Sonderdruck aus der Fachzeitschrift Kunststoffe 12/2010 Laura Tarrach Pelletkontrolle im „freien Fall” Granulatherstellung Organ deutscher Kunststoff-Fachverbände www.kunststoffe.de 100 JAHRE 1910-2010 12/2010 W e r k s t o ffe Ve ra r b e i t u n g A n w e n d u n g Rückblick Spritzgießmaschinenbau in der DDR 22 Variotherme Flüssigkeitstemperierung Alternating Temperature Technology Polyimide Spezialteile in hohen Stückzahlen wirtschaftlich herstellen 138 2010 SPECIAL Bilanz der Messe ab Seite 27 © Carl Hanser Verlag, München. 2011. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe dieses Sonderdrucks und der Übersetzung behält sich der Verlag vor. Q U A L I T ÄT S S I C H E R U N G Granulatherstellung. Mithilfe von leistungsfähigen Zeilenkameras gelingt die Verbindung von qualitativer Online-Produktkontrolle und gleichzeitiger quantitativer Sortierung im Produktionsmaßstab. Als Zusatznutzen lässt sich das Mischverhältnis von Masterbatch und CompounGranulat mit Kontaminationen (Bilder: OCS) dermaterialien exakt bestimmen. Pelletkontrolle im „freien Fall“ LAURA TARRACH ie Qualitätskontrolle (QC) und Qualitätssicherung (QA) von Granulatrohmaterial lässt sich bisher über zwei unterschiedliche Verfahren mit dem gleichen Ziel, der Steigerung der Produktqualität, erreichen: der qualitativen Granulatinspektion und der quantitativen Granulatsortierung. Die Inspektion erfolgt sowohl durch Systeme, die ausschließlich Anwendung in einem Labor finden, als auch durch Systeme, die während des laufenden Produktionsprozesses, in Form einer OnlineKontrolle, Verunreinigungen im und von Grundmaterial detektieren (Titelfoto). Direktes Ziel ist die Analyse der gefundenen Irregularitäten, durch die eine Evaluierung der Fehlerquellen, die minderwertiges Material verursachen, angestrebt wird. Übergeordnete Ziele sind die Behebung der Ursache und die Verhinderung der dadurch entstehenden Ausschussproduktion. Die detektierten und analysierten Verschmutzungen können so z.B. auf verbranntes Restmaterial in den Zulaufröhren zurückgeführt werden, deren Säuberung die Qualität des Granulats erhöhen und stabilisieren kann. Die Sortierung in einwandfreies und fehlerhaftes Material während der Produktion dient ebenfalls der Steigerung der Produktqualität, allerdings durch „bloße“ Aussortierung kontaminierter Pellets und D ARTIKEL ALS PDF unter www.kunststoffe.de Dokumenten-Nummer KU110626 Kunststoffe 12/2010 Bild 1. Qualitätskontroll-Systeme für das Kunststoffgranulat Typ PS400C Fremdpartikel. Bei diesem Vorgehen steht nicht die exakte Analyse etwaiger „schwarzer Stippen“ und deren Ursache im Vordergrund, sondern schlicht die quantitative Reinigung des Grundmaterials. Wirft man einen Blick in die Vergangenheit der Polymer-Rohmaterialkontrolle, blickt man gleichfalls auf einen Sektor, der von hoher Innovation und kontinuierlicher Neuentwicklung geprägt ist. Längst ist die individuelle Pelletprüfung an einem Leuchttisch Geschichte, haben Automatisierungen manuelle Messfehlerquellen nahezu ausgelöscht und schlussendlich auch zu erheblich gestiegenen Ansprüchen an die Produktqualität geführt. Diesen wird durch eine zielorientierte Umsetzung der Anforderungsmaximierung an präzise und höchst auflösende Fehlerdetektion begegnet. Beide vorgestellten Verfahren sind in ihrer Entwicklung also insoweit ausgereift, dass sie den differierenden Vorstellungen über die Erzeugung von QC und QA der Hersteller genügen, sie haben jedoch dennoch Nachteile. Dass die automatisierte Offline-Laborkontrolle nur bedingt Erfolg versprechend ist, um die Produktqualität während des Produktionsprozesses stabil zu halten, ist längst kein Geheimnis mehr. Die Messergebnisse und das eigentlich so dringend benötigte Feedback können nur mit enormen Zeitverzögerungen erbracht werden – ein tatsächlich zeitnaher und wirkungsvoller Eingriff in den (Fehl)Produktionsprozess erfolgt gerade nicht. Die geringe Probenmenge erlaubt zudem nur eine stichprobenhafte Überprüfung des Grundmaterials und erzeugt gleichfalls nur eine, auf die tatsächliche Produktionsmenge bezogene, Repräsentativität im Promille-Bereich. > 119 Q U A L I T ÄT S S I C H E R U N G Systeme der Online-Kontrolle begegnen diesen Defiziten mit einem Direktanschluss an den Produktionsprozess, durch den sie wesentlich aktuellere Messergebnisse präsentieren und gleichfalls einen höheren Durchsatz verarbeiten. Nicht nur die verkürzte Reaktionszeit ist ausschlaggebend für die Steigerung der Materialqualität, sondern auch die Menge des tatsächlich überprüften Granulats und damit die Repräsentativität der Stichprobe, die durch den Online-Anschluss in den Prozent-Bereich gesteigert wird. Daraus lässt sich ein simpler, aber Effektivität und Effizienz steigernder Rückschluss ziehen: Erzielen OnlineInspektionssysteme in einer Produktion Bild 2. Analyse und Darstellung detektierter Verunreinigungen in Mosaikansicht 3-CCD-ChipZeilenkamera Bild 3. Zwei gegenüberliegende Kameras inspizieren die Vorder- und Rückseite der Granulate im freien Fall Sortierung schlecht gut mit einem Volumen im zwei bis dreistelligen Tonnenbereich eine Qualitätskontrolle im Prozent-Bereich, so leisten sie in einer Produktion geringeren Volumens eine nahezu 100 %ige Materialkontrolle. Genau an diesem Punkt gewinnt die Sortierungsfunktion an Gewicht: Bei einer nahezu 100 % Online-Qualitätsprüfung des Granulats ist die Aussonderung der vorhandenen Fehler während des Produktionsprozesses evident, um eine optimale Produktqualität zu garantieren. Optisches Kontrollsystem in der Produktion Der Optical Control Systems GmbH, Witten, gelingt mit dem PS400C (Bild 1) nunmehr die Verbindung von qualitativer Online-Produktkontrolle und gleichzeitiger quantitativer Sortierung im Produktionsmaßstab. Ausgestattet mit zwei 3-CCD-ChipZeilenkameras für eine Fehlerdetektion (verunreinige Pellets, Fremdpartikel im Grundmaterial) mit einer Auflösung von 100 µm bei einer Durchsatzgeschwindigkeit von bis zu 800 kg/h, leistet das Gerät 120 © Kunststoffe nicht nur eine äußerst präzise Fehlermessung bei gleichzeitiger hoher Leistungsstärke, sondern sorgt durch die Speicherung der Partikelbilder und deren dauerhafter Verfüg- und Abrufbarkeit für eine statistische Messdatenaufbereitung, die ihresgleichen sucht (Bild 2). Eine optimale Produktionskontrolle und -steuerung sind somit garantiert. Um adäquat auf die Anforderungen der Kunden zu reagieren, wird das PS400C zudem in einer weiteren Variante hergestellt, die, ausgestattet mit zwei 1-CCD-ChipZeilenkameras, zwar auf die farbliche Fehlerdetektion verzichtet, dafür aber bei einem Durchsatz von bis zu 800 kg/h Partikelverunreinigungen ab 50 µm misst. Die raffinierte Präparation der zu inspizierenden Granulate in Einlagigkeit, i Kontakt OCS Optical Control Systems GmbH D-58454 Witten TEL +49 2302 95622-0 > www.ocsgmbh.com Vereinzelung und Entladung und der durch zwei gegenüberliegende Kameras fokussierte Messbereich „im freien Fall“ (Bild 3) ermöglichen die beidseitige Kontrolle jedes Pellets. Nicht zuletzt gefällt als Spin-off bei einem derart hohen Durchsatz die Option, das Mischverhältnis von Masterbatch und Compoundermaterialien exakt bestimmen zu können. Besonders interessant für Rohstoffhersteller dürfte die Systemauslegung auf die Qualitätskontrolle hochtransparenter Pellets sein, die sich bisher, aufgrund ihrer Reflektionseigenschaft, als besonders kritisch erwies. Ein spezieller Beleuchtungsaufbau sorgt hier für die Generierung einer Messumgebung, die den spezifischen Eigenschaften hochtransparenter Granulate angemessen ist. Häufig auftretende Messfehler werden so eliminiert, mit der positiven Konsequenz, dass endlich auch dieses hochpreisige Material einer adäquaten Qualitätsprüfung unterzogen und damit eine unnötige Ausschussproduktion verhindert werden kann. DIE AUTORIN LAURA TARRACH, geb. 1982, ist für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Optical Control Systems GmbH, Witten, zuständig. SUMMARY PELLET SCANNING IN “FREE FALL” PELLET PRODUCTION. With the aid of powerful line cameras, it is possible to combine qualitative online product monitoring and simultaneous quantitative sorting on a production scale. As an additional benefit, the mixing ratio of masterbatch and compounding materials can be established exactly. Read the complete article in our magazine Kunststoffe international and on www.kunststoffe-international.com © Carl Hanser Verlag, München Kunststoffe 12/2010
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