Es reichtl I n der 10. Klasse war Nicole glücklich;, sie bekam gute Noten, hatte Freunde, wurde akzeptiert. Sie vrai zvrar schüchtern^ - ein paar Pickel^ i m Gesicht bereiteten ihr die üblichen Schwierigkeiten, gegen die jede 16-Jährige zu kämpfen hat. Aber dennoch kamsie damit klar. D a n n musste ihre Familie umziehen. Die neue Schule lag i n einem vornehmen'* Stadtviertel. D o r t gab es keine Plattenbauten^, keine Wohnhäuser m i t Satellitenschüsseln^ an den Baikonen. Es gab schöne, elegante Gebäude u n d VÜIen m i t Gärten, die wie Parks aussahen. Ja, denn die Lindenallee war eine feine Adresse, sogar die feinste i n der ganzen Stadt. U n d das Lessing-Gymnasium galt als das exklusivste Gymnasium überhaupt. Nicole kam aus kleinen Verhältnissen'. Der G r u n d , warum sie i n dieses Stadtviertel gezogen waren, war, dass ihr Vater eine neue Stelle als Gärtner i n einer Villa gefimden hatte. Der Besitzer war ein bekannter Topmanager . . . I n der neuen Klasse war das Interesse an ihr groß, sie war ja neu. „Wir haben eine neue Mitschülerin", sagte die Deutschlehrerin und stellte Nicole der Klasse vor. „Seid nett zu ihr", fügte sie dann hinzu. Nicole gefiel der letzte Satz nicht u n d sie verstand auch nicht, was die Lehrerin damit sagen wollte. Das sollte sich aber i n den nächsten Wochen zeigen . . . I n der Pause kamen einige Schülerinnen zu ihr. Sie waren alle elegant angezogen u n d trugen Markenklamotten. „Schön, dass du hier bist. W n freuen uns alle!", sagte eine. Die neugewormenen Freundschaften waren aber nicht echt®. Nicole merkte bald, dass der Umgang mit ihr nicht spontan war. M a n grüßte sie, man war zwar höflich - „Guten Morgen, Nicole. W i e geht's dir ?", hörte sie immer wieder. Hinter dieser Höflichheir verbargt sich aber eine gewisse Gleicl^piltigkeit"'. Das spürte sie. Gesprächsthema N u m m e r Eins i n der Klasse war „Mode". Alles drehte sich u m Klamotten. U n d das nicht nur bei den Mädchen. Auch die Jungs schien nichts Anderes zu interessieren als ein gepflegtes, modisches, feines Aussehen. „Gefallen dir meine neuen Schuhe? W i e findest du mein lila Polohemd? Warst du schon i m neuen Sonnenstudio?": Das waren die üblichen Fragen, die Nicole zu hören bekam. Es waren Fragen, die sie schmerzten, denn sie kormte sich das alles nicht leisten. u kannst i h n anprobieren", sagte die Verkäuferin i m Second-Hand-Shop zu Nicole. Nicole nahm den roten Pulli u n d verschwand i m Umkleideraum. Sie zog ihn an, betrachtete sich i m Spiegel und sagte dann zufrieden vor sich h i n : „Perfekt! Der steht m i t wirklich sehr gut!" Auch die Verkäuferin, die inzwischen m i t anderen Modellen i n anderen Farben vor den Umkleideraum gekommen war, bestätigte Nicoles Eindruck; „Wirklich toll siehst da aus!", sagte sie. Nicole war glücklich. D u r c h ihren neuen Pulli schöpfte sie Selbstbcwusstsein" und hoffte, jetzt i n der Klasse aufgenommen zu werden, wie alle anderen Mitschüler. Dennoch hatte sie ein bisschen A n g s t . . . Als sie am nächsten Morgen den Klassenraum m i t fünf M i n u t e n Verspämng betrat, wurde es still. Alle starrten sie i n dem neuen PtiUi an^^. Dann brach die ganze Klasse i n Gelächter^^ aus. Nicole hatte fest geweint. Sie kämpfte aber dagegen, denn sie wollte sich vor denen nicht schwach zeigen. Die Deutschlehrerin sah zu, ohne einzugreifen^'*. Sie sagte nur: „Rtüie, bitte. Ruhe!" Danach forderte sie Mcole auf, auf ihren Platz zu gehen i m d sich zu setzen. Nach der Schule kam Nicole heulend^^ nach Hause. „Diese miesen"", arroganten,
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