ECHO 1 / 2015 Stakeholdermagazin Faserkompetenz S. 6 S. 12 S. 22 Megatrends nutzen Bioprodukten gehört die Zukunft Wachstumspartner London, UK Äänekoski, Finnland Petrești, Rumänien Äänekoski FIBRE FACT Ökologischer Pionier Metsä Fibres Next-Generation-Bioproduktfabrik im finnischen Äänekoski, die voraussichtlich im dritten Quartal 2017 fertiggestellt sein wird, stellt die größte Investition in der Geschichte der finnischen Forstwirtschaft dar. Neben qualitativ hochwertigem Zellstoff wird die Bioproduktfabrik auf nachhaltige, ressourceneffiziente Weise auch Bioenergie und diverse neuartige Biomaterialien produzieren. Die zukunftsweisende Fabrik ist dann die weltweit energieeffizienteste Zellstofffabrik, und zudem die erste, die komplett ohne fossile Brennstoffe auskommt. Mit Hilfe neuer Technologien wird der Energieselbstversorgungsgrad auf bis zu 240 Prozent steigen, die Fabrik wird also 2,4 mal so viel erneuerbare Energie produzieren wie sie verbraucht und jährlich 1,8 TWh Strom erzeugen, was etwa 2,5 Prozent der gesamten finnischen Stromerzeugung entspricht. 2 ECHO — 1 / 2015 ECHO 1 / 2015 Stakeholdermagazin Inhalt metsafibre.com Kompetenz Innovation Zukunftsforscher Rohit Talwar erläutert, wie Unternehmen innerhalb ihres operativen Umfelds seines Erachtens auf größere globale Veränderungen reagieren sollten. Die weltweit erste Next-GenerationBioproduktfabrik wird Nebenprodukte effektiver zu nutzen wissen. 06 PULP VISION 12 GREEN GROWTH 32 FIBRE TECH Unser technischer Kundenservice trägt maßgeblich zur Sicherstellung eines gelungenen Starts sowie zu einem optimalen Betrieb bei. 12 22 32 Allianz 22 PARTNERS IN PULP Metsä Fibre hat mit seinem Vertriebspartner Europcell ein erfolgreiches Modell der Zusammenarbeit entwickelt, um den südosteuropäischen Zellstoffmarkt zu bedienen. METSÄ FIBRE ECHO. AUSGABE 1/2015. METSÄ FIBRE, POSTFACH 30, FI-02020 METSÄ, FINNLAND. WWW.METSAFIBRE.COM Herausgeber: Metsä Fibre, Sales and Marketing, Chefredakteurin: Saija Tuomikoski, Redaktion: Ari Harmaala, Mikael Lagerblom, Ursula Lumme, Tom Nickull und Saija Tuomikoski. Produktion: Miltton Oy. Produzent: Maria Vaismaa. Grafik-Design: Riina Walli. Druck: Erweko Oy. 4 ECHO — 1 / 2015 Bearbeitung und Übersetzung der deutschsprachigen Ausgabe: RAPU Kielikonsultit Oy ISSN 2324-0199 (Printausgabe) ISSN 2324-0202 (online) Das Stakeholdermagazin ECHO erscheint auf Englisch, Finnisch, Deutsch und Chinesisch. Alle Magazine sind abrufbar unter www.metsafibre.com Umschlag: Carta Integra 190 g. Papier: Galerie Art 130 g. Seite 2 FIBRE FACT Äänekoski: Ökologischer Pionier 5 LEITARTIKEL Verpflichtung zu kontinuierlichem Fortschritt 6–11 PULP VISION Die einzige Konstante ist Veränderung 12–15 GREEN GROWTH Bioprodukten gehört die Zukunft 16–19 FIBRE FACTS Die Rekordfabrik 20–21 MARKET REVIEW Ein schlafender Riese? 22–29 PARTNERS IN PULP Maßgeschneiderte Lösung 30–31 BRANCHING OUT Vom Wald auf den Laufsteg 32–36 FIBRE TECH Alles im Griff 37 KOLUMNE Bioökonomie schafft nachhaltiges Wachstum 38–39 SEEDLINGS PulpExchange & Abwasser-Fox PEFC/02-1-01 Verpflichtung zu kontinuierlichem Fortschritt Metsä Fibre hat die abschließende Investitionsentscheidung für den Bau einer Bioproduktfabrik in der finnischen Ortschaft Äänekoski getroffen. Die Bauarbeiten des sorgfältig vorbereiteten Projekts wurden bereits aufgenommen, und der Produktionsstart der neuen Fabrik ist für das dritte Quartal 2017 veranschlagt. Es handelt sich hierbei um die größte Investition in der Geschichte der finnischen Forstwirtschaft, und das Projekt spiegelt das hohe Vertrauen des Unternehmens in die kontinuierliche Entwicklung und das Wachstum unserer Branche wider. Auch wenn es weiterhin Änderungen in unserem Produktsortiment, in der Marktentwicklung und unserer Kundenstruktur geben wird, sind wir dennoch davon überzeugt, dass unsere Wettbewerbsfähigkeit mit Hilfe dieser Investition gestärkt wird, und dass wir auch in den nächsten Jahrzehnten ein zuverlässiger Partner für unsere Kunden sein werden. Ziel der Bioproduktfabrik ist eine möglichst umfassende und effiziente Verarbeitung des gelieferten Rohstoffs zu unterschiedlichsten Produkten, um somit die Wettbewerbsfähigkeit, Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit zu maximieren. Zellstoff ist selbstverständlich das Kernprodukt der Fabrik, und dieser wird ebenso selbstverständlich in erster Linie an unseren derzeitigen Kundenstamm geliefert. Weiterhin verstärken wir die Energieerzeugung in unseren Zellstofffabriken und veredeln Nebenerzeugnisse zu neuen Produkten, die wir Ihnen in dieser Ausgabe von ECHO näher vorstellen werden. Die garantierte Verfügbarkeit des Holzrohstoffs nimmt bei einer Investition dieser Größenordnung selbstverständlich eine Schlüsselposition ein. In Finnland hat sich die Bewirtschaftung der Naturwälder über Jahrhunderte hinweg entwickeln können. Als Lohn dieser Arbeit sind die Wälder heute in einem ausgezeichneten Zustand. Sie dienen nicht nur als Rohstoff für die Forstwirtschaft sondern sie werden auch vielseitig für die Freizeitgestaltung genutzt. Der Anteil der naturgeschützten Waldgebiete ist europaweit nirgends größer als in Finnland, und die Menge des nachwachsenden Holzvorrats übersteigt die Menge des verarbeiteten Holzes Jahr für Jahr. Diese Investitionsentscheidung bietet mir auch Gelegenheit, unseren Kunden für die langfristige und hervorragende Zusammenarbeit zu danken und unsere Zusage zu wiederholen, ein weltweit führender Lieferant qualitativ hochwertigen, auf nachhaltiger Waldwirtschaft basierenden Nadelholzzellstoffs zu bleiben. Gemeinsam werden wir unser Versprechen einlösen, unseren Kunden stets ’Fibres of Success’ zu liefern. Ilkka Hämälä CEO, Metsä Fibre Oy PULP VISION 6 ECHO — 1 / 2015 Die einzige Konstante ist Veränderung Alle Branchen - nicht nur die Zellstoffindustrie sehen sich in ihrem betrieblichen Umfeld massiven globalen Veränderungen ausgesetzt. Wir trafen Rohit Talwar, einer der führenden Zukunftsforscher, und diskutierten mit ihm darüber, wie Unternehmen zukünftige Trends angehen sollten. Text: Timo Nykänen, Fotos: Ed Taylor / Velhot R Rohit Talwar ist CEO des in London ansässigen Marktforschungsinstituts Fast Future Research und als Zukunftsforscher weltweit ein begehrter Schlüsselredner auf Businessevents. Ursprünglich in der Unternehmensberatung zuhause, umfasste seine strategische Arbeit mit diversen Organisationen auch die Hinterfragung der Zukunftsperspektiven der jeweiligen Unternehmen, und welchen Einfluss diese auf das unternehmerische Verhalten haben könnten. Dabei fiel ihm auf, dass sich die Geschäftsleitungen recht häufig eher an der Vergangenheit orientierten - oder noch schlimmer, sich überhaupt nicht mit der Zukunft befassten. „Ich erkannte, dass es in dieser Hinsicht bessere Wege geben müsste. Ich war schon immer fasziniert von der Zukunft und dem Gespür dafür, was als nächstes kommt, so dass ich mich intensiver mit diesem Thema beschäftigte und mich genauer informierte. Dann begann ich, auf Konferenzen über das Thema zu referieren, und allmählich entwickelte es sich zu meinem Business“, berichtet Talwar. Fast Future Research bietet seinen Kunden heute ein breit gefächertes Angebot an ebenso detaillierten wie intensiven Forschungs- und Beratungsservices sowie öffentliche Vorträge. In den Forschungsprojekten des Unternehmens wurden die zukünftigen Entwicklungen verschiedener Branchen und Bereiche untersucht, so u.a. Luftfahrt, Flughäfen, Hotels und HR. Im letzten Jahr wurde im Auftrag der EU-Kommission eine Studie über die zu erwartende Entwicklung von Wissenschaft und Technologie in den kommenden 40 Jahren durchgeführt. Derzeit steht Talwar vor dem Abschluss einer Studie über mögliche zukünftige Entwicklungen in der Schattenwirtschaft. „Gewöhnlich spreche ich jedes Jahr in rund 20-25 Ländern vor Zuhörern in Managementfunktionen und versuche, ihnen dabei zu helfen, sich zukünftige Trends vorzustellen, sie zu verstehen und darüber nachzudenken, wie sie auf diese Trends reagieren bzw. wie sie die Zukunft selbst mitgestalten können“, berichtet Talwar. Schwellenländer, Urbanisierung und Konsum Bei genauerer Betrachtung der wesentlichen Kräfte, die im Laufe des nächsten Jahrzehnts ins Spiel kommen werden, wird deutlich, dass kein Unternehmen und keine Branche vor den so genannten Megatrends gefeit ist, da diesen Kombinationen von Trends zugrunde liegen, die gemeinsam die Zukunft gestalten. PULP VISION „Wir könnten zum Beispiel darüber sprechen, wie gut sich die Türkei als Volkswirtschaft schlägt, oder wie es in Bangladesch oder Vietnam aufwärts zu gehen scheint, aber insgesamt erkennen wir den globalen Megatrend wachsender Schwellenländer“, erläutert Talwar. „Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Demografie: wir stellen fest, dass die Menschen in vielen Ländern immer länger leben, und im globalen Maßstab wird dann tatsächlich vom Megatrend der gesellschaftlichen Überalterung gesprochen, wonach die Menschen neunzig Jahre oder älter werden und einen gesünderen Lebensstil führen. Auch wird zunehmend wissenschaftliche Forschung betrieben, um die Lebenserwartung der Menschen entscheidend zu verlängern.“ Globale Phänomene wie Bevölkerungs- und Wohlstandswachstum, der wachsende Wettbewerb um Energie und natürliche Ressourcen sowie die Notwendigkeit einer effizienteren Nutzung der Ressourcen scheinen Metsä Fibre allesamt hauptsächlich positive Chancen zu eröffnen. Nördlicher Langfaserzellstoff wird aus einer regenerativen und nachhaltig wachsenden Quelle gewonnen, und die Absicht des Unternehmens, in den Bau einer Next-Generation-Bioproduktfabrik zu investieren, ist eine innovative Antwort auf den steigenden Bedarf an nachhaltigen Produktionsmethoden und Produkten. Ein weiterer Megatrend, der für Zellstoffund Papierprodukte spricht, ist die Urbanisierung. „Definitiv erleben wir den Megatrend, dass die Menschen zunehmend aus ländlichen Regionen in Stadtgebiete umziehen und gleichzeitig mehr und mehr Investitionen in die Infrastruktur von Ballungszentren fließen. Bis zum Jahr 2030 werden etwa 50-70 Prozent der Bevölkerung der meisten Länder in städtischen Gebieten wohnen. Die Städte werden immer größer und die Stadtgrenzen gehen nahtlos ineinander über. In Ländern wie Indien, beispielsweise in und um Delhi, sind bereits zahlreiche Satellitenstädte entstanden und der so genannte Industriekorridor zwischen Delhi und Mumbai ist ein ambitioniertes Entwicklungsprojekt, um diese beiden Städte miteinander zu verbinden“, erklärt Talwar. Er weist darauf hin, dass derartige Ressourcenbündelungen Chancen eröffnen, Wissenscluster entstehen lässt und die Entwicklung von Branchen und Kompetenzzentren beschleunigt. Andererseits setzt die Urbanisierung kritische Bereiche der Infrastruktur wie Wohnungsbau, Wasser und Abwasser, Bildungs- und Gesundheitswesen, Sozialfürsorge und Verkehr unter enormen Druck. „Andere, weltweit zu beobachtende Trends sind die Verbesserung der Lebensstandards sowie die wachsende Mittelschicht. Jedes Land strebt Wirtschaftswachstum, verbesserte Lebensbedingungen und Einkommen der eigenen Bevölkerung sowie den Auf- bzw. Ausbau der heimischen Industrie und Konsumgesellschaft an. Höhere Einkommen führen gewöhnlich auch zu mehr Konsum, und damit verbunden ist eine dementsprechend steigende Nachfrage nach verpackten Waren bzw. nach Produkten der Tissue- und Papierindustrie“, betont Talwar. Alles dreht sich um Daten Eine wachsende Konsumgesellschaft in den Schwellenländern erhöht den Druck auf die Ressourcenverfügbarkeit und den Wunsch der Menschen nach einem nachhaltigeren Lebensstil. Unternehmen sehen sich der 8 ECHO — 1 / 2015 Herausforderung gegenüber, die Ressourcen nicht überzustrapazieren, gute Corporate Citizens zu sein und gleichzeitig die wachsenden Bedürfnisse der Verbraucher zu befriedigen. Die zunehmende Fokussierung auf Nachhaltigkeit hat auch zur Entstehung einer neuen Version des Recycling geführt, die gemeinhin als „Sharing Economy“ bekannt ist. „Anstatt mir ein Auto zu kaufen, das ich lediglich in etwa 5 Prozent meiner Zeit nutze, kann ich mich an einem Carsharing-Konzept beteiligen, bei dem sich vielleicht 18 Personen ein Auto teilen, oder aber mir stundenweise ein Auto mieten. Dasselbe System eignet sich für Fahrräder, Elektrowerkzeuge und andere Haushaltsgüter. Das Teilen von Ressourcen verringert das Abfallaufkommen, kann aber die Rentabilität der Unter- Digital Natives sind der Meinung, dass sie ihre Kunden besser erreichen als die bisherigen Akteure. nehmen schmälern, da dies mit rückläufigem Konsum verbunden ist“, gibt Talwar zu bedenken. Die größte Herausforderung für eher traditionelle Unternehmen stellen jedoch die in das Digitalzeitalter hinein geborenen Firmen und Menschen dar. Die traditionellen physischen Unternehmen prallen auf die Welt der digitalen Unternehmen, die alles als Daten ansehen. Diese Digital Natives sind der Überzeugung, dass sich alle Probleme mit Hilfe der richtigen Software oder Algorithmen lösen lassen. „Diese Zeitgenossen glauben, alles besser machen zu können als die bisherigen Akteure der jeweiligen Branchen, weil sich alles um Daten dreht, um das Verständnis der Kundenbedürfnisse und die Lieferkette. Aber es geht um die Beseitigung von Mängeln und die Optimierung der Arbeitsabläufe.“ Talwar hält diese Einstellung für den Grund, dass Unternehmen wie Google Flughäfen eröffnen, und dass Facebook darüber nachdenkt, eine Bank und ein Gesundheitsunternehmen zu werden. Weil sie über dermaßen viel Daten und Einblick verfügen, wähnen sie sich in einer besseren Position, um die Daten zu verwalten und mit den Endverbrauchern zu verbinden, als traditionelle Unternehmen. Innovation ist der Schlüssel Wie aber können dann traditionelle Branchen mithalten und die Herausforderungen der digitalen Unternehmen meistern? Der Wettbewerb ist besonders heftig, weil das revolutionäre unternehmerische Denken sich auch auf das hohe Niveau gesetzter Ziele ausweitet. Strategien und einerseits zwar exakte, andererseits aber auch schwerfällige Unternehmenskonzepte von Visionen, Fantasie und einem kollektiven Eigentum an einem ambitionierten Ziel abgelöst werden. Die derzeit die Zukunft gestaltenden Unternehmen werden häufig von einer großen Leidenschaft für eine Idee und die Liebe zu dem, woran sie glauben, angetrieben. Mit Fantasie und Experimentierfreude treiben sie den Innovationsprozess voran, sie treffen zahlreiche schnelle und intuitive Entscheidungen und sind gewillt, die Zukunft zu erforschen, und sie handeln dementsprechend. Schlüsselfaktoren sind dabei beschleunigte Entscheidungsprozesse und das Ausschöpfen des gesamten Potenzials der Organisation sowie Innovationssupport. „Wir müssen über alle Organisationsebenen hinweg vermitteln, dass wir uns auch außerhalb unserer eigenen Branche umschauen müssen, um erkennen zu können, was die Welt verändert. Wir müssen in die Fähigkeiten der Menschen rund um Innovation, Problemlösung und multiples Denken investieren. Auch müssen wir die Tatsache berücksichtigen, dass die Arbeitskräfte in Zukunft eine viel höhere Lebenserwartung haben werden. Daher müssen wir den Menschen ein lebenslanges Lernen ermöglichen, um ihnen zu helfen, ihre wirtschaftliche Lebensfähigkeit zu erhalten.“ Roboter im Arbeitsleben „Neue Unternehmen haben neue Strategien für die Suche nach exponentiellem Wachstum und nach besseren Geschäftsmöglichkeiten durch die Optimierung von Schlüsselaktivitäten um einen Faktor von zehn oder mehr eingebracht. Ein Beispiel, das mir wirklich gefällt, ist ein typisches, neues Ford-Modell, das aus 5.000 bis 6.000 Komponenten besteht, und das etwa zwei bis drei Jahre der Entwicklung und Produktion eines Prototyps in Anspruch nimmt. Und dann kommt ein Unternehmen wie Local Motors daher und kann innerhalb weniger Tage ein Auto nach Maß mit weniger als 50 Komponenten entwerfen und in 3D ausdrucken - und dies inklusive beachtlicher Verkürzung der Design- und Produktionszyklen.“ Talwar betont explizit, dass sich der gesamte Ansatz, das Morgen zu gestalten, in einem Änderungsprozess befindet, indem langfristige Eine andere Entwicklung bezüglich der Veränderungen im Arbeitsleben ist die zunehmende Robotertechnik. Talwar vertritt die Meinung, dass die Automatisierungstechnik an den Arbeitsplätzen zunehmen wird, aber noch interessanter, dass wir auch erleben werden, wie Arbeitskräfte sich psychisch und physisch verbessern , um optimale Leistungen erbringen zu können. „Innerhalb der nächsten zehn Jahre werden sich vermutlich die Arbeitskräfte aus Menschen ohne Weiterbildung, Menschen mit psychischer und physischer Weiterbildung und Robotern zusammensetzen. Eine der größten Herausforderungen, denen Organisationen zukünftig ausgesetzt sein werden, ist die Frage, wie diese integrierte Arbeitnehmerschaft zu führen ist und wie Menschen die Fähigkeit vermittelt werden kann, eine zunehmend komplexe Welt zu navigieren.“ Dies alles mag sich wie Science Fiction anhören, aber Talwar betont, dass die Zukunft sich großenteils bereits abspielt, während wir sprechen. „Eines unserer größten Probleme ist, dass wir häufig dazu neigen, nicht zu glauben, dass etwas geschieht, wenn wir es nicht mit eigenen Augen sehen oder eigenen Ohren hören. Der Science-Fiction-Autor William Gibson hat mal gesagt: „Die Zukunft ist schon da, sie ist eben noch sehr ungleich verteilt.“ Wir müssen den Menschen dabei helfen, aufzuwachen und zu erkennen, wie schnell und wie sehr sich die Welt ändert. Und wir müssen ihnen dabei helfen, den Wandel anzunehmen und Wege zu finden, ihre eigene Zukunft in die Hand zu nehmen.“ PULP VISION Jede Organisation sollte sich auch außerhalb der eigenen Branche umschauen, um erkennen zu können, was die Welt verändert. 10 ECHO — 1 / 2015 Die einzige Konstante ist Veränderung Globale Trends managen Marktanalytiker Jarmo Suorsa ist Mitarbeiter in Metsä Groups Abteilung Business Intelligence, die durch das Sammeln, Verarbeiten und Teilen analytischer Einblicke maßgeblich zur Entscheidungsfindung im Konzern beiträgt. Das Verfolgen und die Analyse von sowohl Megatrends als auch schwachen Signalen zählen zur täglichen Arbeit des Teams. Suorsa schließt sich den Einschätzungen des Zukunftsforschers Rohit Talwar an, dass zahlreiche derzeitige Megatrends Metsä Fibres Geschäften eher zuträglich sind. „Diese Phänomene können unterteilt werden in demografische Trends und solche, die eher mit dem globalen Kräftegleichgewicht zusammenhängen. Urbanisierung, Überalterung und das Wachstum aufstrebender Volkswirtschaften sind denjenigen demografischen Veränderungen zuzuordnen, die den Bedarf an Produkten und Verpackungen aus Tissuepapier erhöhen. Auch das wachsende Bewusstsein für Produktsicherheit und Hygiene bietet speziell den zertifizierten nordischen Frischfasern im Vergleich zu Recyclingfasern einen deutlichen Wettbewerbsvorteil“, betont Suorsa. Angesichts globaler Machtverschiebungen werden Metsä Fibres Zellstofffabriken sicherlich den Anforderungen an Ressourceneffizienz und Recycling gerecht, indem sie alle Nebenprodukte bestmöglich nutzen und einen hohen Energieautarkiegrad aufweisen. „Die Versorgung der Zellstoffproduktion mit erneuerbaren natürlichen Ressourcen ist in Finnland auf exzellentem Niveau. Unsere Infrastruktur, Kompetenz und lange Tradition des Respekts vor den Wäldern und deren Pflege als wertvolle Ressource unterstützen die zunehmende Notwendigkeit nachhaltiger Produktionsmethoden.“ Ein weiterer wichtiger Megatrend mit Auswirkungen auf Zellstoffe ist die Digitalisierung, zum Beispiel in dem Sinne, wie neue Technologien und effizientere Methoden signifikante Produktivitätssteigerungen bewirkt haben. Der rasante Aufstieg des Onlinehandels hat auch den Bedarf an Verpackungsmaterial erhöht. „Was Metsä Fibre betrifft, stellt das bahnbrechende RFID-Tracking-System ein vorzügliches Beispiel für die Vorteile der Digitalisierung dar. Indem es effizientere Logistikabläufe ermöglicht, wirkt es sich positiv auf die gesamte Wertschöpfungskette und die Steigerung der Ressourceneffizienz aus“, fügt Suorsa an. INFO Jarmo Suorsa, Marktanalytiker Metsä Group Business Intelligence jarmo.suorsa@ metsagroup.com Unsere lange Tradition des Respekts vor den Wäldern als wertvolle Ressource unterstützt die zunehmende Notwendigkeit nachhaltiger Produktionsmethoden. GREEN GROWTH Bioprodukten gehört die Zukunft Metsä Fibre hat mit dem Bau der weltweit ersten Next-GenerationBioproduktfabrik an seinem Standort im finnischen Äänekoski begonnen. Die neue Fabrik, deren Fertigstellung für das dritte Quartal 2017 veranschlagt ist, wird den wachsenden Bedarf an Weichholzzellstoff decken und die Nebenprodukte weitaus effizienter als bisher nutzen. Text: Timo Nykänen, Fotos: Metsä Fibre M Metsä Fibre bereitet sich auf die Vorreiterschaft in einer Wachstumswelt vor, in der Bioökonomie eine immer größere Rolle spielt. Der Bedarf an auf erneuerbaren Rohstoffen basierenden Produkten und Energien nimmt kontinuierlich zu, während andererseits Standards für Ressourceneffizienz eine optimale Nutzung eben dieser Materialien von uns fordern. „Durch Umstrukturierungen in unserem Kerngeschäft ist der Bau von Anlagen für die Fertigung eines einzigen Produkts unrentabel geworden. Das Holz, das wir verarbeiten, ist unser teuerster Produktionsfaktor, also ist es offensichtlich, dass wir den aus ihm abschöpfbaren Mehrwert maximieren müssen“, erläutert Niklas von Weymarn, VP Research, Metsä Fibre. Es ist schon lange üblich, Nebenprodukte der Zellstoffproduktion gewinnbringend zu nutzen. Durch den Verkauf von Tallöl, Terpentin und Bioenergie erwirtschaftet Metsä Fibre über 100 Millionen EUR jährlich, was etwa zehn Prozent des Gesamtumsatzes entspricht. Der Ertragsanteil aus Nebenerzeugnissen könnte sich in den kommenden Jahren durchaus verdoppeln. Metsä Fibres neue Bioproduktfabrik wird über eine Produktionskapazität von jährlich etwa 1,3 Millionen Tonnen Zellstoff verfügen, von denen geschätzte 800.000 Tonnen aus Weichholz und 500.000 Tonnen aus Hartholz gefertigt werden. Mit Kosten in einer Größenordnung von circa 1,2 Mrd. EUR stellt die Produktionsstätte das teuerste einzelne Investitionsprojekt in der Geschichte der finnischen Zellstoff- und Papierindustrie dar, 12 ECHO — 1 / 2015 und sie wird die größte holzverarbeitende Fabrik in der gesamten nördlichen Hemisphäre sein. Minimierte Umweltauswirkungen Eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben der Bioproduktfabrik wurde im Frühjahr 2014 aufgenommen und Ende Oktober abgeschlossen. Die beantragte Umwelt- und Wasserentnahmegenehmigung seitens der staatlichen Regionalverwaltung für West- und Mittelfinnland wurde im Januar 2015 erteilt. Auf Grundlage dieser Umwelt- und Wasserentnahmegenehmigung wurde auch grünes Licht für die Aufnahme der Tätigkeiten gegeben. Umweltgenehmigungen wurden zudem für die Rindentrocknung, eine Vergasungsanlage, eine Vergärungsanlage, eine gemeinschaftlich mit der Stadt Äänekoski betriebene Abwasseraufbereitungsanlage sowie die Abwasseraufbereitungsanlage von Metsä Board gewährt. Obwohl die Bioproduktfabrik mehr als doppelt so groß sein wird wie die derzeitige Zellstofffabrik, werden ihre Abwasseremissionen die für die alte Anlage behördlich vorgeschriebenen Limits nicht überschreiten. Ein Grund für die Einhaltung der strikten Emissionswerte ist, dass die Bioproduktfabrik die weltweit effizienteste Abwasseraufbereitung gewährleisten wird. „Unter ökologischen Gesichtspunkten ist es natürlich besonders wichtig, die jeweils neuesten und effizientesten Technologien einzusetzen, um den Wasserverbrauch und mit Hilfe einer umfassenden Gasverwertung auch Geruchsemissionen zu minimieren“, erläutert Projektleiterin Johanna Harjula, die für die Umweltverträglichkeitsprüfung GREEN GROWTH Jährliche Zellstoffproduktion: 1,3 Millionen Tonnen Rekordinvestition: 1,2 Milliarden EUR Die Bioproduktfabrik in Äänekoski wird den Anteil erneuerbarer Energien in Finnland um über zwei Prozentpunkte erhöhen. und Genehmigungseinholung in der Vorplanungsphase verantwortlich zeichnete. Auch wenn der zunehmende Kühlwasserbedarf der Bioproduktfabrik die thermische Belastung der Gewässer erhöhen wird, weist Harjula darauf hin, dass ersten Untersuchungen zufolge keine signifikanten Auswirkungen auf Fischbewegungen oder den Allgemeinzustand der Wasser zu erwarten sind. Auch wird versucht, die Wärmebelastung der Gewässer durch Nutzung der Wärme für die Erzeugung neuer Bioprodukte zu reduzieren. Obwohl die Bioproduktfabrik einen hohen Holzbedarf generieren wird, bedeutet dies absolut keine Überforderung der Waldressourcen Finnlands. Die Fabrik wird den jährlichen Verbrauch von Faserholz um etwa vier Millionen Kubikmeter steigern, also um etwa zehn Prozent. Berechnungen haben ergeben, dass in Finnland unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit jährlich sieben Millionen Kubikmeter mehr Weichholz und vier Millionen Kubikmeter mehr Birkenholz gefällt werden könnten. Geruchslos und frei von fossilen Brennstoffen Metsä Fibre ist bemüht, in allen Produktionsstätten komplett ohne fossile Brennstoffe auszukommen. Die unternehmenseigene Fabrik im ostfinnischen Joutseno hat dieses Ziel bei Normalbetrieb bereits erreicht, und dieselbe Technologie wird auch in 14 ECHO — 1 / 2015 der Bioproduktfabrik in Äänekoski Anwendung finden. „Durch Rindenvergasung gewonnenes Gas ersetzt hierbei das derzeit für den Betrieb des Kalkofens verwendete Schweröl. Wir ziehen auch in Erwägung, den in der Fabrik anfallenden Schlamm zur Erzeugung von Produktgas zu nutzen“, erklärt von Weymarn. Ein weiteres zukunftsweisendes Konzept, mit dem sich die Bioproduktfabrik von Beginn an von konventionellen Zellstofffabriken unterscheidet, ist die Umwandlung unangenehm riechender, gasförmiger Emissionen in Schwefelsäure. Diese chemische Verbindung ist nicht nur für die in der Zellstoffproduktion wichtige Chemikalie Chlordioxid erforderlich, sondern auch für die Produktion von Tallöl. Mit Hilfe der Eigenerzeugung von Schwefelsäure aus übel riechenden Gasemissionen ist das Unternehmen auch unabhängiger von externen Anbietern dieser chemischen Verbindung. „Eine Reduzierung unangenehmer Gerüche wird auch die auffälligste Umweltauswirkung sein, die von der Bevölkerung im Umland wahrgenommen werden wird“, fügt Harjula an. Energieeffizienter Vorreiter Nach ihrer Fertigstellung wird die Bioproduktfabrik auch ein wahrhaftiger „Energieerzeugungsriese“ sein. Ein Ziel der Planungsphase war, die Fabrik zur Bioprodukten gehört die Zukunft Entwicklung eines bioökonomischen Ökosystems Niklas von Weymarn VP Research Metsä Fibre Espoo, Finnland weltweit energieeffizientesten Produktionsstätte werden zu lassen, indem in der Produktion von Zellstoff und anderen Bioprodukten ein Energieselbstversorgungsgrad erreicht wird, der sogar die Veräußerung der Überschussenergie als Biostrom erlaubt. „Das im Rückgewinnungskessel der Fabrik erzeugte riesige Dampfvolumen wird uns ermöglichen, jährlich bis zu 1,8 Terawattstunden Biostrom zu generieren, was einem Viertel des Outputs des Kernkraftwerks in Loviisa entspricht. Die neuen Anforderungen an Energieeffizienz und die bemerkenswert hohe Erzeugung von Biostrom sind weitere Faktoren, die den Vorzug einer Bioproduktfabrik gegenüber einer konventionellen Zellstofffabrik rechtfertigen“, betont von Weymarn. Neben der Biostromerzeugung prüft das Unternehmen die Möglichkeiten, den Schlamm aus der Abwasseraufbereitungsanlage durch Vergärung zur Herstellung von Biogas zu nutzen. Dieses Gas könnte dann wiederum für die Befeuerung des Kalkofens sowie als Biokraftstoff für Kraftfahrzeuge genutzt werden. Ein weiterer Entwicklungspfad ist die Nutzung von Baumrinde gemeinsam mit Holzhackschnitzeln und Sägemehl zur Herstellung diverser flüssiger und gasförmiger Biobrennstoffe. Mit Inbetriebnahme der Bioproduktfabrik werden in der gesamten Wertekette Finnlands etwa 1500 neue Arbeitsplätze entstehen. Am meisten dürfte der Arbeitsmarkt in der Forstwirtschaft und der Transportbranche von der Fabrik profitieren. Nach ihrer Fertigstellung wird die Bioproduktfabrik zu einem Anstieg der finnischen Exporte und Einkommen in Höhe von jeweils einer halben Milliarde Euro führen. „Wir hoffen, dass dieses Projekt auch unsere Stakeholder zu Investitionen in die Bioökonomie anspornt. Wir sehen uns als Vorreiter, der dringend erforderliche Impulse in einem ansonsten eher trüben Wirtschaftsklima gibt“, sagt von Weymarn. Im Zuge des Projekts „Bioproduktfabrik“ verfolgt Metsä Fibre insgesamt acht Entwicklungspfade zu potenziellen neuen Bioprodukten. Die am weitesten gediehenen Konzepte sind die Vergasung von Baumrinde zur Erzeugung von Biokraftstoff und die Nutzung gasförmiger Emissionen zur Herstellung von Schwefelsäure. Die Entwicklung neuer Bioproduktkonzepte wird sich über die gesamte Lebensspanne der neuen Fabrik ziehen, wobei neue Produkte nach und nach eingeführt werden sollen. Im Idealfall wird durch die Bioproduktfabrik ein neuartiges biowirtschaftliches Ökosystem entstehen, das auch zahlreichen anderen Unternehmen Geschäftschancen bietet. Drei Unternehmen wurde bereits der Zuschlag für die Kooperation in der Entwicklungsphase gegeben: FA Forest Oy, Elastopoli Oy, und Itochu Corporation, einer von Metsä Fibres Anteilseignern. Neue Materialien und Düngemittel Metsä Fibre wird die bereits 2009 lancierte Entwicklungsarbeit für ein neues Verfahren zur Herstellung von Textilfasern aus Zellstoff gemeinsam mit dem Mischkonzern Itochu fortsetzen. Zudem ist Metsä Fibre in Kooperation mit Forschungsinstituten und anderen Unternehmen der Zellstoff- und Papierindustrie in Forschungsprogramme unter Leitung des Finnischen Bioökonomieclusters FIBIC Oy eingebunden. Mit FA Forest kooperiert Metsä Fibre in Studien zum Nutzungspotenzial von in der Zellstoffproduktion anfallender Asche als Düngemittel oder Erdbaumaterial. Niklas von Weymarn, VP Research bei Metsä Fibre, lobt diese Initiative ganz besonders: „Dies ist ein exzellentes Beispiel für eine funktionierende Recyclingwirtschaft: im Wald gewachsenes Holz wird zu verschiedenen Produkten verarbeitet, wobei als Nebenerzeugnis Asche entsteht, die dann wiederum in Form von Dünger für neue Bäume im Wald verwendet wird.“ Zellstoff kann auch für die Herstellung diverser Biokompositmaterialien genutzt werden. Metsä Fibre hat diesen Entwicklungspfad gemeinsam mit dem Unternehmen Elastopoli Oy betreten, das eine Pilotanlage zur Entwicklung innovativer Verbundwerkstoffe aus Zellstoff und Kunststoff z.B. für die Produktion von Autoteilen betreibt. Ein weiteres zukunftsweisendes Vorhaben ist die Verarbeitung des holzeigenen Bindemittels Lignin zu Bioprodukten. Bis dato wird in der Zellstoffproduktion gewonnenes Lignin für die Erzeugung von Bioenergie genutzt. FIBRE FACT Die Fabrik wird ein Industriewahrzeichen sein Timo Merikallio, Projektleiter, Bioproduktfabrik Metsä Fibre, Finnland 16 ECHO — 1 / 2015 Die Rekordfabrik Das Bauprojekt von Metsä Fibres bahnbrechender Bioproduktfabrik ist eine beeindruckende Meisterleistung des Projektmanagements. Text: Timo Nykänen, Fotos: Metsä Fibre Im April 2015 gab Metsä Fibre endgültig grünes Licht für den Bau der neuen Bioproduktfabrik in der mittelfinnischen Ortschaft Äänekoski. Die Vorplanungen für dieses sorgfältig ausgearbeitete Projekt wurden bereits 2013 aufgenommen, und die offizielle Bekanntmachung folgte im April 2014. Nach ausführlichem Studium der Pläne genehmigte die Geschäftsleitung des Unternehmens den vorgestellten Anlagevorschlag. Kurz darauf wurden die Bauarbeiten aufgenommen. Bereits Ende des Sommers 2017 soll das neue Werk den Betrieb aufnehmen. „Der Zeitplan ist zwar recht knapp gefasst, hat aber keineswegs Ausnahmecharakter. Die Voraussetzungen sind zwar etwas herausfordernder als bei einem gewöhnlichen Greenfield-Projekt, da die neue Fabrik Teil eines integrierten Industriestandorts werden wird, der bereits in jeder Hinsicht funktionsfähige Zellstoff-, Karton- und Chemiefabriken beherbergt“, erläutert Timo Merikallio, Projektleiter der Bioproduktfabrik. Er betont die Bedeutung eines harmonischen Nebeneinanders von Bauprojekt und laufendem industriellem Betrieb. Die exakte Begrenzung des 40 Hektar großen Industriegebiets ist ein weiterer außergewöhnlicher Faktor, der besonders sorgfältige Projektplanung und -prognosen erforderlich macht. „Wir sind uns völlig im Klaren darüber, dass dies selbst im globalen Maßstab ein wirklich großes Bauprojekt ist, und in Finnland gar das größte, das je in der finnischen Forstindustrie realisiert wurde. Es sind jedoch dermaßen erfahrene Projektspezialisten in die Arbeit eingebunden, dass es kaum noch Aspekte geben kann, die nicht bereits früher schon mal in Erscheinung getreten sind“, fügt Merikallio an. Auch er selbst kann auf eine profunde Berufserfahrung verweisen, da er sich dem Betrieb in Äänekoski - damals noch Metsä Botnia benannt - bereits 1986 angeschlossen hat. Seine Karriere brachte ihn schließlich nach seiner Tätigkeit als Fabrikleiter im südwestfinnischen Rauma 2013 zurück an diesen Standort. Merikallio war bereits 2001 beim Bau der Zellstofffabrik im ostfinnischen Joutseno in die Vorplanungen der Faserlinie eingebunden. I Lokales Wahrzeichen Timo Merikallio erklärt, dass die erste Phase der Bauarbeiten mit dem Einzäunen des Geländes im Mai begann. Darauf folgten grundlegende Standortvorbereitungsmaßnahmen, Rammarbeiten und der Guss des Fundaments für den Fabrikschornstein. Start der Vorplanungen 2013 2014 April: September: Oktober: Bekanntmachung des neuen Fabrikprojekts Einreichen des Antrags auf Umweltgenehmigung Beginn der Abbrucharbeiten der alten, stillgelegten Fabrik FIBRE FACT 6.000 Die Bioproduktfabrik wird während der Bauphase etwa 6.000 Personen beschäftigen. „Der neue Betonschornstein wird im Gleitschalverfahren errichtet und mit einer Höhe von nahezu 120 m und einem Durchmesser von 12 m bereits an sich eine beeindruckende Leistung darstellen. Zudem wird er gegen Ende des Sommers das erste konkrete Zeichen der neuen Fabrik sein, das von außerhalb des Geländes zu sehen ist. Auch ein temporär außerhalb des derzeitigen Fabrikgeländes angelegter Holzplatz zeugt von der Bautätigkeit.“ Merikallio berichtet, dass sich die Bauphase bis in die erste Hälfte des Jahres 2016 ziehen wird, und die anschließenden Montagearbeiten der Anlagen bis Anfang 2017 andauern werden. Die dritte Projektphase umfasst die Testläufe, und im August des übernächsten Jahres soll dann die endgültige Inbetriebnahme der neuen Fabrik stattfinden. Förderung erneuerbarer Energien Die Anlagen- und Gebäudeplanung der neuen Bioproduktfabrik hat Metsä Fibre mit den Unternehmen Sweco Industry Oy und Sweco Rakennetekniikka Oy abgestimmt, die beide mit dem Unternehmen Neste Jacobs Oy kooperieren werden. Die Wahl der Lieferanten industrieller Anlagen für die neue Fabrik fiel auf die Unternehmen Valmet Oyj und Andritz Oy. Valmet wird den Rückgewinnungskessel, die Zellstofftrocknungslinie, den Kalkofen, die Rindenvergasungsanlage und das Januar: Februar: April: Erteilung der Umweltgenehmigung und Präsentation des detaillierten Bioproduktkonzepts Wahl der Hauptlieferanten Investitionsentscheidung und Beginn der Bauarbeiten Anlagenmontage 2016 2015 18 Automatisierungssystem liefern, Andritz hingegen die Faserlinie sowie die Holzverarbeitungs-, Eindampf- und Kaustizieranlagen. „Noch offen sind die Lieferungen der Turbine für die Stromerzeugung und gewisse Lösungen für die Abwasserreinigung sowie die Fertigung von Prozesschemikalien“, berichtet Merikallio. In den Anlagenlösungen des Rückgewinnungskessels wie auch des Kalkofens werden komplett neuartige und fortschrittliche Energietechnologien genutzt. Dies trägt dazu bei, die Bioproduktfabrik zum weltweit energieeffizientesten Zellstoffwerk werden zu lassen, das komplett auf fossile Brennstoffe verzichtet. Als ein bedeutender Förderer der Energieeffizienz wurde dem Äänekoski-Projekt im April dieses Jahres auch von Finnlands Ministerium für Arbeit und Wirtschaft ein Investitionszuschuss für erneuerbare Energien in Höhe von 32,1 Millionen Euro bewilligt. „Es zeichnete sich bereits in der frühen Vorplanungsphase ab, dass hier weitaus mehr als nur einfach eine Zellstofffabrik entstehen würde. Das Ziel war und ist, ein Musterbeispiel in Energie- und Ressourceneffizienz zu schaffen und gleichzeitig Bioprodukte zu entdecken, um einen höheren Mehrwert aus den Rohstoffen ziehen zu können als in konventionellen Produktionsstätten“, erklärt Merikallio. ECHO — 1 / 2015 Inbetriebnahme im 3. Quartal 2017 Die Rekordfabrik Reibungsloser Start Camilla Wikström, Fabrikleiterin Metsä Fibre Äänekoski Finnland Bedeutender Arbeitgeber Ein Impuls für das Projekt Bioproduktfabrik war das kontinuierliche, globale Absatzwachstum für Weichholzzellstoff, insbesondere in Fernost. Der globale Zellstoffbedarf lag in 2011 bei etwa 23 Millionen Tonnen und wird Prognosen zufolge bis zum Jahr 2017 auf circa 25 Millionen Tonnen jährlich ansteigen. Der Kapazitätsausbau zur Befriedigung dieses starken Markts erhöht Metsä Fibres Wachstumschancen und langfristige Rentabilität. Auch der Standort in Mittelfinnland ist zur Sicherung des Zugriffs auf qualitativ hochwertige Rohstoffe ideal, da das regionale Logistiknetzwerk bereits gut funktioniert. Die Bioproduktfabrik wird bereits in der Bauphase etwa 6000 Jobs schaffen, nach Inbetriebnahme werden in der gesamten Wertekette 2500 Dauerarbeitsplätze entstehen. Die neue Fabrik selbst wird etwa 200 Mitarbeiter beschäftigen. „Die wichtigste Nachricht für die Region Äänekoski ist, dass die neue Einheit für die nächsten 30 Jahre industrielle Arbeitsplätze in unserer Fabrik garantiert. Diese neuen Jobs entstehen hauptsächlich dort, wo Holz geerntet und transportiert wird“, sagt Merikallio. Er führt aus, dass die Bauarbeiten in Dutzende von Teilprojekten aufgeteilt worden sind, die auch kleinen und mittelgroßen Bauunternehmen der Region Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Die Bioproduktfabrik wird unterschiedlichste, auf Bioökonomie spezialisierte Firmen unterstützen, die holzbasierte Bioprodukte der Zukunft entwerfen und produzieren. Dies verspricht hohe Multiplikatoreffekte sowohl für die Region als auch für ganz Finnland. Camilla Wikström, die derzeitige Fabrikleiterin in Äänekoski, wurde zum 1. September 2015 zur Leiterin der neuen Bioproduktfabrik ernannt. Ihre Aufgaben in dem Bauvorhaben umfassen die Entwicklung von Betriebsformat und -organisation der Bioproduktfabrik sowie Öffentlichkeitsarbeit. Wikström schloss sich Metsä Group im Jahr 2002 an und trug für das Unternehmen zunächst im Kundenservice und R&D Verantwortung. „In der jetzigen Phase besteht mein Job in der Ressourcenplanung und Mitarbeiterentwicklung sowie der Umsetzung eines Betriebsformats für die neue Fabrik, damit wir den bestmöglichen Start hinlegen können. Sorgfältige Planung ist auch aus dem Grunde geboten, dass die Inbetriebnahme der neuen Fabrik gleichzeitig das Herunterfahren des alten Betriebs erfordert“, erläutert Wikström. Die Bioproduktfabrik wird die derzeitige Zellstofffabrik am Standort Äänekoski komplett ersetzen, und laut Wikström ist ein Stillstand von nur wenigen Tagen zwischen dem Herunterfahren der alten Anlage und der Inbetriebnahme der neuen geplant. Gemeinsame Herausforderung Gesellschaftliche und Interessengruppenbeziehungen sind in einem Projekt, das substanzielle Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft Finnlands haben wird, von ganz besonderer Bedeutung. Wikström erklärt, dass der Erhalt offener Kommunikationskanäle mit den involvierten Parteien ein Schlüsselaspekt ihrer Projektaufgaben sein wird. „Es war sehr erfreulich zu sehen, wie positiv das Projekt angenommen wurde, und mit welchem Enthusiasmus sich alle beteiligen. Ende April haben wir beispielsweise eine Publikumsveranstaltung auf dem Marktplatz in Äänekoski arrangiert, um Anwohnern die Gelegenheit zu bieten, mehr über das Projekt zu erfahren und mit Projektbeteiligten zu diskutieren. Zudem haben mehrere Hundert Besucher an den angebotenen Besichtigungen des Fabrikgeländes teilgenommen.“ Camilla Wikström wird eine offene und zeitnahe Information der Öffentlichkeit während des gesamten Projekts sicherstellen. Market review metsafibre.com Text: Ian Fenton, Fotos: George Popescu / Velhot Ein schlafender Riese? Wenn in der Geschäftswelt von Wachstumsmärkten die Rede ist, so denkt man in aller Regel an Asien oder Südamerika. Könnte es sein, dass ein beachtliches Wachstumspotenzial auch in etwas näheren Gefilden zu finden ist? 20 ECHO — 1 / 2015 Anders Westerholm, Vertriebsdirektor der Metsä Fibre GmbH, spricht von Südosteuropa mit fast gezügeltem Enthusiasmus, so als befürchte er, einen heißen Tipp preiszugeben. „Aus Sicht eines westlichen B2B-Unternehmens sind die Verkaufszahlen in dieser Region auf recht niedrigem Niveau, und wenn man sich das Pro-Kopf-BIP etc. ansieht, sind andere Regionen ein paar Schritte voraus.“ „Andererseits ist dies jedoch wohl auch ein Zeichen für das zukünftige Potenzial dieses Marktgebiets“, setzt er fort. „Es ist eben nur eine Frage der Zeit. In 20 Jahren werden die Dinge ganz anders aussehen, davon sind wir alle überzeugt.“ Westerholm steht mit seiner Prognose keineswegs allein, und die Wachstumsraten der jüngsten Vergangenheit sind der Grund dafür, dass Südosteuropa ein zunehmend interessantes Gesprächsthema geworden ist. Die Länder dieser Region erfreuen sich eines jährlich stabilen Wirtschaftswachstums, was wahrlich kein leichtes Unterfangen ist in einem Umfeld schleppender Erholung, wie es andernorts wenn überhaupt - zu beobachten war. Aber wie kommt es zu diesem Wachstum? In vielerlei Hinsicht kann es dem Umstand zugeschrieben werden, dass etliche Länder der Region während der letzten Jahre in die EU aufgenommen worden sind. Dies bringt sie in den Genuss infrastruktureller Investitionen, und der Dominoeffekt ist ein zwar langsamer, aber stetiger Anstieg des Verbrauchs. Westerholm zeigt die Verbindung dieser Gegebenheiten mit Trends in der Zellstoffund Papierindustrie auf: „Wo immer eine Verbrauchszunahme zu verzeichnen ist, wird allmählich auch ein kontinuierliches Wachstum bei Verpackungen und Tissue zu beobachten Südosteuropäische Länder erleben den Aufstieg einer neuen Mittelschicht. sein. Tatsächlich sind dies unter den gegebenen Umständen die hauptsächlichen Papiersorten mit steigender Nachfrage. Es gibt eindeutige Verknüpfungen mit der wirtschaftlichen Entwicklung.“ Südosteuropäische Länder erleben den Aufstieg einer neuen Mittelschicht in ihrer jeweiligen Bevölkerung, und diese kürzlich zu Wohlstand gekommenen Bürger kaufen nicht nur Waren in Preisklassen, die sie sich zuvor nicht leisten konnten, sie verlangen auch eine Produktqualität, die ebenso hoch ist wie die ihrer Pendants in anderen Ländern - wenn nicht gar höher. Nachhaltigkeit ist ein weiteres Schlagwort in dieser Region, besonders seit große internationale Ketten beträchtliche Marktanteile der Einzelhandelslandschaft gewonnen haben. Mit Hauptsitz größtenteils in Westeuropa wenden sie ihre Nachhaltigkeits- und Zertifizierungsstandards in allen ihren Operationen an, was auch bedeutet, dass regionale Papierhersteller die beste Position haben, da sie im Allgemeinen ein ganz besonderes Augenmerk auf ihr Beschaffungs- und Supply Chain Management werfen. Entwicklungsherausforderungen All dies bedeutet natürlich nicht, dass der südosteuropäische Zellstoffmarkt problemlos zu erobern sei. Es gibt ganz im Gegenteil gewisse Schlüsselherausforderungen, denen Papierhersteller und andere B2B-Unternehmen beim Versuch, Kapital aus der gestiegenen Kaufkraft der Bevölkerung zu schlagen, gewöhnlich gegenüberstehen. In Westeuropa und anderen gesättigten Märkten gehören die Kunden für Rohstoffe wie Zellstoff für die Papierproduktion großen Unternehmensgruppen an, wohingegen die meisten Papierhersteller in Osteuropa unabhängige Einzelunternehmen sind. Persönliche Beziehungen, Vertrauen und Zuverlässigkeit sind für sie daher ungleich wichtiger als anderswo. „Ohne ausgeprägte Beschaffungs- und Einkaufsstrukturen kann die Errichtung einer Versorgungsbasis für unsere potenziellen Kunden in Südosteuropa eine echte Herausforderung sein. Dies wirkt sich in beide Richtungen aus: herkömmliche Kreditvereinbarungen sind schwierig zu arrangieren, und es gilt noch zahlreiche andere finanzielle und administrative Hürden zu überspringen.“ Auch aus diesen Gründen arbeitet Metsä Fibre in dieser Region mit einem Handelshaus zusammen. Die Europcell GmbH erfreut sich langfristiger Beziehungen mit dort ansässigen Unternehmen (mehr zu diesem Thema auf Seite 22 im Artikel „Maßgeschneiderte Lösung“). „Vertrauen ist auf beiden Seiten unerlässlich“, bekräftigt Westerholm. Und jeden einzelnen Kunden von Metsä Fibre in der Region persönlich getroffen zu haben, sieht er als besonders wichtig in der Kontaktpflege an. Mit einem derzeitigen Absatzpotenzial von 350.000 Tonnen Fasern und steigender Tendenz im Zuge der bereits aufgezeigten Trends mag Südosteuropa die Bezeichnung „schlafender Riese“ verdienen oder auch nicht, aber es handelt sich hier sicherlich um einen Markt, von dem in Zukunft noch viel zu hören sein wird. PARTNERS IN PULP 22 ECHO — 1 / 2015 Maßgeschneiderte Lösung Metsä Fibre hat gemeinsam mit seinem Vertriebspartner Europcell eine erfolgreiche Zusammenarbeit entwickelt, speziell um den südosteuropäischen Zellstoffmarkt zu bedienen. Text: Ian Fenton, Fotos: George Popescu / Velhot Qualität steht für die Papierhersteller in den südosteuropäischen Ländern an erster Stelle. PARTNERS IN PULP D Den Bedürfnissen entfernterer Märkte gerecht zu werden, ist niemals ein leichtes Unterfangen, jede Exportsituation ist von ganz eigenen, unverwechselbaren Herausforderungen geprägt. Nichtsdestotrotz war das von Metsä Fibre und seinem Vertriebspartner Europcell identifizierte Wachstumspotenzial in Südosteuropa eine umfassende Marktanalyse und die Entwicklung eines neuen Modells für die Zellstofflieferung in der Region wert. „Ausgangspunkt waren Herausforderungen der Kunden“, erläutert Sebastian Hetzmann, Geschäftsführer der Europcell GmbH. „Viele Unternehmen dieser Region befinden sich in finanzieller Hinsicht noch im Aufbaustadium. Es wurden zwar Investitionen in beispielsweise Papiermaschinen getätigt - häufig auch seitens der EU subventioniert - aber die finanzielle Situation unser Kunden erlaubt es ihnen selten, Lagerbestände anzuhäufen, die den Bedarf für die Produktion mehrerer Monate im Voraus sicherstellen können.“ Dieser Umstand hat Fragen der Kosten und Verfügbarkeit in dieser Region zum Gesprächsthema Nummer eins werden lassen, und Akteuren mit Initiative den Weg ausgeschildert, sich dieser Situation zu stellen. „Den Kunden sagt unser gemeinsames Geschäft mit Metsä Fibre ganz besonders zu, weil wir eben diese Lücke schließen: wir sichern den Warenbestand vor Ort, und dies gewährleistet eine kontinuierliche Verfügbarkeit der Fasern.“ Diese Sicherheit ist offensichtlich von zentraler Bedeutung, da die Zusammenarbeit von Metsä Fibre und Europcell mittlerweile ein breites geografisches Spektrum abdeckt und 24 ECHO — 1 / 2015 Kunden in allen Teilen der Region zugutekommt. Gesuchte Qualität liefern Um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass der zunehmende Zellstoffbedarf in Südosteuropa auf minderwertige Produkte zurückzuführen ist, die aufgrund von Qualitätsabstrichen preisgünstig sind, unterstreichen alle involvierten Parteien - Lieferant, Handelsunternehmen und Kunde - mit Nachdruck die Bedeutung qualitativ hochwertiger Produkte in diesem Marktgebiet. „Seit wir hier tätig sind, haben die Kunden Metsä Fibres Botnia Nordic Pine als hochwertigen Rohstoff kennengelernt“, betont Hetzmann. „Um es ganz offen zu sagen, andere Unternehmen haben in der Vergangenheit dazu tendiert, die hiesige Lieferunsicherheit auszunutzen, indem sie Papierherstellern mit begrenzten Möglichkeiten minderwertigen Zellstoff verkauft haben.“ Mehr Offenheit gegenüber den Kunden hinsichtlich des angebotenen Zellstoffs hat zum Aufbau tiefer gehender Beziehungen in der gesamten Region beigetragen, ganz besonders in Rumänien, wo hohe Qualität das Hauptanliegen des Papierherstellers Pehart Tec aus der Stadt Petrești ist. Pehart ist Teil der Unternehmensgruppe MG-TEC GRUP Dej. Mit derzeit drei Papiermaschinen und zwei Verarbeitungslinien sowie einer über 150-jährigen Geschichte ist Pehart sowohl bezüglich des Gesamtvolumens an produziertem Papier als auch der Endproduktkapazität der größte Player der rumänischen Tissueproduktion. „Die Qualität unseres Endprodukts ist unsere einzige Möglichkeit, sich von der Konkurrenz Pehart kann auf eine 150jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken. LOREM IP DOLOR S MAURIS LOREM IP PSUM SET LIBERO PSUM Maßgeschneiderte Lösung am Markt abzusetzen“, erklärt Daniel Rusan, CPO des Unternehmens. „Wir wollen für unsere Kunden nicht nur ein großer, sondern auch ein guter Player und zuverlässiger Partner sein. Wir müssen durchgängig konstante Qualität liefern. Dies ist eines unserer Hauptanliegen.“ Der höhere Stellenwert der Qualität hängt natürlich wesentlich mit dem Entstehen einer neuen Mittelschicht im Land zusammen, die nach Produkten verlangt, die exakt denen in anderen Teilen Europas entsprechen, aber er ist auch auf die Präsenz großer europäischer Einzelhandelsketten in Rumänien zurückzuführen. Diese Ketten dominieren mittlerweile bis zu 60% Prozent der Einzelhandelslandschaft Rumäniens, und sie fordern Tissueprodukte, die hinsichtlich der Nachhaltigkeitskriterien (also auch der entsprechenden Zertifizierung) denen in anderen europäischen Filialen in nichts nachstehen. Dies ist ein Grund, warum Pehart auf dem besten Weg zur kompletten Zertifizierung ist. Bis spätestens Ende 2015 sollen die verbliebenen Anforderungen sowohl hinsichtlich Produktion als auch Verarbeitung erfüllt sein. Um den Appetit auf Zellstoff in Märkten wie Rumänien stillen zu können, bedarf es jedoch mehr als nur des „richtigen“ Produkts das Produkt muss eben auch jederzeit verfügbar sein. Metsä Fibre, Europcell und deren Kunden standen somit vor der Herausforderung, eine entsprechende Logistiklösung zu entwickeln, die nicht nur jetzt sondern auch in Zukunft funktioniert. Logistik als Erfolgsrezept Dieses Arbeitsmodell ist aufgrund des Gemeinschaftscharakters nicht leicht nachzuahmen. Europcell brachte fundierte Kenntnisse der Logistikmärkte dieser Region ein, und gemeinsam mit Metsä Fibre wurde ein Konzept entwickelt, in dem die Handelsgesellschaft den Kunden in Märkten, die zuvor aus geografischen oder finanziellen Gründen ausgeschlossen waren, im Wesentlichen als Hub dient. Dies hat Zeit gekostet, aber das Resultat ist eine maßgeschneiderte Lösung für jedes Land, dem die Partnerschaft zugutekommt. „Marktabhängig wird der Zellstoff per Bahn, LKW oder Schiff angeliefert“, erläutert Hetzmann. „Also haben wir für die verschiedenen Standorte unserer Kunden unterschiedliche logistische Lösungen ausgetüftelt. Für einige Kunden erschien der Straßentransport der beste Weg, für andere hingegen Flusskähne und für größere Länder wie Rumänien wählten wir konkurrenzfähigere Transportlösungen.“ PARTNERS IN PULP 26 ECHO — 1 / 2015 Maßgeschn ß neid derte e Lösung Sowohl bezüglich des Gesamtvolumens an produziertem Papier als auch der Endproduktkapazität ist Pehart Marktführer in der rumänischen Tissueproduktion. PARTNERS IN PULP Dies ist kein leichtes Unterfangen, besonders wenn man die geografische Distanz zwischen Finnland und diesen potenziellen Märkten berücksichtigt. Den Kunden ein auch langfristig attraktives Angebot zu unterbereiten, hatte jedoch höchste Priorität. „Da die Zellstoffmengen, die in diese Märkte geliefert werden, relativ gering sind, und auch die Zahl der Kunden nicht besonders hoch ist, mussten wir einen wettbewerbsfähigen Weg finden. Diese Märkte werden heute in erster Linie aus Deutschland, Österreich und Schweden beliefert, so dass für jeden einzelnen Fall eine flexible und kosteneffiziente Lösung gefunden werden musste.“ Auch die Kunden beteiligen sich aktiv an der Entwicklung dieser logistischen Wege, und Daniel Rusan stuft die nun vorliegende Regelung durchaus als gemeinsame Errungenschaft ein. „In den vergangenen Jahren haben wir gemeinsam mit unseren Lieferanten den besten logistischen Weg ausfindig gemacht, um Zellstoff in diese Region zu transportieren“, sagt er. „Europcell managt das Tagesgeschäft, und die langfristigere Planung wird in Kooperation mit Metsä Fibre abgesprochen.“ Rusan weist auch auf die kontinuierlichen Verbesserungen hin, die bisher erzielt wurden: „Wir diskutieren die Weiterentwicklung und Intensivierung unserer Zusammenarbeit. Immerhin sind wir ein Unternehmen, das zuverlässige Partner sucht und braucht, im Idealfall eine kontinuierliche und langjährige Zusammenarbeit.“ Der Erfolg der Kooperation lässt sich bereits an den Auswirkungen im örtlichen Logistikumfeld messen. Der Hafen von Constanța, etwa vier Autostunden von Peharts Fabriken entfernt, informierte kürzlich über eine Zunahme des Gesamtvolumens an Papier und Zellstoff im zweistelligen Bereich. In den Augen der Kunden waren derartige Volumenanstiege ein Hinweis auf die Möglichkeit, den Endverbrauchern gute Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten zu können. Zielgerade Während diese Dreier-Kooperation bereits einige eindrucksvolle Ergebnisse erzielt hat, nicht zuletzt auch durch die ureigene logistische ‚Pipeline‘, darf durchaus noch mehr erwartet werden. Mit Hilfe der zusätzlichen Kapazität durch Metsä Fibres künftige Bioproduktfabrik in Äänekoski und eine dadurch bedingte, noch konstantere Versorgung - ganz abgesehen von den Auswirkungen auf die Preisgestaltung – glauben sowohl Verkäufer als auch Kunde an eine auch in Zukunft erfolgreiche Partnerschaft in Südosteuropa. Sebastian Hetzmann fasst die die Lage in Zahlen zusammen: „Wir gehen von einem Marktpotenzial in Höhe von insgesamt 350.000 Tonnen aus“, sagt er und meint damit die gesamte Region. „Davon entfallen im besten Fall rund 50.000 Tonnen, also etwa 14% des Gesamtvolumens auf uns. Wir sind davon überzeugt, dass wir unseren Marktanteil auf 25-30% steigern können.“ „Dies wird sich natürlich auch positiv auf die gesamte Logistik auswirken“, betont er. „Sobald eine konstant garantierte Versorgung gegeben ist, können wir das logistische System den neuen Volumina anpassen und dementsprechend verbessern. Danach geht es nur noch um die Verteilung, und eventuell auch die Umsetzung eines permanenten Hubs irgendwo in der Region.“ Pehart Tec konzentriert sich mittlerweile neben der selbstgestellten Forderung nach konstanter Qualität auf den Papierherstellungsprozess selbst, und freut sich darauf, die technischen Kundenservices von Metsä Fibre zur Effizienzoptimierung nutzen zu können. Dieses Interesse an Prozesskompetenz spricht Bände über Metsä Fibres Ruf in der gesamten Region. Hetzmann fasst den derzeitigen Stand der Partnerschaft wie folgt zusammen: „Insgesamt genießt Metsä Fibre einen sehr guten Ruf sowohl hinsichtlich der Qualität als auch der Services. Verglichen mit anderen Lieferanten, die gerade erst versuchen, auf diesen Märkten Fuß zu fassen, haben wir bereits einen Vorsprung erzielt.“ Alle Partner unterstreichen ihren Optimismus, dass Südosteuropa ein großes Wachstum bevorsteht: es ist nur eine Frage der Zeit. Pehart Tec ist auf dem besten Weg zur Zertifizierung der gesamten Produktionskette. 28 ECHO — — 11//2015 2015 Maßgeschneiderte Lösung „Wir wollen für unsere Kunden nicht nur ein großer, sondern auch ein guter Player und zuverlässiger Partner sein.“ Daniel Rusan Pehart Branching out 30 ECHO — 1 / 2015 Fibres of success Nordische Birkenfasern innovativ nutzen Text: Timo Nykänen, Fotos: Fibic / Aalto / Marimekko 77% 2.000 Mrd. Der Bedarf an Textilfasern wird Schätzungen zufolge während der nächsten 15 Jahre um 77 Prozent zunehmen. Da die Baumwollerzeugung aus Mangel an Bewässerungswasser und Agrarland nicht gesteigert werden kann, eröffnen sich neue Chancen für ökologisch erzeugte Holzfasern. Bioprodukte wie z.B. Textilien aus Birkenfasern haben ein gewaltiges Zukunftspotenzial. Der Bioökonomiesektor in der Europäischen Union erzielt jetzt bereits Umsätze in Höhe von rund 2.000 Mrd. Euro jährlich und beschäftigt etwa 22 Millionen Personen. Vom Wald auf den Laufsteg Als Teil des vom finnischen Bioökonomiecluster FIBIC Oy initiierten Programms „FuBio Cellulose“ hat Metsä Fibre gemeinsam mit einer Gruppe von Forschungspartnern an der Entwicklung eines neuen, ökologischen, sicheren und einfachen Prozesses zur Erzeugung von Textilfasern aus Zellulose gearbeitet. Fasern in der Mode Im März 2014 stellte das finnische Unternehmen Marimekko auf seiner Modenschau das revolutionäre, aus Ioncell-Birkenfasern angefertigte Kleid „Allu“ vor. Das Resultat, die Ioncell-Faser, ist stärker als Baumwolle oder Viskose, und ihr erneuerbarer Rohstoff ist jederzeit aus finnischen Wäldern erhältlich. Gelöst in einer neuartigen ionischen Flüssigkeit, wird der Zellstoff mit Hilfe eines Trockendüsen-Nassspinnverfahrens in Textilfasern umgewandelt. 2013 INFO Ionische Flüssigkeiten sind ein entscheidendes Element bei der Produktion von Textilfasern. Mit der Entdeckung einer umweltfreundlicheren Flüssigkeit, die nicht nur Fasern auflösen kann, sondern auch regenerierbar ist, wurde 2013 im Zuge des Forschungsprogramms „FuBio Cellulose“ ein entscheidender Durchbruch erzielt. FIBIC Der finnische Bioökonomiecluster FIBIC Oy ist eine der sechs strategischen Zentren für Wissenschaft, Technologie und Innovation in Finnland. FIBICs erklärtes Ziel ist es, die verschiedenen Sektoren der Bioökonomie Finnlands enger miteinander zu verknüpfen sowie Synergien und Kooperationsmöglichkeiten aufzuzeigen. www.fibic.fi FIBRE TECH Alles im Griff Die Experten von Metsä Fibres technischem Kundenservice schaffen zusätzlichen Mehrwert, auch für die Produktionsprozesse der neuen südosteuropäischen Märkte. Text: Ian Fenton, Fotos: Metsä Fibre Es geht darum, den Kunden das Leben zu erleichtern. 32 ECHO — 1 / 2015 W „Wenn ich Eigentümer einer Papierfabrik wäre, dann würde ich in meiner Organisation einen Leistungsvergleich unter allen Rohstofflieferanten durchführen lassen“, sagt Tom Nickull. „Sie könnten über ihren Zellstoff, ihr allgemeines Angebot, Beschaffenheit des Produkts und den Servicelevel berichten, und ich könnte sie um eine Analyse bitten, wie sie uns am besten unterstützen könnten.“ „Der Preis des Zellstoffs ist selbstredend ein wichtiger Aspekt, aber ich würde versuchen, meiner Organisation den Wert des Gesamtmodells, der ganzen Kette begreiflich zu machen“, fährt er fort. „Nur dies ermöglicht uns letzten Endes eine Beurteilung dessen, wer uns den höchsten Mehrwert bieten könnte.“ Metsä Fibres Kunden - die sicherlich gern auf einen derart formidablen Konkurrenten verzichten können - dürften sich glücklich schätzen, dass Herr Nickull in Wirklichkeit kein Fabrikbesitzer ist, sondern Metsä Fibres VP, Technischer Kundenservice. Seine obige Aussage traf er auf die Bitte hin, sich in die Lage eines Papierherstellers in einem aufstrebenden Markt wie Südosteuropa zu versetzen. Da Nickull es gewohnt ist, über den Tellerrand hinauszublicken, lautet sein Credo, dass die Wahl des richtigen Zellstoffs nur die halbe Miete ist. Jede einzelne Zellstoffart erfordert eine Optimierung des Papierherstellungsprozesses, um auf wirtschaftlichste Weise die höchstmögliche Festigkeit für das Endprodukt zu erlangen. In anderen Worten: es sollten stets möglichst geringe Mengen der teuren Komponenten verwendet werden. höherer Hartholzgehalt auch das Weichheitspotenzial erhöht. Papierfabriken weisen gewöhnlich einen sehr hohen Stromverbrauch auf, und die Energiekosten sind enorm. Modifikationen des Zerfaserungssystems können den Energiebedarf senken und somit Kosten einsparen. Von Anfang an dabei Berücksichtigt man die Expertise der Maschinenund Anlagenlieferanten sowie das Know-how der Mitarbeiter beim Kunden, so ist im Allgemeinen bereits sehr viel Fachwissen auf die jeweiligen Papierherstellungsprozesse fokussiert. Ausgangspunkt für Metsä Fibres technisches Kundenserviceteam ist somit, dass die Lieferanten alles über ihre Maschinen und die Kunden alles über ihr Produkt wissen. Es geht also nicht darum, Experten Besonders nützlich dürfte Metsä Fibres technischer Kundenservice jedoch in der Startup-Phase sein, wenn eine neue oder instand gesetzte Papiermaschine in Betrieb genommen wird. Dies ist vor allem für Wachstumsmärkte wie Südosteuropa von Bedeutung, für die sich das „Botnia Start-Up-Kit” von Metsä Fibre besonders gut eignet. Dieser Service umfasst eine enge Zusammenarbeit mit sowohl den Kunden als auch deren Anlagenlieferanten, um eine erfolgreiche zu erklären, wie sie ihre Arbeit zu erfüllen haben, aber irgendwo zwischen den o.g. Kenntnissen und Fähigkeiten klafft immer noch eine Lücke namens Faserkompetenz. Auch die hochwertigsten Zellstoffe können ohne geeignete Weiterverarbeitung niemals ihre maximale Festigkeit erlangen. In der Praxis bedeutet dies häufig, dass mehr Weichholz als notwendig verarbeitet wird. Mit Hilfe einer optimalen Veredelung kann der Verbrauch dieser Ressource - häufig gerade in der Tissueproduktion die teuerste Komponente - erheblich reduziert werden, während ein Anlaufkurve für neue oder instand gesetzte Papiermaschinen zu gewährleisten. In dieser umfassenden Kooperation unterstützt Metsä Fibres technischer Kundenservice die Kunden oder Anlagenlieferanten von Anfang an, also bereits in der Planungsphase. Mit Hilfe einer sorgfältigen Datenerfassung über die installierten Anlagen, die Auswahl der Zellstoffe von Metsä Fibre und die verwendeten Füllstoffe (bzw. Datenerfassung über eventuell anderweitig beschafften Zellstoff), sowie die Zielsetzung für die Stoffaufbereitung und die Brücken schlagen Die Wahl des richtigen Zellstoffs ist nur die halbe Miete. FIBRE TECH Rohpapierspezifikationen, kann das Team Empfehlungen für Stoffeintrag und Raffinierung abgeben. Laut zahlreicher wichtiger Kunden von Metsä Fibre sind dies Schlüsselfaktoren, um eine reibungslose Inbetriebnahme gewährleisten zu können. Zielgerichtete Produktion Eine weitere Kompetenzfacette des technischen Kundenservice, die den Kunden nachhaltig Mehrwert schaffen kann, ist der auf langfristige Ziele einer erfolgreichen Organisation basierende Support. Häufig ist der Kunde die treibende Kraft, wenn er erkennt, dass durch detaillierte Betrachtung des Produktionsprozesses einschneidende Verbesserungen erzielt werden können, und dass solche Leistungssprünge die Erfüllung ambitionierter Ziele erleichtern können. Das Verständnis der komplexen Beziehungen zwischen den verwendeten Zellstoffsorten, dem Stoffeintrag und der Raffination - um nur einige Faktoren zu nennen - kann in der Tat strategische Richtungsentscheidungen innerhalb eines Unternehmens bewirken. Um in derartigen Situationen rechtzeitig hilfreich sein zu können, richtet Metsä Fibre regelmäßig Managementtreffen mit Großkunden aus, die ganz spezifische Ziele verfolgen: die Notwendigkeit einer drastischen Reduzierung der Produktionskosten beispielsweise. Wenn Metsä Fibres Experten gemeinsam mit der Geschäftsleitung des Kunden die operativen Probleme identifizieren und lösen können, trägt dies auch zum Erreichen hoch gesteckter Ziele bei. „Wir wissen genau, wie das Beste aus den unterschiedlichen Fasern zu holen ist“, betont Nickull. „So ermöglichen wir es unseren Kunden, ihre Ziele zu erlangen, sei es nun bezüglich Produktivität, Kosten oder Qualität des Endprodukts.“ Danach kann das technische Kundenserviceteam die Anlagen konkret in Augenschein nehmen und Verbesserungsmaßnahmen umsetzen. Auf diese Weise kann das Team im günstigsten Fall die Vorschläge beim Kunden auch der Belegschaft direkt vermitteln, indem die Mitarbeiter aus Einkauf, Operative und Manage34 ECHO — 1 / 2015 ment an einen Tisch gebracht werden, um zu gewährleisten, dass die Papierproduktion möglichst kostengünstig noch größere Mengen qualitativ hochwertigster Produkte generiert. Auf diese Weise können organisatorische Probleme vermieden werden. So dürfte beispielsweise das für den Einkauf des Zellstoffs zuständige Personal keinen Einfluss auf den Verarbeitungsprozess an sich ausüben können. Eine zentralisierte Kooperation kann dazu beitragen, derartige Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. Richtungweisendes Konzept Im südosteuropäischen Raum war Metsä Fibres Team vom technischen Kundenservice bislang nur in einigen wenigen Testprojekten aktiv. Es handelt sich hierbei um einen komplexen Teil des Services seitens Metsä, der den Kunden nicht explizit in Rechnung gestellt wird, sondern eher als Begleiterscheinung der Entwicklung einer langfristigen Beziehung zwischen Zellstofflieferant und Papierhersteller anzusehen ist. In dieser Region geht es vor allem darum, Vertrauen in Metsä Fibres Kompetenz zu gewinnen. Da alles auf ein kontinuierliches Wachstum hindeutet, ist Nickull davon überzeugt, dass Metsäs Kundendienst in Kürze auch am dortigen Zellstoffmarkt stark involviert sein wird: „Es ist ja nicht so, dass wir mit dem Botnia Start-up Kit bei Neukunden anmarschieren und einfach Verbesserungsvorschläge machen. Wir wissen sehr wohl, dass die Kunden uns zunächst kennenlernen müssen.“ Dazu bedarf es meistens kleiner, jedoch potenziell lukrativ erscheinender Änderungen in teils bereits bewährten Prozessen. Entscheidend ist ganz einfach, dass den Kunden die Vorteile der Faserkompetenz in der Praxis bewusst werden. Ein Paradebeispiel ist das rumänische Unternehmen Pehart Tec, das auf Seite 22 in dieser Ausgabe im Artikel „Maßgeschneiderte Lösung“ ausführlich vorgestellt wird. Pehart Tec kauft schon seit mehreren Jahren Zellstoff von Metsä Fibre, zeigt jetzt jedoch auch Interesse an Prozessoptimierungen. Wir wissen, wie wir das Beste aus den unterschiedlichen Fasern herausholen können. Alles im Griff Tom Nickull vergleicht diese Region und deren Potenzial mit der Türkei und China, mit zwei relativ neuen Märkten also, auf denen ein allmählich wachsendes Interesse nach Beratung hinsichtlich der Produktionsprozesse zu erkennen ist. „Vor etwa drei Jahren haben wir begonnen, die Kooperation mit unseren chinesischen Kunden deutlich zu intensivieren“, erläutert er. „Anfangs konzentrierten wir uns auf Optimierungen hinsichtlich Mahlung und Stoffeintrag, dann haben wir einige Lösungen aus Botnias Start-up Kit eingebracht, und mittlerweile werden wir von R&D-Abteilungen großer Unternehmen eingeladen, um unsere Sicht der Dinge vorzutragen.“ „Wir müssen mit kleinen Schritten beginnen, aber mit wachsendem Vertrauen erkennen die Kunden, wie unsere Kompetenz und unser Know-how Mehrwert für ihre Prozesse erzeugt. Letztendlich geht es nur darum, den Kunden das Leben zu erleichtern“, betont Tom Nickull. Alles im Griff FIBRE TECH China als Maßstab Die Unterstützung neuer Akteure in aufstrebenden Märkten stellt für Metsä Fibres Team vom technischen Kundenservice eine bedeutende Möglichkeit zur Mehrwertschöpfung dar; auch bei etablierten Papierherstellern, die ihr eigenes Potenzial eventuell noch besser nutzen könnten. Bedingt durch gestiegene Lebensstandards, Entstehung einer Mittelschicht und die rasante Urbanisierung des Landes, war in den vergangenen Jahren gerade Tissuepapier das am schnellsten wachsende Produktsegment in China. Diese Entwicklung wurde durch ein gestiegenes Kosten- und Effizienzbewusstsein sowie der dringlichen Notwendigkeit für nachhaltigere Lösungen gedämpft. Die Anlaufphase einer neuen Produktionsstätte ist daher der perfekte Zeitpunkt, um im gesamten Prozessablauf der Papierherstellung von Metsä Fibres Kompetenz zu profitieren - dies hat auch die Kundschaft rasch erkannt. Durch Schulung der Maschinenbediener in der Optimierung von Mahlung, Prozessen und Endprodukt war Metsä Fibres technisches Kundenserviceteam in der Lage, den chinesischen Kunden bei der Entwicklung ihrer Produktionsverfahren zu helfen. Einer dieser Kunden - ein Papierhersteller mit über 20 Jahren Branchenerfahrung - schwärmte begeistert, dass dies das erste Mal gewesen sei, dass seine Mitarbeiter Training in der Behandlung von Fasern erhalten hätten. Dies ist ein überzeugendes Beispiel für Mehrwertschöpfung, wo sie wirklich zur Geltung kommt. 36 ECHO — 1 / 2015 INFO Tom Nickull VP, Technischer Kundenservice Metsä Fibre Finnland tom.nickull@ metsagroup.com Kolumne Sixten Sunabacka Strategischer Direktor des MSO-Programms, Ministerium für Arbeit und Wirtschaft, Finnland Bioökonomie schafft nachhaltiges Wachstum Es ist davon auszugehen, dass die Bioökonomie zur nächsten Welle der Weltkonjunktur wird, während die fossil-basierte Wirtschaft abflaut. Der Übergang zur Bioökonomie wird unsere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen sowie den Verlust an Ökosystemen reduzieren und gleichzeitig ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze schaffen. Wir in Finnland haben aufgrund unserer enormen natürlichen Ressourcen, unseres Know-hows und unserer industriellen Infrastruktur eine ausgezeichnete Ausgangsbasis für die Entwicklung der Bioökonomie. Besonders in der forstbasierten Bioökonomie repräsentieren wir bereits Kompetenz auf Weltniveau. Wir verfügen zwar über zahlreiche innovative Konzepte für eine möglichst vielseitige Nutzung unseres „grünen Goldes“, aber bei unseren Fähigkeiten zur kommerziellen Umsetzung von Ideen und Erfindungen gibt es durchaus noch Luft nach oben. Als kleine Nation ist Zusammenarbeit für uns eine Selbstverständlichkeit, und auch hinsichtlich der branchenübergreifenden Integration haben wir Pionierarbeit geleistet. Traditionelle Forst-, Energie- und Chemiebranchen haben sich zu einem neuen industriellen Ökosystem entwickelt, in dem Holz zu sowohl herkömmlichen als auch neuartigen Forsterzeugnissen, Energie, Biokraftstoffen und Chemikalien verarbeitet wird. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass auch die Bau-, Nahrungsmittelund Textilindustrie intensiver in dieses Bioökonomiesystem eingebunden werden. Das Wohl Finnlands wird weiterhin von unserer Fähigkeit abhängen, unsere reichen erneuerbaren Naturressourcen auf nachhaltige Weise zu nutzen. Schätzungen zufolge werden wir die Umsätze unserer Bioökonomie im Laufe der nächsten Dekade um mehrere Dutzend Milliarden Euro steigern können. Finnland investiert stark in die Entwicklung der Bioökonomie. Bis 2030 dürften die neuen Produkte die Hälfte der Exporte der finnischen Forstwirtschaft ausmachen. Bioökonomie beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Forstwirtschaft, die Lebensmittelindustrie und deren Nebenströme und Abfälle gehören ebenso dazu. Es darf nicht vergessen werden, dass die natürlichen Werte oder die Ökosystemservices nicht nur alles Leben unterstützen sondern auch Chancen für unterschiedlichste Unternehmen bieten. Moderne und nachhaltige Forstmanagementmethoden – auch eine Idee „Made in Finland“ - verknüpfen den ökonomischen und ökologischen Wert der Wälder. Metsä Fibre nimmt in vielerlei Hinsicht eine Vorreiterrolle in der Zellstoffproduktion ein. Die neue Bioproduktfabrik in Äänekoski wird den Pionierstatus auf ein nie dagewesenes Niveau anheben. Nach ihrer Realisierung wird die Investition in vielerlei Hinsicht einzigartig sein. Es wird die größte jemals getätigte Investition der finnischen Forstwirtschaft sein und bereits in der Bauphase substanzielle Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Die Fabrik wird das Herz eines industriellen Ökosystems sein, in dem sich Großindustrie und KMU zusammenschließen, um aus Waldbiomasse traditionelle und neuartige Produkte auf versatile und ressourceneffiziente Weise zu erzeugen. Die finnische Regierung hat die Bioökonomie als eine der Wachstumslokomotiven für Finnland deklariert. Metsä Fibre realisiert diesen Anspruch, indem das Unternehmen nachhaltiges Wachstum aus den finnischen Wäldern generiert, um den globalen Bedarf zu decken und den Klimawandel zu bekämpfen. Sixten Sunabacka ist Vorsitzender des Strategieprogramms für die Forstwirtschaft, dem auch die Umsetzung der nationalen Bioökonomiestrategie für Finnland obliegt. SEEDLINGS „Ich werde die Auktionen für Gelegenheitskäufe auf PulpExchange.com genauestens verfolgen. Ich bin davon überzeugt, dass dies der Weg der Zukunft ist.“ Romain Baldi Category Manager der Munksjö Oyj, Schweden PulpExchange.com präsentiert die Zukunft des Onlinehandels Metsä Fibres Online-Plattform PulpExchange.com lanciert einen neuen Weg des Zellstoffhandels, indem Käufer und Verkäufer in einem effizienten und transparenten Umfeld zusammengebracht werden. Text: Timo Nykänen, Fotos: Shutterstock und Metsä Fibre Metsä Fibre hat eine moderne Alternative zu den traditionellen Vertriebskanälen für den Zellstoffhandel vorgestellt. Die neue Online-Plattform PulpExchange.com steht allen Kunden offen und bietet registrierten Usern die Möglichkeit, für die unterschiedlichen Zellstoffsorten Angebote zu unterbreiten oder sie zu erwerben. Der Entwicklung von PulpExchange. com lag die Idee zugrunde, das benutzerfreundlichste Sourcing von außervertraglichem Zellstoff zu arrangieren. Die Plattform wird kontinuierlich die Lieferung von hunderten Tonnen verschiedener NSBK- und Birkenzell- 38 ECHO — 1 / 2015 INFO stoffen in europäische Haupthäfen anbieten. „Die Seite PulpExchange.com ist seit ihrer Öffnung für den Handel im Januar 2015 auf sehr positive Resonanz gestoßen und zählt bereits jetzt mehrere hundert Besuche pro Monat. Die User haben großes Interesse an unserem bahnbrechenden Konzept gezeigt und den Service als effizient und benutzerfreundlich empfunden“, berichtet Kustaa Laine, Technischer Vertriebsleiter bei Metsä Fibre. Kustaa Laine Technischer Vertriebsleiter der Metsä Fibre GMBH, „Ich dachte, dass sich die Idee einer Online-Auktion für Zellstoff gut anhörte, kustaa.laine@ metsagroup.com und war fasziniert, als diese neue und innovative Art des Zellstoffhandels anlief. Mein erster Eindruck ist, dass der Service problemlos zu nutzen ist, und dass jederzeit einige interessante Zellstoffchargen verfügbar sind. Obwohl unser Bedarf an Zellstoff meistens durch Jahresverträge gedeckt ist, werde ich die Auktionen für Gelegenheitskäufe genauestens verfolgen. Ich bin davon überzeugt, dass dies der Weg der Zukunft ist“, sagt Romain Baldi, Category Manager, Zellstoff, Munksjö Oyj. Abwasser-FOX erkennt CSB-Einleitungen im Voraus Metsä Fibres Fabrik im südwestfinnischen Rauma leistet einmal mehr weltweite Pionierarbeit, indem sie ein System einsetzt, das Abwassereinleitungen bereits vor deren Auftreten identifiziert. Text: Timo Nykänen, Fotos: Metsä Fibre Das auf mathematischen Algorithmen basierende Prognosesystem Abwasser-FOX wurde im Dezember in Metsä Fibres Fabrik Rauma in Betrieb genommen. Es analysiert die Qualität der Einleitungen in Echtzeit und kann schon vor deren Entstehen exakt vorhersagen, von wo welche Einleitungen zu erwarten sind. Diese einzigartige Innovation ermöglicht ein deutlich schnelleres Eingreifen bei etwaigen Abwassereinleitungen, sie reduziert die CSB-Belastung und ermöglicht dadurch Kosteneinsparungen. Zudem trägt das System zur Optimierung der Fabrikprozesse bei und bietet dem Unternehmen einen nicht unbedeutenden Wettbewerbsvorteil. Abwasser-FOX diente in der Zellstofffabrik Rauma als Pilotprojekt und wird im Laufe dieses Jahres auch in den anderen Fabriken von Metsä Fibre in Joutseno, Kemi und Äänekoski eingesetzt werden. Die Zukunft des Zellstoff-Onlinehandels PulpExchange.com ist ein neuer und innovativer Weg, um Käufer und Verkäufer von außervertraglichem Zellstoff in einer effizienten und transparenten OnlineUmgebung in Kontakt zu bringen. Einfach Gebot für eine beliebige Charge in unserer Echtzeit-Online-Auktion abgeben. Es ist wirklich derart simpel. Heute noch registrieren: www.pulpexchange.com
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