Was beeinflusst die Flächenversiegelung?

Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD
Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
Kausalitäten der
Versiegelung
landwirtschaftlicher Flächen
Stefan Mann
Fragestellung
• 2002 wurde vom Bundesrat das Ziel formuliert, den
Flächenverbrauch bei 400 m2 Siedlungsfläche pro Kopf zu
stabilisieren.
• In welchen Gemeinden wird dieses Ziel erfüllt?
• Welche Faktoren begünstigen die Zielerreichung, welche
behindern sie?
Flächenversiegelung
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Carouge: 119 m2/E.
Vuissens: 4500 m2/E.
Flächenversiegelung
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Methodik
1. Quantitative Analyse durch Erklärung von Varianzen im
Siedlungsflächenverbrauch – statisch und dynamisch
2. Qualitative Analyse durch Gespräche in ausgewählten
Fallgemeinden.
Flächenversiegelung
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Teilfrage 1 – die statische Betrachtung
• Welche Faktoren beeinflussen den Verbrauch an
Siedlungsfläche pro Kopf?
• Arealstatistik 1994/97
• Abhängige Variable:
Variable
GEB
SIED
VERK
SIEGEL
Scale
Wohngebäudefläche
2
(m ) pro Einwohner
2
Siedlungsfläche (m )
pro Einwohner
2
Verkehrsfläche (m )
pro Einwohner
Versiegelte Fläche
2
(m ) pro Einwohner
Mittelwert
101
Minimum
0
Maximum
1785
361
0
5357
116
0
5000
477
71
8375
Flächenversiegelung
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Teilfrage 1: Unabhängige Variable
LN
Wald
Fewo
Deutsch
ital
Hoehe
Grossz
Bevölk
Single
Auto
Jung
Alt
Anteil LN an
Gemeindefläche
Anteil Wald an
Gemeindefläche
Anteil
Ferienwohnungen an
Gesamtzahl
Wohnungen
Deutschschweizer
Gemeinden = 1;
sonstige Gemeinden
=0
Gemeinden in der
italienischen
Schweiz= 1; sonstige
Gemeinden = 0
Höhenlage der
Gemeinde (m ü. M.)
Grosszentrum = 1;
andere Gemeinden =
0
Einwohnerzahl
Anteil
Singlehaushalte an
Gesamtzahl
Wohnungen
Autos pro Einwohner
Anteil bis 20-jähriger
Personen an
Bevölkerung
Anteil ab 65-jähriger
Personen an
Bevölkerung
0.41
0
0.94
0.34
0
0.96
0.17
0
0.95
0.58
0
1
0.08
0
1
633
200
1947
0.001
0
1
4938
0.24
26
0
336 882
0.59
0.77
0.23
0.002
0.01
2.92
0.60
0.13
0.02
0.86
Flächenversiegelung
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Teilfrage 1: Ergebnisse
GEB
SIED
LN
71.98 (7.33)***
128.59 (4.21)***
Wald
8.71 (0.80)
4.51 (0.13)
Fewo
172.57 (13.20)***
583.46 (14.36)***
Deutsch
6.47 (2.03)*
-50.91 (-5.13)***
ital
19.50 (2.77)**
-3.20 (-0.15)
Hoehe
0.05 (6.63)***
0.06 (2.35)*
Grossz
167.81 (2.80)**
673.66 (3.62)***
Bevölk
-0.001 (-3.81)***
-0.005 (-5.46)***
Single
-80.81 (-2.92)**
-473.71 (-5.51)***
Auto
7.18 (1.02)
62.07 (2.84)**
Jung
31.1 (0.89)
-218.30 (-2.00)*
Alt
502.50 (16.50)***
1360.26 (14.37)***
Konstante -58.43 (-3.65)***
49.78 (4.21)***
2
R
0.34
0.33
t-Werte in Klammer, *p<0.05; **p<0.01; ***p<0.001
Flächenversiegelung
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VERK
-58.77 (-1.64)
-153.16 (-3.86)***
214.61 (4.51)***
-8.27 (-0.71)
-2.32 (-0.09)
0.37 (12.42)***
833.33 (3.82)***
-0.01 (-5.24)***
-510.94 (-5.08)***
112.39 (4.39)***
-271.48 (-2.13)*
1338.74 (12.07)***
39.20 (0.67)
0.30
SIEGEL
69.82 (1.21)
-148.66 (-2.32)*
798.08 (10.41)***
-59.17 (-3.16)***
-5.51 (-0.13)
0.42 (8.96)***
1506.99 (4.29)***
-0.01 (-6.14)***
-984.64 (-6.07)***
174.46 (4.23)***
-489.78 (-2.38)*
2699.00 (15.11)***
249.08 (2.65)**
0.36
7
Teilfrage 2: Die dynamische
Betrachtung
• Warum haben manche Gemeinden in den letzten 13 Jahren
schneller versiegelt als andere?
Tab. 1: Verwendete Variablen zur Erklärung des Flächenverbrauchs
Variable
Skalierung
Durchschnitt Standardabweichung
Siedlungsflächenm2/Einwohner 28.6
371
entwicklung
(1997 – 2007)
Gebäudeflächenentwicklung m2/Einwohner 19.5
87
(92/97 – 04/09)
Verkehrsflächenentwicklung m2/Einwohner -0.7
93
(92/97 – 04/09)
Bevölkerungsentwicklung
rel.
0.092
Veränderung
1997-2007
Waldfläche
rel. Anteil an 0.30
(92/97)
Gemeindefläche
Landwirtschaftsfläche
rel. Anteil an 0.50
(92/97)
Gemeindefläche
Datenquelle: BFS, Arealstatistik 1992/97 und 2004/09
Flächenversiegelung
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Minimum Maximum
-2143
9051
-1028
535
-847
898
0.22
-0.35
3.05
0.17
0
0.85
0.23
0
0.94
8
Teilfrage 2: Ergebnisse
SiedlungsflächenGebäudeflächenVerkehrsflächenentwicklung
entwicklung
entwicklung
Bevölkerungsentwicklung -757** (-14.9)
-317** (-38.8)
-288** (-27.4)
Waldfläche
185* (2.0)
50** (3.4)
12 (0.6)
Landwirtschaftsfläche
187** (2.7)
49** (4.4)
9 (0.7)
Konstante
-52 (-0.9)
9 (0.9)
17 (1.4)
2
R
0.20
0.62
0.45
* Irrtumswahrscheinlichkeit < 5 %; ** Irrtumswahrscheinlichkeit < 1 %; t-Werte in Klammern
Datenquelle: BFS, Arealstatistik 1992/97 und 2004/09
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Teilfrage 2: Fallstudien
Einwohner
1997
Gempenach 271
Tartegnin
193
Einwohner
2007
298
211
Pro-KopfSiedlungsfläche
1997
2
406 m
2
415 m
Bure
Concise
684
713
2074 m
2
919 m
Name
704
675
2
Pro-KopfSiedlungsfläche
2007
2
336 m
2
332 m
2
2661 m
2
1402 m
Verkehrs- Verkehrs- Gebäude- Gebäude- Vorhersage
2
(m /Kopf)
fläche
fläche
fläche
fläche
2007
1997
2007
1997
5 ha
5 ha
5 ha
5 ha
4 ha
2 ha
4 ha
2 ha
+47
+51
97 ha
29 ha
106 ha
45 ha
31 ha
28 ha
41 ha
32 ha
+121
+73
Datenquelle: BFS, Arealstatistik 1992/97 und 2004/09
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Teilfrage 2: Positivbeispiele
Gempenach: Wenig Druck, wenig potenzielles Bauland
Tartegnin: Hohe Opportunitätskosten durch Rebflächen
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Teilfrage 2: Negativbeispiele
Concise: Viel Druck im Einfamilienhausbereich, grosszügige
Kommunalgebäude
Bure: Raum als Standortvorteil
Oberwil im Simmental: 60 % ausserhalb der Bauzone
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Schlussfolgerungen
• Für das Ziel eines stabilen Flächenverbrauchs liegt heute
oberhalb der Gemeindeebene kein effektives Instrument vor
• In den Gemeinden sind bundespolitische Ziele und die eigene
Situation kaum bekannt.
• Es sollte stärker über marktorientierte Anreizinstrumente
auch zur Ent-Siegelung von Flächen nachgedacht werden.
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