Uhren & Hightech Bieler Tagblatt Freitag, 02.10.2015 13 Meine Uhr Ohne Rado geht es nicht Die beiden Firmengründer: Marc Frehner (links) und Frédéric Bürgi. Matthias Käser Ein Stück Jungfraujoch am Handgelenk Biel Die Marke Montres Une setzt auf die Einzigartigkeit des Gesteins und dessen Herkunft. Das Material für die Zifferblätter ihrer ersten Edition kommt vom Jungfraujoch. Weitere bekannte Orte sollen folgen. Daniel Rohrbach Beiden gefallen Steine, beiden gefallen Schmuckuhren, beide sind Industriedesigner mit eigenen Agenturen und bei beiden waren der Wunsch und der Wille da, für einmal nicht für Dritte etwas auszuarbeiten, sondern eine eigene Idee, ein eigenes Produkt von A bis Z selbst zu verwirklichen. Die Rede ist von Frédéric Bürgi und Marc Frehner, die in diesem Frühling die erste Kollektion ihrer Marke Montres Une lanciert haben. Der gebürtige Basler Marc Frehner ist seit 1990 im Biel tätig. Er war unter anderem Chefdesigner des Swatchmobils. Der Solothurner Frédéric Bürgi unterhält in Zürich eine DesignAgentur. «Unser Ziel war, eine klassische Uhr zu machen, die einem breiten Publikum gefällt, nicht zu teuer ist, einen Bezug zu einem bestimmten Ort hat und bei der ganz klar der Stein im Zentrum ist», erzählt Marc Frehner im ersten Stock des L’écluseGebäudes an der Bieler Schüsspromenade, von wo aus die beiden Designer die Geschicke ihrer im letzten Jahr gegründeten Uhrenfirma leiten. Uhren aus Stein, das gab es in 80er-Jahren mit der «Rockwatch» von Tissot, deren Gehäuse aus Stein aus den Schweizer Alpen gefertigt war, doch schon einmal. «Ja schon», sagt Frédéric Bürgi. «Doch wir nehmen nicht einfach einen x-beliebigen Stein. Bei uns geht es um den Ort. Um den Ort, den man ans Handgelenk nehmen kann.» haben – Frehner in Wengen, Bürgi in Mürren – war es auch nicht allzu schwierig, mit den Verantwortlichen der Jungfraubahn «Wir arbeiten nur mit herumliegendem Gestein.» Marc Frehner Beziehungen zu knüpfen. Sie erzählten von ihrer Idee und erhielten schliesslich die Erlaubnis, auf ihrer Suche nach Steinen zusam- men mit dem technischen Dienst der Jungfraubahn sämtliche Stollen zu durchschreiten. Marc Frehner schwärmt von der unglaublichen Steinvielfalt auf dem Jungfraujoch. «Wir sind aber keine Geologen», sagt er. Die Auswahl der Steine erfolge primär nach ästhetischen Gesichtspunkten. «Und wir arbeiten nur mit herumliegendem, also bereits abgebrochenem Gestein.» Alle Arbeiten mit dem Stein, also vom Suchen bis zum fertigen Zifferblatt, erledigen die beiden übrigens allein. Für die Steinbearbeitung sind sie zuerst bei verschiedenen Firmen in der Region vorstellig geworden. Der Offerten waren den beiden aber allesamt zu teuer. Zu teuer für einen Ver- «Wir haben den Aufwand unterschätzt.» Frédéric Bürgi Frehner, die Sache selber in die Hand zu nehmen – schliesslich sind sie als Industriedesigner keine technischen Laien. Das Ver- Exakte Angaben zum Fundort Drei Uhren, drei Bänder, drei Ziffelblätter. zvg Geheimes Verfahren Die Leute brächten von ihren Reisen von allen möglichen Orten Steine mit. «Als Andenken und weil der Stein schön ist», sagt Marc Frehner. Warum also nicht eine Uhr machen, deren Zifferblatt aus Gestein vom Jungfraujoch ist? Die Idee gefiel beiden und so machten sie sich auf zum Steinesammeln im Jungfraumassiv. Und da beide familiäre Verbindungen in der Jungfrauregion kaufspreis von 486 Franken, der so bemessen ist, dass er auch zu spontanen Käufen einladen soll. So entschieden sich Bürgi und Frédéric Bürgi sammelt das Rohmaterial. zvg Bei jeder einzelnen Une sind auf der Rückseite verschiedenen Informationen über den jeweiligen Gesteinsbrocken eingraviert: Dort lässt sich der Fundort samt den geografischen Koordinaten ablesen, es ist angegeben, um welches Material es sich handelt und welche Nummer der Stein hat. «Und da nur eine beschränkte Anzahl Zifferblätter aus einem bestimmten Stück Fels hergestellt werden kann, werden auch die Schnitte durchnummeriert und eingraviert», erklärt Frédéric Bürgi. Ähnliche Informationen finden sich auch auf der Vorderseite. Lünette und Höhenring bilden das Koordinatensystem der Erde mit Längen- und Breitengraden ab. Zwei Markierungen zeigen die genauen Koordinaten der Herkunft des Gesteins an, als grafische Darstellung seiner genauen geografischen Position. Auf der Frontplatine findet sich noch einmal der Herkunftsort und bei gewissen Modellen auch die entsprechende Höhe in Meter und Fuss. dr fahren und der Ort, an dem aus den Steinen die hauchdünnen Zifferblattscheiben gewonnen werden, wollen die beiden aber nicht preisgeben. «Irgendwo in der Schweiz», sagen sie auf die entsprechende Frage. Als wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass Rado-Uhren garantiert kratzfest und wasserdicht sind, diejenige von Margrit Struchen würde ihn erbringen. Sie trage ihre Rado immer, sagt die Inhaberin des Bieler Blumengeschäfts Ritter. Sei es bei der Arbeit, sei es in den Ferien beim Baden im Meer, egal was, wo und wie, sie könne nicht ohne Uhr sein. «Die Uhr ist mir fast angewachsen», sagt Margrit Struchen und lacht. Ihre Rado habe sie vor rund 15 Jahren dank eines gewonnenen Wettbewerbs beim Telefonbuchanbieter Local Guide gekauft, an dem sie als Inserentin automatisch teilgenommen habe. Denn eigentlich mache sie ja sonst nie bei Wettbewerben mit. Bei ihrer Rado gefällt ihr das schlichte, unaufdringliche Design. Eine Schmuckuhr wäre nichts für sie. Neben ihrer Rado besitzt Margrit Struchen auch noch eine TAG Heuer. Diese trägt sie aber praktisch nie. Und zwei Uhren gleichzeitig zu tragen, wie man dies bei anderen Leuten zuweilen sehe, käme ihr nicht in den Sinn. Im Gegensatz zu ihrer Rado mit dunklem Band bevorzugt sie bei Blumen in erster Linie die Farbe Weiss. Doch im Grunde gefalle ihr jede Blume. «Es kommt darauf an, womit man sie kombiniert.» Ganz wichtig dabei sei, dass die Kombination so ausfalle, dass man dem Habitus der Blume gerecht werde. Bei der Frage nach ihrer Lieblingsblume will sich Margit Struchen zuerst nicht festlegen. Wie gesagt, ihr gefalle jede Blume, sagt sie. Doch wenn es denn eine sein müsse, dann die Mohnblume. Deren Stängel seien nie gerade. Das sei fast wie bei den Menschen, deren Leben auch nicht immer gradlinig verlaufe. dr Nicht im Fachhandel Für die uhrentechnischen Belange wandten sie sich dagegen an die regionalen Spezialisten. Im Innern der Une etwa tickt ein ETA-Quarzwerk. Sie seien überall mit grossem Wohlwollen aufgenommen worden, sagen die beiden. Die meisten der Arbeiten, die es aber braucht, um eine Uhr zu lancieren, haben die beiden selber erledigt. «Wir haben uns dies zugetraut», sagt Frédéric Bürgi. «Und dabei natürlich unterschätzt, wie gross der Aufwand wirklich ist.» Ihre Uhren wollen Bürgi und Frehner bewusst nicht im klassischen Fachhandel verkaufen. Stattdessen sollen Verkaufspartner gewonnen werden. Mit den Jungfraubahnen ist bereits ein solcher an Bord. Kaufen kann man eine Une bis jetzt auf dem Jungfraujoch, auf der Kleinen Scheidegg und in Wengen. Daneben kann man die Zeitmesser auch im Internet bestellen. Der erste Zuspruch von Touristen sei gut, sagt Frehner, und auch schon viele Schweizer hätten eine Uhr gekauft. Allein mit dem Jungfraujoch wollen sich Bürgi und Frehner nicht zufriedengeben. «Jetzt steht uns die Welt offen», sagt Marc Frehner. Sie sind bereits im Gespräch mit den Touristenorganisationen der Niagarafälle an der amerikanisch-kanadischen Grenze. Aus dem dortigen Dolomitgestein liessen sich schöne Zifferblätter machen. Ausserdem sind Uhren mit Zifferblättern aus Boulder-Opal aus Queensland in Australien in Planung. Weitere Destinationen sollen folgen. «Unsere Marke ist zwar nicht etabliert, aber wir haben eine schöne Geschichte zu erzählen», ist Marc Frehner überzeugt. Margrit Struchen und ihre Rado. dr Das Objekt Auf in die nächste Runde Oris Der Baselbieter Uhrenhersteller präsentiert mit der «Racing Edition V» die fünfte Ausgabe seiner Air Racing Serie. Im Innern tickt das Oris-Automatikkaliber 752, das auf dem SellitaWerk SW 220-1 basiert. Die Uhr ist auf 1000 Stück limitiert und kostet 1900 Franken. dr/Bild: zvg
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