Wirtschaft aktuell im Unterricht vom 03.02.2016 Warum die Börse Alphabet/Google mehr liebt als Apple 1. Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler sollen ... 1. sich die generelle Funktionsweise von Börsen sowie die Charakteristika der Anlageform Aktie erschließen. 2. die Entwicklung der Börsenkurse der Konzerne Apple und Google analysieren. 3. sich in diesem Zusammenhang mit den Überlegungen und Entscheidungen der Anleger auseinandersetzen. 2. Aufgaben 1. Erklären Sie die generelle Funktionsweise von Börsen. Beschreiben Sie u. a., wie das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage organisiert wird und wie sich Aktienkurse bilden. 2. Fassen Sie die Entwicklung der Börsenkurse der Konzerne Apple und Alphabet/Google zusammen. Erläutern Sie die aktuell zu erkennenden Veränderungen. 3. Erschließen Sie sich die Überlegungen und Zielsetzungen der Investoren hinsichtlich des Erwerbs von Apple- bzw. Alphabet/Google-Aktien. Analysieren Sie in diesem Zusammenhang auch die angehängte Karikatur. 4. Überprüfen Sie, inwieweit „die Börse […] nie Erfolge der Gegenwart mehr belohnt als Aussichten auf noch höhere Gewinne“. 5. Erörtern Sie vor diesem Hintergrund das Verhältnis von Rendite, Risiko und Liquidität bei der Anlageform Aktie aus der Perspektive eines Privatanlegers. 1 Wirtschaft aktuell im Unterricht vom 03.02.2016 Warum die Börse Alphabet/Google mehr liebt als Apple Der Fall lehrt eindrucksvoll, wie die Börse tickt: Sie hat noch nie Erfolge der Gegenwart mehr belohnt als Visionen auf noch höhere Gewinne. Und hier trauen Anleger Alphabet mehr zu als Apple. […] 5 10 15 20 Wir hatten uns an das Ritual gewöhnt: Apple liefert Quartal für Quartal Rekordgewinne und fährt seit Jahren den höchsten Nettogewinn aller börsennotierten Unternehmen ein. Der gerechte Lohn: Aus dem Pleitekandidaten wurde mit über einer halben Billion Dollar Börsenbewertung der weltweit wertvollste Konzern. Wer sich an den Superlativen störte und den Jongleuren an den Aktienmärkten Zockerei und Größenwahn vorwarf, weil schließlich keine Firma so wertvoll sein darf, wie es der Wirtschaftskraft eines Industriestaates von der Größe Schwedens entspricht, der musste sich mit harten Bilanzzahlen eines Besseren belehren lassen: Apple ist gemessen an seinem Jahresgewinn von 53,4 Milliarden Dollar nicht teuer, sondern sogar billig. Wer die Aktie kauft, bezahlt Apple nur mit dem zehnfachen Jahresgewinn. Das ist ein Abschlag von 40 Prozent gegenüber dem Durchschnitt aller Aktien in der westlichen Welt. Selbst reife Unternehmen, die stetig, aber nur noch langsam wachsen, so wie der Zigarettenhersteller Philip Morris oder der HandelsDino Walmart, sind teurer als die Gewinnmaschine Apple. Doch diese plausiblen Rechnungen gelten nicht mehr. Alphabet, bekannter unter dem Namen seiner Tochter Google, ist seit Dienstag noch ein paar Milliarden wertvoller als Apple. Dabei ist Konzernchef Larry Page mit Alphabet längst nicht so erfolgreich, wenn es um harte Zahlen geht. Apple verdient mehr als dreimal so viel, und die Barbestände sind mit 206 Milliarden Dollar fast dreimal so hoch. Der Suchbegriff Alphabet auf einem Monitor mit der Suchmaschinen-Webseite von Google: Die Google-Mutter Alphabet hat Apple als teuerstes Börsen-Unternehmen überholt. Quelle: dpa 25 30 35 40 Doch das stört Anleger nicht. Die Alphabet-Aktie steigt und steigt, allein im vergangenen Jahr um 60 Prozent. Und Börsianer bezahlen den SuchmaschinenSpezialisten mit dem 26-fachen Jahresgewinn. Als die Konzernmutter in der Nacht zum Dienstag einen 3,6-Milliarden-Dollar-Verlust ihrer Geschäfte mit Drohnen, selbstfahrenden Autos und Funknetz-Ballons verkündete, feierten Anleger dies mit einem fünfprozentigen Kursanstieg. Fühlen Sie sich nicht auch ein wenig an die Exzesse kurz vor der Jahrtausendwende erinnert, als Firmen mit großen Zukunftsvisionen höher gehandelt wurden als solide Milliardengewinner wie Siemens, Daimler und Henkel? So blind wie damals sind die Anleger diesmal aber nicht. Richtig ist zwar, dass sie exorbitante Gewinne von Apple wenig belohnen. Das mag ungerecht sein. Aber die Börse hat noch nie Erfolge der Gegenwart mehr belohnt als Aussichten auf noch höhere Gewinne. Das macht Anleger zwar angreifbar, weil sie mehr spekulieren als sich an harten Zahlen orientieren. Aber es fördert den Unternehmer- und Forschergeist. Und hier trauen Anleger Alphabet mehr zu als Apple – und das zu Recht. 2 Wirtschaft aktuell im Unterricht vom 03.02.2016 45 Apple verdankt seinen Erfolg im Grunde einem Produkt. Das iPhone steuert 68 Prozent zum Umsatz bei. Doch der Absatz stagniert, und das Unternehmen macht keinen Hehl daraus, dass die Erlöse künftig sinken werden. Konzernchef Tim Cook gelingt es ungeachtet der Milliardengewinne nie wirklich, die Anleger mit Visionen im Stile seines charismatischen Vorgängers Steve Jobs zu begeistern. Die Börse drängt Cook in die ungeliebte Rolle des schlichten Bewahrers der alten grandiosen Ideen. 50 55 Googles Gewinn hängt zwar auch im Wesentlichen an der erfolgreichen Suchmaschine. Doch unerwartet stark steigende Erlöse mit Suchanfragen über mobile Geräte und obendrein rasant steigende Gewinne mit der erworbenen Videoplattform Youtube nähren die Spekulation, dass Google mehr heiße Gewinntreiber im Köcher hat als Apple und sich nie mit dem Hier und Jetzt zufriedengibt. Deshalb stören sich Anleger auch nicht an den Verlusten in Alphabets reichhaltigem VersuchslaborPortfolio. Quelle: Sommer, U., Handelsblatt.com, 03.02.2016 3 Wirtschaft aktuell im Unterricht vom 03.02.2016 Quelle: Sommer, U., Handelsblatt.com, 03.02.2016 4
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