Hier entdeck’ ich Herrenberg. VHS Herrenberg, Elena Tutino M.A. Tübinger Str. 38-40, 71083 Herrenberg Tel: 07032 270-312 [email protected] www.skulpturenpfad-herrenberg.de Stadt Herrenberg, Wirtschaftsförderung und Kultur Marktplatz 5, 71083 Herrenberg Tel: 07032 924-227 [email protected], www.herrenberg.de 25 ZEITGENÖSSISCHE WERKE Kontakt/Herausgeber Jerg Ratgeb www.erlebnis-herrenberg.de Skulpturenpfad Einkaufen | Gastronomie | Veranstaltungen | Stadtführungen Ein Bürgerprojekt Gedruckt auf 100 % Altpapier. Design: agenturkrauss GmbH, Herrenberg Vo rwo r t Jerg Ratgeb Skulpturenpfad Ein Herrenberger Bürgerprojekt Liebe Besucherinnen und Besucher, auf den Jerg Ratgeb Skulpturenpfad sind wir Herrenberger Dieses anspruchsvolle Vorhaben ist ein Mitmachprojekt. Von stolz! Er erinnert an den Schöpfer des bedeutenden Altars- Anfang an haben sich Bürger Gedanken gemacht, Standorte werks aus dem frühen 16. Jahrhundert, das für die Stiftskirche festgelegt, Mittel eingeworben und für die Aufstellung gesorgt. geschaffen wurde und den Namen unserer Stadt trägt. Ohne diese Eigenleistungen wäre eine Verwirklichung nicht möglich gewesen. Stellvertretend für alle Aktiven danken wir Heute zählt der Herrenberger Altar zu den bedeutendsten dem Sprecher und der Sprecherin der Gruppe Walter Grandjot Kunstwerken der Staatsgalerie Stuttgart. Jerg Ratgeb und sein und Stephanie Brachtl, sowie Stefan Heinrich, der sich für die Werk stehen für einen wichtigen Abschnitt der Herrenberger technische und digitale Konzeption und Realisation verantwort- Geschichte. Der Skulpturenpfad hat den Anspruch, Geschichte lich zeigte, dem Kurator Prof. Dr. Helge Bathelt und der Projekt- und Gegenwart miteinander zu verbinden. Zeitgenössische patin Elena Tutino M.A. für die in drei Jahren geleistete Arbeit. Künstler waren aufgefordert, sich mit dem Thema „Ratgeb“ zu beschäftigen, und es wurden herausragende plastische Kunst- Unser Dank gilt ebenso den Spendern und Sponsoren, werke geschaffen, die jetzt auf 21 Positionen zugänglich sind. die durch ihre finanzielle Unterstützung dieses einmalige Vorhaben Wirklichkeit werden ließen. In fast gerader Linie vom Bahnhof bis zum Schlossbergturm reiht sich Werk an Werk, das nächste vom gerade betrachteten schon sichtbar. Thomas Sprißler Oberbürgermeister 3 4 Vo rwo r t Die Arbeit hat sich gelohnt Kunst für alle – gut vermittelt Die Idee des Jerg Ratgeb Skulpturenpfades gibt es schon sehr Als kommunales Weiterbildungszentrum für Herrenberg und lange. Nachdem der Gemeinderat 2011 den Startschuss für den das Obere Gäu steht die Volkshochschule Pate für den Jerg „Erlebnisraum Schlossberg-Alter Rain“ gegeben hat, war es Ratgeb Skulpturenpfad. Zur Popularisierung dieses kulturellen nun möglich, das Vorhaben umzusetzen. Highlights der Stadt Herrenberg hat sie ein Vermittlungsprogramm konzipiert. In diesem Rahmen folgte etwa bereits Mehr als 30 Bürgerinnen und Bürger folgten im Herbst 2011 das Kunsthistorische Institut der Eberhard Karls Universität dem Aufruf des Kurators Prof. Dr. Helge Bathelt, sich mit der Tübingen der Einladung nach Herrenberg. Anhand der zeitge- Ausgestaltung des Pfades zu beschäftigen. Daraus erwuchs nössischen Skulpturen namhafter Künstlerinnen und Künstler ein „schlagkräftiges“ Team, die Bürgergruppe. Ich selbst war gewähren u. a. zielgruppenspezifische Führungen Einblicke sofort begeistert und von Anfang an gerne dabei. sowohl in die Entstehung des Pfads als auch in die Historie der Es gibt zwei Ziele: Erstens, die Erinnerung an den Künstler des Bauernkriegszeit und das bewegte Leben und Werk Jerg Herrenberger Altars und an seine historische Bedeutung am Ratgebs. Hierzu laden wir Sie herzlich ein! Bauernkrieg wachzuhalten. Zweitens, die Werke bedeutender Bildhauer derart zu berücksichtigen, dass der Skulpturenpfad auch zu einem Lehrpfad für zeitgenössisches bildhauerisches Elena Tutino M.A. Schaffen wird. Projektpatin Inzwischen sind 21 Kunstwerke realisiert worden. Das war möglich durch die finanzielle Unterstützung von Banken, Firmen, Institutionen aber auch Privatpersonen. Dafür möchte ich herzlich danken, ebenso den vielen aktiven Helfern sowie der Stadtverwaltung Herrenberg. Trotz aller Arbeit und Mühe und der manchmal auch erlebten „Nach vielen auswärtig kuratierten Projekten nun die Erkenntnis, dass eben nicht alles so reibungslos verläuft, ist Verwirklichung einer Herzensangelegenheit, nämlich Ratgeb die Rückmeldung aus der Bevölkerung und dem Bekannten- in unserem Herrenberg wirklich heimisch werden zu lassen kreis rundweg positiv und motivierend. Erleben Sie nun die und nicht nach dem Motto zu verfahren: „Nicht erwähnt ist Schönheit der Kunstwerke, die Gedanken der Künstler dazu, genug bedacht“. Gute Gefühle an alle die in der Bürgergruppe die hohe Qualität der handwerklichen Umsetzung und die mitgemacht und an die Künstlerfreunde, die sich dem Thema Verzauberung eines Standortes. in so vorzüglichen Beiträgen gewidmet haben.“ Walter Grandjot Prof. Dr. Helge Bathelt M.A. Bürgergruppe Kurator 5 6 Vo rwo r t Kunst im öffentlichen Raum von Bürgern für Bürger Jerg Ratgeb Skulpturenund Lehrpfad Die Wahrnehmung über die Erstpräsentation hinaus Nachweislich schuf der Maler und Bauernkriegskanzler hat eine hohe Nachhaltigkeit. Herrenberg hat damit eine Jerg Ratgeb (um 1480 – 1526) den Herrenberger Altar. Attraktion. Ein gelungenes Projekt von Bürgern für Bürger. Das Werk befindet sich heute in der Sammlung der Staats- Deshalb mache ich mit. galerie Stuttgart und zählt zu den bedeutendsten Arbeiten der Kunst Anfang des 16. Jahrhunderts. Stephanie Brachtl Ratgeb war am Bauernkrieg beteiligt, nicht zuletzt weil Bürgergruppe seine eigene Frau Leibeigene war. Als eine der wenigen führenden Figuren des Aufstands wurde er zum Tode verurteilt und in Pforzheim durch Vierteilung hingerichtet. Revolutionär ist ebenfalls seine Kunst, die nicht nur auf Der Jerg Ratgeb Skulpturenpfad. Kulturzeugnis in der Geraden der Höhe ihrer Zeit war – man bedenke nur die neuartige, kühne Perspektive – sondern auch ungemein gesellschaftskritisch auftrat. Ratgeb ist als bemerkenswerte Figur seiner Zeit aller Erinne- Hellmut Ehrath, Künstler in Herrenberg, und ich haben immer rung wert. Aus diesem Grund hat sich eine Bürgergruppe des davon geträumt, dass die „Herrenberger Energielinie“ (fast) in Projekts angenommen, das Gedächtnis Ratgebs durch einen einer Geraden vom Bahnhof über den Reinhold-Schick-Platz, Skulpturenpfad zu pflegen. Hierfür wurden zeitgenössische den Marktplatz bis hoch zur Burgruine des Schlossbergs einmal Künstler eingeladen, einen Beitrag zu leisten. Weitere Arbeiten mit kulturellem Leben gefüllt wird. Durch das Bürgerprojekt zum Teil aus Nachlässen kamen hinzu, so dass ein außerge- „Jerg Ratgeb Skulpturenpfad“ ergab sich die Chance zur Ver- wöhnliches künstlerisches Niveau erreicht werden konnte. wirklichung, und deshalb war ich sofort mit dabei. Das war sehr viel Arbeit, aber jetzt ist es soweit. Denn der Skulpturenpfad ist Der Skulpturenpfad ist zugleich ein Lehrpfad. Die Besucher so gut wie vollendet. Die „mitmachstadt“ hat funktioniert. bekommen dabei einen Einblick in die unterschiedlichen bild- Zeit zum weiter denken. hauerischen Materialien und Techniken, welche die Bildhauer aus Baden-Württemberg und darüber hinaus angewandt haben. Stefan Heinrich Bürgergruppe 7 8 Übers ichtskar te Richtung Böblingen Der Jerg Ratgeb Skulpturenpfad 24 19 16 13 Vom Bahnhof bis Schloßberg 14 15 23 21 25 22 18 20 17 12 11 9 10 Bronntor 8 Richtung Nagold/Calw 7 Legende Öffentliche Gebäude 1 2 Fußgängerzone Bahnhof Bahnhofsstr. Grünanlagen / Wald 6 Bahnlinie 5 Information Richtung Tübingen Aussichtspunkt 4 Richtung Horb 3 Skulpturenpfad 1 Ingrid Hartlieb, Zwickmühle (Seite 11) 14 Stefan Eipper, Gefangene (Seite 22) 2 Lothar Hudy, Ratgebs Kopf (Seite 12) 15 Noch offen 3 Thomas Dittus, Morgen wird alles gut (Seite 13) 16 Timm Ulrichs, Einflächen-Faltstück (Seite 23) 4 Frederick D. Bunsen, Blutspur (Seite 14) 17 Linde Wallner, Lichtzeichen (Seite 24) 5 Hans Dieter Bohnet, Kubus XIII 99 (Seite 15) 18 Noch offen 6 Hellmut Ehrath, Kalligraphische Figur (Seite 16) 19 Michaela A. Fischer, Ratgebs Frau (Seite 25) 7 Noch offen 20 Thomas Putze, Bauernkriegsfamilie (Seite 26) 8 Hans Daniel Sailer, Auferstehung des Künstlers (Seite 17) 21 Hans Bäurle, Noli me tangere! (Seite 27) 9 Susanne Immer, o. T. (Seite 18) 22 Stefan Eipper, Engel und Geschundener (Seite 28) 10 Christoph Traub, Corpus (Seite 19) 23 Hellmut Ehrath, Kopfkeil II (Seite 29) 11 Dieter Kränzlein, Faltung (Seite 20) 24 Johannes Kares, Tuch für Jerg Ratgeb (Seite 30) 12 Lutz Ackermann, Ratgeb-Altar (Seite 21) 25 Hellmut Ehrath, Kopfkeil I (Seite 31) 13 Noch offen Fotos Skulpturen: Jilma Heinrich 9 10 Kunstwe rke 1 Bahnhof 2 Bahnhofstraße Ingrid Hartlieb Lothar Hudy Zwickmühle, 2014 Ratgebs Kopf, 2014 Eisen, ø 190 x 40 cm Industriedraht, 280 x 80 x 80 cm Gestiftet von der Walter Knoll AG & Co. KG Gestiftet von der Feinmetall GmbH, Herrenberg Die Künstlerin hat sich in weiten Teilen ihres international Das Denkmal hat in der (Kunst-) Geschichte eine große Tradi- gerühmten Werkes mit Obsessionen beschäftigt. Ihre Arbeit für tion. Schon die Antike widmete bedeutenden Persönlichkeiten den Jerg Ratgeb Skulpturenpfad fasst den Zwang in die herme- aus Politik, Wissenschaft und Kunst Darstellungen, die an die tisch abgeschlossene Kreisform. Die Glieder der Ummantelung Vorbilder erinnern sollten. Hudy hat nach dem Selbstportrait sind ineinander verschmolzene massive Eisenblöcke, die teil- Jerg Ratgebs im Herrenberger Altar gearbeitet. Das Drahtge- weise hervorkragend ausgeführt sind: so als könnte der Ring flecht, das den Kopf bildet, zeigt Waffen, Dreschflegel und das angezogen werden. Ein Fanal gegen alle Gewaltanwendung. Wort „Freiheit“. Ingrid Hartlieb, *1944 in Reichenberg / CR, Staatliche Akademie Lothar Hudy, *in Eisleben, Technikerausbildung in Karlsruhe, der Bildenden Künste Stuttgart bei Grau und Hoflehner, Gastschüler an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste internationale Karriere. Stuttgart bei Bachmeier, Ausbildung zum Kunstglaser, Internationaler Syrlin Preis, Lehrtätigkeit in der Weiterbildung, freischaffend. 11 12 Kunstwe rke 3 Bahnhofstraße 4 Bahnhofstraße / Ecke Horber Straße Thomas Dittus Frederick D. Bunsen Morgen wird alles gut, 2014 Blutspur, 2013 / 2015 Granit, Steine, Text, 170 x 100 x 600 cm Glas, LED-Technik, 100 x 100 x 100 cm Finanziert durch den Bürgertopf der Stadt Herrenberg Der Obelisk stellte im alten Ägypten die Verbindung zwischen Die Kreuzesform bezeichnet hier ebenso den Opfertod Christi Diesseits und Götterwelt her. Dittus macht ihn zum Ausgangs- wie auch die Vierteilung Ratgebs. Die Lichtquelle mit roter punkt eines Steinpfades aus Zitaten, die Forderungen aus dem Spur entspricht den Blutopfern. Der Künstler interpretiert Jahr 1525 enthalten. Bruchspuren im Obelisken und bruch- Ratgeb als Märtyrer. Bunsen hat zuletzt mit Bitumen auf stückhafte Steine geben das fragile Moment wieder, das allem Plexiglas gearbeitet und damit dem Licht eine neue Bedeutung Streben nach Veränderung eignet. in seinem Werk gegeben. Thomas Dittus, *1962 in Affstätt, Lehre als Steinbildhauer, Frederick Bunsen, *1952 in El Paso/USA, Studium an der Besuch der Meisterschule in Freiburg, Teilnahme an zahl- Oregon State University Corvallis, Oregon und an der reichen Gruppen- und Einzelausstellungen im süddeutschen Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Raum und in der Schweiz, Mitglied im Bund freischaffender Peters, Haegele, Schubert und Sonderborg, Honorarprofessor Bildhauer Baden Württemberg e.V. und im Böblinger an der Akademie in Klausenburg / RU, Zusammenarbeit mit Kunstverein e.V. Luhmann. 13 14 Kunstwe rke 5 Horber Straße / Ecke Bahnhofstraße 6 Horber Straße / Ecke Bahnhofstraße Hans Dieter Bohnet Hellmut Ehrath Kubus XIII 99, 1999 Kalligraphische Figur, 2002 Cortenstahl, V2A-Stahl, 180 x 180 x 180 cm Eisen, Stahl, 400 x 200 x 200 cm Schenkung von Edeltraut Bohnet Gestiftet vom Verein der Freunde des Lion Clubs Herrenberg e.V. Bohnets Absicht war es, sein Werk auf eine Klarheit der Der Würfel steht symbolhaft für das Einengende starrer Formensprache zu gründen. Klarer als mit stereometrischen Ordnungen. Die Kalligraphische Figur, aus gelasertem Edelstahl, Körpern kann kaum formuliert werden. Bohnet ist dabei in wirkt in ihrer den Kubus sprengenden Form als Gestus, der die Körper vorgedrungen und hat ihr Innenleben geöffnet. Befreiung ausdrückt. Wenn diese Arbeit auch nicht für den Die Botschaft, nicht am Äußeren stehen zu bleiben, sondern Pfad geschaffen wurde, so trifft sie das Thema „Ratgeb“ auf ein Verborgenes zu entschlüsseln, hat jene Einfachheit, die das Genaueste. nicht selten mit bedeutender Kunst einhergeht. Der Kubus XIII 99 ist für Bohnets gestalterische Absichten ein Paradebeispiel. Hellmut Ehrath, *1938 in Oberndorf am Neckar, †2008 in In Unbekanntes vorstoßen: eben das entspricht auch dem Herrenberg, Schüler von Daudert und Henninger an der Geist Ratgebs. Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Hans Dieter Bohnet, *1926 in Trossingen, †2006 in Stuttgart, Schüler von Baum an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Arbeiten im öffentlichen Raum in ganz Deutschland. 15 16 Kunstwe rke 8 Bronngasse 9 Rathaus / Marktplatz 5 Hans Daniel Sailer Susanne Immer Auferstehung des Künstlers, 2013 o. T., 2003 Sandstein, 160 x 120 x 20 cm Stein, Metall, 80 x 80 x 70 cm Gestiftet von zwei Herrenberger Bürgerinnen Bestand der Stadt Herrenberg Die Basis der polychromen Tafel bildet die Vierteilung Ratgebs. Die Künstlerin hat einen urwüchsigen Steinblock rechtsseitig Darüber sind sein Portrait und die Sphäre des Jenseits als Ort mit rot lackierten Eisenstiften versehen, die in den Stein der Verklärung zu sehen. Auch Sailer sieht Ratgeb in eingebohrt sind. Damit erfährt der statische Steinblock eine der Tradition der Märtyrer und hat diesen Eindruck in die äußerste Dynamisierung. Dringen die Stifte ein, oder treten für ihn typische klare Bildsprache übersetzt. Dabei hat er sie hervor? Geben sie eine Richtung an, oder bedeuten sie es verstanden, die elementare Kraft des Bauernaufstands eine Abwehr? Solche Alternativen verweisen nur auf das nach Form und Farbe kongenial auszudrücken. Eigentliche dieser suggestiven Arbeit, nämlich auf ihre extreme Kraft als Ensemble. Unausweichlich führt die Betrachtung zu Hans Daniel Sailer, *1948 in Leonberg/Höfingen, Studium einem Eindruck von Gewalt. an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Sonderborg und Hrdlicka, Studienstiftung des Deutschen Susanne Immer, *1963 in Bielefeld, Hochschule für Bildende Volkes, Lehraufträge in Stuttgart, Berlin und Bremen. Künste Braunschweig und Ecole des Beaux Arts Nimes, Studienaufenthalte in Paris und Lübeck, lebt und arbeitet in Reutlingen. 17 18 Kunstwe rke 10 Oberamt / Kirchgasse 2 11 Stiftskirche Christoph Traub Dieter Kränzlein Corpus, 2006 Faltung, 2005 Stein, 170 x 110 x 40 cm Stein, 40 x 80 x 30 cm Ankauf durch die Stadt Herrenberg Bestand der Stadt Herrenberg Der Nachkomme der Nuss-Bildhauerdynastie hat eine ganz Schichtungen sind ein häufiges Thema im Schaffen Kränzleins. eigene Formensprache entwickelt, die sich durch eine wuchtige Hier hat er die Anmutung einer Folge von Platten aus dem Körperlichkeit auszeichnet. Das Herrenberger Relief ist in der Stein geschnitten und dem Material auch einen Rhythmus Art des Non-Finito gehalten. Nur die Rumpfpartie ist angedeu- mitgegeben. Dieser Rhythmus als eine lange Wellenbewegung tet, die das Versinken oder Heraustreten einer Figur erkennbar erinnert an die longue durée (Fernand Braudel) der französi- machen. Ein Gefangensein wird in beiden Fällen ausgedrückt. schen Historiographie, d. h. an solche weiten Perioden in der Der Bezug auf gesellschaftliche Verhältnisse ist nahe liegend. Geschichte, die vergleichbare Verläufe zeigen. Als Bild der Geschichte interpretiert stellt sich die Frage nach dem eigenen Cristoph Traub, *1964 in Stuttgart, Bildhauerpraktikum bei Standort oder auch demjenigen Ratgebs. Nuss und bei Neuwirth, Akademie Karlsruhe bei van Dülmen, Mitglied im Verband Bildender Künstler und Künstlerinnen Dieter Kränzlein, *1962 in Stuttgart, Ausbildung zum Steinbild- Württemberg, Bund freischaffender Bildhauer Baden- hauer, Schüler von Dakáy, auf allen bedeutenden Kunstmessen Württemberg e.V., Kunstverein Schorndorf, lebt und arbeitet vertreten, lebt und arbeitet in Bietigheim–Bissingen. in Schorndorf. 19 20 Kunstwe rke 12 Stiftskirche / Kirchgasse 14 Wasserhäuschen / Schlossberg Lutz Ackermann Stefan Eipper Ratgeb-Altar, 2014 Gefangene, 1998 Metall, 300 x 440 x 40 cm Holz, 80 x 60 x 60 cm Gestiftet von der Kulturstiftung der Kreissparkasse Böblingen, Private Leihgabe der Sparkassenversicherung und der LBS Die Arbeit zeigt eine Gruppe Gefangener. Mit dieser HolzbildAuf der Höhe des Chorraumes der Herrenberger Stiftskirche – hauerei ist die obsessive Situation verfolgter, gefangener nach rechts versetzt ins Gelände an den Resten der Stadt- und geschundener Menschen eindrücklich dargestellt. mauer – hat Ackermann die Form des Ratgeb-Altars aufgenom- Die Enge und das ineinander Verflochtene vermitteln in men und sie so inszeniert, dass der Eindruck eines Chorraumes einer äußerst expressiven Intensität Leiden und Ohnmacht. entsteht. Am Sockel sind der Schriftzug „Jerg Ratgeb Maler“ und die für Ackermann typischen Schwellkörper angebracht. Stefan Eipper, *1967 in Herrenberg, Freie Kunstschule Die Tafeln selbst liefern, wenn der Betrachter an das Werk Nürtingen. herantritt, verzerrte Spiegelbilder. Der Betrachter wird so zum Teil des Heilsgeschehens. Lutz Ackermann, *1941 in Sindelfingen, Lehre als Feinblechner, Ausbildung zum Grafikdesigner und als solcher selbständig, Ausbau des Bahnwärterhauses zum „Kunstkraftwerk“ und Gründung der Ackermannstiftung 2001. 21 22 Kunstwe rke 16 Wasserhäuschen / Schlossberg 17 Stadtmauer Timm Ulrichs Linde Wallner Einflächen-Faltstück, 2014 Lichtzeichen, 2013 Eisen, 3 Zelte à 100 x 200 x 160 cm Keramik, LED-Technik, 225 x 70 x 20 cm Ankauf durch die Stadt Herrenberg Finanziert durch den Bürgertopf der Stadt Herrenberg Nach Ulrichs Entwurf wurden drei große Eisenplatten gefaltet Über einem später ergänzten Zugang in der Stadtmauer und derart mit Einschnitten versehen, dass daraus elementare hat Wallner Keramikplatten angebracht, die an eine Leiter Behausungen mit Sitzen entstanden sind, die zu- oder abge- erinnern. Das wiederum setzt Assoziationen frei, die von der wandt besessen werden können. Dem Standort nach ist somit Himmelsleiter bis zum Folterinstrument reichen. Die Farb- eine Variante des Hortus Conclusus entstanden. Im Rahmen gebung mit ihren rötlichen Erdtönen einerseits und mit ihrem des Jerg Ratgeb Skulpturenpfades hat das Ensemble als Ort strahlenden Licht andererseits unterstreicht diesen Eindruck. einer elementaren Umfriedung Sinn. Verzweiflung und Hoffnung sind die Botschaften Wallners. Timm Ulrichs, *1940 in Berlin, Konzeptkünstler, Gründung der Linde Wallner, *1943 in Stuttgart, konstantes künstlerisches „Werbezentrale für Totalkunst, Banalismus und Extemporis- Arbeiten vorwiegend im keramischen Bereich, Handbuch für mus“, Will-Grohmann-Preis der Akademie der Künste Berlin, Keramik, ehemalige Vorsitzende des Böblinger Kunstvereins Professor em., lebt und arbeitet in Berlin und Hannover. e.V., freischaffend, lebt und arbeitet in Herrenberg. 23 24 Kunstwe rke 19 Stadtmauer 20 Stadtmauer Michaela A. Fischer Thomas Putze Ratgebs Frau, 2013 Bauernkriegsfamilie, 2013 Bronze, 175 x 52 x 22 cm Robinie, Eiche, Stahl, 220 x 600 x 500 cm Finanziert durch den Bürgertopf der Stadt Herrenberg Gestiftet von der Bürgerstiftung Herrenberg Viele der Arbeiten Fischers beschäftigen sich mit dem weib- Putze ist virtuos im Umgang mit der Kettensäge. Mit unglaub- lichen Körper, wobei ihr immer äußerst sensible und zugleich licher Sicherheit formt er die Figur aus dem vollen Holz nach sinnliche Formulierungen gelingen. So war es für sie nahe- einem sorgfältig überlegten inneren Plan. Hier zeigt er Mann, liegend, sich mit der Frau Ratgebs zu beschäftigen. Frau und Kind voneinander entfernt – isoliert. Stählerne (Blut-) Von ihr wissen wir nur, dass sie eine Leibeigene war und dass Bahnen stellen einen letzten Kontakt her. Die Hände sind als sie im Herrenberger Altar zu sehen ist. Fischer hat sie als hilfesuchender Gestus dramatisch hervorgehoben. Schnürfigur geschaffen. Betritt sie einen Raum der Hoffnung. Ist es ein endgültiger Ausweg? Thomas Putze, *1968 in Augsburg, Lehre als Landschaftsgärtner, Aufenthalt in Guatemala, Aufbauprojekte, Theologie- Michaela A. Fischer, *1953 in Alpirsbach, Bundessieg für Holz- studium in Wuppertal, freiberufliche Tätigkeit als Illustrator bildhauerei, Beginn des Studiums an der Staatlichen Akademie und Musiker, Studium der Malerei an der Freien Kunstschule der Bildenden Künste Stuttgart, ehemalige Vorsitzende des Stuttgart, Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Akade- Bundes der freischaffenden Bildhauer Baden-Württemberg e.V., mie der Bildenden Künste Stuttgart bei Pokorny und Ullman, Mitglied der Kunstkommission für sakrale Kunst der Diözese freiberuflicher Bildhauer mit Atelier in Stuttgart. Rottenburg-Stuttgart. 25 26 Kunstwe rke 21 Stadtmauer 22 Stadtmauer Hans Bäurle Stefan Eipper Noli me tangere!, 2013 Engel und Geschundener, 1999 Epoxidharz-Steinguss, 195 x 70 x 70 cm Holz, 200 x 200 x 40 cm Gestiftet von der Württembergischen Gemeinde-Versicherung a.G. Private Leihgabe Bäurles Figuren aus Kunststoffen haben sich weit verbreitet. Der Engel ist liegend abgebildet, so wie auf mittelalterlichen Er ist viel mehr als eine schwäbische Niki. Seinen bemalten Heiligenbildern. Die liegende Form ist zugleich Schutzgestus. Skulpturen eignet eine Formfindung, die stets an Vegetatives Der Geschundene erinnert in seiner Längung an Arbeiten erinnert. „Noli me tangere!“ steht für die erste Begegnung mit Giacomettis. Durch die grobe Bearbeitung wird das Leiderfüllte dem Auferstandenen. Die Botschaft hat sich erfüllt. eindrücklich betont. Die Gruppe steht in der Tradition des deutschen Expressionismus. Hans Bäurle, *1931 in Königsbronn-Ochsenberg, Malerlehre in Heidenheim, private Kunstschule in München, Staatliche Stefan Eipper, *1967 in Herrenberg, Freie Kunstschule Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Lehrauftrag an der Nürtingen. Hochschule für angewandte Künste Istanbul, lebt und arbeitet in Altdorf. 27 28 Kunstwe rke 23 Stadtmauer 24 Schlossbergturm Hellmut Ehrath Johannes Kares Kopfkeil II, 2002 Tuch für Jerg Ratgeb, 2014 Eisen, 220 x 80 x 120 cm Eisen, 200 x 200 x 50 cm Leihgabe von Doris Ehrath Finanziert durch den Bürgertopf der Stadt Herrenberg Ehraths Kopf hat Kraft. Er wirkt so selbstverständlich wie die Die Bundschuhfahne gehört zum Erinnerten aus der Skulpturen der Osterinseln. Aufrecht und ausgerichtet legt er Geschichte des Bauernkriegs. Das simple Schuhwerk Zeugnis ab für Selbstbestimmung und Selbstbewusstsein. stellte sich bildmächtig gegen die aufwändigen Banner der Herrschenden. Kares zeigt die Fahne nicht triumphhaft Hellmut Ehrath, *1938 in Oberndorf am Neckar, †2008 in entrollt im Wind wehend, sondern auf einer Stange aufgelegt. Herrenberg, Schüler von Daudert und Henninger an der Am Schlossbergturm ist sie eben recht am Ort. Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Johannes Kares, *1953 in Baassen, Choreographie-Studium in Klausenburg / RU und Studium an der Akademie für Theater und Film Bukarest, Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, bei Baumann, Preis für Bildhauerei aus dem „Forum junger Kunst“, Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg und des Kunstfonds e.V., Bonn, lebt und arbeitet in Tübingen. 29 30 Kunstwe rke 25 Schlosskeller Der Jerg Ratgeb Skulpturenpfad wird finanziell gefördert durch den Bürgertopf der Stadt Herrenberg. Hellmut Ehrath Danke Kopfkeil I, 2002 an alle Sponsoren, Mäzene, Leihgeber und Helfer Bathelt, Helge, Prof. Dr.; BauForum-Projektentwicklung & Immobilien GmbH; Bauhütte, Herrenberg; Bausch, Günter; Benedix, Lutz; Bohnet, Edeltraud; Bosch, Hans; Brachtl, Bruno; Bürgerstiftung Herrenberg; Copythek Klaus Weber; Denkmalamt Stuttgart, Esslingen, Christoph Kleiber; Ehrath, Doris; Feinmetall GmbH, Herrenberg; Glasgestaltung Andreas Dierig, Überlingen, Andreas Dierig und Team; Grandjot, Konstantin; Groth, Pierre; Grundwasserhydraulik, Gültstein, Voutta, André; Heinrich, Martin; Kelm, Klaus; Kohler, Kai; Krone Kuppingen; Kulturstiftung der Kreissparkasse Böblingen; Kunstverein Herrenberg e.V.; LBS; Maier Bauunternehmen GmbH, Gültstein, Roland Maier; Metallbau Epple, Gültstein; Metallbau Stetzler GmbH, Aidlingen, Udo Stetzler und Team; Milli GmbH, Bauunternehmung, Herrenberg, Harald Milli; Eisen, 200 x 80 x 120 cm Rosioru, Octavian; Schittenhelm, Eugen; Schlosskeller Leihgabe von Doris Ehrath Herrenberg; Sparkassenversicherung; Stadtverwaltung Herrenberg; Steinbildhauerei Thomas Dittus, Herrenberg, Die reduzierte Formgebung, die alles konkret Physiognomische Thomas Dittus; Tutino, Adriano; Verein der Freunde des Lion vermeidet, lässt die Arbeit zu einem Wahrzeichen werden. Mit Clubs Herrenberg e.V.; Vogel Samis, Alexander; Volksbank der Pfadnummer 23 zusammen bildet diese Arbeit eigentlich Herrenberg-Nagold-Rottenburg e.G.; Voutta, Golo; Walter Knoll ein Ensemble für eine besondere Art eines Löwentors. AG & Co.KG, Herrenberg; Württembergische GemeindeVersicherung a.G.; Zinser Metall Manufaktur, Herrenberg, Hellmut Ehrath, *1938 in Oberndorf am Neckar, †2008 in Götz Zinser; zwei Herrenberger Bürgerinnen. Herrenberg, Schüler von Daudert und Henninger an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Weitere Unterstützung ist immer willkommen. Bürgergruppe Kurator: Prof. Dr. Helge Bathelt Projektpatin: Elena Tutino M.A. Sprecher: Walter Grandjot, Stephanie Brachtl Technische und digitale Konzeption & Realisation: Stefan Heinrich 31 32
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