vom Bernhardseck

Panoramablick
vom Bernhardseck
Die Bernhardseck-Hütte liegt nicht nur
an einem der schönsten Aussichtsplätze im Lechtal,
sondern ist auch eine der höchstgelegenen
Hütten, die im Winter geöffnet haben.
Die Bernhardseck-Hütte liegt an einem der
schönsten Aussichtsplätze im Lechtal. Bewirtet
wird sie von dem sympathischen Hüttenpaar
Armin Hummel und seiner Partnerin Ivet.
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ie Bernhardseck-Hütte in Elbigenalp
ist das Ziel meiner heutigen Winterwanderung. Ausgangspunkt ist der Geierwally-Parkplatz in Elbigenalp. Von dort
geht es vorbei am Hotel Alpenrose in nördliche Richtung. Nach wenigen hundert
Metern wird die asphaltierte Straße zu
einem Schotterweg. Von nun an geht es in
weitläufigen Kehren vorbei an der Gibleralm durch zauberha verschneite Wälder
hinauf zum Bernhardseck. Der gut fünf
Kilometer lange Weg wird im Winter täglich von Hüttenwirt Armin und dessen
Bruder präpariert.
Das letzte Wegstück vor dem Ziel verläu dann im Gegensatz zum übrigen
Teil recht steil. Doch der Anstieg hat sich
gelohnt. Umgeben von Lechtaler und
Allgäuer Alpen, hoch oben auf 1.822 m,
steht die Bernhardseck-Hütte direkt auf
der Sonnenseite des Lechtals. Sie bietet
Sommer wie Winter köstlichen Genuss für
Wanderfreunde, kombiniert mit einem
traumhaen Bergpanorama. Auf der Terrasse genieße ich zunächst den herrlichen
Blick auf weißverschneite Berge und wundervolle Täler. Der wunderbare Blick auf
das Alpenpanorama des oberen Lechtals
ist einmalig.
Vom »Schiffskoch«
zum Hüttenwirt
Freundlich werde ich von Hüttenwirt
Armin Hummel und seiner Partnerin Ivet
begrüßt. Die beiden bewirtschaen die
Hütte seit 2011. Und da bereits die ersten
Küchenvorbereitungen für den Tag
anstehen, nimmt mich Armin für unser
Gespräch kurzerhand mit in die Küche.
Während auf dem großen Holzherd die
Fleischbrühe langsam vor sich hinsimmert
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Das Tiroler Gröstl ist die Spezialität
auf der Bernhardseck-Hütte.
Abgerundet wird das Gröstl mit
einem Spiegelei.
und die verschiedenen Knödel köcheln,
steigt aus dem Backrohr der köstliche Du
von Schweinebraten empor. Als gelernter
Koch steht der Chef selbst in der Küche und
verwöhnt seine Gäste mit typischen Tiroler
Gerichten aus der gut bürgerlichen Küche.
Ein Paradies auf Erden
Copyright: Rene Brandmayer
Auf meine Frage, ob die Arbeit auf einer
Hütte denn schon immer sein Traum
gewesen sei, antwortet mir der sympathi-
Hier geht’s lang
Bernhardseck-Hütte (1.822 m)
in Elbigenalp
Anfahrt:
• Füssen – Reutte – Lechtal – Elbigenalp
• aus dem Innsbrucker Land von Imst
über das Hahntennjoch und Elmen
nach Elbigenalp
Tourenvorschläge:
Im Winter: Auf dem kostenlosen Geierwally-Parkplatz in Elbigenalp über die Bernhardsbachbrücke vorbei am Hotel Alpenrose. Von dort führt ein lawinensicherer
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Forstweg zur Hütte. Dauer ca. 2,5-3 h
Während der Wintermonate ist die
Hütte zu Fuß, mit Tourenski, Schneeschuhen oder auch mit dem Rodel gut zu
erreichen.
Im Winter jeden Donnerstag
Mein Tipp : und Freitag Tourenabend.
Im Sommer:
• Über die Forststraße, hier bieten sich
aber zahlreiche Abkürzungen an.
Besonders für Kinder ab sechs Jahren
ist der »Geierwally-Weg«, interessant.
Dauer ca. 2,5 Stunden
• Über den Wiesenweg: Ausgangspunkt ist die Kirche in Bach, dort
über den Weiler Klapf zum Hof,
weiter übers Egg zur BernhardseckHütte. Dauer ca. 2,5 h.
• Alpenrosensteig: Von der Bergstation
Sonnalm zur Bernhardseck-Hütte.
Dauer ca. 2 h.
Weitere Infos unter www.bernhardseck.at
Die Bernhardseck-Hütte bietet auch
Übernachtungsmöglichkeiten an.
Wintersaison: 18. Dezember bis
3. April durchgehend geöffnet
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Genuss pur – den ganzen Sommer über
wurden heimische Bergkräuter vom Hüttenwirt
selbst von Hand gepflückt.
Foto rechts: Ein ganz besonderes Zuhause
mit Freigang genießen die Katzen
von Armin und Ivet.
sche Hüttenwirt lachend: »Nein, das war
eigentlich nie mein Lebensplan. Ich habe
zwar immer meinem Onkel, der die Hütte
vor mir bewirtschaet hat, als Kind im
Sommer geholfen, aber ursprünglich
wollte ich nach meiner Ausbildung zum
Koch auf ein Schiff.« Irgendwie hat das
aber nie so recht geklappt und so war
Armin zunächst in ganz Österreich als
Koch unterwegs.
Als er den Sommer über auf der Hütte aushalf, reie der Entschluss, diese eines Tages
zu übernehmen. Die Hütte wurde zwischen 1938 und 1940 von seinen Vorfahren gebaut. 2001 war es dann soweit;
seitdem ist Armin Wirt und Besitzer der
hochgelegenen Hütte.
Ein Hüttenwirt zum Verlieben
Unterstützt wird er von seiner Partnerin
Ivet. Die gebürtige Slowakin kam vor rund
zölf Jahren als Au-Pair-Mädchen nach
München, um die deutsche Sprache zu
erlernen. Durch Zufall, oder war es
Schicksal, lernte sie Armin kennen. Er war
damals auf der Suche nach einer zuverlässigen Hütten-Hilfe.
Ivet, die bis dahin nur die sanen Hügel
der Slowakei kannte, zögerte nicht lange
und wagte den Schritt. Während der Sommersaison verliebte sie sich nicht nur in die
fantastische Lechtaler Berglandscha, sondern auch in den Hüttenwirt.
Für sie ist dieses schöne Fleckchen Erde ein
ganz besonderes Kleinod. Durch seine
besondere Lage bietet das Bernhardseck
eine herrliche Aussicht ins untere Lechtal.
Auch wenn sie ab und an das Heimweh
übermannt, möchte sie das Hüttenleben
hier oben nicht missen.
Und im Sommer ist zumindest ein Teil der
Familie zusammen. Denn dann helfen
Schwester oder Bruder, aber auch Freunde,
wann immer Not am Mann ist, aus.
So ein Hüttenalltag beginnt früh und
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endet spät. Umso wichtiger, dass bei den
beiden eine klare Arbeitsteilung herrscht.
Ivet ist für den Service und die Lager
zuständig. Armin schwingt den Kochlöffel.
Doch beim Kuchen und Strudel backen ist
Ivet die Küchenchefin. »Das überlasse ich
ihr gerne«, sagt Armin lachend. Eine Köstlichkeit ist der hausgemachte Nuss-Schokokuchen mit Walnüssen aus Ivets Heimat.
Während ich Armin über die Schulter
schaue, bereitet er sein bekanntes Tiroler
Gröstl zu. Zuerst kommen fein geschnittene Zwiebeln in die Pfanne, dann das
kleingewürfelte Fleisch dazu. Eine Handvoll würziger Speck und speckige Pellkartoffeln. Schon nach wenigen Minuten
duet es in der Küche verführerisch nach
dem würzigen Gericht.
Tiroler Gerichte
und Hüttenschmankerl
Unbedingt zu probieren ist auch die
Hüttenspezialität »Tartarenhut«, der auf
Vorbestellung vom Chef zubereitet wird.
Dabei werden saige Fleischstücke oder
hauchdünnes Filet und Gemüse auf äußerst schmackhae Art zubereitet. Die
Fleischstücke werden auf die »Haken«
des Tatarenhutes aufgespießt und gegrillt.
Während das Fleisch brutzelt, wird in der
Sarinne feingeschnittenes rohes Gemüse
in einer kräigen Fleischbrühe gar
gekocht, das durch den Fleischsa ein herrliches, unvergessliches Aroma erhält.
Bei den Zutaten für die Hüttenschmankerl
achtet Armin auf Regionalität. Den Käse
holt er von der Petersbergalm in Hinterhornbach. Das Fleisch stammt von den
Bauern im Lechtal und die Hauswurst
metzgert ein Bauer aus Martinsau.
Eine weitere Besonderheit ist der Kräutertee. Die würzigen Bergkräuter und duftenden Blumen sammelt Armin zusammen
mit einer Lechtaler Kräuterfrau. Für ihn ist
das tägliche Leben mit der Natur, sei es
durch das Sammeln der Kräuter, durch das
Ausmähen der Wiesen oder das Brennholz
machen für die Heizung und den Holzherd, der Ausgleich zum Küchenherd.
Ich frage mich, wo bei einem ganzjährigen
Hüttenbetrieb die notwendige Auszeit
bleibt. Ivet lacht: »Beim Bügeln, das ist
für mich Entspannung pur oder im Winter beim Rodeln.« Armin holt sich den
Ausgleich beim Wandern mit den Schneeschuhen. »Bei uns gibt es einige schöne
Schneeschuhtouren und ich möchte meinen
Gästen die richtigen Wege erklären. So
führt z.B. zur Mute eine schöne Tour für
Schneeschuhwanderer und Tourengeher.«
Doch viel wichtiger als kleine Auszeiten ist
den beiden, dass sich ihre Gäste auf der
gemütlichen Bernhardseck-Hütte rundum
wohl fühlen. Und das merkt und schmeckt
man! Und eines ist sicher, langweilig wird
es dem Hüttenpaar in den nächsten Jahren
sicher nicht.
Ich mache mich am Nachmittag gestärkt
auf den Rückweg ins Tal. Natürlich mit
dem Rodel. Das wird eine Gaudi!
Text: Silvia Schlögel /
Fotos: Silvia Schlögel (3); privat (2)
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