GESUNDHEITS NACHRICHTEN

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GESUNDHEITS
NACHRICHTEN
Natürlich gesund leben | März 2015 | CHF 5.40
Vegan
im Trend
Stürze
verhindern
Hotel Andy
Liss 244
6474 Jerzens Pitztal
Tel. +43 (5414) 861 00
[email protected]
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Entschlackungskur 4 Tage:
3 Nächte in der
gewünschten
Zimmerkategorie
Winter 2015
– 08.– 29.03.2015
– 05.– 12.04.2015
3 + 1 Nacht gratis
Ab € 620.–
Sommer 2015
27.06.2015 – 18.10.2015
Ab € 575.–
Pauschal-Preise pro Person /
zuzüglich Kurtaxe € 2.00 pro
Person und Tag
Energie-Kur:
Winter 2015
4 Nächte
25.– 29.03.2015
Ab € 832.–
Sommer 2015
4 Nächte
30.08.– 03.09.2015
7 Nächte
28.06.– 05.07.2015
03.10. –10.10.2015
Ab € 740.–/1245.–
Pauschal-Preise pro Person /
zuzüglich Kurtaxe € 2.00 pro
Person und Tag
Entschlackung
Raus aus dem Alltag
Auf Grund unserer Lebensweise ist unser
Körper heute vielfach übersäuert. Es bilden
sich Schlacken und Ablagerungen im Körper. Die Entschlackungskurs hilft in kurzer
Zeit mit Bädern, speziellen Massagen und
gesunder Frischkost zu entsäuern und zu
entschlacken. Sie spüren neue Energie und
Lebenskraft.
Sich wieder fühlen, erleben, lieben
sind die Ansätze der Energie-Kur.
«Der Himmel hilft niemals denen,
die nicht handeln wollen» SOPHOKLES
Entschlackungs-Kur 4 Tage
– Am Anreisetag Begrüssung mit
Beratungsgespräch, einem Wurzelkraftcocktail, basisches Fussbad
– Basische Verpflegung mit frischen
Produkten (morgens Brei und frisches
Obst, mittags gedünstetes Gemüse und
Kartoffel, abends Gemüsesuppe)
– Ganztags Kräutertee und
Granderwasser
– 1 basische Körperpflege 60 min. im
Alpenschlammbad mit anschliessend
Körperwickel
– 1 Ohrkerzenbehandlung 30 min.
– 1 basische Salz-Ölmassage 30 min.
– 1 reinigende Gesichtsbehandlung
60 min.
– 1 Jentschura Kurpaket auf Ihrem Zimmer zum mit nach Hause nehmen mit:
Wurzelkraft 165 g, meine Base 750 g,
7 × 7 Kräutertee (50 Beutel)
– 1 Handbürste, 1 Kosmetikbürste,
basische Strümpfe
– Betreutes Vitalprogramm in
der Gruppe mit Wassergymnastik und
Body Art
– 1500 m² grosse SPA-Anlage
– Kostenlose Parkgarage
Energie-Kur im ANDY
– Die 3 / 4 Geniesserpension mit
Nachmittagsjause
– Begrüssung und Einführungsgespräch
– 2 Energiesitzungen bei 7 Nächten,
1 bei 4 Nächten
– 2 Klangsitzungen bei 7 Nächten,
1 bei 4 Nächten
– Gesprächsberatungen je nach Bedarf
– Qi Gong- 8 Alltagsübungen
– Anleitung für Zuhause
– Abschlussgespräch
– Unser Wochenprogramm
– Die 1500 m² grosse SPA-Anlage
– Kostenlose Parkgarage
– Maximal 5 Personen pro Termin möglich
Referent / Leiter: Harald Heller
Die im Kurs gegebenen Empfehlungen sind
allgemeiner Natur und können eine professionelle medizinische oder psychologische
Behandlung nicht ersetzen!
INHALT
NATURHEILKUNDE & MEDIZIN
Nicht fallen, bitte!
Ein Sturz im Alter kann gravierende Folgen haben.
Am besten lässt man es gar nicht erst dazu kommen: Körperliche Fitness und ein bisschen Vorsicht
können viele Unfälle verhindern.
10
ERNÄHRUNG & GENUSS
Käse und seine Bakterien
Ohne Bakterien gäbe es keinen Käse – für die Herstellung und Eigenart jeder Sorte sind sie unentbehrlich. Andere Mikroorganismen wie Listerien
oder Kolibakterien können gefährlich werden.
14
LEBENSFREUDE & WELLNESS
Vegan im Trend
Eine Ernährungsweise, die ohne jedes tierische
Produkt auskommt, findet immer mehr Aufmerksamkeit. Wer vegan leben möchte, muss einiges
beachten, damit er auch gesund lebt.
NATUR & UMWELT
18
KÖRPER & SEELE
RUBRIKEN
22
Aus innerem Antrieb 26
Winzig klein und doch Milliarden
Tonnen schwer: Plankton ist der
«Treibstoff der Meere».
Wofür zeigt mein Kind Begabung?
Stärken erkennen, ohne Kinder in
eine Richtung zu drängen.
Fakten & Tipps
6
Buchtipp
6
Leserforum
30
Vorschau/Impressum 34
Anzeigen & Adressen 38
Ökofaktor Plankton
März 2015
Gesundheits-Nachrichten 3
Am Ufer: Bunte Gesellschaft am Bodensee.
EDITORIAL
Immer schön senkrecht
Liebe Leserinnen und Leser
Wie das so ist, wenn man sich intensiv mit einem Thema beschäftigt: Bei den
umfangreichen Recherchen zur Sturzprävention schweiften meine Gedanken
immer wieder einmal ab zu einer respektablen Reihe von Stürzen, die ich selbst
schon hingelegt habe.
In den ersten Schuljahren waren «aufgefallene» Knie eher die Regel als die Ausnahme. Es gab ja so viel zu entdecken und zu lernen, und natürlich musste ich
Claudia Rawer
[email protected]
immer ganz, ganz schnell dabei sein! Rollschuhlaufen – auf eisernen Rollen und
ohne jeglichen Kopf- oder Gelenkschutz! – war ebenfalls eine gute Gelegenheit,
sich diverse Körperstellen aufzuschrammen. Unzählige Stürze beim Voltigieren
und Reiten verliefen glücklicherweise immer glimpflich; im Gegenteil, beim Voltigieren war es unser grösster Ehrgeiz, einen Sturz so aussehen zu lassen, als sei
man absichtlich abgesprungen: Fallen, Purzelbaum, aufstehen und wieder zum
Pferd laufen. Eher unglücklich endete das Üben des damals neuen «Fosbury
Flop» beim Hochsprung auf der heimischen Wiese – Resultat war ein Gipsarm für
mehrere Monate. Spektakulär auch ein Sturz beim Skifahren, als das Grüppchen
Studenten es nicht lassen konnte, auf einer Mini-Schanze Skisprung zu versuchen: Stahlkante gegen Brustkorb brachte mir eine zweite Vorladung nach der
Röntgenreihenuntersuchung ein: Schatten auf der Lunge, Tuberkuloseverdacht.
Es war aber dann bloss eine angeknackste Rippe.
In der Jugend steckt man solche Ausrutscher recht locker weg – dass die Knochen
doch so einiges mitgemacht haben, merkt man erst ein paar Jahrzehnte später!
An das letzte Straucheln auf Kopfsteinpflaster, erst wenige Jahre her, erinnern
mich dagegen bis heute drei steife Fingergelenke der rechten Hand. Dass nicht
mehr passiert ist, verdanke ich wohl der Tatsache, dass ich mit etwa dreissig
noch professionell fallen gelernt habe: Beim Jiu-Jitsu war die «Fallschule» die
wichtigste aller Übungen.
Vor einem Sturz im Alter ist jedoch keiner gefeit – und die Folgen können erheblich schlimmer sein als ein Rippenknacks oder ein verschrammtes Knie. Daher
wünsche ich Ihnen und uns:
März 2015
Bleiben wir senkrecht!
Herzlichst Ihre
Gesundheits-Nachrichten
Postfach 63 CH-9053 Teufen
E-Mail:
[email protected]
Internet:
www.gesundheitsnachrichten.ch
Gesundheits-Nachrichten 5
6
FAKTEN & TIPPS
DIABETES
Nützliche Pflanzenstoffe entdeckt
Insulin wird benötigt, um den
Blutzuckerspiegel zu senken. Es
regt Körperzellen dazu an, Glukose aus dem Blut aufzunehmen
und in Energie umzuwandeln.
Beim Diabetes Typ 2 ist die Insulinproduktion gestört, oder der
Körper kann das Insulin nicht
mehr richtig verwerten.
Forscher des Deutschen Instituts
für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) haben nun
herausgefunden, dass die sekundären Pflanzenstoffe Luteolin
und Apigenin die intrazellulären
Signalwege von Insulin beeinflussen können. Ausserdem können sie die Produktion von Zu-
BUCHTIPP
cker und Fett in der Leber
verringern. Die Forscher vermuten daher eine antidiabetische Wirkung, weshalb
bestimmte Pflanzen für alternative Diabetestherapien geeignet sein könnten.
Die zu den Flavonen gehörenden
Pflanzenstoffe kommen in Karotten, Paprika, Sellerie, Pfefferminze, Thymian, Rosmarin, Oregano,
Petersilie, Kohl, grünem Tee und
Olivenöl (Luteolin) sowie in Kamille, Petersilie, Zwiebeln und
Orangen (Apigenin) vor.
Beide Flavone haben antioxidative, entzündungs- und krebshemmende Eigenschaften. Zwar sind
die Experimente bisher nur
im Labor an menschlichen
Leberzellen durchgeführt worden, doch die Forscher sind zuversichtlich, dass ihre Erkenntnisse dazu beitragen werden, neue
Ernährungsstrategien und Medikamente zu entwickeln. ärztezeitung.de
«Schlank mit Kräutern»
Nein, Kalorien werden nicht gezählt; es gibt auch
keinen Diätplan. Vielmehr wollte die Heilpraktikerin
Melanie Wenzel selbst «schlank und Genussmensch» bleiben – mit pflanzlicher Hilfe. In ihren
eigenen Worten: «Was mir nun schon jahrzehntelang in Sachen Gesundheit und Wohlbefinden
wertvolle Dienste leistet, würde mir auch im Kampf
gegen die überflüssigen Pfunde sanft sekundieren:
meine Kräuter!»
Mit dem Buch finden an gesundem und genussreichem Essen interessierte Menschen den
Weg zu einer vernünftigen, anregenden
und praktikablen «Wohlfühl-Ernährung».
In 42 Pflanzensteckbriefen werden die
besten «Helferchen» porträtiert – alte Bekannte wie Basilikum und Dill, aber auch
unbekanntere Pflanzen wie Hauhechel,
Mate und Moringa. Alle aufgeführten
Kräuter, Wurzeln und Früchte haben eine
spezifische Wirkung auf Stoffwechsel und
Gesundheits-Nachrichten
Verdauung. Sie regen Magen und Darm an, stimulieren den Fettabbau, unterstützen die Funktion innerer Organe wie Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse
oder Nieren, reduzieren Cholesterin oder Gelüste
nach Süssem. Allerdings, das räumt auch Melanie
Wenzel ein: Ohne Bewegung geht es nicht!
Unter die Pflanzenporträts mischen sich Tipps zum
Anbau und zur Konservierung von Kräutern. Das
Werk komplettieren die appetitanregenden, feinen
(aber nicht nur vegetarischen) Kräuterrezepte –
alles zusammen interessant, informativ
und lesenswert.
«Schlank mit Kräutern» von Melanie Wenzel,
192 S., GU Verlag 2014, broschiert
ISBN: 978-3-8338-3601-5, CHF 28.90/Euro 19.99
Sie können dieses Buch bei uns telefonisch,
per E-Mail oder per Bestellkarte S. 43/44 be­
stellen.
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März 2015
FAKTEN & TIPPS
DARMSPIEGELUNG
Vorsorge hilft
COPD
Die unterschätzte Krankheit
In der Schweiz leiden 400 000
Personen an der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit COPD,
für Deutschland gehen Schätzungen von über sechs Millionen Betroffenen aus. Zwar ist COPD unheilbar, doch mit den richtigen
Massnahmen kann das Voranschreiten der Krankheit verlangsamt und der Krankheitsverlauf
positiv beeinflusst werden.
Im Rahmen einer chinesischen
Studie fanden Forscher heraus,
dass die in asiatischen Gebirgsregionen vorkommende Gekerbte
Rosenwurz (Rhodiola crenulata)
eine deutliche Verbesserung bei
Betroffenen erzielte. So fanden
sich mehr von den für das Immunsystem wichtigen T-Helferzellen im Blut. Auch das Lungenund Atemvolumen verbesserte
sich.
Der für diese Studie untersuchte
Rhodiola-crenulata-Extrakt ist bisher ausschliesslich im asiatischen
Raum, nicht aber in Europa erhältlich.
März 2015
Kostenlose COPD-Schulungen
bietet der Verein «Lunge Zürich»
an, in denen die Patienten lernen, besser mit der Krankheit
umzugehen. Dabei werden Tipps
für den Alltag vermittelt und diverse Themen wie Ernährung,
Ferien, Notfallmanagement, Training und Atemtechnik von Fachpersonen behandelt. Die nächsten Schulungen finden im April/
Mai sowie im August/September
statt. Anmeldung unter: Lunge
Zürich, Sandra Brülisauer
E-Mail: [email protected] oder unter der Telefonnummer +41 (0)44 68 20 22. Weitere Informationen sind unter
www.lunge-zuerich.ch/durchatmen zu finden.
In Deutschland können sich Betroffene am 8. Symposium Lunge
im September beraten lassen.
Weitere Informationen unter
http://bit.ly/1AiwNPH sowie auf
www.lungenemphysem-copd.de
Lunge Zürich/carstens-stiftung.de
Laut einer Analyse des Deutschen
Krebsforschungszentrums (DKFZ)
bringt die Vorsorge-Koloskopie einen entscheidenden Nutzen. Innerhalb von zehn Jahren wurden
180 000 Darmkrebsvorstufen entdeckt und entfernt sowie mehr als
40 000 Fälle von Darmkrebs frühzeitig in einem Stadium diagnostiziert, in dem eine Heilung möglich
ist.
Dem gegenüber standen nach Berechnungen der Autoren nur etwa
4500 sogenannte Überdiagnosen.
Die Zahl der Überdiagnosen sei damit geringer als bei der Mammographie, bei der es deutlich häufiger zur Diagnose von Tumoren
komme, die sich nicht zum Krebs
weiterentwickeln.
Deutschland war im Oktober 2002
eines der ersten Länder weltweit,
das die Darmspiegelung als Bestandteil des gesetzlichen Krebsvorsorgeprogramms eingeführt
hat. Die Wissenschaftler sind daher
zuversichtlich, mit der VorsorgeKoloskopie auch die DarmkrebsSterblichkeit zu senken.
aerzteblatt.de
7
8
FAKTEN & TIPPS
ENTZÜNDLICHES RHEUMA
Rauchen als weitere Ursache identifiziert
Raucherinnen haben ein doppelt
so hohes Risiko, an rheumatoider
Arthritis zu erkranken als Nichtraucher. Zu diesem Ergebnis
kommt eine Studie an 34 101
schwedischen Frauen über einen
Zeitraum von 15 Jahren.
Zwar ist bereits bekannt, dass
das Rauchen Rheuma verschlimmert, dass es die Erkrankung
auch auslösen kann, ist aber neu.
Wie bei jeder Autoimmunerkrankung greift auch bei Arthritis das
Immunsystem den eigenen Körper an, anstatt diesen vor Schäden von aussen zu schützen. Dies
führt zu entzündlichen Prozessen
in Gelenken, Organen, Muskeln
oder auch Blutgefässen.
Laut den Forschern fördern bestimmte Substanzen im Zigarettenrauch die Bildung sogenannter citrullinierter Peptide in den
Geweben, welche wiederum die
zerstörerischen Antikörper
des Immunsystems anlocken.
Dieser Prozess
kann sich
über
mehrere Jahre hinziehen, doch
ist das Rheuma erst einmal ausgebrochen, verläuft es bei rauchenden Patienten wesentlich
aggressiver.
Entscheidend dabei ist in diesem Falle, wie lang jemand geraucht hat, nicht wie viel. Und
selbst das Aufhören bringt zumindest in
den ersten 15 Jahren nur wenig:
Ehemalige Raucherinnen wiesen noch Jahre später ein um 68
Prozent erhöhtes Rheumarisiko
auf.
Rauchen fördert zudem Lungenkrebs und kann schon bei passivrauchenden Kindern Gefässschäden verursachen.
Dass es bei rauchenden Männern auch zu einem vermehrten Verlust des
Y-Chromosoms in den
Blutzellen kommen
kann, fanden ebenfalls schwedische Forscher heraus. Selbst
unter Berücksichtigung
weiterer Faktoren wie
Blutdruck, Diabetes und
Bewegung kam der
Chromosomen-Defekt
bei Rauchern rund dreimal häufiger vor als bei
Nichtrauchern.
Hier schien allerdings die Dosis wichtiger zu sein als die
Dauer. Bei ehemaligen Rauchern glichen sich die Werte
nämlich wieder dem Durchschnitt an. Dieser Prozess
ist also umkehrbar.
scinexx.de
Gesundheits-Nachrichten
März 2015
FAKTEN & TIPPS
ÜBERGEWICHT
Portulak hilft
Übergewicht im Kindes- und Jugendalter hat sich weltweit zu
einem ernstzunehmenden Problem entwickelt, denn damit ist
auch ein erhöhtes Risiko für
Krankheiten wie Diabetes, Arteriosklerose und Krebs verbunden.
Neben genetischen Faktoren gelten eine ungesunde, fettreiche
Ernährung und zu wenig Bewegung als Hauptursachen.
Iranische Wissenschaftler konnten in einer placebokontrollierten
Studie feststellen, dass Portulaksamen die Blutfettwerte von
übergewichtigen Jugendlichen
senken können. Einen Monat
lang nahmen die Teenager entweder zwei Mal täglich eine Kap-
sel mit 500 Milligramm Portulaksamen oder aber als Placebokontrolle dienende Laktosekapseln. Zwar sanken die Werte für
das Gesamtcholesterin insgesamt, statistisch signifikant war
aber nur die Senkung des «schlech­
ten» LDL-Cholesterins und des
Triglyzeridwerts.
Der (Sommer-)Portulak (Portulaca oleracea) wird weltweit nicht
nur als Nahrungsmittel sondern
auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin als Heilpflanze
genutzt.
Das Wildgemüse ist reich an gesunden ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Flavonoiden.
Nahrungsergänzungsmittel mit
Portulak gibt es in verschiedenen
Internet-Apotheken.
carstens-stiftung.de
NAHRUNGSMITTEL
Kommt bald das Antibiotika-Verbot?
Antibiotikaresistenzen sind eine
Bedrohung für die Bevölkerung:
Je mehr Antibiotika eingesetzt
werden, desto schneller verbreiten sich resistente Bakterien –
besonders in Spitälern, aber auch
in Tiermastbetrieben.
Behörden schätzen die jährlichen
Todesfälle in der EU durch Infektionen mit resistenten Bakterien
auf 25 000. In der Schweiz existieren lediglich Schätzungen von
jährlich 2000 Todesfällen für spitalbedingte Infektionen.
In der Schweiz ist der Einsatz von
Antibiotika zur Wachstums- und
Leistungsförderung bereits seit
1999 verboten. Die Eidgenössi-
sche Fachkommission für biologische Sicherheit (EFBS) schlägt
nun einen generellen Stopp für
Antibiotika in der Nahrungsmittelproduktion vor. Hinzu sollen
laut der Expertenkommission
weitere Massnahmen für die
Landwirtschaft und die Nutztierhaltung kommen: die Zucht robuster Tierarten, gesunde Haltungsformen sowie der Verzicht
auf die Durchmischung von Beständen.
In der EU gilt das Verbot seit
2006; dennoch gehört z.B.
Deutschland europaweit zu den
Spitzenreitern beim Einsatz von
Antibiotika. bazonline.ch
März 2015 9
10
NATURHEILKUNDE & MEDIZIN
Nicht fallen, bitte!
Wer möchte das nicht: Im Alter möglichst lang zu Hause wohnen, den
Alltag selbst bestimmen und so lange mobil bleiben, wie es nur geht?
Ein Sturz kann diesen guten Absichten ziemlich in die Quere kommen.
Sorgt man rechtzeitig vor, kann ein grosser Teil der gefährlichen Unfälle
Claudia Rawer
vermieden werden.
Auch wenn wir es nicht so gerne wahrhaben wollen: Ab einem gewissen Alter lassen Kräfte und
Sinne nach. Augen und Gehör sind nicht mehr so
scharf wie sie einst waren, die Konzentrations- und
Reaktionsfähigkeit wird schlechter, die Muskeln
sind ein wenig schlapper geworden, und die Gelenke knirschen. All das trägt dazu bei, dass
wir leichter in Gefahr kommen zu stürzen und dass wir uns im Falle eines
Falles kaum noch abfangen können.
Das ist nicht etwa ein Problem hochbetagter Menschen – es betrifft im
Gegenteil schon viele 65-Jährige.
senverkehr sind ältere Menschen – nach jungen Erwachsenen – die Gruppe mit dem zweitgrössten
Risiko.
Bei den 80-Jährigen ist es schon jeder Zweite, der
pro Jahr einmal einen Sturz erleidet. In 20 Prozent
der Fälle ist medizinische Hilfe nötig, fast zehn Prozent enden mit einem Knochenbruch.
Schlimmstenfalls ist
dies eine Hüft- bzw.
Schenkelhalsfraktur. Beide sind
ernsthafte
Verletzun-
Gefallen – verletzt –
eingeschränkt
Ein Drittel der selbstständig
lebenden Menschen über
65 stürzt mindestens einmal pro Jahr. Die meisten
dieser Unfälle geschehen
zu Hause, im Garten, im
Keller, in der Garage oder
der direkten Umgebung
der Wohnung. Nicht nur
der Sturz auf der Treppe,
von vielen gefürchtet,
ist häufig, sondern auch
der auf gleicher Ebene;
ein Viertel der Fälle passiert beim nächtlichen
Toilettengang. Im Stras-
Gesundheits-Nachrichten
Autsch – hoffentlich ist jetzt kein Knochen gebrochen! –
Männer stürzen etwas seltener als Frauen, tragen aber
öfter schwere Folgen davon.
März 2015
NATURHEILKUNDE & MEDIZIN
gen, deren Bedeutung meist unterschätzt wird. Allzu häufig führen solche schweren Knochenbrüche
nämlich zu eingeschränkter Mobilität und Unabhängigkeit und damit letztlich zur Pflegebedürftigkeit. Tausende von älteren Menschen sterben jährlich an den direkten oder mittelbaren Folgen eines
Sturzes.
Aber auch Brüche der Rippen, des Schlüsselbeins,
der Unterarmknochen und des Handgelenks sind
nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Oft brauchen die Patienten noch Jahre nach der Fraktur zum
Beispiel Hilfe bei der Körperpflege oder bei Aktivitäten ausser Haus. Etwa die Hälfte der älteren
Sturzpatienten erlangt die alte Beweglichkeit nicht
wieder. Der Umzug in ein Pflegeheim wird deutlich
häufiger notwendig: gegenüber gleichaltrigen Personen ohne Knochenbruch um etwa 20 Prozent.
Das Fallen ist keine Kunst, aber das
Wiederaufstehen.
Sprichwort
Auch ohne schwerwiegende Verletzungen oder direkt erkennbare Folgen ist ein Sturz ein einschneidendes Ereignis. Fast die Hälfte der Betroffenen reduziert ihre körperliche Aktivität für mindestens ein
Vierteljahr. Nicht selten setzt ein Teufelskreis ein:
Wer schon einmal einen Sturz erlitten hat, hat
nachgewiesenermassen ein erhöhtes Risiko für
weitere Unfälle dieser Art. Oft kommt es zu einem
Verlust des Selbstvertrauens – kann ich wirklich
noch zu Hause leben, wenn ich doch schon einmal
gefallen bin? Nicht selten ziehen sich Senioren nach
einem Sturz auch sozial zurück oder trauen sich
nicht mehr, das Haus ohne Begleitung zu verlassen.
mit dreissig), Sehschärfe und Gesichtsfeld, Gehör,
Reaktionszeit, Körperbalance ein? Letztere können
Sie beispielsweise testen, indem Sie die Zeit stoppen, die Sie mit geschlossenen Augen auf einem
Bein stehen können. Sind Sie über 60 und fühlen
sich fit, sollten es schon 25 Sekunden sein. Bei
weniger als fünf Sekunden sind Sie sturzgefährdet.
†† Wie steht es um Muskelkraft und Ausdauer? Noch
richtig gut – oder sind doch schon Einschränkungen da?
†† Erkrankungen können die Sturzgefahr erhöhen:
z.B. Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Krankheiten,
Arteriosklerose. Trat schon einmal ein Herzinfarkt
oder Schlaganfall auf? Beeinträchtigen ein grauer
oder grüner Star oder eine Makuladegeneration
die Sehfähigkeit?
†† Sind chronische oder fortschreitende Leiden wie
Diabetes, Osteoporose, eine chronisch obstruktive
Lungenerkrankung, Morbus Parkinson, eine Demenz, Arthrose oder Arthritis vorhanden?
†† Sind schon einmal eine Beinschwäche, Schwindelanfälle oder eine Ohnmacht aufgetreten?
†† Medikamente können das Sturzrisiko beeinflussen: insbesondere Mittel gegen Bluthochdruck,
ACE-Hemmer, Betablocker; entwässernde Medikamente (Diuretika); Schmerz- und Rheumamedikamente (NSAR); Schlaf- und Beruhigungsmittel
aus der Gruppe der Benzodiazepine (praktisch
jedes Medikament, das auf –zepam oder –zolam
endet); Antidepressiva sowie Neuroleptika (Medikamente, die bei psychischen Störungen, aber
auch bei Unruhe, Angst- und Erregungszuständen
verordnet werden).
†† Müssen mehr als vier Medikamente – gleich welcher Art – eingenommen werden?
Risiko einschätzen – Sturz vermeiden
Ein grosser Teil dieser Sturzunfälle liesse sich vermeiden. Stürzen kann man vorbeugen, indem man
sich das persönliche Risiko bewusst macht und Gefahrenfaktoren beseitigt oder einschränkt. Fachleute sprechen von Sturzprävention.
Das eigene Risiko – oder auch das des Partners, der
etwas älteren Freundin oder der betagten Mutter –
lässt sich grob einschätzen, indem man sich folgende Fragen stellt:
†† Wie gut schätzen Sie, beispielsweise auf einer
Skala von eins (sehr schlecht) bis zehn (so gut wie
März 2015
Erkennen Sie bei der Beantwortung dieser Fragen
eine mögliche Sturzgefahr? Dann werden Sie aktiv.
Bereits ab etwa 60 kann man ausgesprochen viel
dafür tun, einen Sturz in den nächsten zehn, 20
oder mehr Jahren zu vermeiden.
Sicherheit lässt sich trainieren
Kraftmangel, Muskelschwäche, schlechte Balance
und Verschleisserscheinungen in den Gelenken, die
auch die Haltung beeinflussen, sind die häufigsten
Unfallursachen. Dem lässt sich bereits mit einem
Gesundheits-Nachrichten 11
12
NATURHEILKUNDE & MEDIZIN
Wird Ihnen manchmal schwindelig? Dann ist die Sturzgefahr
gross – Sie sollten die Ursachen unbedingt abklären lassen.
leichten Training erfolgreich begegnen. Selbst über
80-Jährige, so betonen Mediziner und Physiotherapeuten, können durch gezieltes Krafttraining ihre
körperliche Leistungsfähigkeit steigern und die Lebensqualität verbessern. Fitte Muskeln sorgen für
eine bessere Reaktionsfähigkeit. Wer mehr Kraft
hat, ist länger selbstständig und kann Alltagshandlungen alleine bewältigen oder das wieder lernen.
Es ist kaum je zu spät, anzufangen – aber je früher
Sie aktiv werden, desto besser.
So bleiben Sie kräftig, elastisch und fit
†† Bleiben Sie täglich körperlich aktiv. Schon ein
regelmässiger Spaziergang unterstützt die körperliche Fitness. Wenn nötig, suchen Sie sich
Begleitung und/oder rüsten Sie sich mit einer
Gehhilfe aus. Wenn Sie sich nicht mit einem alt-
Gesundheits-Nachrichten
modischen Gehstock sehen lassen möchten, sind
Nordic-Walking-Stöcke eine sportlich wirkende
Alternative!
†† Betreiben Sie nach Möglichkeit drei Mal pro Woche zwanzig Minuten leichten Sport, wie Nordic
Walking, Radfahren oder Schwimmen. Auch z.B.
bei Arthrose gilt: Je mehr Sie sich bewegen, desto
beweglicher bleiben Sie auf Dauer!
†† Trainieren Sie Ihre Muskelkraft, unter Anleitung
im Fitness-Studio oder auch zu Hause, z.B. mit
Hanteln oder Gewichtsmanschetten. So wirken
Sie dem Muskelabbau entgegen. Trainieren Sie
alleine, lassen Sie sich die Übungen zuvor z.B.
von einer Physiotherapeutin zeigen – dann macht
man nichts falsch.
†† Trainieren Sie Ihre Körperbalance und Ihr Gleichgewichtsgefühl, z.B., indem Sie beim Zähneputzen
abwechselnd auf einem Bein stehen oder mit
Übungen wie der «Waage», wie wir sie alle im
Schulturnen gelernt haben. (Weitere Vorschläge zum Üben der Balance finden Sie in den
GN 9/2014).
†† Sorgen Sie – in Absprache mit Ihrer Hausärztin – für
eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr. Der Vitalstoff
wirkt sich positiv auf den Knochenaufbau und
das Muskelgewebe aus; eine Verringerung des
Sturz- und Knochenbruchrisikos bei einem hohen
Vitamin-D-Blutspiegel konnte in Studien nachgewiesen werden (vgl. GN 1-2/2013).
†† Müssen Sie Medikamente einnehmen, besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob diese Ihr Sturzrisiko
erhöhen können.
†† Auch das gehört zur körperlichen Fitness: Lassen
Sie Augen und Ohren prüfen und korrigieren Sie
Schwächen mit Seh- und Hörhilfen. Einmal im Jahr
sollten Sie sich beim Augen- und beim Ohrenarzt
kontrollieren lassen.
Nicht ausrutschen!
Nicht zuletzt können Sie auch zu Hause viel tun, um
die Gefahr eines Sturzes zu verringern. Viel zu selten macht man sich klar, dass man auch im Wohnumfeld die eine oder andere Gewohnheit verändern muss, um dem Älterwerden gerecht zu
werden. Das reicht von Stolperfallen über Rutschgefahr im Bad bis zu schlechter Beleuchtung.
†† Beseitigen Sie Stolperfallen: lose Kabel, herum-
März 2015
NATURHEILKUNDE & MEDIZIN
liegende Spielsachen, ob von Enkelin oder Hund,
umgeknickte oder zurückgeschlagene Teppiche,
abgelöste Fussbodenecken. Verzichten Sie auf dicke Teppiche, an denen man leicht hängenbleiben
kann. Bei Teppichen, Brücken oder Läufern einen
Gleitschutz unterlegen; eventuell mit doppelseitigem Klebeband sichern.
†† Gefährlich ist auch zu wenig Platz zum Gehen, zum
Beispiel enge Passagen zwischen Möbelstücken.
Das Unfallpotenzial von offenen Schranktüren und
Schubladen wird unterschätzt: Die Grossmutter
einer Freundin stolperte über die offene Klappe
eines Geschirrspülers; Ergebnis war eine offene
Platzwunde, die genäht werden musste.
Gemach! Leicht zum Fallen führt das
Eilen.
William Shakespeare
†† Sorgen Sie für helle Beleuchtung: Schlechtes
Licht hat schon so manchen Sturz herbeigeführt.
Schummrige Beleuchtung in der Diele, eine Funzel
im Keller, schlechtes Licht im Treppenhaus, zu
schwache oder falsch platzierte Lampen bilden
Gefahrenquellen, die nicht zu unterschätzen sind.
Gehen Sie nachts zur Toilette, machen Sie das
Licht an.
†† Im Bad sind rutschfeste Matten in Wanne und
Dusche sowie ein rutschfester Teppich für den
Ausstieg aus der Wanne wichtig, eventuell auch
selbstklebende Anti-Rutschbänder an Fliesen.
Bringen Sie Haltegriffe an Badewanne und Dusche
sowie bei der Toilette an. Verspritztes Wasser oder
Wasserlachen im Bad sollte man sofort entfernen.
†† Sichern Sie die Treppe: Transparente, schwarze
oder auch fluoreszierende Anti-Rutschbänder aus
dem Baumarkt machen Treppenstufen ungefährlicher. Kennzeichnen Sie gegebenenfalls die erste
und letzte Stufe der Treppe bzw. die Absätze. Bringen Sie bei steilen Treppen Handläufe auf beiden
Seiten an. Denken Sie auch an die Aussentreppen,
die nass oder glatt sein können: Auch hier eignen
sich Klebebänder oder Anti-Rutschmatten, ebenfalls aus dem Baumarkt.
†† Auch wenn Sie noch fast alles selbst erledigen:
Meiden Sie Überkopf-Arbeiten. Fensterputzen und
Gardinen aufhängen sind gefährliche Tätigkeiten,
die Sie im Zweifelsfalle lieber andere machen
lassen sollten.
†† Tragen Sie Schuhe, auch Hausschuhe, die Halt
geben und eine rutschfeste Sohle haben.
†† Benötigen Sie einen Gehstock oder einen Rollator,
lassen Sie diese Hilfsmittel von Zeit zu Zeit überprüfen und anpassen.
†† Lassen Sie sich nicht ablenken und konzentrieren
Sie sich auf eine Tätigkeit: Im Gehen zu telefonieren oder bei der Hausarbeit fernzusehen kann
kritisch werden.
†† Wenn nötig, richten Sie ein Hausnotrufsystem ein,
mit dem Hilfskräfte alarmiert werden können.
Am häufigsten stürzen Senioren übrigens im Pflegeheim. Die Sturzquote liegt deutlich über der von
Menschen, die zu Hause leben. Für sie sind unsere
Tipps natürlich nicht geeignet. In Heimen gibt es
Pflegekräfte, die in der Sturzprävention geschult
sind. Aber auch für zu Hause bieten viele Beratungsstellen für Unfallverhütung, Krankenkassen,
und die Rheumaligen Programme zur Sturzprävention und im Idealfall eine persönliche Beratung an,
beispielsweise durch einen speziell ausgebildeten
Physiotherapeuten.
Schön, wenn man noch alles selbst machen kann.
Bestimmte Arbeiten aber, z.B. auf wackligen Leitern,
sollte man doch besser einem Helfer übertragen.
März 2015 13
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ERNÄHRUNG & GENUSS
Käse: seine nützlichen und
gefährlichen Bakterien
Zu viel Reinheit raubt bestimmten Käsesorten den spezifischen
Geschmack. Zu wenig Hygiene kann die Gesundheit gefährden. Ingrid Zehnder
Die Käseproduktion ist ein komplexes Zusammenspiel von Rohmaterialien, fundiertem Wissen und
Können der Fachleute (dem produzierenden Maître
Fromager und dem die Reife überwachenden Affineur) und – Mikroorganismen. Für Gärungs- und
Reifeprozesse, Lochbildung und Ausprägung bestimmter Geschmackskomponenten sind verschiedenste Bakterien verantwortlich.
Als Laie kann man sich kaum vorstellen, wie bedeutend Bakterien in der Käseherstellung sind.
Milch – roh und silofrei
Ein wichtiger Teil der Bakterien kommt aus der rohen Milch. Entscheidend für eine qualitativ gute
Rohmilch ist das Futter. Die Kühe dürfen im Sommer nur Wiesengras, im Winter Heu fressen. Ausgeschlossen ist eine Fütterung mit Silage; das ist
vergorenes Gras, «eine Art Sauerkraut für Kühe»*,
das in den häufig zu sehenden weissen Folienballen auf den abgemähten Weiden liegt. Silomilch ist
zur Herstellung von Hart- und Halbhartkäsen ungeeignet, da sich darin Buttersäurebakterien bilden
können, die bei der Käsereifung zu ekligem Geschmack und Geruch sowie Fehlgärungen – bis zum
Platzen der schweren Käselaibe – führen.
Bekannte, regionale Lieferanten, schnelle Verarbeitung, moderne Technik und strikte Hygiene in den
Ställen haben dafür gesorgt, dass die gesundheitlichen Risiken roher Milch beherrschbar geworden
sind. In den letzten dreissig Jahren wurde die
Rohmilch aber auch immer keimärmer: Heute ent-
* Zitat: Landwirtschaftlicher Informationsdienst Schweiz LID
Gesundheits-Nachrichten
hält sie nur noch wenige Tausend statt wie früher
mehrere Hunderttausend Mikroorganismen pro Milliliter. Mit den unerwünschten Keimen verschwinden allerdings auch die nützlichen Bakterien, nämlich jene, die die Gerinnung fördern und dem Käse
das charakteristische Aroma verleihen.
Traditionelle AOP-Käseproduzenten in der Normandie, die ihre Käse aus Rohmilch herstellen, beklagen seit Längerem, dass die hygienische Sicherheit
mit einem Verlust an Geschmack einhergehe. Durch
die Verarmung der natürlichen Milchsäureflora stellen sie eine Vereinheitlichung des Angebots an Gärstoffen (Fermenten) fest und befürchten, dass ihre
ursprungsgeschützten Produkte den jeweiligen typischen Geschmack und Geruch verlieren könnten,
denn ohne reichhaltige Milch sei kein «vernünftiges Aroma» im Käse zu erzielen.
Ganz so brisant ist die Lage nicht. Hat doch jede
frische Rohmilch noch immer ihre eigene Milchsäureflora, die beeinflusst wird durch das Weidevieh,
das Futter und das «Terroir», d.h. die Ursprungsgegend, die von den natürlichen Verhältnissen wie
dem Gestein oder der Flora bestimmt ist.
Milch – thermisiert oder pasteurisiert
Pasteurisieren der Milch – Erhitzen auf 72 bis 75° C
während 15 bis 30 Sekunden – ist die sicherste Art,
krankmachende Keime zu vernichten. Frisch- und
Weichkäse, die nicht oder nicht lange reifen, werden sicherheitshalber meist aus Pastmilch hergestellt. Bei industrieller Herstellung wird auch ein
grosser Teil der Hart- und Halbhartkäse aus pasteurisierter Milch produziert. Erkauft wird die Sicher-
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Neben der milcheigenen spielt auch die betriebseigene Bakterienflora bei der Käseproduktion eine Rolle. Jeder Betrieb besitzt ein einzigartiges Ökosystem, was zur mikrobiellen Biodiversität beiträgt. Bild: Käser auf einer Alp in Graubünden.
heit mit einem oft eintönigen, faden Geschmack.
Das Erhitzen zerstört zudem Vitamine, inaktiviert
Enzyme, und die gesunden, ungesättigten Fettsäuren werden teilweise in ungesundes Cholesterin
umgewandelt.
Eine Zwischenlösung ist das Thermisieren der Milch:
Erhitzen auf 57 bis 68 °C während mindestens 15
Sekunden. So werden Appenzeller oder Tilsiter
Käse, die früher aus Rohmilch hergestellt wurden,
heute vielfach aus thermisierter Milch produziert,
da dies den Export in die EU erleichtert. «Das vereinfacht zwar die Produktion und vermindert die
Hygienerisiken, bedeutet geschmacklich aber einen herben Verlust», so Rolf Beeler, Maître Fromager, Affineur und «Käsepapst der Schweiz». Und er
fügt hinzu: «Genau so wichtig ist es, dass ein Käse
Zeit hat auszureifen. Bei zu jungem Käse merkt der
Konsument keinen Unterschied zwischen einem
charaktervollen Rohmilchkäse und einem 08/15Käse aus pasteurisierter oder thermisierter Milch.»
Milchsäurebakterien
Milchsäurebakterien machen die Milch sauer, indem sie Milchzucker in Milchsäure umwandeln.
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Diese bewirkt, dass sich das Milcheiweiss zu kleinen Kügelchen zusammenzieht: die Milch gerinnt.
Die Milchsäurebakterien müssen sorgfältig ausgewählt werden und werden heute meist speziell
gezüchtet.
Die als «Starterkulturen», «Säurewecker» oder
«Reifungskulturen» bezeichneten Bakterien setzen
so viel Laktose zu Milchsäure um, dass Fäulnisprozesse – verursacht durch fremde Mikroorganismen
– verhindert werden. Die Milchsäurebakterienkulturen sind im späteren Verlauf der Käseherstellung
auch für den charakteristischen Geschmack des Käses verantwortlich.
Verantwortlich für die Löcher
Hersteller von Käsen mit grossen Löchern wie Emmentaler, Leerdammer oder Fol Epi brauchen Propionsäurebakterien (Propionibakterien) in der Kesselmilch. Im Laufe der Reifung bilden sie unter
anderem Kohlenstoffdioxid, das mit zunehmender
Festigkeit der Rinde nicht mehr entweichen kann
und daher Hohlräume in der Käsemasse bildet. Die
Propionsäurebakterien sind auch für den nussigen
Geschmack der Grosslochkäse verantwortlich.
Gesundheits-Nachrichten 15
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ERNÄHRUNG & GENUSS
Die Agroscope-Bakterienkulturen sind grösstenteils sogenannte Rohmischkulturen, die aus vielen verschiedenen Stämmen
bestehen. Rund 40 verschiedene Starterkulturen werden wöchentlich frisch produziert und in flüssiger Form (Fläschchen)
bzw. gefriergetrocknet (Beutel) verschickt. Jede Käserei stellt daraus ihre eigenen Betriebskulturen her.
Sammeln, archivieren, auswerten
Die Camembert-, Pont l'Evêque und Livarot-Produzenten AOP* in der Normandie, haben sich auf der
Suche nach dem ursprünglichen Geschmack ihrer
Käse an die Universität Caen gewandt.
«Einige Merkmale der Käseflora sind verschwunden», sagt die Mikrobiologin Dr. Nathalie Desmasures, die die entsprechenden Forschungen leitet.
«Wir wollen zurückgehen und versuchen, die verlorenen Mikroorganismen wieder einzuführen.»
Seit den 1980er-Jahren wurden 11 000 Proben
(Bakterien, Schimmelpilze, Hefen) von Bauernhöfen und Käsereien aus der Normandie genommen
und im Institut für Lebensmittelmikrobiologie an
der Uni Caen bei minus 80 °C aufbewahrt. Die Forscher, die die Isolate mit Hilfe gentechnologischer
Diagnostik zu entziffern suchen, stehen noch ziemlich am Anfang ihrer Arbeit, denn 9000 Proben
wurden noch gar nicht untersucht.
melt. Die Sammlung mit ihren 12 000 Bakterienisolaten, welche 350 Stämme umfasst, ist weltweit
einzigartig und wird heute von der Forschungsanstalt Agroscope* verwaltet und weiterentwickelt.
Da viele Stämme sehr alt sind, decken sie eine Biodiversität ab, «die es in dieser Form heute nirgendwo mehr gibt», betont Agroscope. Ein grosser Teil
der Bakterien wurde schon zu einer Zeit isoliert, als
noch keine Antibiotika in der Tierzucht verwendet
wurden; die Bakterien konnten also auch keine
Resistenzen ausbilden.
Agroscope produziert die mikrobiellen Kulturen ausschliesslich für die Schweizer Milchwirtschaft. Hauptabnehmer sind Käseproduzenten, die traditionelle
Hart- und Halbhartkäse aus Rohmilch herstellen.
Die Forscher bei Agroscope arbeiten auch an neuen
Kulturen, die das Aroma gezielt beeinflussen sowie
an der Entwicklung von Schutzkulturen gegen
schädliche Keime.
Doch wer hat's erfunden?
Markenschutz durch Bakterien
Natürlich die Schweizer. Seit mehr als 100 Jahren
werden in der Schweiz betriebseigene Bakterienkulturen aus gut produzierenden Käsereien gesam-
Um die einheimischen Käse vor Fälschungen zu
schützen, hat Agroscope Bakterienkulturen für den
* AOP (Appelation d'origine protégé) ist die geschützte Ursprungsbezeichnung. Siehe auch GN 1/2 2015, Seite 18)
Gesundheits-Nachrichten
* Agroscope ist das Kompetenzzentrum des Bundes für
landwirtschaftliche Forschung und ist dem Bundesamt für
Landwirtschaft (BLW) angegliedert.
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Schweizer Emmentaler AOP und den halbharten
Tête de Moine AOP aus dem Jura entwickelt, die
mit einem Herkunftsnachweis gekoppelt sind. Bakterielle «Fingerabdrücke» für die Schweizer Hartkäse Gruyère und Sbrinz sollen folgen.
Es handelt sich dabei um bestimmte, einzigartige
Genabschnitte von Milchsäurebakterien. Nach der
Reifung lässt sich die Marker-Gensequenz mit molekularbiologischen Methoden in einer kleinen Probe nachweisen und somit die Echtheit des Käses
bestätigen.
Je mehr Rohmilch-Bakterien überleben,
desto mehr Charakter entwickelt der
Käse. Aber die hygienische Beherrschung
ist eine Gratwanderung. Dr. Guido Böhler, dipl. Lebensmittel-Ing. ETH
und Chefredaktor foodaktuell.ch
Gesundheitsschädliche Bakterien
Es vergeht kaum ein Jahr, ohne dass man irgendwo
in Europa von Rückrufaktionen von keimbelastetem Käse hört. Mal sind deutsche, mal belgische,
österreichische, italienische, schweizerische oder
französische Molkereien betroffen.
Trotz strenger Kontrollen in den Herstellungsbetrieben scheint die Gefahr nicht restlos in den Griff zu
bekommen sein. Meist handelt es sich um eine
Kontamination mit Listerien, genauer mit dem Bakterium Listeria monocytogenes, das überall vorkommt: im Wasser, im Boden, auf Pflanzen – und in
rohen Lebensmitteln. Betroffen sind neben Rohmilchprodukten und Butter auch Fleisch, Geflügel,
Fisch und Meerestiere. In Obst und Gemüsen, speziell vorgeschnittenen Salaten, wurden ebenfalls Listerien nachgewiesen. Listerien können sich auch in
Vakuumverpackungen, also ohne Sauerstoffzufuhr,
und im Kühlschrank vermehren, etwa im Käse,
Räucherlachs, Rohschinken oder in Rohwürsten
(Salami, Salsiz, Teewurst, Mettwurst).
Milchprodukte wie Joghurt, Quark und mehr als
drei Monate gereifte Hartkäse gelten dagegen als
sicher. Auch auf Karotten, Äpfeln und Tomaten kann
sich der Erreger nicht halten.
Alle Experten betonen, dass beim Verzehr all dieser
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Lebensmittel zwar Vorsicht und Umsicht (auch Hygiene zuhause), aber keine Panik angebracht ist.
Die von Listeria monocytogenes verursachte Infektion Listeriose ist erstens sehr selten (in der Schweiz
ein Prozent aller Lebensmittel-Infektionen) und
zweitens für die meisten gesunden Menschen relativ harmlos (keine oder leichte grippeähnliche
Symptome, die spontan ausheilen).
Ausgenommen sind Menschen mit einem noch
nicht ausgebildeten oder einem angeschlagenen
Immunsystem: Kleinkinder, Ältere, chronisch Kranke, Menschen, die Immunsuppressiva einnehmen
oder unter Autoimmunkrankheiten leiden. Bei ihnen kann Listeriose lebensbedrohlich werden. Eine
Behandlung erfolgt mit Antibiotika.
Schwangere haben ein erhöhtes Risiko an Listeriose
zu erkranken, die sich bei der Frau in aller Regel als
grippeähnlicher Fieberschub bzw. mit Durchfall und
Erbrechen äussert, jedoch für das ungeborene oder
neugeborene Kind äusserst gefährlich ist. Daher
wird Schwangeren grundsätzlich vom Verzehr von
Rohmilchkäsen (muss auf der Verpackung und im
Offenverkauf gekennzeichnet sein) abgeraten.
Wenn auch die Käse-Rückrufe wegen Listerien am
häufigsten sind, kommt es immer wieder vor, dass
weitere gesundheitsschädliche Keime im Käse gefunden werden. Allein 2014 wurden in der Schweiz
und in Deutschland mehrere Warnungen wegen
krankmachenden Keimen veröffentlicht.
Von Escherichia coli-Bakterien betroffen waren drei
französische Rohmilchweichkäse (darunter zwei mit
Bio-Zertifikat) und ein Roquefort aus roher Schafsmilch. Escherichia coli zählen zu den häufigsten Verursachern von Infektionskrankheiten. Meist handelt
es sich dabei um einfache Magen-Darminfektionen.
Jedoch sind spezielle Escherichia coli-Stämme für
schwere Erkrankungen wie Bauchfell- oder Hirnhautentzündungen verantwortlich.
Salmonellen-Warnungen gab es zu drei verschiedenen Reblochon-Käsen, einem Ziegenkäse, einem
Raclettekäse und zwei Camemberts (darunter ein
Camembert de Normandie AOP) aus Frankreich,
einem Pecorino und einem Gorgonzola aus Italien
sowie einem deutschen Ziegenrohmilchkäse.
Salmonellen können zwei bis drei Tage nach der Infektion anhaltende Übelkeit, Durchfall und leichtes
Fieber verursachen.
Gesundheits-Nachrichten 17
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LEBENSFREUDE & WELLNESS
Vegan im Trend
Leben ohne Fleisch, Käse, Honig & Co. ist angesagt, nicht nur in Hollywood. Auch in Büchern, Zeitschriften und Talkshows ist Veganismus ein
Dauerthema. Doch was bringt vegane Ernährung tatsächlich? Das Phänomen des «Peacefood» unter die Lupe genommen. Petra Horat Gutmann
Keine Butter, keine Milch, keine Eier, kein Käse, kein
Fleisch, kein Fisch, kein Honig, keine Daunendecken, kein Leder! Für die meisten Bewohner der
Schweiz und der umliegenden Länder klingt der
Aufruf zum Verzicht auf die genannten Produkte so
fremd und unverständlich wie eine Unterhaltung
auf Kisuaheli. «Die Veganer, ein Haufen von Verrückten!», denkt sich so mancher.
Doch selbst «eingefleischte» Karnivoren werden
nachdenklich, wenn die Veganer mit der Massentierhaltung eines ihrer Hauptargumente ins Feld
führen: Dass Nutztiere in fabrikähnlichen Hallen leben, dass sie auf Hochleistung getrimmt und viel zu
jung geschlachtet werden, das wollen die wenigsten Fleischesser, Käsefreunde und Kuhmilchtrinker.
Alles, was der Mensch den Tieren antut,
kommt auf den Menschen wieder zurück.
Pythagoras
Genauso wenig wie die klimaschädigende Wirkung
der intensiven Vieh- und Landwirtschaft. Kein Wunder wird die vegane Kost von ihren Anhängern
selbstbewusst als «Peacefood» bezeichnet.
Pudding-Veganer? Besser nicht!
Die Crux dabei: Die meisten Menschen im Westen
betrachten Fleisch, Milch, Käse & Co. als unverzichtbare Quellen für Kraft und Leistungsfähigkeit.
Sind sie das tatsächlich? Einer, der sich seit vielen
Jahren mit dieser Frage beschäftigt, ist Prof. Claus
Leitzmann. Der Ernährungsforscher und Experte für
Vollwertkost sagt: «Vegane Ernährung ist ausreichend, wenn man eine vielseitige pflanzliche Kost
Gesundheits-Nachrichten
verzehrt und Vitamin B12 zu sich nimmt. Aus gesundheitlicher Sicht sollte diese Ernährungsform
jedoch nur von Menschen mit guten Ernährungskenntnissen praktiziert werden.»
Das bedeutet: Wer vegan leben und dabei gesund
und leistungsfähig bleiben will, darf sich nicht wie
ein «Pudding-Veganer» aufführen, der den Verzicht
auf tierische Produkte mit dem Verzehr rauer Mengen Brot, Teigwaren und Süssigkeiten kompensiert.
Unter einer «vielseitigen pflanzlichen Ernährung»
verstehen Experten wie Claus Leitzmann vielmehr
den täglichen Verzehr von unterschiedlichem Gemüse, Salat, Obst, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen.
Schutz durch Pflanzenstoffe
Eine vollwertig-vegane Kost liefert denn auch deutlich mehr Ballaststoffe, Kalium, Magnesium, Vitamin C, Vitamin E, Folsäure sowie sekundäre Pflanzenstoffe als die Mischkost aus pflanzlichen und
tierischen Quellen. Auch der verschwindend geringe Cholesteringehalt der veganen Ernährungsweise
fällt positiv auf. Sogar die massvoll reduzierte Aufnahme von Proteinen kann vorteilhaft sein, weil die
Basalmembranen der Kapillaren durch ein Zuviel an
tierischem Eiweiss genauso verdicken bzw. «verschlacken» wie durch ein Zuviel an Cholesterin.
Somit profitieren vollwertig ernährte Veganer von
den gleichen Vorteilen wie gesundheitsbewusste
(Lakto-Ovo)-Vegetarier: einem vorbeugenden Effekt
gegen Übergewicht, Arteriosklerose, Bluthochdruck,
Typ-2-Diabetes, Gicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Von Interesse ist auch die komplementärmedizinische Beobachtung, dass manche Gesund-
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LEBENSFREUDE & WELLNESS
heitsbeschwerden ausheilen, sobald tierische
Produkte wegfallen – besonders häufig Allergien,
Hautkrankheiten und chronische Nebenhöhlenentzündungen. Wahrscheinlich ist laut Studien zu
krankheitsverursachenden Faktoren zudem ein geringeres Risiko für bestimmte Krebsarten, vor allem
der Verdauungsorgane.
Hier viel, dort wenig
Das klingt gut. Wenn die Sache doch nur nicht einen Haken hätte! Wie Studien zeigen, wird vegane
Ernährung im Alltag oft suboptimal umgesetzt: Besonders vegane Kinder sind mitunter zu eiweissarm ernährt, ihr Kalzium- und Zinkspiegel ist tendenziell zu tief – gleiches wurde bei vegan
lebenden Schwangeren, Stillenden und älteren
Menschen beobachtet.
Viele gut informierte Veganer schlucken deshalb
Supplemente. Eine sinnvolle Massnahme – ganz
besonders im Hinblick auf Vitamin B12. Denn: «Die
meisten Pflanzen enthalten B12-Vitamere, die für
den Menschen nicht oder nur sehr begrenzt verwertbar sind, ja sogar die Aufnahme des für
den Menschen wirksamen Vitamin B12
behindern», erklärt Ernährungsforscher
Leitzmann. Daraus folgt: Die oft beworbenen «B12-Lieferanten» Bierhefe,
Gerstengras, Getreidekeimlinge, Sauerkraut, Sojaprodukte wie Miso, Tempeh und Tamari sowie die meisten
Mikroalgen sind für den Menschen
keine ausreichend zuverlässigen Vitamin-B12-Quellen.
Knowhow ist wichtig
Laut Professor Leitzmann sind es denn
auch die «unzureichend beratenen Leute, die den teilweise schlechten Ruf
der Veganer verursachen, wenn sie mit ihren Kindern beim Arzt wegen Mangelerscheinungen vorstellig werden.» Glücklicherweise seien solche Fälle
aber selten und würden davon ablenken, «dass täglich Tausende von Fleischessern an ernährungsbedingten Krankheiten sterben.»
Mit anderen Worten: Wer sich langfristig vegan ernähren will, sollte sich gründlich informieren und
die gewonnenen Kenntnisse im Alltag konsequent
umsetzen. Dazu gehören Kenntnisse der Referenzwerte für die tägliche Nährstoffzufuhr, des Nährund Vitalstoffgehalts häufig verzehrter Lebensmittel sowie bestimmter Wechselwirkungen zwischen
den Lebensmitteln bzw. deren Inhaltsstoffen. So
lässt sich beispielsweise die Resorption von Eisen
durch Vitamin C um bis zu 300 Prozent steigern.
Von fad bis fein
In Reformhäusern, Bio-Läden und im Internet gibt
es eine riesige Auswahl an veganen Produkten.
Deren Qualität reicht von «gummiartig-künstlich»
schmeckenden Fleisch- und Wurstersatzprodukten bis hin zu richtig schmackhaften Kreationen, etwa Bio-Butter aus Kokos- und Palmfett
oder Milch und Sahne aus
Getreide, Reis und Mandeln.
Das Angebot wird laut
Leitzmann weiter
wachsen, beispielsweise bei Produkten
«Die Königsdisziplin ist:
mit frischen Zutaten arbeiten», so die Empfehlung des Kochbuchautors
Attila Hildmann an vegane
Köchinnen und Köche.
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LEBENSFREUDE & WELLNESS
aus der europäischen Süsslupine, die mit 40 Prozent hochwertigem Eiweiss eine vielversprechende
Alternative zur Sojabohne darstellt.* Oder beim
Hanf, «dessen Samen in puncto Proteingehalt und
Bioverfügbarkeit zwischen Milch und Fleisch liegen».
Erfreulich ist auch, dass vegane Profiköche in der
Regel keine (teuren) Convenience-Produkte empfehlen, sondern mit vielfältigen «Rohmaterialien»
in Bioqualität arbeiten.
Tofu ist nicht alles!
Björn Moschinski, veganer Spitzenkoch
Für kochinteressierte Mischköstler ist es eine Bereicherung, wie phantasievoll in der veganen Küche
frische Kräuter, Gewürze, einheimische und fremdländische Getreide, Tofu, bekannte und fast vergessene Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst, Nüsse, Nussmus und Samen variiert werden.
Moralin, charmant verpackt
Das wachsende Interesse an veganer Ernährung
hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass immer
mehr vegane Köche bodenständig, mit viel Begeisterung und ohne moralingeprägten Habitus auftre*Zum Thema Lupinenprodukte wird in den GN Mai 2015 ein
ausführlicher Artikel erscheinen.
Gesundheits-Nachrichten
ten. Zu ihnen zählt etwa der Hamburger Physikstudent Attila Hildmann, ehemals leidenschaftlicher
Fleischesser, der sich das Kochen selbst beibrachte
und mit Hilfe der vegetarisch-veganen Ernährung
25 Kilo abspeckte. Die Bücher Hildmanns und weiterer veganer Sympathieträger sind Bestseller, ihre
Kochshows werden auf «YouTube» und im Fernsehen von Hunderttausenden verfolgt.
Das macht neugierig und weckt die Hoffnung, bei
minimalem Lustverzicht etwas für Umwelt und Tiere zu tun – nach dem Motto «Besser ab und zu vegan als gar nicht!»
INFO
Bücher – Webseite – Produkte
ŠŠ Buch: «Vegetarische Ernährung» von Claus
Leitzmann und Markus Keller, Ulmer Verlag,
3. Auflage 2013, 380 S.
ŠŠ Buch: «Burgerstein Handbuch Nährstoffe» von
Uli P. Burgerstein, Hugo Schurgast, Michael
Zimmermann, Trias Verlag, 656 S.
ŠŠ Webseite: Die D-A-CH-Referenzwerte für die
tägliche Nährstoffzufuhr: www.dge.de (Rubrik
Wissenschaft/Referenzwerte anklicken).
ŠŠ Eine grosse Auswahl an veganen Produkten
und Rohstoffen gibt es z.B. bei larada.ch und
vegan-leben.de.
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LEBENSFREUDE & WELLNESS
Nähr- und Vitalstoff-Check für Veganer
Eiweiss/Proteine: Der Eiweissbedarf für Erwachsene beträgt bei leichter körperlicher Anstrengung 0,8 Gramm pro Kilo Körpergewicht und Tag.
Wichtig ist: Eine vollwertig-vegane Ernährung mit
viel Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen,
Früchten und Gemüse kann den täglichen Proteinbedarf decken.
Vitamin B12: ist in bioverfügbarer Form ausschliesslich in tierischen Lebensmitteln und einigen wenigen Algen
(Nori, Chlorella) vorhanden. Die veganen Fachgesellschaften empfehlen deshalb, Vitamin B12
zu supplementieren, zumal ein Mangel gravierende Beschwerden verursachen kann, wie zum
Beispiel Nervenschäden,
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie
Wachstums- und Entwicklungsschäden bei Kindern.
Vitamin B2 und B6:
Veganer sollten ausreichend Lebensmittel verzehren, die reich an den
Vitaminen B2 und B6
sind. Für B2 sind dies zum Beispiel: Sojabohnen,
Linsen, Erbsen, Steinpilze, Pfifferlinge, Grün-/Federkohl, Brokkoli u.a. Für B6: Linsen, Kichererbsen, weisse Bohnen, Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Erdnüsse, Spinat u.a.
Eisen: Vielfältige pflanzliche Eisenquellen sind für
Veganer wichtig, also z.B. Kürbiskerne, Sesamsamen, Linsen, Mungbohnen, Amaranth, Quinoa,
Hirse, Hafer, Aprikosen, Pfirsiche, Spinat, Portulak
und Fenchel. Vitamin C (Zitronensaft, Orangensaft, Grünkohl u.a.) steigert die Aufnahme von
Eisen beträchtlich.
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Der Zink-Status ist bei vegan lebenden Risikogruppen mitunter zu niedrig: Kinder, Jugendliche,
Schwangere, Stillende und ältere Menschen sollten besonders regelmässig zinkhaltige Lebensmittel verzehren, also z.B. Sojaprodukte, Haferflocken, Paranüsse, Linsen und Erdnüsse.
Kalzium: Eine befriedigende Zufuhr an Kalzium ist
möglich, wenn täglich kalziumreiche Lebensmittel verzehrt werden wie Sesammus, Mandeln,
Nüsse, Vollkorn-Getreide, Grün- und Weisskohl, Feigen u.a. Auch
die Einnahme von angereicherten Getreideflocken oder eines Nahrungsergänzungsmittels
sind zu erwägen.
Vegane Ernährung führt
dem Körper nur wenige
langkettige Omega-3Fettsäuren zu. Der Bedarf an diesen Fettsäuren lässt sich durch die
tägliche Einnahme eines Esslöffels Leinöl
oder mit 50 Gramm
Walnüssen decken. Für
stillende Veganerinnen
kann die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels sinnvoll sein.
Wie die meisten Menschen in Deutschland und
der Schweiz sollten auch Veganer jodiertes Speiseoder Meersalz verwenden und in lichtarmen Wintermonaten eventuell Vitamin D einnehmen, um
Mangelerscheinungen vorzubeugen. Bei Säuglingen und Kleinkindern empfiehlt die Vegane
Gesellschaft Schweiz für Vitamin D im ersten Lebensjahr eine tägliche Supplementierung.
Quelle: Claus Leitzmann/Markus Keller: Vegetarische Ernährung, UTB 2013. Vegane Gesellschaft
Schweiz 2014/vegan.ch
Gesundheits-Nachrichten 21
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NATUR & UMWELT
Ökofaktor Plankton
Die faszinierende Vielfalt an winzigen Pflanzen und Tieren, das im
Meer herumtreibende Plankton, hat sich in den letzten Jahrzehnten
verändert. Das hat Folgen – für die Meeresbewohner, das Klima und
Adrian Zeller
den Menschen.
Das Plankton ist ein Herumtreiber – im Wortsinn.
Die aus dem Altgriechischen abgeleitete Bezeichnung umschreibt umhertreibende oder -irrende Lebewesen, die kaum eigene Fortbewegungsfähigkeiten besitzen. Im Gegensatz zum Menschen
können sie gar nicht anders, als sich von fremden
Kräften, den Wasserströmungen, treiben zu lassen.
So winzig klein die Pflanzen und Tiere sind, aus
denen sich das Plankton zusammensetzt, so gross
ist seine Bedeutung. Plankton ist sozusagen das
mobile Buffet für viele kleine und grosse Tiere. Zu
ihnen gehören unter anderem Heringe, Makrelen,
Robben, Finnwale, Blauwale, aber auch Muscheln
sowie Krill, kleine Krebstierchen, von denen sich
ihrerseits Bartenwale ernähren. Auch beim Klima
spielt das Plankton eine prägende Rolle. Durch
komplexe Vorgänge beim Stoffwechsel von Schwefel und Stickstoff beeinflusst es die Erdatmosphäre.
Bezaubernder Formenreichtum
Unter dem Begriff Plankton versammelt sich eine
variantenreiche Vielfalt an Lebewesen, die sowohl
Ein kleiner Ausschnitt aus der überwältigenden Formenvielfalt des Planktons.
NATUR & UMWELT
im Salz- als auch im Süsswasser leben. Manche sehen aus wie winzige Flöhe, andere wie Krebse oder
Würmer, manche sind zylinder-, andere würfelförmig. Einige Planktonindividuen bestehen nur aus
einer einzigen Zelle, andere schliessen sich in langen Ketten zusammen. Einzelne Arten haben eine
raffinierte Strategie entwickelt: Um ihre Frassfeinde
zu verwirren, leuchten sie. Das natürliche Feuerwerk erinnert an eine Lichterkette.
Mit blossem Auge erkennt man den wesentlichsten
Teil des Planktons wegen seiner Winzigkeit kaum,
obwohl es rund 98 Prozent der Biomasse in den
Weltmeeren ausmacht.
Sensibles Gleichgewicht
Lange nahm man an, die nachtschwarzen Tiefen der
Meere seien einsame, wenig belebte Regionen, in
denen höchstens einige bizarr wirkende Fischarten
auf Beutezug gehen. Nach und nach wird klar, dass
auch sie voller Leben stecken. Experten schätzen,
dass bisher lediglich rund 20 Prozent der Bewohner
der tieferen Wasserzonen bekannt sind. Zu ihnen
gehören unter anderem Medusen und Seeanemonen, aber auch Larven, Eier, Bakterien sowie AlLicht der Natur: leuchtendes Plankton
gen. Letztere zählen zur Gruppe des pflanzlichen
Planktons, mit dem Fachbegriff «Phytoplankton»
genannt. Tierisches Plankton, das Zooplankton, ernährt sich seinerseits oft vom Phytoplankton.
Wenn Plankton sehr günstige Bedingungen vorfindet, vermehrt es sich nahezu explosionsartig; es
kommt zur mit blossem Auge sichtbaren sogenannten Algenblüte. Je nach Art präsentiert sich
diese grünlich, rötlich oder bräunlich.
Nicht immer ist dies von Vorteil, denn bei einem
üppigen Wachstum können grosse Mengen des im
Wasser gebundenen Sauerstoffs verbraucht werden. Dieser fehlt anderen Lebewesen. Sie gehen
ein oder suchen sich andere Lebensräume. Dabei
kann das ökologische Gleichgewicht einer Region
aus der Balance geraten. Man denke etwa an überdüngte Tümpel, in denen Algen in fetzenartigen
Gebilden wuchern. Derentwegen verenden andere
Wasserbewohner.
Plankton und der Mensch
Plankton braucht Sonnenlicht sowie die richtigen
Nährstoffe in ausreichenden Mengen. Ausgangsmaterial für viele Formen bilden Abbaustoffe von
unterschiedlichen abgestorbenen Meeresbewohnern. Algen sind wie alle Pflanzen in der Lage, aus
Sonnenlicht und Kohlendioxid oder Wasser einfache organische Verbindungen zu bilden. Diesen
Vorgang nennt man Photosynthese.
Am Plankton kann man sehr deutlich erkennen,
wie eng die Vorgänge in der Natur voneinander
abhängig sind. Nimmt das Plankton ab, wirkt sich
dies bis ins letzte Glied der Nahrungskette, den
Menschen, aus. Er seinerseits beeinflusst mit seinen Aktivitäten das Wachstum des Planktons.
Die Meere werden wärmer
Die einfachen Lebensformen bevölkern schon seit
Jahrtausenden die Weltmeere. Forscher haben allerdings seit 1950 Veränderungen in der Menge
und in der Verteilung des Planktons festgestellt.
Manche Arten gedeihen nur innerhalb einer bestimmten Bandbreite der Wassertemperatur. Durch
den Ausstoss von riesigen Mengen an Treibhausgasen durch Industrie und Verkehr bildet sich eine Art
Dunstglocke um den Planeten Erde. Durch sie kann
weniger überschüssige Wärme ins Weltall entwei-
Gesundheits-Nachrichten 23
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NATUR & UMWELT
Titel
Gewässer: Alle zehn Jahre verlagern sich ihre Lebensräume um rund 70 Kilometer Richtung Nordbzw. Südpol. Als Auswirkung dieser Kettenreaktion
wurden Doraden, Sardinen und Tintenfische in der
Nordsee beobachtet. Zu deren angestammten Lebensräumen gehörte bisher das Mittelmeer.
Die Meere werden sauer
Ein so grosses Geschöpf wie der Riesenmanta – Spannweite
bis sieben Meter! – ernährt sich ausschliesslich von Plankton.
chen. Die Temperatur steigt an, die Meere heizen
sich auf; die Lebensbedingungen für etliche Planktonarten verschlechtern sich.
Dabei spielt ein ausgeklügelter Mechanismus eine
wichtige Rolle. Wie erwähnt, braucht pflanzliches
Plankton Substanzen aus anderen, abgestorbenen
Ozeanbewohnern. Deren Kadaver werden von Bakterien zersetzt, gelöste Stoffe gehen ins Wasser
über. In der natürlichen Umwälzung grosser Wassermassen werden diese Substanzen in die obersten Schichten des Meeres gespült, wo das Phytoplankton lebt, nämlich vor allem bis in eine Tiefe
von 20 Metern. Viel weiter kann das Sonnenlicht
die Meeresoberfläche nicht durchdringen.
Durch die Klimaerwärmung funktioniert der Prozess der Umwälzung jedoch weniger gut als in der
Vergangenheit. Zu geringe Temperaturunterschiede stören die Dynamik; der Austausch zwischen
den Wasserschichten wird behindert. Manche
Nährstoffe gelangen nicht mehr in ausreichenden
Mengen dorthin, wo sie benötigt werden.
Folgen für die Fische
Das Defizit an Nährstoffen löst einen Dominoeffekt
aus. Fische und Krill, die sich vom Pflanzenplankton
ernähren, vermehren sich ebenfalls nicht mehr so
zahlreich. Und jene Arten, die Planktonfresser auf
ihrem Speiseplan stehen haben, müssen sich ebenfalls nach neuen Futterquellen umsehen.
Forscher haben festgestellt, dass Meeresbewohner
weit empfindlicher auf die Klimaerwärmung reagieren als Landtiere. Sie verziehen sich in kühlere
Gesundheits-Nachrichten
Phytoplankton bildet nicht nur das erste Glied der
Nahrungskette, es bindet auch mit Hilfe des Sonnenlichts Kohlenstoff bzw. Kohlendioxid aus der Atmosphäre, und zwar mehr als die gesamten Regenwälder.
Stirbt Phytoplankton am Ende seines Lebenszyklus
ab, sinkt es auf den Meeresgrund. Damit werden
grosse Mengen Kohlenstoff in den Tiefen der Ozeane endgelagert. Nach Angaben des WWF haben die
Meere bisher rund 30 Prozent des vom Menschen
produzierten Kohlendioxids aufgenommen.
Bis vor wenigen Jahren glaubten die Wissenschaftler, die Einbringung von Kohlendioxid ins Meer sei
ein ökologischer Vorteil. Doch dies war zu kurz gedacht. Zu grosse im Wasser gebundene Mengen
verschieben den pH-Wert der Meere. Normalerweise liegt dieser mit acht im leicht basischen Bereich.
Durch zu viel Kohlenstoff wird das Wasser jedoch
sauer. Dies behindert z.B. die Eisenaufnahme mancher Algenarten. Das saure Meer bekommt auch
Lebewesen nicht, deren Skelette oder Schalen aus
Kalk bestehen. Dazu gehören Korallen, Muscheln,
Seesterne und Krebse.
Umweltgifte sorgen für Kahlschlag
Die Überbelastung der Meere mit Kohlendioxid ist
nicht der einzige Faktor, der die Menge des Planktons aus dem Gleichgewicht bringt. Die moderne
Zivilisation wartet mit weiteren groben Eingriffen
auf. Zu ihnen gehören phosphat- und stickstoffhaltige Düngemittel, die in der Intensivlandwirtschaft
eingesetzt werden. Über die Zuflüsse gelangen sie
in die Ozeane, wo sie das Wachstum einzelner Algenarten stark fördern. Die Zusammensetzung der
Planktongesellschaft verändert sich erheblich. Dabei spielen auch die in der Landwirtschaft eingesetzten Herbizide und Pestizide eine Rolle.
Schwermetalle gelangen oft in Verbindung mit
Dünnsäure ins Meer. Das ist verdünnte Schwefel-
März 2015
NATUR & UMWELT
säure, die als Abbauprodukt bei der Herstellung des
Pigments von weisser Farbe anfällt. Nur einige wenige Länder haben ein Verbot des Ablassens von
Dünnsäure auf der offenen See erlassen; in vielen
Staaten wird diese sogenannte Verklappung nicht
durch Gesetze und entsprechende Überwachung
verhindert. Vor dem Verbot verbrachten europäische Hersteller jährlich fünf Millionen Tonnen
Dünnsäure ins Meer. Diese Mengen geben eine
Grössenvorstellung des Problems.
Neben einem Planktonsterben sorgt Dünnsäure für
Verätzungen an Fischen, und Schwermetalle gelangen in den Nahrungskreislauf.
«Plankton» aus Plastik
Ein weiteres grosses Problem bildet das sogenannte Plastikplankton – so werden winzige Abbauprodukte von Plastikabfällen bezeichnet. Der Wellenschlag sowie UV-Strahlung lassen verlorene Bojen,
Kanister, Luftmatratzen, Tüten und weiteres Treibgut in winzige Partikel zerfallen. Fische verwechseln diese mit echtem Plankton und fressen sie. So
gelangen krebserregende Inhaltsstoffe in die Nahrungskette. Das deutsche Umweltbundesamt rechnet mit 150 Millionen Tonnen Abfall in den Weltmeeren. Davon bestehen 60 Prozent aus Plastik.
Noch wissen wir zu wenig
Die negativen Einflüsse auf das Plankton wurden
über Jahre in Einzelbeobachtungen von der Wissenschaft erfasst. Ein zusammenhängendes Bild über
die Veränderungen fehlte. Um diese Wissenslücken
zu schliessen, haben Forscherinnen und Forscher
der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich in Zusammenarbeit mit weiteren Universitäten
in verschiedenen Ländern ein weltweites Planktonmessnetz aufgebaut. An 500 000 Stationen rund
um den Globus werden Daten erhoben. Von den
systematischen Messungen erhoffen sich die Forscher ein differenzierteres Bild der weltweiten Situation und deren Veränderung. Nur mit fundiertem
Wissen kann dem Planktonsterben gezielt Einhalt
geboten werden.
Aus dem All gesehen: Eine Planktonblüte vor Patagonien.
Foto: N. Kuring
Plankton und das Erdöl
Die Gewinnung und der Transport von Erdöl ist eine
weitere Bedrohung. Öl enthält Olefine, Naphthene
und Aromaten, die als krebserregend gelten und
ebenfalls über die Nahrungskette bis zum Menschen gelangen können. Bei Bohrungen auf dem
Meeresgrund, durch undichte Pipelines, durch ausgediente, gesprengte Ölplattformen und durch Tankerunfälle gelangen erhebliche Mengen Öl ins
Meer, die auf der Oberfläche schwimmen. Dort bilden sie eine Sperre, die den Austausch zwischen
dem Wasser und gasförmigen Stoffen verhindert.
Die Atemprozesse der Meeresbewohner werden
eingeschränkt.
Zweifelhafte Ironie an dieser Situation: Erdöl seinerseits ist aus vor langer Zeit abgestorbenem Plankton entstanden. Auf dem Meeresgrund vermischte
es sich mit Sand und Ton, unter der Last entstanden
ein hoher Druck und Hitze. Als Endergebnis des
Prozesses bildete sich eben – Öl.
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KÖRPER & SEELE
Aus innerem Antrieb heraus
Jeder Mensch hat Talente. Wie ausgeprägt und aktiv diese gelebt werden, hängt oft von ihrer Förderung im Kindesalter ab. Eltern haben die
wichtige Aufgabe, die Balance zu wahren: zu fördern, aber nicht zu
Fabrice Müller
überfordern. Warum spielen Kinder Fussball? Ein europäischer
Eliteclub führte einmal eine Befragung unter den
jungen Teilnehmern seiner Fussballakademie
durch. Ergebnis: Wenn Kinder Fussball spielen, tun
sie dies vor allem, um Spass zu haben. Man muss
ihnen dazu keine zusätzlichen Anreize bieten. Ein
Ball und etwas Platz reichen, alles andere organisieren die Kinder ganz von selbst und völlig spontan. Es gefällt ihnen, durch Rennen, Fallen, Aufstehen, Schiessen, Stoppen und Kämpfen in Bewegung
zu sein. Darüber hinaus sind sie mit Freunden zusammen, sehen und lernen neue Tricks und verbessern ihre Fähigkeiten, ohne dazu irgendwelche
Anleitung zu benötigen. Sie tun alles das aus sich
selbst heraus und entwickeln sich daher auch von
selbst.
Das heisst: Kinder bringen von ganz alleine
eine «Prozessorientierung» mit –
sie haben Spass an der Beobachtung des eigenen Fortschritts.
Kinderfussball ist somit nicht
nur Sport, sondern auch Erziehung. Kinder lernen auf
dem Platz, Niederlagen zu ertragen, den anderen
zu respektieren, Druck auszuhalten und das Zusammenspiel im Team.
Jedes Kind darf seine Fähigkeiten zeigen
Eine sehr wichtige Rolle bei der Motivation spielen
auch das Selbstvertrauen und die Selbstwertschätzung der Kinder. Sie sind sehr empfindlich gegenüber abfälligen Kommentaren. Jedes Kind darf und
soll seine Fähigkeiten zeigen und das entsprechende Lob dafür bekommen. Bemühungen der Kinder,
etwas leisten und das beispielsweise im Training
Erlernte umsetzen zu wollen, sind immer positiv zu
kommentieren – auch dann, wenn es nicht dem
gewünschten Resultat entspricht.
Ein Satz wie: «Du musst dich mehr anstrengen»,
kann von einem Kind überhaupt nicht umgesetzt
werden. «Ein Kind ist ein Kind – und kein Fussballspieler», betont Andy Fimian, ehemaliger
Super-League- und Nationalspieler, Instruktor beim Schweizerischen Fussballverband
und Leiter der Fussballschule Schweiz
(FSS). Diese ist eine private Institution mit
KÖRPER & SEELE
dem Ziel, im Nachwuchsbereich ein Förderprogramm für Kinder im Alter zwischen acht und 14
Jahren anzubieten. Pro Jahr besuchen dabei über
300 Kinder die Lehrgänge, Fussballtage und Trainingscamps der FSS. Andy Fimian bildet zudem
jährlich im Auftrag des schweizerischen Fussballverbandes sowie der Kantonalen Fussballverbände
rund 400 Trainer aus und weiter.
Zuerst die Emotion, dann das Lernen
Ob auf dem Fussballplatz oder auch in der Schule:
Kinder sind stets offen für Neues. Neugier und Wissensdurst werden ihnen von Natur aus gegeben.
«Zuerst kommt die Emotion. Mit ihr wird der Boden
geschaffen, damit ein Kind gerne lernt und die
Welt entdeckt», sagt die Lernberaterin Rosemarie
Knickenberg vom Institut Knickenberg in Zeiningen
AG. Doch nicht alle Menschen lernen gleich.
«Jeder Mensch hat seinen individuellen Lernstil, je
nachdem, welchem Lerntyp er angehört», erklärt
Knickenberg. Deshalb sei es wichtig, das Kind nicht
in ein Schema zu pressen, denn dies laufe dem
Kind und seinen Talenten zuwider. «Ich empfehle,
verschiedene Sachen auszuprobieren, um so den
besten Weg für das Kind zu finden.»
Manche Eltern bewegen sich hier auf einer Gratwanderung: Wie weit sollen
sie ihr Kind fördern und fordern? Für die Lernberaterin
steht fest: «Es gibt Kinder,
die brauchen viel, andere
wenig Initiative von Seiten der Eltern. Man darf die
Kinder weder über- noch unterfordern. Vielmehr
sollen die Impulse der Persönlichkeit des Kindes
entsprechen.»
Musik und Bewegung sind beliebte und wertvolle
Mittel, um den Kindern neues Wissen zu vermitteln. So werden durch Musik mehr Gehirnbereiche
aktiviert als zum Beispiel durch Vorlesen. Und weil
viele Kinder über einen starken Bewegungsdrang
verfügen, sollte man diesen nicht unterdrücken.
Dies kann laut Rosemarie Knickenberg die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.
Frühzeitig selbstständig
Kinder brauchen auch Vertrauen. Denn sie lieben
es zu experimentieren und selbst etwas auszuprobieren. Die Eltern dürfen ihnen ruhig etwas zumuten, das dem Alter ihrer Schützlinge entspricht.
«Wenn man dem Kind zuliebe alle Hindernisse aus
dem Weg räumt, hilft man ihm kaum auf seinem
Lernweg», sagt Brigitt Baumgartner, Lehrerin, aktiv
in der Elternbildung sowie im Vorstand von «Schule
und Elternhaus St. Gallen/Appenzell».
Besser sei es, die Kinder frühzeitig zur Selbstständigkeit zu führen und ihnen Problemlösungsstrategien aufzuzeigen. Lernen durch Erleben lautet die
Devise. «Das bedeutet, das Erfahren und Entdecken
über verschiedene Kanäle wie Hören, Lesen, Sehen
und Handeln zu ermöglichen», so Baumgartner.
Wofür diese Kinder wohl eine Begabung mitbringen? Werden sie einmal Mathematikerin, Hundetrainer, Tierärztin, Toningenieur, Installateur, die neue
Ginger Rogers, Malermeister oder Forschungsreisende? – Möglich. Vielleicht
aber auch etwas ganz anderes.
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KÖRPER & SEELE
Denn Kinder entwickeln sich über die Sinne. Haut-,
Gleichgewichts- und Muskelsinn bilden das Körperbewusstsein, das zum Beispiel durch Klettern,
Springen oder Fahrradfahren gefördert werden
kann. Unter visueller Wahrnehmung versteht man
die Fähigkeit, optische Reize aufzufassen, zu unterscheiden und mit früheren Erfahrungen zu verbinden bzw. zu interpretieren. Dabei helfen etwa Formen- und Farbenspiele.
Mit Musik, Geschichten, Liedern und Versen kann
die auditive Wahrnehmung geschärft werden. Das
Erfassen über die Haut vermittelt Spürinformationen, die das Hirn verarbeitet. Barfuss laufen, Wasserspiele oder Gartenarbeit leisten dabei wertvolle
Dienste. Die Wahrnehmung über die Schmeck- und
Riechorgane steht auch im Zusammenhang mit auditiven, visuellen und taktilen Reizen.
Auf Hinweise achten
Spezielle Begabungen müssen nicht schon in frühen Jahren sichtbar werden. Manchmal werden sie
erst gegen Ende des ersten oder zweiten Lebensjahrzehnts deutlich oder entwickeln sich gar noch
später.
Oft ist es den Kindern gar nicht bewusst, dass sie
etwas besonders gut können. Auch die Eltern realisieren dies nicht sofort. Sie halten es für normal,
weil sie es nicht anders kennen. Talente haben etwas Magisches, weil sich der
Unterschied zwischen «normalen» Fähigkeiten und
dem besonderen Talent
nicht so ohne Weiteres er-
klären lässt. Auch die Kinder, die mit besonderem
Talent ausgestattet sind, können das nicht erklären.
Entdecken lassen sich Talente bzw. Hinweise darauf
über die aufmerksame Beobachtung durch Eltern,
Lehrer, Freunde; aber auch das Kind selbst gibt so
manche Hinweise dazu.
Talente müssen sich jedoch entfalten können. Dazu
braucht es inneren Antrieb, Bereitschaft und Begeisterung beim Kind. Ob, wann und in welcher Intensität sich dieser für die Talententfaltung so wichtige Zustand einstellt, lässt sich nicht erzwingen,
sondern nur «ermöglichen». In Bereichen, wo sich
Bereitschaft und Begeisterung beim Kind einstellen, könnte eine besondere Begabung liegen.
Eltern ihrerseits können mittel- und langfristig
nichts erzwingen. Nicht alle Begabungen zeigen
sich von alleine – dann zum Beispiel, wenn keine
entsprechenden Herausforderungen in der Umgebung des Kindes vorhanden sind, keine Tradition
und Kompetenzen in der Familie bestehen oder die
nötige Infrastruktur zur Entfaltung eines Talents
fehlt. Fähigkeiten können auch wieder verkümmern, wenn die Übung und Förderung dazu fehlt.
Auf Entwicklungsphasen Rücksicht nehmen
Rezepte für die Förderung von Talenten gibt es
nicht. Empfohlen wird eine altersgerechte Herangehensweise, um auf die jeweiligen Entwicklungsphasen des Kindes Rücksicht nehmen zu können.
Im Kleinkindalter ist eine
anregende Umgebung
KÖRPER & SEELE
wichtig, die zum Entdecken und Spielen einlädt.
Spielen steht vom Kindesalter bis zur Pubertät im
Zentrum, um sich selbst und die Welt zu erfahren. Im
Jugendalter sind es Wettbewerb, geregelte Abläufe, aber auch Freiheiten, die helfen, Talente zu wecken und zu fördern. Entscheidend ist deshalb, vor
der Förderung die Talente des Kindes genau zu
analysieren. Es ist daher wertvoll, wenn Mütter und
Väter ihre Kinder an ihren eigenen Hobbys teilnehmen lassen und ihnen auf diese Weise Freude und
Interesse an einer Aktivität vermitteln. Auch sind
ein Basteltisch, Spielplätze und der Wald ausgezeichnete Lernfelder.
Grosseltern und andere Bezugspersonen können
viele wertvolle Impulse vermitteln. Soziale Fähigkeiten werden durch Gespräche beispielsweise
über Gefühle gefördert – etwa indem man fragt,
wie sich der Junge oder das Mädchen in einer Geschichte wohl gefühlt hat. Rollentausch-Spiele geben dem Kind die Möglichkeit, sich in andere hineinzuversetzen und das soziale Verhalten zu trainieren. Um das logische Denken zu fördern, sind
sogenannte «Wenn-Dann-Spiele» empfehlenswert:
Was ist die Folge, wenn man dieses oder jenes tut?
Und nie vergessen sollte man die Natur als grossartige Lehrmeisterin.
Selbstvertrauen und Freude
Vieles ergibt sich so ganz natürlich mit der Zeit. Die
Dinge, die weniger gut gelingen, sollten nicht in
den Vordergrund gerückt werden, weil das Kind
sonst zunehmend das Selbstvertrauen verlieren
könnte. Begabungen müssen auch nicht gleich Spitzentalente sein, sondern je nach Ausgangslage etwas, das man besser kann als andere. Manche Kinder
haben «nur» eine ausgeglichene Allgemeinbegabung, besitzen aber beispielsweise Verhandlungsgeschick und können gut zwischen Personen vermitteln.
Ich habe keine besondere Begabung,
ich bin nur leidenschaftlich neugierig.
Albert Einstein
Das Wichtigste in der Begleitung der Kinder ist, die
Freude an der Persönlichkeit des Kindes und seiner
Talente zu zeigen. Aus der Fussballpsychologie
weiss man: Wenn Kindern eine Ergebnisorientierung antrainiert wird, hat dies zerstörerische Effekte auf die Motivation und den Spass am Spiel sowie
auf die Entwicklung. Nicht mehr die eigenen Fortschritte werden beobachtet, sondern die Reaktionen der Erwachsenen auf das erzielte Ergebnis. Die
Kinder beginnen, für den Trainer oder die Eltern zu
spielen. Wer kennt sie nicht, die Szenen, in denen
Eltern lauthals jede Aktion ihrer Kinder auf dem
Spielfeld kommentieren, den Schiedsrichter beschimpfen, wenn ihnen Entscheidungen missfallen, und den eigenen Sprössling durch ständige
Zwischenrufe zu noch besseren Leistungen antreiben. Dabei will der moderne Kinderfussball
vor allem eines: Die Freude erhalten –
im Spiel und im Training.
Kluge Eltern berücksichtigen weniger die
eigenen Wünsche und Vorstellungen als
die Neigungen und Interessen der Kinder.
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LESERFORUM
Das Leserforum
Hallo
Gesundheitstelefon!
071 335 66 00
aus Deutschland und Österreich:
0041 71 335 66 00
[email protected]
Das Team
Lähmung der Hand
Die erst 37-jährige Tochter von
Frau C. Z. aus Fischingen leidet
nach einem Schlaganfall an einer
Spastik der linken Hand. Ein Jahr
Physiotherapie sowie Botoxinjektionen brachten keinen durchschlagenden Erfolg.
«Wurde die Physiotherapie von
einer qualifizierten Handtherapeutin durchgeführt?», fragt Frau
C. E. aus Emmen nach.
«Spezialisierte Ergo- und Physiotherapeuten erreichen auch in
schweren Fällen oft gute Erfolge.
Vielleicht ist auch noch etwas
mehr Zeit vonnöten.»
Heilpraktikerin Gabriela Hug
Zu langer Geduld bei der Physiotherapie rät auch Frau U. S. aus
Basel. «Sie könnten es auch mit
anderen therapeutischen Ansätzen versuchen, z.B. mit der
Feldenkrais-Methode.»
Drogistin HF Marlis Cremer
ist an folgenden
Tagen gerne für Sie da:
Mo/Di/Do: 8.00 bis 12.00 Uhr
und von 13.30 bis 16.00 Uhr
Bei Fragen rund um das Thema
Gesundheit und Naturheilkunde
berät unser Expertenteam Abonnentinnen und Abonnenten der
GN gratis.
Gesundheits-Nachrichten
«Wenn die Spastik sich gar nicht
lösen will, wäre Akupunktur einen Versuch wert», meint Herr
P. S. aus Düsseldorf.
«In einem ähnlich gelagerten Fall
hatte eine Bekannte mit dieser
Methode recht guten Erfolg.»
Das Gesundheitsforum ergänzt:
Neben weiterer Physiotherapie
und Akupunktur könnte auch
eine ganzheitlich unterstützende
homöopathische Behandlung
Linderung bringen.
Epstein-Barr-Virus
Mit dem Epstein-Barr-Virus, dem
Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers (Mononukleose), hat sich
Frau G. S. aus Bad Dürrheim infiziert. Folge sind unterschiedlichste
Beschwerden.
«Begleiterscheinungen wie Halsschmerzen, Schluckbeschwerden,
Kopf- und Gliederschmerzen, geschwollene Lymphdrüsen und
Abgeschlagenheit sollten rein
symptomatisch behandelt werden», rät Frau R. E. aus Luzern.
«Dazu eignen sich vor allem
pflanzliche und homöopathische
Medikamente. Auch eine gute
Schmerztherapie ist sinnvoll –
sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt
darüber. Die mit der Infektion einhergehende Müdigkeit kann übrigens mehrere Monate anhalten.»
«Sehr wichtig bei einer Mononukleose ist, die Leber zu stärken
und zu schützen», weiss Frau
M. K. aus Aarau. «Eine Leberdiät,
Leberwickel und Bettruhe können wesentlich dazu beitragen.»
In der Rubrik «Leserforum» veröffentlichen wir persönliche Erfahrungsberichte.
Nicht immer sind sie in gleicher Weise auf andere Personen anzuwenden.
Beanspruchen Sie daher in Zweifelsfällen stets fachlichen Rat.
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LESERFORUM
Anm. d. Red.: Für Informationen
zu einer Leberdiät nach A. Vogel
können Sie sich an unsere Heilpraktikerin Gabriela Hug/das Gesundheitsforum wenden.
«Vom Roten Sonnenhut ist ja bekannt, dass er die Immunabwehr
stärkt», führt Herr F. G. aus Spiez
an. «Ich würde Echinacea-Tropfen
zur Unterstützung des Immunsystems gegen das Virus empfehlen.»
Frau I. R. aus Osterholz-Scharmbeck hat eigene Erfahrungen mit
dem Epstein-Barr-Virus gemacht.
«Geholfen haben verschiedene
homöopathische Mittel. ‹Lymphdiaral›®-Salbe, ein homöopathi-
sches Arzneimittel zur Anwendung auf der Haut, lindert
angeschwollene Hals-Lymphknoten bei einem Infekt.»
Das Gesundheitsforum ergänzt
dazu: Eine klassische homöopathische Behandlung kann bei Mononukleose sinnvoll sein. Sie
muss jedoch bei dieser Erkrankung unbedingt individuell erfolgen und jeder Schritt sollte genau kontrolliert werden, gerade
wegen der Implikation der Leber
und Milz.
Wie von den Lesern bereits angeführt, sind zudem die Unterstützung des Immunsystems, die
Pflege der Leber sowie Bettruhe
zu empfehlen.
Mundtrockenheit
Frau M. O. aus E. macht eine starke, vermutlich psychisch beeinflusste Mundtrockenheit zu schaffen. Diese ist ein erhebliches
Hindernis im sozialen Umfeld und
in der Kommunikation mit anderen Menschen. In ihren eigenen
Worten: «Man kann nicht sprechen, wenn die Zunge staubtrocken ist.» Frau O. hofft auf Ratschläge der Leserinnen und Leser.
«Mundtrockenheit ist oft ein Begleiter von Stress oder auch
Angststörungen», schreibt Frau
Dr. A. M. aus Freiburg i. Br. per EMail. «Es könnte aber auch eine
ernsthafte Erkrankung dahinter-
Leserforum-Galerie «Am Ufer»: Sind sie nicht bezaubernd hässlich? Markus Graf fotografierte den «Frühling am Untersee»,
ein Blässhuhn mit seinen Jungen.
31
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LESERFORUM
stecken, z.B. das Sjögren-Syndrom oder eine Schilddrüsenerkrankung. Dies sollten Sie unbedingt abklären lassen!»
Auch Frau M. S. aus Zürich betont:
«Bei meiner Kollegin begann die
extreme Mundtrockenheit vor
drei Jahren. Nach langem Suchen
fand man heraus, dass es sich um
das Sjögren-Syndrom handelt.
Fragen Sie Ihren Arzt; ich sende
ihnen tausend gute Wünsche.»
Anm. d. Red.: Das Sjögren-Syndrom, auch Sicca-Syndrom, ist
eine Autoimmunerkrankung, die
die Speichel- und Tränendrüsen
angreift. Typisch sind Entzündungen der Ohrspeicheldrüse, Ent-
zündungen der Binde- und Hornhaut im Auge, das Versiegen der
Tränendrüsen, trockene Nasenschleimhäute und eben die
Mundtrockenheit.
Die Erkrankung ist bei Frauen
deutlich häufiger als bei Männern
und tritt meist nach den Wechseljahren auf.
Weitere Leserinnen und Leser
wie Frau A. B. aus Männedorf,
Herr F. G. aus Sigmaringen, Frau
F. S. aus Stuttgart und Frau M. B.
aus Bern schlagen vor, die Mundtrockenheit symptomatisch anzugehen, beispielsweise durch
gründliches Kauen, das den Speichelfluss fördert, durch häufiges
Wassertrinken und durch das
Kauen von Kaugummi oder das
Lutschen von sauren Bonbons.
Herr F. G. empfiehlt zusätzlich,
den Mund auch zwischendurch
immer wieder auszuspülen und
feucht zu halten.
«Nehmen Sie Kaugummis oder
Bonbons, unbedingt zuckerfreie
Varianten verwenden, denn die
fehlende Schutzfunktion des
Speichels greift die Zähne ohnehin an. Am besten ist Kaugummi
mit Xylit (Zuckerersatzstoff),
denn der schützt die Zähne vor
Bakterien.»
Frau M. B. erwähnt, dass A.Vogel
Avenaforce zur Beruhigung des
vegetativen Nervensystems hilfreich sein könnte. «Ausserdem
Leserforum-Galerie «Am Ufer»: Den dramatischen Sonnenuntergang fing Martina Güttinger am Mjosa-See ein, dem
grössten See Norwegens.
LESERFORUM
habe ich mit dem Schüsslersalz
Nr. 8, Natrium chloratum (D6),
gute Erfahrungen gemacht.»
Heilpraktikerin Gabriela Hug ergänzt: Phytotherapeutische Anwendungen bei Mundtrockenheit
sind Spülungen mit Salbei oder
auch mit Eibischwurzeltee. Präparate dafür bekommen Sie in
Apotheken und Drogerien.
Neue Anfragen
Ganzheitlicher
Zahnarzt gesucht
Frau S. H. aus Winterthur, langjährige Abonnentin, ist auf der
Suche nach einem ganzheitlich
praktizierenden Zahnarzt in ihrer
Region.
«Die einzige Adresse, auf die ich
bis jetzt gestossen bin, ist die Paracelsus-Klinik in Lustmühle. Das
ist mir aber zu weit weg und
scheint mir auch eher aufwändig
und kostspielig.
Ich suche einen
Zahnarzt, der offen ist für ganzheitliches Denken, auch in der
Zahnmedizin. Es wäre super,
wenn Sie mir irgendwie weiterhelfen könnten.»
Drehschwindel
«Meine Frau (82) leidet seit Jahren an einem schlimmen Drehschwindel (Morbus Menière)»,
schreibt Herr W. R. aus Weingarten. «Im Mai 2014 wurde sie dadurch plötzlich mit dem Kopf auf
den Fliesenboden geschleudert.
Die Folge war ein Schädelbruch
mit Kontusionsblutung.
Meine Frau konnte nicht mehr
sprechen, musste künstlich ernährt werden und konnte nicht
mehr gehen. Nach längerem
Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt geht es ihr heute wieder etwas besser.
Verblieben sind jedoch ein gestörtes Erinnerungsvermögen
und eine mangelnde Wortfindung. Zur täglichen Einnahme ist
Betavert N 24 mg verordnet (ein
Arzneimittel gegen Schwindelzustände, d. Red.). Da der Schwindel immer noch da ist, mal stärker, mal schwächer, und starke
Ängste auslöst, wären wir für
Ratschläge aus dem Leserkreis
sehr dankbar.»
aus Kümmertshausen. (Eine Baker-Zyste entsteht durch einen
Überdruck im Kniegelenk, der
seinerseits aus Entzündungsprozessen hervorgeht, d. Red.)
«Die Meniskus-Operation brachte
keine Besserung. Unterdessen
meldet sich auch das zweite Knie
mit einer Zyste.
Mit homöopathischen Mitteln bin
ich nahezu schmerzfrei. Mein
Problem ist eine Schwäche in den
Beinen. Wenn ich nach längerem
Sitzen aufstehe, kann ich kaum
stehen und verspüre in den Kniekehlen grosse Schwäche und
Spannung. Erst nach einer Weile
kann ich die ersten, unsicheren
Schritte machen.
Cortisonspritzen helfen nur kurze
Zeit. Da ich Osteoporose habe,
möchte ich auf Dauer sowieso
ohne Cortison leben. Vielen Dank
für alle Ratschläge aus dem Leserkreis!»
Baker-Zyste
«Vor einem Jahr wurde ich von
einer Baker-Zyste regelrecht
‹überfallen›», klagt Frau S. N.
Erfahrungsberichte
Können Sie helfen?
Wissen Sie einen guten Rat?
Schreiben Sie an: Gesundheits-Nachrichten | Leserforum
Postfach 43, CH-9053 Teufen
E-Mail: [email protected]
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Gesundheits-Nachrichten 33
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IMPRESSUM • VORSCHAU
Impressum
A.Vogel Gesundheits-Nachrichten
Natürlich gesund leben
Nr. 3 März 2015, 72. Jahrgang
erscheint 10-mal im Jahr
Copyright by Verlag A.Vogel AG
Redaktion und Verlag
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Dr. rer. nat. Claudia Rawer
(Chefredaktion)
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Tino Richter
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Verlagsleiter: Clemens Umbricht
[email protected]
Anzeigen: KünzlerBachmann Verlag AG
Messi Fessehaye, Tel. + 41 (0)71 314 04 81
Patrick Marth, Tel. + 41 (0)71 314 04 94
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Mitarbeiter dieser Ausgabe
Vreni Giger (Rezepte)
Fabrice Müller
Ingrid Zehnder
Adrian Zeller
Die nächste Ausgabe
Komplementärmedizin bei Krebs?
Naturheilkunde und schulmedizinische
Krebstherapie scheinen oft unvereinbar.
Es gibt aber auch Mediziner, die für einen
sinnvollen und gezielten Einsatz der Phytotherapie und Komplementärmedizin in
der Onkologie eintreten.
Wie Läuse das Essen verschönern
Schellack, ein Produkt der Gummilackschildlaus, findet sich auf Früchten und
Käse. Karmin aus der Cochenilleschildlaus färbt Salami und Konfitüre schön
rot. Vegetarier wissen oft nicht, was sich
hinter den E-Nummern verbirgt.
Fotos
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R. Gorielov, imagesbavaria, S. Kaulitzki,
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S. Novikov, A. Popov, G. Risteski,
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M. Peuckert), panthermedia (dotshock)
C. Rawer, Thinkstock (Fuse, haveseen,
IPGGutenbergUKLtd, watcherFF)
Wikipedia (N. Kuring)
Narzissmus
Satz, Lithos: Seelitho AG, Arbon
Druck: Ostschweiz Druck, Wittenbach
Papier: Chlorfrei gebleicht
Und ausserdem:
Jahresabonnement
Schweiz: CHF 40.50 inkl. MwSt.
EU: Euro 26.00 / Nicht-EU: CHF 44.70
übrige Länder: CHF 53.–
Einzelheft CHF 5.40 / Euro 3.40
Abonnements & Bücher
Verlag A.Vogel AG
Hätschen, Postfach 63, CH-9053 Teufen
Tel. + 41 71 335 66 55
Fax + 41 71 335 66 88
E-Mail: [email protected]
Eitle Selbstverliebtheit, Anspruchsdenken, Egoismus und Arroganz – ist Narzissmus die Kehrseite der modernen
Leistungsgesellschaft? Die Diagnose
wird jedenfalls immer häufiger gestellt;
es ist die Rede von der «Generation Ich».
Besondere Gärten am Bodensee • Besuche bei A.Vogel
Eine reine, richtig zusammengestellte pflanzliche
Nahrung gibt dem Körper alle notwendigen Nährstoffe und Energiequellen.
Gesundheits-Nachrichten
Alfred Vogel (1902 – 1996)
März 2015
NATURKÜCHE
Vreni Gigers Bio-Küche
Vreni Giger ist Chefin in «Vreni Gigers Jägerhof», seit 2004 ununterbrochen mit
17 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet.
Bunter Wurzelgemüsesalat
Rezept für 4 Personen
Verschiedene Wurzelgemüse, z.B.
Karotten (Rüebli), gelbe Pfälzerrüebli,
schwarze Karotten, Sellerie, Pastinake,
Randen (Rote Bete)
verschiedene Sprossen (z.B. bioSnacky
Fitness-Mischung) und Salate, z.B.
Feldsalat und Rucola
100 ml Gemüsebouillon (Herbamare)
100 ml weissen Aceto balsamico
Salz (Herbamare), Pfeffer
etwas Roh-Rohrzucker oder Honig
etwas Olivenöl
Ziegenfrischkäse nach Gutdünken
Das Gemüse schälen und in dünne Streifen schneiden, am besten mit einem Hobel oder mit der Aufschnittmaschine. Die
Gemüsestreifen in gut gesalzenem Wasser einzeln kurz blanchieren und sofort
in Eiswasser abschrecken.
Den Gemüsefond mit dem Essig vermischen und mit Salz, Pfeffer und etwas
Zucker oder Honig abschmecken.
Das Gemüse zu Röllchen formen und in
einem tiefen Suppenteller anrichten. Mit
Sprossen und den Salaten garnieren. Vor
dem Servieren mit der Salatsauce übergiessen und einige Tropfen Olivenöl über
das Gemüse geben.
Kurz vor dem Servieren den zerbröckelten Ziegenfrischkäse über den Salat
streuen.
März 2015
Gesundheits-Nachrichten 35
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NATURKÜCHE
«Wir kochen, was wir selbst gern essen.»
Vreni Giger
Gefüllte Kartoffeln mit Taleggio
Rezept für 4 Personen
pro Person 4 bis 5 (möglichst neue)
Kartoffeln
ca. 100 g Taleggio, sehr fein gewürfelt
(ersatzweise Raclette, junger Bergkäse
oder anderer gut schmelzender Käse)
1 Ei, Mehl und Paniermehl
Frittieröl
Salz (Herbamare), Pfeffer
1 Zwiebel, fein gewürfelt
2 Knoblauchzehen, durchgepresst
1 EL Butter
500 g Spinat
Die neuen Kartoffeln in der Schale kochen. Im noch heissen Zustand schälen,
halbieren und mit einem Pariserlöffel
aushöhlen. Etwas Taleggio in die Kartoffelhälften füllen und sofort wieder zusammenfügen. Wenn sie noch warm
sind, halten die Kartoffeln ohne Weiteres
zusammen.
Die Kartoffeln etwas würzen; mit Mehl, Ei
und Paniermehl panieren und kurz vor
dem Anrichten frittieren.
Zwiebel und Knoblauch in wenig Butter
oder Olivenöl andünsten. Den Spinat zugeben, mit Salz und Pfeffer würzen und
kurz zusammenfallen lassen.
Spinat auf Teller geben, die frisch frittierten Kartoffeln darauf anrichten. Mit einigen frischen Spinatblättchen garnieren.
Vreni Gigers Tipp: Im Frühjahr passen als
Gemüse auch junger Bärlauch oder Lauch
sehr gut zu diesem Gericht.
Gesundheits-Nachrichten
März 2015
MARKT & INFO
FASTENWANDERN
Essenspause, die die Seele nährt
Mit dem Leben der Pflanzen, Tiere und Menschen achtsam und wohlgesinnt umzugehen, ist eine ethische Seite, die jedem von uns innewohnt. Sie löst Freude und
Zufriedenheit aus, wenn sie gelebt werden kann. Möchten Sie Ihren guten Seiten mehr Platz einräumen? Wenn
ja, dann ist Fasten ein wertvoller Schlüssel dazu. In unseren Fastenferien geniessen Sie eine kompetente und
herzliche Begleitung, die Sie im Tagesablauf betreut,
ohne Ihren Freiraum einzuschränken. Diverse Termine
und wunderschöne Orte zum Fastenwandern finden Sie
bei: Ida Hofstetter, zertifizierte Fastenleiterin UGB
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