PRESSE - Museum der bildenden Künste

PRESSE
Montag, 9. November 2015, 19 Uhr
Der Festvortrag zum 25jährigen Gründungsjubiläum des Neuen
Leipziger Kunstvereins e.V. erinnert an den Leipziger Künstler und
Kunsthistoriker Albert von Zahn. Zugleich wird die Entdeckung von
zwei Federzeichnungen des Deutsch-Römers Heinrich Reinhold
präsentiert.
In der Graphischen Sammlung des Museums der bildenden Künste Leipzig befindet
sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein unbearbeitetes Konvolut mit
Zeichnungen des weitgehend und unverdienter Maßen in Vergessenheit geratenen
Künstlers und Kunsthistorikers Albert von Zahn (1836–1873). Bei der
wissenschaftlichen Bestandsaufnahme dieses Konvolutes im Rahmen der
Vorbereitung einer Ausstellung zu Albert von Zahn (Herbst 2016) wurden zwei
qualitätsvolle Federzeichnungen des Deutsch-Römers Heinrich Reinhold (1788–
1825) entdeckt. Dieser sensationelle Fund – die Hamburger Kunsthalle plant in
Zusammenarbeit mit den Kunstsammlungen in Weimar eine Reinhold-Retrospektive
– sowie die Persönlichkeit Zahn sind Thema des Festvortrages von Dr. Marcus
Andrew Hurttig, der anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Neuen Leipziger
Kunstvereins am 9. November stattfindet.
Zahn, 1836 in Leipzig geboren, studierte von 1854 bis 1858 an der Königlichen
Akademie der bildenden Künste in Dresden. Seinen ursprünglichen Plan, Künstler zu
werden, gab er jedoch aus unbekannten Gründen wieder auf. Nach Leipzig
zurückgekehrt, wendete er sich der Kunstwissenschaft zu und studierte ab dem
Wintersemester 1858 an der philosophischen Fakultät der Universität. Bereits zwei
Jahre später, 1860, war Zahn Kustos des Leipziger Kunstvereins und des
Städtischen Museums (heute Museum der bildenden Künste Leipzig); 1868 wurde er
zum ersten Direktor des Großherzoglichen Museum in Weimar und 1870 zum
Referenten in der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen in Dresden berufen.
Zahn löste mit anderen Gelehrten in den 1860er Jahren den sogenannten HolbeinMadonnen-Streit aus und trug mit seinen Forschungsleistungen dazu bei, dass sich
die Kunstgeschichte als eigenständiges Universitätsfach etablieren konnte. Wäre er
nicht 1873 mit nur 37 Jahren unerwartet verstorben, würde sein Name zweifellos
bekannter sein.
Zahn, der der Gründergeneration der deutschen Kunstgeschichte angehörte, war
Künstler und Wissenschaftler in einer Person. Dieses faszinierende Grenzgängertum
zwischen Kunst und Wissenschaft will die Ausstellung zu Albert von Zahn, die im
Herbst 2016 im Museum der bildenden Künste Leipzig gezeigt wird,
veranschaulichen. Im Fokus werden die Zeichnungen Zahns stehen, die dieser
während seines vollkommen unbekannten Aufenthaltes in Rom von 1866 bis 1867
ausführte. Es handelt sich hierbei um Landschaftszeichnungen, die in der Stiltradition
der Deutsch-Römer (Joseph Anton Koch, Heinrich Reinhold oder Friedrich Preller d.
Ä.) stehen, und um Wissenschaftszeichnungen nach Renaissance-Kunstwerken und
solche, die im Zusammenhang mit dem Holbein-Madonnen-Streit stehen. Es sind
faszinierende Bilddokumente, da dank ihrer detaillierten Beschriftungen, das soziale
Netzwerk Zahns ablesbar wird. Er verkehrte mit Künstlern in der Casa Baldi in
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Olevano – Theodor Grosse, Paul Mohn oder Franz Albert Venus – und stand in
Kontakt mit Archäologen, die später führende Positionen einnehmen sollten, unter
anderem: Otto Benndorf, Gründungsdirektor des Österreichischen Archäologischen
Instituts in Wien; Reinhard Kekulé von Stradonitz, Lehrer von Aby Warburg und
Direktor der Sammlung antiker Skulpturen und Gipsabgüssen an den Königlichen
Museen in Berlin; Richard Schöne, Leipziger Studienkollege von Zahn und erster
Generaldirektor der Königlichen Museen in Berlin.
Das Museum der bildenden Künste Leipzig verdankt seine Entstehung dem
Leipziger Kunstverein. Dieser hatte sich bei seiner Gründung im Jahre 1837 das
Ziel gesetzt, der Stadt ein Kunstmuseum einzurichten, das Haus mit Leben zu
erfüllen und Kontakt zum aktuellen Kunstgeschehen zu halten. Seinen Aufgaben
blieb der Leipziger Kunstverein verpflichtet - bis zu seiner Zwangsauflösung 1946.
Vor 25 Jahren, am 2. November 1990, lud der Neue Leipziger Kunstverein zur
Gründungsversammlung ein und einige hundert Interessenten, unter ihnen auch
zahlreiche ehemalige Leipziger, folgten dem Aufruf. Damit wurde deutlich
gemacht, dass sich der Neue Leipziger Kunstverein auf die Tradition des
Kunstvereins von 1837 bewusst beruft und sich wie dieser als ein Bürgerverein
der Leipziger kunstinteressierten Bevölkerung zur Pflege und Förderung der
bildenden Künste versteht. Als Freundeskreis des Museums der bildenden Künste
Leipzig unterstützt der Verein unter dem Vorsitz des Rechtsanwaltes Klaus Delwig
die Museumsarbeit heute auf vielfältige Weise
– von der finanziellen
Ausstellungsbeteiligung über Schenkungen für die Sammlungen bis zur
Vermittlungsarbeit – und bietet seinen Mitgliedern ein anspruchsvollen Vortrags-,
Exkursions- und Reiseprogramm.
25 Jahre Neuer Leipziger Kunstverein
9. November 2015, 19 Uhr
Grußworte: Klaus Delwig/Vorsitzender des Vorstandes, Dr. Jeannette
Stoschek/Stellvertretende Direktorin
Festvortrag: Dr. Marcus Andrew Hurttig, wissenschaftlicher Mitarbeiter
Der Eintritt ist frei!
KONTAKT & INFORMATIONEN
Museum der bildenden Künste Leipzig | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0341.21 69 99 42 | [email protected] | www.mdbk.de