118 Management und Organisation | Branche Technische Rundschau 10/2015 Der richtige Massnahmenmix ist entscheidend Outsourcing oder doch lieber verborgene Produktivitätsschätze daheim heben? Eine Frage, die nur auf Basis fundierter Zahlen und Überlegungen beantwortet werden kann. (Bild: fotolia) Die Schweizer KMU versuchen die Exportnachteile des starken Frankens zunehmend mit Sourcing- und Outsourcing-Schritten zu kompensieren. Jedoch: Die Entscheidung, wie der optimale Massnahmenmix zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung aussehen soll, fällt derzeit vielen Betrieben schwer. Die «Technische Rundschau» hat bei den Sourcing-Experten der MCG Consulting Group um hilfreiche Tipps gebeten. Die Profis empfehlen unter anderem eine Vorgehensweise in vier überschaubaren Schritten. Seit der starke Schweizer Franken triebe wären jedoch mit weiterem bei den klein- und mittelständi- Personalabbau nicht mehr wettbeschen Unternehmen (KMU) für er- werbsfähig. hebliche Nachteile im Export sorgt, Bleibt also die Frage, wie Matefragen sich viele Verantwortliche, rialkosten nennenswert reduziert wie diese Exportnachteile kompen- werden können, beispielsweise siert werden können; insbesondere durch Einsparpotenziale im Einmit Sourcing-Massnahmen in Ein- kauf oder durch Sourcing an Billigkauf und Logistik. standorten, insbesondere im osteuHinzu kommt, dass die meisten ropäischen EU-Raum. Eine immer Schweizer KMU der MEM-Indust- grösser werdende Anzahl von rie (Maschinen-, Elektro- und Me- Schweizer KMU hat diese Frage tallindustrie) vor allem in die EU anscheinend mit «pro Sourcing in exportieren und dort mit dem star- Billiglohnländer» entschieden und ken Schweizer Franken unter enor- ist mit Sourcing und Outsourcing men Preisdruck geraten. Doch wie – insbesondere in Osteuropa – aktiv. soll dem Preisdruck mit KostenAuf den ersten Blick geht diese senkung begegnet werden? Meist Rechnung auf; die Osteuropa-Strabedeutet dies, die Personal- oder tegie im Sourcing scheint erfolgverMaterialkosten zu senken. Viele Be- sprechend: • Einsparpotenziale grösser 20 Prozent bestehen in einer Vielzahl von Materialgruppen und Zukaufteilen. • Der Lohnindex vieler osteuropäischer Länder liegt bei 10 bis 15 Prozent des Schweizer Niveaus. • Osteuropäische EU-Länder haben sich in den letzten Jahren enorm entwickelt: Technologie, Infrastruktur, Qualifikation, Lieferzeit und Produktqualität erfüllen zunehmend Schweizer KMU-Anforderungen. Schaut man jedoch näher hin und untersucht die Erfolgsbedingungen im Osteuropa-Sourcing etwas genauer, so zeigt sich: Für KMU bestehen nach wie vor nicht unerhebliche Risiken in Low-Cost-Countries (LCC) Branche | Management und Organisation Technische Rundschau 10/2015 Eine Vielzahl von Beispielen zeigt: Viele Schweizer KMU haben im LCC-Sourcing die geplanten Einsparungen nicht realisiert. Im Gegenteil: Qualitätsprobleme und die fehlende Einhaltung von Lieferterminen – um nur einige Faktoren zu nennen – haben zu nennenswerten Verlusten beigetragen. Auch eine umsichtige Vorgehensweise – etwa nach der Devise: zunächst erste Erfahrungen mit Sourcing in LCC sammeln und erst danach umfassendes Sourcing oder gar Outsourcing betreiben – schützt vor genannten Problemen nicht. Zu viele Fragen stellen sich in diesem Prozess: «Welche Produktionsbedingungen habe ich in welchen Regionen und in Billiglohnländern zu erwarten? Wie sind Lieferanten aus Billiglohnländern zu zuverlässigen Produktionspartnern zu entwickeln?» Stellt man sich diese Fragen konsequent, gelangt man an den Punkt, an dem sich der Vergleich von Sourcing- und Outsourcing-Schritten ins billige Ausland mit gezielten Schritten zur Effizienzsteigerung am Standort Schweiz aufdrängt. Dies auch, weil eine wachsende Anzahl Schweizer KMU erfolgreich Kosteneinsparungen am eigenen Standort vorantreiben, verbunden mit gezielter Prozessoptimierung und intelligenten Automatisierungskonzepten, während die und MCG Consulting Group Das Beratungsunternehmen ist spezialisiert auf Fragen des Produktions- und Supply-Chain-Managements für KMU und verfügt über umfassendes Know-how in der Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette von KMU am Standort Schweiz. MCG bietet gezielte Benchmarking-Services für Sourcing-Fragen und Make-or-BuyEntscheidungen. Zudem offeriert man umfassende Unterstützung bei der Lieferantensuche und -bewertung. Der Fokus liegt auf osteuropäischen EU-Ländern und ausgewählten LCC (Asien). Ebenso unterstütz MCG das Outsourcing vor Ort inklusive Standortsuche und -aufbau. gleichzeitig Vorteile und Sourcing in Billiglohnländern realisieren. Diese Erfahrungen zeigen: Der richtige Massnahmenmix ist entscheidend! Im Kern stellt sich also vor jeder Outsourcing- oder Beschaffungsentscheidung die Frage: «Wie kann ich die Einsparmöglichkeiten des Sourcing und Outsourcing in Billiglohnländern mit meinen Effizienzsteigerungs- oder Kostensenkungspotenzialen am Standort Schweiz nachvollziehbar vergleichen?» Diesen systematischen Vergleich im ersten Schritt empfehlen notabene alle seriösen Sourcing-Outsourcing-Experten. Das dabei empfohlene Vorgehen orientiert sich konsequent an nachfolgenden Schritten: • Schritt 1: Auswahl von Produktgruppen oder Zukaufteilen mit nennenswerten manuellen Produktions-, Montage- oder Verpackungsanteilen. • Schritt 2: Benchmarkgestützte Bewertung der zur Herstellung dieser Produktgruppen oder Zukaufteile erforderlichen Produktions-, Montage- und Logistikprozesse in Bezug auf Auslastung, Durchlaufzeiten und Produktivität (sowohl in technischer wie auch Die IBZ Schulen bilden Sie weiter. Lehrgänge Maschinenbau: Berufsbegleitend und Praxisnah Lehrgangsstart: Oktober und April Dipl. Techniker/-in HF Maschinenbau Dipl. Techniker/-in HF Kunststofftechnik Infos und Anmeldung www.ibz.ch Tel. 062 836 95 00, [email protected] ISO 9001 | eduQua Aarau, Basel, Bern, Sargans, Sursee, Winterthur, Zug, Zürich 119 120 Management und Organisation | Branche in wirtschaftlicher Hinsicht). • Schritt 3: Bewerten der dazu erforderlichen Technologie inklusive möglicher Alternativen bezüglich Maschineneinsatz und Automatisierung. • Schritt 4: Abstimmen des TeileClusters zur benchmarkgestützten Bewertung (hinsichtlich Eigenfertigung oder Fremdbezug im billigen Ausland) auf TCO-Basis (Total Cost of Ownership). Wenn nach diesem Vorgehen bewertet wird, werden mögliche Risiken rechtzeitig erkannt und negative Auswirkungen richtig eingeschätzt. Voraussetzungen dafür sind der Zugriff auf die erforderlichen Benchmarks und verfügbaren Erfahrungswerte – sowohl in der Anwendung der TCO-Methode wie auch in der Anwendung einer gezielten Nutzwertanalyse. Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, ist die Unterstützung von externen Experten unerlässlich. Dasselbe gilt, wenn diese Vorgehensweise zeitsparend und risikominimierend verfolgt werden soll. Technische Rundschau 10/2015 Ist die Entscheidung zu guter Letzt pro Outsourcing oder gar pro Verlagerung an Billigstandorte im Ausland gefällt, ist für KMU jedoch ein Hinweis ernst zu nehmen: Wer diesbezüglich erste Schritte im Ausland realisieren will, sollte sich möglichst in Ländern bewegen, welche den Standards am Standort Schweiz am Nächsten kommen. Für KMU ohne grosse Erfahrung im internationalen Sourcing ist dies am besten in osteuropäischen EULändern zu realisieren. Neben Investitionszuschüssen von maximal 50 Prozent bis 60 Prozent liegen die Vorteile in diesen Ländern in rechtlichen, politischen und produktionstechnischen Bedingungen, welche Schweizer Standards zunehmend erfüllen. Last but not least ist in diesen Ländern auch das Währungsproblem obsolet: Wer ins Euroland exportiert und gleichzeitig den Einkauf in Euro realisiert, hat die Währungsprobleme des starken Schweizer Franken kompensiert. Andreas Wälti, Geschäftsführer MCG GmbH, berät KMU bei der Standortwahl. (Bild: MCG) Die beste Nachricht zum Schluss: Eine Entscheidung pro oder kontra Outsourcing zu fällen, bedeutet nicht nur minimale Risiken bei maximalem Erfolg realisieren. Vielmehr gilt: Der Standort in der Schweiz wird damit gestärkt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit gesichert, und zwar unabhängig davon, wie die Entscheidung am Ende aussieht. ■ Andreas Wälti MCG, DE-70839 Gerlingen «Sourcing und Outsourcing in Europa» Unter diesem Motto findet am 28. Oktober 2015 in Zürich eine Veranstaltung statt zum Thema «Kosten senken und Exportnachteile des starken Schweizer Frankens kom- pensieren». Beginn ist 13.00 Uhr. Das Seminar wird organisiert von der MCG Consulting Group und dem Verband procure.ch. Nähere Informationen unter: www.procure.ch MCG Consulting Group Deutschland GmbH DE-70839 Gerlingen, Tel. +49 7156 43 29 60 [email protected] Höhere Fachschule Dietikon 044 745 84 84 | 8953 Dietikon | www.bzd.ch Systemtechnik-MECHATRONIK Neu und studierfreundlich: Automation - Elektronik - Robotik - Engineering - Konstruktion Vorkurs für den optimalen Einstieg: ab 5. November 2015 Studienbeginn: 22. Februar 2016 dipl. Techniker/in HF Mechatronik, Automation
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