erster Linie an
unseren derzeitigen Kundenstamm geliefert. Weiterhin verstärken wir die
Energieerzeugung in unseren Zellstofffabriken und veredeln Nebenerzeugnisse zu neuen Produkten, die wir Ihnen in dieser Ausgabe von ECHO
näher vorstellen werden.
Die garantierte Verfügbarkeit des Holzrohstoffs nimmt bei einer Investition
dieser Größenordnung selbstverständlich eine Schlüsselposition ein. In
Finnland hat sich die Bewirtschaftung der Naturwälder über Jahrhunderte
hinweg entwickeln können. Als Lohn dieser Arbeit sind die Wälder heute in
einem ausgezeichneten Zustand. Sie dienen nicht nur als Rohstoff für die
Forstwirtschaft sondern sie werden auch vielseitig für die Freizeitgestaltung genutzt. Der Anteil der naturgeschützten Waldgebiete ist europaweit
nirgends größer als in Finnland, und die Menge des nachwachsenden
Holzvorrats übersteigt die Menge des verarbeiteten Holzes Jahr für Jahr.
Diese Investitionsentscheidung bietet mir auch Gelegenheit, unseren
Kunden für die langfristige und hervorragende Zusammenarbeit zu danken und unsere Zusage zu wiederholen, ein weltweit führender Lieferant
qualitativ hochwertigen, auf nachhaltiger Waldwirtschaft basierenden
Nadelholzzellstoffs zu bleiben. Gemeinsam werden wir unser Versprechen
einlösen, unseren Kunden stets ’Fibres of Success’ zu liefern.
Ilkka Hämälä
CEO, Metsä Fibre Oy
PULP
VISION
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Die einzige Konstante
ist Veränderung
Alle Branchen - nicht nur die Zellstoffindustrie sehen sich in ihrem betrieblichen Umfeld massiven
globalen Veränderungen ausgesetzt. Wir trafen
Rohit Talwar, einer der führenden Zukunftsforscher, und diskutierten mit ihm darüber, wie
Unternehmen zukünftige Trends angehen sollten.
Text: Timo Nykänen, Fotos: Ed Taylor / Velhot
R
Rohit Talwar ist CEO des in London ansässigen Marktforschungsinstituts Fast Future Research und als
Zukunftsforscher weltweit ein begehrter Schlüsselredner auf Businessevents. Ursprünglich in der Unternehmensberatung zuhause, umfasste seine strategische Arbeit mit diversen Organisationen auch die Hinterfragung
der Zukunftsperspektiven der jeweiligen Unternehmen, und welchen Einfluss diese auf das unternehmerische
Verhalten haben könnten. Dabei fiel ihm auf, dass sich die Geschäftsleitungen recht häufig eher an der Vergangenheit orientierten - oder noch schlimmer, sich überhaupt nicht mit der Zukunft befassten.
„Ich erkannte, dass es in dieser Hinsicht bessere Wege geben müsste. Ich war schon immer fasziniert von der Zukunft und
dem Gespür dafür, was als nächstes kommt, so dass ich mich intensiver mit diesem Thema beschäftigte und mich genauer
informierte. Dann begann ich, auf Konferenzen über das Thema zu referieren, und allmählich entwickelte es sich zu meinem
Business“, berichtet Talwar.
Fast Future Research bietet seinen Kunden heute ein breit gefächertes Angebot an ebenso detaillierten wie intensiven
Forschungs- und Beratungsservices sowie öffentliche Vorträge. In den Forschungsprojekten des Unternehmens wurden die
zukünftigen Entwicklungen verschiedener Branchen und Bereiche untersucht, so u.a. Luftfahrt, Flughäfen, Hotels und HR.
Im letzten Jahr wurde im Auftrag der EU-Kommission eine Studie über die zu erwartende Entwicklung von Wissenschaft und
Technologie in den kommenden 40 Jahren durchgeführt. Derzeit steht Talwar vor dem Abschluss einer Studie über mögliche
zukünftige Entwicklungen in der Schattenwirtschaft.
„Gewöhnlich spreche ich jedes Jahr in rund 20-25 Ländern vor Zuhörern in Managementfunktionen und versuche, ihnen
dabei zu helfen, sich zukünftige Trends vorzustellen, sie zu verstehen und darüber nachzudenken, wie sie auf diese Trends
reagieren bzw. wie sie die Zukunft selbst mitgestalten können“, berichtet Talwar.
Schwellenländer, Urbanisierung und Konsum
Bei genauerer Betrachtung der wesentlichen Kräfte, die im Laufe des nächsten Jahrzehnts ins Spiel kommen werden, wird
deutlich, dass kein Unternehmen und keine Branche vor den so genannten Megatrends gefeit ist, da diesen Kombinationen von
Trends zugrunde liegen, die gemeinsam die Zukunft gestalten.
PULP
VISION
„Wir könnten zum Beispiel darüber sprechen, wie gut sich die Türkei
als Volkswirtschaft schlägt, oder wie es in Bangladesch oder Vietnam
aufwärts zu gehen scheint, aber insgesamt erkennen wir den globalen
Megatrend wachsender Schwellenländer“, erläutert Talwar.
„Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Demografie: wir stellen fest,
dass die Menschen in vielen Ländern immer länger leben, und im globalen
Maßstab wird dann tatsächlich vom Megatrend der gesellschaftlichen
Überalterung gesprochen, wonach die Menschen neunzig Jahre oder älter
werden und einen gesünderen Lebensstil führen. Auch wird zunehmend
wissenschaftliche Forschung betrieben, um die Lebenserwartung der
Menschen entscheidend zu verlängern.“
Globale Phänomene wie Bevölkerungs- und Wohlstandswachstum,
der wachsende Wettbewerb um Energie und natürliche Ressourcen sowie
die Notwendigkeit einer effizienteren Nutzung der Ressourcen scheinen Metsä Fibre allesamt hauptsächlich positive Chancen zu eröffnen.
Nördlicher Langfaserzellstoff wird aus einer regenerativen und nachhaltig
wachsenden Quelle gewonnen, und die Absicht des Unternehmens, in
den Bau einer Next-Generation-Bioproduktfabrik zu investieren, ist eine
innovative Antwort auf den steigenden Bedarf an nachhaltigen Produktionsmethoden und Produkten. Ein weiterer Megatrend, der für Zellstoffund Papierprodukte spricht, ist die Urbanisierung.
„Definitiv erleben wir den Megatrend, dass die Menschen zunehmend
aus ländlichen Regionen in Stadtgebiete umziehen und gleichzeitig mehr
und mehr Investitionen in die Infrastruktur von Ballungszentren fließen.
Bis zum Jahr 2030 werden etwa 50-70 Prozent der Bevölkerung der meisten Länder in städtischen Gebieten wohnen. Die Städte werden immer
größer und die Stadtgrenzen gehen nahtlos ineinander über. In Ländern
wie Indien, beispielsweise in und um Delhi, sind bereits zahlreiche Satellitenstädte entstanden und der so genannte Industriekorridor zwischen
Delhi und Mumbai ist ein ambitioniertes Entwicklungsprojekt, um diese
beiden Städte miteinander zu verbinden“, erklärt Talwar.
Er weist darauf hin, dass derartige Ressourcenbündelungen Chancen
eröffnen, Wissenscluster entstehen lässt und die Entwicklung von
Branchen und Kompetenzzentren beschleunigt. Andererseits setzt die
Urbanisierung kritische Bereiche der Infrastruktur wie Wohnungsbau,
Wasser und Abwasser, Bildungs- und Gesundheitswesen, Sozialfürsorge
und Verkehr unter enormen Druck.
„Andere, weltweit zu beobachtende Trends sind die Verbesserung der
Lebensstandards sowie die wachsende Mittelschicht. Jedes Land strebt
Wirtschaftswachstum, verbesserte Lebensbedingungen und Einkommen
der eigenen Bevölkerung sowie den Auf- bzw. Ausbau der heimischen
Industrie und Konsumgesellschaft an. Höhere Einkommen führen
gewöhnlich auch zu mehr Konsum, und damit verbunden ist eine
dementsprechend steigende Nachfrage nach verpackten Waren bzw.
nach Produkten der Tissue- und Papierindustrie“, betont Talwar.
Alles dreht sich um Daten
Eine wachsende Konsumgesellschaft in den Schwellenländern erhöht den
Druck auf die Ressourcenverfügbarkeit und den Wunsch der Menschen
nach einem nachhaltigeren Lebensstil. Unternehmen sehen sich der
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Herausforderung gegenüber, die Ressourcen nicht überzustrapazieren,
gute Corporate Citizens zu sein und gleichzeitig die wachsenden
Bedürfnisse der Verbraucher zu befriedigen.
Die zunehmende Fokussierung auf Nachhaltigkeit hat auch zur
Entstehung einer neuen Version des Recycling geführt, die gemeinhin als
„Sharing Economy“ bekannt ist.
„Anstatt mir ein Auto zu kaufen, das ich lediglich in etwa 5 Prozent
meiner Zeit nutze, kann ich mich an einem Carsharing-Konzept beteiligen, bei dem sich vielleicht 18 Personen ein Auto teilen, oder aber mir
stundenweise ein Auto mieten. Dasselbe System eignet sich für Fahrräder,
Elektrowerkzeuge und andere Haushaltsgüter. Das Teilen von Ressourcen
verringert das Abfallaufkommen, kann aber die Rentabilität der Unter-
Digital Natives sind
der Meinung, dass sie
ihre Kunden besser
erreichen als die
bisherigen Akteure.
nehmen schmälern, da dies mit rückläufigem Konsum verbunden ist“, gibt
Talwar zu bedenken.
Die größte Herausforderung für eher traditionelle Unternehmen
stellen jedoch die in das Digitalzeitalter hinein geborenen Firmen und
Menschen dar. Die traditionellen physischen Unternehmen prallen auf
die Welt der digitalen Unternehmen, die alles als Daten ansehen. Diese
Digital Natives sind der Überzeugung, dass sich alle Probleme mit Hilfe
der richtigen Software oder Algorithmen lösen lassen.
„Diese Zeitgenossen glauben, alles besser machen zu können als die
bisherigen Akteure der jeweiligen Branchen, weil sich alles um Daten
dreht, um das Verständnis der Kundenbedürfnisse und die Lieferkette.
Aber es geht um die Beseitigung von Mängeln und die Optimierung der
Arbeitsabläufe.“
Talwar hält diese Einstellung für den Grund, dass Unternehmen wie
Google Flughäfen eröffnen, und dass Facebook darüber nachdenkt, eine
Bank und ein Gesundheitsunternehmen zu werden. Weil sie über dermaßen viel Daten und Einblick verfügen, wähnen sie sich in einer besseren
Position, um die Daten zu verwalten und mit den Endverbrauchern zu
verbinden, als traditionelle Unternehmen.
Innovation ist der Schlüssel
Wie aber können dann traditionelle Branchen mithalten und die
Herausforderungen der digitalen Unternehmen meistern? Der Wettbewerb ist besonders heftig, weil das revolutionäre unternehmerische
Denken sich auch auf das hohe Niveau gesetzter Ziele ausweitet.
Strategien und einerseits zwar exakte, andererseits aber auch schwerfällige Unternehmenskonzepte von Visionen, Fantasie und einem
kollektiven Eigentum an einem ambitionierten Ziel abgelöst werden.
Die derzeit die Zukunft gestaltenden Unternehmen werden häufig
von einer großen Leidenschaft für eine Idee und die Liebe zu dem,
woran sie glauben, angetrieben. Mit Fantasie und Experimentierfreude
treiben sie den Innovationsprozess voran, sie treffen zahlreiche schnelle
und intuitive Entscheidungen und sind gewillt, die Zukunft zu
erforschen, und sie handeln dementsprechend. Schlüsselfaktoren sind
dabei beschleunigte Entscheidungsprozesse und das Ausschöpfen des
gesamten Potenzials der Organisation sowie Innovationssupport.
„Wir müssen über alle Organisationsebenen hinweg vermitteln,
dass wir uns auch außerhalb unserer eigenen Branche umschauen
müssen, um erkennen zu können, was die Welt verändert. Wir müssen
in die Fähigkeiten der Menschen rund um Innovation, Problemlösung
und multiples Denken investieren. Auch müssen wir die Tatsache
berücksichtigen, dass die Arbeitskräfte in Zukunft eine viel höhere
Lebenserwartung haben werden. Daher müssen wir den Menschen ein
lebenslanges Lernen ermöglichen, um ihnen zu helfen, ihre wirtschaftliche Lebensfähigkeit zu erhalten.“
Roboter im Arbeitsleben
„Neue Unternehmen haben neue Strategien für die Suche nach
exponentiellem Wachstum und nach besseren Geschäftsmöglichkeiten
durch die Optimierung von Schlüsselaktivitäten um einen Faktor von
zehn oder mehr eingebracht. Ein Beispiel, das mir wirklich gefällt, ist
ein typisches, neues Ford-Modell, das aus 5.000 bis 6.000 Komponenten besteht, und das etwa zwei bis drei Jahre der Entwicklung und
Produktion eines Prototyps in Anspruch nimmt. Und dann kommt
ein Unternehmen wie Local Motors daher und kann innerhalb weniger
Tage ein Auto nach Maß mit weniger als 50 Komponenten entwerfen
und in 3D ausdrucken - und dies inklusive beachtlicher Verkürzung
der Design- und Produktionszyklen.“
Talwar betont explizit, dass sich der gesamte Ansatz, das Morgen
zu gestalten, in einem Änderungsprozess befindet, indem langfristige
Eine andere Entwicklung bezüglich der Veränderungen im Arbeitsleben ist die zunehmende Robotertechnik. Talwar vertritt die Meinung,
dass die Automatisierungstechnik an den Arbeitsplätzen zunehmen
wird, aber noch interessanter, dass wir auch erleben werden, wie
Arbeitskräfte sich psychisch und physisch verbessern , um optimale
Leistungen erbringen zu können.
„Innerhalb der nächsten zehn Jahre werden sich vermutlich die
Arbeitskräfte aus Menschen ohne Weiterbildung, Menschen mit
psychischer und physischer Weiterbildung und Robotern zusammensetzen. Eine der größten Herausforderungen, denen Organisationen
zukünftig ausgesetzt sein werden, ist die Frage, wie diese integrierte
Arbeitnehmerschaft zu führen ist und wie Menschen die Fähigkeit vermittelt werden kann, eine zunehmend komplexe Welt zu navigieren.“
Dies alles mag sich wie Science Fiction anhören, aber Talwar betont,
dass die Zukunft sich großenteils bereits abspielt, während wir sprechen.
„Eines unserer größten Probleme ist, dass wir häufig dazu neigen,
nicht zu glauben, dass etwas geschieht, wenn wir es nicht mit eigenen
Augen sehen oder eigenen Ohren hören. Der Science-Fiction-Autor
William Gibson hat mal gesagt: „Die Zukunft ist schon da, sie ist eben
noch sehr ungleich verteilt.“ Wir müssen den Menschen dabei helfen,
aufzuwachen und zu erkennen, wie schnell und wie sehr sich die Welt
ändert. Und wir müssen ihnen dabei helfen, den Wandel anzunehmen
und Wege zu finden, ihre eigene Zukunft in die Hand zu nehmen.“
PULP
VISION
Jede Organisation
sollte sich auch
außerhalb der
eigenen Branche
umschauen, um
erkennen zu
können, was die
Welt verändert.
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Die einzige Konstante
ist Veränderung
Globale Trends
managen
Marktanalytiker Jarmo Suorsa ist Mitarbeiter in Metsä
Groups Abteilung Business Intelligence, die durch das
Sammeln, Verarbeiten und Teilen analytischer Einblicke
maßgeblich zur Entscheidungsfindung im Konzern beiträgt. Das Verfolgen und die Analyse von sowohl
Megatrends als auch schwachen Signalen zählen zur
täglichen Arbeit des Teams. Suorsa schließt sich den
Einschätzungen des Zukunftsforschers Rohit Talwar
an, dass zahlreiche derzeitige Megatrends Metsä Fibres
Geschäften eher zuträglich sind.
„Diese Phänomene können unterteilt werden in demografische Trends und solche, die eher mit dem globalen
Kräftegleichgewicht zusammenhängen. Urbanisierung,
Überalterung und das Wachstum aufstrebender Volkswirtschaften sind denjenigen demografischen Veränderungen zuzuordnen, die den Bedarf an Produkten und
Verpackungen aus Tissuepapier erhöhen. Auch das
wachsende Bewusstsein für Produktsicherheit und Hygiene bietet speziell den zertifizierten nordischen Frischfasern im Vergleich zu Recyclingfasern einen deutlichen
Wettbewerbsvorteil“, betont Suorsa.
Angesichts globaler Machtverschiebungen werden
Metsä Fibres Zellstofffabriken sicherlich den Anforderungen an Ressourceneffizienz und Recycling gerecht,
indem sie alle Nebenprodukte bestmöglich nutzen und
einen hohen Energieautarkiegrad aufweisen.
„Die Versorgung der Zellstoffproduktion mit erneuerbaren
natürlichen Ressourcen ist in Finnland auf exzellentem
Niveau. Unsere Infrastruktur, Kompetenz und lange
Tradition des Respekts vor den Wäldern und deren Pflege
als wertvolle Ressource unterstützen die zunehmende
Notwendigkeit nachhaltiger Produktionsmethoden.“
Ein weiterer wichtiger Megatrend mit Auswirkungen
auf Zellstoffe ist die Digitalisierung, zum Beispiel in dem
Sinne, wie neue Technologien und effizientere Methoden
signifikante Produktivitätssteigerungen bewirkt haben.
Der rasante Aufstieg des Onlinehandels hat auch den
Bedarf an Verpackungsmaterial erhöht.
„Was Metsä Fibre betrifft, stellt das bahnbrechende
RFID-Tracking-System ein vorzügliches Beispiel für die
Vorteile der Digitalisierung dar. Indem es effizientere
Logistikabläufe ermöglicht, wirkt es sich positiv auf die
gesamte Wertschöpfungskette und die Steigerung der
Ressourceneffizienz aus“, fügt Suorsa an.
INFO
Jarmo Suorsa,
Marktanalytiker
Metsä Group
Business Intelligence
jarmo.suorsa@
metsagroup.com
Unsere lange
Tradition des
Respekts vor den
Wäldern
als wertvolle
Ressource
unterstützt die
zunehmende
Notwendigkeit
nachhaltiger
Produktionsmethoden.
GREEN
GROWTH
Bioprodukten
gehört die
Zukunft
Metsä Fibre hat mit dem Bau der weltweit ersten Next-GenerationBioproduktfabrik an seinem Standort im finnischen Äänekoski begonnen.
Die neue Fabrik, deren Fertigstellung für das dritte Quartal 2017
veranschlagt ist, wird den wachsenden Bedarf an Weichholzzellstoff
decken und die Nebenprodukte weitaus effizienter als bisher nutzen.
Text: Timo Nykänen, Fotos: Metsä Fibre
M
Metsä Fibre bereitet sich auf die
Vorreiterschaft in einer Wachstumswelt vor, in der Bioökonomie
eine immer größere Rolle spielt.
Der Bedarf an auf erneuerbaren
Rohstoffen basierenden Produkten und Energien
nimmt kontinuierlich zu, während andererseits
Standards für Ressourceneffizienz eine optimale
Nutzung eben dieser Materialien von uns fordern.
„Durch Umstrukturierungen in unserem Kerngeschäft ist der Bau von Anlagen für die Fertigung
eines einzigen Produkts unrentabel geworden. Das
Holz, das wir verarbeiten, ist unser teuerster Produktionsfaktor, also ist es offensichtlich, dass wir
den aus ihm abschöpfbaren Mehrwert maximieren
müssen“, erläutert Niklas von Weymarn, VP
Research, Metsä Fibre.
Es ist schon lange üblich, Nebenprodukte der
Zellstoffproduktion gewinnbringend zu nutzen.
Durch den Verkauf von Tallöl, Terpentin und
Bioenergie erwirtschaftet Metsä Fibre über 100
Millionen EUR jährlich, was etwa zehn Prozent des
Gesamtumsatzes entspricht. Der Ertragsanteil aus
Nebenerzeugnissen könnte sich in den kommenden
Jahren durchaus verdoppeln.
Metsä Fibres neue Bioproduktfabrik wird über
eine Produktionskapazität von jährlich etwa
1,3 Millionen Tonnen Zellstoff verfügen, von denen
geschätzte 800.000 Tonnen aus Weichholz und
500.000 Tonnen aus Hartholz gefertigt werden.
Mit Kosten in einer Größenordnung von circa
1,2 Mrd. EUR stellt die Produktionsstätte das teuerste einzelne Investitionsprojekt in der Geschichte
der finnischen Zellstoff- und Papierindustrie dar,
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und sie wird die größte holzverarbeitende Fabrik in
der gesamten nördlichen Hemisphäre sein.
Minimierte Umweltauswirkungen
Eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben der Bioproduktfabrik wurde im Frühjahr 2014
aufgenommen und Ende Oktober abgeschlossen.
Die beantragte Umwelt- und Wasserentnahmegenehmigung seitens der staatlichen Regionalverwaltung für West- und Mittelfinnland wurde im Januar
2015 erteilt. Auf Grundlage dieser Umwelt- und
Wasserentnahmegenehmigung wurde auch grünes
Licht für die Aufnahme der Tätigkeiten gegeben.
Umweltgenehmigungen wurden zudem für die
Rindentrocknung, eine Vergasungsanlage, eine Vergärungsanlage, eine gemeinschaftlich mit der Stadt
Äänekoski betriebene Abwasseraufbereitungsanlage
sowie die Abwasseraufbereitungsanlage von Metsä
Board gewährt.
Obwohl die Bioproduktfabrik mehr als doppelt
so groß sein wird wie die derzeitige Zellstofffabrik,
werden ihre Abwasseremissionen die für die alte
Anlage behördlich vorgeschriebenen Limits nicht
überschreiten. Ein Grund für die Einhaltung der
strikten Emissionswerte ist, dass die Bioproduktfabrik die weltweit effizienteste Abwasseraufbereitung
gewährleisten wird.
„Unter ökologischen Gesichtspunkten ist es
natürlich besonders wichtig, die jeweils neuesten
und effizientesten Technologien einzusetzen, um
den Wasserverbrauch und mit Hilfe einer umfassenden Gasverwertung auch Geruchsemissionen zu
minimieren“, erläutert Projektleiterin Johanna
Harjula, die für die Umweltverträglichkeitsprüfung
GREEN
GROWTH
Jährliche
Zellstoffproduktion:
1,3 Millionen
Tonnen
Rekordinvestition:
1,2 Milliarden
EUR
Die Bioproduktfabrik in
Äänekoski wird den Anteil
erneuerbarer Energien
in Finnland um über zwei
Prozentpunkte erhöhen.
und Genehmigungseinholung in der Vorplanungsphase verantwortlich zeichnete.
Auch wenn der zunehmende Kühlwasserbedarf
der Bioproduktfabrik die thermische Belastung
der Gewässer erhöhen wird, weist Harjula darauf
hin, dass ersten Untersuchungen zufolge keine
signifikanten Auswirkungen auf Fischbewegungen
oder den Allgemeinzustand der Wasser zu erwarten
sind. Auch wird versucht, die Wärmebelastung der
Gewässer durch Nutzung der Wärme für die Erzeugung neuer Bioprodukte zu reduzieren.
Obwohl die Bioproduktfabrik einen hohen
Holzbedarf generieren wird, bedeutet dies absolut
keine Überforderung der Waldressourcen Finnlands. Die Fabrik wird den jährlichen Verbrauch
von Faserholz um etwa vier Millionen Kubikmeter
steigern, also um etwa zehn Prozent. Berechnungen
haben ergeben, dass in Finnland unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit jährlich sieben Millionen
Kubikmeter mehr Weichholz und vier Millionen
Kubikmeter mehr Birkenholz gefällt werden
könnten.
Geruchslos und frei von fossilen Brennstoffen
Metsä Fibre ist bemüht, in allen Produktionsstätten
komplett ohne fossile Brennstoffe auszukommen.
Die unternehmenseigene Fabrik im ostfinnischen
Joutseno hat dieses Ziel bei Normalbetrieb bereits
erreicht, und dieselbe Technologie wird auch in
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der Bioproduktfabrik in Äänekoski Anwendung
finden.
„Durch Rindenvergasung gewonnenes Gas
ersetzt hierbei das derzeit für den Betrieb des
Kalkofens verwendete Schweröl. Wir ziehen auch in
Erwägung, den in der Fabrik anfallenden Schlamm
zur Erzeugung von Produktgas zu nutzen“, erklärt
von Weymarn.
Ein weiteres zukunftsweisendes Konzept, mit
dem sich die Bioproduktfabrik von Beginn an von
konventionellen Zellstofffabriken unterscheidet,
ist die Umwandlung unangenehm riechender,
gasförmiger Emissionen in Schwefelsäure. Diese
chemische Verbindung ist nicht nur für die in der
Zellstoffproduktion wichtige Chemikalie Chlordioxid erforderlich, sondern auch für die Produktion
von Tallöl. Mit Hilfe der Eigenerzeugung von
Schwefelsäure aus übel riechenden Gasemissionen
ist das Unternehmen auch unabhängiger von externen Anbietern dieser chemischen Verbindung.
„Eine Reduzierung unangenehmer Gerüche
wird auch die auffälligste Umweltauswirkung sein,
die von der Bevölkerung im Umland wahrgenommen werden wird“, fügt Harjula an.
Energieeffizienter Vorreiter
Nach ihrer Fertigstellung wird die Bioproduktfabrik auch ein wahrhaftiger „Energieerzeugungsriese“
sein. Ein Ziel der Planungsphase war, die Fabrik zur
Bioprodukten
gehört die
Zukunft
Entwicklung eines
bioökonomischen
Ökosystems
Niklas
von Weymarn
VP Research
Metsä Fibre
Espoo,
Finnland
weltweit energieeffizientesten Produktionsstätte
werden zu lassen, indem in der Produktion von
Zellstoff und anderen Bioprodukten ein Energieselbstversorgungsgrad erreicht wird, der sogar die
Veräußerung der Überschussenergie als Biostrom
erlaubt.
„Das im Rückgewinnungskessel der Fabrik
erzeugte riesige Dampfvolumen wird uns ermöglichen, jährlich bis zu 1,8 Terawattstunden Biostrom
zu generieren, was einem Viertel des Outputs des
Kernkraftwerks in Loviisa entspricht. Die neuen
Anforderungen an Energieeffizienz und die bemerkenswert hohe Erzeugung von Biostrom sind
weitere Faktoren, die den Vorzug einer Bioproduktfabrik gegenüber einer konventionellen Zellstofffabrik rechtfertigen“, betont von Weymarn.
Neben der Biostromerzeugung prüft das
Unternehmen die Möglichkeiten, den Schlamm
aus der Abwasseraufbereitungsanlage durch
Vergärung zur Herstellung von Biogas zu nutzen.
Dieses Gas könnte dann wiederum für die
Befeuerung des Kalkofens sowie als Biokraftstoff
für Kraftfahrzeuge genutzt werden. Ein weiterer
Entwicklungspfad ist die Nutzung von Baumrinde
gemeinsam mit Holzhackschnitzeln und Sägemehl
zur Herstellung diverser flüssiger und gasförmiger
Biobrennstoffe.
Mit Inbetriebnahme der Bioproduktfabrik
werden in der gesamten Wertekette Finnlands etwa
1500 neue Arbeitsplätze entstehen. Am meisten
dürfte der Arbeitsmarkt in der Forstwirtschaft und
der Transportbranche von der Fabrik profitieren.
Nach ihrer Fertigstellung wird die Bioproduktfabrik zu einem Anstieg der finnischen Exporte
und Einkommen in Höhe von jeweils einer halben
Milliarde Euro führen.
„Wir hoffen, dass dieses Projekt auch unsere
Stakeholder zu Investitionen in die Bioökonomie
anspornt. Wir sehen uns als Vorreiter, der dringend
erforderliche Impulse in einem ansonsten eher trüben Wirtschaftsklima gibt“, sagt von Weymarn.
Im Zuge des Projekts „Bioproduktfabrik“ verfolgt Metsä
Fibre insgesamt acht Entwicklungspfade zu potenziellen
neuen Bioprodukten. Die am weitesten gediehenen Konzepte sind die Vergasung von Baumrinde zur Erzeugung
von Biokraftstoff und die Nutzung gasförmiger Emissionen
zur Herstellung von Schwefelsäure.
Die Entwicklung neuer Bioproduktkonzepte wird sich
über die gesamte Lebensspanne der neuen Fabrik ziehen,
wobei neue Produkte nach und nach eingeführt werden
sollen. Im Idealfall wird durch die Bioproduktfabrik ein
neuartiges biowirtschaftliches Ökosystem entstehen, das
auch zahlreichen anderen Unternehmen Geschäftschancen
bietet. Drei Unternehmen wurde bereits der Zuschlag für
die Kooperation in der Entwicklungsphase gegeben:
FA Forest Oy, Elastopoli Oy, und Itochu Corporation,
einer von Metsä Fibres Anteilseignern.
Neue Materialien und Düngemittel
Metsä Fibre wird die bereits 2009 lancierte Entwicklungsarbeit für ein neues Verfahren zur Herstellung von Textilfasern aus Zellstoff gemeinsam mit dem Mischkonzern
Itochu fortsetzen. Zudem ist Metsä Fibre in Kooperation
mit Forschungsinstituten und anderen Unternehmen der
Zellstoff- und Papierindustrie in Forschungsprogramme
unter Leitung des Finnischen Bioökonomieclusters
FIBIC Oy eingebunden.
Mit FA Forest kooperiert Metsä Fibre in Studien zum
Nutzungspotenzial von in der Zellstoffproduktion anfallender Asche als Düngemittel oder Erdbaumaterial.
Niklas von Weymarn, VP Research bei Metsä Fibre, lobt
diese Initiative ganz besonders: „Dies ist ein exzellentes
Beispiel für eine funktionierende Recyclingwirtschaft: im
Wald gewachsenes Holz wird zu verschiedenen Produkten
verarbeitet, wobei als Nebenerzeugnis Asche entsteht, die
dann wiederum in Form von Dünger für neue Bäume im
Wald verwendet wird.“
Zellstoff kann auch für die Herstellung diverser Biokompositmaterialien genutzt werden. Metsä Fibre hat diesen
Entwicklungspfad gemeinsam mit dem Unternehmen
Elastopoli Oy betreten, das eine Pilotanlage zur Entwicklung innovativer Verbundwerkstoffe aus Zellstoff und
Kunststoff z.B. für die Produktion von Autoteilen betreibt.
Ein weiteres zukunftsweisendes Vorhaben ist die Verarbeitung des holzeigenen Bindemittels Lignin zu Bioprodukten.
Bis dato wird in der Zellstoffproduktion gewonnenes Lignin
für die Erzeugung von Bioenergie genutzt.
FIBRE
FACT
Die Fabrik
wird ein
Industriewahrzeichen
sein
Timo Merikallio,
Projektleiter,
Bioproduktfabrik
Metsä Fibre,
Finnland
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Die Rekordfabrik
Das Bauprojekt von Metsä Fibres bahnbrechender Bioproduktfabrik
ist eine beeindruckende Meisterleistung des Projektmanagements.
Text: Timo Nykänen, Fotos: Metsä Fibre
Im April 2015 gab Metsä Fibre endgültig grünes Licht für den Bau der neuen Bioproduktfabrik in der
mittelfinnischen Ortschaft Äänekoski. Die Vorplanungen für dieses sorgfältig ausgearbeitete Projekt wurden
bereits 2013 aufgenommen, und die offizielle Bekanntmachung folgte im April 2014. Nach ausführlichem
Studium der Pläne genehmigte die Geschäftsleitung des Unternehmens den vorgestellten Anlagevorschlag.
Kurz darauf wurden die Bauarbeiten aufgenommen. Bereits Ende des Sommers 2017 soll das neue Werk den
Betrieb aufnehmen.
„Der Zeitplan ist zwar recht knapp gefasst, hat aber keineswegs Ausnahmecharakter. Die Voraussetzungen sind zwar
etwas herausfordernder als bei einem gewöhnlichen Greenfield-Projekt, da die neue Fabrik Teil eines integrierten Industriestandorts werden wird, der bereits in jeder Hinsicht funktionsfähige Zellstoff-, Karton- und Chemiefabriken beherbergt“,
erläutert Timo Merikallio, Projektleiter der Bioproduktfabrik.
Er betont die Bedeutung eines harmonischen Nebeneinanders von Bauprojekt und laufendem industriellem Betrieb.
Die exakte Begrenzung des 40 Hektar großen Industriegebiets ist ein weiterer außergewöhnlicher Faktor, der besonders
sorgfältige Projektplanung und -prognosen erforderlich macht.
„Wir sind uns völlig im Klaren darüber, dass dies selbst im globalen Maßstab ein wirklich großes Bauprojekt ist, und in
Finnland gar das größte, das je in der finnischen Forstindustrie realisiert wurde. Es sind jedoch dermaßen erfahrene
Projektspezialisten in die Arbeit eingebunden, dass es kaum noch Aspekte geben kann, die nicht bereits früher schon mal in
Erscheinung getreten sind“, fügt Merikallio an.
Auch er selbst kann auf eine profunde Berufserfahrung verweisen, da er sich dem Betrieb in Äänekoski - damals noch
Metsä Botnia benannt - bereits 1986 angeschlossen hat. Seine Karriere brachte ihn schließlich nach seiner Tätigkeit als
Fabrikleiter im südwestfinnischen Rauma 2013 zurück an diesen Standort. Merikallio war bereits 2001 beim Bau der
Zellstofffabrik im ostfinnischen Joutseno in die Vorplanungen der Faserlinie eingebunden.
I
Lokales Wahrzeichen
Timo Merikallio erklärt, dass die erste Phase der Bauarbeiten mit dem Einzäunen des Geländes im Mai begann. Darauf
folgten grundlegende Standortvorbereitungsmaßnahmen, Rammarbeiten und der Guss des Fundaments für den Fabrikschornstein.
Start der
Vorplanungen
2013
2014
April:
September:
Oktober:
Bekanntmachung des
neuen Fabrikprojekts
Einreichen des
Antrags auf
Umweltgenehmigung
Beginn der Abbrucharbeiten
der alten, stillgelegten Fabrik
FIBRE
FACT
6.000
Die Bioproduktfabrik wird
während der
Bauphase etwa
6.000 Personen
beschäftigen.
„Der neue Betonschornstein wird im Gleitschalverfahren errichtet und mit einer Höhe von nahezu
120 m und einem Durchmesser von 12 m bereits
an sich eine beeindruckende Leistung darstellen.
Zudem wird er gegen Ende des Sommers das erste
konkrete Zeichen der neuen Fabrik sein, das von
außerhalb des Geländes zu sehen ist. Auch ein
temporär außerhalb des derzeitigen Fabrikgeländes
angelegter Holzplatz zeugt von der Bautätigkeit.“
Merikallio berichtet, dass sich die Bauphase bis
in die erste Hälfte des Jahres 2016 ziehen wird, und
die anschließenden Montagearbeiten der Anlagen
bis Anfang 2017 andauern werden. Die dritte
Projektphase umfasst die Testläufe, und im August
des übernächsten Jahres soll dann die endgültige
Inbetriebnahme der neuen Fabrik stattfinden.
Förderung erneuerbarer Energien
Die Anlagen- und Gebäudeplanung der neuen
Bioproduktfabrik hat Metsä Fibre mit den Unternehmen Sweco Industry Oy und Sweco Rakennetekniikka Oy abgestimmt, die beide mit dem
Unternehmen Neste Jacobs Oy kooperieren werden.
Die Wahl der Lieferanten industrieller Anlagen für
die neue Fabrik fiel auf die Unternehmen Valmet
Oyj und Andritz Oy. Valmet wird den Rückgewinnungskessel, die Zellstofftrocknungslinie, den
Kalkofen, die Rindenvergasungsanlage und das
Januar:
Februar:
April:
Erteilung der
Umweltgenehmigung und
Präsentation des detaillierten Bioproduktkonzepts
Wahl der
Hauptlieferanten
Investitionsentscheidung
und Beginn der
Bauarbeiten
Anlagenmontage
2016
2015
18
Automatisierungssystem liefern, Andritz hingegen
die Faserlinie sowie die Holzverarbeitungs-, Eindampf- und Kaustizieranlagen.
„Noch offen sind die Lieferungen der Turbine
für die Stromerzeugung und gewisse Lösungen für
die Abwasserreinigung sowie die Fertigung von
Prozesschemikalien“, berichtet Merikallio.
In den Anlagenlösungen des Rückgewinnungskessels wie auch des Kalkofens werden komplett
neuartige und fortschrittliche Energietechnologien
genutzt. Dies trägt dazu bei, die Bioproduktfabrik
zum weltweit energieeffizientesten Zellstoffwerk
werden zu lassen, das komplett auf fossile Brennstoffe verzichtet. Als ein bedeutender Förderer der
Energieeffizienz wurde dem Äänekoski-Projekt im
April dieses Jahres auch von Finnlands Ministerium
für Arbeit und Wirtschaft ein Investitionszuschuss
für erneuerbare Energien in Höhe von 32,1 Millionen Euro bewilligt.
„Es zeichnete sich bereits in der frühen Vorplanungsphase ab, dass hier weitaus mehr als nur
einfach eine Zellstofffabrik entstehen würde. Das
Ziel war und ist, ein Musterbeispiel in Energie- und
Ressourceneffizienz zu schaffen und gleichzeitig
Bioprodukte zu entdecken, um einen höheren
Mehrwert aus den Rohstoffen ziehen zu können
als in konventionellen Produktionsstätten“, erklärt
Merikallio.
ECHO
— 1 / 2015
Inbetriebnahme
im 3. Quartal
2017
Die Rekordfabrik
Reibungsloser
Start
Camilla
Wikström,
Fabrikleiterin
Metsä Fibre
Äänekoski
Finnland
Bedeutender Arbeitgeber
Ein Impuls für das Projekt Bioproduktfabrik war
das kontinuierliche, globale Absatzwachstum für
Weichholzzellstoff, insbesondere in Fernost. Der
globale Zellstoffbedarf lag in 2011 bei etwa 23
Millionen Tonnen und wird Prognosen zufolge
bis zum Jahr 2017 auf circa 25 Millionen Tonnen
jährlich ansteigen.
Der Kapazitätsausbau zur Befriedigung dieses
starken Markts erhöht Metsä Fibres Wachstumschancen und langfristige Rentabilität. Auch der
Standort in Mittelfinnland ist zur Sicherung des
Zugriffs auf qualitativ hochwertige Rohstoffe
ideal, da das regionale Logistiknetzwerk bereits gut
funktioniert.
Die Bioproduktfabrik wird bereits in der
Bauphase etwa 6000 Jobs schaffen, nach Inbetriebnahme werden in der gesamten Wertekette 2500
Dauerarbeitsplätze entstehen. Die neue Fabrik
selbst wird etwa 200 Mitarbeiter beschäftigen.
„Die wichtigste Nachricht für die Region Äänekoski ist, dass die neue Einheit für die nächsten 30
Jahre industrielle Arbeitsplätze in unserer Fabrik
garantiert. Diese neuen Jobs entstehen hauptsächlich dort, wo Holz geerntet und transportiert wird“,
sagt Merikallio.
Er führt aus, dass die Bauarbeiten in Dutzende
von Teilprojekten aufgeteilt worden sind, die auch
kleinen und mittelgroßen Bauunternehmen der
Region Beschäftigungsmöglichkeiten bieten.
Die Bioproduktfabrik wird unterschiedlichste,
auf Bioökonomie spezialisierte Firmen unterstützen, die holzbasierte Bioprodukte der Zukunft
entwerfen und produzieren. Dies verspricht hohe
Multiplikatoreffekte sowohl für die Region als auch
für ganz Finnland.
Camilla Wikström, die derzeitige Fabrikleiterin in Äänekoski, wurde zum 1. September 2015 zur Leiterin der
neuen Bioproduktfabrik ernannt. Ihre Aufgaben in dem
Bauvorhaben umfassen die Entwicklung von Betriebsformat und -organisation der Bioproduktfabrik sowie
Öffentlichkeitsarbeit. Wikström schloss sich Metsä
Group im Jahr 2002 an und trug für das Unternehmen
zunächst im Kundenservice und R&D Verantwortung.
„In der jetzigen Phase besteht mein Job in der Ressourcenplanung und Mitarbeiterentwicklung sowie der
Umsetzung eines Betriebsformats für die neue Fabrik,
damit wir den bestmöglichen Start hinlegen können.
Sorgfältige Planung ist auch aus dem Grunde geboten,
dass die Inbetriebnahme der neuen Fabrik gleichzeitig
das Herunterfahren des alten Betriebs erfordert“,
erläutert Wikström.
Die Bioproduktfabrik wird die derzeitige Zellstofffabrik am Standort Äänekoski komplett ersetzen, und
laut Wikström ist ein Stillstand von nur wenigen Tagen
zwischen dem Herunterfahren der alten Anlage und
der Inbetriebnahme der neuen geplant.
Gemeinsame Herausforderung
Gesellschaftliche und Interessengruppenbeziehungen
sind in einem Projekt, das substanzielle Auswirkungen
auf die gesamte Volkswirtschaft Finnlands haben wird,
von ganz besonderer Bedeutung. Wikström erklärt,
dass der Erhalt offener Kommunikationskanäle mit den
involvierten Parteien ein Schlüsselaspekt ihrer Projektaufgaben sein wird.
„Es war sehr erfreulich zu sehen, wie positiv das Projekt
angenommen wurde, und mit welchem Enthusiasmus
sich alle beteiligen. Ende April haben wir beispielsweise
eine Publikumsveranstaltung auf dem Marktplatz in
Äänekoski arrangiert, um Anwohnern die Gelegenheit
zu bieten, mehr über das Projekt zu erfahren und mit
Projektbeteiligten zu diskutieren. Zudem haben mehrere Hundert Besucher an den angebotenen Besichtigungen des Fabrikgeländes teilgenommen.“
Camilla Wikström wird eine offene und zeitnahe Information der Öffentlichkeit während des gesamten
Projekts sicherstellen.
Market review
metsafibre.com
Text: Ian Fenton, Fotos: George Popescu / Velhot
Ein
schlafender
Riese?
Wenn in der Geschäftswelt
von Wachstumsmärkten
die Rede ist, so denkt man
in aller Regel an Asien oder
Südamerika. Könnte es
sein, dass ein beachtliches
Wachstumspotenzial auch
in etwas näheren Gefilden
zu finden ist?
20
ECHO
— 1 / 2015
Anders Westerholm, Vertriebsdirektor der
Metsä Fibre GmbH, spricht von Südosteuropa
mit fast gezügeltem Enthusiasmus, so als
befürchte er, einen heißen Tipp preiszugeben.
„Aus Sicht eines westlichen B2B-Unternehmens
sind die Verkaufszahlen in dieser Region auf
recht niedrigem Niveau, und wenn man sich das
Pro-Kopf-BIP etc. ansieht, sind andere Regionen
ein paar Schritte voraus.“
„Andererseits ist dies jedoch wohl auch ein
Zeichen für das zukünftige Potenzial dieses
Marktgebiets“, setzt er fort. „Es ist eben nur
eine Frage der Zeit. In 20 Jahren werden die
Dinge ganz anders aussehen, davon sind wir alle
überzeugt.“
Westerholm steht mit seiner Prognose
keineswegs allein, und die Wachstumsraten der
jüngsten Vergangenheit sind der Grund dafür,
dass Südosteuropa ein zunehmend interessantes Gesprächsthema geworden ist. Die Länder
dieser Region erfreuen sich eines jährlich
stabilen Wirtschaftswachstums, was wahrlich
kein leichtes Unterfangen ist in einem Umfeld
schleppender Erholung, wie es andernorts wenn überhaupt - zu beobachten war.
Aber wie kommt es zu diesem Wachstum?
In vielerlei Hinsicht kann es dem Umstand
zugeschrieben werden, dass etliche Länder der
Region während der letzten Jahre in die EU
aufgenommen worden sind. Dies bringt sie in
den Genuss infrastruktureller Investitionen,
und der Dominoeffekt ist ein zwar langsamer,
aber stetiger Anstieg des Verbrauchs.
Westerholm zeigt die Verbindung dieser
Gegebenheiten mit Trends in der Zellstoffund Papierindustrie auf: „Wo immer eine
Verbrauchszunahme zu verzeichnen ist, wird
allmählich auch ein kontinuierliches Wachstum
bei Verpackungen und Tissue zu beobachten
Südosteuropäische
Länder erleben den
Aufstieg einer neuen
Mittelschicht.
sein. Tatsächlich sind dies unter den gegebenen
Umständen die hauptsächlichen Papiersorten
mit steigender Nachfrage. Es gibt eindeutige
Verknüpfungen mit der wirtschaftlichen Entwicklung.“
Südosteuropäische Länder erleben den
Aufstieg einer neuen Mittelschicht in ihrer
jeweiligen Bevölkerung, und diese kürzlich zu
Wohlstand gekommenen Bürger kaufen nicht
nur Waren in Preisklassen, die sie sich zuvor
nicht leisten konnten, sie verlangen auch eine
Produktqualität, die ebenso hoch ist wie die
ihrer Pendants in anderen Ländern - wenn
nicht gar höher.
Nachhaltigkeit ist ein weiteres Schlagwort
in dieser Region, besonders seit große internationale Ketten beträchtliche Marktanteile der
Einzelhandelslandschaft gewonnen haben. Mit
Hauptsitz größtenteils in Westeuropa wenden
sie ihre Nachhaltigkeits- und Zertifizierungsstandards in allen ihren Operationen an, was
auch bedeutet, dass regionale Papierhersteller die
beste Position haben, da sie im Allgemeinen ein
ganz besonderes Augenmerk auf ihr Beschaffungs- und Supply Chain Management werfen.
Entwicklungsherausforderungen
All dies bedeutet natürlich nicht, dass der
südosteuropäische Zellstoffmarkt problemlos
zu erobern sei. Es gibt ganz im Gegenteil
gewisse Schlüsselherausforderungen, denen
Papierhersteller und andere B2B-Unternehmen
beim Versuch, Kapital aus der gestiegenen Kaufkraft der Bevölkerung zu schlagen, gewöhnlich
gegenüberstehen.
In Westeuropa und anderen gesättigten
Märkten gehören die Kunden für Rohstoffe wie
Zellstoff für die Papierproduktion großen Unternehmensgruppen an, wohingegen die meisten
Papierhersteller in Osteuropa unabhängige Einzelunternehmen sind. Persönliche Beziehungen,
Vertrauen und Zuverlässigkeit sind für sie daher
ungleich wichtiger als anderswo.
„Ohne ausgeprägte Beschaffungs- und
Einkaufsstrukturen kann die Errichtung
einer Versorgungsbasis für unsere potenziellen
Kunden in Südosteuropa eine echte Herausforderung sein. Dies wirkt sich in beide Richtungen
aus: herkömmliche Kreditvereinbarungen
sind schwierig zu arrangieren, und es gilt noch
zahlreiche andere finanzielle und administrative
Hürden zu überspringen.“
Auch aus diesen Gründen arbeitet Metsä
Fibre in dieser Region mit einem Handelshaus
zusammen. Die Europcell GmbH erfreut sich
langfristiger Beziehungen mit dort ansässigen
Unternehmen (mehr zu diesem Thema auf Seite
22 im Artikel „Maßgeschneiderte Lösung“).
„Vertrauen ist auf beiden Seiten unerlässlich“,
bekräftigt Westerholm. Und jeden einzelnen
Kunden von Metsä Fibre in der Region persönlich getroffen zu haben, sieht er als besonders
wichtig in der Kontaktpflege an.
Mit einem derzeitigen Absatzpotenzial von
350.000 Tonnen Fasern und steigender Tendenz
im Zuge der bereits aufgezeigten Trends mag
Südosteuropa die Bezeichnung „schlafender
Riese“ verdienen oder auch nicht, aber es handelt
sich hier sicherlich um einen Markt, von dem in
Zukunft noch viel zu hören sein wird.
PARTNERS
IN PULP
22
ECHO
— 1 / 2015
Maßgeschneiderte
Lösung
Metsä Fibre hat gemeinsam mit seinem
Vertriebspartner Europcell eine erfolgreiche
Zusammenarbeit entwickelt, speziell um den
südosteuropäischen Zellstoffmarkt zu bedienen.
Text: Ian Fenton, Fotos: George Popescu / Velhot
Qualität steht für die Papierhersteller
in den südosteuropäischen Ländern an
erster Stelle.
PARTNERS
IN PULP
D
Den Bedürfnissen entfernterer
Märkte gerecht zu werden, ist
niemals ein leichtes Unterfangen, jede Exportsituation ist von
ganz eigenen, unverwechselbaren
Herausforderungen geprägt.
Nichtsdestotrotz war das von Metsä Fibre und
seinem Vertriebspartner Europcell identifizierte
Wachstumspotenzial in Südosteuropa eine
umfassende Marktanalyse und die Entwicklung
eines neuen Modells für die Zellstofflieferung in
der Region wert.
„Ausgangspunkt waren Herausforderungen
der Kunden“, erläutert Sebastian Hetzmann,
Geschäftsführer der Europcell GmbH. „Viele
Unternehmen dieser Region befinden sich in
finanzieller Hinsicht noch im Aufbaustadium.
Es wurden zwar Investitionen in beispielsweise
Papiermaschinen getätigt - häufig auch seitens
der EU subventioniert - aber die finanzielle
Situation unser Kunden erlaubt es ihnen selten,
Lagerbestände anzuhäufen, die den Bedarf für
die Produktion mehrerer Monate im Voraus
sicherstellen können.“
Dieser Umstand hat Fragen der Kosten und
Verfügbarkeit in dieser Region zum Gesprächsthema Nummer eins werden lassen, und Akteuren mit Initiative den Weg ausgeschildert, sich
dieser Situation zu stellen.
„Den Kunden sagt unser gemeinsames Geschäft mit Metsä Fibre ganz besonders zu, weil
wir eben diese Lücke schließen: wir sichern den
Warenbestand vor Ort, und dies gewährleistet
eine kontinuierliche Verfügbarkeit der Fasern.“
Diese Sicherheit ist offensichtlich von
zentraler Bedeutung, da die Zusammenarbeit
von Metsä Fibre und Europcell mittlerweile ein
breites geografisches Spektrum abdeckt und
24
ECHO
— 1 / 2015
Kunden in allen Teilen der Region zugutekommt.
Gesuchte Qualität liefern
Um nicht den Eindruck entstehen zu lassen,
dass der zunehmende Zellstoffbedarf in
Südosteuropa auf minderwertige Produkte
zurückzuführen ist, die aufgrund von Qualitätsabstrichen preisgünstig sind, unterstreichen alle
involvierten Parteien - Lieferant, Handelsunternehmen und Kunde - mit Nachdruck die
Bedeutung qualitativ hochwertiger Produkte in
diesem Marktgebiet.
„Seit wir hier tätig sind, haben die Kunden
Metsä Fibres Botnia Nordic Pine als hochwertigen Rohstoff kennengelernt“, betont
Hetzmann. „Um es ganz offen zu sagen, andere
Unternehmen haben in der Vergangenheit
dazu tendiert, die hiesige Lieferunsicherheit
auszunutzen, indem sie Papierherstellern mit
begrenzten Möglichkeiten minderwertigen
Zellstoff verkauft haben.“
Mehr Offenheit gegenüber den Kunden
hinsichtlich des angebotenen Zellstoffs hat
zum Aufbau tiefer gehender Beziehungen
in der gesamten Region beigetragen, ganz
besonders in Rumänien, wo hohe Qualität das
Hauptanliegen des Papierherstellers Pehart
Tec aus der Stadt Petrești ist. Pehart ist Teil der
Unternehmensgruppe MG-TEC GRUP Dej.
Mit derzeit drei Papiermaschinen und zwei
Verarbeitungslinien sowie einer über 150-jährigen Geschichte ist Pehart sowohl bezüglich des
Gesamtvolumens an produziertem Papier als
auch der Endproduktkapazität der größte Player
der rumänischen Tissueproduktion.
„Die Qualität unseres Endprodukts ist unsere
einzige Möglichkeit, sich von der Konkurrenz
Pehart
kann auf eine
150jährige
Unternehmensgeschichte
zurückblicken.
LOREM IP
DOLOR S
MAURIS
LOREM IP
PSUM
SET
LIBERO
PSUM
Maßgeschneiderte
Lösung
am Markt abzusetzen“, erklärt Daniel Rusan,
CPO des Unternehmens. „Wir wollen für unsere Kunden nicht nur ein großer, sondern auch
ein guter Player und zuverlässiger Partner sein.
Wir müssen durchgängig konstante Qualität
liefern. Dies ist eines unserer Hauptanliegen.“
Der höhere Stellenwert der Qualität hängt
natürlich wesentlich mit dem Entstehen einer
neuen Mittelschicht im Land zusammen, die
nach Produkten verlangt, die exakt denen in
anderen Teilen Europas entsprechen, aber er
ist auch auf die Präsenz großer europäischer
Einzelhandelsketten in Rumänien zurückzuführen. Diese Ketten dominieren mittlerweile
bis zu 60% Prozent der Einzelhandelslandschaft
Rumäniens, und sie fordern Tissueprodukte, die
hinsichtlich der Nachhaltigkeitskriterien (also
auch der entsprechenden Zertifizierung) denen
in anderen europäischen Filialen in nichts nachstehen. Dies ist ein Grund, warum Pehart auf
dem besten Weg zur kompletten Zertifizierung
ist. Bis spätestens Ende 2015 sollen die verbliebenen Anforderungen sowohl hinsichtlich
Produktion als auch Verarbeitung erfüllt sein.
Um den Appetit auf Zellstoff in Märkten
wie Rumänien stillen zu können, bedarf es
jedoch mehr als nur des „richtigen“ Produkts das Produkt muss eben auch jederzeit verfügbar
sein. Metsä Fibre, Europcell und deren Kunden
standen somit vor der Herausforderung, eine
entsprechende Logistiklösung zu entwickeln,
die nicht nur jetzt sondern auch in Zukunft
funktioniert.
Logistik als Erfolgsrezept
Dieses Arbeitsmodell ist aufgrund des Gemeinschaftscharakters nicht leicht nachzuahmen.
Europcell brachte fundierte Kenntnisse
der Logistikmärkte dieser Region ein, und
gemeinsam mit Metsä Fibre wurde ein Konzept
entwickelt, in dem die Handelsgesellschaft den
Kunden in Märkten, die zuvor aus geografischen
oder finanziellen Gründen ausgeschlossen
waren, im Wesentlichen als Hub dient. Dies
hat Zeit gekostet, aber das Resultat ist eine
maßgeschneiderte Lösung für jedes Land, dem
die Partnerschaft zugutekommt.
„Marktabhängig wird der Zellstoff per
Bahn, LKW oder Schiff angeliefert“, erläutert
Hetzmann. „Also haben wir für die verschiedenen Standorte unserer Kunden unterschiedliche
logistische Lösungen ausgetüftelt. Für einige
Kunden erschien der Straßentransport der beste
Weg, für andere hingegen Flusskähne und für
größere Länder wie Rumänien wählten wir
konkurrenzfähigere Transportlösungen.“
PARTNERS
IN PULP
26
ECHO
— 1 / 2015
Maßgeschn
ß
neid
derte
e
Lösung
Sowohl bezüglich des
Gesamtvolumens an
produziertem Papier
als auch der
Endproduktkapazität
ist Pehart Marktführer
in der rumänischen
Tissueproduktion.
PARTNERS
IN PULP
Dies ist kein leichtes Unterfangen, besonders
wenn man die geografische Distanz zwischen
Finnland und diesen potenziellen Märkten
berücksichtigt. Den Kunden ein auch langfristig
attraktives Angebot zu unterbereiten, hatte
jedoch höchste Priorität.
„Da die Zellstoffmengen, die in diese Märkte
geliefert werden, relativ gering sind, und auch
die Zahl der Kunden nicht besonders hoch ist,
mussten wir einen wettbewerbsfähigen Weg
finden. Diese Märkte werden heute in erster Linie aus Deutschland, Österreich und Schweden
beliefert, so dass für jeden einzelnen Fall eine
flexible und kosteneffiziente Lösung gefunden
werden musste.“
Auch die Kunden beteiligen sich aktiv an der
Entwicklung dieser logistischen Wege, und
Daniel Rusan stuft die nun vorliegende Regelung durchaus als gemeinsame Errungenschaft
ein.
„In den vergangenen Jahren haben wir
gemeinsam mit unseren Lieferanten den besten
logistischen Weg ausfindig gemacht, um Zellstoff in diese Region zu transportieren“, sagt er.
„Europcell managt das Tagesgeschäft, und die
langfristigere Planung wird in Kooperation mit
Metsä Fibre abgesprochen.“
Rusan weist auch auf die kontinuierlichen
Verbesserungen hin, die bisher erzielt wurden:
„Wir diskutieren die Weiterentwicklung und Intensivierung unserer Zusammenarbeit. Immerhin sind wir ein Unternehmen, das zuverlässige
Partner sucht und braucht, im Idealfall eine kontinuierliche und langjährige Zusammenarbeit.“
Der Erfolg der Kooperation lässt sich bereits
an den Auswirkungen im örtlichen Logistikumfeld messen. Der Hafen von Constanța, etwa
vier Autostunden von Peharts Fabriken entfernt,
informierte kürzlich über eine Zunahme des
Gesamtvolumens an Papier und Zellstoff im
zweistelligen Bereich. In den Augen der Kunden
waren derartige Volumenanstiege ein Hinweis
auf die Möglichkeit, den Endverbrauchern gute
Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten zu können.
Zielgerade
Während diese Dreier-Kooperation bereits
einige eindrucksvolle Ergebnisse erzielt hat,
nicht zuletzt auch durch die ureigene logistische
‚Pipeline‘, darf durchaus noch mehr erwartet
werden. Mit Hilfe der zusätzlichen Kapazität
durch Metsä Fibres künftige Bioproduktfabrik
in Äänekoski und eine dadurch bedingte, noch
konstantere Versorgung - ganz abgesehen von
den Auswirkungen auf die Preisgestaltung –
glauben sowohl Verkäufer als auch Kunde an
eine auch in Zukunft erfolgreiche Partnerschaft
in Südosteuropa.
Sebastian Hetzmann fasst die die Lage in
Zahlen zusammen: „Wir gehen von einem
Marktpotenzial in Höhe von insgesamt 350.000
Tonnen aus“, sagt er und meint damit die
gesamte Region. „Davon entfallen im besten
Fall rund 50.000 Tonnen, also etwa 14% des
Gesamtvolumens auf uns. Wir sind davon
überzeugt, dass wir unseren Marktanteil auf
25-30% steigern können.“
„Dies wird sich natürlich auch positiv auf die
gesamte Logistik auswirken“, betont er. „Sobald
eine konstant garantierte Versorgung gegeben
ist, können wir das logistische System den neuen
Volumina anpassen und dementsprechend
verbessern. Danach geht es nur noch um die Verteilung, und eventuell auch die Umsetzung eines
permanenten Hubs irgendwo in der Region.“
Pehart Tec konzentriert sich mittlerweile
neben der selbstgestellten Forderung nach konstanter Qualität auf den Papierherstellungsprozess selbst, und freut sich darauf, die technischen
Kundenservices von Metsä Fibre zur Effizienzoptimierung nutzen zu können. Dieses Interesse
an Prozesskompetenz spricht Bände über Metsä
Fibres Ruf in der gesamten Region.
Hetzmann fasst den derzeitigen Stand der
Partnerschaft wie folgt zusammen: „Insgesamt
genießt Metsä Fibre einen sehr guten Ruf sowohl
hinsichtlich der Qualität als auch der Services.
Verglichen mit anderen Lieferanten, die gerade
erst versuchen, auf diesen Märkten Fuß zu fassen, haben wir bereits einen Vorsprung erzielt.“
Alle Partner unterstreichen ihren Optimismus, dass Südosteuropa ein großes Wachstum
bevorsteht: es ist nur eine Frage der Zeit.
Pehart Tec ist
auf dem besten Weg
zur Zertifizierung
der gesamten
Produktionskette.
28
ECHO —
— 11//2015
2015
Maßgeschneiderte
Lösung
„Wir wollen für
unsere Kunden
nicht nur ein
großer, sondern
auch ein guter
Player und
zuverlässiger
Partner sein.“
Daniel Rusan
Pehart
Branching
out
30
ECHO
— 1 / 2015
Fibres of success
Nordische Birkenfasern innovativ nutzen
Text: Timo Nykänen, Fotos: Fibic / Aalto / Marimekko
77%
2.000 Mrd.
Der Bedarf an Textilfasern wird Schätzungen zufolge während der
nächsten 15 Jahre um 77 Prozent zunehmen. Da die Baumwollerzeugung
aus Mangel an Bewässerungswasser und Agrarland nicht gesteigert
werden kann, eröffnen sich neue Chancen für ökologisch erzeugte
Holzfasern.
Bioprodukte wie z.B. Textilien aus Birkenfasern haben ein gewaltiges
Zukunftspotenzial. Der Bioökonomiesektor in der Europäischen Union
erzielt jetzt bereits Umsätze in Höhe von rund 2.000 Mrd. Euro jährlich
und beschäftigt etwa 22 Millionen Personen.
Vom Wald auf
den Laufsteg
Als Teil des vom finnischen Bioökonomiecluster FIBIC Oy initiierten
Programms „FuBio Cellulose“ hat
Metsä Fibre gemeinsam mit einer
Gruppe von Forschungspartnern
an der Entwicklung eines neuen,
ökologischen, sicheren und einfachen
Prozesses zur Erzeugung von
Textilfasern aus Zellulose gearbeitet.
Fasern in der Mode
Im März 2014
stellte das finnische
Unternehmen
Marimekko auf seiner
Modenschau das
revolutionäre, aus
Ioncell-Birkenfasern
angefertigte Kleid
„Allu“ vor.
Das Resultat, die Ioncell-Faser, ist
stärker als Baumwolle oder Viskose,
und ihr erneuerbarer Rohstoff ist
jederzeit aus finnischen Wäldern
erhältlich. Gelöst in einer neuartigen
ionischen Flüssigkeit, wird der
Zellstoff mit Hilfe eines Trockendüsen-Nassspinnverfahrens in
Textilfasern umgewandelt.
2013
INFO
Ionische Flüssigkeiten sind ein entscheidendes
Element bei der Produktion von Textilfasern.
Mit der Entdeckung einer umweltfreundlicheren Flüssigkeit, die nicht nur Fasern auflösen
kann, sondern auch regenerierbar ist, wurde
2013 im Zuge des Forschungsprogramms
„FuBio Cellulose“ ein entscheidender
Durchbruch erzielt.
FIBIC
Der finnische
Bioökonomiecluster
FIBIC Oy ist eine der
sechs strategischen
Zentren für Wissenschaft, Technologie
und Innovation in
Finnland. FIBICs
erklärtes Ziel ist es,
die verschiedenen
Sektoren der
Bioökonomie
Finnlands enger
miteinander zu
verknüpfen sowie
Synergien und
Kooperationsmöglichkeiten
aufzuzeigen.
www.fibic.fi
FIBRE
TECH
Alles
im Griff
Die Experten von Metsä Fibres technischem Kundenservice
schaffen zusätzlichen Mehrwert, auch für die Produktionsprozesse der neuen südosteuropäischen Märkte.
Text: Ian Fenton, Fotos: Metsä Fibre
Es geht
darum,
den Kunden
das Leben zu
erleichtern.
32
ECHO
— 1 / 2015
W
„Wenn ich Eigentümer einer Papierfabrik wäre, dann
würde ich in meiner Organisation einen Leistungsvergleich unter allen Rohstofflieferanten durchführen lassen“,
sagt Tom Nickull. „Sie könnten über ihren Zellstoff, ihr
allgemeines Angebot, Beschaffenheit des Produkts und
den Servicelevel berichten, und ich könnte sie um eine Analyse bitten,
wie sie uns am besten unterstützen könnten.“
„Der Preis des Zellstoffs ist selbstredend ein wichtiger Aspekt, aber ich
würde versuchen, meiner Organisation den Wert des Gesamtmodells, der
ganzen Kette begreiflich zu machen“, fährt er fort. „Nur dies ermöglicht
uns letzten Endes eine Beurteilung dessen, wer uns den höchsten Mehrwert
bieten könnte.“
Metsä Fibres Kunden - die sicherlich gern auf einen derart formidablen
Konkurrenten verzichten können - dürften sich glücklich schätzen, dass
Herr Nickull in Wirklichkeit kein Fabrikbesitzer ist, sondern Metsä Fibres
VP, Technischer Kundenservice. Seine obige Aussage traf er auf die Bitte
hin, sich in die Lage eines Papierherstellers in einem aufstrebenden Markt
wie Südosteuropa zu versetzen.
Da Nickull es gewohnt ist, über den Tellerrand
hinauszublicken, lautet sein Credo, dass die Wahl
des richtigen Zellstoffs nur die halbe Miete ist. Jede
einzelne Zellstoffart erfordert eine Optimierung
des Papierherstellungsprozesses, um auf wirtschaftlichste Weise die höchstmögliche Festigkeit für das
Endprodukt zu erlangen. In anderen Worten: es
sollten stets möglichst geringe Mengen der teuren
Komponenten verwendet werden.
höherer Hartholzgehalt auch das Weichheitspotenzial erhöht.
Papierfabriken weisen gewöhnlich einen
sehr hohen Stromverbrauch auf, und die
Energiekosten sind enorm. Modifikationen des
Zerfaserungssystems können den Energiebedarf
senken und somit Kosten einsparen.
Von Anfang an dabei
Berücksichtigt man die Expertise der Maschinenund Anlagenlieferanten sowie das Know-how der
Mitarbeiter beim Kunden, so ist im Allgemeinen
bereits sehr viel Fachwissen auf die jeweiligen
Papierherstellungsprozesse fokussiert. Ausgangspunkt für Metsä Fibres technisches Kundenserviceteam ist somit, dass die Lieferanten alles
über ihre Maschinen und die Kunden alles über ihr
Produkt wissen. Es geht also nicht darum, Experten
Besonders nützlich dürfte Metsä Fibres technischer Kundenservice jedoch in der Startup-Phase sein, wenn eine neue oder instand
gesetzte Papiermaschine in Betrieb genommen
wird. Dies ist vor allem für Wachstumsmärkte
wie Südosteuropa von Bedeutung, für die sich
das „Botnia Start-Up-Kit” von Metsä Fibre
besonders gut eignet.
Dieser Service umfasst eine enge Zusammenarbeit mit sowohl den Kunden als auch
deren Anlagenlieferanten, um eine erfolgreiche
zu erklären, wie sie ihre Arbeit zu erfüllen haben,
aber irgendwo zwischen den o.g. Kenntnissen und
Fähigkeiten klafft immer noch eine Lücke namens
Faserkompetenz.
Auch die hochwertigsten Zellstoffe können
ohne geeignete Weiterverarbeitung niemals ihre
maximale Festigkeit erlangen. In der Praxis bedeutet dies häufig, dass mehr Weichholz als notwendig
verarbeitet wird. Mit Hilfe einer optimalen Veredelung kann der Verbrauch dieser Ressource - häufig
gerade in der Tissueproduktion die teuerste Komponente - erheblich reduziert werden, während ein
Anlaufkurve für neue oder instand gesetzte
Papiermaschinen zu gewährleisten. In dieser
umfassenden Kooperation unterstützt Metsä
Fibres technischer Kundenservice die Kunden
oder Anlagenlieferanten von Anfang an, also
bereits in der Planungsphase.
Mit Hilfe einer sorgfältigen Datenerfassung
über die installierten Anlagen, die Auswahl der
Zellstoffe von Metsä Fibre und die verwendeten
Füllstoffe (bzw. Datenerfassung über eventuell
anderweitig beschafften Zellstoff), sowie die
Zielsetzung für die Stoffaufbereitung und die
Brücken schlagen
Die Wahl des
richtigen
Zellstoffs ist
nur die halbe
Miete.
FIBRE
TECH
Rohpapierspezifikationen, kann das Team Empfehlungen für Stoffeintrag und Raffinierung
abgeben. Laut zahlreicher wichtiger Kunden
von Metsä Fibre sind dies Schlüsselfaktoren, um
eine reibungslose Inbetriebnahme gewährleisten
zu können.
Zielgerichtete Produktion
Eine weitere Kompetenzfacette des technischen
Kundenservice, die den Kunden nachhaltig
Mehrwert schaffen kann, ist der auf langfristige
Ziele einer erfolgreichen Organisation basierende Support. Häufig ist der Kunde die treibende Kraft, wenn er erkennt, dass durch detaillierte Betrachtung des Produktionsprozesses
einschneidende Verbesserungen erzielt werden
können, und dass solche Leistungssprünge
die Erfüllung ambitionierter Ziele erleichtern
können.
Das Verständnis der komplexen Beziehungen
zwischen den verwendeten Zellstoffsorten, dem
Stoffeintrag und der Raffination - um nur einige
Faktoren zu nennen - kann in der Tat strategische Richtungsentscheidungen innerhalb eines
Unternehmens bewirken. Um in derartigen
Situationen rechtzeitig hilfreich sein zu können,
richtet Metsä Fibre regelmäßig Managementtreffen mit Großkunden aus, die ganz spezifische Ziele verfolgen: die Notwendigkeit einer
drastischen Reduzierung der Produktionskosten
beispielsweise.
Wenn Metsä Fibres Experten gemeinsam mit
der Geschäftsleitung des Kunden die operativen
Probleme identifizieren und lösen können,
trägt dies auch zum Erreichen hoch gesteckter
Ziele bei. „Wir wissen genau, wie das Beste aus
den unterschiedlichen Fasern zu holen ist“,
betont Nickull. „So ermöglichen wir es unseren
Kunden, ihre Ziele zu erlangen, sei es nun
bezüglich Produktivität, Kosten oder Qualität
des Endprodukts.“ Danach kann das technische
Kundenserviceteam die Anlagen konkret in
Augenschein nehmen und Verbesserungsmaßnahmen umsetzen.
Auf diese Weise kann das Team im günstigsten Fall die Vorschläge beim Kunden auch der
Belegschaft direkt vermitteln, indem die Mitarbeiter aus Einkauf, Operative und Manage34
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ment an einen Tisch gebracht werden, um zu
gewährleisten, dass die Papierproduktion möglichst kostengünstig noch größere Mengen qualitativ hochwertigster Produkte generiert. Auf
diese Weise können organisatorische Probleme
vermieden werden. So dürfte beispielsweise das
für den Einkauf des Zellstoffs zuständige Personal keinen Einfluss auf den Verarbeitungsprozess an sich ausüben können. Eine zentralisierte
Kooperation kann dazu beitragen, derartige
Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen.
Richtungweisendes Konzept
Im südosteuropäischen Raum war Metsä
Fibres Team vom technischen Kundenservice
bislang nur in einigen wenigen Testprojekten
aktiv. Es handelt sich hierbei um einen
komplexen Teil des Services seitens Metsä, der
den Kunden nicht explizit in Rechnung gestellt
wird, sondern eher als Begleiterscheinung der
Entwicklung einer langfristigen Beziehung
zwischen Zellstofflieferant und Papierhersteller
anzusehen ist.
In dieser Region geht es vor allem darum,
Vertrauen in Metsä Fibres Kompetenz zu
gewinnen. Da alles auf ein kontinuierliches
Wachstum hindeutet, ist Nickull davon überzeugt, dass Metsäs Kundendienst in Kürze
auch am dortigen Zellstoffmarkt stark involviert sein wird: „Es ist ja nicht so, dass wir
mit dem Botnia Start-up Kit bei Neukunden
anmarschieren und einfach Verbesserungsvorschläge machen. Wir wissen sehr wohl,
dass die Kunden uns zunächst kennenlernen
müssen.“
Dazu bedarf es meistens kleiner, jedoch
potenziell lukrativ erscheinender Änderungen
in teils bereits bewährten Prozessen. Entscheidend ist ganz einfach, dass den Kunden
die Vorteile der Faserkompetenz in der Praxis
bewusst werden. Ein Paradebeispiel ist das
rumänische Unternehmen Pehart Tec, das
auf Seite 22 in dieser Ausgabe im Artikel
„Maßgeschneiderte Lösung“ ausführlich
vorgestellt wird. Pehart Tec kauft schon
seit mehreren Jahren Zellstoff von Metsä
Fibre, zeigt jetzt jedoch auch Interesse an
Prozessoptimierungen.
Wir wissen,
wie wir das
Beste aus
den unterschiedlichen
Fasern
herausholen
können.
Alles
im Griff
Tom Nickull vergleicht diese Region und deren
Potenzial mit der Türkei und China, mit zwei relativ neuen Märkten also, auf denen ein allmählich
wachsendes Interesse nach Beratung hinsichtlich
der Produktionsprozesse zu erkennen ist. „Vor etwa
drei Jahren haben wir begonnen, die Kooperation
mit unseren chinesischen Kunden deutlich zu intensivieren“, erläutert er. „Anfangs konzentrierten
wir uns auf Optimierungen hinsichtlich Mahlung
und Stoffeintrag, dann haben wir einige Lösungen
aus Botnias Start-up Kit eingebracht, und mittlerweile werden wir von R&D-Abteilungen großer
Unternehmen eingeladen, um unsere Sicht der
Dinge vorzutragen.“
„Wir müssen mit kleinen Schritten beginnen,
aber mit wachsendem Vertrauen erkennen die Kunden, wie unsere Kompetenz und unser Know-how
Mehrwert für ihre Prozesse erzeugt. Letztendlich
geht es nur darum, den Kunden das Leben zu
erleichtern“, betont Tom Nickull.
Alles
im Griff
FIBRE
TECH
China
als Maßstab
Die Unterstützung neuer Akteure in aufstrebenden
Märkten stellt für Metsä Fibres Team vom technischen
Kundenservice eine bedeutende Möglichkeit zur Mehrwertschöpfung dar; auch bei etablierten Papierherstellern, die ihr eigenes Potenzial eventuell noch besser
nutzen könnten.
Bedingt durch gestiegene Lebensstandards, Entstehung
einer Mittelschicht und die rasante Urbanisierung des
Landes, war in den vergangenen Jahren gerade Tissuepapier das am schnellsten wachsende Produktsegment
in China. Diese Entwicklung wurde durch ein gestiegenes
Kosten- und Effizienzbewusstsein sowie der dringlichen
Notwendigkeit für nachhaltigere Lösungen gedämpft. Die
Anlaufphase einer neuen Produktionsstätte ist daher der
perfekte Zeitpunkt, um im gesamten Prozessablauf der
Papierherstellung von Metsä Fibres Kompetenz zu profitieren - dies hat auch die Kundschaft rasch erkannt.
Durch Schulung der Maschinenbediener in der Optimierung von Mahlung, Prozessen und Endprodukt war Metsä
Fibres technisches Kundenserviceteam in der Lage, den
chinesischen Kunden bei der Entwicklung ihrer Produktionsverfahren zu helfen. Einer dieser Kunden - ein
Papierhersteller mit über 20 Jahren Branchenerfahrung
- schwärmte begeistert, dass dies das erste Mal gewesen
sei, dass seine Mitarbeiter Training in der Behandlung
von Fasern erhalten hätten. Dies ist ein überzeugendes
Beispiel für Mehrwertschöpfung, wo sie wirklich zur
Geltung kommt.
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INFO
Tom Nickull
VP, Technischer
Kundenservice
Metsä Fibre
Finnland
tom.nickull@
metsagroup.com
Kolumne
Sixten Sunabacka
Strategischer Direktor des
MSO-Programms, Ministerium für
Arbeit und Wirtschaft, Finnland
Bioökonomie schafft
nachhaltiges Wachstum
Es ist davon auszugehen, dass die
Bioökonomie zur nächsten Welle der
Weltkonjunktur wird, während die
fossil-basierte Wirtschaft abflaut. Der
Übergang zur Bioökonomie wird unsere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen sowie den Verlust an Ökosystemen reduzieren und gleichzeitig ein
nachhaltiges Wirtschaftswachstum
und Arbeitsplätze schaffen.
Wir in Finnland haben aufgrund
unserer enormen natürlichen Ressourcen, unseres Know-hows und
unserer industriellen Infrastruktur
eine ausgezeichnete Ausgangsbasis
für die Entwicklung der Bioökonomie.
Besonders in der forstbasierten
Bioökonomie repräsentieren wir
bereits Kompetenz auf Weltniveau.
Wir verfügen zwar über zahlreiche
innovative Konzepte für eine
möglichst vielseitige Nutzung
unseres „grünen Goldes“, aber bei
unseren Fähigkeiten zur kommerziellen Umsetzung von Ideen und
Erfindungen gibt es durchaus noch
Luft nach oben. Als kleine Nation
ist Zusammenarbeit für uns eine
Selbstverständlichkeit, und auch hinsichtlich der branchenübergreifenden
Integration haben wir Pionierarbeit
geleistet.
Traditionelle Forst-, Energie- und
Chemiebranchen haben sich zu
einem neuen industriellen Ökosystem
entwickelt, in dem Holz zu sowohl
herkömmlichen als auch neuartigen
Forsterzeugnissen, Energie, Biokraftstoffen und Chemikalien verarbeitet
wird. Für die Zukunft ist zu erwarten,
dass auch die Bau-, Nahrungsmittelund Textilindustrie intensiver in dieses
Bioökonomiesystem eingebunden
werden.
Das Wohl Finnlands wird weiterhin von unserer Fähigkeit abhängen,
unsere reichen erneuerbaren Naturressourcen auf nachhaltige Weise zu
nutzen. Schätzungen zufolge werden
wir die Umsätze unserer Bioökonomie
im Laufe der nächsten Dekade um
mehrere Dutzend Milliarden Euro steigern können. Finnland investiert stark
in die Entwicklung der Bioökonomie.
Bis 2030 dürften die neuen Produkte
die Hälfte der Exporte der finnischen
Forstwirtschaft ausmachen.
Bioökonomie beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Forstwirtschaft,
die Lebensmittelindustrie und deren
Nebenströme und Abfälle gehören
ebenso dazu. Es darf nicht vergessen
werden, dass die natürlichen Werte
oder die Ökosystemservices nicht
nur alles Leben unterstützen sondern
auch Chancen für unterschiedlichste
Unternehmen bieten. Moderne und
nachhaltige Forstmanagementmethoden – auch eine Idee „Made in
Finland“ - verknüpfen den ökonomischen und ökologischen Wert der
Wälder.
Metsä Fibre nimmt in vielerlei
Hinsicht eine Vorreiterrolle in der
Zellstoffproduktion ein. Die neue Bioproduktfabrik in Äänekoski wird den
Pionierstatus auf ein nie dagewesenes
Niveau anheben. Nach ihrer Realisierung wird die Investition in vielerlei
Hinsicht einzigartig sein. Es wird die
größte jemals getätigte Investition
der finnischen Forstwirtschaft sein
und bereits in der Bauphase substanzielle Beschäftigungsmöglichkeiten
bieten. Die Fabrik wird das Herz eines
industriellen Ökosystems sein, in dem
sich Großindustrie und KMU zusammenschließen, um aus Waldbiomasse
traditionelle und neuartige Produkte
auf versatile und ressourceneffiziente
Weise zu erzeugen.
Die finnische Regierung hat die
Bioökonomie als eine der Wachstumslokomotiven für Finnland deklariert. Metsä Fibre realisiert diesen
Anspruch, indem das Unternehmen
nachhaltiges Wachstum aus den
finnischen Wäldern generiert, um den
globalen Bedarf zu decken und den
Klimawandel zu bekämpfen.
Sixten Sunabacka
ist Vorsitzender des
Strategieprogramms für die
Forstwirtschaft, dem auch
die Umsetzung der nationalen
Bioökonomiestrategie für
Finnland obliegt.
SEEDLINGS
„Ich werde die Auktionen
für Gelegenheitskäufe
auf PulpExchange.com
genauestens verfolgen.
Ich bin davon überzeugt,
dass dies der Weg der
Zukunft ist.“
Romain Baldi
Category Manager
der Munksjö Oyj,
Schweden
PulpExchange.com präsentiert die
Zukunft des Onlinehandels
Metsä Fibres Online-Plattform PulpExchange.com lanciert einen
neuen Weg des Zellstoffhandels, indem Käufer und Verkäufer in einem
effizienten und transparenten Umfeld zusammengebracht werden.
Text: Timo Nykänen, Fotos: Shutterstock und Metsä Fibre
Metsä Fibre hat eine moderne Alternative zu den traditionellen Vertriebskanälen für den Zellstoffhandel
vorgestellt. Die neue Online-Plattform PulpExchange.com steht allen
Kunden offen und bietet registrierten
Usern die Möglichkeit, für die unterschiedlichen Zellstoffsorten Angebote
zu unterbreiten oder sie zu erwerben.
Der Entwicklung von PulpExchange.
com lag die Idee zugrunde, das benutzerfreundlichste Sourcing von außervertraglichem Zellstoff zu arrangieren.
Die Plattform wird kontinuierlich die
Lieferung von hunderten Tonnen
verschiedener NSBK- und Birkenzell-
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INFO
stoffen in europäische Haupthäfen
anbieten.
„Die Seite PulpExchange.com ist
seit ihrer Öffnung für den Handel im
Januar 2015 auf sehr positive Resonanz gestoßen und zählt bereits jetzt
mehrere hundert Besuche pro Monat.
Die User haben großes Interesse an
unserem bahnbrechenden Konzept
gezeigt und den Service als effizient
und benutzerfreundlich empfunden“,
berichtet Kustaa Laine, Technischer
Vertriebsleiter bei Metsä Fibre.
Kustaa Laine
Technischer Vertriebsleiter
der Metsä Fibre GMBH,
„Ich dachte, dass sich die Idee einer
Online-Auktion für Zellstoff gut anhörte,
kustaa.laine@
metsagroup.com
und war fasziniert, als diese neue und
innovative Art des Zellstoffhandels
anlief. Mein erster Eindruck ist, dass
der Service problemlos zu nutzen ist,
und dass jederzeit einige interessante
Zellstoffchargen verfügbar sind.
Obwohl unser Bedarf an Zellstoff
meistens durch Jahresverträge
gedeckt ist, werde ich die Auktionen
für Gelegenheitskäufe genauestens
verfolgen. Ich bin davon überzeugt,
dass dies der Weg der Zukunft ist“,
sagt Romain Baldi, Category
Manager, Zellstoff, Munksjö Oyj.
Abwasser-FOX erkennt
CSB-Einleitungen im
Voraus
Metsä Fibres Fabrik im südwestfinnischen Rauma
leistet einmal mehr weltweite Pionierarbeit, indem
sie ein System einsetzt, das Abwassereinleitungen
bereits vor deren Auftreten identifiziert.
Text: Timo Nykänen, Fotos: Metsä Fibre
Das auf mathematischen Algorithmen basierende Prognosesystem Abwasser-FOX wurde im Dezember in Metsä
Fibres Fabrik Rauma in Betrieb genommen. Es analysiert
die Qualität der Einleitungen in Echtzeit und kann schon
vor deren Entstehen exakt vorhersagen, von wo welche
Einleitungen zu erwarten sind.
Diese einzigartige Innovation ermöglicht ein deutlich
schnelleres Eingreifen bei etwaigen Abwassereinleitungen,
sie reduziert die CSB-Belastung und ermöglicht dadurch
Kosteneinsparungen. Zudem trägt das System zur Optimierung der Fabrikprozesse bei und bietet dem Unternehmen einen nicht unbedeutenden Wettbewerbsvorteil.
Abwasser-FOX diente in der Zellstofffabrik Rauma als
Pilotprojekt und wird im Laufe dieses Jahres auch in den
anderen Fabriken von Metsä Fibre in Joutseno, Kemi und
Äänekoski eingesetzt werden.
Die Zukunft des
Zellstoff-Onlinehandels
PulpExchange.com ist ein neuer und
innovativer Weg, um Käufer und Verkäufer
von außervertraglichem Zellstoff in einer
effizienten und transparenten OnlineUmgebung in Kontakt zu bringen. Einfach
Gebot für eine beliebige Charge in unserer
Echtzeit-Online-Auktion abgeben.
Es ist wirklich derart simpel.
Heute noch registrieren:
www.pulpexchange.com