Zecken und die von Ihnen übertragenden Erkrankungen

Zecken und die von Ihnen übertragenden Erkrankungen
Wieder erhöhte Infektionsgefahr!
Gefährliche Zeckenerreger in ganz Deutschland, sie können den Hund auch im
Spätsommer und Herbst mit akut bis tödlich verlaufenden Krankheiten infizieren. Die
Häufigkeit der Zecken ist zwar im Herbst geringer als im Frühjahr, aber dafür ist der
Anteil der mit gefährlichen Erregern infizierten Parasiten in dieser Jahreszeit besonders
hoch. Die von den Zecken während ihrer Blutmahlzeit übertragenden Erreger
verursachen im Spätsommer und Herbst die gleichen schweren Krankheiten beim Hund
wie im Frühjahr. Unbehandelt verlaufen diese akut, manchmal tödlich oder
verursachen chronische Gelenkerkrankungen. Beispiele hierfür sind die Babesiose,
Hunde-Anaplasmose sowie die Borreliose und FSME.
Während die Borreliose und FSME als gefährliche durch Zecken übertragene Krankheiten
beim Hundehalter seit langem bekannt sind, galt die Babesiose, auch Hundemalaria genannt,
bis vor wenigen Jahren noch ausschließlich als Gefahr bei Reisen von Hunden in südliche
Länder. Das hat sich geändert. Die mit den Erregern der Babesiose infizierten Zecken sind
mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet, so dass man sie als heimisch bezeichnen kann.
Hierauf weisen der Bundesverband Praktizierender Tierärzte und die Deutsche Gesellschaft
für Kleintiermedizin (Fachgruppe in der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft)
nach einer Tierärztebefragung ausdrücklich hin. Deshalb ist es wichtig, den Hund nicht nur im
Frühjahr, sondern auch im Spätsommer und Herbst vor den Blut saugenden Parasiten zu
schützen.
Babesiose
Die Babesiose, eine schwere Blutkrankheit, wird in Deutschland durch die Auwaldzecke
(Dermacentor reticulatus) übertragen. Der Erreger dieser Krankheit ist ein Parasit (Babesia
canis), der die roten Blutkörperchen des Hundes zerstört. Anämie und Gelbsucht sind die
Folge. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 3000 bis 4000 Hunde an dieser
gefährlichen Hundekrankheit. Unbehandelt stirbt der Hund in der Regel nach wenigen Tagen.
Selbst bei behandelten Hunden ist das Risiko hoch. Etwa jeder 10. Hund stirbt trotz
Behandlung an dieser Infektion. Die Ausbreitung der Babesiose erfolgt sehr rasch, weil die
Erreger dieser Krankheit an die nächste Zeckengeneration weiter gegeben werden. Wenn z.B.
eine infizierte erwachsene weibliche Zecke 2000 bis 3000 Eier legt, dann ist auch ein Teil der
nächsten Generation mit Babesien infiziert. Im ungünstigsten Fall könnten durch eine einzige
infizierte Zecke also 2000 bis 3000 mit Babesien infizierte Zecken entstehen.
Hunde-Anaplasmose
Die Hunde-Anaplasmose (granulozytäre Ehrlichose) wird wie die Borreliose oder die FSME
durch den Holzbock (Ixodes canis), unsere häufigste Zecke, während der Blutmahlzeit
übertragen. Die Erreger dieser Krankheit sind Bakterien (Anaplasma phagocytophilum), die
die weißen Blutkörperchen (Granulozyten) des Hundes befallen und zerstören. Die Symptome
der Anaplasmose sind unter anderem Fieber, Gewichtsverlust, Schlappheit, Ödeme in den
Gliedmaßen, Beeinträchtigung des Zentralnervensystems und Blutarmut. Zusätzlich können
Gelenkentzündungen auftreten. Etwa zwei bis fünf Prozent der heimischen Zecken sind in
Deutschland mit diesem Bakterium infiziert, d.h. etwa jede 20. Zecke kann diese Krankheit
übertragen. Regional kann die Durchseuchung unserer heimischen Zecken mit diesen
Erregern höher sein und sogar bis zu neun Prozent betragen.
Borreliose-Infektionsrisiko im Herbst größer als im Frühjahr
Die Borrelliose wird ebenfalls durch den Holzbock übertragen. Sie ist die am weitesten
verbreitete „Zeckenkrankheit“. Ihre Erreger sind Schraubenbakterien (Borrelien), die in ganz
Deutschland vorkommen. Die Wahrscheinlichkeit der Borrelien-Infektion ist im Herbst
größer als im Frühjahr. Je nach Region sind bis zu 50 Prozent der Zecken mit Borrelien
infiziert. Die Borreliose kann beim Hund Gelenkentzündungen verursachen, die ein
wechselseitiges Lahmen bewirken.
FSME-beim Hund nur eine sehr seltene Erkrankung
Die Frühsommer-Meningoezephalitis (FSME) wird durch den Holzbock sehr schnell
übertragen. Ihre Erreger sind Viren, die für den Menschen besonders gefährlich sind. Beim
Hund hingegen verursachen sie nur ganz selten Symptome. Deshalb empfiehlt sich beim
Menschen eine Impfung gegen FSME.
Schutz durch Prävention
Die Herbstzecken entwickeln sich je nach Witterungsbedingungen im Frühsommer und
Sommer von der Larve zur Nymphe und zur erwachsenen Zecke. Der zweite Höhepunkt in
der Zeckensaison beginnt in der Regel Ende August und dauert bis Ende Oktober. In warmen
Jahren kann die Zeckensaison bis in den November reichen. Zur Verhinderung der
Übertragung dieser gefährlichen Krankheiten durch Zecken empfehlen sich Medikamente mit
einer Zweifachwirkung. Zum einen sollten sie eine starke abschreckende (repellente) Wirkung
aufweisen, zum anderen über eine gute abtötende (insektizide/akarizide) Wirkung verfügen.
Diese Medikamente werden als Spot-on Produkte an einem oder mehreren Punkten auf die
Haut des Hundes geträufelt oder in Halsbändern verwendet. Sie verteilen sich innerhalb
weniger Stunden über den ganzen Hund und dringen dabei in die oberen Hautschichten ein.
Wie mit einem unsichtbaren Schutzschild wird der Hund dann gegen Zecken geschützt.
Zecken, die sich auf so geschützte Hunde verirren, kommen mit dem offenen Nervenende an
ihren Beinen mit dem Wirkstoff in Kontakt. Hierdurch entsteht vermutlich ein Schmerzreiz.
Die Zecken bewegen ihre Beine, als ob sie sich auf einer heißen Herdplatte befinden (hot foot
effect) und lassen sich in der Regel vom Hund fallen. Dieses Phänomen wird als
Kontaktrepellenteffekt bezeichnet.
Verbleibt dennoch eine Zecke im Fell des Hundes, so wird sie meist durch die akarizide
Wirkung innerhalb kurzer Zeit abgetötet, also bevor sie ihre Erreger übertragen kann. Beim
Schutz mit insektiziden/akariziden Stoffen ohne abschreckende Wirkung kann eine
Übertragung der gefährlichen Erreger auf den Hund nicht ausgeschlossen werden. Der Grund:
Die Abtötungszeiten der Zecken liegen bei diesen Stoffen in der Regel zwischen 24 und 48
Stunden. Sie verhindern damit nicht die Blutmahlzeit der Zecke und die mögliche
Übertragung der Erreger. Denn Borrellien werden zwischen sechs und 48 Stunden, die
Erreger der Anaplasmose innerhalb von 24 Stunden und die Erreger der Babesiose in
Ausnahmefällen bereits mit dem Zeckenstich auf den Hund übertragen.
Mittel, wie z.B. ätherische Öle mit Lorbeer, Lavendel, Rosmarin und Knoblauchpulver,
müssen nach gegenwärtigem Kenntnisstand als unwirksam eingestuft weren und sind für eine
Prävention nicht geeignet.
Das Absammeln der Zecken nach jedem Spaziergang ist zwar sinnvoll, aber keine sichere
Methode. Viel zu häufig werden Zecken übersehen. Der Grund: Junge Zecken sind viel zu
klein, um im dichten oder langen Fell eines Hundes rechtzeitig vor Erregerübertragung
erkannt zu werden. Erst Tage nach dem Beginn der Blutmahlzeit, wenn sie den Hund bereits
infiziert haben, können sie sicher erkannt und entfernt werden.
Wir raten Ihnen gerne, wie Sie Ihren Hund vor diesen gefährlichen Krankheiten
schützen können.