Fußballtrainer im Spannungsfeld von „Sexualisierter Gewalt“ Hannover, 02.02.2016 Fortbildung im Kreis Hannover-Stadt sensibilisiert Trainer Das Interesse war riesig. Zum ersten Mal stand am 1. Februar 2016 das Thema „Sexualisierte Gewalt“ auf der Agenda einer Fortbildung für C-Lizenz-Trainer im Fußballkreis HannoverStadt. Es gab kaum noch einen Sitzplatz im Vereinsheim des VfV Hainholz in der Voltmerstraße. NFV-Referent Jens Kamm führte mit viel Fingerspitzengefühl in das sensible Thema ein. „Schon bei der Einführung in das Thema wurde deutlich, dass bei den Trainern, die vornehmlich im Jugendbereich arbeiten, viele Unsicherheiten vorhanden waren, wie sie mit diesem sensiblen Thema umgehen sollten“, berichtet Jens Kamm. „Im Handlungsfeld Sport kommen die Trainer immer wieder in Situationen, in die bei genauerem Hinsehen ein sexueller Hintergrund hineininterpretiert werden könnte.“ Ein Körperkontakt an der falschen Stelle bei der Hilfestellung oder beim Trösten, eine unbedachte, flapsige Bemerkung oder ein Gang in die Dusche, um bei intensiv-lauten Duschaktionen der Kinder für Ruhe zu sorgen – in solchen Situationen bewegen sich die Trainer immer wieder in auch für sie gefährlichen Grenzbereichen. Wie gefährlich eine solche Situation auch für Trainer werden kann, berichtete ein Teilnehmer der Fortbildung aus eigener Erfahrung. Er hatte nämlich unter der Dusche für Ruhe sorgen wollen, war im Anschluss von einem Elternteil aber mit einem sexuellen Hintergrund konfrontiert worden. Wann kann ein grenzverletzendes Verhalten gegenüber einem Kind oder Jugendlichen entstehen? Wie vermeide ich als Trainer gefährliche Situationen? „Über solche für uns auch gefährliche Situationen haben wir nie bewusst nachgedacht. Jetzt sehen wir vieles aus einem anderen Blickwinkel“, war der einhellige Tenor bei den Trainern. „Immer Öffentlichkeit herstellen, die Türen geöffnet halten, nie allein sein“, ist der Rat des Referenten. Doch nicht nur die Sensibilisierung der Teilnehmer für das Thema stand im Mittelpunkt der Fortbildung, auch über die Profile möglicher Täter und Opfer wurde gesprochen. Was für Kinder werden vornehmlich als Opfer ausgesucht? Wie verhält sich ein Täter? „Übergriffe in Form von sexualisierter Gewalt entstehen nicht sofort bei jeder Gelegenheit. Die Täter fallen nicht mit der Tür ins Haus. Der Prozess ist meistens schleichend... Die Übergriffe entstehen meist in einem längeren Prozess von manipulieren, gezielt aussuchen, austesten, Abhängigkeit herstellen, Gelegenheit, isolieren und Geheimhaltung“, erläutert Jens Kamm. Wie kann der Sportverein in seinen Vereinsstrukturen möglichen Formen der sexualisierten Gewalt präventiv entgegenwirken, war ein weiteres, wichtiges Thema der Fortbildung? Und wie überhaupt handeln, wenn ein Kind oder Jugendlicher tatsächlich mit einem Vorfall an den Verein herantritt? „Die Sportvereine brauchen sowohl bei der Prävention als auch bei der Intervention Handlungssicherheit“, hebt der Referent hervor. „In diesen sensiblen Situationen – im Spannungsfeld zwischen Opfer und Täter – kann auch viel falsch gemacht werden. Daher wäre es wichtig, wenn im Vorfeld im Verein Verhaltensrichtlinien oder ein Verhaltenskodex aufgestellt werden würden.“ Für weitere Informationen zum Thema oder Terminvereinbarungen zu Fortbildungen im Verein steht Jens Kamm unter Tel. 0151 587 42166 oder Email: [email protected] zur Verfügung. Hilfestellung in konkreten Fällen von Seiten des Niedersächsischen Fußballverbandes erhalten Opfer, Eltern und Vereine über die entsprechende NFV-Anlaufstelle (http://www.nfv.de/nachhaltigkeit/schutz-vor-sexualisierter-gewalt/anlaufstelle/).
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