Flyer zum Skulpturenpfad - Volkshochschule Herrenberg

Hier entdeck’ ich
Herrenberg.
VHS Herrenberg, Elena Tutino M.A.
Tübinger Str. 38-40, 71083 Herrenberg
Tel: 07032 270-312
[email protected]
www.skulpturenpfad-herrenberg.de
Stadt Herrenberg, Wirtschaftsförderung und Kultur
Marktplatz 5, 71083 Herrenberg
Tel: 07032 924-227
[email protected], www.herrenberg.de
25 ZEITGENÖSSISCHE WERKE
Kontakt/Herausgeber
Jerg Ratgeb
www.erlebnis-herrenberg.de
Skulpturenpfad
Einkaufen | Gastronomie | Veranstaltungen | Stadtführungen
Ein Bürgerprojekt
Gedruckt auf 100 % Altpapier.
Design: agenturkrauss GmbH, Herrenberg
Vo rwo r t
Jerg Ratgeb Skulpturenpfad
Ein Herrenberger Bürgerprojekt
Liebe Besucherinnen und Besucher,
auf den Jerg Ratgeb Skulpturenpfad sind wir Herrenberger
Dieses anspruchsvolle Vorhaben ist ein Mitmachprojekt. Von
stolz! Er erinnert an den Schöpfer des bedeutenden Altars-
Anfang an haben sich Bürger Gedanken gemacht, Standorte
werks aus dem frühen 16. Jahrhundert, das für die Stiftskirche
festgelegt, Mittel eingeworben und für die Aufstellung gesorgt.
geschaffen wurde und den Namen unserer Stadt trägt.
Ohne diese Eigenleistungen wäre eine Verwirklichung nicht
möglich gewesen. Stellvertretend für alle Aktiven danken wir
Heute zählt der Herrenberger Altar zu den bedeutendsten
dem Sprecher und der Sprecherin der Gruppe Walter Grandjot
Kunstwerken der Staatsgalerie Stuttgart. Jerg Ratgeb und sein
und Stephanie Brachtl, sowie Stefan Heinrich, der sich für die
Werk stehen für einen wichtigen Abschnitt der Herrenberger
technische und digitale Konzeption und Realisation verantwort-
Geschichte. Der Skulpturenpfad hat den Anspruch, Geschichte
lich zeigte, dem Kurator Prof. Dr. Helge Bathelt und der Projekt-
und Gegenwart miteinander zu verbinden. Zeitgenössische
patin Elena Tutino M.A. für die in drei Jahren geleistete Arbeit.
Künstler waren aufgefordert, sich mit dem Thema „Ratgeb“ zu
beschäftigen, und es wurden herausragende plastische Kunst-
Unser Dank gilt ebenso den Spendern und Sponsoren,
werke geschaffen, die jetzt auf 21 Positionen zugänglich sind.
die durch ihre finanzielle Unterstützung dieses einmalige
Vorhaben Wirklichkeit werden ließen.
In fast gerader Linie vom Bahnhof bis zum Schlossbergturm
reiht sich Werk an Werk, das nächste vom gerade betrachteten
schon sichtbar.
Thomas Sprißler
Oberbürgermeister
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4
Vo rwo r t
Die Arbeit hat sich gelohnt
Kunst für alle – gut vermittelt
Die Idee des Jerg Ratgeb Skulpturenpfades gibt es schon sehr
Als kommunales Weiterbildungszentrum für Herrenberg und
lange. Nachdem der Gemeinderat 2011 den Startschuss für den
das Obere Gäu steht die Volkshochschule Pate für den Jerg
„Erlebnisraum Schlossberg-Alter Rain“ gegeben hat, war es
Ratgeb Skulpturenpfad. Zur Popularisierung dieses kulturellen
nun möglich, das Vorhaben umzusetzen.
Highlights der Stadt Herrenberg hat sie ein Vermittlungsprogramm konzipiert. In diesem Rahmen folgte etwa bereits
Mehr als 30 Bürgerinnen und Bürger folgten im Herbst 2011
das Kunsthistorische Institut der Eberhard Karls Universität
dem Aufruf des Kurators Prof. Dr. Helge Bathelt, sich mit der
Tübingen der Einladung nach Herrenberg. Anhand der zeitge-
Ausgestaltung des Pfades zu beschäftigen. Daraus erwuchs
nössischen Skulpturen namhafter Künstlerinnen und Künstler
ein „schlagkräftiges“ Team, die Bürgergruppe. Ich selbst war
gewähren u. a. zielgruppenspezifische Führungen Einblicke
sofort begeistert und von Anfang an gerne dabei.
sowohl in die Entstehung des Pfads als auch in die Historie der
Es gibt zwei Ziele: Erstens, die Erinnerung an den Künstler des
Bauernkriegszeit und das bewegte Leben und Werk Jerg
Herrenberger Altars und an seine historische Bedeutung am
Ratgebs. Hierzu laden wir Sie herzlich ein!
Bauernkrieg wachzuhalten. Zweitens, die Werke bedeutender
Bildhauer derart zu berücksichtigen, dass der Skulpturenpfad
auch zu einem Lehrpfad für zeitgenössisches bildhauerisches
Elena Tutino M.A.
Schaffen wird.
Projektpatin
Inzwischen sind 21 Kunstwerke realisiert worden. Das war
möglich durch die finanzielle Unterstützung von Banken,
Firmen, Institutionen aber auch Privatpersonen. Dafür möchte
ich herzlich danken, ebenso den vielen aktiven Helfern sowie
der Stadtverwaltung Herrenberg.
Trotz aller Arbeit und Mühe und der manchmal auch erlebten
„Nach vielen auswärtig kuratierten Projekten nun die
Erkenntnis, dass eben nicht alles so reibungslos verläuft, ist
Verwirklichung einer Herzensangelegenheit, nämlich Ratgeb
die Rückmeldung aus der Bevölkerung und dem Bekannten-
in unserem Herrenberg wirklich heimisch werden zu lassen
kreis rundweg positiv und motivierend. Erleben Sie nun die
und nicht nach dem Motto zu verfahren: „Nicht erwähnt ist
Schönheit der Kunstwerke, die Gedanken der Künstler dazu,
genug bedacht“. Gute Gefühle an alle die in der Bürgergruppe
die hohe Qualität der handwerklichen Umsetzung und die
mitgemacht und an die Künstlerfreunde, die sich dem Thema
Verzauberung eines Standortes.
in so vorzüglichen Beiträgen gewidmet haben.“
Walter Grandjot
Prof. Dr. Helge Bathelt M.A.
Bürgergruppe
Kurator
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Vo rwo r t
Kunst im öffentlichen Raum
von Bürgern für Bürger
Jerg Ratgeb Skulpturenund Lehrpfad
Die Wahrnehmung über die Erstpräsentation hinaus
Nachweislich schuf der Maler und Bauernkriegskanzler
hat eine hohe Nachhaltigkeit. Herrenberg hat damit eine
Jerg Ratgeb (um 1480 – 1526) den Herrenberger Altar.
Attraktion. Ein gelungenes Projekt von Bürgern für Bürger.
Das Werk befindet sich heute in der Sammlung der Staats-
Deshalb mache ich mit.
galerie Stuttgart und zählt zu den bedeutendsten Arbeiten
der Kunst Anfang des 16. Jahrhunderts.
Stephanie Brachtl
Ratgeb war am Bauernkrieg beteiligt, nicht zuletzt weil
Bürgergruppe
seine eigene Frau Leibeigene war. Als eine der wenigen
führenden Figuren des Aufstands wurde er zum Tode
verurteilt und in Pforzheim durch Vierteilung hingerichtet.
Revolutionär ist ebenfalls seine Kunst, die nicht nur auf
Der Jerg Ratgeb Skulpturenpfad.
Kulturzeugnis in der Geraden
der Höhe ihrer Zeit war – man bedenke nur die neuartige,
kühne Perspektive – sondern auch ungemein gesellschaftskritisch auftrat.
Ratgeb ist als bemerkenswerte Figur seiner Zeit aller Erinne-
Hellmut Ehrath, Künstler in Herrenberg, und ich haben immer
rung wert. Aus diesem Grund hat sich eine Bürgergruppe des
davon geträumt, dass die „Herrenberger Energielinie“ (fast) in
Projekts angenommen, das Gedächtnis Ratgebs durch einen
einer Geraden vom Bahnhof über den Reinhold-Schick-Platz,
Skulpturenpfad zu pflegen. Hierfür wurden zeitgenössische
den Marktplatz bis hoch zur Burgruine des Schlossbergs einmal
Künstler eingeladen, einen Beitrag zu leisten. Weitere Arbeiten
mit kulturellem Leben gefüllt wird. Durch das Bürgerprojekt
zum Teil aus Nachlässen kamen hinzu, so dass ein außerge-
„Jerg Ratgeb Skulpturenpfad“ ergab sich die Chance zur Ver-
wöhnliches künstlerisches Niveau erreicht werden konnte.
wirklichung, und deshalb war ich sofort mit dabei. Das war sehr
viel Arbeit, aber jetzt ist es soweit. Denn der Skulpturenpfad ist
Der Skulpturenpfad ist zugleich ein Lehrpfad. Die Besucher
so gut wie vollendet. Die „mitmachstadt“ hat funktioniert.
bekommen dabei einen Einblick in die unterschiedlichen bild-
Zeit zum weiter denken.
hauerischen Materialien und Techniken, welche die Bildhauer
aus Baden-Württemberg und darüber hinaus angewandt haben.
Stefan Heinrich
Bürgergruppe
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Übers ichtskar te
Richtung
Böblingen
Der Jerg Ratgeb
Skulpturenpfad
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Vom Bahnhof bis Schloßberg
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Bronntor
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Richtung
Nagold/Calw
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Legende
Öffentliche Gebäude
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Fußgängerzone
Bahnhof
Bahnhofsstr.
Grünanlagen / Wald
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Bahnlinie
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Information
Richtung
Tübingen
Aussichtspunkt
4
Richtung
Horb
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Skulpturenpfad
1
Ingrid Hartlieb, Zwickmühle (Seite 11)
14
Stefan Eipper, Gefangene (Seite 22)
2
Lothar Hudy, Ratgebs Kopf (Seite 12)
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Noch offen
3
Thomas Dittus, Morgen wird alles gut (Seite 13)
16
Timm Ulrichs, Einflächen-Faltstück (Seite 23)
4
Frederick D. Bunsen, Blutspur (Seite 14)
17
Linde Wallner, Lichtzeichen (Seite 24)
5
Hans Dieter Bohnet, Kubus XIII 99 (Seite 15)
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Noch offen
6
Hellmut Ehrath, Kalligraphische Figur (Seite 16)
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Michaela A. Fischer, Ratgebs Frau (Seite 25)
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Noch offen
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Thomas Putze, Bauernkriegsfamilie (Seite 26)
8
Hans Daniel Sailer, Auferstehung des Künstlers (Seite 17)
21
Hans Bäurle, Noli me tangere! (Seite 27)
9
Susanne Immer, o. T. (Seite 18)
22
Stefan Eipper, Engel und Geschundener (Seite 28)
10
Christoph Traub, Corpus (Seite 19)
23
Hellmut Ehrath, Kopfkeil II (Seite 29)
11
Dieter Kränzlein, Faltung (Seite 20)
24
Johannes Kares, Tuch für Jerg Ratgeb (Seite 30)
12
Lutz Ackermann, Ratgeb-Altar (Seite 21)
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Hellmut Ehrath, Kopfkeil I (Seite 31)
13
Noch offen
Fotos Skulpturen: Jilma Heinrich
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Kunstwe rke
1
Bahnhof
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Bahnhofstraße
Ingrid Hartlieb
Lothar Hudy
Zwickmühle, 2014
Ratgebs Kopf, 2014
Eisen, ø 190 x 40 cm
Industriedraht, 280 x 80 x 80 cm
Gestiftet von der Walter Knoll AG & Co. KG
Gestiftet von der Feinmetall GmbH, Herrenberg
Die Künstlerin hat sich in weiten Teilen ihres international
Das Denkmal hat in der (Kunst-) Geschichte eine große Tradi-
gerühmten Werkes mit Obsessionen beschäftigt. Ihre Arbeit für
tion. Schon die Antike widmete bedeutenden Persönlichkeiten
den Jerg Ratgeb Skulpturenpfad fasst den Zwang in die herme-
aus Politik, Wissenschaft und Kunst Darstellungen, die an die
tisch abgeschlossene Kreisform. Die Glieder der Ummantelung
Vorbilder erinnern sollten. Hudy hat nach dem Selbstportrait
sind ineinander verschmolzene massive Eisenblöcke, die teil-
Jerg Ratgebs im Herrenberger Altar gearbeitet. Das Drahtge-
weise hervorkragend ausgeführt sind: so als könnte der Ring
flecht, das den Kopf bildet, zeigt Waffen, Dreschflegel und das
angezogen werden. Ein Fanal gegen alle Gewaltanwendung.
Wort „Freiheit“.
Ingrid Hartlieb, *1944 in Reichenberg / CR, Staatliche Akademie
Lothar Hudy, *in Eisleben, Technikerausbildung in Karlsruhe,
der Bildenden Künste Stuttgart bei Grau und Hoflehner,
Gastschüler an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste
internationale Karriere.
Stuttgart bei Bachmeier, Ausbildung zum Kunstglaser,
Internationaler Syrlin Preis, Lehrtätigkeit in der Weiterbildung,
freischaffend.
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Kunstwe rke
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Bahnhofstraße
4
Bahnhofstraße / Ecke Horber Straße
Thomas Dittus
Frederick D. Bunsen
Morgen wird alles gut, 2014
Blutspur, 2013 / 2015
Granit, Steine, Text, 170 x 100 x 600 cm
Glas, LED-Technik, 100 x 100 x 100 cm
Finanziert durch den Bürgertopf der Stadt Herrenberg
Der Obelisk stellte im alten Ägypten die Verbindung zwischen
Die Kreuzesform bezeichnet hier ebenso den Opfertod Christi
Diesseits und Götterwelt her. Dittus macht ihn zum Ausgangs-
wie auch die Vierteilung Ratgebs. Die Lichtquelle mit roter
punkt eines Steinpfades aus Zitaten, die Forderungen aus dem
Spur entspricht den Blutopfern. Der Künstler interpretiert
Jahr 1525 enthalten. Bruchspuren im Obelisken und bruch-
Ratgeb als Märtyrer. Bunsen hat zuletzt mit Bitumen auf
stückhafte Steine geben das fragile Moment wieder, das allem
Plexiglas gearbeitet und damit dem Licht eine neue Bedeutung
Streben nach Veränderung eignet.
in seinem Werk gegeben.
Thomas Dittus, *1962 in Affstätt, Lehre als Steinbildhauer,
Frederick Bunsen, *1952 in El Paso/USA, Studium an der
Besuch der Meisterschule in Freiburg, Teilnahme an zahl-
Oregon State University Corvallis, Oregon und an der
reichen Gruppen- und Einzelausstellungen im süddeutschen
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei
Raum und in der Schweiz, Mitglied im Bund freischaffender
Peters, Haegele, Schubert und Sonderborg, Honorarprofessor
Bildhauer Baden Württemberg e.V. und im Böblinger
an der Akademie in Klausenburg / RU, Zusammenarbeit mit
Kunstverein e.V.
Luhmann.
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Kunstwe rke
5
Horber Straße / Ecke Bahnhofstraße
6
Horber Straße / Ecke Bahnhofstraße
Hans Dieter Bohnet
Hellmut Ehrath
Kubus XIII 99, 1999
Kalligraphische Figur, 2002
Cortenstahl, V2A-Stahl, 180 x 180 x 180 cm
Eisen, Stahl, 400 x 200 x 200 cm
Schenkung von Edeltraut Bohnet
Gestiftet vom Verein der Freunde des Lion Clubs Herrenberg e.V.
Bohnets Absicht war es, sein Werk auf eine Klarheit der
Der Würfel steht symbolhaft für das Einengende starrer
Formensprache zu gründen. Klarer als mit stereometrischen
Ordnungen. Die Kalligraphische Figur, aus gelasertem Edelstahl,
Körpern kann kaum formuliert werden. Bohnet ist dabei in
wirkt in ihrer den Kubus sprengenden Form als Gestus, der
die Körper vorgedrungen und hat ihr Innenleben geöffnet.
Befreiung ausdrückt. Wenn diese Arbeit auch nicht für den
Die Botschaft, nicht am Äußeren stehen zu bleiben, sondern
Pfad geschaffen wurde, so trifft sie das Thema „Ratgeb“ auf
ein Verborgenes zu entschlüsseln, hat jene Einfachheit, die
das Genaueste.
nicht selten mit bedeutender Kunst einhergeht. Der Kubus XIII
99 ist für Bohnets gestalterische Absichten ein Paradebeispiel.
Hellmut Ehrath, *1938 in Oberndorf am Neckar, †2008 in
In Unbekanntes vorstoßen: eben das entspricht auch dem
Herrenberg, Schüler von Daudert und Henninger an der
Geist Ratgebs.
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Hans Dieter Bohnet, *1926 in Trossingen, †2006 in Stuttgart,
Schüler von Baum an der Staatlichen Akademie der Bildenden
Künste Stuttgart, Arbeiten im öffentlichen Raum in ganz
Deutschland.
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Kunstwe rke
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Bronngasse
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Rathaus / Marktplatz 5
Hans Daniel Sailer
Susanne Immer
Auferstehung des Künstlers, 2013
o. T., 2003
Sandstein, 160 x 120 x 20 cm
Stein, Metall, 80 x 80 x 70 cm
Gestiftet von zwei Herrenberger Bürgerinnen
Bestand der Stadt Herrenberg
Die Basis der polychromen Tafel bildet die Vierteilung Ratgebs.
Die Künstlerin hat einen urwüchsigen Steinblock rechtsseitig
Darüber sind sein Portrait und die Sphäre des Jenseits als Ort
mit rot lackierten Eisenstiften versehen, die in den Stein
der Verklärung zu sehen. Auch Sailer sieht Ratgeb in
eingebohrt sind. Damit erfährt der statische Steinblock eine
der Tradition der Märtyrer und hat diesen Eindruck in die
äußerste Dynamisierung. Dringen die Stifte ein, oder treten
für ihn typische klare Bildsprache übersetzt. Dabei hat er
sie hervor? Geben sie eine Richtung an, oder bedeuten sie
es verstanden, die elementare Kraft des Bauernaufstands
eine Abwehr? Solche Alternativen verweisen nur auf das
nach Form und Farbe kongenial auszudrücken.
Eigentliche dieser suggestiven Arbeit, nämlich auf ihre extreme
Kraft als Ensemble. Unausweichlich führt die Betrachtung zu
Hans Daniel Sailer, *1948 in Leonberg/Höfingen, Studium
einem Eindruck von Gewalt.
an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
bei Sonderborg und Hrdlicka, Studienstiftung des Deutschen
Susanne Immer, *1963 in Bielefeld, Hochschule für Bildende
Volkes, Lehraufträge in Stuttgart, Berlin und Bremen.
Künste Braunschweig und Ecole des Beaux Arts Nimes,
Studienaufenthalte in Paris und Lübeck, lebt und arbeitet in
Reutlingen.
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Kunstwe rke
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Oberamt / Kirchgasse 2
11
Stiftskirche
Christoph Traub
Dieter Kränzlein
Corpus, 2006
Faltung, 2005
Stein, 170 x 110 x 40 cm
Stein, 40 x 80 x 30 cm
Ankauf durch die Stadt Herrenberg
Bestand der Stadt Herrenberg
Der Nachkomme der Nuss-Bildhauerdynastie hat eine ganz
Schichtungen sind ein häufiges Thema im Schaffen Kränzleins.
eigene Formensprache entwickelt, die sich durch eine wuchtige
Hier hat er die Anmutung einer Folge von Platten aus dem
Körperlichkeit auszeichnet. Das Herrenberger Relief ist in der
Stein geschnitten und dem Material auch einen Rhythmus
Art des Non-Finito gehalten. Nur die Rumpfpartie ist angedeu-
mitgegeben. Dieser Rhythmus als eine lange Wellenbewegung
tet, die das Versinken oder Heraustreten einer Figur erkennbar
erinnert an die longue durée (Fernand Braudel) der französi-
machen. Ein Gefangensein wird in beiden Fällen ausgedrückt.
schen Historiographie, d. h. an solche weiten Perioden in der
Der Bezug auf gesellschaftliche Verhältnisse ist nahe liegend.
Geschichte, die vergleichbare Verläufe zeigen. Als Bild der
Geschichte interpretiert stellt sich die Frage nach dem eigenen
Cristoph Traub, *1964 in Stuttgart, Bildhauerpraktikum bei
Standort oder auch demjenigen Ratgebs.
Nuss und bei Neuwirth, Akademie Karlsruhe bei van Dülmen,
Mitglied im Verband Bildender Künstler und Künstlerinnen
Dieter Kränzlein, *1962 in Stuttgart, Ausbildung zum Steinbild-
Württemberg, Bund freischaffender Bildhauer Baden-
hauer, Schüler von Dakáy, auf allen bedeutenden Kunstmessen
Württemberg e.V., Kunstverein Schorndorf, lebt und arbeitet
vertreten, lebt und arbeitet in Bietigheim–Bissingen.
in Schorndorf.
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Kunstwe rke
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Stiftskirche / Kirchgasse
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Wasserhäuschen / Schlossberg
Lutz Ackermann
Stefan Eipper
Ratgeb-Altar, 2014
Gefangene, 1998
Metall, 300 x 440 x 40 cm
Holz, 80 x 60 x 60 cm
Gestiftet von der Kulturstiftung der Kreissparkasse Böblingen,
Private Leihgabe
der Sparkassenversicherung und der LBS
Die Arbeit zeigt eine Gruppe Gefangener. Mit dieser HolzbildAuf der Höhe des Chorraumes der Herrenberger Stiftskirche –
hauerei ist die obsessive Situation verfolgter, gefangener
nach rechts versetzt ins Gelände an den Resten der Stadt-
und geschundener Menschen eindrücklich dargestellt.
mauer – hat Ackermann die Form des Ratgeb-Altars aufgenom-
Die Enge und das ineinander Verflochtene vermitteln in
men und sie so inszeniert, dass der Eindruck eines Chorraumes
einer äußerst expressiven Intensität Leiden und Ohnmacht.
entsteht. Am Sockel sind der Schriftzug „Jerg Ratgeb Maler“
und die für Ackermann typischen Schwellkörper angebracht.
Stefan Eipper, *1967 in Herrenberg, Freie Kunstschule
Die Tafeln selbst liefern, wenn der Betrachter an das Werk
Nürtingen.
herantritt, verzerrte Spiegelbilder. Der Betrachter wird so
zum Teil des Heilsgeschehens.
Lutz Ackermann, *1941 in Sindelfingen, Lehre als Feinblechner,
Ausbildung zum Grafikdesigner und als solcher selbständig,
Ausbau des Bahnwärterhauses zum „Kunstkraftwerk“ und
Gründung der Ackermannstiftung 2001.
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Kunstwe rke
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Wasserhäuschen / Schlossberg
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Stadtmauer
Timm Ulrichs
Linde Wallner
Einflächen-Faltstück, 2014
Lichtzeichen, 2013
Eisen, 3 Zelte à 100 x 200 x 160 cm
Keramik, LED-Technik, 225 x 70 x 20 cm
Ankauf durch die Stadt Herrenberg
Finanziert durch den Bürgertopf der Stadt Herrenberg
Nach Ulrichs Entwurf wurden drei große Eisenplatten gefaltet
Über einem später ergänzten Zugang in der Stadtmauer
und derart mit Einschnitten versehen, dass daraus elementare
hat Wallner Keramikplatten angebracht, die an eine Leiter
Behausungen mit Sitzen entstanden sind, die zu- oder abge-
erinnern. Das wiederum setzt Assoziationen frei, die von der
wandt besessen werden können. Dem Standort nach ist somit
Himmelsleiter bis zum Folterinstrument reichen. Die Farb-
eine Variante des Hortus Conclusus entstanden. Im Rahmen
gebung mit ihren rötlichen Erdtönen einerseits und mit ihrem
des Jerg Ratgeb Skulpturenpfades hat das Ensemble als Ort
strahlenden Licht andererseits unterstreicht diesen Eindruck.
einer elementaren Umfriedung Sinn.
Verzweiflung und Hoffnung sind die Botschaften Wallners.
Timm Ulrichs, *1940 in Berlin, Konzeptkünstler, Gründung der
Linde Wallner, *1943 in Stuttgart, konstantes künstlerisches
„Werbezentrale für Totalkunst, Banalismus und Extemporis-
Arbeiten vorwiegend im keramischen Bereich, Handbuch für
mus“, Will-Grohmann-Preis der Akademie der Künste Berlin,
Keramik, ehemalige Vorsitzende des Böblinger Kunstvereins
Professor em., lebt und arbeitet in Berlin und Hannover.
e.V., freischaffend, lebt und arbeitet in Herrenberg.
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Kunstwe rke
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Stadtmauer
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Stadtmauer
Michaela A. Fischer
Thomas Putze
Ratgebs Frau, 2013
Bauernkriegsfamilie, 2013
Bronze, 175 x 52 x 22 cm
Robinie, Eiche, Stahl, 220 x 600 x 500 cm
Finanziert durch den Bürgertopf der Stadt Herrenberg
Gestiftet von der Bürgerstiftung Herrenberg
Viele der Arbeiten Fischers beschäftigen sich mit dem weib-
Putze ist virtuos im Umgang mit der Kettensäge. Mit unglaub-
lichen Körper, wobei ihr immer äußerst sensible und zugleich
licher Sicherheit formt er die Figur aus dem vollen Holz nach
sinnliche Formulierungen gelingen. So war es für sie nahe-
einem sorgfältig überlegten inneren Plan. Hier zeigt er Mann,
liegend, sich mit der Frau Ratgebs zu beschäftigen.
Frau und Kind voneinander entfernt – isoliert. Stählerne (Blut-)
Von ihr wissen wir nur, dass sie eine Leibeigene war und dass
Bahnen stellen einen letzten Kontakt her. Die Hände sind als
sie im Herrenberger Altar zu sehen ist. Fischer hat sie als
hilfesuchender Gestus dramatisch hervorgehoben.
Schnürfigur geschaffen. Betritt sie einen Raum der Hoffnung.
Ist es ein endgültiger Ausweg?
Thomas Putze, *1968 in Augsburg, Lehre als Landschaftsgärtner, Aufenthalt in Guatemala, Aufbauprojekte, Theologie-
Michaela A. Fischer, *1953 in Alpirsbach, Bundessieg für Holz-
studium in Wuppertal, freiberufliche Tätigkeit als Illustrator
bildhauerei, Beginn des Studiums an der Staatlichen Akademie
und Musiker, Studium der Malerei an der Freien Kunstschule
der Bildenden Künste Stuttgart, ehemalige Vorsitzende des
Stuttgart, Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Akade-
Bundes der freischaffenden Bildhauer Baden-Württemberg e.V.,
mie der Bildenden Künste Stuttgart bei Pokorny und Ullman,
Mitglied der Kunstkommission für sakrale Kunst der Diözese
freiberuflicher Bildhauer mit Atelier in Stuttgart.
Rottenburg-Stuttgart.
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Kunstwe rke
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Stadtmauer
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Stadtmauer
Hans Bäurle
Stefan Eipper
Noli me tangere!, 2013
Engel und Geschundener, 1999
Epoxidharz-Steinguss, 195 x 70 x 70 cm
Holz, 200 x 200 x 40 cm
Gestiftet von der Württembergischen Gemeinde-Versicherung a.G.
Private Leihgabe
Bäurles Figuren aus Kunststoffen haben sich weit verbreitet.
Der Engel ist liegend abgebildet, so wie auf mittelalterlichen
Er ist viel mehr als eine schwäbische Niki. Seinen bemalten
Heiligenbildern. Die liegende Form ist zugleich Schutzgestus.
Skulpturen eignet eine Formfindung, die stets an Vegetatives
Der Geschundene erinnert in seiner Längung an Arbeiten
erinnert. „Noli me tangere!“ steht für die erste Begegnung mit
Giacomettis. Durch die grobe Bearbeitung wird das Leiderfüllte
dem Auferstandenen. Die Botschaft hat sich erfüllt.
eindrücklich betont. Die Gruppe steht in der Tradition des
deutschen Expressionismus.
Hans Bäurle, *1931 in Königsbronn-Ochsenberg, Malerlehre
in Heidenheim, private Kunstschule in München, Staatliche
Stefan Eipper, *1967 in Herrenberg, Freie Kunstschule
Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Lehrauftrag an der
Nürtingen.
Hochschule für angewandte Künste Istanbul, lebt und arbeitet
in Altdorf.
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Kunstwe rke
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Stadtmauer
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Schlossbergturm
Hellmut Ehrath
Johannes Kares
Kopfkeil II, 2002
Tuch für Jerg Ratgeb, 2014
Eisen, 220 x 80 x 120 cm
Eisen, 200 x 200 x 50 cm
Leihgabe von Doris Ehrath
Finanziert durch den Bürgertopf der Stadt Herrenberg
Ehraths Kopf hat Kraft. Er wirkt so selbstverständlich wie die
Die Bundschuhfahne gehört zum Erinnerten aus der
Skulpturen der Osterinseln. Aufrecht und ausgerichtet legt er
Geschichte des Bauernkriegs. Das simple Schuhwerk
Zeugnis ab für Selbstbestimmung und Selbstbewusstsein.
stellte sich bildmächtig gegen die aufwändigen Banner
der Herrschenden. Kares zeigt die Fahne nicht triumphhaft
Hellmut Ehrath, *1938 in Oberndorf am Neckar, †2008 in
entrollt im Wind wehend, sondern auf einer Stange aufgelegt.
Herrenberg, Schüler von Daudert und Henninger an der
Am Schlossbergturm ist sie eben recht am Ort.
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Johannes Kares, *1953 in Baassen, Choreographie-Studium
in Klausenburg / RU und Studium an der Akademie für Theater
und Film Bukarest, Studium an der Staatlichen Akademie der
Bildenden Künste Stuttgart, bei Baumann, Preis für Bildhauerei
aus dem „Forum junger Kunst“, Stipendium der Kunststiftung
Baden-Württemberg und des Kunstfonds e.V., Bonn, lebt und
arbeitet in Tübingen.
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Kunstwe rke
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Schlosskeller
Der Jerg Ratgeb Skulpturenpfad wird finanziell gefördert
durch den Bürgertopf der Stadt Herrenberg.
Hellmut Ehrath
Danke
Kopfkeil I, 2002
an alle Sponsoren, Mäzene, Leihgeber und Helfer
Bathelt, Helge, Prof. Dr.; BauForum-Projektentwicklung &
Immobilien GmbH; Bauhütte, Herrenberg; Bausch, Günter;
Benedix, Lutz; Bohnet, Edeltraud; Bosch, Hans; Brachtl,
Bruno; Bürgerstiftung Herrenberg; Copythek Klaus Weber;
Denkmalamt Stuttgart, Esslingen, Christoph Kleiber; Ehrath,
Doris; Feinmetall GmbH, Herrenberg; Glasgestaltung Andreas
Dierig, Überlingen, Andreas Dierig und Team; Grandjot,
Konstantin; Groth, Pierre; Grundwasserhydraulik, Gültstein,
Voutta, André; Heinrich, Martin; Kelm, Klaus; Kohler, Kai;
Krone Kuppingen; Kulturstiftung der Kreissparkasse Böblingen;
Kunstverein Herrenberg e.V.; LBS; Maier Bauunternehmen
GmbH, Gültstein, Roland Maier; Metallbau Epple, Gültstein;
Metallbau Stetzler GmbH, Aidlingen, Udo Stetzler und Team;
Milli GmbH, Bauunternehmung, Herrenberg, Harald Milli;
Eisen, 200 x 80 x 120 cm
Rosioru, Octavian; Schittenhelm, Eugen; Schlosskeller
Leihgabe von Doris Ehrath
Herrenberg; Sparkassenversicherung; Stadtverwaltung
Herrenberg; Steinbildhauerei Thomas Dittus, Herrenberg,
Die reduzierte Formgebung, die alles konkret Physiognomische
Thomas Dittus; Tutino, Adriano; Verein der Freunde des Lion
vermeidet, lässt die Arbeit zu einem Wahrzeichen werden. Mit
Clubs Herrenberg e.V.; Vogel Samis, Alexander; Volksbank
der Pfadnummer 23 zusammen bildet diese Arbeit eigentlich
Herrenberg-Nagold-Rottenburg e.G.; Voutta, Golo; Walter Knoll
ein Ensemble für eine besondere Art eines Löwentors.
AG & Co.KG, Herrenberg; Württembergische GemeindeVersicherung a.G.; Zinser Metall Manufaktur, Herrenberg,
Hellmut Ehrath, *1938 in Oberndorf am Neckar, †2008 in
Götz Zinser; zwei Herrenberger Bürgerinnen.
Herrenberg, Schüler von Daudert und Henninger an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Weitere Unterstützung ist immer willkommen.
Bürgergruppe
Kurator: Prof. Dr. Helge Bathelt
Projektpatin: Elena Tutino M.A.
Sprecher: Walter Grandjot, Stephanie Brachtl
Technische und digitale Konzeption & Realisation:
Stefan Heinrich
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