Anlage 2 - Stadt Augsburg

Stadtplanungsamt
Team Entwicklungs- und Sondermaßnahmen
27.11.2015
Tel. 6513
610 - Kä
Bericht des Stadtplanungsamtes zu den Ergebnissen der Planerwerkstatt
Tenor: 1. Die Ergebnisse der Planerwerkstatt werden zustimmend zur
Kenntnis genommen und sind dem weiteren Planungsprozess,
insbesondere dem Bauleitplanverfahren zugrunde zu legen.
1. Ausgangssituation/ bisherige Verfahren, Studien und Konzepte
1.1
Bestehendes Planungsrecht und dessen Fortschreibung
Das Gaswerkareal ist im Flächennutzungsplan der Stadt Augsburg aktuell als
Fläche für Gasversorgung dargestellt.
Am 24.01.2008 hat der Stadtrat von Augsburg den Änderungs- und
Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan Nr. 272 „Gewerbegebiet südlich
des Holzweges / östlich der B17“ beschlossen (Drucksache Nr. 08/00009), in
dessen mittleren Bereich des Gesamtumgriffes sich das Gaswerkareal
befindet. Zum Zeitpunkt des Aufstellungsbeschlusses wurde angestrebt, das
sich nicht mehr in Betrieb befindliche Gaswerk hinsichtlich der zukünftig
geplanten Nutzung als Sondergebiet mit möglichen Zweckbestimmungen wie
zum Beispiel Forschung, Kultur, Dienstleistungen, Gemeinbedarf oder
Gewerbe gemäß § 11 der Baunutzungsverordnung zu entwickeln. Im
Bebauungsplanverfahren wurden etliche Bauabsichten von
Grundstückseigentümern aus dem nördlichen Teilbereich an die Stadt
herangetragen. Auch aus diesem Grunde wurde entschieden, den
Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 272 „Gewerbegebiet südlich des
Holzweges / östlich der B17“ in einen nördlichen Bebauungsplanumgriff Nr.
272 I „Gewerbegebiet südlich des Holzweges / östlich der B17, Teilbereich
Nord“ und in einen südlichen Bebauungsplanumgriff Nr. 272 II des
Gewerbegebietes südlich des Holzweges / östlich der B 17 mit dem
Teilbereich ehemaliges Gaswerkgelände einschließlich der südlichen Bereiche
der August-Wessels-Straße aufzuteilen.
Die Planung wurde zunächst nur für den nördlichen Teilbereich mit dem
Bebauungsplan-Vorentwurf Nr. 272 I in der Fassung vom 09.10.2009 für den
Bereich zwischen der B17 (Dayton-Ring) bzw. der Auerstraße im Westen, dem
Holzweg im Norden, der Bahntrasse der DB im Osten und der AugustWessels-Straße bzw. dem Gaswerkareal im Süden erarbeitet. Der
Bauausschuss hat diese Vorgehensweise am 16.07.2009 zustimmend zur
Kenntnis genommen. Im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung
wurde die oben genannte Aufteilung der Geltungsbereiche in die Teilflächen
bekannt gemacht. Der Bebauungsplan Nr. 272 I erlangte am 14.01.2011
1
Rechtskraft; das Bauleitplanverfahren des Bebauungsplanes Nr. 272 II wurde
bislang nicht weiter geführt.
In einem Bericht vom 12.07.2012 im Bauausschuss wurde dargelegt, die
Gewerbeflächen südlich der August-Wessels-Straße und westlich der
Gubener Straße, die nicht mit dem Bebauungsplan Nr. 272 I überplant, jedoch
im Umgriff des herausgeteilten Planumgriffs des Bebauungsplanes Nr. II
enthalten waren, in einen dritten Bebauungsplanumgriff Nr. 272 III
„Gewerbegebiet südlich des Holzweges / östlich der B17, Teilbereich südlich
der August-Wessels-Straße“ überzuführen. Dies wurde bisher ebenfalls nicht
weiter verfolgt.
Auf Grundlage der Ergebnisse der Planerwerkstatt und unter
Berücksichtigung einer möglichen Interimsnutzung des Theaters Augsburg
kann das derzeit ruhende Bebauungsplanverfahren Nr. 272 II sowie parallel
hierzu die Änderung des Flächennutzungsplanes vom Stadtplanungsamt
wieder aufgenommen werden.
Die Ziele der Entwicklung des Gaswerkareals, die im Aufstellungsbeschluss
des Bebauungsplanes damals gefasst wurden, werden somit konkretisiert und
fortgeschrieben. Die Nutzungsarten, die für die Entwicklung des
Gaswerkareals als Kultur- und Kreativareal mit den Ergebnissen der
Planerwerkstatt gefunden wurden, sind entsprechend planerisch umzusetzen.
Es ist geplant, den nächsten Verfahrensschritt der frühzeitigen Öffentlichkeitsund Behördenbeteiligung nach Erarbeitung eines entsprechenden
Vorentwurfes durchzuführen.
Der Umgriff des Bebauungsplans Nr. 272 II wird dabei, insbesondere im
Bereich der verkehrlichen Anschlüsse nach Süden zum Kobelweg und nach
Osten Richtung Oberhausen, erweitert. Nur so können alle wesentlichen
Belange, wie zum Beispiel die Erschließungsfragen, Entwicklungswünsche
von Gewerbetreibenden u.ä. auf Grundlage eines Vorentwurfes sowohl von
den Behörden und Träger öffentlicher Belange als auch von umliegenden
Grundstückseigentümern und Bürgern erlangt werden.
Im Rahmen des Billigungs- und Auslegungsbeschlusses ist festzulegen, ob
mit dem bisherigen leicht modifizierten erweiterten Planumgriff weiter geplant
werden soll. Alternativ könnte für den Bereich südlich der August-WesselsStraße – wie oben erwähnt – ein eigenes Verfahren als Teilbereich III erfolgen.
Damit würde sich im Teilbereich 272 II ausschließlich das ehemalige
Gaswerkgelände befinden.
1.2
Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Kriegshaber
(ISEK)
Mit der Durchführung der vorbereitenden Untersuchungen zum
Stadtumbaugebiet Kriegshaber/Reese Kaserne durch die Arbeitsgemeinschaft
Urbanes Wohnen liegt ein Städtebauliches Integriertes Entwicklungsgebiet
(ISEK) vor. Mit dem vorgelegten und durch Städtebaufördermittel finanziell
unterstützen Handlungskonzept steht ein Leitfaden für eine integrierte
2
Entwicklung von Kriegshaber vom Stadtplanungsamt zur Verfügung. Neben
den Herausforderungen der Anpassung der städtebaulichen Struktur,
insbesondere bei der Einbindung des Areals der Reese Kaserne und der
Aufwertung des historischen Ortskerns, sind Maßnahmen und Leitprojekte
,wie zum Beispiel beim ehemaligen Gaswerkareal mit der Belebung und
Wiedernutzbarmachung und der Schaffung neuer Freiräume für
Freizeiterholung, Spiel, Sport und Kultur und Grünvernetzungen, als Ziele
genannt.
Der Stadtrat hat am 25.09.2014 das Stadtumbaugebiet „Kriegshaber / Reese
Kaserne“ festgelegt. Grundlage für die weitere Entwicklung des Gebietes ist
das vom Stadtrat hierzu beschlossene Integrierte Stadtentwicklungskonzept
„Kriegshaber / Reese-Kaserne“ (ISEK) vom Juni 2014.
1.3
Feinuntersuchung Gaswerkareal
Anfang Januar 2014 wurde das Ergebnis einer städtebaulichen
Feinuntersuchung für das Gaswerkareal von 3+architekten
glogger.müller.blasi vorgelegt, das 2013 vom Stadtplanungsamt beauftragt
wurde und zum Ziel hatte das Gaswerkgelände selbst bzgl. seiner Missstände
und Defizite zu untersuchen sowie Potentiale und Ziele aufzuzeigen. Die
wichtigsten Ziele waren, das Gelände zur Stadt zu öffnen, es besser an die
umgebenden Quartiere anzubinden (Fuß- und Radweg), das Industriedenkmal
im Ganzen zu erhalten, vorhandene Grünstrukturen zu erhalten und das
Gelände als „Marke“ zu etablieren. Städtebauliche Nachverdichtungspläne mit
flächen- und pavillionartigen Strukturen und Erschließungsvarianten waren
ebenfalls Bestandteil der Aufgabenstellung.
1.4
Machbarkeitsstudie Gaswerk
Die Machbarkeitsstudie Gaswerk vom Architektenteam Gaswerk AugsburgOberhausen mit Dynamo/Cordes/FelmedeMandel, die von den Stadtwerken
2013 beauftragt und vom Stadtplanungsamt federführend betreut wurde,
hatte die Aufgabe, zu untersuchen, ob der Kulturpark, der temporär derzeit in
der Reese-Kaserne untergebracht ist, im Gaswerk eine neue Heimat finden
kann. Es ging auch darum, das hochwertige und einzigartige
Industriedenkmalensemble mit neuem Leben zu füllen und den Bestand zu
sichern. Es wurde ein erstes Grundlagenkonzept erarbeitet, das das
Gesamtareal Gaswerk städtebaulich überplante und in das Stadtgefüge
integrierte. Dabei wurde in dem Konzept nachgewiesen, dass ein Umzug der
Künstler und Musiker aus dem Kulturpark West möglich ist. Gegenüber den
bisherigen Konzepten wurde in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde
aufgezeigt, dass die beiden Teleskopgasbehälter, die bisher dem kontrollierten
Verfall denkmalpflegerisch preisgegeben waren, nun in Anlehnung ihrer
Kubaturen und Strukturen einer Neubebauung zugeführt werden können. Die
zusätzliche Nachverdichtung wurde im Gegensatz zu bisherigen Vorschlägen
punktuell durch drei städtebauliche Hochpunkte auf den Freiflächen
3
vorgeschlagen. Das Konzept wurde Ende Januar 2014 im Stadtrat sowie der
Öffentlichkeit vorgestellt.
1.5
Integriertes Räumliches Entwicklungskonzept (IRE) K3A
Im Zusammenhang einer Bewerbung um europäische Fördermittel (EFRE)
wurde in der dritten Stufe des mehrstufigen Bewerbungsverfahren ein
Integriertes Räumliches Entwicklungskonzept von der Arbeitsgemeinschaft
Urban Catalyst/PollinaHauck mit Partnerkommunen, den Landkreisen und der
Verwaltung in enger Abstimmung mit der Regierung von Schwaben und dem
Feedback der Obersten Baubehörde erarbeitet. Darin waren das Gaswerkareal
und sein Entwicklungszenario eines der Leitprojekte für die Revitalisierung
von Brachflächen namens K3A.
Ziel der Studie war es, Strategien für eine bessere Vernetzung der Kommunen
untereinander im Bereich Flächenrecycling und den Themen
Kreativwirtschaft, Kultur- und Know-How-Transfer zu erreichen. Diese Inhalte
könnten auf den brachliegenden Flächen/Gebäuden der einzelnen
Partnerkommunen durch städtebauliche und funktionale bauliche Aufwertung
im Verbund mit den anderen vorgeschlagenen Pilotprojekten vernetzt und
hergestellt werden. Daraus wären Synergien möglich, die für alle Beteiligte
Vorteile bringen könnten. Das Bewerbungsverfahren wurde im April 2015
abgeschlossen.
1.6
Zukunftswerkstatt
Im November 2014 wurde über die Zukunftswerkstatt eine breite
Öffentlichkeitsbeteiligung zum Gaswerkareal durch das Büro multiplicities mit
Bastian Lange unter Federführung des Kulturreferates durchgeführt. Davor
geschaltet wurden auf potentielle Nutzergruppen zugeschnittene
thematischen Workshops, die im September und Oktober 2014 durchgeführt
wurden. Deren Ziel war es, unterschiedlichste Nutzeransprüche abzufragen
und Ideen für ein gemischtes zu entwickelndes Stadtquartier zu erarbeiten.
In der Zukunftswerkstatt wurden Fragen und Nutzerwünsche zu Leitthemen
gebündelt, mögliche Entwicklungszeiträume des Gaswerkareals erarbeitet
und Handlungsempfehlungen zum weiteren Vorgehen für die Entwicklung
des Gaswerks vorgeschlagen.
Im April 2015 wurden die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt in einem
Abschlussbericht dem Stadtrat vorgestellt.
1.7
Planerwerkstatt Gaswerk
Um die städtebauliche Entwicklung des Gaswerkareals systematisch weiter zu
führen, war es notwendig, die Inhalte der Machbarkeitsstudie, das IRE K3A
und die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt in einem weiteren Planungsschritt
in Verbindung mit dem ISEK Kriegshaber und der Feinuntersuchung unter der
4
Grundlage des städtebaulichen Konzeptvorschlags aus der
Machbarkeitsstudie zusammen zu führen. Der Auftrag dazu wurde bereits
vom Stadtrat zeitgleich zur Präsentation der Ergebnisse der Zukunftswerkstatt
gebilligt.
Im Mai 2015 wurde durch das Stadtplanungsamt in 2,5 Tagen die
Planungswerkstatt Gaswerk mit den Büros Architektengemeinschaft Gaswerk
Augsburg-Oberhausen- Gundula Cordes und Peter de Bruin, multiplicitiesBastian Lange und urban catalyst/Polinna+Hauck – Siri Frech und Cordelia
Polinna zusammen mit der Regierung von Schwaben, den Stadtwerken und
der Verwaltung durchgeführt.
Mit der inhaltlichen Zusammenführung der Konzepte liegt nun ein
Rahmenkonzept zur Entwicklung des Gaswerkareals vor. Dabei wurden
Handlungsempfehlungen abgegeben und weitere Punkte aufgezeigt, die noch
zu vertiefen sind.
Das Rahmenkonzept zeigt die aus dem Gesamtzusammenhang sinnvoll
erscheinende zeitliche Entwicklung und bauliche Umsetzung aufgrund der
funktionalen und städtebaulichen Zusammenhänge auf dem
Gaswerksgelände auf. Dabei spielen auch Finanzierungsfragen eine
entscheidende Rolle. Die Erstellung des Konzeptes wurde durch die
Städtebauförderung finanziell unterstützt.
2. Ergebnisse der Planerwerkstatt
Im Unterschied zur Entwicklungslogik bisheriger Planungskonzeptionen sehen
die Ergebnisse der Planerwerkstatt vor, eine nutzungsinitiierende und zugleich
sukzessive Entwicklung mit kleinteilige und flexible Nutzungsmischungen
vorzunehmen. Dafür müssen generell zu den Nutzergruppen und den
entsprechenden Raumangeboten zusätzlich verstärkt Vernetzungs- und
Kooperationsoptionen für sehr unterschiedliche Nutzergruppen angelegt
werden. Das Gaswerk muss sich durch vielfältige Aneignungsoptionen und
kombinierte kommerzielle und nicht kommerzielle Nutzungen ausweisen.
Daher empfehlen die Teilnehmer der Planerwerkstatt, eine stufenweise
Planung und Umsetzung auf dem Gaswerkareal vorzunehmen, die ggf. auch
durch eine nutzergetragene Betriebsform die zukünftigen Ansprüche der
Nutzer besser steuern kann. Es sollten Spielräume, Freiräume und ungeplante
Räume im Verbund mit dem kulturellen Erbe und der Raumästhetik verknüpft
werden. Die stufenweise Entwicklung besteht aus einer zeitlich versetzten,
aber aufeinander abgestimmten Vorgehensweise. Sie gliedert sich in
strategisch, räumlich und zeitlich definierte Phasen, die – insbesondere
bezogen auf die Nachverdichtung des Westareals – auch parallel ablaufen
bzw. flexibel an den konkreten Bedarf angepasst werden können.
Wichtige Erkenntnis ist auch, dass das Areal Gaswerk eindeutig als
gemischtes Quartier konzipiert, geplant und entwickelt werden muss. Damit
verbunden ist das Thema der Erreichbarkeit, das aus gesamtstädtischer Sicht
stärker als bis dato zu bedenken ist.
5
Ebenso müssen zukunftsorientierte Mobilitätsformen, Erschließungsformen
und Energiekonzepte nicht nur in Betracht gezogen werden, sondern
exemplarisch an dem Fall Gaswerk als transformatorisches Merkmal mit
Außenwirkung mit in die Planung der kommenden Jahre eingebracht werden.
Der weitere Entwicklungsprozess sollte transparent erfolgen, um den
begonnenen partizipativen Gestaltungsweg sicherzustellen und fortzusetzen.
In der Planerwerkstatt wurde eine stufenweise Entwicklung des
Gaswerkareals mit einer zeitlich versetzen aber aufeinander abgestimmten
Vorgehensweise aufgezeigt. Sie beginnt strategisch, räumlich und zeitlich mit
einer Aktivierungsphase, auf die die Zentrumsbildung folgt. Daran schließt
sich die Nachverdichtung der Teleskopgasbehälter und die Umnutzung des
Scheibengasbehälters sowie die Nachverdichtung des Westareals an.
Die zeitliche, räumliche und thematische Aufteilung der Gesamtfläche
Gaswerk in einzelne, aufeinander abgestimmte und miteinander gekoppelte
Entwicklungsphasen ist aus mehreren Gründen folgerichtig. Zum einen bietet
sie Handlungssicherheit sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit
öffentlichen Ressourcen. Zum anderen ist sie anpassungsfähig auf neue
Bedarfe und Entwicklungen. Dabei besteht die Möglichkeit nicht nur für eine
bestimmte Klientel einen Stadtteil vorzubereiten, sondern ihn aufgrund der
Größe, der integrativen Lage zwischen Kernstadt sowie den Stadtteilen
Oberhausen, Kriegshaber und Bärenkeller mit den AnwohnerInnen,
NutzerInnen und MieterInnen zu entwickeln.
Im Folgenden werden die einzelnen Aktivierungsphasen näher erläutert:
Aktivierungsphase
Die Aktivierungsphase, auch Keimzelle genannt, bietet die Möglichkeit einer
sofortigen Aktivierung, für die keine substantiellen Umbauten des
Sozialgebäudes oder des Garagengebäudes notwendig sind und eine erste
Adressbildung zulässt. Insbesondere könnten einfache Tagesküchen, mobile
Caterings und andere temporäre Keimzellen wichtige Initialwirkungen
entfalten. Das Sozialgebäude kann als erste Anlaufstelle mit einem
Projektbüro als eine Art Schaufenster und Kümmererort mit
Tagesgastronomie und Kantine bespielt werden. Das Garagenhaus kann am
Nachmittag oder am Abend Veranstaltungen für Kleinkunst, Kultur und in den
warmen Monaten den Ausschank für einen Biergarten aufnehmen. Zusätzlich
kann eine multifunktionale Außenraummöblierung auf den Freiflächen eine
sofortige Aktivierung ermöglichen. Mit diesen Maßnahmen ist es möglich,
eine alltagsorientierte und niedrigschwellige Zugangsmöglichkeit zum
Gelände zu ermöglichen.
Zu der Aktivierungsphase gehört auch von Anbeginn die Möglichkeit, den
Neubau auf den westlichen unbebauten Freiflächen als Nachverdichtung zu
planen und ggf. bereits umzusetzen.
Als städtebauliches Bindeglied zu den späteren Zentrumsnutzungen sieht die
Planerwerkstatt vor, einen Quartiersgarten auszuweisen. Er richtet sich an
Nutzer und Akteure aus der Nachbarschaft und Communities aus
Oberhausen und Kriegshaber. Die Flächen befinden sich in dem Bereich der
6
bereits gewachsenen und vorhandenen, qualitätvollen Grünstrukturen. Auch
hier steht das Prinzip im Vordergrund, ortsspezifische Raum- und
Flächenangebote mit den vorhandenen Erwartungen der Nachbarschaften
und der angrenzenden Milieus zügig aufeinander abzustimmen und somit
den Raum über Alltagsnutzungen aufzuwerten und zu beleben. Programm
könnten sein: Interkultureller Garten, Grillen, Bänke, Boule, offene Räume,
Urban Gardening.
Die östlich gelegene Regelstation und Messwarte sind als Frei-, Bewegungsund Jugendraum angedacht. Sie können freie Aneignung im Verbund mit
einem Jugendzentrum und weiteren Stadtteilnutzungen und soziokulturellen
Zentren eröffnen. Auch hier zeigt sich eine dezidierte Hinwendung zu
Akteursgruppen, die zum einen Raumbedarf in der Stadt Augsburg haben
und zum anderen qua ihrer Alltagspraxis und ihrer sportlichen Aktivitäten
körperlichen in der Lage sind, derartige Orte für sich zu erschließen.
Die angedachte Plug & Play-Fläche westlich des Ofenhauses soll als robuster
Außenraum für vielfältige Nutzungsangebote im Bereich sportlicher
Aktivitäten fungieren. Hier wäre Platz für Sportarten, die größere Flächen
beanspruchen, etwa Beachvolleyball, einen Skatepark oder MTB/BMX-HolzPumptracks. Zusätzlich könnten hier Veranstaltungen wie Konzerte
stattfinden.
Zentrumsbildung
Das Zentrum – auch als „Herzkammer“ bezeichnet–, soll ein dauerhafter
Kommunikationsort werden, der den wesentlichen denkmalgeschützten
Bereich mit seiner Hofstruktur bildet.
Das Ofenhaus kann als Haus-in-Haus-Lösung entwickelt werden. Es soll zu
einem einzigartigen Ort für großflächige Kreativwirtschaftsveranstaltungen
mit großen Raumangeboten (höheres Preissegment) oder aber auch mit
flexiblen Arbeitsräume (Coworking) umgenutzt werden.
Das Reinigergebäude und die östlichen Werkstätten könnten als Musikcluster
entwickelt werden. Das EG kann als Club und/oder Eventhalle für 800-1000
Besucher genutzt werden, das UG mit Proberäume und Probebühne sowie
Tonstudios eine passende Ergänzung bieten. Das Dachgeschoss kann
Studios für Musikproduktion und Gastronomie aufnehmen.
Die östlichen Werkstätten eigenen sich für Musikwertschöpfung und
Musikverleih. Hier zeigt sich eine direkte Brücke zwischen dem wachsenden
Kompetenzkern der Kreativwirtschaft (Musik / Musikproduktion /
Musikdistribution) der Stadt Augsburg und der Möglichkeit auf dem Gaswerk
eine Art „Musikcluster“ räumlich und strategisch zu platzieren. Der Kleine
Scheibengasbehälter hat Potential als offener Kunstraum. Konzepte sollten
mit entsprechenden Akteuren entwickelt werden.
7
Das Apparatehaus kann wertige Lernräume und Wissens- und
Museumsräume sowie Bildungsprogramme in repräsentativen Räumen
anbieten.
Für das Kühlerhaus bieten sich eine multifunktionale (z. B. als Festsaal)
Nutzung an, ggf. auch durch einen gemeinnützigen Träger, der es für alle
offen hält und somit für verschiedene Communities verfügbar macht.
Nachverdichtung Teleskopgasbehälter/ Umnutzung Scheibengasbehälter
Die Machbarkeitsstudie zeigte für die kleineren Teleskopgasbehälter, die bis
dahin dem kontrollierten Verfall denkmalpflegerisch preisgegeben waren, auf,
sie in Anlehnung ihrer Kubaturen und Strukturen einer Neubebauung
zuzuführen. Das war eine entscheidende Neuerung im Umgang zu bisherigen
Konzepten. Diese Idee wurde in der Planerwerkstatt wieder aufgenommen
und weitergeführt. Denkbar wäre die Stahlstruktur der Behälter bei den
Neubauten in den Fassaden zu integrieren. In den Neubauten könnten in den
Obergeschossen Cluster von kreativwirtschaftsaffinen Unternehmen
untergebracht werden. Für eine Durchmischung der Strukturen wäre
zusätzlich ein Hotel oder ein Boardinghaus eine ergänzende Nutzung. Im
Erdgeschoss könnten Fachgeschäfte, zum Beispiel für professionellen
Künstlerbedarf, ein Fachgeschäft für Musikinstrumente und
Tonstudioausrüstung oder ein kleiner regionaler Bioeinzelhandelsmarkt
untergebracht werden. Unter den Gebäuden ist eine Tiefgarage angedacht,
die eine direkte Zufahrt von der August-Wessels-Straße hat, so dass dort ein
Großteil des ruhenden Verkehrs abgefangen werden kann und nicht ins
Gelände geleitet wird.
Im großen Scheibengasbehälter, der als Landmarke weithin sichtbar ist,
könnten im Basisgeschoss Proberäume oder Tonstudios untergebracht
werden. In der Aktivierungsphase wär ein Wochenmarkt denkbar. Der
eigentliche Gasbehälter sollte aufgrund seines einzigartigen Raumeindruckes
erhalten werden. Er könnte zum Beispiel als Kunstausstellungsraum
fungieren. Denkbar wäre auch, den Turm in ein Konzept für die Erzeugung
regenerativer Energien einzubinden, womit die Geschichte des Gaswerkes als
Energieproduzent aufgenommen und in die Zukunft geführt werden würde.
In der Nacht könnte die Landmarke durch eine Illuminierung/ Lichtkunst auf
das neue Quartier aufmerksam machen. Das mögliche geschilderte
Nutzungsspektrum ist noch weiter zu konkretisieren und zu vertiefen.
Nachverdichtung Westareal
Dieses Teilareal wurde in der Planerwerkstatt als Pop Up Fläche beschrieben.
Sie kann schnell zusätzlichen Raum in vorgefertigter Bauweise liefern und
fungiert als eine Art Einstiegspforte für spätere Nutzungen von anderen
Gaswerksräumen (Sprungbrett). Sie hat Magnetfunktion und richtet sich an
folgende Nutzer und Akteure: Start-up, Gründer, Werkstätten,
Ateliernutzungen und Proberäume, Kulturschaffende, Experimentierräume,
Hochschulaktivitäten.
8
Die vorgeschlagene städtebauliche Struktur erlaubt schrittweise und je nach
Bedarfen eine flexible bauliche Entwicklung von der Keimzelle nach Westen.
Damit ist eine Nachfrage gezielt zu bedienen. Das Raumprogramm und die
bauliche Struktur sollen eine gemischte Nutzerstruktur ermöglichen,
Testnutzungen ermöglichen oder auch anmietbare Besprechungsräume für
Präsentationen, Gastronomie etc. anbieten. Durch die räumlichen und
baulichen Verbindungen, insbesondere mit der durchgängigen und
multifunktionalen Erdgeschoss- Verbindungs- und Kommunikations- und
Aufenthaltsebene, werden kreative und gemischte Nutzergemeinschaften
gefördert, gemeinschaftliches Zusammenarbeiten gefördert und
Synergieeffekte erreicht. Es ist je nach Bedarf auch möglich, bereits parallel
zu der Aktivierungsphase mit einem ersten oder mehreren Bauabschnitten
gleichzeitig gemäß der vorgeschlagenen städtebaulichen Gesamtstruktur,
Räume anbieten zu können. Eine flexible Nachverdichtung ist somit
gewährleistet.
3. Neuerungen und Weiterentwicklungen gegenüber den bisherigen
Konzepten und Studien
Durch die Ergebnisse aus der Zukunftswerkstatt zum Gaswerkareal und dem
Integrierten räumlichen Entwicklungskonzept (IRE) wurde in der
Planerwerkstatt das Votum der Bevölkerung und potentieller Nutzer und
Mieter aus den künstlerischen, kreativen und kleinunternehmerischen Milieus
aufgenommen. Mit einfachen Nutzungsprogrammen kann die relative Ruhe
auf dem Gelände zukünftig aufgebrochen und mit Pioniernutzungen eine
sukzessive, nutzergetragene Aktivierung eingeschlagen werden.
Aufgrund der Größe des Areals und seiner baulichen Komplexität erscheint es
zwingend, einzelne Entwicklungsphasen auszuweisen und diesen Arealen
entsprechende Nutzungsprogramme zuzuweisen. Dies markiert generell eine
Abkehr des in der öffentlichen Wahrnehmung und auch in Teilen der
Machbarkeitsstudie noch ganzheitlich angelegten Transformations- und
Aktivierungsanspruchs. Zudem kann eine derart flexible und schrittweise
Entwicklungsmöglichkeit den engen Finanzrahmen, den dringenden
Handlungsbedarf bei den Bestandsgebäuden, den divergierenden vielfältigen
Anspruch einer momentan nicht zu realisierenden Gesamtlösung und die
nach wie vor existierende stadträumliche und mentale Insellage des
Gaswerkareals, berücksichtigen.
Ebenso hat diese prozessbezogene Aktivierungsphase die Chance, stärker als
bisher die nachbarschaftlichen Bedarfe (Kriegshaber, Oberhausen,
Bärenkeller) besser einzubeziehen. Im Unterschied zur Entwicklungslogik
bisheriger Planungskonzeptionen sehen die Ergebnisse der Planerwerkstatt
neben der nutzungsinitiierenden auch eine zugleich sukzessive
Entwicklungsmöglichkeit mit kleinteiligen und flexiblen Nutzungsmischungen
vor. Dafür müssen generell zu den Nutzergruppen und den entsprechenden
Raumangeboten zusätzlich verstärkt Vernetzungs- und Kooperationsoptionen
für sehr unterschiedliche Nutzergruppen angelegt werden. Das Gaswerk
9
muss sich durch vielfältige Aneignungsoptionen und kombinierte
kommerzielle und nicht kommerzielle Nutzungen ausweisen. Wichtig ist
zudem, das Gaswerkareal als gemischtes und durchmischtes
Flächenensemble zu konzipieren, planen und entwickeln. Das wird zu einer
qualitativen und integrierten sowie bedarfsorientierten Nutzung führen. Es
müssen zukunftsorientierte Mobilitätsformen, Erschließungsformen und
Energiekonzepte nicht nur in Betracht gezogen werden, sondern
exemplarisch an dem Fall Gaswerk als transformatorisches Merkmal mit
Außenwirkung mit in die Planung der kommenden Jahre eingebracht
werden.
Der Prozess sollte den begonnenen partizipativen Gestaltungsweg
sicherstellen und fortführen. Auf der Basis der stark gebäudetypologisch-,
technisch und bausubstanziell fußenden Analyse der Machbarkeitsstudie hat
die Planerwerkstatt den Fokus auf eine prozessorientierte Nutzerentwicklung
gerichtet. Dieser Fokus setzt bei realen und schnell zu aktivierenden
Raumprogrammen an und richtet diese an ebenso reale und zu bedienende
Nutzererwartungen. Vor dem Hintergrund spezifischer Raumangebote lassen
sich relativ klar Rahmenbedingungen für etwaige Nutzer und Mieter
benennen. Diese Perspektive nimmt auch potentielle Flächen- und
Raumbedarfe als Angebot für Künstler und Musiker, die derzeit im Kulturpark
Räume mieten, auf.
Somit ist der Rahmenkonzept prozessorientiert, um in jeder Phase auf weitere
Entwicklungen zu reagieren.
4. Ausblick und weiteres Vorgehen
Durch die Ergebnisse der Planerwerkstatt wurde die Option erkannt, ggf. eine
Interimsnutzung des Theaters auf den Flächen des ehemaligen
Gaswerkareals vorzusehen. Konzeptionell wäre diese Nutzung eine sinnvolle
Ergänzung zum geplanten Nutzungsmix. Darüber hinaus würde die
Theaternutzung sicher als Entwicklungsmotor zusammen mit der
Aktivierungsphase fungieren.
Diese angedachte Nutzung als Interimslösung für die Unterbringung eines
Teils des Theaters Augsburg ist im Vorfeld des Bebauungsplanverfahrens von
der Kulturverwaltung zu prüfen und das Ergebnis den politischen Gremien
vorzulegen.
Danach kann das derzeit ruhende Bebauungsplanverfahren Nr. 272 II vom
Stadtplanungsamt wieder aufgenommen werden. Die Ziele der Entwicklung
des Gaswerkareals, die im Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes
gefasst wurden, werden somit konkretisiert und fortgeschrieben. Die
Nutzungsarten, die für die Entwicklung des Gaswerkareals als Kultur- und
Kreativareal mit den Ergebnissen der Planerwerkstatt gefunden wurden, sind
entsprechend planerisch umzusetzen. Parallel zur Aufstellung/ Änderung des
Bebauungsplanverfahrens kann der Flächennutzungsplan entsprechend
geändert werden.
10
Die Kosten des Bebauungsplanverfahrens werden von den Stadtwerken
Augsburg getragen.
Das Stadtplanungsamt war und ist in dem dargestellten Entwicklungs- und
Planungsprozess in enger Abstimmung mit der Regierung von Schwaben und
wird im Rahmen seiner Möglichkeiten weitere finanzielle Unterstützung über
Städtebaufördermittel erarbeiten.
Die Städtebauförderung kann einerseits für Aufwendungen zum
Substanzerhalt gewährt werden, andererseits für städtebauliche und
nutzungsbezogene Mehraufwendungen. Von diesen förderfähigen Kosten,
die zunächst von der Stadt Augsburg vorfinanziert werden müssen, werden
bis zu 60 % von der Städtebauförderung übernommen.
Die Städtebauförderung ist subsidiär, also nachrangig. Das bedeutet, dass
immer zuerst die Möglichkeit des Einsatzes anderer Fördermittel zu prüfen
ist. Um überhaupt konkrete Förderanträge stellen zu können, ist es
erforderlich, dass die vom Stadtplanungsamt beantragten Planungsmittel
auch im Haushalt eingestellt und genehmigt werden.
gez. Diener
Amtsleiter
11