Herstellung, Struktur und Eigenschaften syntaktischer Magnesiumschäume Der Technischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr.-Ing. vorgelegt von Mark Hartmann aus Kempten (Allgäu) Als Dissertation genehmigt von der Technischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 22.05.2015 Vorsitzende des Promotionsorgans: Prof. Dr.-Ing. habil. Marion Merklein Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Robert F. Singer Prof. Dr. Peter J. Uggowitzer INHALTSVERZEICHNIS I Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG ............................................................................1 2 GRUNDLAGEN...........................................................................................................3 2.1 Zellulare Metalle................................................................................................3 2.2 Verfahren zur Herstellung von Metallschäumen............................................6 2.2.1 Schmelzmetallurgische Verfahren ................................................................8 2.2.2 Pulvermetallurgische Verfahren ..................................................................10 2.3 Syntaktische Metallschäume .........................................................................11 2.3.1 Keramische Mikrohohlkugeln ......................................................................13 2.3.2 Kugelpackungen .........................................................................................15 2.3.3 Herstellung von syntaktischen Metallschäumen..........................................18 2.4 Grundlagen der Schmelzinfiltration ..............................................................20 2.4.1 Kapillardruck zur Überwindung der Grenzflächenenergie............................21 2.4.2 Druckverlust in durchströmten Schüttungen................................................22 2.5 Eigenschaften und Anwendungen von Leichtmetallschäumen .................23 2.5.1 Porosität, Zellstruktur und Dichte ................................................................24 2.5.2 Mechanische Eigenschaften unter Druckbelastung.....................................26 2.5.3 Anwendungen .............................................................................................29 2.6 Modellierung der Festigkeit zellularer Metalle .............................................31 2.6.1 Modell von Gibson und Ashby für Metallschäume.......................................32 2.6.2 Modell des geringsten tragenden Querschnitts ...........................................34 2.6.3 Vergleich der Modelle .................................................................................37 3 EXPERIMENTELLES VORGEHEN ..........................................................................40 3.1 Auswahl der Verbundkomponenten..............................................................40 3.1.1 Matrixlegierungen........................................................................................40 3.1.2 Keramische Mikrohohlkugeln ......................................................................40 3.2 Messung physikalischer Eigenschaften .......................................................41 3.2.1 Durchmesser und Wandstärke der Mikrohohlkugeln...................................41 3.2.2 Dichte und Raumerfüllung von statistischen Hohlkugelpackungen .............41 3.2.3 Dichte der Komponenten und der Verbundwerkstoffe.................................42 3.3 Herstellung syntaktischer Magnesiumschäume..........................................43 3.3.1 Herstellung von Gießformen und Hohlkugelpackungen ..............................43 3.3.2 Infiltrationsgießanlage .................................................................................44 3.4 Mechanische Prüfungen ................................................................................46 3.4.1 Druckversuche an einzelnen keramischen Mikrohohlkugeln .......................46 3.4.2 Druckversuche an Matrix- und Verbundwerkstoffen....................................46 3.5 Strukturelle Untersuchungen ........................................................................47 3.5.1 Makrofotografie und Lichtmikroskopie.........................................................47 3.5.2 Rasterelektronenmikroskopie......................................................................47 3.5.3 Röntgengrobstrukturanalyse .......................................................................48 3.6 Statistische Auswertung der Messungen.....................................................48 INHALTSVERZEICHNIS II 4 ERGEBNISSE...........................................................................................................49 4.1 Eigenschaften der Verbundkomponenten....................................................49 4.1.1 Magnesiumlegierungen...............................................................................49 4.1.2 Keramische Mikrohohlkugeln ......................................................................50 4.2 Herstellung syntaktischer Magnesiumschäume..........................................60 4.2.1 Separation defektfreier Mikrohohlkugeln .....................................................60 4.2.2 Prozessführung beim Infiltrationsgießen .....................................................62 4.2.3 Einfluss der Prozessparameter auf das Infiltrationsergebnis.......................65 4.2.4 Verfahrensoptionen beim Infiltrationsgießen ...............................................71 4.3 Eigenschaften syntaktischer Magnesiumschäume .....................................74 4.3.1 Poren- und Zellstruktur, Verbunddichte und Porosität.................................74 4.3.2 Definition mechanischer Kennwerte aus dem Druckversuch.......................77 4.3.3 Versagensmechanismus.............................................................................78 4.3.4 Einfluss der Matrixlegierung auf Kennwerte des Druckversuchs .................85 4.3.5 Einfluss der Hohlkugelmorphologie auf Kennwerte des Druckversuchs......87 4.3.6 Einfluss der Zellstruktur auf die Druckfestigkeit ..........................................89 4.3.7 Energieabsorptionsvermögen .....................................................................93 5 DISKUSSION ............................................................................................................98 5.1 Prozessmodell zum Infiltrationsgießen ........................................................98 5.1.1 Thermische Bedingungen bei der Infiltration ...............................................98 5.1.2 Modellierung des minimalen Infiltrationsdrucks......................................... 100 5.1.3 Modellierung des maximalen Infiltrationsdrucks........................................ 104 5.2 Schlussfolgerungen für industrielle Gießprozesse ...................................105 5.3 Materialmodell zur Druckfestigkeit syntaktischer Schäume.....................108 5.3.1 Mikromechanisches Modell....................................................................... 108 5.3.2 Grenzwertbetrachtung............................................................................... 110 5.3.3 Modell für statistische Hohlkugel-Verbundstrukturen ................................ 113 5.3.4 Vergleich des Modells mit den experimentellen Ergebnissen.................... 119 5.4 Generalisierung und Einordnung des Materialmodells.............................125 5.5 Bewertung syntaktischer Magnesiumschäume .........................................129 5.6 Optimierungspotenzial syntaktischer Leichtmetallschäume....................132 6 ZUSAMMENFASSUNG ..........................................................................................135 7 SUMMARY ..............................................................................................................138 LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................................141 ANHANG .....................................................................................................................154 A Infiltrationsergebnisse mit Si-haltigen Hohlkugelwerkstoffen .................154 B Benetzung von Magnesiumschmelzen auf Aluminiumoxid ......................156 B.1 Benetzungsversuche................................................................................. 156 B.2 Benetzungswinkel von Magnesiumschmelzen auf Aluminiumoxid ............ 157 C Verifikation der Modellgleichung zur Druckfestigkeit ...............................161 EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG 1 1 Einleitung und Zielsetzung Leichtbau ist ein vordringliches Ziel in der Fahrzeugtechnik [Friedrich13]. Von den äußeren Fahrwiderständen sind mit Ausnahme des Luftwiderstands alle weiteren Widerstände (Beschleunigungs-, Steigungs- und Rollwiderstand) von der Masse eines zu bewegenden Kraftfahrzeugs abhängig. Besonders bei Stadt- und Überlandfahrten trägt ein geringes Fahrzeuggewicht wesentlich zu einer Effizienzsteigerung und damit zu weniger Treibstoffverbrauch und Emissionen bei [Gänsicke13]. Neben konzeptionellen und konstruktiven Maßnahmen kommt dem Stoffleichtbau und damit verbunden werkstoff- und fertigungstechnischen Innovationen ein hoher Stellenwert im Leichtbau zu [Stauber09, Singer12]. Die Verbesserung der passiven Sicherheit, die das Ziel hat, im Falle eines Unfalls die Fahrzeuginsassen und andere Verkehrsteilnehmer vor Schaden zu bewahren, ist ein wichtiges Element des modernen Fahrzeugbaus. Dabei bilden Deformationszonen einen wesentlichen Teil bestehender Sicherheitskonzepte. Diese haben die Aufgabe, die kinetische Energie eines Aufpralls zu absorbieren, den dabei auf die Fahrgastzelle wirkenden Verzögerungsimpuls zu reduzieren sowie die für die Insassen unvermeidliche Geschwindigkeitsänderung auf einen möglichst langen Weg zu verteilen [Schöneburg13]. Mit der Entwicklung von Aluminiumschäumen ist in den letzten Jahrzehnten eine Werkstoffgruppe entstanden, die aufgrund ihrer Eigenschaften sowohl einen Beitrag zum Stoffleichtbau als auch zur Erhöhung der passiven Sicherheit in der Fahrzeugtechnik leisten kann [Banhart05]. Ihre zellulare Struktur führt zu einem sehr geringen spezifischen Gewicht und einem Verformungsverhalten, bei dem kinetische Energie auf einem begrenzten Spannungsniveau über große Deformationswege effektiv in Verformungsenergie umgewandelt wird [Gibson97]. Mechanische Analysen haben ergeben, dass neben dem Einsatz als Kernmaterial in Sandwichstrukturen zur Realisierung besonders biegesteifer Bauteile das höchste Potenzial für geschlossenzellige Aluminiumschäume in Anwendungen zur Absorption hoher kinetischer Energiebeträge besteht [Evans99, Ashby00]. Aluminiumschäume zum Einsatz in Strukturbauteilen stehen heute zwar am Markt zur Verfügung, eine breite industrielle Anwendung blieb ihnen bislang jedoch verwehrt. Als Hauptursache werden trotz vieler Fortschritte die aktuell immer noch zu hohen Fertigungskosten genannt [Banhart13]. Daneben besteht weiterhin Optimierungsbedarf hinsichtlich der Eigenschaften. Die mechanischen Eigenschaften geschlossenzelliger Metallschäume bleiben hinter den aus theoretischen Modellen abgeleiteten Erwartungen zurück. Als Ursache werden strukturelle Imperfektionen angesehen, die während des Schäumens mit Gas entstehen [Gibson00]. So stellt die Verbesserung der Zellstruktur hinsichtlich Geometrie und Homogenität ein zentrales Entwicklungsziel für zellulare Metalle dar [Körner00]. Ein innovativer Lösungsansatz zur Herstellung zellularer metallischer Strukturen mit definierter Zellgeometrie und hoher Homogenität besteht im Einbetten dünnwandiger keramischer Hohlkugeln in eine Metallmatrix [Rickles89]. Derartige, aus zwei Komponenten bestehende, zellulare Verbundstrukturen werden in der Fachliteratur als syntaktische Schäume bezeichnet [Luxmoore82]. Die Herstellung syntaktischer Metallschäume erfolgt primär schmelzmetallurgisch durch Infiltration des Kugelzwischenraums einer Hohlkugelpackung mit Metallschmelze. Entwicklungen zu syntaktischen Metallschäumen konzentrierten sich bislang auf das Matrixmetall Aluminium [Rohatgi11]. EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG 2 Unter Leichtbaugesichtspunkten ist Magnesium als das leichteste großtechnisch nutzbare Konstruktionsmetall ein prädestinierter Matrixwerkstoff für syntaktische Metallschäume. Magnesium weist mit einer Dichte von 1,74 g/cm³ [Avedesian99] ein gegenüber Aluminium um ca. ein Drittel reduziertes spezifisches Gewicht auf. Zudem zeichnen sich Magnesiumlegierungen durch eine sehr gute Gießbarkeit [Luo13] sowie eine hohe spezifische Biegesteifigkeit und -festigkeit aus [Ashby92]. Syntaktische Magnesiumschäume bieten das Potenzial, sowohl die mechanischen Eigenschaften als auch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von Leichtmetallschäumen zu verbessern. Im Zuge des Einsatzes von Magnesiumlegierungen als Matrixwerkstoff lassen diese neuartigen Verbundwerkstoffe eine insbesondere gegenüber konventionellen aber auch gegenüber syntaktischen Aluminiumschäumen erhöhte spezifische Festigkeit sowie ein gesteigertes Energieabsorptionsvermögen erwarten. Mit Blick auf ihre Herstellung besteht eine mittelfristige Perspektive in der wirtschaftlichen Fertigung endkonturnaher Bauteile durch etablierte industrielle Gießprozesse. Die Entwicklung eines neuen zellularen Strukturwerkstoffs erfordert insbesondere die Vertiefung des Wissens zu seiner Herstellung, seiner Struktur sowie seinem Verhalten unter mechanischer Belastung. Ziel dieser Forschungsarbeit ist, die prozesstechnischen Grundlagen zur schmelzmetallurgischen Herstellung von syntaktischen Magnesiumschäumen zu erarbeiten, die Struktur dieser Materialien und ihr mechanisches Verhalten unter Druckbelastung zu charakterisieren sowie durch physikalische Modellbildung zu einem besseren Verständnis der Korrelation Werkstoff – Struktur – Eigenschaften beizutragen. Die verfahrenstechnische Optimierung eines Infiltrationsgießverfahrens unter Anwendung eines niedrigen Prozessdrucks bildet den Kern der Prozessentwicklung in der vorliegenden Arbeit. Basierend auf einer Prozessparameterstudie werden die Verfahrensgrenzen bestimmt, diese anhand eines physikalischen Modells theoretisch nachvollzogen und Erkenntnisse für industrielle Gießverfahren abgeleitet. Ausgehend von einer Analyse der Zellstruktur ist der Fokus der Werkstoffcharakterisierung darauf gerichtet, den Einfluss der Matrixlegierung, der Hohlkugelmorphologie und der Hohlkugelanordnung auf die mechanischen Eigenschaften syntaktischer Magnesiumschäume im einachsigen Druckversuch zu ermitteln. Zur Verbesserung des mechanistischen Verständnisses der Druckfestigkeit und des Energieabsorptionsvermögens bildet die phänomenologische Analyse des Versagensmechanismus dabei einen Schwerpunkt. Auf Basis der experimentell gewonnenen Erkenntnisse wird ein Materialmodell aufgestellt, das die Druckfestigkeit von syntaktischen Schäumen analytisch beschreibt. Dessen Verifikation erfolgt anhand der experimentellen Daten. Eine Verallgemeinerung sowie ein Vergleich mit richtungsweisenden Modellen aus der Fachliteratur zum Zusammenhang zwischen der Porosität und der Druckfestigkeit von porösen Werkstoffen dient schließlich einer Einordnung und Bewertung dieses neuen Materialmodells. GRUNDLAGEN 2 3 Grundlagen Die folgende Literaturübersicht fasst wesentliche Erkenntnisse in Bezug auf die Herstellung, die Struktur und die Eigenschaften von Leichtmetallschäumen zusammen. Ausgehend von Begriffsdefinitionen und aufbauend auf dem Stand der Literatur zu Aluminiumschäumen erfolgt eine Bewertung des Standes der Forschung zu syntaktischen Leichtmetallschäumen. Dabei zeigt sich, dass insbesondere im Hinblick auf das Prozessverständnis bei der Herstellung, die Analyse der Zellstruktur und ein adäquates Materialmodell Forschungsbedarf besteht. Vor diesem Hintergrund sind auch Grundlagen zur Struktur und zur Schmelzinfiltration von Kugelpackungen Inhalt dieses Kapitels. Außerdem werden zwei maßgebliche physikalische Modelle zur Beschreibung der Festigkeit von zellularen Werkstoffen in Abhängigkeit von ihrem Porositätsgehalt erläutert sowie deren Eignung zur Anwendung auf syntaktische Metallschäume bewertet. 2.1 Zellulare Metalle Der Begriff „zellular“ kennzeichnet gemäß Gibson und Ashby [Gibson97] eine Werkstoffstruktur, die mikrostrukturell aus Zellen aufgebaut ist, d. h. aus kleinen, eine gasförmige Phase enthaltenden Kammern, die gemeinsam eine raumerfüllende Anordnung bilden. „Zellulare Metalle“ ist folglich der Oberbegriff für Werkstoffstrukturen, bei denen das Stoffgerüst der Zellen im Wesentlichen aus einem Metall besteht. Abbildung 2.1 zeigt einige Beispiele für den mikrostrukturellen Aufbau zellularer Metalle, die über unterschiedliche Prozesse hergestellt wurden. b) a) 3 mm c) 3 mm d) 3 mm 3 mm Abbildung 2.1: Zellulare metallische Strukturen (Aufnahmen im Rahmen dieser Arbeit): a) pulvermetallurgisch mittels Treibmittel hergestellter geschlossenzelliger Aluminiumschaum (Produktname: Alulight ®), b) schmelzmetallurgisch durch Einleiten von Gas in eine Schmelze gefertigter Aluminiumschaum (Produktname: Cymat), c) schmelzmetallurgisch über ein Feingussverfahren abgebildeter offenzelliger Aluminiumschwamm (Produktname: Duocel ®), d) schmelzmetallurgisch durch Infiltration einer Packung keramischer Hohlkugeln hergestellter syntaktischer Magnesiumschaum (Ergebnis dieser Arbeit). GRUNDLAGEN 4 Im Folgenden werden die in der Bildunterschrift von Abbildung 2.1 eingeführten Begriffe zur Beschreibung der Struktur zellularer Metalle definiert. Abschnitt 2.2 erläutert die genannten Herstellungsverfahren. Die geometrische Form des Stoffgerüsts zellularer Metalle wird als Zellstruktur bezeichnet. Sie ist durch ein untereinander verbundenes, raumerfüllendes Netzwerk aus balkenförmigen Zellstegen entlang der Zellkanten bzw. plattenförmigen Zellwänden entlang der Zellflächen bestimmt. Je nach Geometrie der Zellen und ihrer Anordnung im Raum entstehen zweidimensionale oder dreidimensionale zellulare Strukturen [Gibson97]. Zweidimensionale zellulare Strukturen − sogenannte „Honeycombs“ − sind aus parallelen prismatischen Zellen aufgebaut. Bekanntestes Beispiel derartiger zellularer Metalle sind hexagonale Wabenstrukturen aus Aluminium, die häufig als Kernmaterial in Sandwichstrukturen Anwendung finden. Aufgrund der richtungsgebundenen Zellgeometrie weisen Honeycombs anisotrope Eigenschaften auf [Gibson97]. Dreidimensionale zellulare Strukturen sind aus polyedrischen Zellen aufgebaut, die in drei Dimensionen raumerfüllend angeordnet sind. Derartige Gebilde werden in der Fachliteratur zumeist als „Schäume“ bezeichnet [Gibson97]. Nach der physikalischen Definition ist ein Schaum ein thermodynamisch instabiles Zweiphasensystem, bei dem ein Gas in einer Flüssigkeit fein verteilt ist. Systeme, bei denen Gas in festen Medien dispergiert vorliegt, werden als feste Schäume bezeichnet [Banhart01]. Bei Schäumen sind die einzelnen Gaseinschlüsse durch Flüssigkeits- oder Feststoffmembranen voneinander getrennt und nicht untereinander verbunden. Die Zellen weisen entsprechend eine geschlossenzellige Morphologie auf. Zur Unterscheidung findet bei einer offenzelligen Struktur, bei der die Hohlräume der Zellen meist aufgrund des Fehlens der Zellwände untereinander verbunden sind, bei korrekter Terminologie der Begriff „Schwamm“ Anwendung [Banhart01]. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass der Begriff „Schaum“ in der Fachliteratur nicht immer präzise angewandt wird und häufig auch offenzellige Strukturen als Schäume bezeichnet werden. Unter dem Begriff „Metallschaum“ im engeren Sinne ist somit ein aus einem flüssigen Metallschaum abgeleiteter fester Schaum mit geschlossenzelliger Zellstruktur zu verstehen [Banhart01]. Ein Metallschaum entsteht durch die bei der Schaumbildung wirksamen Vorgänge der Porenbildung, des Porenwachstums, der Porenvergröberung und der Porenkoaleszenz [Körner02]. Im Zuge einer Gaseinbringung in eine Schmelze liegen im Frühstadium des Schäumens sphärische Poren vor, die im Stadium des Porenwachstums zu polyedrisch geformten Zellen wachsen, die nur durch dünne Zellwände voneinander getrennt sind [Körner00]. Zur allgemeinen Beschreibung einer Porenstruktur wird daher gelegentlich auch von „Kugelschäumen“ bzw. „Polyederschäumen“ gesprochen. Zur detaillierten Beschreibung einer Zellstruktur können ergänzend noch eine Vielzahl von Topologiekenngrößen, wie mittlere Zellgröße, Zellsteg- und Zellwanddicke, Wand- und Eckenkonnektivität, Anisotropiefaktor, etc. beitragen [Gibson97]. Durch neuere Entwicklungen zur kosteneffektiven Herstellung von periodischen Strukturen gewinnt eine Einteilung nach der Verteilung der Zellen und der Symmetrie der Struktur in stochastisch und periodisch zunehmend an Bedeutung [Wadley02]. Zu den periodischen Zellstrukturen zählen z. B. Honeycombs oder auch Fachwerkstrukturen [Gibson97]. GRUNDLAGEN 5 Die wichtigsten globalen physikalischen Kenngrößen zur Charakterisierung zellularer Strukturen sind die scheinbare Dichte, definiert als die Masse eines Schaums bezogen auf sein umschreibendes Gesamtvolumen, sowie die Porosität, d. h. der Anteil des nicht mit dem Stoffgerüst ausgefüllten Volumens am Gesamtvolumen. Den Übergang zwischen einem zellularen und einem porösen Festkörper legen Gibson und Ashby in ihrem Standardwerk „Cellular Solids“ bei einer Porosität von 70 % fest [Gibson97]. Frühere Veröffentlichungen definieren dagegen metallische Schäume als poröse Metalle mit einer Porosität zwischen 40 und 98 Vol.% [Davies83]. Die Abgrenzung von Metallschäumen gegenüber porösen Metallen über den Porositätsgehalt ist demnach nicht eindeutig. Eine physikalisch begründete Definition fehlt und der Übergang ist fließend. Eine Abgrenzung kann aus technischer Sicht aufgrund der Ursache der Porosität aufstellt werden: Zellulare Metalle sind Strukturen, in die gezielt ein hoher Porositätsanteil eingebracht wurde, um sich die daraus ergebenden Eigenschaften technisch zu Nutze zu machen. Der Begriff „poröse Metalle“ wird dagegen sowohl für Werkstoffe mit geringer bis mittlerer Porosität, wie z. B. Sintermetalle, als auch für kompakte Festkörper gebraucht, bei denen die Porosität im Zuge des Herstellungsverfahrens entstanden ist und bei denen die Poren als makroskopische Werkstofffehler im Metall verbleiben. Eine spezielle Art zellularer Werkstoffstrukturen stellen die sogenannten „syntaktischen Schäume“ dar. Das Adjektiv „syntaktisch“ (von sýntaxis (griech.): Zusammenordnung [Kluge89]) kennzeichnet dabei einen aus zwei Komponenten − einem Leichtkörper, der große Anteile an Gas enthält, und einer Matrix − zusammengesetzten Verbundwerkstoff mit zellularer Struktur [Luxmoore82, Shutov86]. In Abbildung 2.2 ist das Prinzip syntaktischer Schäume grafisch veranschaulicht. Als Leichtkörper kommen bevorzugt Mikrohohlkugeln zum Einsatz. Mikrohohlkugeln sind sphärische Hohlkörper mit einigen Mikrometern bis zu wenigen Millimetern Durchmesser [Wilcox95]. Sie werden im vorliegenden Text häufig mit dem Kurzbegriff „Hohlkugeln“ angesprochen. + Hohlkörper Matrixwerkstoff syntaktischer Schaum Abbildung 2.2: Schematische Darstellung des prinzipiellen Aufbaus syntaktischer Schäume nach [Hartmann97]. Syntaktische Schäume sind zellulare Verbundwerkstoffe, bei denen Hohlkörper in einen Matrixwerkstoff eingebettet sind. Die Struktur besteht somit aus zwei festen und einer gasförmigen Phase. Im Gegensatz zu konventionellen Schäumen bestehen syntaktische Schäume aus drei Phasen: Einem Matrixwerkstoff, einem Hohlkörperwandmaterial und einem in den Hohlkörpern eingeschlossenen Gas [Luxmoore82]. Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht darin, dass die geschlossenzellige Zellmorphologie durch die Geometrie der Leichtkörper vorgegeben und damit eindeutig definiert ist. GRUNDLAGEN 6 Bei „syntaktischen Magnesiumschäumen“ handelt es sich im Rahmen dieser Arbeit um zellulare Strukturen, bei denen keramische Mikrohohlkugeln in eine Matrix aus einer Magnesiumlegierung eingebettet sind. Um auch in der Terminologie auf den Verbundcharakter dieser Werkstoffstrukturen zu verweisen, werden die Begriffe „syntaktischer Magnesiumschaum“ und „Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoff“ nachfolgend synonym verwendet. Im folgenden werden insbesondere geschlossenzellige metallische Werkstoffstrukturen mit dreidimensionaler, überwiegend stochastischer Porenstruktur betrachtet. Der Oberbegriff „Metallschäume“ ist entsprechend in dieser Arbeit etwas weiter gefasst und schließt insbesondere syntaktische Schäume mit metallischer Matrix mit ein. 2.2 Verfahren zur Herstellung von Metallschäumen Zur Herstellung zellularer metallischer Strukturen wurde in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von Prozessen entwickelt. Einen Überblick über die Verfahren vermitteln diverse Übersichtsartikel [Davies83, Banhart98a, Körner00, Banhart01, Wadley02, Banhart13] und die dort genannte Literatur. Banhart stellte die umfangreichste Darstellung des Gebietes zusammen [Banhart01] und zeigt in [Banhart13] auch die historische Entwicklung auf. Die Klassifizierung der Herstellungsverfahren zellularer Metalle kann physikalisch nach dem Aggregatszustand des Ausgangsmetalls in fest, flüssig, gasförmig oder ionisiert erfolgen [Banhart98a]. Fertigungstechnisch lassen sich die angewandten Prozesstechniken zur Herstellung von Metallschäumen in die Gruppen Schmelzmetallurgie, Pulvermetallurgie und Beschichtungstechnologie unterteilen [Davies83]. Abbildung 2.3 zeigt eine Zusammenstellung für die bedeutendsten Prozessrouten in Form eines Organigramms, gegliedert nach der zugrunde liegenden Fertigungstechnologie. Über die jeweiligen Werkstoffe, auf die die Verfahren bereits angewandt wurden, die vorherrschende Porenart, typische Porositätsgrade und entsprechende Literaturquellen gibt die ergänzende Tabelle in Abbildung 2.3 Auskunft. Bereits aus dieser Übersicht ist ersichtlich, dass zur Herstellung geschlossenzelliger Metallschäume der Werkstoff Aluminium die größte Bedeutung besitzt. Die Strategie zum Aufbau der zellularen Struktur lässt sich für alle gezeigten Verfahren in zwei Ansätze unterteilen [Körner00]: Das Abbilden von vordefinierten räumlichen Strukturen oder das Schäumen mit Gasen. Im ersten Fall ist die Topologie der Zellstruktur bei den schmelzmetallurgischen Verfahren durch die Kavität der Gießform und bei den pulvermetallurgischen Fertigungsprozessen bzw. den Beschichtungsverfahren durch die Geometrie der Trägerstruktur vorgegeben. Im zweiten Fall entwickelt sich die poröse Struktur in einem dynamischen Schäumprozess. Da reine Metalle bei der Freisetzung von Gas in einer Schmelze nicht schäumen, sondern die Gasblasen aufgrund ihrer hohen Auftriebskräfte in einer niedrigviskosen Metallschmelze umgehend zur Oberfläche steigen und dort zerplatzen, ist es eine Grundvorrausetzung für alle Schäumprozesse, dass die Schmelze geeignet modifiziert wird [Banhart00]. Durch die Beimengung anorganischer Partikel oder sauerstoffaffiner Elemente, wie z. B. Kalzium, die zu oxidischen Ausscheidungen in der Schmelze führen, wird die Viskosität von Metallschmelzen signifikant erhöht [Miyoshi98], der Drainageeffekt in den Zellwänden damit verlangsamt und der Schaum stabilisiert [Banhart00]. Theoretische Betrachtungen der Grenzflächenenergien [Kaptay04] und detaillierte Untersuchungen zur Beschreibung des zugrunde liegenden Mechanismus für Aluminiumschäume zeigen, dass Partikel bzw. Partikelcluster die Zellwände energetisch stabilisieren und somit letztlich das Schäumen von Metallen ermöglichen [Körner05, Banhart06]. GRUNDLAGEN 7 Herstellung stochastischer zellularer metallischer Strukturen Fertigungstechnik Schmelzmetallurgie Verfahrensprinzip Verfahrensvariante Gießen mit Platzhaltern Beschichten/ Sintern Schäumen mit Gas Verlorene Form/ Platzhalter Verbleibende Platzhalter Pulvermetallurgie Direkte Gaseinleitung In-situ Gasentwicklung Verlorene Platzhalter Schmelze mit Additiven Beschichtungstechnik Schäumen mit Gas Gaseinschluss In-situ Gasentwicklung Konsolidieren Pulver konsolidieren Beschichten Verlorene Platzhalter HohlKugeln Polymerschaum Platzhalter Gas einblasen Treibmittelzersetzung Metall/H2 Eutektikum PolymerKugeln Wärmebehandlung Treibmittelzersetzung Polymerschaum Polymerschaum Umgießen o. Einrühren Feingießen Umgießen Schaum erstarren Schaum erstarren Eutektische Erstarrung Beschichten mit Schlicker Expansion Schaum erstarren Elektrochem. Abscheidung CVDBeschichtung Form entfernen Platzhalter herauslösen Syntaktischer Schaum DUOCEL, Mpore Metallschwamm Werkstoffe Al,Al Mg, Ti Ti , Mg, Al, Mg, Zn, Cu, Fe, Ni Fe, Al Al, Zn Al, Zn Ni, Cu, Al, Zn, Fe, … Fe, Ni, Ti, Cu Ti Al, Zn, Pb, Zellstruktur geschl.geschl.zellig zellig offenzellig offenzellig geschl.zellig geschl.-z. (offenz.) geschl.-z. anisotrop geschl.-z. u. offenz. geschl.zellig Porosität 0,1…0,6 0,3…0,6 0,8…0,97 0,1…0,65 0,8…0,98 0,85…0,92 0,1…0,5 0,2…0,93 Literaturquellen [Rickles89] [Rickles89] [Hartmann97] [Hartmann97] [Walz76] [ERG98] [Sinha76] [Grote99] [Jin90] [Asholt99] [Wood98] [Akiyama87] [Miyoshi98]. [Shapovalov93] [Shapovalov98] [Jaeckel93] [Andersen00] Prozessschritte Produkt bzw. Handelsname Pyrolisieren Sintern CYMAT, HYDRO ALPORAS GASAR Hohlkugelstruktur Sintern LDC (Low Density Core) FOAMINAL, ALULIGHT CELMET, RETIMET INCO Ni, NiCr, Cu Ni, Cu geschl.zellig offenzellig offenzellig 0,1…0,45 0,6…0,9 0,92…0,97 0,92…0,97 [Martin96] [Schwartz98] [Allen63] [Baumeister90] [Baumgärtn.00] [Sumitomo86] [Inco98] Sn, … Abbildung 2.3: Herstellungsverfahren für stochastische zellulare metallische Strukturen (Metallschäume, Metallschwämme) basierend auf [Davies83, Banhart98a, Körner00, Banhart01, Wadley02] und ergänzender Literatur. Die hervorgehobenen Prozessrouten (durchgehende Umrandung) werden im Text näher erläutert. GRUNDLAGEN 8 Bei einem flüssigen Metallschaum handelt es sich vor dem Hintergrund einer angestrebten Minimierung der Oberflächenenergie um ein System im Ungleichgewicht, dessen Porenstruktur in einem dynamischen Prozess ständig umgebildet wird. Die wesentlichen Faktoren dabei sind der Gasdruck, die Oberflächenspannung und die Viskosität der Schmelze [Körner02]. Darüber hinaus spielt die primär aus der Schwerkraft resultierende Filmdrainage, d. h. der Abfluss der Schmelze aus den Zellwänden, eine wesentliche Rolle [Weaire99]. Die Stabilisierung und Erstarrung des flüssigen Schaums bestimmt schließlich die Zellgröße, die Morphologie der Zellen und die resultierende Porosität des festen Metallschaums. In den folgenden Abschnitten werden die vier in Abbildung 2.3 hervorgehobenen Herstellungsrouten im Einzelnen erläutert. Die Auswahl erfolgte einerseits nach der kommerziellen Bedeutung des Verfahrens für Leichtmetallschäume, die primär auf Strukturanwendungen abzielen und andererseits nach der Relevanz zur Beschreibung des Standes der Forschung bei syntaktischen Metallschäumen. Die Darstellung der Herstellung und im Folgenden auch einiger Eigenschaften von geschlossenzelligen Aluminiumschäumen dient außerdem als Grundlage für eine Einordnung und Bewertung der hier entwickelten syntaktischen Magnesiumschäume hinsichtlich der Prozesstechnik und der erreichten Eigenschaften. 2.2.1 Schmelzmetallurgische Verfahren Zur schmelzmetallurgischen Herstellung von geschlossenzelligen Aluminiumschäumen existieren zwei kommerziell genutzte Fertigungsprozesse. Ein ursprünglich von der Firma Alcan International Ltd. in Kanada im Zuge der Herstellung von Metall-Matrix-Verbundwerkstoffen entwickeltes und patentiertes Verfahren [Jin90, Jin92], das in Lizenz durch die Firma Cymat Aluminium Corp., Kanada, angewendet wird [Wood98], basiert auf der direkten Einleitung von Gas in eine durch keramische Partikel stabilisierte Aluminiumschmelze. Der kontinuierlich ablaufende Stranggießprozess zur Herstellung von Plattenmaterial ist schematisch in Abbildung 2.4 gezeigt. Ein ähnliches Verfahren kam auch bei der Firma Hydro Aluminium in Norwegen zur Anwendung [Ǻsholt99]. Rührer 10 ... 20 Vol.-% SiC oder Al2O3 Rotierender Impeller mit Luftkanal Al-Schmelze Al-Schmelze mit keramischen Partikeln Erstarrter Al-Schaum Luft Förderband Partikel stabilisierter schmelzflüssiger Al-Schaum Abbildung 2.4: Schematische Darstellung eines kontinuierlichen schmelzmetallurgischen Herstellungsprozesses zur Fertigung von kommerziell angebotenen Aluminiumschaumplatten (Markenname: Cymat) nach [Jin90] und [Wood98]. Die Basis zur Aluminiumschaumherstellung nach dieser Prozessroute bildet eine Schmelze aus Aluminiumknet- oder Aluminiumgusslegierungen und 10 bis 20 Vol.-% Siliziumkarbidoder Aluminiumoxid-Partikeln mit einer mittleren Korngröße von 5−20 µm. Da die kerami- GRUNDLAGEN 9 schen Partikel von flüssigen Aluminiumlegierungen nicht benetzt werden, müssen sie mittels intensiven Rührens in die Al-Schmelze eingebracht werden. Eine derart vorbehandelte Schmelze wird einer Gießwanne zugeführt. Der eigentliche Schäumprozess erfolgt in einer abgetrennten Kammer durch das Einleiten von Gas, i. d. R. Luft, über einen rotierenden Impeller. Der entstehende schmelzflüssige Aluminiumschaum steigt an die Oberfläche, wird von dort abgezogen und ähnlich einem horizontalen Stranggießverfahren zwischen zwei Förderbändern kontinuierlich erstarrt. Die Dichte des Al-Schaums wird über verschiedene Prozessparameter, wie Partikelgröße und -menge, Impellerdesign und –rotationsgeschwindigkeit, Gasdurchflussrate sowie die Erstarrungsbedingungen kontrolliert [Wood98]. Die Firma Cymat kann in einer Produktionsanlage Aluminiumschaumplatten mit bis zu 1,5 m Breite und einer Dicke von 25 bis 150 mm mit einer Porosität zwischen 80 und 98 %, d. h. scheinbaren Dichten von 0,05 bis 0,55 g/cm3, mit einer Produktionsrate von 900 kg/h herstellen. Die scheinbare Dichte dieser Aluminiumschäume verhält sich indirekt proportional zum mittleren Zellendurchmesser, der zwischen 25 mm und 3 mm variiert [Wood98]. Charakterisierungen der Mikrostruktur derartiger Aluminiumschäume zeigen starke Variationen in der Zellstruktur v. a. entlang der Höhe der Platten [Simone98]. Die Inhomogenitäten umfassen eine breite Verteilung in der Zellgröße mit z. T. sehr großen Einzelporen, eine Anisotropie in der Zellstruktur aufgrund elliptischer Poren, die auf der Unterseite der Platten nahezu horizontal und auf der Oberseite nahezu vertikal orientiert sind, sowie einen durch Filmdrainage verursachten Dichtegradienten entlang der Plattenhöhe [Beals97, Simone98]. Bei einem zweiten, vom japanischen Unternehmen Shinko Wire Company Ltd. patentierten und angewandten Verfahren handelt es sich um einen diskontinuierlichen Gießprozess zur Herstellung von Aluminiumschaumblöcken [Akiyama87]. Abbildung 2.5 zeigt die wichtigsten Verfahrensschritte. 1. Viskositätserhöhung 1,5 Gew.-% Ca Rührer umfüllen 2. Treibmittelzugabe 1,6 Gew.-% TiH2 3. Schäumen Deckel Schmelztiegel Rein-Al-Schmelze Gießform Expandierender Al-Schaum 4. Erstarren Kühlung Erstarrter Al-Schaum Abbildung 2.5: Schematische Darstellung der Prozessschritte bei der schmelzmetallurgischen ® Herstellung von kommerziell erhältlichem Aluminiumschaum (Markenname: ALPORAS ) nach [Akiyama87] und [Miyoshi98]. Um die Viskosität der Schmelze zu erhöhen und die Schaumbildung zu stabilisieren, wird einer in einem Schmelztiegel befindlichen Reinaluminiumschmelze zunächst 1,5 Gew.-% des sauerstoffaffinen Elements Ca zugegeben [Miyoshi98]. Intensives Rühren der Schmelze bei 680 °C für 6 Minuten an Umgebungsatmosphäre führt durch Oxidation zu feindispersen Ausscheidungen von Kalzium-, Aluminium- und Mischoxiden in der Schmelze. Die Ausscheidungen entstehen dabei in einem ausreichenden Volumen, so dass sich eine signifikante Viskositätserhöhung in kurzer Zeit ergibt [Miyoshi00]. Die hochviskose Alumini- GRUNDLAGEN 10 umschmelze wird anschließend bei konstanter Temperatur in eine quaderförmige Gießform abgegossen, mit 1,6 Gew.-% des Treibmittels TiH2 versetzt und intensiv durchmischt [Miyoshi98]. Durch die Zersetzung des Treibmittels und den dabei frei werdenden Wasserstoff schäumt und expandiert die Aluminiumschmelze bis sie die Gießform vollständig ausfüllt. Nach der Abkühlung der Form über Ventilatoren erfolgt die Entnahme des erstarrten Aluminiumschaumblocks. Die Abmessungen derart produzierter Aluminiumschaumblöcke betragen 2050 mm x 450 mm x 650 mm [Miyoshi98]. Die vorherrschend Verwendung findenden Aluminiumschaumplatten entstehen in der Folge durch Sägen der Blöcke in Scheiben [Miyoshi00]. Die scheinbare Dichte des Standardproduktes liegt bei 0,18 – 0,24 g/cm³ mit einem typischen mittleren Porendurchmesser von ca. 5 mm [Miyoshi00]. Verfahrensbedingt besitzt der ALPORAS®-Aluminiumschaum im Vergleich zu Cymat-Aluminiumschaum eine deutlich homogenere Porenstruktur mit einer signifikant engeren Porengrößenverteilung und nahezu gleichachsigen Zellen [Simone98]. 2.2.2 Pulvermetallurgische Verfahren Die einzige kommerziell relevante pulvermetallurgische Route zur Herstellung von Aluminiumschaum basiert auf der Konsolidierung von Metallpulver/Treibmittel-Mischungen und einem anschließenden schmelzmetallurgischen Schäumprozess. Das Verfahren ist der Pulvermetallurgie zuzurechnen, da es sich bei dem formlosen Ausgangsstoff um Metallpulver handelt und bei den technisch wie wirtschaftlich relevanten Prozessschritten in der Vormaterialherstellung pulvermetallurgische Prozesstechniken zur Anwendung kommen. Die zugrunde liegende Idee ist in der Patentliteratur seit den 1960er Jahren bekannt [Pashak60, Allen63]. Wesentliche Entwicklungen, um den Prozess zur Serienreife zu führen, wurden aber erst in den 1990er Jahren am Fraunhofer-Institut für Angewandte Materialforschung (IFAM) in Bremen durchgeführt [Baumeister90, Kunze93, Banhart97]. Zwei etablierte Varianten des Verfahrens sind in Abbildung 2.6 schematisch abgebildet. Erster Schritt ist die Mischung von Metallpulvern, die sowohl als Elementarpulver, Legierungspulver oder beliebige Mischungen vorliegen können, mit einem geeigneten Treibmittelpulver. Bei Aluminium wird als Treibmittel Titanhydrid (TiH2) mit einem Anteil von bis zu 1,0 Gew.-% eingesetzt [Banhart01]. Zur Konsolidierung der Pulvermischung mit dem Ziel, das Treibmittelpulver vollständig in das Metallpulver einzubetten und ein Halbzeug ohne offene Porosität zu fertigen, sind axiales Heißpressen, heißisostatisches Pressen, Pulverwalzen und verschiedene Varianten des Strangpressens geeignet [Kunze93]. In der Serienfertigung kommt zur Herstellung von strangförmigem Halbzeug sowohl die Prozesskette kaltisostatisches Pressen mit anschließendem Voll-Vorwärts-Strangpressen (Verfahrensroute A) in Abbildung 2.6) [Baumgärtner00] als auch das direkte kontinuierliche Pulverstrangpressen nach der sogenannten ConformTM-Technik [Stadelmann09] (Verfahrensroute B) in Abbildung 2.6) [Schäffler06] zum Einsatz. Das Aufschäumen erfolgt in einem getrennten Prozessschritt in einer Form gebenden Kavität durch eine geeignete Wärmebehandlung [Baumeister90]. Das Verfahren ist somit im Gegensatz zu den beschriebenen schmelzmetallurgischen Routen insbesondere zur Herstellung von Formteilen geeignet. Während der Wärmebehandlung bei Temperaturen, bei denen die jeweilige Aluminiumlegierung den teil- oder vollflüssigen Zustand erreicht, zersetzt sich TiH2 ab ca. 400°C [Baumgärtner00, Matijasevic-Lux06] zu Wasserstoff und Titan. Der entstehende Gasdruck bewirkt eine Expansion und schließlich das Schäumen des GRUNDLAGEN 11 Vormaterials. Dabei haben verschiedene Autoren gezeigt, dass die schmelzflüssigen Zellwände durch Oxidhäute bzw. Oxidpartikelcluster stabilisiert werden, die aus der Oberfläche der luftverdüsten Pulver stammen [Kaptay04, Körner05, Banhart06]. F A) F F F F F Aluminiumpulver F F F 1. Kaltisostatisches Pressen 2. Strangpressen Schäumbares Halbzeug Mischen Aufschäumen Treibmittelpulver (TiH 2) B) Kontinuierliches Pulverstrangpressen Abbildung 2.6: Schematische Darstellung pulvermetallurgischer Prozessrouten zur Herstel® lung kommerziell erhältlicher Aluminiumschäume (Markenname Route A: FOAMINAL ; Route ® B: Alulight ) nach [Baumgärtner00] und [Schäffler06]. Bei Aluminiumschäumen nach diesem Verfahren werden typische scheinbare Dichten zwischen 0,25 und 1,0 g/cm³ erreicht. Aufgrund der zu steuernden Temperatur- und Masseverteilung in der Form ist die Homogenität der Porenstruktur neben vielen anderen Faktoren nicht zuletzt von der Größe und Komplexität des zu schäumenden Formteils sowie vom jeweiligen Reifegrad des Verfahrens für eine spezifische Formteilgeometrie abhängig. 2.3 Syntaktische Metallschäume „Syntaktischer Schaum“ ist ein v. a. in der Kunststofftechnik etablierter Fachbegriff. Er bezeichnet dort einen Verbundwerkstoff bei dem Mikrohohlkugeln − zumeist aus Glas − in eine Polymermatrix eingebettet sind [Luxmoore82]. Derartige Werkstoffe wurden in den 1960er Jahren entwickelt und finden heute z. B. Einsatz in Off-Shore-Anwendungen. [Shutov86] enthält eine ausführliche Übersicht zu syntaktischen Polymerschäumen Erste Entwicklungen zu syntaktischen Metallschäumen finden sich in der Patentliteratur Anfang der 1970er Jahre [Thiele71]. Als Komponenten nennt das Patent unter den anorganischen Leichtstoffen expandiertes Vermiculit, Blähton, Schaumglas oder Korundhohlkugeln und unter den Matrixmetallen alle gießtechnisch bedeutsamen Nichteisenmetalle. Trotz dieser frühen Ansätze befinden sich syntaktische Schäume mit Metallmatrix bis heute im Forschungs- und Entwicklungsstadium. In den wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema lassen sich im Wesentlichen zwei Entwicklungsstränge erkennen, die sich speziell in Bezug auf die eingesetzten Mikrohohlkugeln unterscheiden: einerseits Studien auf der Basis qualitativ hochwertiger, keramischer Hohlkugeln mit geringen Dichten und definierten Eigenschaften, andererseits der Einsatz von sogenannten „Cenosphären“, die aus Flugasche stammen [Rohatgi11]. GRUNDLAGEN 12 Im ersten Entwicklungsstrang wurden Ende der 1980er Jahre am Georgia Institute of Technology (Georgia Tech), Atlanta, USA, in der Arbeitsgruppe Cochran und Sanders neuartige syntaktische Schäume aus Aluminiumoxidhohlkugeln mit Matrizes aus verschiedenen Aluminiumlegierungen hergestellt und charakterisiert [Rickles89, Drury89]. Ausgangspunkt war ein neues Verfahren zur Herstellung qualitativ hochwertiger keramischer Hohlkugeln mit Durchmessern von ca. 1−6 mm (siehe Abschnitt 2.3.1). Auf Grundlage dieser Hohlkugeln gab es in der Folge bei der Martin Marietta Astronautics Group, Denver, Colorado, USA, Entwicklungen zu syntaktischen Schäumen mit Matrixlegierungen aus Titan [Lanning91] und Sandwichstrukturen mit Stahl- bzw. TiAl6V4-Deckblechen mit syntaktischem Aluminiumschaumkern [Rawal93, Rawal95]. Die Werkstoffcharakterisierung erfolgte begleitend am Materials Department der University of California, Santa Barbara [Kiser95, Kiser99]. Syntaktische Metallschäume mit einer Matrix aus Magnesiumlegierungen wurden erstmals an der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl Werkstoffkunde und Technologie der Metalle (WTM) realisiert [Kohler95]. Im Rahmen der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit durchgeführte Untersuchungen zur Herstellung und zu den Eigenschaften syntaktischer Magnesiumschäume waren in der Folge Inhalt verschiedener nationaler [Hartmann96] und internationaler [Hartmann97, Hartmann98, Hartmann99] Veröffentlichungen. Bei diesen Untersuchungen kamen ebenfalls die oben genannten, kommerziell erhältlichen Hohlkugeln, deren Herstellung und charakteristische Eigenschaften im Folgenden noch näher beschrieben werden, zur Anwendung. Abbildung 2.7 zeigt einen syntaktischen Magnesiumschaum aus dieser Entwicklung. Abbildung 2.7: Durch Umgießen von Aluminiumoxidhohlkugeln im Infiltrationsgießprozess hergestellter syntaktischer Magnesiumschaum (Ergebnis dieser Arbeit). Mit Einstellung der Produktion obiger keramischer Hohlkugeln im Jahr 1998 waren keine weiteren Entwicklungen auf deren Basis mehr möglich. Unter Nutzung alternativer hochwertiger metallischer Hohlkugeln (vgl. Abschnitt 2.3.1), im Speziellen von Eisenhohlkugeln, sind in den Folgejahren nur in geringem Umfang Untersuchungen zu syntaktischen Al- und Mg-Schäumen [Rabiei05, Kovács07] veröffentlicht worden. In jüngster Zeit gewinnt das Gebiet auf Grundlage eines neuen Herstellungsprozesses für Siliziumcarbidhohlkugeln, das auf Chemical Vapor Deposition basiert [Wedding12], im Zuge militärisch finanzierter Forschung wieder an Dynamik. So wurden zuletzt in Arbeitsgruppen von Rohatgi, University of Wisconsin-Milwaukee, und Gupta, New York University, syntaktische Leichtmetallschäume auf der Basis von SiC- [Rocha Rivero13, Luong13] sowie GRUNDLAGEN 13 Al2O3-Hohlkugeln [Santa Maria13, Fergusson13, Santa Maria14] hergestellt und insbesondere in Bezug auf ihr mechanisches Verhalten bei sehr hohen Dehnraten untersucht. Ein zweiter Entwicklungsstrang bildete sich ausgehend von einer ersten Studie [Rohatgi98] auf der Basis von sogenannten Cenosphären. Cenosphären sind Mikrohohlkugeln, die in Flugasche, d. h. dem staubförmigen Rückstand aus der stationären Verbrennung fossiler Brennstoffe, als Kraftwerksnebenprodukte in großen Mengen anfallen [Kutchko06] und durch Flotation separiert werden [Rohatgi06]. Die insbesondere in Kohlekraftwerken entstehenden hohlkugelförmigen Partikel bestehen überwiegend aus amorphem Aluminiumsilikat, mit variablen Anteilen an Mullit und Quarz, sowie Metalloxiden, vorwiegend auf der Basis von Fe und Ca [Kutchko06]. Sie besitzen eine große Bandbreite an Durchmessern von ca. 10 bis 250 µm, geringe Wandstärken von z. T. unter 10 µm, vergleichsweise hohe Schüttdichten von 0,6−0,8 g/cm3 [Blach05, Rohatgi06, Palmer07] sowie einen großen Anteil an defekten Hohlkugeln [Rohatgi11]. Insgesamt handelt es sich um ein wirtschaftliches, aber sowohl chemisch als auch physikalisch sehr heterogenes Produkt. Cenosphären bildeten die Basis für Arbeiten zu syntaktischen Metallschäumen mit Aluminium- [Rohatgi98, Blach05, Rohatgi06, Palmer07. Orbulov08, Tao09, Orbulov12, Tao12], Zink- [Daoud08] und vereinzelt auch Magnesiumlegierungen [Daoud07, Rohatgi09]. 2.3.1 Keramische Mikrohohlkugeln Die Palette der Materialien, aus denen Mikrohohlkugeln gefertigt werden, reicht von Gläsern über Keramiken, Metallen und Polymeren bis zu organischen Substanzen. Die Bandbreite der Herstellungsverfahren und Anwendungen ist entsprechend vielschichtig. Anwendungen für Mikrohohlkugeln finden sich in der Elektrotechnik, der Nukleartechnik, der Medizintechnik, der Konsumgüterindustrie und in Feuerfestprodukten [Wilcox95]. Auch in Leichtbaustrukturen haben Mikrohohlkugeln in syntaktischen Polymerschäumen industriellen Einsatz gefunden [Wilcox95]. Zur Herstellung von Bauteilen mit niedrigem spezifischen Gewicht kommen dabei aus ökonomischen Gründen v. a. Glashohlkugeln zum Einsatz. Diese dienen neben einer Dichtereduktion auch als Verstärkungsphase zur Verbesserung der spezifischen mechanischen Eigenschaften von Thermo- und v. a. Duroplasten [Luxmoore82]. Als Füllstoff zur Verarbeitung mit schmelzflüssigen Magnesiumlegierungen sind Mikrohohlkugeln aus Silikat-Glas dagegen ungeeignet, wie Untersuchungsergebnisse in [Weise07] dokumentieren. In dieser Untersuchung führten nicht näher spezifizierte Grenzflächenreaktionen trotz Nutzung einer Druckgießanlage und daraus resultierenden sehr geringen Kontaktzeiten zwischen einer schmelzflüssigen AM50-Magnesiumlegierung und BorsilikatglasHohlkugeln zu einer Zerstörung und Infiltration der Glashohlkugeln. Bei Abgüssen mit der Aluminiumlegierung AlSi9Cu3 unter ansonsten identischen Gießbedingungen blieben die Glashohlkugeln dagegen intakt [Weise07]. Für Magnesiummatrixwerkstoffe weisen nur keramische oder metallische Hohlkugeln adäquate Eigenschaften auf. Neben einer chemischen Kompatibilität mit schmelzflüssigen Magnesiumlegierungen sind zur Herstellung von syntaktischen Magnesiumschäumen noch weitere Anforderungen an die Hohlkugeln zu stellen: zum einen eine möglichst geringe scheinbare Dichte, die im Sinne der Mischungsregel zu einer signifikanten Dichtereduktion beitragen kann (Dichte Magnesiumlegierungen: ca. 1,8 g/cm3), zum anderen ein möglichst geringer Anteil an Hohlkugeln mit beschädigter Hohlkugelschale, um einen hohen Anteil nutzbringender Hohlkugeln in der Verbundstruktur zu erreichen. Speziell im Zusammen- GRUNDLAGEN 14 hang mit Grundlagenuntersuchungen ist darüber hinaus eine hohe Gleichmäßigkeit der Hohlkugeln in Bezug auf Durchmesser, Sphärizität und Wandstärke vorteilhaft. Zur Herstellung derartiger Mikrohohlkugeln sind zwei pulvertechnologische Verfahrensprinzipien bekannt, die jeweils Hohlkugeln mit wenigen Millimetern Durchmesser erzeugen: zum einen das Verdüsen von Suspensionen durch spezielle Ringdüsen zur Freisetzung einzelner hohler Tropfen mit anschließender Vorkonsolidierung in einem Reaktor [Torobin87], zum anderen das Beschichten verlorener sphärischer Trägermaterialien aus expandiertem Polystyrol in einem Wirbelbett [Jaeckel93]. Beiden Formgebungsprozessen schließt sich jeweils ein geeigneter Sinterprozess an. Der Fokus des ersten Verfahrens lag in der Herstellung keramischer Hohlkugeln [Cochran98], wohingegen der zweite Prozess insbesondere zur Herstellung metallischer Hohlkugeln entwickelt wurde [Andersen98, Andersen00]. Da metallische Hohlkugeln nach dem zweiten Verfahrensprinzip zum Zeitpunkt der experimentellen Untersuchungen noch nicht in geeigneter Qualität und ausreichender Menge zur Verfügung standen [Andersen98], wurden derartige Hohlkugeln nicht näher untersucht. Zu Details des Verfahrens sei auf einschlägige Fachliteratur verwiesen (u. a. [Jaeckel93, Andersen98, Göhler01, Stephani04]). Das erste, am Georgia Tech entwickelte und patentierte Verfahren geht von einem Prekursorschlicker aus, der aus keramischem Pulver, einem Lösungsmittel und einem thermoplastischen Binder besteht [Torobin87]. Als keramische Pulver kommen beispielsweise Pulver aus Aluminiumoxid, Mullit, Titanoxid oder Zirkonoxid zur Anwendung. Um ideale rheologische Fließeigenschaften der Suspension zu erreichen, sollte die mittlere Partikelgröße des Pulvers 2−4 µm aufweisen. Der thermoplastische Binder besteht aus Poly-Methyl-Methacrylat (PMMA) mit einem Gewichtsanteil von 3,5 %. Als Lösungsmittel wird Aceton eingesetzt. Der Feststoffgehalt des keramischen Schlickers beträgt typischerweise zwischen 40 und 55 Vol.-% [Baxter97]. Inertgas p p keramischer Schlicker innere Düse Inertgasstrom äußere Ringdüse Zur Formgebung wird ein koaxiales Düsensystem eingesetzt, welches in Abbildung 2.8 schematisch dargestellt ist. Der keramische Hohlkugeln Schlicker fließt aufgrund eines auf die Flüssigkeitssäule aufgebrachten definierten Gasdrucks durch eine Ringdüse. Gleichzeitig strömt durch eine koaxiale innere Düsenöffnung Inertgas. Der austretende zylindrische hohle Strahl weitet sich kurz nach Verlassen der Düse aufgrund Abbildung 2.8: Schematische Darstellung des Gasstroms auf, bevor er sich bei einer der Verdüsung keramischer Hohlkugeln definierten Austrittslänge aufgrund der Oberflä- nach [Torobin87]. chenspannung wieder einschnürt. Somit werden periodisch gleichmäßige hohle Tropfen erzeugt. GRUNDLAGEN 15 Diese hohlen Tropfen formen sich zu Hohlkugeln ein, die während des Herabfallens in einem Trockenturm im Gegenstrom warmer Luft ihre Grünfestigkeit erhalten. Zur Konsolidierung der keramischen Hohlkugelwände folgt anschließend ein mehrstündiger Sintervorgang mit einer auf die Keramik abgestimmten Sintertemperatur, wobei das Bindersystem pyrolisiert wird [Torobin87]. Die Produktionsrate des Verfahrens hängt von der Hohlkugelgeometrie ab und liegt im Bereich von 3000 bis 15000 Hohlkugeln pro Minute, was einer Masse von ca. 2−6 kg pro Stunde für eine Einzeldüse entspricht [Baxter97]. Durch Variation der Prozessparameter kann der Durchmesser der Hohlkugeln in einem Bereich von 1 bis 6 mm eingestellt werden, wobei enge Toleranzen im Durchmesser erzielt werden [Nagel97]. Die mittlere Wandstärke derartiger Hohlkugeln beträgt zwischen ca. 40 µm und 200 µm [Cochran98]. Entsprechend konnten keramische Hohlkugeln mit einer scheinbaren Dichte bis zu einem Minimalwert von 5 % der theoretischen Dichte des Kugelwandmaterials produziert werden [Baxter97]. Keramische Hohlkugeln nach diesem Herstellungsverfahren waren Mitte der 1990er Jahre von der Firma Ceramic Fillers Inc. unter dem Markennamen AerospheresTM kommerziell erhältlich. Aufgrund ihres Eigenschaftsprofils sowie ihrer ausreichenden Verfügbarkeit, bildeten derartige keramische Hohlkugeln die Grundlage der vorliegenden Entwicklungen. Abbildung 4.1 in Abschnitt 4.1.1 zeigt entsprechende Aluminiumoxid-Hohlkugeln. 2.3.2 Kugelpackungen Ausgangspunkt für die Herstellung von syntaktischen Metallschäumen durch Schmelzinfiltration einer Hohlkugelschüttung ist das Einfüllen der Hohlkugeln in eine Gießform mit ggf. anschließender Vibration zur Erhöhung der statistischen Packungsdichte. Die in der Literatur dokumentierte Bandbreite an Hohlkugelvolumengehalten in syntaktischen Metallschäumen ist dabei vergleichsweise groß. So wird für Cenosphären von Hohlkugelvolumenanteilen von ca. 50−60 % [Rohatgi98], 57 bzw. 65 % [Rohatgi06] oder 50−70 % [Palmer07] berichtet. Wenngleich sich keine Angaben über die Häufigkeitsverteilung des Durchmessers der verwendeten Cenosphären in den Publikationen finden, ist dennoch von einem Einfluss der jeweiligen Durchmesserverteilung auf diese Messergebnisse auszugehen. Auch bei der Verwendung der oben beschriebenen keramischen Mikrohohlkugeln, die aufgrund ihres sehr gleichmäßigen Durchmessers als monodispers angesehen werden können, werden erheblich differierende Hohlkugelvolumenanteile angegeben: 60 bzw. 70 % [Drury89], 55−63 % [Rickles89], ca. 55 % [Rawal93], 55 % [Kiser95] oder 55 bzw. 60 % [Kiser99]. Die möglichen Ursachen für die starke Streuung der Ergebnisse sind vielschichtig. Sie reichen von geometrischen Einflussfaktoren, über mögliche Separationseffekte während der Herstellung bis zu statistischen Schwankungen. Da in keiner dieser Veröffentlichungen der Hohlkugelvolumengehalt Gegenstand detaillierter Studien war und darüber hinaus Angaben über die Messmethoden seiner Ermittlung fehlen, ist eine Bewertung der Daten im Einzelnen nicht möglich. Der Hohlkugelvolumengehalt in den syntaktischen Schäumen stellt im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit eine entscheidende Größe dar. Da die Untersuchungen ausschließlich an syntaktischen Magnesiumschäumen mit keramischen Hohlkugeln nahezu identischen Durchmessers durchgeführt wurden, bleibt die folgende Literaturübersicht zur Packungsdichte einiger in diesem Zusammenhang wichtiger statistischer und geordneter Kugelpackungen auf Kugeln gleichen Durchmessers beschränkt. GRUNDLAGEN 16 Die Packung von Kugeln gleichen Durchmessers wurde in der Wissenschaft im Zusammenhang mit verschiedenen physikalischen Fragestellungen untersucht. Geordnete Kugelpackungen sind das anerkannte Modell zur Beschreibung der Atomanordnung von kristallinen Festkörpern. Zufällige Kugelpackungen waren und sind Gegenstand der Forschung in diversen ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen. Die grundlegenden Arbeiten auf dem Gebiet statistischer Kugelpackungen standen insbesondere im Zusammenhang mit der Strukturaufklärung von Flüssigkeiten ([Bernal59, Scott60, Bernal64, Scott69]). Kugelpackungen sind dreidimensionale geometrische Anordnungen von Kugeln im Raum, bei der sich einzelne Kugeln punktuell berühren, aber nicht überlappen. Um letzteres zum Ausdruck zu bringen, wird bei der mathematischen Behandlung von Kugelpackungen auch von „harten“ Kugeln gesprochen. Mechanisch stabile Kugelpackungen entstehen, wenn sich die Kugeln gegenseitig abstützen und sich alle Kräfte und Momente in der Packung im Gleichgewicht befinden [Song08]. Die wichtigste globale Kenngröße von Kugelpackungen ist ihre Packungsdichte bzw. Raumerfüllung XK. Diese ist gemäß Gleichung 2.1 allgemein definiert als das Verhältnis zwischen dem Kugelvolumen VK und einem Referenzvolumen VRef. In der Kristallographie ist letzteres das Volumen einer geometrisch definierten Einheitszelle. Im Falle zufälliger Kugelpackungen ist das Referenzvolumen z. B. ein Gefäßvolumen. XK = VK V Ref (2.1) Die Raumerfüllung XK von Kugelpackungen kann über eine einfache Beziehung nach Gleichung 2.2 mit dem Lückengrad bzw. Kugelzwischenraum XZ verknüpft werden: X Z = 1− XK (2.2) Mit Blick auf eine Packung monomodal verteilter Hohlkugeln zur Herstellung syntaktischer Schäume ist die statistisch dichte Packung gleich großer Kugeln von besonderer Bedeutung. In der angelsächsischen Fachliteratur wird diese Kugelpackung als „Random Close Packing“ [Scott69] (RCP) [Song08] bezeichnet. Die geringste Packungsdichte, bei der eine Schüttung gleich großer Kugeln theoretisch gerade noch mechanisch stabil ist, wird entsprechend „Random Loose Packing“ [Scott69] (RLP) [Song08] genannt. In Abbildung 2.9 sind experimentell und theoretisch ermittelte Werte für die Packungsdichte statistisch dicht gepackter Kugelpackungen zusammengestellt. Alle Datenpunkte beziehen sich auf RCP. Daneben zeigt diese Auftragung theoretisch abgeleitete Grenzwerte für RLP und RCP nach [Song08] sowie den Grenzwert für die dichteste Kugelpackung (dP). Die in Abbildung 2.9 eingetragenen Datenpunkte für RCP sind einer Datenzusammenstellung von [Berryman83] entnommen und stammen aus elf unterschiedlichen Literaturquellen. Typischerweise werden Werte für RCP von 63,5±1 % ermittelt. Da die statistisch dichte Kugelpackung naturgemäß keine präzise geometrische Definition besitzt ist die auftretende Schwankungsbreite in den Literaturdaten nicht überraschend. Die experimentellen Datenpunkte in Abbildung 2.9 stammen v. a. aus Untersuchungen mit z. T. mehreren Zehntausend eng tolerierten Kugellagerkugeln aus Wälzlagerstahl, die in Gefäßen durch Klopfen bis zum Maximum verdichtet wurden. Als experimenteller Referenzwert für RCP gilt dabei 63,66 % von Scott et al. [Scott69], da bei dieser experimentellen Studie besondere Sorgfalt darauf verwendet wurde, den Randeinfluss des Messgefäßes zu minimieren und die Ergebnisse präzise auf ein unendliches Volumen zu extrapolieren. GRUNDLAGEN 17 Hintergrund ist die Tatsache, dass die Packungsdichte von statistischen Kugelpackungen durch äußere Oberflächen beeinflusst wird. Zum einen besteht besonders an ebenen Flächen eine Tendenz zur Ausbildung geordneter Bereiche, zum anderen ist der Lückengrad unmittelbar an den Gefäßwänden erhöht [Scott69]. Entsprechend ist die Packungsdichte vom Verhältnis Kugeldurchmesser/Gefäßdurchmesser bzw. –höhe abhängig [Scott60]. Detaillierte Messungen zeigen, dass der lokale Lückengrad, ausgehend vom Wert 1 an der Gefäßwand, als Funktion in Form einer gedämpften Schwingung um den mittleren Lückengrad einer Kugelschüttung oszilliert, bevor er bei einem Randabstand von etwa 4−5 Kugeldurchmessern in diesen übergeht [Benenati62]. Eine Integration des lokalen Lückengrades führt außerdem zu dem Ergebnis, dass bereits in einem Abstand von 0,5 bis einem Kugeldurchmesser der integrale Lückengrad nur noch geringfügig vom mittleren Lückengrad einer statistischen Packung abweicht [Benenati62]. XK ≈ 0,57 XK ≈ 0,64 XK ≈ 0,74 Alle Datenpunkte aus der Datensammlung [Berryman83] hdp A A B [Scott69] RLP [Song08] RCP 0,0 0,50 0,55 0,60 B ts 0,65 0,70 A C kfz dP 0,75 0,80 Packungsdichte XK (1) Abbildung 2.9: Packungsdichte gleich großer Kugeln. Die experimentell (geschlossene Symbole) sowie theoretisch (offene Symbole) ermittelten Datenpunkte für statistisch dichte Packungen (RCP) sind einer Literaturdatenzusammenstellung [Berryman83] entnommen und basieren auf den dort genannten elf verschiedenen Literaturquellen. Typisch sind Werte für RCP von 63,5±1 %; als experimenteller Referenzwert gilt 63,66 % [Scott69]. Als theoretische Grenzen für mechanisch stabile zufällige Packungen sind Werte für RLP und RCP nach [Song08] eingetragen. Oberster Grenzwert stellt die geordnete dichteste Kugelpackung (dP) mit ca. 74,05 % dar. Die Computer-Illustrationen aus [Palombo13] veranschaulichen einige Zahlenwerte. Über verschiedene mathematische Ansätze wurden Werte für RCP in der oben genannten Bandbreite ermittelt. Neuere Berechnungen aus der statistischen Mechanik legen nahe, dass die statistisch dichte Packung identischer reibungsloser harter Kugeln den Wert 63,4 % nicht überschreiten kann, da bei dieser Packungsdichte eine fixierte Struktur besteht, der eine Art Phasenzustand zugeschrieben wird [Song08]. GRUNDLAGEN 18 Vorsichtiges Einfüllen von Kugeln gleichen Durchmessers in ein Gefäß zur experimentellen Ermittlung einer möglichst geringen Packungsdichte (RLP) resultiert typischerweise in einem Wert von ca. 60 % [Scott60]. Der theoretische untere Grenzwert nach [Song08] bei 53,6 % weicht davon erheblich ab. Literaturdaten zu RLP zeigen generell, dass die Berechnungen für RLP stark von experimentell ermittelten Werten abweichen. Die Diskrepanz wird insbesondere auf den Gravitationseinfluss zurückgeführt [Onoda90]. In monodispersen Kugelpackungen, die Packungsdichten um bzw. über RCP aufweisen, liegen lokal Bereiche mit dichtester Kugelpackung (dP) vor [Bernal64]. Die dichteste Kugelpackung entsteht z. B. durch schichtweise Stapelung hexagonal dicht gepackter Kugelebenen (Skizze in Abbildung 2.9). Aufgrund zweier unterschiedlicher dreieckiger Vertiefungen zwischen je drei Kugeln einer Basisebene A, in der die Kugeln der nächsten Ebene zu liegen kommen, existieren zwei weitere unterscheidbare Kugelebenen des Typs B und C. Jede beliebige Stapelfolge der Kugelebenen A, B oder C, bei der keine identischen Kugelebenen aufeinanderfolgen, resultiert in einer dichtesten Kugelpackung. Die streng geordnete Stapelfolge ABAB… entspricht der hexagonal dicht gepackten (hdp), die Stapelfolge ABCABC… der kubisch flächenzentrierten (kfz) Kristallgitterstruktur. Die Raumerfüllung der dichtesten Kugelpackung lässt sich mit elementarer Geometrie berechnen; sie beträgt π /3 2 , d. h. ca. 74,05 %. Dass dies die dichteste mögliche Packung gleich großer Kugeln in drei Dimensionen ist, wurde für regelmäßige Gitter durch den berühmten Mathematiker C. F. Gauß bewiesen [Gauß1831]. Der mathematische Beweis, dass diese als „Keplersche Vermutung“ bekannte Hypothese auch für unregelmäßige Kugelanordnungen gilt, ist aber erst vor einigen Jahren anhand eines aufwändigen mehrjährigen Computerbeweises durch Hales gelungen, der das Problem, den Lösungsweg und eine Synopsis zu einer Reihe von Veröffentlichungen für den Beweis in [Hales98] beschreibt. Als Schlussfolgerung für die Herstellung und die Struktur von syntaktischen Metallschäumen ergibt sich aus obigen Daten, dass für statistische Packungen von monomodal verteilten Hohlkugel in einer vollständig gefüllten Form ein Hohlkugelvolumengehalt in einem engen Wertebereich zwischen ca. 60 (RLP) und 63,5 % (RCP) zu erwarten ist. 2.3.3 Herstellung von syntaktischen Metallschäumen Die Herstellung von syntaktischen Metallschäumen erfolgt primär schmelzmetallurgisch. Dabei bestehen grundsätzlich zwei Ansätze: zum einen das Einrühren von Hohlkugeln in eine Metallschmelze und zum anderen die Infiltration einer Hohlkugelpackung in einer Gießkokille durch schmelzflüssiges Metall [Rohatgi09]. Der erste Verfahrensweg weist den technologischen Nachteil auf, dass aufgrund der zumeist vorliegenden schlechten Benetzbarkeit zwischen dem keramischen Hohlkugelwerkstoff und der Metallschmelze sowie aufgrund des großen Dichteunterschieds eine starke Tendenz zur Separation besteht. Das Verfahren, das bislang v. a. mit Cenosphären zur Anwendung kam [Daoud07, Daoud08, Rohatgi09], erfordert starkes Rühren mit hohen Scherkräften. Es ist nur für Hohlkugelanteile von wenigen Prozent geeignet. Typische Beimengungen an Cenosphären liegen zwischen 5 und 20 Vol. %, in Einzelfällen bei maximal 30 Vol.-%. Die Gießbarkeit einer mit einem hohen Volumenanteil an keramischen Hohlkugeln gefüllten Metallschmelze ist dabei stark eingeschränkt. Als weitere technologische Herausforderungen stellten sich eine schwankende Gussqualität mit häufig auftretenden Agglomeraten sowie ein hoher Anteil im Inneren mit Metall gefüllter Cenosphären heraus [Rohatgi09]. Letzteres wird sowohl auf einen hohen Anteil an bereits im Ausgangszustand GRUNDLAGEN 19 defekten Cenosphären als auch auf eine Beschädigung der Hohlkugelwände während der starken Scherung der Schmelze zurückgeführt. Im Falle von Magnesiumlegierungen als Matrixmetall sind außerdem die auftretenden Grenzflächenreaktionen sowie die nur sehr geringe Dichtereduktion als Verfahrensnachteile zu nennen. So wurden in den Arbeiten von [Daoud07] und [Rohatgi09] eine Dichtereduktion von gerade einmal 5 bis maximal 15 % gegenüber den monolithischen Magnesiummatrixlegierungen erzielt. Der zweite technologische Ansatz wurde in Deutschland bereits früh patentiert [Thiele71] und mit Aluminium als Matrixmetall erprobt [Thiele72]. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine Schüttung von Leichtkörpern mit einer Metallschmelze überschichtet. Ein an der Kokille angelegtes Vakuum bewirkt das Einfließen des Metalls von oben in diese Schüttung. Als geeigneter Druckbereich wird ca. 0,99 bis 0,67 bar angegeben, d. h. der zusätzlich zum metallostatischen Druck aufgebrachte Druckunterschied beträgt maximal ca. 0,33 bar. Die Herstellung syntaktischer Schäume auf Aluminiumbasis am Georgia Institute of Technology erfolgte mittels eines analogen Verfahrensprinzips [Rickles89, Drury89]. Ohne auf den Prozess näher einzugehen ist in diesen Veröffentlichungen von einem mit Vakuum unterstützten Infiltrationsprozess in einer vorgeheizten, mit keramischen Hohlkugeln gefüllten Graphitform die Rede. Den Angaben in [Lanning91, Rawal93, Rawal95] ist dagegen zu entnehmen, dass bei der Martin Marietta Astronautics Group zur Probenfertigung ein mit Gasdruck unterstützter Gießprozess nach dem Prinzip des Niederdruckkokillengießens zur Anwendung kam, d. h., dass die Schmelze durch einen auf ein Schmelzbad wirkenden Gasdruck von unten über ein Steigrohr in die Gießkavität gefüllt wurde. Prozesstechnische Details wie z. B. Verfahrensablauf, Gieß- und Formtemperatur oder angewandter Gießdruck waren aber auch hier nicht Gegenstand der Veröffentlichungen. Vor diesem Hintergrund war im Zuge der vorliegenden Untersuchung eine Prozessentwicklung und –optimierung zur reproduzierbaren Herstellung syntaktischer Magnesiumschäume ein erster wesentlicher Schritt. Auf der Grundlage eines am Lehrstuhl WTM entwickelten Verfahrens zur Gasdruckschmelzinfiltration [Öttinger93] wurde dazu ein nicht-isothermer Infiltrationsgießprozess entwickelt, dessen Verfahrensschema und -ablauf erstmals in [Hartmann97] vorgestellt wurde. Abbildung 2.10 zeigt die Verfahrensschritte im Überblick. 1. Schmelzen 2. Evakuieren 3. Infiltrieren Ar Kühlzone Form 4. Erstarren Ar syntaktischer Schaum Hohlkugeln Heizzone Schmelze Metall Abbildung 2.10: Schematische Darstellung des Infiltrationsgießens zur Herstellung syntaktischer Magnesiumschäume nach [Hartmann98]. GRUNDLAGEN 20 In dieser frühen Phase wurden von der Arbeitsgruppe am Lehrstuhl WTM auch Beiträge zum Einfluss der Prozessparameter auf das Infiltrationsergebnis geleistet [Hartmann98]. Danach beträgt z. B. der optimale Infiltrationsdruck unter den gewählten Prozessbedingungen ca. 0,5 bar. Mit Reproduktion von Abbildung 2.10 in [Banhart01], einem der am häufigsten zitierten Übersichtsartikel zu Metallschäumen, bildete dieses Verfahrensschema in der Folge die Referenz zur Fertigung syntaktischer Metallschäume. Eine detaillierte Beschreibung dieses Infiltrationsgießprozesses ist Inhalt von Abschnitt 4.2. Die Gasdruckschmelzinfiltration wurde in weiteren Untersuchungen sowohl entgegen [Rohatgi98, Blach05, Rohatgi06] als auch in Richtung der Schwerkraft [Palmer07, Orbulov08, Orbulov12] als Herstellungsmethode für syntaktische Metallschäume angewandt. Der Einfluss der Prozessparameter auf das Infiltrationsergebnis war dabei nur in wenigen Studien Gegenstand der Veröffentlichungen. So zeigte [Rohatgi98] in einem kleinen Laboraufbau, dass zur Infiltration einer Cenosphären-Schüttung (mittlere Partikelgröße: 145 µm) mit Reinaluminium ein Mindestinfiltrationsdruck zwischen 2,0 und 2,8 bar erforderlich ist. In [Orbulov08] wird auf Basis der theoretischen Arbeiten von Kaptay et al. [Kaptay92, Kaptay01] für mittlere Hohlkugelgrößen von 100 µm ein Mindestinfiltrationsdruck von 1,0 bar berechnet, die korrespondierenden Experimente allerdings mit 3,5 bis 4,0 bar durchgeführt. Eine weitere Arbeit zum Einfluss des Infiltrationsdruckes und der Infiltrationszeit auf die Infiltrationslänge [Orbulov11] zeigt experimentell, dass die Infiltrationslänge mit der Zunahme beider Größen im untersuchten Bereich von 1−5 Sekunden bzw. 1,5–4,0 bar steigt. In weiteren experimentellen Arbeiten zu syntaktischen Aluminiumschäumen kamen auch höhere Infiltrationsdrücke zur Anwendung. So verwendete [Palmer07] 4,5 bar für Cenosphären mit 10−500 µm Durchmesser und [Blach05] 35 bar bei einer Partikelgröße von 15−75 µm. Insgesamt wurden bislang nur wenige Prozessdetails zur Herstellung syntaktischer Metallschäume publiziert. Insbesondere konnte keine geschlossene Abhandlung zum Einfluss der Material- und Prozessparameter auf das Infiltrationsergebnis gefunden werden. Es ist daher ein wesentliches Ziel dieser Arbeit, die Prozessgrenzen beim Infiltrationsgießen sowohl experimentell zu ermitteln als auch theoretisch abzubilden. Zu diesem Zweck werden im Folgenden einige physikalische Grundlagen bei der Infiltration von keramischen Partikelschüttungen mit einer Metallschmelze zusammengefasst. 2.4 Grundlagen der Schmelzinfiltration Die Infiltration einer Anordnung von keramischen Partikeln oder Fasern mit flüssigem Metall zur Herstellung von Metall-Matrix-Verbundwerkstoffen ist ein in der Literatur ausführlich erörterter, komplexer physikalischer Vorgang. Vor allem die Forschergruppen um Mortensen, Cornie und Flemings [Mortensen87, Masur87, Oh89, Mortensen89, Masur89, Mortensen90, Mortensen92, Mortensen93], Garcia-Cordovilla [Narciso95a, Narciso95b, Garcia-Cordovilla99] und Kaptay [Kaptay92, Kaptay01] haben Grundlagenuntersuchungen und entsprechende Modelle zu verschiedenen Aspekten der Infiltration vorgelegt. Als wesentliche Vorgänge sind dabei nach [Mortensen92] die Chemie und die Physik der Benetzung, die Strömungsmechanik der Infiltration sowie thermische Effekte, wie die Erstarrung der Schmelze, zu nennen. Die wichtigsten Einflussgrößen aus der Vielzahl an Faktoren, die die Schmelzinfiltration beeinflussen, sind in Abbildung 2.11 zusammengefasst. GRUNDLAGEN 21 keramische Partikel • Volumenanteil • chem. Zusammensetzung • Partikelgeometrie, -oberfläche • Partikelgröße und -verteilung • ... Grenzflächen • Benetzungswinkel • Adhäsionsenergie • chemische Reaktionen • Temperatur • … flüssiges Metall • Legierung • Temperatur • Oberflächenspannung • Viskosität • … Prozessparameter • Infiltrationsdruck • Infiltrationszeit • Atmosphäre • Temperaturverteilung • … Abbildung 2.11: Einflussfaktoren auf die Kinetik der Infiltration einer Packung keramischer Partikel mit einer Metallschmelze nach [Mortensen92] und [Garcia-Cordovilla99]. Unter isothermen Prozessbedingungen bei Temperaturen oberhalb der Liquidustemperatur der jeweiligen Legierung bleibt die Schmelzinfiltration von Erstarrungseffekten unbeeinflusst. Als wesentliche physikalische Vorgänge während der Schmelzinfiltration einer Packung keramischer Partikel sind dann einerseits die Benetzung der keramischen Partikeloberfläche durch schmelzflüssiges Metall und andererseits die Durchströmung des Schüttgutes mit Schmelze zu betrachten [Garcia-Cordovilla99]. 2.4.1 Kapillardruck zur Überwindung der Grenzflächenenergie Die entscheidenden Größen, die die Benetzung eines Festkörpers durch eine Flüssigkeit bestimmen, sind die Grenzflächenenergien an den Phasengrenzflächen. Der Zusammenhang zwischen den Grenzflächenenergien der drei Phasengrenzflächen fest/flüssig γsl, fest/gasförmig γsv und flüssig/gasförmig γlv über den Benetzungswinkel Θ ist unter Gleichgewichtsbedingungen durch die Grundgleichung nach Young [Young1805] (Gleichung 2.3) gegeben. γ sv = γ sl + γ lv cos Θ (2.3) In Abbildung 2.12 sind die genannten Größen für einen liegenden Schmelzetropfen auf einem Festkörper grafisch veranschaulicht. Im Fall von γsv > γsl, benetzt eine Schmelze die Festkörperoberfläche spontan. Im anderen Fall eines nicht benetzenden Systems, wie er in Abbildung 2.12 dargestellt ist, ist die Zufuhr von Energie notwendig, um die neue Grenzfläche γlv zwischen der Schmelze und dem Festkörper zu Schmelze bilden. Zur Überwindung dieser GrenzflächenΘ γsl γsv energie muss bei der Schmelzinfiltration einer porösen Festkörperschüttung entsprechend ein Festkörper Mindestdruck aufgebracht werden. Dieser Grenzdruck zur Überwindung der Kapillarkräfte − auch Kapillardruck pγ genannt − kann unter Abbildung 2.12: Schemazeichnung eines liegenden Flüssigkeitstropfens auf einer Berücksichtigung der notwendigen spezifischen Festkörperoberfläche nach [Oh89] zur Grenzflächenenergie und der spezifischen Definition der Grenzflächenkräfte und des Oberfläche der Partikel berechnet werden. Benetzungs- bzw. Kontaktwinkels Θ. GRUNDLAGEN 22 Für Partikel mit einem mittleren Partikeldurchmesser D und einem Volumenanteil XK (in der Folge: Kugelvolumenanteil) besteht gemäß [Oh89] folgender Zusammenhang: pγ = 6λγ lv cos Θ XK (1 − X K )D (2.4) Dabei ist λ ein Geometriefaktor, der die Abweichung der Partikel von der Kugelform, die Größenverteilung der Partikel und die Oberflächenrauigkeit der Partikel berücksichtigt. Für glatte, monomodal verteilte Kugeln nimmt λ den Wert 1 an [Garcia-Cordovilla99]. Nach Gleichung 2.4 kommt es zu einer spontanen Infiltration, wenn Θ < 90° ist. Im anderen Fall, Θ > 90°, ist ein äußerer Druck zur Überwindung der Kapillarkräfte notwendig. Dieser Grenzwinkel von 90° gilt allerdings streng genommen nur für zylindrische Kapillaren [Kaptay92]. Da das offene Porennetzwerk einer Schüttung aus Partikeln geometrisch indes stark von der Geometrie unidirektionaler zylindrischer Poren abweicht, haben Kaptay und Stefanescu [Kaptay92] ein Modell aufgestellt, das zur Ableitung des Kapillardrucks von einer dichtest gepackten Anordnung gleich großer Kugeln ausgeht, die senkrecht zu den dichtest gepackten Ebenen infiltriert werden. Durch eine Bilanz der Grenzflächenenergien konnten sie für diese Kugelanordnung zeigen, dass für das spontane Eindringen der Schmelze in die Kugelpackung ein kritischer Benetzungswinkel Θcr von 50,7° existiert [Kaptay92]. Ein identischer Winkel wurde generell zur Infiltration der Tetraederlücken in dichtest gepackten Strukturen auch für andere Infiltrationsrichtungen ermittelt [Trumble98]. Da gemäß diesem Modell das Eindringen der Schmelze in die gesamte Schüttung erfolgt, sobald die Schmelzefront die zweite Kugellage erreicht, ist der mindestens zu überwindende Kapillardruck zur Infiltration einer Kugelschüttung nach [Kaptay01] wie folgt gegeben: pγ = 2fk γ lv (cos Θcr − cos Θ) D (2.5) In dieser Gleichung ist fk erneut ein Geometriefaktor, der für die dichteste Packung von Kugeln gleichen Durchmessers den Wert π / 3 annimmt [Kaptay01]. Aus Gleichung 2.5 ist leicht ersichtlich, dass zur Überwindung der Grenzflächenenergien in dichtesten Kugelpackungen auch benetzende Systeme mit 50,7°< Θ < 90° einen von außen aufzubringenden Infiltrationsdruck benötigen. Die Gleichungen 2.4 bzw. 2.5 stellen aus thermodynamischer Sicht einen unteren Grenzwert für den Druckschwellwert zur Überwindung der Grenzflächenenergie dar. Da während der Infiltration irreversible Vorgänge wie chemische Reaktionen und Reibungsverluste auftreten, die zusätzliche Energie verzehren [Mortensen87], werden in experimentellen Studien i. d. R. höhere Werte für den Kapillardruck gemessen. 2.4.2 Druckverlust in durchströmten Schüttungen Unter der Annahme, dass es sich bei Metallschmelzen um inkompressible Flüssigkeiten handelt, die Strömung während der Infiltration weitgehend laminar erfolgt und die Durchströmung einer Schüttung als unidirektional idealisiert wird, kann der Druckverlust ∆pµ aufgrund der inneren Reibung der Metallschmelze durch Darcy’s Gesetz nach Gleichung 2.6 beschrieben werden [Garcia-Cordovilla99]. Eine Abschätzung von Mortensen et al. [Mortensen89] zeigt, dass sich für die Infiltration von Partikel- oder Faseranordnungen mit Metallschmelzen zumeist Reynoldszahlen kleiner 1 ergeben und somit tatsächlich von einer GRUNDLAGEN 23 laminaren Strömung und damit der Gültigkeit folgender Beziehung ausgegangen werden kann. ∆p µ = h 2 µ (1 − X K ) hvµ (1 − X K ) = 2kt 2k (2.6) In dieser Gleichung ist h die Höhe der durchströmten Schüttung. µ bezeichnet die dynamische Viskosität der Metallschmelze (der gebräuchlichere griechische Buchstabe η bezeichnet in Abschnitt 2.5.2 den Wirkungsgrad der Energieabsorption), t bzw. v die mittlere Zeit zur Durchströmung bzw. die daraus abgeleitete mittlere Strömungsgeschwindigkeit der Schmelze und k die Permeabilität der porösen Schüttung. Die Permeabilität k kann gemäß [Carman37] anhand der Kozeny-Carman-Gleichung berechnet werden. Diese Gleichung setzt die Permeabilität mit der spezifischen inneren Oberfläche einer Schüttung in Beziehung. Für eine Kugelpackung mit gleich großen Kugeln mit dem Durchmesser D nimmt der Ausdruck für k mit den bereits definierten Größen die Form von Gleichung 2.7 an [Carman37]. Für die darin enthaltene Kozeny-Konstante K, die u. a. von der Schüttgutgeometrie und dem Lückengrad der Schüttung abhängig ist, sind für eine Vielzahl von Kugelschüttungen experimentell Werte um 5 ermittelt worden [Carman37]. k= D 2 (1 − X K ) 3 ⋅ 2 K 36 X K (2.7) Gleichung 2.7 zeigt, dass k direkt proportional zum Quadrat des mittleren Kugeldurchmessers D ist. Somit stellt der Kugeldurchmesser sowohl in Gleichung 2.5 als auch in Gleichung 2.6 einen maßgeblichen Parameter für den aufzubringenden Infiltrationsdruck dar. 2.5 Eigenschaften und Anwendungen von Leichtmetallschäumen Die folgenden Abschnitte enthalten einen Überblick über einige wichtige Eigenschaften von geschlossenzelligen Leichtmetallschäumen. Die Auswahl der Eigenschaften und die vergleichende Darstellung zwischen konventionellen und syntaktischen Aluminiumschäumen erfolgte insbesondere mit Blick auf deren Relevanz für mögliche Anwendungen. Aus einem mikromechanischen Modell zur Beschreibung der mechanischen Eigenschaften zellularer Strukturen von Gibson und Ashby (vgl. Abschnitt 2.7.1) kann abgeleitet werden, dass geschlossenzellige Strukturen gegenüber offenzelligen Strukturen bei gleicher Porosität signifikant bessere mechanische Eigenschaften aufweisen sollten [Gibson97]. Die Anwendungsgebiete zellularer Metalle werden daher in zwei Hauptgruppen unterteilt. Offenzellige Metallschäume zielen primär auf Funktionsanwendungen ab, wohingegen geschlossenzellige Metallschäume für Strukturanwendungen prädestiniert sind [Banhart01]. Durch eine detaillierte mechanische Analyse des Leichtbaupotenzials von geschlossenzelligen Aluminiumschäumen im Vergleich zu konstruktiv optimierten Lösungen mit kompakten Werkstoffen wurden im Wesentlichen zwei aussichtsreiche Anwendungsfelder identifiziert: zum einen der Einsatz als Kernmaterial in steifigkeits- oder festigkeitslimitierten Sandwichkonstruktionen und zum anderen die Anwendung in Bereichen, in denen besonders hohe kinetische Energiebeträge absorbiert werden müssen [Evans99]. Die zellulare Struktur von Schäumen führt bei balken- oder plattenförmigen Bauteilen gegenüber kompakten Werkstoffen bei identischer Masse zu einer Separation des Materialquerschnitts mit einem erhöhten Abstand zur neutralen Faser, woraus ein hohes Flächen- GRUNDLAGEN 24 trägheitsmoment unter Biegebelastung resultiert. Besonders effektiv ist die Erhöhung des Flächenträgheitsmoments in Sandwichstrukturen, bei denen zwei kompakte Deckschichten durch einen Schaumkern getrennt werden. Die Deckschichten nehmen unter Biegebelastung primär die Normalspannungen auf, wohingegen in der zellularen Kernschicht v. a. Schubspannungen wirken. Auf Basis dieser Konstruktionsmethode lassen sich in Relation zur Masse Bauteile mit hoher Biegesteifigkeit und –festigkeit realisieren [Ashby83, Ashby00]. Zur Gewichtsoptimierung von Sandwichbauteilen sind insbesondere Aluminiumschäume mit sehr geringer Dichte unter 0,01 g/cm3 als Kernlage von Interesse [Evans99], die allerdings bislang am Markt nicht zur Verfügung stehen. Als aussichtsreichste technologische Anwendung geschlossenzelliger Leichtmetallschäume höherer Dichte gilt somit aktuell die Anwendung in Bauteilen zur Absorption kinetischer Energie [Evans99, Ashby00, Gibson00]. Dabei ist neben dem Aufprallschutz in Fahrzeugen auch der Schutz vor Druckwellen − verursacht z. B. durch Explosionen – ein aussichtsreiches Anwendungsfeld [Evans99]. Mit Blick auf diesen Anwendungsschwerpunkt wird im Folgenden insbesondere auf die Dichte sowie das mechanische Verhalten von Leichtmetallschäumen unter Druckbelastung eingegangen. Mechanische Kennwerte wie der Elastizitätsmodul, der Schubmodul oder die Schubfestigkeit, die für Kernmaterialien in Sandwichstrukturen von Bedeutung sind [Evans99, Ashby00], bleiben in dieser Übersicht ebenso unberücksichtigt, wie die mechanischen Eigenschaften unter Zugbelastung (z. B. Streckgrenze oder Zugfestigkeit), da letztere für die genannte Anwendung eine untergeordnete Rolle spielen. 2.5.1 Porosität, Zellstruktur und Dichte Die offenkundigste Eigenschaft von Metallschäumen ist ihre sehr geringe scheinbare Dichte. In Abschnitt 2.1 wurde als weitere globale Kenngröße zur Charakterisierung zellularer Struktur gezielt die Porosität eingeführt, da diese die Eigenschaften zellularer Strukturen maßgeblich bestimmt [Gibson97]. Die Porosität ist im Gegensatz zu der in der Fachliteratur zumeist genannten Bezugsgröße „relative Dichte“ (u. a. [Ashby83, Gibson97]) geeignet, sowohl konventionelle Schäume als auch syntaktische Schäume einheitlich zu charakterisieren, da sie unabhängig vom Stoffgerüstwerkstoff ist. Für konventionelle zellulare Strukturen ist mit der relativen Dichte, d. h. dem Quotient aus der scheinbaren Dichte der zellularen Struktur ρ* und der theoretischen Dichte des einheitlichen kompakten Stoffgerüstes ρS, unter Vernachlässigung der Dichte des eingeschlossenen Gases die Porosität XP über folgende Beziehung unmittelbar bekannt: XP = 1− ρ* ρS (2.8) Für syntaktische Schäume, bei denen das Stoffgerüstes aus zwei festen Phasen mit zumeist unterschiedlicher Dichte ρS1 und ρS2 besteht, ist Gleichung 2.8 zur Bestimmung des Porenvolumengehalts dagegen nicht geeignet. Obwohl in der Literatur auch für syntaktische Metallschäume immer wieder die Angabe einer relativen Dichte zu finden ist, indem auf die Dichte des Matrixmetalls normiert wurde (z. B. [Drury89, Kiser99, Blach05]), erfolgen die Betrachtungen im Rahmen dieser Arbeit ausschließlich in Abhängigkeit von der Porosität oder der (scheinbaren) Dichte. Die Porosität der syntaktischen Schäume wird dabei geometrisch ermittelt (vgl. Gleichung 2.9). Im Falle dass die Bedeutung „scheinbare Dichte“ aus dem Kontext eindeutig hervorgeht, wird GRUNDLAGEN 25 im Folgenden an Stelle des physikalisch korrekten Begriffs synonym – wie in der Fachliteratur üblich – auch der verkürzte Begriff „Dichte“ verwendet. Wie in Abbildung 2.3 bereits aufgeführt, bewegt sich die Porosität konventioneller geschlossenzelliger Aluminiumschäume je nach Herstellungsverfahren typischerweise zwischen ca. 60 und 93 %. Entsprechend ergeben sich scheinbare Dichten von knapp 0,2 bis ca. 1,0 g/cm3. Die hohen Porositätsgrade und die daraus resultierenden geringen Dichten sind unmittelbare Folge der polyedrischen Form der Zellen in Kombination mit einer geringen Wandstärke der Zellwände. So beträgt die typische Wandstärke sowohl schmelz- als auch pulvermetallurgisch hergestellter Aluminiumschäume ca. 100 µm [Körner05]. Untersuchungen an diesen Aluminiumschäumen zeigen außerdem, dass ihre mittlere Zellgröße indirekt proportional zu ihrer scheinbaren Dichte ist. Die typische mittlere Zellgröße liegt dabei in einer Bandbreite zwischen ca. 2 und 30 mm [Wood98, Körner00]. Die Zellgröße von syntaktischen Metallschäumen ist dagegen durch die Durchmesser und die Wandstärken der eingesetzten Hohlkugeln bestimmt. Entsprechend existieren im Wesentlichen zwei Klassen. Syntaktische Metallschäume mit Cenosphären mit Zellgrößen von ca. 10−200 µm und syntaktische Metallschäume mit keramischen Hohlkugeln mit typischen Zellgrößen zwischen ca. 1 und 4 mm Durchmesser. Da die Zellgeometrie in syntaktischen Metallschäumen durch die Geometrie der eingebrachten Leichtkörper vorgegeben und entsprechend im Falle von Hohlkugeln sphärisch ist, unterscheidet sich die Materialverteilung grundlegend von der in polyedrischen Aluminiumschäumen. Es liegt eine starke Materialanhäufung im Bereich der interstitiellen dreidimensionalen Lücken zwischen den Hohlkugeln vor, wie auch ein Vergleich der Bilder b) und d) in Abbildung 2.1 verdeutlicht. Die Porosität XP ist bei syntaktischen Schäumen abhängig vom Hohlkugelvolumengehalt XK und der relativen Hohlkugelwandstärke, d. h. dem Verhältnis zwischen der Wandstärke t und dem Radius R der Hohlkugeln. Sie kann über folgenden, geometrisch einfach abzuleitenden, Zusammenhang berechnet werden: t X P = X K ⋅ 1 − R 3 (2.9) Mit den Ausführungen in Abschnitt 2.3.2 zur Packungsdichte einer statistisch dichten Packung gleich großer Kugeln von ca. 63,5 % folgt aus Gleichung 2.9, dass die Porosität in syntaktischen Schäumen mit einer derartigen Struktur bei ca. 60 % nach oben limitiert ist. Mit Blick auf die am Markt zur Verfügung stehenden Mikrohohlkugeln kann sogar davon ausgegangen werden, dass die Porosität überwiegend unterhalb von 55 % liegt. Direkt oder indirekt gemessene Werte zur Porosität von syntaktischen Metallschäumen sind in der Fachliteratur nur vereinzelt aufgeführt. Es sind z. B. 30−51 % [Palmer07] und 41 bzw. 44 % [Wu07] dokumentiert. Konsequenz aus dieser vergleichsweise geringen Porosität ist, dass die Dichten von syntaktischen Aluminiumschäumen signifikant über den genannten Dichten von konventionellen Aluminiumschäumen liegen. Eine Auswertung aller bereits zitierter Literaturquellen zu syntaktischen Aluminiumschäumen ergibt, dass die experimentell realisierten scheinbaren Dichten zwischen ca. 1,3 und 2,3 g/cm3 betragen. GRUNDLAGEN 26 2.5.2 Mechanische Eigenschaften unter Druckbelastung In Abbildung 2.13 ist schematisch eine Spannungs-Stauchungs-Kurve eines Aluminiumschaums im einachsigen Druckversuch nach [Gibson00] eingetragen. Sie zeigt einen für eine Vielzahl zellularer Werkstoffe dokumentierten Kurvenverlauf [Ashby83]. Einer elastischen Geraden schließt sich ein ausgedehntes Plateau nahezu konstanter Spannung an, das bis zu sehr hohen Stauchungen reicht. Im Plateaubereich verformt sich die zellulare Struktur aufgrund plastischer Verformung oder Bruch der Zellwände bleibend, wobei die Zellen sukzessive kollabieren. Sind die Zellen nahezu vollständig verdichtet, so dass sich gegenüberliegende Zellwände berühren, folgt ein starker Spannungsanstieg. Spannungsplateau elastischer Bereich Verdichtung 40 Aluminiumschaum im Druckversuch schematisch nach [Gibson00] Spannung σ (MPa) 35 30 25 20 σdB 15 σdB 10 ε E = ∫ σ( ε ′ )dε ′ 5 0 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Stauchung εd (%) Abbildung 2.13: Schematische Spannungs-Stauchungs-Kurve eines Aluminiumschaums nach [Gibson00]: An eine elastische Gerade schließt sich nach Erreichen der Druckfestigkeit σdB ein Bereich bleibender Verformung bei nahezu konstanter Spannung an. Im Zuge der Verdichtung der Zellen steigt die Spannung bei hohen Stauchungen schließlich stark an [Ashby83]. Auf Grund dieses Verhaltens sind zellulare Metalle prädestiniert, kinetische Energie auf einem begrenzten Spannungsniveau in Verformungsenergie umzuwandeln. Der absorbierte Energiebetrag entspricht der Fläche unter der Spannungs-Stauchungs-Kurve [Gibson97]. Aufgrund dieses speziellen Verlaufs der Spannungs-Stauchungs-Kurve besitzen zellulare Werkstoffe ein hohes Energieabsorptionsvermögen [Maiti84]. Das Energieabsorptionsvermögen ist die Eigenschaft eines Werkstoffs bzw. einer Werkstoffstruktur kinetische Energie in andere Energieformen umwandeln. Da ein zu schützender Körper nur begrenzte Kräfte bzw. Verzögerungsimpulse ertragen kann, haben Strukturen zur Energieabsorption zum Ziel, die Bewegungsenergie auf einem vordefinierten Spannungsniveau über einen großen Verformungsweg möglichst effektiv in elastische Energie, Verformungsenergie − d. h. insbesondere in Wärme – sowie ggf. in Oberflächenenergie umzuwandeln [Gibson97]. Wie Abbildung 2.13 verdeutlicht sind Aluminiumschäume prädestiniert dafür, diese Anforderung zu erfüllen. Sie sind in der Lage, große Energiebeträge auf einem im Vergleich zu kompakten Metallen niedrigen, im Vergleich zu Polymerschäumen hohen Spannungsniveau GRUNDLAGEN 27 zu absorbieren [Gibson97]. Die absorbierte Energie E(ε) pro Volumen beim jeweiligen Stauchungswert berechnet sich nach dem in Abbildung 2.13 angegeben Integral. Sie ist grafisch als Fläche unter der Spannungs-Stauchungs-Kurve veranschaulicht [Gibson97]. Neben dem Betrag der Energieabsorption ist die mit fortschreitender Deformation in der Spannungs-Stauchungs-Kurve generierte Spannungsspitze von entscheidender Bedeutung [Maiti84]. Als Auslegungsrichtlinie kann gelten, dass bei der Auswahl eines Schaums für eine spezifische Energieabsorptionsanwendung der Schaum am besten geeignet ist, der den höchsten Energiebetrag absorbiert ohne dabei ein vorgegebenes Spannungsniveau zu überschreiten [Gibson97]. Zudem ist der Wirkungsgrad der Energieabsorption η eine wichtige Kenngröße zur Charakterisierung der Energieabsorptionseigenschaften zellularer Strukturen [Thornton75a]. Er lässt sich ebenfalls aus der Spannungs-Stauchungs-Kurve ableiten. Der Wirkungsgrad η ist der Quotient aus real absorbierter Energie (Fläche unter der Spannungs-Stauchungs-Kurve in Abbildung 2.13) und ideal absorbierter Energie (Gesamtfläche des in Abbildung 2.13 eingezeichneten Rechtecks) beim jeweiligen Dehnungswert. Der maximale Wirkungsgrad von 100 % würde demgemäß von einem Werkstoff mit starr-ideal-plastischem Werkstoffverhalten erzielt, dessen Streckgrenze mit der Maximalspannung übereinstimmt. Der genaue Verlauf der Spannungs-Stauchungs-Kurve ist für Metallschäume vorrangig vom Werkstoff des Stoffgerüstes sowie vom Porengehalt abhängig [Gibson97]. Für konventionelle geschlossenzellige Aluminiumschäume ist zudem eine Abhängigkeit vom Dichtegradienten innerhalb der Aluminiumschäume sowie in diversen Fällen ein anisotropes Verhalten beobachtet worden [Banhart97, Beals97]. Beide Effekte treten bei syntaktischen Schäumen aufgrund ihrer homogenen Porenstruktur nicht auf. Der bedeutsamste mechanische Einzelkennwert aus dem Druckversuch ist die Versagensspannung, d. h. die Druckfestigkeit σdB des Metallschaums [Gibson97]. Bei den meisten konventionellen Aluminiumschäumen ist die Druckfestigkeit als erstes Maximum in der Spannungs-Stauchungs-Kurve ausgebildet [Huschka98, Gibson00] (vgl. Abbildung 2.13) und damit eindeutig definiert. Im Fall, dass ein stetig steigender Kurvenverlauf ohne Maximum vorliegt, wird die Druckfestigkeit durch Tangentenbildung bestimmt [Banhart93]. Bei syntaktischen Aluminiumschäumen stellt sich dieses erste Spannungsmaximum ebenfalls ein [Rawal93]. Die Druckfestigkeit ist der in der Fachliteratur zu Metallschäumen am umfassendsten dokumentierte mechanische Kennwert. Abbildung 2.14 enthält eine Zusammenstellung von Literaturdaten zum Zusammenhang zwischen der Druckfestigkeit und der scheinbaren Dichte für konventionelle Aluminiumschäume sowie für syntaktische Aluminiumschäume in einer doppellogarithmischen Auftragung. Es sind nur Datenpunkte von Proben im Herstellungszustand ohne Wärmebehandlung eingetragen. Die Werkstoffbezeichnungen entsprechen den Angaben in der jeweils genannten Quelle. Zur besseren Einordnung ist auch das Eigenschaftsspektrum monolithischer Aluminiumlegierungen in das Diagramm aufgenommen. Aus dieser Auftragung ist zunächst ersichtlich, dass die Druckfestigkeit für alle Aluminiumschäume mit sinkender Dichte stark abnimmt. Außerdem zeigt das Diagramm, dass sich das Eigenschaftsspektrum syntaktischer Aluminiumschäume nicht mit dem der konventionellen Aluminiumschäume überschneidet, sondern diese zu höheren Dichten und höheren Festigkeiten hin ergänzt. Eine aktuelle Auswertung von knapp 30 Veröffentlichungen zu konventionellen und syntaktischen Aluminiumschäumen bestätigt diese Einordnung in zwei unterschiedliche Festigkeitsklassen [Luong13]. GRUNDLAGEN 28 500 Druckfestigkeit σdB (MPa) pulvermet. Al-Schäume AlCu4 [Banhart93] AlSi12 [Banhart95] AlSi6Cu4 [Banhart97] AlSi12Mg [Degischer97] Al99,5 [Degischer97] 100 schmelzmet. Al-Schäume komp. Al-Leg. AlSi7Mg+SiC [Asholt97] AlSi9Cu3+SiC [Asholt97] Al99,5+Ca [Otsuka91] 50 σdB ρ = C1 10 σdB2/3 ρ = C2 syntaktische Al-Schäume 7075/Al2O3 [Rickles89] A356/Cenosph. [Rohatgi06] 6082/Cenosph. [Tao09] Al99,5/Cenosph. [Orbulov12] A380/Al2O3 [Ferguson13] A206/Al2O3 [Ferguson13] 5 σdB1/2 ρ = C3 1 0,1 s/r=C 3.Wurzel(s)/r=C Wurzel(s) Quadrat / r = C 0,5 1,0 5,0 Dichte ρ (g/cm3) Abbildung 2.14: Doppellogarithmische Auftragung von Literaturdaten zur Druckfestigkeit und Dichte von konventionellen und syntaktischen Aluminiumschäumen. Die syntaktischen AlSchäume ergänzen die geschlossenzelligen konventionellen Al-Schäume zu höheren Dichten und höheren Festigkeiten. Sie weisen in zwei von drei Lastfällen eine erhöhte spezifische Druckfestigkeit auf. Die Druckfestigkeit syntaktischer Leichtmetallschäume ist zudem von den eingesetzten Verbundkomponenten abhängig. So zeigen Forschungsergebnisse sowohl mit Al- als auch mit Mg-Matrix-Werkstoffen, dass die Druckfestigkeit mit zunehmender relativer Wandstärke t/R der Hohlkugeln steigt [Kiser95, Hartmann98, Wu07, Santa Maria13]. Analog kann die Druckfestigkeit durch geeignete Legierungsauswahl [Hartmann98, Orbulov12] oder Wärmebehandlung der Matrix [Kiser99, Rocha Rivero13, Santa Maria13] gesteigert werden. Abbildung 2.14 ist auch geeignet, um das Leichtbaupotenzial der eingezeichneten Werkstoffgruppen einzuordnen. Nach Ashby lassen sich die leichtbaurelevanten Kenngrößen für die drei in der Technik bedeutsamsten Lastfälle durch Normierungen auf die Dichte gemäß folgender Gleichungen ausdrücken [Ashby92]: • Einachsiger Druck: σ dB = C1 ρ • Biegung eines Balkens: σ dB ρ • Biegung einer Platte: σ dB ρ (2.10) 2/3 = C2 (2.11) = C3 (2.12) 1/ 2 GRUNDLAGEN 29 In einer doppellogarithmischen Auftragung der Druckfestigkeit über die Dichte werden obige Gleichungen durch Geraden mit unterschiedlicher Steigung repräsentiert. Alle Leichtbaukoeffizienten verbessern sich mit steigender Festigkeit und sinkender Dichte in Richtung des linken oberen Quadranten. Wenngleich für eine konkrete mechanische Konstruktion jeweils die Einzeldaten zu betrachten sind, so lässt sich über einen Vergleich der Koeffizienten das Leichtbaupotenzial unterschiedlicher Werkstoffgruppen allgemein einordnen. In Abbildung 2.14 sind drei Vergleichsgraden eingetragen, die konstanten Werten der Leichtbaukoeffizienten C1, C2 und C3 für syntaktische Aluminiumschäume mit mittleren Eigenschaften entsprechen. Alle Materialien, die auf einer Vergleichsgeraden liegen, sind im Leichtbaupotenzial gleichwertig; Datenpunkte unterhalb der Vergleichsgeraden zeigen unterlegenes Material an. Es ist ersichtlich, dass die spezifische Druckfestigkeit und damit das Leichtbaupotenzial der klassischen Al-Schäume bei einachsiger Belastung (C1) unter dem der syntaktischen Al-Schäume liegt. Gegenüber kompakten Aluminiumlegierungen weisen die zellularen Aluminiumwerkstoffe geringere spezifische Druckfestigkeiten auf, wobei der Abfall syntaktischer Al-Schäume deutlich schwächer ausgeprägt ist. Im axialen Lastfall besitzen die zellularen gegenüber den kompakten Aluminiumwerkstoffen allerdings den Vorteil eines höheren Energieabsorptionsvermögens auf signifikant niedrigerem Spannungsniveau. Auch für den Lastfall „Biegung eines Balkens“ (C2) liegt der Leichtbaukoeffizient der syntaktischen Schäume überwiegen oberhalb der Werte konventioneller Aluminiumschäume. Im Fall „Biegung einer Platte“ (C3) zeigen dagegen beide Schaumtypen vergleichbare spezifische Druckfestigkeitseigenschaften, die allerdings nicht über denen kompakter Aluminiumwerkstoffe liegen. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass diese vereinfachte Darstellung des Leichtbaupotenzials primär dem Vergleich der syntaktischen mit den konventionellen Al-Schäumen dient und die Bauteilgeometrie dabei zunächst unberücksichtigt bleibt. Bei einer gewichtsoptimierten Bauteilauslegung ist eine Vielzahl weiterer Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Insbesondere stehen die Aluminiumschäume für Strukturanwendungen im Wettbewerb mit optimierten Halbzeuggeometrien aus kompakten Werkstoffen. So sind Waben- oder Fachwerkstrukturen Aluminiumschäumen als Kernmaterial in Sandwichstrukturen in vielen Lastfällen überlegen [Evans99, Ashby00]. Und axial belastete Aluminium- oder Stahl-Rohre mit angepasstem Verhältnis von Durchmesser zu Wandstärke sind durch Faltbeulen in der Lage, bei geringem Eigengewicht ähnlich hohe kinetische Energiebeträge zu absorbieren [Siebels99, Ashby00]. Ein wesentlicher Vorteil des Einsatzes von Leichtmetallschäumen zur Energieabsorption besteht allerdings in ihrer Isotropie, d. h. dass das hohe spezifische Energieabsorptionsvermögen in allen Raumrichtungen zur Verfügung steht [Evans99]. 2.5.3 Anwendungen Bei der Auswahl eines Metallschaums für eine spezifische Anwendung sind folgende Faktoren zu berücksichtigen: die Art des Zellsteg- bzw. -wandmaterials, d. h. Basismetall, Legierung und Mikrostruktur, die Morphologie der Porenstruktur, d. h. Menge, Geometrie und Größe der Porosität, die Herstellbarkeit, insbesondere in Bezug auf die geometrischen Bauteilanforderungen und nicht zuletzt die Wirtschaftlichkeit [Ashby00, Banhart01]. Im Zuge umfangreicher akademischer wie industrieller F&E-Arbeiten in den letzten zwei Jahrzehnten haben unter den geschlossenzelligen Metallschäumen nur Aluminiumschäume eine gewisse Marktreife erlangt [Banhart13]. Ihr industrieller Einsatz in Strukturbauteilen beschränkt sich indessen – von einer Ausnahme abgesehen − nahezu ausschließlich auf Kleinserien. GRUNDLAGEN 30 Beispielsweise gelang der Fa. Alulight International GmbH die erste Kleinserienanwendung im Automobilbau. Mit Hilfe eines kastenförmigen Aluminiumschaumbauteils zur Aussteifung des knickgefährdeten Seitenschwellers im Ferrari I-360 Modena Spider konnte die Seitencrashsicherheit gesteigert werden [Schäffler04, Hipke08]. Im Werkzeugmaschinenbau wurde ein auf Steifigkeit optimierter Z-Schlitten eines Bearbeitungszentrums aus Stahl-AlSchaum-Sandwich-Platten gefertigt [Neugebauer06]. Auch in der Architektur finden sich immer wieder ästhetische und funktionale Anwendungen. Prominentestes Beispiel ist eine Fassadenverkleidung im 9/11-Memorial in New York [Millard11]. Beim ersten und bislang einzigen bekannt gewordenen Einsatz von geschlossenzelligem Aluminiumschaum in einer Großserienanwendung handelt es sich um ein Energieabsorptionselement für ein Kraftfahrzeug [Schäffler06]. Für den AUDI Q7 entwickelte die Fa. REUM Kunststoff- und Metalltechnik GmbH ein Gepäcktrennnetz, das zwei kleine Bauteile aus Aluminiumschaum enthält [Hanko07] (Abbildung 2.15). Ein Trennnetz zur wirksamen Trennung zwischen Gepäck- und Fahrgastraum ist in modernen Kombifahrzeugen eine wichtige Sicherheitsausstattung. Ohne dieses Rückhaltesystem können bei einem Frontalaufprall Gepäckstücke aufgrund ihrer Massenträgheit in den Fahrgastraum geschleudert werden. Beim Eintauchen von Ladegut in das Trennnetz werden die in Halteprofilen gelagerten röhrenförmigen Aluminiumschaumformteile über einen Dorn auf Druck belastet und die eingebrachte kinetische Energie irreversibel in Deformationsenergie umgewandelt. Dadurch wird die mechanische Belastung der fahrzeugseitigen Verankerungen gesenkt, ein Ausreißen verhindert und so die Sicherheit für die Insassen erheblich erhöht [Hanko07]. Mit Blick auf die Stückzahl (Auslieferung im Jahr 2006: ca. 100.000 Bauteile [Hanko07]) spielte eine wirtschaftliche Fertigung der Aluminiumschaumbauteile durch den Einsatz innovativer Fertigungsmethoden eine maßgebliche Rolle. So erfolgt die Herstellung des aufschäumbaren Halbzeugs über die sehr wirtschaftliche Fertigungstechnologie des kontinuierlichen Pulverstrangpressens (vgl. Abbildung 2.6) und das Schäumen der Formteile geschieht induktiv mit vollautomatischer Zu- und Abführung des Halbzeugs und der Fertigteile [Schäffler06]. Abbildung 2.15: Erste Großserienanwendung eines geschlossenzelligen Aluminiumschaums als Energieabsorptionselement (oben, inkl. Schaumstruktur im Längsschnitt) im Gepäcktrennnetz eines AUDI Q7 (unten, Bildquelle: Audi AG). Auch andere Bauteile zur Energieabsorption, speziell in der Verkehrs- und Sicherheitstechnik, sind immer wieder diskutiert und untersucht worden. So existieren verschiedene Studien zum Einsatz von aluminiumschaumgefüllten Hohlprofilen im Bereich der Deformationszonen von Kraftfahrzeugen, insbesondere zu Frontaufprallträgern [Siebels99, Fuganti00, Ito06]. Eine ähnliche Anwendung als Stoßfänger in Schienenfahrzeugen wurde bereits realisiert [Miyoshi00]. Auch die Energieabsorption von Druckwellen, z. B. in gepanzerten GRUNDLAGEN 31 Fahrzeugen, wurde als Anwendungsfeld identifiziert. Der Einsatz der Aluminiumschäume erfolgt dabei in einem schichtweisen Aufbau in Kombination mit Stahl, Keramik oder Faserverbundkunststoffen [Schäffler06]. Über eine kommerzielle Umsetzung ist aus der Literatur allerdings wenig bekannt. Insgesamt ist zu konstatieren, dass geschlossenzellige Aluminiumschäume bis heute nur in Nischenprodukten Anwendung gefunden haben. Als Hauptursache dafür wird ihr zu hoher Preis angesehen [Banhart13]. Bei dieser Argumentation darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass, obwohl technologische Fortschritte in der Entwicklung von Aluminiumschäumen erzielt wurden, nach wie vor die bereits in [Körner00] formulierten technologischen Herausforderungen bestehen: zum einen eine unzureichende Homogenität in der Zellstruktur, zum anderen die nicht vollständige Ausschöpfung des mechanischen Potenzials geschlossenzelliger Metallschäume. Ersteres bezieht sich sowohl auf die Inhomogenität, die aus den im Vergleich zu üblichen Bauteilwandstärken großen Zelldurchmessern resultieren kann, als auch auf Herstellungsbedingte Schwankungen in der Porenstruktur. Letzteres hat seine Ursache gemäß [Gibson00] in strukturellen Imperfektionen des Stoffgerüsts. Syntaktische Leichtmetallschäume stellen für diese technologischen wie wirtschaftlichen Herausforderungen einen Lösungsansatz dar. Der von einem Schäumprozess unabhängige Aufbau der Porenstruktur ermöglicht einerseits geometrisch definierte Zellen einheitlicher Größe mit einer auch über ein großes Bauteilvolumen homogenen Porenverteilung. Andererseits bietet die Herstellung syntaktischer Leichtmetallschäume durch endkonturnahes Gießen das Einsparpotenzial einer besonders ökonomischen Fertigungstechnologie. 2.6 Modellierung der Festigkeit zellularer Metalle Zur optimalen Auswahl eines zellularen Metalls für eine spezifische Anwendung ist das physikalische Verständnis der Eigenschaften von zentraler Bedeutung. Für den Einsatz in Strukturanwendungen, speziell zur Energieabsorption, ist dabei die Vorhersage der mechanischen Eigenschaften, insbesondere der Druckfestigkeit, von Interesse. Sowohl Messungen an Metallschäumen [Thornton75a, Thornton75b, Kunze93, Weber94, Banhart98b] als auch Messungen an porösen Sinterwerkstoffen [Knudsen59, Eudier62, Šalak74] zeigen, dass der Porengehalt und die Porenstruktur einen maßgeblichen Einfluss auf die Druckbzw. Zugfestigkeit poröser Werkstoffe besitzen. Um den Zusammenhang zwischen den elastischen bzw. plastischen Eigenschaften der porösen Werkstoffstruktur und den entsprechenden Eigenschaften des Stoffgerüsts in Abhängigkeit der Porosität zu erfassen, sind eine Reihe von Modellvorstellungen entwickelt worden. Die Modelle stellen die genannte Verknüpfung dabei i. d. R. über eine idealisierte Zellstruktur her. Auf Basis einer idealisierten periodischen Anordnung von Einheitszellen erfolgt eine mechanische Berechnung für diese Einzelzelle. Über ein zugehöriges geometrisches Modell wird gleichzeitig der strukturelle Aufbau des Stoffgerüstes mit einer makroskopisch messbaren Größe, wie der relativen Dichte bzw. der Porosität verknüpft. Durch Zusammenführung lassen sich schließlich die Eigenschaften der zellularen Struktur als Funktion der Matrixeigenschaften und der Porosität beschreiben. Da die hier untersuchten syntaktischen Metallschäume typischerweise mittlere Porositätsgrade zwischen 30 und 60 % aufweisen, sind sowohl Modelle mit einem Gültigkeitsbereich für hohe als auch Modelle mit einem Gültigkeitsbereich für geringe Porosität zu betrachten. Für hohe Porosität basieren die existierenden Modelle vornehmlich auf der Charakterisierung der mechanischen Eigenschaften von polymeren Hartschaumstoffen [Gent59, Ko65, GRUNDLAGEN 32 Patel70, Menges75, Ashby83], wohingegen die Modelle für geringe Porosität speziell für poröse Sinterwerkstoffe abgeleitet wurden [Duckworth53, Knudsen59, Spriggs61, Hasselman62, Knudsen62, Rossi68, Wang84, Nielsen90, Rice93, Rice96]. Der Schwerpunkt der Modellbildung liegt in beiden Fällen auf den elastischen Eigenschaften. Zur Modellierung der Festigkeit von zellularen Werkstoffen sind in den frühen Arbeiten [Ko65, Patel70, Menges75] ausschließlich Modelle für Polymerschäume entwickelt worden, wobei von einem elastischen Verhalten bis zu hohen Verformungsgraden ausgegangen wurde. Aufgrund der bei Metallen in den Zellstegen und -wänden auftretenden elastischplastischen bzw. ggf. elastisch-spröden Verformung können diese Modelle zellulare Strukturen auf metallischer Basis nur unzureichend abbilden. Gibson und Ashby entwickelten daher ein Modell, das sie sowohl auf elastisch-plastisches als auch auf elastisch-sprödes Werkstoffverhalten anwendeten [Ashby83, Gibson89]. Dieses in einer Vielzahl von Veröffentlichungen und schließlich in einem Fachbuch [Gibson97] ausführlich dargelegte physikalische Verständnis zellularer Festkörper bildet heute die anerkannte Grundlage für die theoretische Beschreibung der Festigkeit von Metallschäumen. Vornehmlich für Sinterwerkstoffe empirisch ermittelte Zusammenhänge zwischen den mechanischen Eigenschaften und der Porosität finden für Werkstoffe mit geringem Porengehalt Anwendung. Dabei hat ein erstmals von Duckworth [Duckworth53] aufgestellter exponentieller Zusammenhang die größte Akzeptanz zur Beschreibung sowohl des E-Moduls als auch der Festigkeit gefunden. Ein adäquates mikromechanisches Modell zur physikalischen Beschreibung der empirisch ermittelten Abhängigkeiten, das auf der Hypothese der geringsten tragenden Materialquerschnittsfläche beruht, wurde erstmals von Knudsen [Knudsen59] vorgestellt und in der Folge von Rice [Rice93, Rice96] erweitert. Im Folgenden werden diese beiden, in der Fachliteratur etablierten, Modellvorstellungen zur Beschreibung der Druckfestigkeit von porösen Strukturen erörtert. 2.6.1 Modell von Gibson und Ashby für Metallschäume Gibson und Ashby [Ashby83, Gibson89, Gibson97] modellierten die Zellstruktur offenzelliger Schäume als kubische Anordnung von massiven Zellstegen mit quadratischem Querschnitt der Dicke te und der Kantenlänge l. Aneinander angrenzende Zellen sind jeweils um eine halbe Zellsteglänge versetzt angeordnet, sodass die Zellstege in der Mitte der Zellsteglänge aufeinander treffen. Für geschlossenzellige Schäume werden die Zellwände durch zusätzliche ebene Platten der Stärke tf modelliert (Abbildung 2.16). te tf l l l Zellstege Zellwände Abbildung 2.16: Kubisches Modell der Zellstruktur von offenzelligen (links) bzw. geschlossenzelligen (rechts) Schäumen zur Berechnung der Eigenschaften zellularer Festkörper nach Gibson und Ashby [Gibson97]. GRUNDLAGEN 33 Die genannten geometrischen Größen werden durch Proportionalitätsbeziehungen mit der relativen Dichte ρ*/ρS des Schaums verknüpft. Die Zeichen * bzw. S indizieren allgemein die Eigenschaft des Schaums bzw. des monolithischen Stoffgerüstwerkstoffs. Für offenzellige Strukturen ist ρ*/ρS direkt proportional zu (te/l)²; für geschlossenzellige Strukturen direkt proportional zu tf/l. Da allerdings die Ableitung dieser Verknüpfungen auf vereinfachten geometrischen Berechnungen basiert, bei denen die Masse in den Schnittpunkten und -kanten der Zellstege und -wände doppelt gezählt werden, besitzen diese Proportionalitätsbeziehungen für relative Dichten ρ*/ρS > 0,2 nur eingeschränkte Genauigkeit [Gibson97]. Zur Beschreibung der Volumenverteilung zwischen den Zellstegen und den Zellwänden haben die Autoren zusätzlich die Größe Φ = te²/(te²+tfl) eingeführt. Φ ist dabei der Volumenanteil des Stoffgerüstes in den Zellstegen und 1 − Φ der Volumenanteil des Stoffgerüstes in den Zellwänden. Φ kann Werte zwischen der 0 und 1 annehmen. In letzterem Fall handelt es sich um eine vollständig offenzellige Struktur [Gibson97]. Bei der Ableitung der mechanischen Eigenschaften basierend auf diesem Modell wird die makroskopische Verformung der Zellstruktur auf mikroskopische Verformungen in den Zellstegen und Zellwänden zurückgeführt. Wenn die in Abbildung 2.16 dargestellte Modellstruktur einer senkrechten Druckkraft ausgesetzt wird, treten in den Zellstegen Biegespannungen auf, in den Zellwänden, die parallel zur Belastungsrichtung ausgerichtet sind, wirken axiale Druckspannungen, die ein Beulen der Zellwände verursachen und in den Zellwänden senkrecht zur Kraftrichtung entstehen Membranspannungen, die in einer Dehnung der Zellwände resultieren. Dabei ist der für das Beulen notwendige Anteil der Kraft bei den hier angenommenen dünnen Zellwänden aufgrund des geringen Flächenträgheitsmomentes gering und somit vernachlässigbar [Gibson97]. Neben den Eigenschaften des Stoffgerüstes kann ggf. auch noch die Kompression eines in den Kammern eingeschlossenen Mediums berücksichtigt werden. Da es sich bei dem eingeschlossenen Medium bei den hier im Fokus stehenden festen Metallschäumen um Gas handelt, der Druck des eingeschlossenen Gases meist dem Umgebungsdruck entspricht und das Gas zudem durch Mikrorisse in den Zellwänden häufig leicht entweichen kann, kann leicht abgeschätzt werden, dass der Festigkeitsbeitrag durch die Kompression des eingeschlossenen Gases in diesem Zusammenhang ebenfalls vernachlässigbar ist. Die wesentlichen zu den mechanischen Eigenschaften von Metallschäumen beitragenden Effekte sind somit die Biegung der Zellstege und die Dehnung der Zellwände. Anhand von mechanischer Balken- und Plattentheorie und unter Einbeziehung der Proportionalitätsbeziehungen zwischen den geometrischen Größen und der relativen Dichte haben Gibson und Ashby daraus Gleichung 2.13 für die relative Festigkeit σ*/σS geschlossenzelliger isotroper Schäume abgeleitet [Gibson97]. Der erste Summand berücksichtigt dabei die Biegung der Zellstege und der zweite Summand spiegelt die Dehnung der Zellwände wider. ρ * σ* = C ⋅ φ ⋅ σS ρS 3/2 ρ * + C´⋅(1 − φ ) ⋅ ρS für : ρ* ≤ 0,3 ρS (2.13) Die Gleichung zeigt, dass sich die Abhängigkeit der relativen Festigkeit von der relativen Dichte mit zunehmendem Anteil des Festkörpers in den Zellwänden, d. h. mit abnehmendem Φ, vom Exponent 1,5 zu einer linearen Abhängigkeit verschiebt. GRUNDLAGEN 34 Gemäß Gibson und Ashby gilt Gleichung 2.13 bei elastisch-plastischem Werkstoffverhalten sowohl unter Druck- als auch unter Zugbelastung, bei elastisch-sprödem Werkstoffverhalten nur unter Druckbelastung [Gibson97]. σ* ist im ersten Fall die plastische Plateauspannung, die mit dem ersten lokalen Spannungsmaximum in der Druckkurve, σdB, gleichgesetzt wird, im zweiten Fall die kritische Versagensspannung unter Druckbelastung [Gibson97]. σS bezeichnet entsprechend die Fließgrenze bzw. die Biegebruchfestigkeit des kompakten Werkstoffs, aus dem das Stoffgerüst besteht. Die Konstanten C und C´ sind Proportionalitätsfaktoren, die die Zellgeometrie widerspiegeln. Sie werden durch Anpassung der Gleichung an experimentelle Daten gewonnen. Eine Vielzahl von Daten für Kunststoff- und Metallschäume legt dabei nahe, dass C bei elastisch-plastischem Werkstoffverhalten zirka den Wert 0,3 annimmt und C’ etwa 1 beträgt [Gibson97]. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass das Modell von Gibson und Ashby und somit Gleichung 2.13 nur für geringe relative Dichten unter 0,3, d. h. Porositätsgehalte über 70 %, anwendbar ist, da bei höheren relativen Dichten das Modell des Biegebalkens aufgrund des zunehmenden Balkenquerschnittes und der abnehmenden Balkenlänge unter mechanischen Gesichtspunkten seine Gültigkeit verliert, worauf die Autoren selbst verweisen [Gibson97]. Die plastische Verformung würde zunehmend von axialer Verformung an Stelle der zugrunde gelegten Biegeverformung dominiert. 2.6.2 Modell des geringsten tragenden Querschnitts Ein anderes Modell zum Verständnis der mechanischen Eigenschaften poröser Strukturen, das insbesondere für geringe Porosität Bedeutung erlangt hat, basierte zunächst auf Untersuchungen zur Druckfestigkeit von porösem gesintertem Aluminiumoxid und Zirkonoxid [Ryshkewitch53]. Aufbauend auf diesen experimentellen Daten wurde für den Zusammenhang zwischen der Festigkeit des porösen Werkstoffs σ*, der Festigkeit eines porenfreien Werkstoffs σs und der Porosität XP eine Beziehung in Form von Gleichung 2.14 vorgeschlagen [Duckworth53]. σ* = e( − b⋅ X P ) σS (2.14) Dieser empirische Zusammenhang, in dem b eine empirische Konstante darstellt, konnte in der Folge auch für die Zugfestigkeit von porösen pulvermetallurgisch hergestellten Metallen, insbesondere Sinterstählen [Knudsen59, Šalak74], bestätigt werden. In einer grundlegenden Arbeit zur Festigkeit poröser pulvermetallurgischer Werkstoffe verwendet Knudsen folglich den Begriff „Festigkeit“ als Oberbegriff für die Zug-, Druck- oder Biegefestigkeit [Knudsen59]. Er entwickelt ein einfaches Modell, das für einen begrenzten Porositätsbereich als physikalische Grundlage für obige Gleichung angesehen werden kann. Das Modell basiert auf der Hypothese, dass die Verringerung der Festigkeit, die mit einer Erhöhung der Porosität einhergeht, direkt proportional zur Verkleinerung der tragenden Materialquerschnittsfläche bei mechanischer Belastung ist [Knudsen59]. Spannungskonzentrationen im Bereich der Poren bleiben dabei unberücksichtigt. Um diese Hypothese zu veranschaulichen berechnete Knudsen für geordnete Kugelpackungen sich deformierender identischer Kugeln die Kontaktfläche zwischen den Kugeln als Funktion der Porosität in den Kugelzwischenräumen. Die Berechnungen bezogen sich speziell auf die kubisch primitive und die rhombohedrische, d. h. die dichteste Kugelpackung (vgl. Illustrationen in Abbildung 2.17). Zur Berechnung des relativen Anstiegs der GRUNDLAGEN 35 tragenden Querschnittsfläche mit abnehmender Porosität wurde von einer Koaleszens der kugelförmigen Partikel nach folgenden Prinzipien ausgegangen: Die Partikel bewegen sich während der Verdichtung in der Weise mit ihren Mittelpunkten aufeinander zu, dass die relativen Winkelbeziehungen der Kugeln zueinander unverändert bleiben. Es besteht Volumenkonstanz für jede Kugel, d. h. das verdrängte Material verteilt sich gleichmäßig auf der verbleibenden Kugeloberfläche. An den Kontaktflächen werden die Kugeln mit abnehmender Porosität zunehmend abgeplattet, bis der schließlich entstehende vollkommen dichte Körper aus Polyedern mit ebenen Kontaktflächen aufgebaut ist [Knudsen59]. Es wird postuliert, dass die Struktur bei mechanischer Belastung entlang des geringsten tragenden Querschnitts, d. h. entlang der Kontaktfläche zwischen den Partikeln versagt und sich die relative Festigkeit direkt proportional zu dieser tragenden Materialquerschnittsfläche verhält. relative Festigkeit σ∗/σs (1) 1,000 Gleichung 2.15 [Eudier62] 1,000 F F Gleichung 2.14 mit b = 3 0,100 Gleichung 2.14 mit b = 6( − bX ) σ* = σS ⋅ e 0,100 P Gleichung 2.14 mit b = 9 0,010 0,010 [Knudsen59] rhomboedrische Kugelpackung 0,001 0,0 0,1 0,2 [Knudsen59] kubische Kugelpackung Xpkrit 0,3 0,4 Xpkrit 0,5 0,001 relative tragende Querschnittsfläche A*/A0 (1) Das Ergebnis der Berechnungen ist in [Knudsen59] nur grafisch in einer semi-logarithmischen Auftragung für einzelne Stützstellen dargestellt. Eine Reproduktion dieser Daten enthält Abbildung 2.17. Es zeigt sich, dass sich der von Knudsen ermittelte Zusammenhang zwischen der Festigkeit und der Porosität für geringe Porositätsgehalte in einem Bereich zwischen 0 % und etwa 20 % für die rhomboedrische Anordnung bzw. zwischen 0 % und ca. 40 % für die kubische Anordnung durch Gleichung 2.14 approximieren lässt. Für die kubische Kugelpackung wird für b ein Wert von 6 und für die rhomboedrische Kugelanordnung ein Wert von 9 angegeben [Knudsen59]. Porosität XP (1) Abbildung 2.17: Zusammenhang zwischen der Porosität und der relativen Festigkeit für koaleszierende rhomboedrische bzw. kubische Kugelpackungen nach [Knudsen59] bzw. für eine sphärische Pore in einer kubischen Einheitszelle nach [Eudier62]. Die Modelle basieren auf der Annahme, dass die geringste tragende Querschnittsfläche die Festigkeit poröser gesinterter Werkstoffe bestimmt. Alle Kurven lassen sich in dieser semilogarithmischen Auftragung über einen begrenzten Bereich durch Geraden nach Gleichung 2.14 mit geeigneten Werten für b approximieren. GRUNDLAGEN 36 Ein ähnliches Modell mit analogen Grundannahmen existiert für Sintermetalle mit hohen Sinterdichten. In diesem Modell von Eudier [Eudier62] wurde eine sphärische Pore in einer kubischen Einheitszelle betrachtet und der geringste tragende Querschnitt in einer [100]Ebene durch den Mittelpunkt der sphärischen Pore bestimmt. Durch einfache geometrische Berechnungen ergibt sich die relative Festigkeit für diese idealisierte Porenstruktur mit den in Gleichung 2.14 eingeführten Größen nach Gleichung 2.15 [Eudier62]. σ* 3 ⋅ XP = 1− π ⋅ σS 4 ⋅π 2/3 (2.15) Gleichung 2.15 ist ebenfalls in Abbildung 2.17 eingetragen. Ihr Kurvenverlauf lässt sich durch Gleichung 2.14 mit b = 3 annähern. Eudier betont, dass in Sintermetallen bei einer Porosität über 10 % i. d. R. keine sphärischen Poren vorliegen und obige Gleichung entsprechend nur für geringe Sinterporosität bis zu diesem Grenzwert anwendbar sei [Eudier62]. Mathematisch ist der Zusammenhang im Falle sphärischer Poren dennoch über einen größeren Porositätsbereich korrekt. Allerdings muss abweichend zur Originalarbeit darauf hingewiesen werden, dass obige Gleichung zum einen nur für sich nicht überschneidende Poren und somit für XP ≤ π/6 gilt. Zum anderen ist sie explizit nur in einer kubisch primitiven Anordnung sphärischer Poren und ausschließlich für die drei orthogonalen {100}-Raumrichtungen gültig. Wie Abbildung 2.17 verdeutlicht, hängt die relative Festigkeit im Modell des geringsten tragenden Querschnitts nicht nur von der Porosität, sondern auch ganz wesentlich von der betrachteten Modellstruktur ab. So führt die höhere Packungsdichte der rhomboedrischen Kugelpackung im Vergleich zur kubischen Kugelpackung zu einer deutlich stärkeren Abnahme der relativen Festigkeit mit steigender Porosität. Entsprechend existiert für beide Modellstrukturen auch eine stark unterschiedliche kritische Porosität XPkrit, bei der die relative Festigkeit auf 0 sinkt. Diese kritische Porosität ist erreicht, sobald sich sphärische Partikel gerade nicht mehr punktuell berühren. Sie entspricht in den genannten Fällen genau dem Lückengrad der jeweiligen Kugelpackung. Aus Abbildung 2.17 geht zudem hervor, dass die komplex geformte interstitielle Porosität zwischen sphärischen Partikeln in einer kubischen Kugelpackung zu einer signifikant stärkeren Abnahme der Festigkeit mit zunehmender Porosität führt als der inverse Fall von kubisch primitiv angeordneten sphärischen Poren in einer Matrix gemäß Gleichung 2.15. Rice hat die erläuterten Modellstrukturen ergänzt durch weitere (zylindrische bzw. kubische Poren in geordneten Anordnungen) in Bezug auf die geringste tragende Querschnittsfläche als Funktion der Porosität verglichen [Rice96]. Im Ergebnis ergibt sich in einer semilogarithmischen Auftragung der relativen Festigkeit über die Porosität in Analogie zu Abbildung 2.17 für alle untersuchten Modellstrukturen im Bereich geringer Porosität nahezu eine Gerade, die mit hinreichender Genauigkeit durch Gleichung 2.14 beschrieben werden kann. Er sieht damit eine breite analytische Basis für die Anwendung von Gleichung 2.14. Die einzelne, empirisch zu ermittelnde, Konstante b stellt nach diesem Modell somit einen Parameter dar, der durch die jeweilige Porenstruktur bestimmt ist [Rice96]. Der einfache exponentielle Zusammenhang nach Gleichung 2.14 besitzt die Einschränkung, dass der Abfall der Festigkeit im Bereich der kritischen Porosität nicht abgebildet wird. Außerdem erfüllt er die physikalische Randbedingung einer Festigkeit 0 für XP = 1 nicht. Dies wurde bereits früh an einer analogen Gleichung für den E-Modul poröser Struk- GRUNDLAGEN 37 turen kritisiert [Hasselman62]. Daher wurden weitere empirische Gleichungen mit zusätzlichen Anpassungsfaktoren und Exponenten höherer Ordnung vorgeschlagen, die den Kurvenverlauf in Abbildung 2.17 mathematisch besser approximieren [Wang84] bzw. Potenzfunktionen mit zwei Konstanten aufgestellt, die die genannte Randbedingung erfüllen [Phani87, Ji06]. Das physikalische Verständnis wurde durch die genannten Arbeiten allerdings nicht weiter verbessert. Aufgrund der breiten Anwendbarkeit auf Sinterwerkstoffe mit einer Porosität bis zu ca. 30 % und nicht zuletzt aufgrund der mathematischen Einfachheit hat zusammenfassend Gleichung 2.14 in der Fachliteratur die häufigste Anwendung gefunden. Dabei kann die Hypothese des geringsten tragenden Querschnitts als geeignetes Modell angesehen werden, um diesen empirisch ermittelten Zusammenhang physikalisch zu begründen. 2.6.3 Vergleich der Modelle Die vorgestellten Modellgleichungen sind in Abbildung 2.18 in einer Auftragung der relativen Festigkeit über die Porosität grafisch zusammengefasst. 1,0 Porosität Modelle für Sinterwerkstoffe synt. Schäume Gleichung 2.14 [Duckworth53] mit b = 3 ... 7 0,9 relative Festigkeit σ∗/σs (1) Modell für Schäume 0,8 Gl. 2.15 [Eudier62] 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 Daten für Al-Schaum [Gibson00] 0,1 0,0 Gleichung 2.13 [Ashby83] geschlossenzellig (Φ = 0,6) Daten für PM-Al [German77] [Knudsen59] 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 offenzellig (Φ = 1,0) 0,7 0,8 0,9 1,0 Porosität XP (1) Abbildung 2.18: Grafische Auftragung verschiedener Modellgleichungen zur Beschreibung der relativen Festigkeit poröser Strukturen in Abhängigkeit vom Porengehalt. Die Abweichungen der Modelle untereinander sind erheblich. Dabei sind alle Modelle nur in einem begrenzten Porositätsbereich physikalisch sinnvoll anwendbar. Der mittlere Porositätsbereich syntaktischer Schäume wird durch die Modelle nur unzureichend erfasst. Weitere Erläuterungen im Text. Wie bereits ausgeführt sind die einzelnen Modelle nur in dem Porositätsbereich physikalisch sinnvoll, für den sie abgeleitet wurden. So finden die Modelle des geringsten tragen- GRUNDLAGEN 38 den Querschnitts Anwendung für Sinterwerkstoffe mit einer Porosität bis maximal ca. 40 % und das Modell von Gibson und Ashby bildet die Grundlage für feste Schäume mit einer Porosität über 70 %. Für geringe Porosität ist Gleichung 2.14 in Abbildung 2.18 mit Werten für b zwischen 3 und 7 eingetragen, da experimentelle Daten für eine Vielzahl von Sinterwerkstoffen mit diesen Werten bis zu etwa 30 % Porosität gut angenähert werden konnten [Ryshkewitch53, Knudsen59, Šalak 74, Nielsen90]. Zur Veranschaulichung des zugrunde liegenden physikalischen Modells sind zudem die Kurvenverläufe nach Knudsen [Knudsen59] sowie Gleichung 2.15 erneut enthalten. Um die Brücke zu den Aluminiumschäumen zu schlagen enthält das Diagramm außerdem Datenpunkte zu porösem pulvermetallurgisch (PM) hergestelltem Aluminium (aus [Ji06] basierend auf [German77]). Für hohe Porosität sind die Kurven gemäß Gleichung 2.13 für offenzellige Schäume mit Φ = 1 und für geschlossenzellige Schäume für Φ = 0,6 in Abbildung 2.18 aufgenommen. Aus deren Vergleich ist das signifikant höhere Potenzial geschlossenzelliger Strukturen in Bezug auf die mechanischen Eigenschaften unmittelbar ersichtlich. Eine umfangreiche Auswertung experimenteller Daten zu geschlossenzelligen Aluminiumschäumen zeigt allerdings, dass dieses theoretische Potenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft wird und sich die relative Festigkeit konventioneller Aluminiumschäume am zutreffendsten durch Gleichung 2.13 für offenzellige Schäume beschreiben lässt [Gibson00]. Zur Veranschaulichung ist die Datensammlung aus [Gibson00] ebenfalls in Abbildung 2.18 eingetragen. Der offensichtlich geringe Beitrag der Zellwände zur Festigkeit der Aluminiumschäume wird auf herstellungsbedingte Defekte, wie Krümmungen oder Poren in den Zellwänden, zurückgeführt, die anstelle einer axialen Verformung zum Auftreten einer Biegeverformung bzw. zum Beulen führen [Simone98, Grenestedt98, Andrews99]. Der daraus resultierende Festigkeitsbeitrag der Zellwände beträgt demnach nur mehr ca. 30 % bezogen auf plane Zellwände [Gibson00], für die die Gleichung für geschlossenzellige Schäume abgeleitet wurde. Aus Abbildung 2.18 ist ersichtlich, dass alle Modelle relative Festigkeiten prognostizieren, die signifikant unterhalb eines linearen Zusammenhangs liegen. Außerdem verdeutlicht diese Auftragung, dass sich die prognostizierten relativen Festigkeiten bei einer definierten Porosität teilweise um einen Faktor 2−3 unterscheiden. Insbesondere im Grenzbereich der Modelle sind die Abweichungen erheblich. Des Weiteren wird offensichtlich, dass diese etablierten Modelle den Bereich mittlerer Porosität von ca. 0,3 bis ca. 0,7 nur unzureichend abdecken. Dies resultiert u. a. aus der Tatsache, dass die dargestellten Zusammenhänge für technisch bedeutsame Werkstoffe wie geringporöse Sinterwerkstoffe einerseits bzw. hochporöse Schäume andererseits abgeleitet wurden. Für mechanische Anwendungen relevante Werkstoffstrukturen mit mittlerer Porosität sind hingegen kaum bekannt, weshalb adäquate, auf diesen Porositätsbereich zugeschnittene physikalische Modelle nach Recherchen des Autors bislang nicht veröffentlicht wurden. Syntaktische Metallschäume weisen in Bezug auf die physikalische Modellbildung in zweierlei Hinsicht eine Sonderstellung auf. Zum einen liegt ihre Porosität mit typischerweise 30 bis 60 % gerade in diesem mittleren Porositätsbereich. Zum anderen bestehen syntaktische Schäume aus zwei − an Stelle von einer − festen und einer gasförmigen Phase. Die Arbeiten zur Modellierung der Eigenschaften syntaktischer Schäume fokussierten sich bislang primär auf elastische Eigenschaften [z. B. Huang93, Wegner95], sowie auf numerische Studien mittels der Methode der finiten Elemente zur Spannungsverteilung in den einzelnen Verbundkomponenten [He95]. GRUNDLAGEN 39 Unter den wenigen analytischen Modellgleichungen zur Festigkeit syntaktischer Metallschäume schlagen Kiser et al. [Kiser99] basierend auf einer doppellogarithmischen Auftragung experimenteller Daten von syntaktischen Aluminiumschäumen ein Potenzgesetz gemäß Gleichung 2.16 vor. σ dB,V = R0,2, M ⋅ A ⋅ (1− X P ) m (2.16) Dabei wird die Druckfestigkeit des Verbundes σdB,V ausschließlich mit der Streckgrenze der Matrix Rp0,2,M verknüpft, die Porosität XP gemäß Gleichung 2.9 ausgedrückt und das Potenzgesetz über zwei empirische Konstanten A und m an experimentelle Daten angepasst. Gleichung 2.16 berücksichtigt keinen Festigkeitsbeitrag der Hohlkugeln. Letzteren Umstand aufgreifend modifizierten Wu et al. [Wu07] obige Gleichung im Sinne einer linearen Mischungsregel. Dabei postulierten sie, dass sich das Matrixgerüst wie ein offenzelliger Schaum verhält und entsprechend nach Gibson und Ashby über den ersten Summanden mit Φ = 1 in Gleichung 2.13 modelliert werden kann, d. h. dass m in Gleichung 2.16 den Wert 3/2 annimmt. Auch für die Hohlkugeln selbst wenden sie den obigen Term für offenzellige Werkstoffe an, so dass unter Berücksichtigung der Druckfestigkeit des Hohlkugelwandmaterials σdB,KW folgende Modellgleichung entsteht [Wu07]: σ dB,V 3 3 XP 2 = B ⋅ R0,2, M ⋅ (1 − X P ) 2 + σ dB,KW ⋅ X P 1 − X K (2.17) Die Autoren setzen in Analogie zu den Ergebnissen von Gibson und Ashby für B den Wert 0,3 an und berechnen dann für zwei verschiedene Hohlkugeltypen über Gleichung 2.17 die Druckfestigkeit des Hohlkugelwandmaterials. Eine Verifikation des ermittelten Festigkeitswerts von über 1,1 GPa für die verwendeten Cenosphären erfolgt dagegen nicht. Abgesehen davon, dass obige Gleichungen empirische Anpassungsparameter enthalten, die als vom jeweiligen Verbundsystem abhängige Variablen einzustufen sind, sind die mechanischen Grundlagen der Balkenbiegung des Modells von Gibson und Ashby weder für die Matrix noch die Hohlkugeln von syntaktischen Metallschäumen physikalisch sinnvoll anwendbar. Entsprechend sind die gezeigten Modellgleichungen wenig geeignet, zum grundlegenden Verständnis des Zusammenhangs zwischen der porösen Struktur und der Druckfestigkeit syntaktischer Metallschäume beizutragen. Vor dem Hintergrund dieser Literaturübersicht stellt die Entwicklung eines geeigneten physikalischen Modells zur allgemeinen Beschreibung der Druckfestigkeit syntaktischer Schäume, das die spezielle sphärische Porenstruktur von syntaktischen Metallschäumen sowie die zwei unterschiedlichen festen Phasen berücksichtigt, eine zentrale Zielsetzung der vorliegenden Arbeit dar. Dazu bildet die Hypothese, dass die mechanischen Eigenschaften poröser Werkstoffe vom geringsten tragenden Querschnitt bestimmt werden, den Ausgangspunkt. Der Grundansatz zu dieser physikalischen Modellbildung wurde in [Hartmann99] veröffentlicht. Eine ausführliche Darstellung des vollständigen, zwischenzeitlich erheblich weiterentwickelten Materialmodells, wird in Kapitel 5 gegeben. EXPERIMENTELLES VORGEHEN 3 40 Experimentelles Vorgehen Inhalt dieses Kapitels ist die Versuchsdurchführung und -auswertung. Neben der Auswahl der Verbundkomponenten, der Beschreibung des Aufbaus von Hohlkugelpackungen und der genutzten Infiltrationsgießanlage wird die Durchführung der physikalischen Messungen, mechanischen Prüfungen und mikrostrukturellen Untersuchungen dargelegt. 3.1 Auswahl der Verbundkomponenten 3.1.1 Matrixlegierungen Mit der Zielsetzung, syntaktische Metallschäume mit möglichst geringer Dichte und guten spezifischen mechanischen Eigenschaften zu erzeugen, kam im Rahmen dieser Untersuchungen als Matrixwerkstoff Magnesium zum Einsatz. Magnesium ist das großtechnisch nutzbare Konstruktionsmetall mit der geringsten Dichte (1,74 g/cm3) [Avedesian99]. Um die mechanischen Eigenschaften der Matrix in einem großen Bereich zu variieren, wurden Magnesium technischer Reinheit cp-Mg (cp = commercially pure), sowie die Mg-Druckgießlegierungen AM20, AM50 und AZ91 als Matrixlegierungen eingesetzt. Nach der ASTMNorm B951 (ASTM = American Society for Testing Materials) bezeichnen die Buchstaben A, M und Z die Hauptlegierungselemente Aluminium, Mangan und Zink. Die nachgestellten Zahlen geben Auskunft über den nominalen Anteil der Hauptlegierungselemente in Masse-%. Angehängte Buchstaben kennzeichnen hochreine Legierungen (HP = High Purity, B bzw. D charakterisieren den Grad der Verunreinigungen). Über die genaue Legierungszusammensetzung und den Toleranzbereich laut Hersteller informiert Tabelle 3.1. Tabelle 3.1: Legierungszusammensetzung der eingesetzten Magnesiumlegierungen nach Herstellerangaben [Norsk94]. Element in Masse-% Legierung Al Zn Si Cu Mn Fe Ni Mg cp-Mg < 0,05 < 0,05 < 0,10 < 0,05 < 0,002 > 99,8 AM20HP 1,7-2,5 < 0,20 0,05 0,008 > 0,4 0,004 0,001 Rest AM50B 4,5-5,3 < 0,20 0,05 0,008 0,28-0,50 0,004 0,001 Rest AZ91D 8,5-9,5 0,45-0,90 0,05 0,015 0,17-0,40 0,004 0,001 Rest < 0,10 < 0,02 Alle Legierungen wurden im Gusszustand eingesetzt und geprüft. 3.1.2 Keramische Mikrohohlkugeln In Vorversuchen mit Mikrohohlkugeln unterschiedlicher Hersteller haben gesinterte keramische Hohlkugeln aus Aluminiumoxid der Firma Ceramic Fillers Inc., Atlanta, USA, die beste Eignung für die hier durchgeführten Untersuchungen gezeigt. Der Aluminiumoxidgehalt beträgt 99,6 % [Ceramic95]. Nach Herstellerkennung setzt sich die Bezeichnung dieser Hohlkugeln aus einem alphanumerischen Code zusammen. Der Index A steht für Aluminiumoxid, die beiden folgenden Zahlenwerte geben den nominalen Durchmesser der Hohlkugeln in mil (1 mil = 10-3 inch = 0,0254 mm) und die nominale Schüttdichte – im Folgenden in Anlehnung an DIN ISO 3953 synonym als Fülldichte ρF bezeichnet − in lb/cu ft (1 lb/cu ft = 0,016 g/cm3) an. Die Kennbuchstaben F bzw. H kennzeichnen die jeweiligen Sinterparameter. Tabelle 3.2 gibt einen Überblick über die eingesetzten fünf unterschiedlichen Hohlkugeltypen mit den in SI-Einheiten umgerechneten Herstellerspezifikationen. EXPERIMENTELLES VORGEHEN 41 Tabelle 3.2: Spezifikation der verwendeten keramischen Mikrohohlkugeln [Lee96]. 3.2 Hohlkugeltyp Werkstoff Kugeldurchmesser DK (mm) Fülldichte 3 ρF (g/cm ) Sinterparameter A-150-22-F α-Al2O3 3,8 0,35 F: 1550 °C, 3h A-150-30-F α-Al2O3 3,8 0,48 F: 1550 °C, 3h A-100-35-F α-Al2O3 2,5 0,56 F: 1550 °C, 3h A-150-41-H α-Al2O3 3,8 0,66 H: 1600 °C, 4h A-100-50-H α-Al2O3 2,5 0,80 H: 1600 °C, 4h Messung physikalischer Eigenschaften 3.2.1 Durchmesser und Wandstärke der Mikrohohlkugeln Die Ermittlung des Kugeldurchmessers erfolgte an einem Messmikroskop der Firma Zeiss vom Typ UWM bei 30-facher Vergrößerung und einer Ablesegenauigkeit von 5 µm. Zur Messung wurden die Hohlkugeln mit Vaseline auf einer Stahlplatte fixiert. Da die Hohlkugeln aufgrund ihres Herstellungsprozesses keine exakte Kugelgestalt aufweisen, wurde der Kugeldurchmesser an zufällig orientierten Hohlkugeln unter Nutzung eines in x- und y-Richtung verstellbaren Messtisches in zwei orthogonalen Richtungen gemessen. Der Mittelwert dieser beiden Messwerte wurde als Kugeldurchmesser für die einzelne Hohlkugel definiert. Von jeder Hohlkugelsorte wurden jeweils 100 Hohlkugeln vermessen. Zur optischen Vermessung der Hohlkugelwandstärke wurden die Hohlkugeln in warm aushärtendes Kunstharz eingebettet und anschließend durch gezieltes Abschleifen (feinste Körnung 1000) bis zur maximalen Hohlkugelquerschnittsfläche Hohlkugelhalbschalen präpariert. Die Wandstärkenmessung erfolgte bei 100-facher Vergrößerung an einem Lichtmikroskop der Firma Leitz unter Nutzung des optischen Bildanalysesystems Optimas 6.0 der Firma Optimas Corporation, das die Messwerte mit einer Genauigkeit von 10-2 µm angibt. Um Schwankungen in der Wandstärke zu ermitteln, wurde die Wandstärke jeder Hohlkugel radial in acht um jeweils 45 ° versetzte Richtungen aufgenommen und 100 Messwerte je Kugelsorte erfasst. 3.2.2 Dichte und Raumerfüllung von statistischen Hohlkugelpackungen Um eine Aussage über den Hohlkugelvolumenanteil in den Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffen treffen zu können, wurden grundlegende Versuche zur Raumerfüllung von statistisch dichten Hohlkugelpackungen (Random Close Packing = RCP) durchgeführt. Hierzu wurden Glasmesszylinder bis zu einem definierten Volumen mit defektfreien keramischen Hohlkugeln befüllt und anschließend auf einer Vibrationsanlage der Firma Retsch vom Typ Vibro ca. eine Minute bei einer Frequenz von 70 Hz gerüttelt, bis keine weitere Volumenabnahme der Kugelsäule mehr erfolgte. Das frei werdende Volumen wurde mit einzelnen keramischen Hohlkugeln bis zum Messvolumen VZ aufgefüllt. Durch Wägung der Differenz zum leeren Glaszylinder ergab sich jeweils vor und nach der Verdichtung die Masse der Kugelsäule mK,F bzw. mK,R. In Anlehnung an DIN ISO 3953 zur Ermittlung der Klopfdichte von Metallpulvern ist die Fülldichte ρF und die Rütteldichte ρR der Hohlkugelpackung durch folgende Gleichungen gegeben: ρF = m K, F VZ bzw. ρR = m K, R VZ (3.1) EXPERIMENTELLES VORGEHEN 42 Das Auffüllen des Messzylinders mit Wasser bis zum Messvolumen, wobei ein Stahlnetz auf der Kugelsäule ein Aufschwimmen der Hohlkugeln verhindert, sowie die Wägung der Masse der Kugelschüttung einschließlich des Wassers mK,R,H2O erlaubt die Ermittlung der Raumerfüllung der statistisch dichten Kugelpackung. Die Raumerfüllung XK, d. h. das Verhältnis aus dem Kugelvolumen VK und dem Messvolumen VZ ergibt sich unter Berücksichtigung der Dichte von Wasser (ρH2O ≈ 1,0 g/cm3 bei Raumtemperatur) nach Gleichung 3.2: XK = m K, R, H 2 O − m K, R VK = 1− ρ H 2O ⋅ V Z VZ (3.2) Um den Einfluss des Verhältnisses Hohlkugel-/Gefäßdurchmesser auf die Raumerfüllung zufälliger Packungen zu ermitteln, wurden die Untersuchungen an verschiedenen Messzylindern mit 11,8 mm, 18,2 mm, 25,8 mm bzw. 79,9 mm Innendurchmesser bei einem Messvolumen von 10 ml, 25 ml, 100 ml bzw. 1000 ml durchgeführt. Zur statistischen Absicherung der Messwerte wurden die Messungen für jede Zylindergröße viermal wiederholt. 3.2.3 Dichte der Komponenten und der Verbundwerkstoffe Aus der Raumerfüllung der Kugelschüttung lässt sich die mittlere scheinbare Dichte ρK der keramischen Hohlkugeln entsprechend Gleichung 3.3 berechnen. ρK = m K, R m K, R = VK X K ⋅VZ (3.3) Die Bestimmung der Dichte der kompakten Matrixmaterialien ρM, die ohne eingelagerte Hohlkugeln im Infiltrationsgießverfahren abgegossen wurden, erfolgte mittels Auftriebswägung gemäß DIN 53 479. Hierzu wurde die Masse zylindrischer Druckprüfkörper an Luft mM und in einer Flüssigkeit bekannter Dichte mMl gewogen. Um die Oxidation der Magnesiumlegierungen möglichst gering zu halten und eine gute Oberflächenbenetzung zu gewährleisten, wurde Ethanol als Prüfflüssigkeit eingesetzt. Eine Kalibriermessung mit einem Stahlkörper definierter Dichte ergab für die Dichte des Ethanols bei konstanter Temperatur ρl = 0,774 g/cm3. Die Dichte des Prüfkörpers errechnet sich aus folgender Beziehung: ρM = m Ml ⋅ ρ l m M − m Ml (3.4) Eine Ermittlung der Dichte der Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffe mittels Auftriebswägung würde aufgrund von freiliegenden angeschnittenen Hohlkugeln an der Probenoberfläche und eines daraus resultierenden verminderten Probenvolumens zu überhöhten Dichtewerten führen. Daher erfolgte die Bestimmung der Dichte ρV der Verbundwerkstoffe geometrisch, indem die Masse mV der Probe auf das Volumen VV des entsprechend umschreibenden glatten Körpers (Zylinder bzw. Quader) gemäß Gleichung 3.5 normiert wurde. ρV = mV VV (3.5) Die Masse der Proben wurde dazu auf einer Waage der Firma Sartorius mit einer Messgenauigkeit von 0,001 g ermittelt. Die geometrischen Daten Länge, Breite und Höhe bzw. Länge und Durchmesser der Probekörper wurden mit einer Mikrometerschraube mit einer Genauigkeit von 0,01mm als Mittelwert aus fünf Einzelmessungen bestimmt und daraus das Bezugsvolumen berechnet. EXPERIMENTELLES VORGEHEN 3.3 43 Herstellung syntaktischer Magnesiumschäume 3.3.1 Herstellung von Gießformen und Hohlkugelpackungen Schwerpunkt der Arbeit bilden Untersuchungen an syntaktischen Magnesiumschäumen mit zufälliger Struktur. Entsprechend wurden überwiegend statistisch dicht gepackte Hohlkugelpackungen hergestellt. Für ergänzende Grundlagenexperimente wurden auch hexagonal dichtest gepackte Hohlkugelanordnungen erzeugt. 140 bzw. 180 28 24 Stahlform Position Stahlnetz 10 3 Zur Herstellung statistisch dicht gepackter Strukturen wurden keramische Hohlkugeln in eine mit kolloidalem Kohlenstoff oder Bornitrit geschlichtete Stahlform eingefüllt. Die verwendeten zylindrischen Formen wiesen einen Innendurchmesser von 24 mm und eine Höhe von zunächst 140 mm, im weiteren Verlauf der Untersuchungen von 180 mm auf (Abbildung 3.1). Um ein Herausfallen von Hohlkugeln oder ein Verstopfen des Steigrohres zu vermeiden, wurde der Anguss mit einem feinmaschigen geschlichtetem Stahlnetz abgedeckt. Analog zu den bereits beschriebenen Grundlagenexperimenten wurden die Schüttungen zur Erzielung der maximalen statistischen Packungsdichte auf einer Rüttelmaschine bei 70 Hz ca. eine Minute lang verdichtet, das dabei frei werdende Volumen mit keramischen Hohlkugeln aufgefüllt und die Infiltrationskapsel mit einem Deckel gasdicht verschweißt. 20 Hexagonal dichtest gepackte (hdp) Hohlkugelanordnungen waren in der Herstellung wesentlich aufwändiger (vgl. 4 SteigAbbildung 3.2). Um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen rohr 12 sollte dabei kein zusätzliches Bindersystem Verwendung 30 finden. Um dennoch die Stabilität der Hohlkugelpackung in der Form zu gewährleisten, mussten zunächst die Infiltrationskapseln in Abhängigkeit vom mittleren Hohlkugel- Abbildung 3.1: Geometrie der durchmesser mit Hilfe einfacher geometrischer Berech- offenen Stahlform zur Herstellung statistisch dicht gepackter nungen exakt dimensioniert werden. Entsprechende Magnesium-Hohlkugel-Verbundquaderförmige Gießformen aus 2 mm Stahlblech wurden strukturen ebenfalls mit einem dünnen Stahlnetz am Anguss versehen und geeignet geschlichtet. Um eine möglichst hohe Genauigkeit im Aufbau der geordneten hdp-Struktur zu erreichen, wurden die Hohlkugeln mit Hilfe einer Pinzette manuell in der Form gestapelt. Aufbauend auf einer ersten dichtest gepackte Basisebene A kamen bei der Stapelung einer zweiten ebenfalls dichtest gepackten Ebene B die Hohlkugeln systematisch in den Lücken der Ebene A zu liegen und wurden dadurch in ihrer Position gehalten. Zum Aufbau einer hexagonal dichtesten Kugelpackung wurde dieses alternierende Stapeln von Kugelebenen vom Typ A und B mehrfach wiederholt. Da das schichtweise Einsortieren von dichtest gepackten Ebenen zu in Stapelrichtung unebenen Begrenzungsflächen führt, war in den Randbereichen jeweils eine Abstützung der Hohlkugeln erforderlich. Dazu kamen an den Formwänden auf den langen Seiten geeignet dimensionierte Streifen aus Graphitfolie und auf den kurzen Seiten kleine keramische Stützkugeln zur Anwendung. Ein abschließendes Stahlblech wurde mit der Stahlkapsel verschweißt und fixierte so die geordnete Struktur. EXPERIMENTELLES VORGEHEN 44 Stahlkapsel keramische Hohlkugeln Stützkugeln Graphitfolie 20 mm 20 Abbildung 3.2: Quaderförmige Infiltrationskapsel während der Herstellung einer hexagonal dichtesten Kugelpackung. Um eine exakt geordnete Struktur zu gewährleisten, wurden die 1 Hohlkugeln manuell gestapelt und an den Formwänden abgestützt. Eine Prüfung aller Infiltrationskapseln auf Gasdichtigkeit durch Beaufschlagung der in Wasser getauchten Infiltrationskapseln mit Druckluft stellte sicher, dass das auf Gasdruck in einem Autoklaven basierende Verfahren des Infiltrationsgießens im Anschluss prozesssicher durchgeführt werden konnte. 3.3.2 Infiltrationsgießanlage Die Herstellung der syntaktischen Magnesiumschäume erfolgte schmelzmetallurgisch durch Infiltration der keramischen Hohlkugelpackungen mit flüssigem Magnesium. Das dabei angewandte Verfahrensprinzip basiert auf der Füllung der Form entgegen der Schwerkraft mit Hilfe von Gasdruck, der auf eine Schmelzbadoberfläche wirkt. Zu diesem Zweck stand eine Laboranlage zur Verfügung, die für den genannten Einsatzzweck des Infiltrationsgießens durch einige Komponenten adaptiert wurde. Abbildung 3.3 zeigt diese Infiltrationsgießanlage samt Peripheriegeräten sowie eine Schemazeichnung zum Aufbau im Inneren. Die Anlage besteht im Wesentlichen aus einem zylindrischen, gegenüber der Atmosphäre gasdicht verschließbaren Prozessraum mit einem Innendurchmesser von 80 mm und einer nutzbaren Höhe von 900 mm, der in drei Zonen eingeteilt werden kann. Im oberen Bereich befindet sich eine mittels Wasserkühlung temperierte Kühlzone, im zentralen Bereich der Heizzone wird der Autoklav, der in diesem Bereich aus einer Nickelbasissuperlegierung (IN718) gefertigt ist, von außen mit einem Einzonenheizer eines Rohrofens auf einer Länge von 500 mm beheizt und im unteren Bereich der Basiszone befindet sich wiederum ein Kühlring. Über eine Durchführung im Bereich der Kühlzone kann der Autoklav sowohl evakuiert als auch mit Schutzgas beaufschlagt werden. Die Anlage wurde mit maximal 2,0 bar Gasinnendruck betrieben, wobei die Messung des Drucks über ein externes digitales Manometer mit einer Genauigkeit von 1 mbar erfolgte. Als Einheit für den Prozessdruck wird im Rahmen dieser Arbeit die für Prozessgasdruck gebräuchliche SI-konforme Einheit Bar (1 bar = 105 Pa = 0,1 MPa) verwendet. Aus Gründen der Arbeitssicherheit war der maximale Gasinnendruck in der Anlage durch ein Sicherheitsventil auf 2,5 bar Überdruck begrenzt. Als Prozessgas wurde Rein-Argon 4.8 eingesetzt. 1 Ergebnis der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Crößmann99]. EXPERIMENTELLES VORGEHEN 45 Der angeschlossene Rohrofen ermöglicht Maximaltemperaturen von 800 °C. Während der Infiltrationsgießversuche wurden die Matrixlegierungen in Stahltiegeln, die mit Bornitrit geschlichtet waren, in der Mitte der Heizzone erschmolzen. Die Messung der Schmelzetemperatur erfolgte mit NiCr/Ni-Thermoelementen (Typ K) in außen geschlichteten Stahlschutzröhrchen. Eine Hub- und Senkvorrichtung, bei der über ein Handrad eine Zahnstange im Prozessraum auf und ab bewegt werden kann, gestattet die Positionierung einer Infiltrationskapsel im Autoklaven. Ein weiteres Thermoelement war an der Oberseite der Form befestigt und zeichnete aufgrund des im Prozessraum vorherrschenden Temperaturgradienten die minimale Formtemperatur auf. a) b) Infiltrationsgießanlage Temperaturerfassung Vakuumpumpe Positioniereinheit Kühlzone Schutzgaszufuhr Thermoelement 1 Ofen Gießform mit keramischen Hohlkugeln Thermoelement 2 Ofensteuerung Schmelztiegel Schmelze Abbildung 3.3: Infiltrationsgießanlage: a) Infiltrationsgießanlage inklusive Peripheriegeräte. b) Aufbau der Infiltrationsgießanlage als Schemazeichnung. 2 Nach der Entwicklung der Prozessführung beim Infiltrationsgießen und der Optimierung der Prozessparameter (vgl. Abschnitt 4.2) wurden die syntaktischen Magnesiumschäume zur Charakterisierung unter einheitlichen Prozessbedingungen hergestellt. Die angewandten Prozessparameter sind am Ende des Abschnitts 4.2.3 zusammengefasst. Zur statistischen Absicherung der Ergebnisse sind jeweils mindestens zwei, in der Regel drei Infiltrationen pro Verbundkombination durchgeführt worden, um schließlich jeweils mindestens fünf Proben mechanisch zu prüfen. 2 Anlagenfoto a) aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Reindel97]. EXPERIMENTELLES VORGEHEN 3.4 46 Mechanische Prüfungen 3.4.1 Druckversuche an einzelnen keramischen Mikrohohlkugeln Um Aussagen über die mechanischen Eigenschaften der Aluminiumoxid-Hohlkugeln treffen zu können, wurden an einer 10 kN-Universalprüfmaschine der Fa. Wolpert Typ Instron 1246 Einzelkugeldruckversuche durchgeführt. Die Belastung der Hohlkugeln erfolgte zwischen zwei ebenen parallelen Druckstempeln mit einer Querhauptgeschwindigkeit von 0,5 mm/min bis zum Bruch. Die Kraft wurde dabei mit einer Kraftmessdose mit einer maximalen Kapazität von 2 kN gemessen. Zur statistischen Absicherung wurden 50 Messungen pro Hohlkugelsorte durchgeführt. Neben der Maximalkraft wurde auch die Art des Versagens dokumentiert. Die Auswertung der Festigkeitsverteilung erfolgt mit Hilfe einer von Weibull [Weibull51] eingeführten Verteilungsfunktion. 3.4.2 Druckversuche an Matrix- und Verbundwerkstoffen Die Druckprüfung an den Matrixlegierungen fand nach DIN 50106, die an den syntaktischen Magnesiumschäumen in Anlehnung an diese Prüfnorm für metallische Werkstoffe statt. Mit dem Ziel, die mechanischen Verbundeigenschaften mit den Eigenschaften der reinen Matrixmaterialien zu korrelieren, wurden an im Infiltrationsgießverfahren abgegossenen Magnesiumlegierungen mechanische Kennwerte im Druckversuch bei Raumtemperatur ermittelt. Die spanend durch Feindrehen hergestellten zylindrischen Druckproben wiesen einen nominalen Durchmesser von 10 mm bei einer nominalen Höhe von 15 mm auf und besaßen damit ein Verhältnis von Höhe zu Durchmesser von 1,5. Zur Bestimmung der genauen Probengeometrie kam eine Mikrometerschraube mit 0,01 mm Auflösung zum Einsatz. Während des Druckversuchs zeichnete die eingesetzte Universalprüfmaschine Instron Typ 4505 die aufgebrachte Kraft mit einer 100 kN-Kraftmessdose und den durch das Querhaupt zurückgelegten Weg auf. Die Querhauptgeschwindigkeit betrug 0,5 mm/min. Aus den aufgenommenen Spannungs-Stauchungs-Kurven wurden die 0,2 %-Stauchgrenze σd0,2, die Druckfestigkeit σdB und die Bruchstauchung εdB bestimmt. Die Prüfung der Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffe erfolgte an allseitig mechanisch bearbeiteten Druckproben. Zum einen wurde die Gusshaut mechanisch entfernt, so dass die randnahen Hohlkugeln angeschnitten waren. Zum anderen wurde Feindrehen bzw. -schleifen angewandt, um planparallele Stirnflächen und damit eine flächige Krafteinleitung zwischen den Druckstempeln sicherzustellen. Der Querschnitt der Druckproben war in Anlehnung an die DIN 53 291 (Prüfung von Kernverbunden im Druckversuch senkrecht zur Deckschichtebene) so dimensioniert, dass mindestens neun vollständige Zellen im Querschnitt vorlagen. Diese Mindestanzahl gewährleistet gemäß der Norm die Prüfung einer homogenen Zellstruktur. Die Untersuchungen an Verbundwerkstoffen mit zufälligen Hohlkugelpackungen erfolgte an zylindrischen Proben mit 20 mm Durchmesser und 30 mm Höhe (Abbildung 3.4), so dass je nach Hohlkugeldurchmesser ca. 20 bis 30 vollständig geschlossene Zellen im Probenquerschnitt existierten. Abbildung 3.4: Zylindrische Druckprobe. Die Prüfung erfolgte grundsätzlich an Proben mit freigelegter Porenstruktur. EXPERIMENTELLES VORGEHEN 47 Da die Erstellung geordneter hdp-Strukturen, wie beschrieben, mit einem hohen manuellen Aufwand verbunden war, wurde das Probenvolumen in diesem Fall auf ein Mindestmaß reduziert. Damit die Proben eine gleichmäßige Durchstrahlungsdicke für die Röntgengrobstrukturanalyse aufwiesen, kamen hier quaderförmige Probekörper zur Anwendung. Die Proben hatten eine quadratische Grundfläche von 14 mm Kantenlänge und eine Höhe von 21 mm. Beide Probengeometrien wiesen somit ein Proportionalverhältnis von 1,5 auf. Um den Einfluss der Lage der dichtest gepackten Hohlkugelebenen zur Druckrichtung zu ermitteln, erstreckte sich die Entnahme der Druckproben aus den geordneten syntaktischen Magnesiumschäumen zudem auf zwei unterschiedliche Orientierungen, bei denen die dichtest gepackten Ebenen jeweils um 90° bzw. um 45° zur Probenlängsachse orientiert waren. Die Druckversuche an den Verbundwerkstoffen erfolgten analog zu den Matrixlegierungen. Abweichend davon betrug die Querhauptgeschwindigkeit während des Versuchs konstant 10 mm/min. Die aus den Druckkurven abgeleiteten charakteristischen mechanischen Kennwerte für die syntaktischen Magnesiumschäume werden in Abschnitt 4.3.3 definiert. 3.5 Strukturelle Untersuchungen Aufgrund der Größenskala der Zellstruktur syntaktischer Magnesiumschäume ist sowohl eine makroskopische, d. h. globale, als auch eine mikro- bzw. mesoskopische, d. h. lokale, Charakterisierung erforderlich. Für die makroskopische Charakterisierung war nach dem Feinschleifen keine weitere Probenpräparation notwendig, wohingegen die mikrostrukturellen Untersuchungen an metallographisch präparierten Schliffen durchgeführt wurden. Nach Entnahme mit einem Nasstrenngerät (Typ Discotom, Fa. Struers) wurden die Proben in Kunstharz (Technovit 4071) eingebettet, auf SiC- Papier der Körnungen 320 bis 4000 plan geschliffen, auf DP-DAC-Tuch mit Diamant der Körnung 3 µm poliert und bei Bedarf abschließend auf einem DP-NAP-Tuch mit Diamant der Körnung 1 µm feinpoliert. Um die Bildung von Hydroxiden, die bei einer Reaktion von Mg mit H2O entstehen, zu vermeiden, kamen zur Schliffpräparation weitestgehend wasserfreie Kühlmittel zum Einsatz. 3.5.1 Makrofotografie und Lichtmikroskopie Analoge sowie digitale makroskopische Aufnahmen dienten vornehmlich zur Dokumentation des Versagensmechanismus in den Druckversuchen. Lichtmikroskopische Untersuchungen an einem Lichtmikroskop der Firma Leitz kamen bei der Bewertung der Infiltrationsqualität sowie der Charakterisierung der Zellstruktur zum Einsatz. 3.5.2 Rasterelektronenmikroskopie Das genutzte Rasterelektronenmikroskop der Firma Philips, Modell XL30, besitzt eine maximale Beschleunigungsspannung von 30 kV. Es wurde primär zur Fraktographie, aber auch zur mikrostrukturellen Charakterisierung der keramischen Hohlkugeln, eingesetzt. Die Beschichtung der Proben mit Gold in einem vorgeschalteten Sputterprozess verminderte entstehende Aufladungen auf den Proben und erhöhte die Bildqualität. Die fraktographische Beurteilung der Risse in den keramischen Hohlkugeln und der Matrix erfolgte überwiegend im BSE-Modus (BSE = Back Scattered Electrons). Die Bildinformation aus den rückgestreuten Elektronen ermöglicht im Gegensatz zur Bildinformation aus sekundären Elektronen (SE = Secondary Electrons) eine klarere Differenzierung zwischen der Magnesiummatrix und den Al2O3-Hohlkugeln. Die wesentlichen Aufnahmedaten sind in den jeweiligen REM-Bildern im Einzelnen angegeben. EXPERIMENTELLES VORGEHEN 48 3.5.3 Röntgengrobstrukturanalyse Die Röntgengrobstrukturanalyse unterstützte die Charakterisierung der Zellstruktur und diente der Überprüfung der Hohlkugelanordnung in den geordneten Verbundstrukturen. Zur Röntgengrobstrukturanalyse wurden die Proben mit einem Röntgengerät Eresco 120 der Fa. Seifert in drei orthogonalen Probenrichtungen durchleuchtet und auf Film belichtet. Die Beschleunigungsspannung der Röntgenröhre betrug für alle Proben 60 kV und die Belichtungszeit sechs Sekunden pro Millimeter Probendicke. 3.6 Statistische Auswertung der Messungen Die statistische Auswertung der Messungen und insbesondere die Ermittlung des Vertrauensbereichs erfolgte mit Ausnahme der Einzelkugeldruckversuche, für die eine WeibullVerteilung angenommen wurde, gemäß der DIN 1319 Teil 3. Dazu wurde nach den allgemein bekannten Verfahren der Statistik unter der Annahme einer Gaußschen Normalverteilung für die einzelnen Messgrößen der arithmetische Mittelwert y sowie die Standardabweichung s des Mittelwertes bestimmt. Da die Standardabweichung ein Maß für die Abweichung der Einzelmesswerte vom Mittelwert ist, findet sie Berücksichtigung, wenn im Rahmen dieser Arbeit eine Aussage über die Streuung der Messwerte getroffen wird. Da aber mit Blick auf die Ermittlung funktionaler Zusammenhänge − z. B. bei der Korrelation der Festigkeiten der Einzelkomponenten mit den Festigkeiten der Verbundstrukturen − das Vertrauensniveau der ermittelten Mittelwerte eine höhere Aussagekraft besitzt, wurden hier die Vertrauensgrenzen auf einem Vertrauensniveau von 95%. berechnet. Dieses hohe Vertrauensniveau zielt auf die statistische Absicherung der ermittelten Zusammenhänge ab. Unter Einbeziehung der Anzahl der Messwerte n und des jeweiligen Student-Faktors t sind die Messergebnisse Y dann jeweils in Form eines 95%-Vertrauensintervalls gemäß folgender Gleichung angegeben: Y = y ± ∆y = y ± t n ⋅s (3.6) Im Falle der mechanischen Kennwerte waren aufgrund der begrenzten Messwertanzahl von 5 bis maximal 7 Messwerten hohe t-Faktoren zwischen 2,78 und 2,45 zu berücksichtigen. Zur Einordnung der angegebenen Vertrauensintervalle erscheint es abschließend geboten darauf hinzuweisen, dass die berechneten 95%-Vertrauensintervalle etwa um den Faktor 2 breiter sind, als die entsprechenden Vertrauensintervalle auf einem Vertrauensniveau von 68,26 %, das bei physikalischen Messungen häufig zur Anwendung kommt. ERGEBNISSE 4 49 Ergebnisse Die Darstellung der experimentellen Ergebnisse beginnt in Abschnitt 4.1 mit der Charakterisierung der einzelnen Verbundkomponenten. Abschnitt 4.2 beschreibt die Prozessentwicklung zur Herstellung von Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffen und zeigt die Einflüsse der Prozessparameter auf das Infiltrationsergebnis. In Abschnitt 4.3 wird die zellulare Struktur, der Versagensmechanismus im einachsigen Druckversuch und der Einfluss der Verbundkomponenten sowie der Zellstruktur auf charakteristische mechanische Kenngrößen der syntaktischen Magnesiumschäume behandelt. 4.1 Eigenschaften der Verbundkomponenten 4.1.1 Magnesiumlegierungen Um die verfahrensspezifischen Eigenschaften der verwendeten Magnesiumlegierungen cp-Mg, AM20, AM50 und AZ91 zu bestimmen, wurden die Legierungen ohne Hohlkugeln im Infiltrationsgießverfahren abgegossen und die Dichte sowie die mechanischen Eigenschaften im einachsigen Druckversuch evaluiert. Basierend auf diesen Messwerten erfolgt in Abschnitt 4.3 die Korrelation mit den Eigenschaften der syntaktischen Schäume. Dichte Die Dichten der abgegossenen Magnesiumlegierungen weichen mit ρcp-Mg = 1,71 g/cm3, ρAM20 = 1,73 g/cm3, ρAM50 = 1,75 g/cm3 und ρAZ91 = 1,78 g/cm3 nur gering von den Literaturdaten ab (ρcp-Mg = 1,74 g/cm3, ρAM20 = 1,75 g/cm3, ρAM50 = 1,77 g/cm3 und ρAZ91 = 1,81 g/cm3 [Avedesian99]). Der Vergleich mit den Literaturwerten lässt auf eine Gussporosität von 1,6 - 2,6 % schließen. Eigenschaften im einachsigen Druckversuch Abbildung 4.1 zeigt exemplarische Spannungs-Stauchungs-Kurven für die geprüften Legierungen. Daneben sind die Mittelwerte der 0,2 %-Stauchgrenze σd0,2, der Druckfestigkeit σdB, und der Bruchstauchung εdB aus jeweils fünf Druckversuchen mit den 95%-Vertrauensintervallen aufgeführt. Sämtliche Druckproben versagten in Ebenen mit einem Winkel von 45° zur Druckrichtung aufgrund der dort auftretenden maximalen Schubspannung. Mit 21 MPa für die 0,2%-Stauchgrenze und 155 MPa für die Druckfestigkeit weist cp-Mg erwartungsgemäß die niedrigsten mechanischen Kennwerte auf. Für die Legierungen AM20, AM50 und AZ91 steigen beide Kennwerte mit zunehmendem Gehalt an Legierungselementen. Ursache ist eine Mischkristallhärtung sowie die Ausbildung der intermetallischen Phase Mg17Al12 in Form eines Eutektikums an den Korngrenzen [Polmear95]. Die für den Druckguss optimierte Legierung AZ91 zeigt mit 86 MPa bzw. 329 MPa die höchste 0,2%-Stauchgrenze bzw. Druckfestigkeit. Die Zunahme an Festigkeit ist für AZ91 mit einem Verlust an Duktilität verbunden. Von einem Maximalwert der mittleren Bruchstauchung von 21,3 % bei der Legierung AM20 nimmt diese auf 15,6 % bei der Legierung AZ91 ab. ERGEBNISSE 50 350 AZ91: σd0,2 = (86 ± 1) MPa σdB = (329 ± 3) MPa εdB = (15,6 ± 1,4) % Spannung σ (MPa) 300 250 AM50: σd0,2 = (54 ± 1) MPa σdB = (293 ± 6) MPa εdB = (20,1 ± 2,7) % 200 AM20: σd0,2 = (39 ± 1) MPa σdB = (247 ± 5) MPa εdB = (21,3 ± 2,6) % 150 100 cp-Mg:σd0,2 = (21 ± 2) MPa σdB = (155 ± 4) MPa εdB = (16,9 ± 3,1) % 50 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Stauchung εd (%) Abbildung 4.1: Typische Spannungs-Stauchungs-Kurven der eingesetzten Matrixlegierungen hergestellt im Infiltrationsgießverfahren (Gusszustand). Das Diagramm enthält für jede Legierung die Mittelwerte und das 95%-Vertrauensintervall für die 0,2 %-Stauchgrenze, die Druckfestigkeit und die Bruchstauchung.3 4.1.2 Keramische Mikrohohlkugeln Im Rahmen von Vorversuchen wurden Korund-, Mullit- sowie Glas-Hohlkugeln der Hersteller H.C. Stark GmbH Co. KG, Pechiney Electrometallurgie, Keith Ceramic Materials Ltd., Emerson & Cuming Inc., 3M Deutschland GmbH und Ceramic Fillers Inc. hinsichtlich ihrer Eignung zur Herstellung von syntaktischen Magnesiumschäumen untersucht. Nachteilig wirken sich bei den ersten drei Produkten, bei denen die Hohlkugeln durch Schmelzen im Lichtbogenofen und Luftverdüsung hergestellt wurden, die in der Relation zu den Magnesium-Matrixlegierungen relativ hohen scheinbaren Dichten von ca. 1,0 bis 1,4 g/cm3 aus. Zudem wiesen sie mit bis zu 95 % sehr hohen Anteile an defekten Hohlkugeln mit Löchern oder Rissen in der Kugelwand auf. Nicht zuletzt zeigten diese Hohlkugeln eine sehr breite Häufigkeitsverteilung im Durchmesser und in der Wandstärke. Insgesamt sind sie daher für Grundlagenuntersuchungen, die zum Verständnis des Herstellungsprozesses sowie des Zusammenhangs zwischen der Verbundstruktur und den Eigenschaften beitragen sollen, wenig geeignet. Infiltrationsgießversuche haben zudem Limitierungen hinsichtlich der chemischen Kompatibilität mit schmelzflüssigen Magnesiumlegierungen offengelegt. So weisen Hohlkugeln aus Mullit oder Borsilikatglas keine Eignung zur Herstellung syntaktischer Magnesiumschäume auf. Anhand vergleichender Infiltrationsgießversuche mit einer Magnesium- bzw. einer Aluminiumlegierung und Mullit-Hohlkugeln konnte nachgewiesen werden, dass die Schalen der Hohlkugeln aufgrund einer Grenzflächenreaktion von Mg mit SiO2 unter Bildung von Mg2Si während der Infiltration zerstört werden (siehe Anhang A). 3 Experimentelle Daten aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Reindel97]. ERGEBNISSE 51 Die beste Eignung für die vorliegenden Untersuchungen zeigten Aluminiumoxid-Hohlkugeln der Firma Ceramic Fillers Inc., deren Herstellung in Abschnitt 2.3.1 erläutert wurde. Bei diesen Hohlkugeln weist ein vergleichsweise geringer Anteil fertigungs- oder transportbedingte Risse oder Löcher in der Hohlkugelwand auf. Abbildung 4.2 zeigt exemplarisch Hohlkugeln des Typs A-100-35-F im Anlieferungszustand mit einigen typischen Defekten. Abbildung 4.2: In den Untersuchungen verwendete Aluminiumoxid-Hohlkugeln der Firma Ceramic Fillers Inc. im Anlieferungszustand (Typ: A-100-35-F) [Hartmann97]. Einige Hohlkugeln weisen Löcher und Risse in der Hohlkugelwand auf. Das Bild vermittelt auch einen qualitativen Eindruck von der geringen Streuung des Durchmessers dieser Hohlkugeln. Für die Untersuchungen wurden die beschädigten Hohlkugeln mit Hilfe eines Sedimentationsverfahrens, das in Abschnitt 4.2.1 näher erläutert wird, aussortiert. Durchmesser und Wandstärke der keramischen Mikrohohlkugeln Die Messung der Kugeldurchmesser an defektfreien Hohlkugeln der fünf untersuchten Hohlkugelsorten führte zu den in Abbildung 4.3 dargestellten Summenverteilungen (Klassenobergrenzen in 0,1 mm-Schritten). Diese zeigen für alle Hohlkugelsorten eine enge monomodale Verteilung des Durchmessers um einen jeweiligen Mittelwert, der im Diagramm angegeben ist. Das 95 %-Vertrauensintervall des Durchmessers beträgt 0,03 bis 0,04 mm. Die gemessenen Durchmesser decken sich weitgehend mit den Angaben des Herstellers. Die Diskrepanz beträgt maximal 11 %. Daneben quantifiziert die enge Häufigkeitsverteilung mit Standardabweichungen von 0,13 mm bis 0,20 mm die geringe Streuung des Durchmessers innerhalb einer Kugelsorte, wie sie auch bereits in Abbildung 4.2 ersichtlich ist. Ergänzende Messungen in Richtung der großen Halbachse Dx und der kleinen Halbachse Dy zum Nachweis einer ellipsoiden oder tropfenförmigen Gestalt ergaben Formfaktoren Dx/Dy im Bereich von 1,05 bis maximal 1,25. Diese Werte verdeutlichen die annähernd exakte Kugelgestalt der verwendeten Hohlkugeln. ERGEBNISSE 52 kumulierte Häufigkeit H (%) 100 80 A-100-50-H: DK = 2,82 mm A-150-41-F: DK = 3,45 mm 60 A-150-30-F: DK = 3,67 mm 40 A-100-35-F: DK = 2,83 mm A-150-22-F: DK = 3,74 mm 20 0 0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 Hohlkugeldurchmesser DK (mm) Abbildung 4.3: Häufigkeitsverteilung des Hohlkugeldurchmessers der verwendeten Alumini4 umoxid-Hohlkugeln. Die Mittelwerte sind jeweils im Diagramm angegeben. Abbildung 4.4 fasst die Ergebnisse der Wandstärkenmessung ebenfalls in Form von Summenkurven (Klassenobergrenzen in 20 µm-Schritten) zusammen. kumulierte Häufigkeit H (%) 100 A-150-22-F: t = 115 µm ± 8 µm 80 A-100-35-F: t = 133 µm ± 12 µm 60 A-150-30-F: t = 150 µm ± 18 µm 40 A-100-50-H: t = 181 µm ± 16 µm 20 A-150-41-H: t = 213 µm ± 12 µm 0 0 100 200 300 400 500 Hohlkugelwandstärke t (µm) Abbildung 4.4: Häufigkeitsverteilung der Hohlkugelwandstärke der verwendeten Aluminiumoxid-Hohlkugeln. Für jede Hohlkugelsorte ist jeweils der Mittelwert und das 95 %-Vertrauens5 intervall angegeben. 4,54 Daten z. T. aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Reindel97]. ERGEBNISSE 53 Aus Abbildung 4.4 wird deutlich, dass in allen Hohlkugelsorten eine breite Verteilung in der Wandstärke vorliegt. Dabei sticht ein Anteil von etwa 10 % besonders dickwandiger Bereiche heraus. Die mittleren Wandstärken der keramischen Hohlkugeln betragen rund 100 bis 200 µm. Somit macht die Dicke der Hohlkugelwand je nach Kugelsorte zwischen ca. 6 und ca. 13 % des Kugelradius aus. Die genauen Mittelwerte der Wandstärke sowie die 95 %Vertrauensintervalle sind für alle Hohlkugelsorten in Abbildung 4.4 einzeln aufgeführt. Im Gegensatz zum Durchmesser sind die Standardabweichungen in der Wandstärke mit relativen Werten von ca. 40 bis 60 % des Mittelwertes sehr hoch, was quantitativ verdeutlicht, dass große Schwankungen in der Wandstärke der Hohlkugeln auftreten. Dabei sind die Schwankungen des Mittelwerts der Wandstärke von Hohlkugel zu Hohlkugel gering. Vielmehr zeigen sich die starken Wandstärkenunterschiede innerhalb einer einzelnen Hohlkugel. Zurückzuführen sind diese lokalen Schwankungen in der Wandstärke einer einzelnen Hohlkugel auf den Herstellungsprozess (vgl. Abschnitt 2.3.1), bei dem sich die Kugelform und die Materialverteilung in der Hohlkugelwand im Wesentlichen unter dem Einfluss der Oberflächenspannung, der Gravitationskraft und der Abbindungsbedingungen, die während des Herstellungsprozesses auf den keramischen Schlicker wirken, einstellt. Raumerfüllung statistisch dichter Hohlkugelpackungen Mit dem Ziel, den Hohlkugelvolumengehalt der syntaktischen Magnesiumschäume in jeder einzelnen Druckprobe zerstörungsfrei zu ermitteln, wurden zunächst am Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren in Saarbrücken Probemessungen mittels hoch auflösender Computertomographie durchgeführt. Aufgrund einer zum Zeitpunkt der Untersuchungen bestehenden Ortsauflösungsgrenze von ca. 30 µm lieferten diese Messungen jedoch mit Blick auf die vorliegenden Hohlkugelwandstärken keine ausreichende Genauigkeit. Vor diesem Hintergrund bildeten einfache Grundlagenexperimente an Glaszylindern zur Ermittlung der Raumerfüllung von zufälligen Hohlkugelpackungen (vgl. Abschnitt 3.2.2) die Datengrundlage. Diese Versuche gestatten zwar keine Aussage über den exakten Hohlkugelvolumengehalt in jeder einzelnen Druckprobe, jedoch eine präzise Eingrenzung des statistischen Mittelwerts, der in weit über 100 Einzelproben vorlag. Wie in Abschnitt 2.3.2 bereits ausgeführt, ist die Packungsdichte statistisch dicht gepackter Kugeln im Bereich einer Gefäßwand geringer als im Inneren der Packung. Entsprechend besteht für die Packungsdichte eine Abhängigkeit vom Verhältnis zwischen dem Hohlkugeldurchmesser DK und dem Gefäßdurchmesser DG. Abbildung 4.5 zeigt die gemessene Raumerfüllung XK als Funktion dieses Quotienten DK/DG. Jeder einzelne angegebene Messwert ist dabei der Mittelwert aus je fünf Einzelmessungen. Da die ermittelten Standardabweichungen mit 0,1 bis 1,0 % sehr gering sind, sind diese im Diagramm nicht eingetragen. Die gemessenen Werte legen im untersuchten Bereich einen linearen Zusammenhang für jede einzelne Hohlkugelsorte nahe. In Analogie zu grundlegenden Arbeiten auf dem Gebiet statistisch dichter Kugelpackungen [Scott60, Scott69] wird die von Randeffekten unbeeinflusste Packungsdichte für unendlich große Volumina durch eine Extrapolation auf DK/DG = 0 bestimmt. Die fünf linearen Regressionsgeraden für die einzelnen Hohlkugelsorten führen dabei zu Ordinatenwerten zwischen 62,2 % und 64,4 %. Für die im Diagramm eingezeichnete Regressionsgerade durch alle Messpunkte wird eine Packungsdichte für ein unendlich großes Volumen von 63,1 % ermittelt. Die Packungsdichte der keramischen Hohlkugeln liegt damit in einem Bereich, der auch für monodispers verteilte statistisch dicht gepackte glatte Kugeln aus Stahl oder Plexiglas von ERGEBNISSE 54 verschiedenen Forschergruppen gemessen wurde (vgl. Abbildung 2.9 in Abschnitt 2.3.2). Abweichungen zu den Literaturdaten sowie die Schwankungen zwischen den einzelnen Hohlkugelsorten lassen sich neben statistischen Effekten z. B. durch geometrische Abweichungen von der idealen Kugelgestalt sowie eine etwas rauere Kugeloberfläche begründen. 80 Raumerfüllung XK (%) A-150-22-F A-150-30-F A-100-35-F A-150-41-H A-100-50-H Alle 75 70 65 63 % 60 55 50 45 40 35 0 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 Durchmesserverhältnis DK/DG Abbildung 4.5: Einfluss des Verhältnisses von Hohlkugeldurchmesser DK zu Gefäßdurchmesser DG auf die Raumerfüllung XK für statistisch dichte Kugelpackungen der untersuchten 6 keramischen Hohlkugeln. Durch lineare Extrapolation lässt sich die mittlere Packungsdichte der Hohlkugeln für ein unendlich großes Volumen zu ca. 63 % bestimmen. Die mittlere Packungsdichte der Hohlkugeln in den allseitig mechanisch bearbeiteten syntaktischen Magnesiumschäumen wird mit diesem Wert gleichgesetzt. Bei einem Gefäßdurchmesser von 25,8 mm, der annähernd mit dem Durchmesser der Infiltrationsgießform übereinstimmt und einem DK/DG-Verhältnis von 0,11 bis 0,14 entspricht, beträgt die Packungsdichte für die untersuchten Hohlkugelsorten zwischen 59 und 60 %. Der korrespondierende Anteil des Hohlkugelzwischenraums, der während der Infiltration mit Magnesium gefüllt wird, liegt entsprechend bei 40 bis 41 %. Da aber der unmittelbare Randbereich der Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffe, der einen höheren prozentualen Matrixanteil aufweist, bei der Probenpräparation entfernt wurde (vgl. Abbildungen 3.4 und 4.10), wird im Folgenden der Hohlkugelanteil in den Druckproben durch die Packungsdichte für ein unendlich großes Volumen, d. h. mit ca. 63 %, approximiert. Stichprobenartige Messungen des Kugelvolumenanteils in einzelnen Druckproben durch vollständiges chemisches Auflösen der Magnesiummatrix in 5 %-iger Salzsäurelösung mit anschließendem Trocknen und Wiegen der Hohlkugeln bestätigten diesen Wert von 63 %. Die dabei gemessenen Schwankungen lagen bei ± 1 %. Zusammenfassend ergeben diese Voruntersuchungen, dass der Kugelvolumenanteil XK in den hergestellten syntaktischen Magnesiumschäumen mit statistischer Hohlkugelanordnung im Mittel 63 % beträgt. Der prozentuale Kugelzwischenraum XZ, d. h. der mit Magnesiummatrix ausgefüllte Volumenanteil XM, liegt entsprechend bei 37 %. 6 Daten z. T. aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Reindel97]. ERGEBNISSE 55 Dichte der keramischen Mikrohohlkugeln Obige Versuche erlauben neben der Bestimmung des Kugelvolumenanteils auch die Ermittlung der Dichte der keramischen Hohlkugeln. In Tabelle 4.1 sind die gemessenen Fülldichten ρF, die Rütteldichten ρR und die mit Hilfe der Gleichungen 3.2 und 3.3 berechneten mittleren scheinbaren Dichten ρK der keramischen Hohlkugeln mit den jeweiligen Standardabweichungen aufgelistet. Die mittlere scheinbare Dichte ρK ist identisch mit der mittleren geometrischen Dichte einer einzelnen keramischen Hohlkugel, d. h. der mittleren Masse einer einzelnen Hohlkugel bezogen auf ihr mittleres Volumen. Die gemessenen scheinbaren Dichten der ausgewählten keramischen Hohlkugeln liegen signifikant unter den Dichten der Matrixlegierungen und umfassen eine Variationsbreite um über einen Faktor zwei. Tabelle 4.1: Füll- und Rütteldichte von statistischen Hohlkugelpackungen und berech7 nete scheinbare Dichte der keramischen Hohlkugeln. Kugelsorte A-150-22-F A-150-30-F A-100-35-F A-150-41-H A-100-50-H Fülldichte ρF (g/cm³) 0,31 ± 0,03 0,43 ± 0,04 0,47 ± 0,03 0,61 ± 0,04 0,66 ± 0,04 Rütteldichte ρR (g/cm³) 0,32 ± 0,02 0,45 ± 0,03 0,48 ± 0,03 0,64 ± 0,04 0,67 ± 0,03 scheinbare Dichte ρK (g/cm³) 0,55 ± 0,02 0,78 ± 0,02 0,81 ± 0,02 1,06 ± 0,02 1,14 ± 0,02 Sinterdichte des keramischen Wandmaterials Da die scheinbare Dichte der keramischen Hohlkugeln ρK auch geometrisch über die Wandstärke t und den Radius R nach Gleichung 4.1 berechnet werden kann, lässt sich mit den vorliegenden Messwerten auch die Sinterdichte des keramischen Kugelwandmaterials ρKW bestimmen. R − t 3 ρKW ρK = 1 − ⋅ ρ Al2O3 ⋅ R ρ Al2O3 (4.1) Unter der Annahme, dass die Al2O3-Kugelwand zu 100% dicht gesintert ist und somit die theoretische Dichte von Aluminiumoxid aufweist (ρKW = ρAl2O3 = 3,87 g/cm3 für 99,5 % Al2O3 [Schneider91]), werden nach dieser Gleichung theoretische Dichtewerte berechnet, die für die verschiedenen Hohlkugeltypen zwischen 11 und 19 % über den experimentell bestimmten scheinbaren Dichten liegen (Abbildung 4.6). Dies lässt den Schluss zu, dass das gesinterte Kugelwandmaterial eine Porosität in diesem Prozentbereich aufweist. Damit ist die in REM-Aufnahmen (vgl. Abbildung 4.6) augenscheinliche Porosität in der Hohlkugelwand quantifiziert. Die Regressionsgerade in Abbildung 4.6 unter Einbeziehung aller Datenpunkte besitzt eine Steigung von 0,85, d. h. die durchschnittliche Sinterdichte der Al2O3-Kugelwand beträgt 85 % der theoretischen Dichte. Entsprechend liegt die durchschnittliche Sinterporosität bei 15 %. Abbildung 4.6 zeigt des Weiteren, dass kein systematischer Einfluss der Sinterparameter (Herstellerangaben: F: 1550 °C, 3h; H: 1600 °C, 4h) auf die Sinterdichte des keramischen Hohlkugelwandmaterials festgestellt werden konnte. 7 Daten z. T. aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Reindel97]. scheinbare Hohlkugeldichte ρK (g/cm3) ERGEBNISSE 56 1,4 A-100-50-H 1,2 1,0 0,8 Hohlkugelinnenfläche 5 µm A-150-41-H Hohlkugelwand A-100-35-F 100 µm 0,6 A-150-30-F 0,4 A-150-22-F m=1 ρKW m = ρAl O = 0,85 0,2 2 3 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 theor. Hohlkugeldichte aus Geometriedaten ρK,th (g/cm3) Abbildung 4.6: Gegenüberstellung der über die Hohlkugelgeometrie berechneten theoretischen Dichten bei dicht gesintertem Hohlkugelwandmaterial mit den experimentell bestimmten scheinbaren Dichten der keramischen Hohlkugeln. Eine lineare Regression durch alle Datenpunkte lässt auf eine mittlere Sinterdichte von 85 % der theoretischen Al2O3-Dichte schließen. Die Mikrostruktur der porösen Al2O3-Hohlkugelwand veranschaulichen die beiden REMAufnahmen. Mechanische Eigenschaften der keramischen Mikrohohlkugeln Da mechanische Werkstoffkenndaten für das gesinterte Al2O3-Wandmaterial von Seiten des Herstellers nicht zur Verfügung standen und der Werkstoff aufgrund der vorliegenden Geometrie keiner normgerechten Prüfung zuführbar war, wurden zur mechanischen Charakterisierung der keramischen Hohlkugeln Druckversuche an Einzelkugeln durchgeführt. In Abbildung 4.7 sind die Ergebnisse in einem Weibulldiagramm zusammengefasst. Die statistische Häufigkeitsverteilung nach Weibull [Weibull51], die auf dem Prinzip beruht, dass der größte in einem Werkstoff vorliegende Fehler für das Werkstoffversagen ausschlaggebend ist, findet regelmäßig Anwendung zur Beschreibung der Festigkeitskenngrößen von spröden Werkstoffen. Zur Veranschaulichung dieser statistischen Auftragung nach Weibull enthält das Diagramm in Abbildung 4.7 auf den Sekundärachsen die korrespondierende Bruchkraft FB und die prozentuale Versagenswahrscheinlichkeit WV. Als statistischer Kennwert für die von einer Hohlkugelsorte bis zum Bruch ertragene Kraft kann dieser Auftragung am Schnittpunkt der Regressionsgeraden mit der x-Achse der Weibullkurvenparameter F0 entnommen werden. F0 entspricht der Kraft, bei der die Versagenswahrscheinlichkeit 63,2 % beträgt. Daneben gibt die Steigung m − auch Weibullfaktor genannt − Auskunft über die Breite der Häufigkeitsverteilung. Die genannten Kenngrößen sind für jede einzelne Hohlkugelsorte im Diagramm aufgeführt. Der Weibullfaktor m zeigt mit Werten zwischen 1,8 und 2,9 eine breite Verteilung der ermittelten Bruchkräfte an. Die starke Streuung der Messwerte liegt neben der Streuung in der Festigkeit des keramischen Wandmaterials z. B. an Geometrieeffekten, wie beispielsweise der ungleichmäßigen Hohlkugelwandstärke. ERGEBNISSE 57 Bruchkraft F B (N) 10 100 5 4 A-100-35-F F 0 = 16,3 N m = 2,2 ln(ln(1/(1-WV ))) 3 2 A-150-22-F F 0 = 12,3 N m = 2,5 1 99 93 0 A-150-41-H F 0 = 27,3 N m = 1,8 -1 A-150-30-F F 0 = 15,0 N m = 2,1 -2 -3 1 -5 0 1 2 3 30 10 A-100-50-H F 0 = 24,8 N m = 2,9 -4 63 4 Versagenswahrscheinlichkeit WV (%) 1 ln F B (ln N) Abbildung 4.7: Ergebnisse aus den Einzelkugel-Druckversuchen in einem Weibulldiagramm.8 Für alle Hohlkugelsorten ist als Kenngröße für die Bruchkraft der Weibullkurvenparameter F0 sowie zur Charakterisierung der Breite der Häufigkeitsverteilung der Weibullfaktor m angegeben. F0 ist die Kraft, bei der die Versagenswahrscheinlichkeit 63,2 % beträgt. Zur Veranschaulichung sind auf den Sekundärachsen die korrespondierende Bruchkraft und die Versagenswahrscheinlichkeit aufgetragen. Die inhomogene Materialverteilung in der Kugelwand ist offensichtlich auch für den Versagensmodus der keramischen Hohlkugeln maßgeblich. Im Einzelkugeldruckversuch konnten drei Versagensarten beobachtet werden, die in Abbildung 4.8 schematisch skizziert sind. Der erste Versagensmodus ist dadurch gekennzeichnet, dass die Hohlkugeln parallel zur Belastungsrichtung in zwei Halbschalen auseinander brechen. Der Riss verläuft dabei entlang eines größtmöglichen Kreises auf der Kugeloberfläche, d. h. eines Großkreises [Bronstein89], durch die beiden Kontaktpunkte mit den ebenen Druckstempeln, d. h. im übertragenen Sinne entlang zweier gegenüberliegender Meridiane. Der zweite Versagensmodus ist durch das Eindrücken eines nahezu kreisförmigen Schalensegmentes im Bereich eines der beiden Kontaktpunkte charakterisiert. Der dritte Versagensmodus zeigt kein einheitliches Muster und umfasst das Zerbrechen der Hohlkugeln an zufälligen Schwachstellen in der Kugelwand, so dass irreguläre Schalensegmente aus der Wand herausbrechen. Numerische Berechnungen mit der Methode der Finiten Elemente sagen für perfekte dünnwandige keramische Hohlkugeln ein Versagen nach Modus 1 voraus [Chung95]. Als für das Versagen ausschlaggebende Spannungen wurden in dieser numerischen Studie Biegespannungen und damit letztlich Zugspannungen auf der Hohlkugelinnenseite im Bereich der Kontaktpunkte mit den Druckplatten identifiziert. 8 Daten z. T. aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Reindel97]. ERGEBNISSE 58 Abbildung 4.8: Beobachtete Versagensarten der keramischen Hohlkugeln unter einachsiger Druckbelastung zwischen zwei ebenen Druckplatten (schematisch). Mit Blick auf die mikromechanische Modellbildung (vgl. Kapitel 5.3) war es naheliegend zu versuchen, auf Basis der für die einzelnen Hohlkugelsorten ermittelten charakteristischen Bruchkraft einen mechanischen Kennwert für das keramische Hohlkugelwandmaterial zu ermitteln. Wie in Abschnitt 5.3.4 näher ausgeführt, konnte allerdings kein geeignetes mechanisches Modell aus der Literatur eruiert werden, das es zulässt, aus den Geometriedaten der Hohlkugeln eine geeignete Bezugsfläche zu berechnen, so dass ein geometrieunabhängiger Festigkeitskennwert abgeleitet werden kann. Da dünnwandige Hohlkugeln mit großem Durchmesser und dickwandige Hohlkugeln mit kleinem Durchmesser entlang eines Schnitts durch den Hohlkugelmittelpunkt, d. h. entlang eines Großkreises, eine identische Ringfläche aufweisen können, ist unmittelbar evident, dass diese Ringfläche keine geeignete Bezugsfläche darstellt. Um zu überprüfen, ob die Kraftaufnahmefähigkeit der keramischen Hohlkugeln dennoch mit ihrer Morphologie korreliert, ist in Abbildung 4.9 der Weibullkurvenparameter F0 über die relative Hohlkugelwandquerschnittsfläche An aufgetragen. Die in der Skizze in Abbildung 4.9 graphisch veranschaulichte relative Hohlkugelwandquerschnittsfläche ist ein morphologischer Parameter, der die Ringfläche der Kugelwand AKW bei einem Schnitt durch die keramischen Hohlkugeln entlang eines Großkreises − d. h. eines Kreises, dessen Mittelpunkt mit dem Hohlkugelmittelpunkt zusammenfällt − auf die maximale Kreisfläche Amax dieses Großkreises normiert. Diese normierte tragende Querschnittsfläche An kann gemäß Gleichung 4.2 aus der Wandstärke t und dem Radius R der Hohlkugeln berechnet werden. A R −t An = KW = 1 − Amax R 2 (4.2) ERGEBNISSE 59 Weibullkurvenparameter F0 (N) In Abbildung 4.9 sind neben den Daten für alle Versagensarten (offene Symbole) separat die Messwerte der Hohlkugeln, die nach Modus 1 gebrochen sind (geschlossene Symbole), eingetragen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass für letztere Hohlkugeln das Bruchverhalten dem nach [Chung95] theoretisch für Hohlkugeln idealer Geometrie zu erwartenden entspricht, der Bruch in diesem Fall entlang der eindeutig definierten maximalen Ringfläche AKW verläuft und somit für Versagensart 1 eine physikalische Basis für die gewählte Auftragung besteht. Dessen ungeachtet deutet die Auftragung in Abbildung 4.9 allgemein und unabhängig von der betrachteten Versagensart auf eine lineare Korrelation zwischen der Kraft beim Versagen im Einzelkugeldruckversuch und der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche hin. 40 35 alle Versagensarten 30 25 20 A-100-50-H A-150-41-H 15 A-100-35-F 10 A-150-30-F A-150-22-F 5 0 0,00 0,05 0,10 0,15 An = 0,20 AKW Amax 0,25 0,30 relative Hohlkugelwandquerschnittsfläche An (1) Abbildung 4.9: Auftragung des Weibullkurvenparameters F0, d. h. der mittleren Bruchkraft (vgl. Abbildung 4.7) über die relative Hohlkugelwandquerschnittsfläche An. An ist ein Formfaktor zur Charakterisierung der Hohlkugelgeometrie. Er wird aus dem Verhältnis der maximalen Ringfläche AKW und der maximalen Kugelquerschnittsfläche Amax gebildet. Daten für Hohlkugeln, die nach Versagensart 1 gebrochen sind, sind separat eingetragen (geschlossene Symbole), da dieses Versagen nach [Chung95] dem theoretischen Bruchverhalten idealer dünnwandiger Hohlkugeln entspricht. Näherungsweise ergibt sich unabhängig von der Versagensart eine lineare Korrelation. Obwohl anhand der Einzelkugeldruckversuche kein charakteristischer Festigkeitskennwert für das keramische Hohlkugelwandmaterial bestimmt werden konnte, besteht ein eindeutiger funktionaler Zusammenhang zwischen der Kraftaufnahmefähigkeit der geprüften keramischen Hohlkugeln und ihrer Morphologie. Die Kraft bis zum Bruch der keramischen Hohlkugeln nimmt im betrachteten Bereich mit zunehmender relativer Hohlkugelwandquerschnittsfläche linear zu. ERGEBNISSE 4.2 60 Herstellung syntaktischer Magnesiumschäume Die Herstellung von syntaktischen Magnesiumschäumen gliedert sich in drei Teilprozesse: Separation defektfreier keramischer Hohlkugeln (Abschnitt 4.2.1), Vorbereitung einer Gießform mit zufälliger oder geordneter Hohlkugelanordnung (vgl. Abschnitt 3.3.1) und Infiltration der Hohlkugelzwischenräume mit schmelzflüssigem Matrixmetall (Abschnitt 4.2.2). Abbildung 4.10 gibt einen Überblick über verschiedene Stadien der Herstellung bis zur endbearbeiteten Probengeometrie. Abbildung 4.10: Überblick über die verschiedenen Stadien der Herstellung syntaktischer Magnesiumschäume: 1) defektfreie keramische Hohlkugeln, 2) Gießform (Infiltrationskapsel), gefüllt mit keramischen Hohlkugeln, 3) entformte Magnesium-Hohlkugel-Verbundstruktur mit Gusshaut. 4) mechanisch endbearbeitete Druckproben. 4.2.1 Separation defektfreier Mikrohohlkugeln Da ein gewisser Anteil der Hohlkugeln im Lieferzustand Löcher oder Risse in der keramischen Hohlkugelschale aufweist (vgl. Abbildung 4.2), kann im Zuge des Infiltrationsgießprozesses durch diese makroskopischen Defekte Magnesiumschmelze in das Innere der Hohlkugeln eindringen. Zur Herstellung möglichst fehlerfreier homogener zellularer Strukturen ist es demzufolge zunächst erforderlich, defektfreie Hohlkugeln zu separieren. Zu diesem Zweck wurde ein Trennverfahren im Labormaßstab aufgebaut, das auf der Separation durch Auftriebsunterschiede geschlossener und offener Hohlkörper in wässrigen Flüssigkeiten basiert. Versuchsaufbau und Verfahrensprinzip sind in Abbildung 4.11 skizziert. Zur Trennung der schadhaften von den defektfreien Hohlkugeln wurden die keramischen Hohlkugeln zunächst in ein mit destilliertem Wasser oder einer Salzlösung gefülltes Gefäß gestreut und mit Hilfe eines an der Behälterwand abschließenden feinmaschigen Metallgitters vollständig unter die Flüssigkeitsoberfläche gedrückt. Bruchstücke keramischer Hohlkugelschalen sinken aufgrund der Dichte des Wandmaterials umgehend ab. Die im Inneren Luft einschließenden Hohlkugeln schwimmen hingegen auf. Im Falle der Hohlkugeln mit scheinbaren Dichten über 1,0 g/cm3 gewährleistet eine starke Anreicherung des Wassers mit MgCl2-Salz, wodurch eine Dichte der Salzlösung von ca. 1,3 g/cm³ erreicht werden konnte, das Aufschwimmen auch dieser Hohlkugeln. ERGEBNISSE 61 Um speziell Hohlkugeln, die nur kleine Löcher oder feine Risse in der keramischen Schale aufweisen, durch ein Absinken auszusortieren, wurde das Gefäß mit einem geringen Unterdruck pVak beaufschlagt. Diese Maßnahme ist notwendig, weil ein Austritt der Luft aus dem Kugelinneren durch kleine Defekte in der keramischen Hohlkugelwand eine starke Änderung der Geometrie der Luftblasen und damit einen zusätzlichen Aufwand an Oberflächenenergie erfordert. Der Energiebetrag ist umso größer, je kleiner die Austrittsöffnung ist. Für viele Hohlkugeln reicht daher der Innendruck der in den Hohlkugeln eingeschlossenen Luft pi,HK im Zusammenspiel mit der Auftriebskraft des eingeschlossenen Gases zum Austritt einer Luftblase aus sehr kleinen Öffnungen nicht aus. Der aus dem Anlegen eines Grobvakuums resultierende Druckabfall in der Flüssigkeit, der sich aus dem Umgebungsdruck p0 = pVak und dem hydrostatischen Druck ph zusammensetzt, führt zu einer Expansion der Luft im Kugelinneren und einem sicheren Entweichen der Luftblasen auch durch kleine Defekte in der Kugelwand. Experimentell auffällig war in diesem Zusammenhang ein allseitiges Entweichen der Luft auch aus defektfreien Hohlkugeln. Dies lässt auf eine von der inneren sowie der äußeren Hohlkugeloberfläche zugängliche offene Sinterporosität in den keramischen Hohlkugelwänden schließen. 1) p0 + ph = pi,HK wässrige Salzlösung pi,HK Vakuumpumpe p0 + ph Ventil 2) p0 pVak: pVak + ph < pi,HK Sieb p0 entweichende Luft pi,HK defektfreie Hohlkugeln wässrige MgCl2-Lösung defekte Hohlkugeln pVak + ph 3) p0 + ph = pi,HK p0 + ph pi,HK eindringende Flüssigkeit absinkende Hohlkugel p0 + ph Abbildung 4.11: Versuchsaufbau und –verlauf zum Aussortieren defekter Hohlkugeln (links: Skizze Versuchsaufbau; rechts: Verfahrensprinzip). Nach dem Belüften des Gefäßes auf Atmosphärendruck p0 führt der nun vorherrschende Druckunterschied zwischen dem Kugelinneren und der umgebenden Flüssigkeit in Höhe des zuvor angelegten Vakuums zum Eindringen der wässrigen Lösung in die mit Rissen oder Löchern in der Kugelwand behafteten Hohlkugeln. Der Auftrieb dieser defekten Hohlkugeln ist somit reduziert und sie sinken auf den Boden des Gefäßes ab. Im Gegensatz dazu kann die wässrige Lösung die zwar offenporöse, aber ansonsten intakte Hohlkugelwand unter den gewählten Druckbedingungen kurzfristig nicht durchdringen. Die defektfreien Hohlkugeln schwimmen weiterhin auf und können von der Flüssigkeitsoberfläche abgesiebt werden. ERGEBNISSE 62 Das beschriebene Vorgehen gewährleistete eine prozesssichere Separation defektfreier Hohlkugeln. Für die weitere Verwendung wurden die defektfreien Hohlkugeln mit destilliertem Wasser mehrfach gespült und bei einer Temperatur von 100 °C in einem Umluftofen für mehrere Stunden getrocknet. Das Separationsverfahren ergab für die verwendeten Hohlkugelsorten zwischen ca. 40 und ca. 60 Gew.-% an defektfreien Hohlkugeln, wobei deren Anteil mit abnehmender nominaler Wandstärke erwartungsgemäß abnahm. 4.2.2 Prozessführung beim Infiltrationsgießen Zur Herstellung der Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffe wurde ein schmelzmetallurgischer Infiltrationsgießprozess angewandt, bei dem das interstitielle Volumen einer Packung keramischer Hohlkugeln mit flüssigem Magnesium infiltriert wird. Das angewandte Verfahrensprinzip − die Füllung einer Form über ein Steigrohr entgegen der Schwerkraft mit Hilfe von Gasdruck, der auf eine Schmelzbadoberfläche wirkt − ist aus dem Niederdruckgießen (vgl. Abbildung 5.5 in Abschnitt 5.2) bekannt [Büchen81, Hasse00]. Unter Anwendung dieses Prinzips entwickelten Flemings und Mitarbeiter [Masur87, Cornie94] Ende der 1980er Jahre am Massachusetts Institute of Technology (MIT) eine Autoklaventechnik zur Herstellung von faserverstärktem Aluminium. Eine eigenständige Prozessvariante dieser Gasdruckschmelzinfiltration wurde im Rahmen früherer Forschungsarbeiten am Lehrstuhl WTM zur Herstellung von kohlenstofflangfaserverstärkten Magnesiumlegierungen unter Nutzung einer heißisostatischen Presse aufgebaut [Öttinger93, Öttinger96]. Bei diesem Prozess wird mit Hilfe eines hohen Gasdrucks von mehreren hundert Bar, der sowohl auf die Schmelzbadoberfläche als auch auf eine dünnwandige Stahlform wirkt, flüssiges Metall unter isothermen Prozessbedingungen in einen Faserformkörper gepresst. Es ist nachgewiesen, dass dieses Verfahren bei geeigneter Wahl der Prozessparameter grundsätzlich auch zur Herstellung von syntaktischen Magnesiumschäumen geeignet ist [Kohler95]. Theoretische Berechnungen (vgl. Abschnitt 5.1.2) führen aber zu dem Schluss, dass zur Herstellung von Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffen insbesondere aufgrund der Größe der keramischen Hohlkugeln − die maßgeblichen geometrischen Größen für die Infiltrationskanäle liegen um knapp drei Größenordnungen über den relevanten Geometriedaten in dicht gepackten Kohlenstofflangfasern − ein weit geringerer Infiltrationsdruck ausreichend ist und somit ein technisch einfacheres und damit wirtschaftlicheres Niederdruckgießverfahren zur Anwendung kommen kann. Ausgehend von den genannten Arbeiten wurde daher in der vorliegenden Arbeit ein Prozess zur Infiltration von Hohlkugelpackungen mit geringem Infiltrationsdruck und unter nichtisothermen Bedingungen unter Nutzung der in Abschnitt 3.2 spezifizierten Infiltrationsgießanlage entwickelt. Dabei war es ein wesentliches Ziel, dass die Ergebnisse dieser grundlegenden Prozessentwicklung möglichst weitgehend auch auf das industriell etablierte Verfahren des Niederdruckgießens übertragbar sind. Der erarbeitete Prozess ist in Abbildung 4.12 schematisch wiedergegeben. Den korrespondierenden Temperatur- und Druckverlauf während der einzelnen Prozessschritte zeigt Abbildung 4.13. ERGEBNISSE Positioniergestänge 63 Schmelzphase Vordruckphase Infiltrationsphase Abkühlphase Vakuum Kühlzone Thermoelement 1 Schutzgaszufuhr Ar Gießform MagnesiumHohlkugelVerbundwerkstoff keramische Hohlkugeln Ofen Magnesiumlegierung Schmelztiegel Schmelze Thermoelement 2 Abbildung 4.12: Schematische Darstellung der Prozessschritte beim Infiltrationsgießen. Vordruckphase Infiltrationsphase 800 1,6 2 Temperatur der Schmelze 700 Temperatur T (°C) Abkühlphase 1,4 600 1,2 500 1,0 400 300 1 200 Druck im Autoklaven 0,8 Temperatur der Gießform 0,4 0,6 100 0,2 0 0,0 240 0 30 60 90 120 150 180 210 Zeit t (min) Abbildung 4.13: Temperatur- und Druckverlauf während des Infiltrationsgießens. Druck p (bar) Schmelzphase ERGEBNISSE 64 Im Einzelnen gliedert sich der Infiltrationszyklus in vier Phasen: In der Schmelzphase wird die jeweilige Legierung nach mehrmaligem Evakuieren und Fluten des Prozessraums mit Argon-Schutzgas unter leichtem Ar-Überdruck erschmolzen (Druckverlauf in Abbildung 4.13, Temperaturmesspunkt und -verlauf 1 in Abbildung 4.12 bzw. 4.13). Gleichzeitig erreicht die im Ofenraum über eine vertikale Verfahreinheit positionierte, mit keramischen Hohlkugeln gefüllte Gießform ihre Vorwärmtemperatur. Die Formtemperatur wird während des Prozesses an der Oberseite der Form (Position 2 und Temperaturverlauf 2 Abbildung 4.12 bzw. 4.13) gemessen. Aufgrund des Temperaturgradienten im Prozessraum und des trotz eines eingebrachten keramischen Isolationselementes stattfindenden Wärmeabflusses in das Positionierungsgestänge stellt diese Temperatur die minimale Formtemperatur dar. Über eine entsprechende Positionierung im Prozessraum kann sie innerhalb gewisser Grenzen definiert eingestellt werden (vgl. Abschnitt 4.2.3). Die sich anschließende Vordruckphase dient der gezielten Reduzierung des Gasdrucks in der Gießform. Der Forminnendruck bildet die Basis für die aufgebrachte Druckdifferenz während der Infiltration. Um eine vollständige Formfüllung zu erreichen und die Gasporosität in der Magnesiummatrix zu minimieren, ist dieser Prozessschritt als Vakuumphase gestaltet. Um dabei ein zu starkes Abdampfen des flüssigen Magnesiums zu vermeiden, wurde der Unterdruck unter Berücksichtigung des Dampfdrucks von Magnesium bei der vorliegenden Schmelzetemperatur (13,6 mbar bei 1000 K [Avedesian99]) auf einen Wert von 100 mbar festgelegt. Durch Absenken der Gießform kurz vor der Infiltration wird das Steigrohr in das Schmelzbad getaucht und die Form somit gegenüber dem übrigen Prozessraum gasdicht abgeschlossen. In der Infiltrationsphase erfolgt nun ein zügiger Druckaufbau mit Argongas bis zum jeweiligen Infiltrationsdruck. Der zwischen dem Inneren der Form und dem Autoklaven entstehende Druckunterschied führt zur Füllung der Form und zur Infiltration der Hohlkugelzwischenräume mit schmelzflüssigem Magnesium. Nach einer kurzen Haltezeit beginnt mit dem Anheben der Infiltrationskapsel in die Kühlzone die Abkühlphase. Der weiterhin am Steigrohr anliegende Gasdruck verhindert dabei das Zurückfließen der Magnesiumschmelze aufgrund der Gravitationskraft. Der im Autoklaven vorherrschende Temperaturgradient führt schließlich zu einer gerichteten Erstarrung zum Anguss hin. Ein möglicher Erstarrungslunker tritt daher im Bereich des Angusses auf. Dieser Bereich wird bei der nachfolgenden Probenpräparation entfernt. Als Ergebnis eines optimierten Prozesses, dessen wesentliche Einflussfaktoren nachfolgend analysiert werden, entstehen syntaktische Magnesiumschäume, bei denen die Bereiche zwischen den Hohlkugeln homogen mit Magnesium gefüllt sind. Die syntaktischen Magnesiumschäume wurden überwiegend mit zufälliger Struktur, d. h. mittels statistisch dicht gepackter Hohlkugelschüttungen hergestellt. Für ergänzende Grundlagenexperimente wurden auch hexagonal dichtest gepackte Anordnungen keramischer Hohlkugeln infiltriert. Abbildung 4.14 zeigt einen derartigen syntaktischen Magnesiumschaum mit hexagonal dichtest gepackter Struktur im endbearbeiteten Zustand. ERGEBNISSE 65 Abbildung 4.14: Syntaktischer Magnesiumschaum mit einer hexagonal dichtest gepackten Struktur als Ergebnis des Infiltrationsgießprozesses nach dem Entformen und dem Überfräsen 9 der Oberfläche zum Freilegen der Porenstruktur. 4.2.3 Einfluss der Prozessparameter auf das Infiltrationsergebnis Die Qualität der syntaktischen Magnesiumschäume, d. h. der Grad der Formfüllung und der Infiltration, hängt im entscheidenden Maße von einer geeigneten Einstellung der Prozessparameter ab. Die Prozessparameter wurden wie folgt definiert: • Infiltrationstemperatur TI: Gießtemperatur der Schmelze • Formtemperatur TF,min: Minimaltemperatur der Gießform vor der Infiltration • Infiltrationsvordruck pV: Gasdruck in der Gießform vor der Infiltration • Infiltrationsdruck pI: Gasdruck im Prozessraum nach dem Druckaufbau • Infiltrationszeit tI: Haltezeit vom Anliegen des Infiltrationsdrucks bis zur Trennung der Form vom Schmelzbad Auf der Grundlage von Vorversuchen wurde die Infiltrationstemperatur TI und der Infiltrationsvordruck pV bei allen Experimenten auf Werten von 720 °C bzw. 100 mbar konstant gehalten. Der Einfluss der drei übrigen Prozessparameter ist Inhalt der folgenden Absätze. Einfluss des Infiltrationsdrucks Der Infiltrationsdruck, genauer die Infiltrationsdruckdifferenz ∆pI = pI - pV zwischen dem Autoklaven und der Form während der Formfüllung, ist der entscheidende Prozessparameter während des Infiltrationsgießens. Einerseits muss der Druckunterschied ausreichend hoch sein, um die Kavität und die Kugelzwischenräume mit Schmelze zu füllen. Andererseits limitiert die offene Porosität der keramischen Hohlkugelwände diesen Druckunterschied, da bei zu hohem Infiltrationsdruck die Schmelze in das Hohlkugelinnere eindringen kann. Abbildung 4.15 dokumentiert dieses Eindringen der Schmelze in das Hohlkugelinnere. Die Makroaufnahme a) sowie die REM-Aufnahme b) machen deutlich, dass die Metallschmelze 9 Ergebnis der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Crößmann99]. ERGEBNISSE 66 die defektfreien keramischen Hohlkugelwände durchdringt, wodurch sich auf der Hohlkugelinnenwand Schmelzetropfen bilden (Abbildung 4.15 a) links oben, b) REM-Aufnahme) und in der Folge das Kugelinnere mit dem Matrixmetall gefüllt wird (Abbildung 4.15 a) Mitte). Dass es sich um ein Eindringen der Schmelze entlang feiner offener Kanäle in der porösen keramischen Schale handelt, lässt das allseitige Eindringen sowie die durch die Schmelze dunkelgrau gefärbten keramischen Hohlkugelschalen in Abbildung 4.15 a) erkennen. Abbildung 4.15: Ein zu hoher Infiltrationsdruck führt zum Eindringen der Magnesiumschmelze in das Kugelinnere. Die Makroaufnahme a) zeigt Hohlkugeln in unterschiedlichen Stadien des Eindringens der Schmelze durch die keramischen Hohlkugelwände. Zunächst bilden sich allseitig Tropfen auf der Innenseite der Hohlkugeln bevor die Hohlkugeln mit der Matrixlegierung gefüllt werden. Die REM-Aufnahme b) zeigt erstarrte Mg-Tropfen auf der Innenseite der Hohlkugeln [Hartmann98]. Zur Ermittlung eines geeigneten Prozessfensters erfolgte eine gezielte Variation des Infiltrationsdrucks exemplarisch für Verbunde aus der dünnwandigen Kugelsorte A-150-22-F sowie der dickwandigen Kugelsorte A-100-50-H mit cp-Mg als Matrixmetall unter ansonsten konstanten Prozessbedingungen (TI = 720 °C, TF,min = 400 °C, tI = 120 s, pV = 100 mbar). In Abbildung 4.16 ist der Einfluss der Infiltationsdruckdifferenz auf die normierte Verbunddichte für die genannten Systeme wiedergegeben. Die normierte Verbunddichte ist die auf die theoretische Dichte nach der Mischungsregel (vgl. Gleichung 4.3) normierte Dichte der Verbundwerkstoffe. Sie spiegelt die Qualität des Infiltrationsergebnisses wieder. Der Wert 1,0 zeigt das optimale Infiltrationsergebnis an, bei dem die experimentell ermittelten Dichten exakt mit den nach der Mischungsregel berechneten übereinstimmen. Als Berechnungsgrundlage für die theoretischen Verbunddichten dienten die gemessenen Dichtewerte für die keramischen Hohlkugeln bzw. cp-Mg sowie der ermittelte mittlere Hohlkugelvolumenanteil von 63% für RCP-Strukturen. Um den Wert 1,0 − d. h. das theoretisch optimale Infiltrationsergebnis − ist in Abbildung 4.16 ein Toleranzband von ± 5 % eingezeichnet. Außerdem sind die theoretischen oberen Grenzwerte der normierten Dichten ρmax für die Verbundwerkstoffe mit den zwei genannten Hohlkugelsorten als horizontale Geraden eingetragen. Die Berechnung dieser maximal möglichen Dichten basiert auf der Annahme, dass sowohl die Kugelzwischenräume, als auch das Kugelinnere aller Hohlkugeln vollständig mit dem Matrixwerkstoff gefüllt sind. Alle Einzelmesswerte für Proben, die an unterschiedlichen Stellen der Infiltrationskapseln entnommen wurden, liegen unterhalb der genannten oberen Grenzwerte. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich mit zunehmender Druckdifferenz eine starke Abhängigkeit des Infiltrationsergebnisses von der Entfernung der Probe vom Anguss einstellt. normierte Verbunddichte ρV/ρopt (1) ERGEBNISSE 67 2,2 2,1 2,0 1,9 1,8 1,7 1,6 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 pV = 100 mbar, TF,min = 400 °C, Entfernung vom Anguss: RCP: cp-Mg/ cp-Mg/ A-150-22-F A-100-50-H 160 mm: --120 mm: 80 mm: 40 mm: TI = 720 °C tI = 120 s ρmax, A-150-22-F ρmax, A-100-50-H Prozessfenster Eindringen der Schmelze in die Hohlkugeln unvollständige Formfüllung 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 Infiltrationsdruckdifferenz ∆pI (bar) Abbildung 4.16: Normierte Dichte für Verbundstrukturen mit cp-Mg-Matrix und A-150-22-Fbzw. A-100-50-H-Hohlkugel in Abhängigkeit von der Infiltrationsdruckdifferenz (Teilergebnisse sind veröffentlicht in [Hartmann98]). Aufgetragen ist die auf die theoretische Dichte nach der Mischungsregel normierte Dichte. Der Wert 1,0 entspricht einer optimalen Infiltrationsqualität. Geringfügig abweichende Werte resultieren aus statistischen Schwankungen. Werte über 1,05 haben ihre Ursache im Eindringen der Schmelze in das Kugelinnere. Als oberer Grenzwert wurde die vollständige Füllung der Hohlkugeln angenommen und die berechneten Werte ρmax in das Diagramm eingetragen. Die Entfernung der Probe vom Anguss beeinflusst die Infiltrationsqualität. Unter der Berücksichtigung eines Streubandes von ±5 % um den Wert 1 ergibt sich ein Prozessfenster für die zulässige Druckdifferenz bei der Infiltration von 0,2 bis 0,5 bar. Die Daten in Abbildung 4.16 zeigen, dass unter den gewählten Prozessbedingungen optimale Infiltrationsergebnisse innerhalb des Toleranzbandes für alle Proben einer Infiltrationskapsel bei Druckdifferenzen von 0,2 bis 0,5 bar erzielt werden. Die Kugelzwischenräume sind vollständig mit Matrixwerkstoff gefüllt, die Proben weisen über die gesamte Infiltrationshöhe eine nahezu identische Dichte auf und die Verbunddichte ist nicht durch das Eindringen der Schmelze in das Hohlkugelinnere erhöht. Es existieren nur geringe Abweichungen der normierten Dichten vom Wert 1,0, d. h. es besteht eine gute Übereinstimmung der experimentell bestimmten Dichtewerte mit den nach der Mischungsregel berechneten. Dennoch vorhandene Diskrepanzen sind auf Streuungen in der Dichte der keramischen Hohlkugeln, lokale Schwankungen in den Hohlkugelpackungen, Mikroporosität in der Magnesiumlegierung, nicht vollständig infiltrierte Kugelzwischenräume im Bereich der Kontaktstellen der Kugeln oder auf einzelne im Inneren infiltrierte Hohlkugeln zurückzuführen. ERGEBNISSE 68 Bei einer Infiltrationsdruckdifferenz von 0,9 bar steigen die Dichten der Proben zunehmend an. Dies hat seine Ursache im Eindringen des schmelzflüssigen Matrixmetalls in die gesinterten keramischen Hohlkugeln. Der Grad der Infiltration ist dabei im unteren, angussnahen Bereich der Form deutlich stärker ausgeprägt, als im oberen, angussfernen Bereich. Die Ursache liegt sowohl in den unterschiedlichen Druck-, als auch Temperaturbedingungen entlang der Probenhöhe. Zum einen ist der vorherrschende Druck in der Schmelze im angussnahen Bereich aufgrund des metallostatischen Drucks der Flüssigkeitssäule etwas höher als im angussfernen Bereich, zum anderen führt der Temperaturgradient in der Gießform dazu, dass die Schmelze im angussnahen Bereich später erstarrt und somit der Schmelze mehr Zeit zur Verfügung steht, um durch die Hohlkugelwand zu dringen. Eine weitere Erhöhung der Druckdifferenz auf bis zu 1,9 bar führt zu einem starken Dichteanstieg in angussnahen Proben, wobei die theoretischen Maximalwerte für die Dichten nicht erreicht werden, weil keine komplette Infiltration aller sich in der Gießform befindlichen Hohlkugeln erfolgt. Grund dafür ist das vorhandene Restgas, das während der Infiltration komprimiert wird und schließlich in Form von Poren, die sich bevorzugt im Hohlkugelinneren befinden, in den Proben verbleibt (vgl. Abbildung 4.15 a)). Bei der minimalen Druckdifferenz von 0,2 bar sind in Abbildung 4.16 für die Verbundkombination cp-Mg/A-150-22-F nur mehr die drei angussnahen Proben enthalten. Bei den vorliegenden thermischen Verhältnissen reicht die genannte Druckdifferenz nicht mehr aus, um die höhere Form vollständig zu füllen. Der Einfluss des Infiltrationsdrucks wird bei diesen Prozessbedingungen von der vorzeitigen Erstarrung der Schmelze während der Infiltration überlagert. Um diese Überlagerung des Temperatureinflusses bei der Ermittlung einer minimal notwendigen Druckdifferenz für die Infiltration zu vermeiden, wurde in einer weiteren Parameterstudie die maximal realisierbare Formtemperatur eingestellt. Eine für diese Fragestellung wünschenswerte isotherme Prozessführung war in der Versuchsgießanlage nicht möglich. Aufgrund des begrenzten Bauraumes war auch eine Adaption der Anlage mit zusätzlichen Heizern ausgeschlossen. So betrug die höchste, prozesssicher einstellbare, minimale Formtemperatur TF,min ca. 550 °C. Wie eine Wärmebilanz für den statischen Gleichgewichtsfall zeigt (siehe Abschnitt 5.1.1), konnte der Temperatureinfluss mit dieser minimalen Formtemperatur bereits so weit minimiert werden, dass vorzeitige Erstarrungsvorgänge ausgeschlossen waren und somit der Einfluss des Infiltrationsdrucks auf das Infiltrationsergebnis unter quasi-isothermen Bedingungen ermittelt werden konnte. Zur genaueren Bestimmung des minimal notwendigen Infiltrationsdrucks unter quasiisothermen Bedingungen ist in Ergänzung zu Abbildung 4.16 in Abbildung 4.17 die erreichte Infiltrationshöhe sowie die experimentell bestimmte Matrixmasse als Funktion der Infiltrationsdruckdifferenz für geringe Druckdifferenzen bis 300 mbar aufgetragen. Eine Infiltrationsdruckdifferenz von ca. 100 mbar reicht aus, um eine Kugelsäule von 140 mm Höhe zu infiltrieren und die Form somit vollständig zu füllen. Geringere Druckdifferenzen führen dagegen zu keiner vollständigen Formfüllung. Bei höheren Druckdifferenzen kommt es im betrachteten Druckbereich noch zu keiner Infiltration des Kugelinneren, wie die konstant bleibende Masse des Magnesiums in den Verbundstrukturen im Vergleich zu dem für einen Matrixanteil von 37 % theoretisch berechneten Referenzwert mMg, th belegt. ERGEBNISSE 69 80 Höhe der Gießform hmax = 140 mm 140 70 120 60 Infiltrationshöhe 100 50 mMg, th = 40,7 g 80 40 60 30 40 Masse Mg 20 ∆pmin cp-Mg/A-150-22-F, RCP pV = 100 mbar TI = 720 °C TF,min = 550 °C tI = 120 s 20 Masse Mg mMg (g) Infiltrationshöhe h (mm) 160 10 0 0 0 50 100 150 200 250 300 350 Infiltrationsdruckdifferenz ∆pI (mbar) Abbildung 4.17: Infiltrationshöhe in der Gießform und korrespondierende Magnesium-Matrixmasse in Abhängigkeit der aufgebrachten Druckdifferenz. Eine Druckdifferenz von 100 mbar reicht unter nahezu isothermen Prozessbedingungen (TF,min = 550 °C, mittlere Formtemperatur: ca. 620 °C) aus, um die 140 mm hohe Form vollständig zu füllen. Einfluss der Formtemperatur Aufgrund der Bauart der Infiltrationsgießanlage ist eine Variation der Formtemperatur ausschließlich über die Position der Form im Ofen erreichbar. Bedingt durch den Temperaturgradienten im Ofen einerseits und der trotz des Einsatzes einer keramischen Isolierung auftretenden Wärmeableitung in das Positioniergestänge andererseits stellte sich über die Höhe der Form ein erheblicher Temperaturgradient ein. In Abbildung 4.18 sind die gemessenen Maximaltemperaturen TF,max an der Formunterseite und die korrespondierenden Minimaltemperaturen TF,min an der Formoberseite mit den daraus errechneten Temperaturmittelwerten T als Funktion des Abstandes der Formunterseite zur Schmelzbadoberfläche dargestellt. Zur Abbildung der grafisch veranschaulichten realen Verhältnisse im Prozessraum ist die Ordinate invers aufgetragen. Die mittlere Formtemperatur T korreliert im betrachteten Bereich linear mit der Formposition. Im Rahmen der Versuchsreihen erwies sich ein Prozessfenster mit minimalen Formtemperaturen von 400 °C bis 550 °C als geeignet. Die Maximaltemperaturen an der Unterseite der Form entsprechen dabei mit Temperaturen von knapp unter 720 °C jeweils annähernd der Abgusstemperatur der Schmelze und die korrespondierenden mittleren Formtemperaturen betragen ca. 550 °C bis 620 °C. Über die Formhöhe von 140 mm besteht eine Temperaturdifferenz von ca. 170 °C bis ca. 300 °C. Der damit verbundene erhebliche Temperaturgradient wirkt sich während der Herstellung positiv auf die Erstarrung der Schmelze aus, da diese gerichtet zum Anguss hin verläuft. So trat ein makroskopischer Erstarrungslunker ausschließlich im Angussbereich auf. ERGEBNISSE 70 0 Formhöhe: 140 mm Temperatur T (°C) 100 200 Tmin 300 Prozessfenster T 400 Tmax 500 x 600 700 TI, Mg 800 0 50 100 150 200 250 300 350 400 Abstand zur Schmelzbadoberfläche x (mm) Abbildung 4.18: Maximaltemperaturen TF,max an der Formunterseite, Minimaltemperaturen TF,min an der Formoberseite und der errechnete Mittelwert T als Funktion der relativen Position der Form zur Schmelzbadoberfläche. Zur Abbildung der grafisch veranschaulichten Verhältnisse im Prozessraum ist die Ordinate invers aufgetragen. Die dargestellten nicht-isothermen Prozessbedingungen beeinflussen den Infiltrationsprozess und den notwendigen Mindestinfiltrationsdruck insbesondere für den Fall, dass die Temperatur der Form und der Hohlkugeln unterhalb des Schmelzintervalls der Matrixlegierung liegt. Für eine minimale Formtemperatur von 400 °C ist der Einfluss des Wärmehaushalts auf die notwendige Druckdifferenz zur vollständigen Infiltration Abbildung 4.19 zu entnehmen. Das Diagramm zeigt, dass im Gegensatz zu den Ergebnissen in Abbildung 4.17 eine Druckdifferenz von 100 mbar nicht mehr ausreicht, um die Form bei einer minimalen Formtemperatur von 400 °C und der Verwendung einer Hohlkugelsorte mit identischem Durchmesser, aber dickerer Wandstärke, vollständig mit schmelzflüssigem cp-Mg zu füllen. Ursache ist eine Teilerstarrung der Schmelze bereits während der Infiltration. Aufgrund der Wärmeabfuhr in die Form sowie in die Hohlkugeln kann dabei von einer erstarrenden Randschale an der Formwandung und um die Hohlkugeln ausgegangen werden, wodurch sich die Infiltrationskanäle zwischen den Hohlkugeln verengen und die Permeabilität im Netzwerk der Infiltrationskanäle sinkt. Mit einer Teilerstarrung der Schmelze im Volumen steigt gleichzeitig deren Viskosität. Aus diesen, im Detail komplexen, Erstarrungsvorgängen resultiert ein zunehmender Druckverlust, so dass bei den gegebenen thermischen Verhältnissen eine vollständige Formfüllung erst bei 600 mbar erreicht wird. Die Messwerte der Infiltrationshöhe als Funktion der angewandten Druckdifferenz weisen im untersuchten Druckbereich einen linearen Zusammenhang aus. Ebenso steigt die Magnesiummasse mit zunehmender Infiltrationsdruckdifferenz bis zum theoretischen Wert mMg, th linear an. Der korrespondierende Anstieg der Infiltrationshöhe und der Matrixmasse zeigt unmittelbar, dass im vorliegenden Druckbereich noch keine Schmelze in das Hohlkugelinnere eindringt. Makroskopische Schnitte aus dem gefährdetsten angussnahen Bereich bestätigten diesen Befund auch optisch. ERGEBNISSE 71 80 Höhe der Gießform hmax = 140 mm 140 70 m = 0,06 mm/mbar 120 100 Infiltrationshöhe mMg, th = 40,7 g 80 60 50 40 60 Masse Mg 40 20 ∆pmin cp-Mg/A-150-41-H, RCP pV = 100 mbar TI = 720 °C TF,min = 400 °C tI = 120 s 0 30 20 Masse Mg mMg (g) Infiltrationshöhe h (mm) 160 10 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Infiltrationsdruckdifferenz ∆pI (mbar) Abbildung 4.19: Infiltrationshöhe in der Gießform und korrespondierende Mg-Matrix-Masse in Abhängigkeit der aufgebrachten Infiltrationsdruckdifferenz bei einer minimalen Formtemperatur von 400 °C (mittlere Formtemperatur: ca. 550 °C). Bei derartigen thermischen Verhältnissen führt erst ein Druck von 600 mbar zur vollständigen Formfüllung. Einfluss der Infiltrationszeit Unter quasi-isothermen Prozessbedingungen (TI = 720 °C, TF,min = 550 °C, pV = 100 mbar, ∆pI = 500 mbar) ergaben Infiltrationsgießversuche mit Infiltrationszeiten tI im Bereich von 0 s bis 300 s keinen Einfluss auf das Infiltrationsergebnis. Da es sich bei der Infiltrationszeit definitionsgemäß um eine Haltezeit beim jeweiligen Infiltrationsdruck handelt, bleibt bei dieser Betrachtung die Zeit zum Druckaufbau, die grundsätzlich abhängig von der Höhe des Gasdrucks ist, zunächst unberücksichtigt. Experimentell betrug die Zeit zum Aufbau der Infiltrationsdruckdifferenz von 500 mbar ca. 15 s. Diese Zeit reicht offensichtlich aus, dass die Magnesiumschmelze die Kugelsäule von 140 mm Höhe bei dem gegebenen Angussund Formquerschnitt unter den genannten Prozessbedingungen vollständig durchströmt. Als Ergebnis obiger Prozessoptimierungen wurden die syntaktischen Magnesiumschäume zur mechanischen Charakterisierung mit folgenden Prozessparametern hergestellt: Infiltrationstemperatur TI = 720 °C, minimale Formtemperatur TF,min = 550 °C, Infiltrationsvordruck pV = 100 mbar, Infiltrationsdruckdifferenz ∆pI = 400…500 mbar, Infiltrationszeit tI = 120 s. 4.2.4 Verfahrensoptionen beim Infiltrationsgießen Ein wesentlicher Verfahrensvorteil des Infiltrationsgießens gegenüber den etablierten Schäumprozessen für Aluminiumschäume erwächst unmittelbar aus der Gießtechnologie. So besteht ein hoher Freiheitsgrad bei der Gestaltung von Formteilen. Insbesondere ist es möglich, sowohl Bauteilbereiche mit syntaktischer Schaumstruktur, als auch Bauteilbereiche aus kompaktem Metall in einem Prozessschritt zu realisieren. Dies ist z. B. relevant für die Integration von kompakten metallischen Bauteilbereichen zur Aufnahme von Verbindungselementen oder auch zur Herstellung von kompakten Deckschichten in Sandwichstrukturen. Letzteres wird im Folgenden exemplarisch erläutert. ERGEBNISSE 72 Das Verfahren des Infiltrationsgießens ermöglicht die Fertigung von Sandwichstrukturen, die aus einem syntaktischen Leichtmetallschaum als Kernschicht und zwei monolithischen Deckschichten aufgebaut sind, ohne dass die Notwendigkeit eines gesonderten Fügeprozesses besteht. Hierzu wurden zwei Konzepte, die die Verbindung zwischen Kern- und Deckschicht während des Infiltrationsgießens realisieren, auf ihre Machbarkeit hin überprüft. Unter Nutzung des Gasdruckschmelzinfiltrationsprozesses wurde Konzept 1 bereits in [Kohler95] vorgestellt. Konzept 2 sowie die Umsetzung beider Konzepte im Infiltrationsgießprozess wurden in [Hartmann97] erstveröffentlicht. Konzept 1 geht von einem selbsttragenden Hohlkugelformkörper aus, bei dem während der Infiltration parallel zur Konsolidierung der zellularen Kernstruktur zugleich die artgleiche monolithische Außenhautstruktur gegossen wird. Bei der experimentellen Umsetzung wurde zur Herstellung der Hohlkugelformkörper ein Klebstoff mit dem Hauptbestandteil Graphit gewählt (Pyro-Duct 599 der Fa. T-E-Klebetechnik), der neben der Anforderung der Hochtemperaturbeständigkeit auch die Anforderung der chemischen Verträglichkeit mit der Magnesiumschmelze erfüllt. Um ein zusammenhängendes Netzwerk offener Kanäle für die Infiltration sicher zu stellen, wurde der Anteil des Klebstoffs dabei soweit minimiert, dass die Verbindung der Hohlkugeln möglichst nur punktförmig im Bereich sich berührender Hohlkugeln erfolgte. Abbildung 4.20 zeigt im Vordergrund einen auf diese Weise hergestellten selbsttragenden Hohlkugelformkörper mit balkenförmiger Geometrie. Abbildung 4.20: Stoffschlüssiger Sandwichverbund (hinten), hergestellt nach Konzept 1 durch die Infiltration eines selbsttragenden Hohlkugelformkörpers (vorne) im Infiltrationsgießverfahren durch gleichzeitiges Gießen der Deckschichten. Nach Positionierung des Hohlkugelformkörpers in der Gießform mit Hilfe von Abstandshaltern, die einen flächigen Hohlraum nahe der Formwand gewährleisteten, ließen sich in der Folge die Sandwichdeckschichten bei der Schmelzinfiltration unmittelbar mitgießen. Ein derart gefertigter Integralschaum ist im Hintergrund von Abbildung 4.20 zu sehen. Herstellungsbedingt impliziert diese Verfahrensvariante eine vollständig stoffschlüssige Verbindung zwischen den Deckschichten und der Kernstruktur. Bei Konzept 2 wird eine vorgefertigte Außenhautstruktur (z. B. ein dünnwandiges Druckgussbauteil oder ein flächiges Blech-Halbzeug) mit keramischen Hohlkugeln gefüllt und im Infiltrationsgießverfahren mit Magnesiumschmelze infiltriert. Das Ziel besteht darin, ein Anlegieren an die Außenhaut und somit eine stoffschlüssige Verbindung zwischen Kern- ERGEBNISSE 73 schicht und Deckschicht zu erreichen. Dazu ist eine auf das Schmelzintervall der Außenhautlegierung abgestimmte Prozessführung notwendig. Beispielhaft wird Konzept 2 anhand einer Außenhaut aus kohlenstofflangfaserverstärkten Magnesiumverbundwerkstoffen demonstriert. Diese C/Mg-Verbundwerkstoffe zeichnen sich durch sehr hohe spezifische Steifigkeiten und Festigkeiten aus [Öttinger94, Öttinger97]. Zu ihrer Herstellung wurde der am Lehrstuhl WTM entwickelte Gasdruckschmelzinfiltrationsprozess [Öttinger93, Öttinger96] angewendet, bei dem im Unterschied zum hier vorgestellten Infiltrationsgießprozess die C-Faserformkörper bei einem hohen Prozessdruck von 100 bar unter isothermen Prozessbedingungen mit schmelzflüssigen Magnesiumlegierungen infiltriert werden. Abbildung 4.21 zeigt ein derart erzeugtes Deckblech aus einem gewebeverstärkten C/Mg-Verbundwerkstoff sowie eine nach Konzept 2 hergestellte Sandwichstruktur mit geordnetem syntaktischen Magnesiumschaum als Kernschicht. Abbildung 4.21: Sandwichverbund mit Deckschichten aus kohlenstofflangfaserverstärkten Mg-Verbundwerkstoffen, gefertigt nach Konzept 2 durch Infiltration zweier geordneter Holkugellagen zwischen zwei gewebeverstärkten C/Mg-Platten [Hartmann97]. In der gezeigten Sandwichstruktur erschweren der geringe Anteil des Magnesiums an der Oberfläche der Verbundwerkstoffbleche einerseits und die bei Legierungssystemen auf der Basis von Magnesium vorhandenen Oxidschichten auf der Oberfläche andererseits eine vollflächige stoffschlüssige Anbindung. Bei der Verwendung von C/Mg-Verbundwerkstoffen als Deckschichten führen zudem unterschiedliche Wärmeausdehnungskoeffizienten zwischen Kern und Außenhaut zu Schubspannungen in der Grenzfläche, die ein Versagen der Anbindungsgrenzschicht während der Abkühlung begünstigen. So liegen in der Sandwichstruktur in Abbildung 4.21 lokal auch Bereiche vor, die keine stoffschlüssige Anbindung, sondern lediglich einen mikroskopischen Formschluss aufwiesen. Die prozesssichere Realisierung einer vollflächig stoffschlüssigen Anbindung ohne Grenzflächendefekte stellt bei Konzept 2 eine besondere Herausforderung dar. Sie muss in Abhängigkeit vom Werkstoffsystem und von der Bauteilgeometrie optimiert werden und erfordert ggf. zusätzlich geeignete Beschichtungen auf den Deckschichten. Derartige Optimierungen waren im Zuge dieser technischen Machbarkeitsstudie nicht mehr Gegenstand der durchgeführten Prozessentwicklung. ERGEBNISSE 4.3 74 Eigenschaften syntaktischer Magnesiumschäume In den folgenden Abschnitten wird auf die strukturellen, physikalischen und mechanischen Eigenschaften der gefertigten syntaktischen Magnesiumschäume eingegangen. Den Schwerpunkt bildet das Verhalten im einachsigen Druckversuch. Es wird der Einfluss der Matrixlegierung, der Hohlkugelmorphologie und der Hohlkugelanordnung auf verschiedene mechanische Kennwerte, insbesondere auf die Druckfestigkeit und das Energieabsorptionsvermögen, aufgezeigt. 4.3.1 Poren- und Zellstruktur, Verbunddichte und Porosität Poren- und Zellstruktur Die Poren- sowie die Zellstruktur syntaktischer Magnesiumschäume ist durch die Größenverteilung und die Anordnung der Hohlkugeln sowie deren Wandstärke festgelegt. Generell weisen die in den keramischen Hohlkugeln eingeschlossenen Hohlräume eine sphärische Geometrie auf und die Struktur ist ausnahmslos geschlossenzellig. Da die Durchmesser der Poren mit DK – 2t der Durchmesserverteilung der eingesetzten Hohlkugeln folgt, wurden im vorliegenden Fall sehr homogene Porenstrukturen erzeugt. Einen sowohl zwei- als auch dreidimensionalen Eindruck von der Porenstruktur der hergestellten syntaktischen Magnesiumschäume vermitteln die Makroaufnahmen mit den korrespondierenden Röntgendurchstrahlungsaufnahmen in Abbildung 4.22. Die auf statistisch dicht gepackten Hohlkugeln basierende Verbundstruktur in Abbildung 4.22 a) zeigt in einem zufälligen Schnitt eine regellose Anordnung der Hohlkugeln und damit der Poren. Die Durchstrahlungsaufnahme bestätigt die dreidimensionale statistische Verteilung der keramischen Hohlkugeln, die als schwarze Ringe in der Röntgenaufnahme erkennbar sind. Im Gegensatz dazu zeigt die geordnete Struktur in Abbildung 4.22 b) sowohl in der Makroaufnahme als auch im Röntgenbild die gezielt aufgebaute Nah- und Fernordnung einer hexagonal dichtesten Kugelpackung. Die hexagonale Basisebene ist in diesem Bildausschnitt unter einem Winkel von 45° zu den Bildhauptachsen orientiert, was in der Röntgenaufnahme an den dunkleren diagonalen Streifen sich überlappender Hohlkugelschalen gut erkennbar ist. Abbildung 4.22: Makro- und Röntgendurchstrahlungsaufnahmen von syntaktischen Magnesiumschäumen mit a) statistisch dichter (RCP) und b) hexagonal dichtester Hohlkugelpackung (hdp) [Hartmann99]. Die keramischen Hohlkugeln haben nahezu identische Durchmesser. Sie sind in den Schnittbildern in unterschiedlichen Ebenen angeschnitten. Im Röntgenbild werden die keramischen Kugelwände als dunkle Kreise sichtbar. Die eingeschlossenen Poren weisen generell eine geschlossenzellige, sphärische Geometrie auf. Beispielhaft sind einige Zellgrenzen eingezeichnet. Im rechten Bild ist die hexagonale Basisebene der Hohlkugelstruktur unter einem Winkel von 45° zu den orthogonalen Bildachsen orientiert. ERGEBNISSE 75 Im Gegensatz zu Aluminiumschäumen, deren Porenstruktur in einem durch Zufallsereignisse geprägten Schäumprozess entsteht, ist die oben gezeigte Porenstruktur in syntaktischen Leichtmetallschäumen ausgesprochen reproduzierbar. Hintergrund ist die grundlegende Trennung des Aufbaus der Porenstruktur im Zuge der Packung der Hohlkugeln von der Konsolidierung der Verbundstruktur im Zuge des Infiltrationsgießens. Die Anordnung der Hohlkugeln in Form von zufälligen Packungen impliziert dabei eine makroskopische Isotropie der Eigenschaften. Geordnete Strukturen weisen dagegen, wie in Abschnitt 4.3.6 anhand der Druckfestigkeit noch gezeigt wird, anisotrope Eigenschaften auf. Aus der Hohlkugelstruktur lassen sich unmittelbar auch einige grundlegende Aspekte zur Zellstruktur syntaktischer Schäume ableiten. Definitionsgemäß besteht jede einzelne Zelle aus genau einer Hohlkugel mit einem eingeschlossenen Hohlraum, einem vorgegebenen Anteil an Hohlkugelwandmaterial sowie einer umschließenden Matrix (Abbildung 4.23). Eine Zuordnung des Matrixvolumens zu einer bestimmten Zelle kann in der Art erfolgen, dass ein beliebiges Matrixvolumenelement Abbildung 4.23: Schematische Darstellung derjenigen Zelle zugeordnet wird, zu deren einer Zelle in syntaktischen Schäumen. Der einHohlkugelmittelpunkt der Abstand am gezeichnete Polyeder entspricht den Zellgrenzen geringsten ist. Entsprechend entstehen in in einer geordneten hdp-Struktur. RCP-Strukturen Matrixpolyeder variabler Geometrie. Dabei stimmt die Anzahl der Zellflächen dieser Polyeder mit der Anzahl der nächsten Nachbarkugeln überein. Im Fall sich berührender Hohlkugeln verlaufen die Zellflächen genau durch die Kontaktpunkte. Für die geordnete hdp-Struktur ist der entstehende Matrixpolyeder eindeutig geometrisch definiert und in Abbildung 4.23 eingezeichnet. Da eine Hohlkugel in einer hdp-Struktur zwölf nächste Nachbarn besitzt, die die Kugel unmittelbar berühren, weist der entstehende regelmäßige Polyeder zwölf Flächen auf. Unabhängig von der exakten Geometrie des Matrixpolyeders ist es wichtig festzustellen, dass die Zellstruktur syntaktischer Schäume allgemein von variablen Matrixmaterialwandstärken entlang der Zellflächen geprägt ist. Die geringste Matrixmaterialwandstärke ist im Bereich der Kontaktpunkte zweier Hohlkugeln anzutreffen, wohingegen die größte Matrixmaterialansammlung in den Volumenlücken zwischen den Hohlkugeln (z. B. in den Tetraederlücken in dichtest gepackten Strukturen), d. h. in den Polyederecken, besteht. Verbunddichte Die Dichte zellularer Strukturen wird in der Fachliteratur meist in Form der relativen Dichte, d. h. als Quotient aus scheinbarer Dichte des Schaums und Dichte des kompakten Zellwandmaterials angegeben [Gibson97]. Damit ist i. d. R. gleichzeitig der Grad der Porosität festgelegt (vgl. Gleichung 2.8 in Abschnitt 2.5.1). Aufgrund des Verbundcharakters der syntaktischen Schäume ist die Angabe der relativen Dichte für die hier behandelten Werkstoffstrukturen von geringem Nutzen, da es sich im Gegensatz zu Schäumen mit einer festen und einer gasförmigen Phase hier um Systeme mit zwei festen und einer gasförmigen Phase handelt. Aus der Normierung auf die Matrixdichte ergibt sich somit keine unmittelbare Information über das Hohlraumvolumen. Aus diesem Grund wird zunächst ausschließlich die Dichte des Verbundes betrachtet und die Porosität im Anschluss getrennt charakterisiert. ERGEBNISSE 76 Unter Vernachlässigung der Dichte des eingeschlossenen Gases lässt sich die Dichte des Verbundes ρV gemäß der Mischungsregel aus der Dichte des Matrixwerkstoffes ρM und der Dichte der Hohlkugeln ρK gewichtet mit den prozentualen Volumenanteilen XM und XK nach Gleichung 4.3 beschreiben. ρ V = X M ⋅ ρ M + X K ⋅ ρ K = (1 − X K ) ⋅ ρ M + X K ⋅ ρ K (4.3) Dichte des Verbundes ρV (g/cm3) In Abbildung 4.24 ist die experimentell ermittelte Dichte der Verbunde als Funktion der experimentell ermittelten Dichte der keramischen Hohlkugeln für alle untersuchten Matrixlegierungen aufgetragen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind dabei die geringen Standardabweichungen von 0,02 g/cm3 in x- und 0,01 bis 0,03 g/cm3 in y-Richtung nicht eingetragen. Neben den experimentellen Daten sind die nach der Mischungsregel erwarteten linearen Abhängigkeiten für alle vier Matrixlegierungen eingezeichnet. Als Berechnungsgrundlage dienten die experimentell ermittelten Dichten der Legierungen sowie der in Abschnitt 4.1.2 für statistisch dichte Packungen bestimmte Kugelvolumengehalt von 63 %. 1,6 RCP-Verbundwerkstoffe 1,4 Matrixwerkstoff: cp-Mg 1,2 AM20 AM50 Spalte 11 AZ91 1,0 Spalte 13 ρM: Matrixdichte 0,8 Geraden nach der Mischungsregel: ρV = 0,37 · ρM + 0,63 · ρK 0,6 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 Dichte der keramischen Hohlkugeln ρK (g/cm3) Abbildung 4.24: Dichte der Verbundstrukturen mit RCP-Hohlkugelanordnung in Abhängigkeit der Dichte der verwendeten keramischen Hohlkugeln. Die Geraden stellen die nach der Mischungsregel berechneten linearen Zusammenhänge dar. Es besteht eine hohe Übereinstimmung mit den experimentellen Daten. Die Messwerte in Abbildung 4.24 stimmen im Rahmen der statistischen Streuung sehr gut mit den nach der Mischungsregel berechneten Zusammenhängen überein und bestätigen damit die gesondert ermittelten Volumenanteile für die Verbundkomponenten. Die experimentell erreichten Dichten variieren im Bereich von ca. 1,0 g/cm³ bis ca. 1,4 g/cm³, wobei die Verbundkombination mit den dünnwandigsten Hohlkugeln (A-150-22-F) und cp-MgMatrix mit einem Mittelwert von knapp unter 1,0 g/cm³ erwartungsgemäß die niedrigste Dichte aufweist. ERGEBNISSE 77 Porosität Zur Ermittlung der Porosität der zellularen Verbundstrukturen, d. h. des Hohlraumvolumens im Inneren der keramischen Hohlkugeln, werden die geometrischen Daten der Hohlkugeln herangezogen und die Porosität daraus rechnerisch ermittelt. Die zu Grunde gelegte Gleichung ist in Abbildung 4.25 angegeben. Unter Anwendung des experimentellen Ergebnisses zum Hohlkugelvolumenanteil ist in diesem Diagramm bei einer relativen Wandstärke t/R der Hohlkugeln von 0 ein Wert von 63 % für den maximalen Hohlraumvolumenanteil eingetragen (XP = XK). Die Porosität XP wird als Funktion von t/R berechnet. Für die verwendeten keramischen Hohlkugeln ergibt sich unter Zugrundelegung der experimentell bestimmten Geometriedaten eine Porosität im Bereich von ca. 42 bis 52 %. 100 RCP-Verbundwerkstoffe Phasenanteil X (%) 90 Matrixanteil (XM = 37 %) 80 70 60 Hohlkugelwandanteil XKW 50 40 3 A-150-22-F A-150-22-F t X P = 1 − ⋅ X K R 30 A-150-30-F A-150-30-F A-100-35-F A-100-35-F 20 Hohlkugelanteil (XK = 63 %) 10 0 0,0 0,1 0,2 A-150-41-H A-150-41-H Porenanteil XP 0,3 0,4 A-100-50-H A-100-50-H 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 relative Hohlkugelwandstärke t/R (1) Abbildung 4.25: Phasenanteile X in statistisch dicht gepackten syntaktischen Mg-Schäumen als Funktion der relativen Hohlkugelwandstärke t/R. Unter Anwendung der im Diagramm angegebenen Gleichung ergibt sich auf Basis der experimentell bestimmten Geometriedaten der Hohlkugeln eine Porosität XP für die hergestellten Schäume im Bereich von ca. 42 bis 52 %. 4.3.2 Definition mechanischer Kennwerte aus dem Druckversuch Im einachsigen Druckversuch zeigen die syntaktischen Magnesiumschäume einen für zellulare Strukturen typischen Verlauf der Spannungs-Stauchungs-Kurve (Abbildung 4.26 am Beispiel cp-Mg/A-150-41H, RCP): Bei geringen Stauchungen verhalten sie sich zunächst linear-elastisch. Mit zunehmender plastischer Verformung wird eine charakteristische Versagensspannung erreicht, die als lokales Spannungsmaximum ausgebildet ist. Dieses erste Spannungsmaximum wird im Folgenden in Anlehnung an die DIN 53291 als Druckfestigkeit σdB der Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffe definiert. Die Bruchstauchung εdB wird in Abweichung zu obiger Norm in Analogie zu der DIN 50106 für metallische Werkstoffe als korrespondierende bleibende Stauchung bestimmt. ERGEBNISSE 78 Im weiteren Verlauf der Spannungs-Stauchungs-Kurve schließt sich ein ausgedehntes Plateau nahezu konstanter Spannung bis zu hohen Stauchungen von 60 bis 70 % an, wobei die Werkstoffstruktur irreversibel verformt wird. Dieses Plateau in der Druckkurve weist charakteristische Spannungsschwankungen auf, die aus dem speziellen Versagensmechanismus, der im nächsten Abschnitt beschrieben wird, resultieren. Zur Quantifizierung der Plateauspannung wurde der Kennwert σPl eingeführt, der den Mittelwert der Spannung im Bereich von 10 bis 50 % Stauchung angibt. Der gewählte Verformungsbereich hat sich als sinnvoll erwiesen, da i. d. R. ab 10 % Stauchung abnehmende Spannungsschwankungen gemessen wurden und bei einer Stauchung von 50 % generell noch keine vollständige Verdichtung der Zellen vorlag. Im Zuge der Verdichtung der Zellen mündet die SpannungsStauchungs-Kurve schließlich in einen steilen Spannungsanstieg. Die dabei erreichte Verdichtungsstauchung εV wird in Anlehnung an die Fachliteratur [Gibson97] als die Stauchung definiert, bei der die Steigung in der Spannungs-Stauchungs-Kurve im Verdichtungsbereich der Steigung im elastischen Bereich entspricht. Elastischer Bereich Verdichtungsbereich Plateaubereich 160 Spannung σ (MPa) 140 120 100 σdB 80 σPl 60 40 20 εdB cp-Mg/A-150-41-H, RCP εV 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Stauchung εd (%) Abbildung 4.26: Spannungs-Stauchungs-Kurve eines syntaktischen Magnesiumschaums nach [Hartmann97, Hartmann98] mit grafischer Darstellung der Definition der charakteristischen Kennwerte Druckfestigkeit σdB, Bruchstauchung εdB, Plateauspannung σPl und Verdichtungsstauchung εV. 4.3.3 Versagensmechanismus Zur Analyse des Versagensmechanismus von syntaktischen Magnesiumschäumen unter einachsiger Druckbelastung ist in Abbildung 4.27 zunächst die makroskopische Verformung einer zylindrischen Probe exemplarisch für einen Verbund aus cp-Mg mit der Hohlkugelsorte A-150-30-F und RCP-Struktur dargestellt. Verschiedene Stadien der Verformung sind für plastische Stauchungen von 3 %, 29 % und 58 % gemeinsam mit dem korrespondierenden Spannungs-Stauchungs-Diagramm im Bild festgehalten. ERGEBNISSE 79 1a εd = 3 % 2 εd = 29 % εd = 58 % 3 200 Spannung σ (MPa) 180 1b Scherband 160 140 45° 120 3 mm 100 1 80 3 2 60 40 20 cp-Mg/A-150-30-F, RCP 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Stauchung εd (%) Abbildung 4.27: Verformungsverhalten eines syntaktischen Magnesiumschaums im einachsigen Druckversuch. Bilderserie oben: Verbund aus cp-Mg/A-150-30-F, RCP bei einer Gesamtverformung von 3 %, 29 % und 58 %. Diagramm unten: Zugehörige Spannungs10 Stauchungs-Kurve. Das Versagen erfolgt sukzessive in Schubspannungsebenen unter einem makroskopischen Winkel von ca. 45° zur Druckrichtung entlang geringer tragender Materialquerschnittsflächen. Mit Durchlaufen des ersten Spannungsmaximums in der Spannungs-Stauchungs-Kurve sind bei einer Gesamtverformung von 3 % Kugelwände und Matrixbrücken entlang einer Versagensebene mit geringer tragender Materialquerschnittsfläche unter einem Winkel von ca. 45° zur Druckrichtung aufgrund der dort wirkenden maximalen Schubspannungen gebrochen (Bild 1a und Detailaufnahme 1b in Abbildung 4.27). Die von außen sichtbaren Hohlkugeln sind zum großen Teil in zwei Hälften geteilt, die sich leicht gegeneinander verschoben haben. Der Rissverlauf weist eine Stufe auf (Bild 1a), so dass nicht nur lokal, sondern auch über den gesamten Probenquerschnitt gemittelt ein Strukturversagen unter einem Winkel von ca. 45° zur Druckrichtung zu beobachten ist. Mit zunehmender Stauchung entstehen weitere Scherbruchbereiche und es kommt zu einer Desintegration der Werkstoffstruktur (Bild 2, 29 %). Bei einer Verformung von 58 % (Bild 3) sind die meisten Zellen bereits vollständig kollabiert und die Probe befindet sich kurz vor dem Anstieg der Spannung im Verdichtungsbereich. Im weiteren Verlauf verdichtet die Porenstruktur nahezu vollständig und das Verformungsverhalten nähert sich dem eines kompakten Werkstoffs. 10 Verformungsverhalten veröffentlicht in [Hartmann97]. Spannungs-Stauchungs-Kurve und Bilder 1-3 aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Reindel97]. Bild 1b veröffentlicht in [Hartmann98]. ERGEBNISSE 80 Die Spannungs-Stauchungs-Kurve weist für alle untersuchten Werkstoffkombinationen gewisse Schwankungen im Spannungsverlauf auf, die zu Beginn des Versagens besonders ausgeprägt sind (vgl. Abbildung 4.26 und Abbildung 4.27). Zum Beginn der Verformung entsteht mit Erreichen der Druckfestigkeit ein erstes Spannungsmaximum an das sich unmittelbar ein erstes Spannungsminimum anschließt. Die Entstehung dieser Spannungsschwankung und die dabei ablaufenden mikromechanischen Vorgänge in der Verbundstruktur werden im Folgenden näher charakterisiert. Im Diagramm in Abbildung 4.28 ist der Druckspannungsverlauf bei geringen Stauchungen für zwei Systeme vom Typ cp-Mg/A-150-41-H (Matrix geringer Festigkeit/dickwandige Hohlkugeln hoher Festigkeit) und AZ91/A-150-22-F (Matrix hoher Festigkeit/dünnwandige Hohlkugeln geringer Festigkeit) abgebildet. Obwohl beide Verbundsysteme annähernd identische Druckfestigkeitswerte aufweisen, unterscheiden sich die Kurvenverläufe und die bei der Verformung ablaufenden Mechanismen. 100 Druckfestigkeit Spannung σ (MPa) 90 σdB 80 70 cp-Mg/A-150-41-H, RCP (σd0,2, cp-Mg= 21 MPa, F0, A-150-41-H = 27 N) 60 50 40 30 AZ91/A-150-22-F, RCP (σd0,2, AZ91= 86 MPa, F0, A-150-22-F = 12 N) 20 10 εdB 0 0 1 2 1. Spannungsminimum 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Stauchung εd (%) Abbildung 4.28: Spannungs-Stauchungs-Kurven bis 15 % Stauchung für zwei unterschiedliche 11 Verbundstrukturen. Beim Verbund cp-Mg/A-150-41-H, RCP handelt es sich um eine Legierung mit geringer Streckgrenze in Kombination mit dickwandigen Hohlkugeln hoher Festigkeit. Beim System AZ91/A-150-22-F, RCP sind dünnwandige Hohlkugeln geringer Festigkeit in eine Legierung mit hoher Streckgrenze eingebettet. Die unterschiedliche Spannungsaufteilung auf die Komponenten führt zu charakteristischen Spannungsverläufen bei nahezu identischer Druckfestigkeit. Im Falle der Verbundkombination cp-Mg/A-150-41-H tritt bis zum Erreichen der Druckfestigkeit eine plastische Bruchstauchung εdB von ca. 1,0 % in der Probe auf. Nach Verlassen des elastischen Bereiches ist während des Druckversuchs ein gleichmäßiges, leise knisterndes Geräusch wahrnehmbar. Dieses Geräusch rührt von sich ausbildenden Mikrorissen her, die sich im Zuge spröden Werkstoffverhaltens in den keramischen Hohlkugelschalen bilden. 11 Experimentelle Daten aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Crößmann99]. ERGEBNISSE 81 Abbildung 4.29 zeigt das genannte System in einem Verformungszustand kurz vor Erreichen der Druckfestigkeit, d. h. des ersten Maximums in der Druckkurve. Die Makroaufnahme a) veranschaulicht insbesondere die plastische Verformung der Matrix. Im ergänzenden REM-Bild b) werden die Mikrorisse in den keramischen Hohlkugeln deutlich. Bemerkenswerterweise sind diese Risse in Analogie zum Modus 1 im Einzelkugeldruckversuch (vgl. Abbildung 4.8) parallel zur Belastungsrichtung orientiert. Abbildung 4.29: Aufnahmen von einem syntaktischen Magnesiumschaum des Typs cp-Mg/A-150-41-H (Matrix geringer Festigkeit/dickwandige Hohlkugeln), der bis kurz vor Erreichen der Druckfestigkeit σdB mechanisch belastet wurde.12 a) Die Makrofotografie zeigt die plastische Verformung der Matrix. b) Die REM-Aufnahme zeigt deutlich erkennbare Mikrorisse in einer keramischen Hohlkugel parallel zur Druckrichtung. Ursache für diese Art der Verformung ist die geringe Streckgrenze der Matrix einerseits und das vergleichsweise hohe Lastaufnahmevermögen der dickwandigen Hohlkugeln andererseits. Aufgrund der geringen Streckgrenze von cp-Mg tritt in diesem Verbund bereits bei geringen Spannungen plastisches Fließen der Matrix ein. Entsprechend ist der Anteil der im Verbundsystem insgesamt wirkenden Spannungen, der auf die cp-Mg-Matrix entfällt, begrenzt. Die Spannungen, die gleichzeitig auf die dickwandigen keramischen Hohlkugeln wirken, können von diesen trotz sich ausbildender Mikrorisse im Verbund mit der Matrix zunächst aufgenommen werden. Dabei lässt die Orientierung der Mikrorisse parallel zur Belastungsrichtung auf primär senkrecht zur Belastungsrichtung wirkende Tangentialspannungen in den Hohlkugeln schließen. Während des Spannungsanstiegs in der Druckkurve bis zur Druckfestigkeit bei einer nominalen plastischen Stauchung von ca. 1 % verfestigt sich die Matrix zusehends, wobei sie aufgrund von Dehnungskonzentrationen lokal weit über die nominale plastische Stauchung hinausgehenden Dehnungen ausgesetzt ist. In dieser Phase ist offensichtlich die verfestigende Wirkung der Matrix stärker ausgeprägt, als die entfestigende Wirkung der zunehmenden Risse in den Hohlkugelschalen, so dass zunächst ein fortschreitender Spannungsanstieg zu beobachten ist. Insgesamt ist die Verformung während dieses Spannungsanstiegs im gesamten Probenvolumen homogen verteilt, so dass bei Erreichen des ersten Maximums in der Druckkurve nahezu alle keramischen Hohlkugeln eine Vorschädigung aufweisen. Auffallend dabei ist, dass in dieser Phase der Verformung noch kaum Mikrorisse in den Hohlkugeln vorliegen, die gegenüber der Belastungsrichtung stark geneigt sind und demgemäß auf Schubspannungen zurückzuführen wären. 12 Aufnahmen aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Crößmann99]. ERGEBNISSE 82 Bei der Verbundkombination AZ91/A-150-22-F − d. h. einer Matrix mit einer gegenüber cp-Mg ca. um den Faktor vier erhöhten Streckgrenze in Kombination mit dünnwandigen keramischen Hohlkugeln, die gemäß Abbildung 4.9 nur knapp die Hälfte des Lastaufnahmevermögens der dickwandigen Hohlkugeln besitzen − ergibt sich eine grundlegend andere Spannungsverteilung im Verbund und damit ein abweichender Schädigungsmechanismus zum Beginn der Verformung. Bei diesem System bildet zunächst die AZ91-Matrix die überwiegend lasttragende Komponente. Die hohe Streckgrenze dieser Matrix führt dazu, dass beide Komponenten bis zu einem deutlich erhöhten Spannungsniveau zunächst nahezu ausschließlich elastisch verformt werden (vgl. Abbildung 4.28). Mit Erreichen der Druckfestigkeit tritt dann ein schlagartiges Versagen der Struktur in einer lokal eng begrenzten Ebene hoher Schubspannung ein. Dieses schlagartige Versagen ist auf den hohen elastischen Energiebetrag, der im Verbund gespeichert ist, zurückzuführen. Entsprechend zeigt diese Verbundstruktur im Vergleich zu dem bereits beschriebenen System bei nahezu identischer Druckfestigkeit ein sprödes Bruchverhalten mit minimaler plastischer Bruchstauchung von unter 0,2 %, gefolgt von einem steilen Spannungsabfall (Abbildung 4.28). Der entstehende Riss, der durch die Matrix und die keramischen Hohlkugeln verläuft, ist in einer Ebene maximaler Schubspannung unter ca. 45° zur Belastungsrichtung orientiert, wie Abbildung 4.30 a) dokumentiert. Dabei platzen entlang der Scherebene Bruchstücke aus den keramischen Hohlkugelwänden heraus. Sämtliche Hohlkugeln außerhalb des Scherbandes bleiben zunächst im Wesentlichen unbeschädigt; allenfalls treten einzelne Mikrorisse auf, die ebenfalls unter 45° zur Druckrichtung orientiert sind (Abbildung 4.30 b)). An das Scherband angrenzende Matrixbereiche weisen in dieser Phase noch keine makroskopisch sichtbare plastische Verformung auf. Abbildung 4.30: REM-Aufnahmen von einem syntaktischen Magnesiumschaum des Typs AZ91/A-150-22-F (Matrix hoher Festigkeit/dünnwandige Hohlkugeln), der bis kurz über die 13 Druckfestigkeit σdB hinaus belastet wurde. a) Der Riss der ersten Versagensebene verläuft unter einem Winkel von ca. 45° zur Druckrichtung entlang des geringsten Materialquerschnitts. b) Die keramischen Hohlkugeln außerhalb der Versagensebene bleiben zunächst nahezu unbeschädigt. Allen untersuchten Systemen gemeinsam ist eine starke Lokalisation der Verformung nach Erreichen des ersten Spannungsmaximums in einer Ebene maximaler Schubspannung. Die Versagensebene verläuft makroskopisch bevorzugt in einem Winkel von ca. 45° zur Druckrichtung. Abbildung 4.31 a) zeigt eine derartige Versagensebene in einer Makroaufnahme erneut am Beispiel des Systems cp-Mg/A-150-41-H. 13 Aufnahmen aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Crößmann99]. ERGEBNISSE 83 Es wird abermals deutlich, dass der Bruch nicht entlang einer glatten Schnittebene eintritt, sondern die Topografie der Versagensebene lokal kleine Winkelabweichungen und Stufen aufweist, so dass die Materialtrennung im Bereich geringster tragender Materialquerschnitte stattfindet. Abbildung 4.31 b) veranschaulicht diese Trennung minimaler Materialquerschnitte im Bereich des Kontaktpunkts zweier Hohlkugeln anhand einer REM-Aufnahme. Der Matrixsteg ist hier aufgrund von Schubspannungen an der dünnsten Stelle gebrochen. Abbildung 4.31: Aufnahmen von einem syntaktischen Magnesiumschaum des Typs cp-Mg/A-150-41-H (Matrix geringer Festigkeit/dickwandige Hohlkugeln), der über die Druckfestigkeit σdB hinaus belastetet wurde.14 a) Die Makrofotografie zeigt das lokalisierte Versagensband unter einem Winkel von ca. 45°. b) Die REM-Aufnahme verdeutlicht den Scherbruch im Bereich geringster Materialquerschnitte. Die obigen Bilder stimmen mit der generell gültigen experimentellen Beobachtung überein, dass der Riss bevorzugt von Pore zu Pore durch den Bereich der Kontaktpunkte zwischen den Hohlkugeln verläuft und dabei die insgesamt geringsten tragenden Materialquerschnitte trennt. Dies hat seine Ursache in den dort wirkenden maximalen Spannungen. Da der tragende Materialquerschnitt entlang von Schnittebenen durch die Hohlkugelmittelpunkte grundsätzlich am geringsten ist − weil der flächenmäßige Porositätsanteil in diesen Ebenen seinen Maximalwert erreicht − orientiert sich der Versagensverlauf insbesondere an diesen Ebenen. Da zudem die Matrixmaterialwandstärke der Zellen im Bereich der Kontaktpunkte zwischen den Hohlkugeln besonders gering ist, liegen diese häufig im Versagenspfad. Im allgemeinen Fall brechen die keramischen Hohlkugel bevorzugt entlang von zwei Meridianen, d. h. zwei halben Großkreisen, die einen Winkel zwischen 0 und 180 ° einschließen. Im Fall eines ebenen Bruchs entlang eines durchgängigen Großkreises werden die keramischen Hohlkugel in zwei Halbschalen geteilt. An der Probenoberfläche kann entsprechend, wie oben bereits dokumentiert, immer wieder die Teilung von Schalensegmenten in zwei Hälften beobachtet werden. In der Spannungs-Stauchungs-Kurve (Abbildung 4.28) geht das Abscheren der Hohlkugelwände und die plastische Verformung bzw. der Bruch der Matrixstege aufgrund des abnehmenden tragenden Querschnitts mit einem Abfall der nominalen Druckspannung einher. Die Versagensebene gleitet immer weiter ab, bis sich die Kugelbruchstücke ineinanderschieben und verkeilen (Abbildung 4.32 a)). In Bereichen, in denen der Riss zur Annäherung an die makroskopische maximale 45°-Schubspannungsebene eine Stufe aufweist, kommt es im Bereich der Stufe zum Durchbrechen eines Schalensegmentes. Dieses verschiebt sich in der Folge in das Hohlkugelinnere, wie Abbildung 4.32 b) veranschaulicht. 14 Aufnahmen aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Crößmann99]. ERGEBNISSE 84 Abbildung 4.32: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen eines Magnesium-HohlkugelVerbundwerkstoffs (cp-Mg/A-150-41-H) nach Druckbelastung bis zum ersten Minimum in der 15 Druckkurve. a) Unter ca. 45° abgescherte Halbschalen haben sich ineinander verschoben und verkeilt. b) Im Bereich einer Stufe in einem Scherband hat sich ein Schalensegment in das Innere der keramischen Hohlkugel verschoben. Das Versagen in einer ersten Scherebene erfolgt solange, bis eine gegenseitige Abstützung der Hohlkugelsegmente eintritt und sich die zellulare Struktur in der entsprechenden Ebene konsolidiert hat. Der tragende, z. T. nur noch auf Kraftschluss basierende Querschnitt im deformierten Scherband steigt demzufolge wieder an und es kann ein erneuter Spannungsanstieg bis zu einem Niveau erfolgen, bei dem das Versagen in weiteren Schubspannungsebenen aktiviert wird (vgl. Bild 2 in Abbildung 4.27). Durch die bereits erfolgte Vorschädigung tritt der beschriebene Versagensablauf in der Folge bei niedrigeren Spannungen und in mehreren Scherebenen gleichzeitig auf. Die Spannungsschwankungen sind deshalb bei höheren Stauchungsgraden nicht mehr so ausgeprägt und es stellt sich eine weitgehend konstante Plateauspannung ein (vgl. Abbildung 4.26). Der hier detailliert dargestellte, charakteristische Versagensmechanismus von syntaktischen Magnesiumschäumen wurde im Hinblick auf die Versagensebenen unter 45° zur Belastungsrichtung bereits in [Hartmann97, Hartmann98] beschrieben. Über analoge 45°-Versagensebenen in syntaktischen Aluminiumschäumen wurde in [Kiser99] berichtet. Im Rahmen der zuletzt genannten Untersuchung traten auch Versagensebenen unter einem 90°-Winkel zur Belastungsrichtung auf, allerdings ausschließlich beim Einsatz sehr dickwandiger Hohlkugeln, bei denen die Wandstärke nahezu 50 % des Hohlkugelradius betrug [Kiser99]. Es ist nicht auszuschließen, dass neben der Hohlkugelmorphologie auch die in Aluminium gegenüber Magnesium signifikant höhere Anzahl an Gleitsystemen zur plastischen Verformung der Matrix bei dieser abweichenden Orientierung der Versagensebenen eine Rolle spielt. Neben dem phänomenologischen Verhalten der zellularen Verbundstrukturen im Druckversuch beeinflussen die Verbundwerkstoffkomponenten und deren Kombination insbesondere auch die mechanischen Kennwerte. Bereits anhand von Abbildung 4.28 wurde deutlich, dass durch die Kombination einer Matrixlegierung geringer Festigkeit mit dickwandigen Hohlkugeln mit hohem Lastaufnahmevermögen nahezu identische Druckfestigkeiten erreicht werden wie durch die Kombination einer Matrixlegierung hoher Festigkeit mit dünnwandigen Hohlkugeln mit geringem Lastaufnahmevermögen. Ausgehend von diesem qualitativen Ergebnis wird in den folgenden Abschnitten der jeweilige Beitrag der Einzelkomponenten auf ausgewählte mechanische Kennwerte der Verbundstrukturen quantifiziert. 15 Aufnahmen aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Crößmann99]. ERGEBNISSE 85 4.3.4 Einfluss der Matrixlegierung auf Kennwerte des Druckversuchs Abbildung 4.33 zeigt den Einfluss der Matrixdruckfestigkeit auf die Druckfestigkeit der 20 untersuchten Verbundwerkstoffkombinationen mit statistisch dicht gepackter Hohlkugelstruktur. Das Diagramm enthält die Mittelwerte aus jeweils fünf bis sieben geprüften Proben mit den Vertrauensintervallen bei einem Vertrauensniveau von 95 %. Verbund-Druckfestigkeit σdB,V (MPa) Zunächst wird deutlich, dass die Druckfestigkeit der zellularen Verbundstrukturen weit unterhalb der Druckfestigkeit der jeweiligen Matrixlegierung liegt. Anhand der 95%-Vertrauensintervalle in x- und y-Richtung ist außerdem ersichtlich, dass die Druckfestigkeiten der syntaktischen Magnesiumschäume im Vergleich zu den Druckfestigkeiten der Matrixlegierungen trotz z. T. etwas höherer Anzahl von Messwerten zum großen Teil etwas stärkerer Streuung unterworfen sind. Dies resultiert aus dem Einfluss der Struktur, d. h. den statistischen Schwankungen in der Hohlkugelanordnung, den Streuungen in der Hohlkugelgeometrie sowie dem versprödend wirkenden Charakter der keramischen Hohlkugeln. 140 Mg-Legierungen: cp-Mg AM20 AM50 AZ91 120 100 A-100-50-H 80 A-150-41-H 60 A-100-35-F 40 A-150-30-F A-150-22-F 20 RCP-Strukturen 0 0 50 100 150 200 250 300 350 Druckfestigkeit der Matrix σdB,M (MPa) Abbildung 4.33: Druckfestigkeit syntaktischer Magnesiumschäume mit stochastischer Zellstruktur als Funktion der Druckfestigkeit der eingesetzten Matrixlegierung für fünf verschiedene Hohlkugelsorten.16 Die experimentellen Daten legen für alle untersuchten Verbundsysteme lineare Zusammenhänge nahe. Für jede einzelne Hohlkugelsorte steigt die Druckfestigkeit der Verbundwerkstoffe linear mit der Druckfestigkeit der Matrixlegierung an. Die quantifizierbare Festigkeitssteigerung um ca. 30 bis 40 % bei einer Verdoppelung der Matrixdruckfestigkeit von 150 MPa auf 300 MPa legt dabei einen moderaten Einfluss der Festigkeit des Matrixwerkstoffs auf die Festigkeit der zellularen Struktur offen. Die in Abbildung 4.33 eingezeichneten Regressionsgeraden weisen Steigungen zwischen 0,10 und 0,19 auf. 16 Daten z. T. aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Reindel97]. ERGEBNISSE 86 In Abbildung 4.34 ist der Einfluss der Matrixdruckfestigkeit auf die Plateauspannung σPl exemplarisch für eine dünnwandige (A-150-22-F) und eine dickwandige (A-150-41-H) Hohlkugelsorte im Vergleich zur korrespondierenden Druckfestigkeit σdB,V dargestellt. Festigkeitskennwert σPl, σdB,V (MPa) Im Rahmen des 95 %-Vertrauensintervalls steigt die Plateauspannung bei den Verbundstrukturen mit den Matrixlegierungen cp-Mg, AM20 und AM50 geringfügig an bzw. bleibt nahezu konstant. Die Verbunde mit einer Matrix aus AZ91 hingegen weisen signifikant niedrigere Werte in der Plateauspannung auf. Die gegenüber den oben genannten Legierungen um bis zu ca. 25 % geringere Bruchdehnung von AZ91 (vgl. Abbildung 4.1) führt während der Druckbelastung zu einer zunehmenden Desintegration der zellularen Werkstoffstruktur mit der Folge, dass deren Lastaufnahmevermögen reduziert ist. Im Druckversuch korrelierte diese Desintegration gelegentlich sogar mit dem Herausbrechen einzelner Bruchstücke aus der Probe, die in der Folge keinen Beitrag mehr zur Plateauspannung liefern konnten. 140 Mg-Legierungen: cp-Mg AM20 AM50 AZ91 120 100 80 A-150-41-H, σdB,V 60 A-150-22-F, σdB,V 40 A-150-41-H, σPl 20 A-150-22-F, σPl RCP-Strukturen 0 0 50 100 150 200 250 300 350 Druckfestigkeit der Matrix σdB,M (MPa) Abbildung 4.34: Plateauspannung und Druckfestigkeit ausgewählter Verbundsysteme in Abhängigkeit von der Druckfestigkeit der Matrixlegierung (Teilergebnisse veröffentlicht in [Hartmann98]). Signifikant ist der Abfall der Plateauspannung für AZ91. Er ist auf eine Desintegration der Verbundstruktur zurückzuführen. Diese Ergebnisse zeigen, dass sich im Gegensatz zur Druckfestigkeit die Plateauspannung von syntaktischen Mg-Schäumen mit steigender Festigkeit der Matrixlegierung nur insoweit und nur in geringem Maße steigern lässt solange die Strukturintegrität aufgrund eines ausreichenden Verformungsvermögens der Matrix gewahrt bleibt. Ohne diese Strukturintegrität steigt für AZ91 auch das Verhältnis zwischen der Druckfestigkeit und der Plateauspannung. Dieser Befund ist insbesondere mit Blick auf das Energieaufnahmevermögen und den Wirkungsgrad der Energieabsorption von Relevanz. Beides ist Inhalt des Abschnitts 4.3.7. Generell ist die Bruchstauchung εdB der syntaktischen Magnesiumschäume mit ca. 0,2 bis 2 % im Vergleich zu den kompakten Matrixlegierungen gering. Maßgeblichen Einfluss auf die Bruchstauchung hat die Duktilität der Matrixlegierung. Analog zu den exemplarischen Daten in Abbildung 4.28 bestehen auch im Mittelwert der Bruchstauchung Unterschiede um einen Faktor 5 zwischen Systemen mit cp-Mg und Systemen mit AZ91 als Matrixlegierung. ERGEBNISSE 87 4.3.5 Einfluss der Hohlkugelmorphologie auf Kennwerte des Druckversuchs Die keramischen Hohlkugeln, und hier insbesondere deren Morphologie und Anordnung, haben einen großen Einfluss auf die mechanischen Kennwerte der Verbundstrukturen. Zunächst wird in diesem Abschnitt der Einfluss der Hohlkugelmorphologie analysiert. Wie bereits in Abschnitt 4.3.1 erläutert, bestimmt die Morphologie der Hohlkugeln maßgeblich die Dichte der syntaktischen Magnesiumschäume sowie den jeweiligen Porenvolumengehalt. Die entscheidende morphologische Kenngröße für diese volumetrischen Größen ist dabei das relative Wandvolumen der Hohlkugeln. Verbund-Druckfestigkeit σdB,V (MPa) Mit Blick auf den Flächenbezug mechanischer Kenngrößen wird im Folgenden die relative Hohlkugelwandquerschnittsfläche als charakteristische morphologische Kenngröße betrachtet. Basierend auf der experimentellen Beobachtung, dass die Hohlkugeln beim Versagen der Struktur bevorzugt entlang von Großkreisen bzw. Meridianen brechen, ist die VerbundDruckfestigkeit σdB in Abbildung 4.35 mit der relativen Materialquerschnittsfläche An entlang eines Schnittes durch den Hohlkugelmittelpunkt in Beziehung gesetzt. An ist in der Skizze in Abbildung 4.35 erneut veranschaulicht und wird gemäß Gleichung 4.2 aus der Wandstärke t und dem Radius R der Hohlkugeln berechnet. Dieser Auftragung liegt die Hypothese zugrunde, dass die Verbundkomponenten jeweils anteilig entsprechend ihrer tragenden Materialquerschnittsfläche im Scherband zur Verbundfestigkeit beitragen. 140 RCP-Strukturen 120 A15022-F AA150- 10030-F 35-F AA150- 10041-H 50-H 100 80 AZ91 AM50 60 AM20 40 cp-Mg An = 20 0 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 AKW Amax 0,25 0,30 relative Hohlkugelwandquerschnittsfläche An (1) Abbildung 4.35: Druckfestigkeit von Verbundsystemen mit den Matrixlegierungen cp-Mg, AM20, AM50 und AZ91 in Abhängigkeit von der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche der eingesetzten Aluminiumoxid-Hohlkugeln.17 In Analogie zu den Einzelkugeldruckversuchen kann die Korrelation im Rahmen der 95 %-Vertrauensintervalle durch Regressionsgeraden beschreiben werden. 17 Teilergebnisse veröffentlicht in [Hartmann98]. Experimentelle Daten z. T. aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Reindel97]. ERGEBNISSE 88 Die Druckfestigkeit der syntaktischen Magnesiumschäume steigt für alle Systeme mit zunehmender relativer Hohlkugelwandquerschnittsfläche. In Analogie zu den Einzelkugeldruckversuchen lässt sich die Korrelation im Rahmen der 95 %-Vertrauensintervalle durch lineare Gleichungen beschreiben, wie die Regressionsgeraden in Abbildung 4.35 belegen. Entsprechend besteht eine hohe Konsistenz innerhalb dieser unabhängig voneinander ermittelten mechanischen Kenndaten. Festigkeitskennwert σPl, σdB,V (MPa) Abbildung 4.36 enthält die Plateauspannung σPl sowie die Druckfestigkeit σdB,V für die Verbundkombinationen mit cp-Mg bzw. AZ91 als Matrixwerkstoff als Funktion der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche der eingesetzten Hohlkugeln. Die Plateauspannung bleibt nahezu konstant, d. h. sie ist im betrachteten Bereich im Wesentlichen unabhängig von der Morphologie der Hohlkugeln. 140 120 An = 100 80 A15022-F AKW Amax AA150- 10041-H 50-H AA150- 10030-F 35-F AZ91, σdB,V cp-Mg, σdB,V 60 40 cp-Mg, σPl AZ91, σPl 20 RCP-Strukturen 0 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 relative Hohlkugelwandquerschnittsfläche An (1) Abbildung 4.36: Druckfestigkeit und Plateauspannung für Verbundsysteme aus cp-Mg bzw. AZ91 und keramischen Hohlkugeln mit variierender Morphologie als Funktion der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche.18 Die Plateauspannung ist nahezu unabhängig von der Hohlkugelmorphologie. Für Strukturen mit AZ91-Matrix liegt die Plateauspannung unter der für Strukturen mit cp-Mg Matrix. Das Festigkeitsniveau der Plateauspannung wird offensichtlich maßgeblich durch die Matrixlegierung bestimmt. Dabei fällt auf, dass die Plateauspannung der Systeme mit AZ91 durchgängig unterhalb der Werte für die Verbundwerkstoffe mit cp-Mg-Matrix liegt. Die Ergebnisse aus Abbildung 4.34 werden damit im Hinblick auf das mit zunehmender Matrixfestigkeit steigende Verhältnis σdB/σPl für alle untersuchten Hohlkugelsorten bestätigt. Augenscheinlich ist außerdem, dass die Streuung der Messwerte für die Plateauspannung deutlich geringer ist als die Streuung für die Druckfestigkeit. Dies ist unmittelbar nachvollziehbar, da es sich bei der Plateauspannung um einen integralen mechanischen Kennwert handelt, der nahezu das vollständige Probenvolumen der syntaktischen Magnesiumschäume erfasst, wohingegen die Druckfestigkeit die schwächste Versagensebene repräsentiert und dieser Spannungswert somit sensibler auf statistische Schwankungen reagiert. 18 Daten z. T. aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Reindel97]. ERGEBNISSE 89 4.3.6 Einfluss der Zellstruktur auf die Druckfestigkeit Um den Einfluss der Zellstruktur auf die Druckfestigkeit der syntaktischen Magnesiumschäume zu untersuchen, wurden geordnete zellulare Strukturen mit hexagonal dichtest gepackter (hdp) Hohlkugelanordnung hergestellt. Derartige hdp-Strukturen gestatten die Analyse des Einflusses der Zellstruktur sowohl im Hinblick auf die Packungsdichte der Hohlkugeln als auch im Hinblick auf die Orientierung der Hohlkugelpackung zur Belastungsrichtung. In den syntaktischen Magnesiumschäumen mit hdp-Struktur liegen dichtest gepackte Hohlkugelebenen definiert in der Verbundstruktur vor. Die mechanische Prüfung erfolgte an gezielt entnommenen Druckproben, bei denen die dichtest gepackten Ebenen unter 45° bzw. 90° zur Belastungsrichtung geneigt waren. Die Orientierung der dichtest gepackten Ebenen zur Belastungsrichtung ist in Abbildung 4.37 durch Röntgenaufnahmen in zwei orthogonalen Blickrichtungen dokumentiert und jeweils grafisch veranschaulicht. Abbildung 4.37: Röntgenaufnahmen von hdp-Strukturen (cp-Mg/A-150-22-F) aus zwei orthogonalen Blickrichtungen.19 Die Lage der dichtest gepackten Ebenen in den Proben ist schematisch für die frontale Blickrichtung skizziert. In Struktur a) ist die Belastungsrichtung in einem Winkel von 45° zu den dichtest gepackten Ebenen geneigt. In Struktur b) steht die Belastungsrichtung senkrecht auf den dichtest gepackten Ebenen. Je nach Lage der dichtest gepackten Ebenen in der Probe und der jeweiligen Aufnahmerichtung ergibt sich ein unterschiedliches Erscheinungsbild in den Röntgenaufnahmen. 19 Röntgenaufnahmen aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Crößmann99]. ERGEBNISSE 90 In Abbildung 4.37 a) sind die dichtest gepackten Ebenen um 45° zur Belastungsrichtung geneigt. In der frontalen Ansicht, in der die dichtest gepackten Ebenen in Durchstrahlungsrichtung liegen, sind alternierend helle und dunkle Bereiche unter 45° zu erkennen. Dabei erscheint der Bereich entlang des Äquators der Hohlkugeln aufgrund des hohen Porenanteils und der damit verbundenen geringen Absorption hell, wohingegen der Kontaktbereich zweier Hohlkugellagen aufgrund der stärkeren Absorption durch die Materialanhäufung dunkel abgebildet wird. Bei der um 90° gedrehten Durchstrahlungsrichtung (Abbildung 4.37 a), lateral) wirkt die Hohlkugelanordnung dagegen beinahe ungeordnet. Aufgrund der Verkippung um 45° zur Belastungsrichtung liegen die dichtest gepackten Ebenen nicht mehr in Durchstrahlungsrichtung und es kommt zu einem komplexen Muster im Röntgenbild, das nur schwach drei dunkle Längsstreifen erkennen lässt. Die deutlich sichtbaren Ringe resultieren aus der Röntgenabsorption durch die keramischen Hohlkugelschalen. In Abbildung 4.37 b) sind die dichtest gepackten Hohlkugelebenen unter 90° zur Belastungsrichtung orientiert, wodurch sich ein waagrecht verlaufendes Abbildungsmuster ergibt. In der Frontalansicht liegen die keramischen Hohlkugeln in Durchstrahlungsrichtung um eine Halbkugel versetzt, in der lateralen Ansicht hintereinander angeordnet, woraus im letzteren Fall eine sehr gleichmäßige hexagonale Abbildung entsteht. Bei der Druckbelastung derart geordneter Magnesium-Hohlkugel-Verbundstrukturen besteht ein Einfluss der Lage der dichtest gepackten Ebenen zur Kraftrichtung einerseits auf den Schädigungsverlauf und andererseits auf die Druckfestigkeit. Abbildung 4.38 verdeutlicht ersteres durch makroskopische Aufnahmen von Druckproben, die geringfügig über ihre Druckfestigkeit hinaus belastet wurden. Abbildung 4.38: Druckproben mit geordneter hdp-Struktur kurz nach Überschreiten ihrer Druckfestigkeit (a) AZ91/A-150-22-F, b) cp-Mg/A-150-41-H).20 In Bild a) liegen die dichtest gepackten Ebenen unter 45° zur Belastungsrichtung und das Versagen erfolgt aufgrund der maximalen Schubspannungen exakt in einer dieser Ebenen. In Bild b) sind die dichtest gepackten Ebenen unter 90° zur Druckrichtung orientiert. Das Versagen erfolgt in Stufen entlang von Ebenen, die eine hohe Packungsdichte aufweisen, so dass makroskopisch ebenfalls ein Scherversagen unter ca. 45° zu beobachten ist. In Abbildung 4.38 a) sind die dichtest gepackten Basisebenen unter 45°, in Abbildung 4.38 b) unter 90° zur Belastungsrichtung orientiert. Aus den Aufnahmen ist ersichtlich, dass 20 Fotos aus der im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeit [Crößmann99]. ERGEBNISSE 91 die Orientierung der dichtest gepackten Ebenen zu den Ebenen maximaler Schubspannung für den Verlauf des in den Abbildungen markierten Versagenspfades ausschlaggebend ist. Die Ebenen maximaler Schubspannung liegen im einachsigen Druckversuch entsprechend dem Schmid’schen Schubspannungsgesetz unter 45° zur Belastungsrichtung. Bei der Probe in Abbildung 4.38 a) sind die dichtest gepackten Basisebenen der hdp-Struktur gezielt parallel zu diesen Ebenen maximaler Schubspannung orientiert. Da somit in den dichtest gepackten Hohlkugelebenen auch die maximalen Schubspannungen vorliegen, verläuft der Versagenspfad exakt durch eine dieser Ebenen. Der Bruch tritt entlang der minimal tragenden Materialquerschnittsfläche auf, wodurch alle Hohlkugeln der Versagensebene in zwei Halbschalen geteilt werden. Im Fall der Lage der dichtest gepackten Basisebenen unter 90° zur Belastungsrichtung (Abbildung 4.38 b)) wirken in diesen nominal keine Schubspannungen. Entsprechend verläuft der Versagenspfad nicht durch die Basisebenen, sondern stufenartig durch andere, ebenfalls dicht gepackte Hohlkugelebenen der hdp-Struktur. Da die Orientierung dieser Ebenen von den Ebenen maximaler Schubspannung abweicht, versagen die Proben, indem die Versagensebenen in Stufen verlaufen, so dass sich der Versagenspfad makroskopisch einem Winkel von 45° annähert (Abbildung 4.38 b)). Die aus den unterschiedlichen Versagenspfaden in den geordneten Strukturen resultierenden Druckfestigkeiten sind in Abbildung 4.39 für Hohlkugeln vom Typ A-150-22-F als Funktion der Matrixdruckfestigkeit aufgetragen und mit den Werten für statistische Verbundstrukturen verglichen. Abbildung 4.39: Einfluss der Zellstruktur auf die Druckfestigkeit syntaktischer Magnesiumschäume für Verbunde mit Hohlkugeln vom Typ A-150-22-F. Das Diagramm zeigt die Werte für hdp-Strukturen mit 45°- und 90°-Orientierung zur Druckrichtung im Vergleich zu statistischen 21 Hohlkugelstrukturen. Da in der hdp-Struktur mit 45°-Orientierung die Ebenen maximaler Schubspannung mit den Ebenen minimal tragenden Materialquerschnitts zusammenfallen, ist die Druckfestigkeit hier am geringsten. 21 Teilergebnisse veröffentlicht in [Hartmann99]. Daten z. T. aus den im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeiten [Reindel97] und [Crößmann99]. ERGEBNISSE 92 Mit steigender Matrixfestigkeit steigt die Festigkeit der syntaktischen Magnesiumschäume auch für hexagonal dicht gepackte Hohlkugelanordnungen geringfügig an. Das Niveau der Druckfestigkeit ist für die hdp-Struktur mit 45°-Orientierung erwartungsgemäß am geringsten, da bei diesen Proben die Ebenen maximaler Schubspannung mit den Ebenen des minimalen tragenden Querschnitts zusammenfallen. Der tragende Matrixflächenanteil in einer dichtest gepackten Ebene im Zwickelbereich zwischen den Hohlkugeln beträgt nur ca. 9,3 % der Gesamtfläche (siehe Tabelle 5.1 in Abschnitt 5.3.3). Die Proben versagen, wie Abbildung 4.38 a) dokumentiert, in einer ebenen Scherebene bei einer vergleichsweise niedrigen von außen aufgebrachten Kraft und weisen entsprechend gegenüber statistischen Hohlkugelstrukturen eine deutlich reduzierte Druckfestigkeit auf. Im Fall der senkrecht zur Kraftrichtung orientierten Lage der dichtest gepackten Basisebenen ist die Druckfestigkeit gegenüber der 45°-Orientierung geringfügig erhöht, da der Risspfad, wie Abbildung 4.38 b) gezeigt hat, zum einen von der Ebene maximaler Schubspannung abweicht und zum anderen insgesamt ein geringfügig höherer Materialquerschnitt entlang dieses Versagenspfades vorliegt. Die syntaktischen Mg-Schäume mit statistischer Hohlkugelanordnung weisen in diesem Vergleich die höchsten Druckfestigkeiten auf. Hauptursache ist eine aus der statistischen Struktur resultierende höhere tragende Materialquerschnittsfläche im Versagenspfad. U. a. ist dies auf den in Relation zur hdp-Struktur erhöhten Matrixvolumenanteil zurückzuführen. Im Vergleich zum theoretischen Wert für die dichteste Kugelpackung von ca. 26 % beträgt der Matrixvolumenanteil in den statistischen Strukturen, wie in Abschnitt 4.3.1 ausgeführt, ca. 37 %. Ein höherer tragender Matrixanteil ist offensichtlich auch die Ursache dafür, dass der Einfluss der Druckfestigkeit der Matrixlegierung auf das Verbundsystem für die statistischen Strukturen am stärksten zum Tragen kommt, was sich in der größten Steigung der Regressionsgeraden in Abbildung 4.39 niederschlägt. Abbildung 4.40 fasst den Einfluss der Zellstruktur und der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche auf die Druckfestigkeit von Verbundstrukturen mit cp-Mg als Matrixlegierung zusammen. Neben den Daten für die hdp-Strukturen unter 45° bzw. 90° zur Druckrichtung sind auch die Daten für die statistischen Verbundstrukturen in das Diagramm mit aufgenommen. Generell ist ein Anstieg der Druckfestigkeit mit zunehmender relativer Hohlkugelwandquerschnittsfläche zu verzeichnen. Der Grad des Anstiegs ist bei der geordneten Struktur für beide Belastungsrichtungen deutlich stärker als bei der statistischen Struktur. Dies deutet darauf hin, dass die Festigkeit der geordneten Struktur, nicht zuletzt aufgrund des geringeren Matrixanteils, überwiegend von den keramischen Kugelwänden bestimmt wird. Für dünnwandige Hohlkugeln besteht die bereits erläuterte Abstufung in der Druckfestigkeit von der hdp-Struktur unter 45°-Belastung, über die hdp-Struktur unter 90°-Belastung, bis zur statistischen Struktur. Für dickwandige Hohlkugeln in der Kombination mit cp-Mg − einer Matrix geringer Festigkeit − wird die Druckfestigkeit des Verbundes für alle Strukturen überwiegend von den keramischen Hohlkugeln dominiert. Entsprechend ist die erläuterte Abstufung in der Verbundfestigkeit für dickwandige Hohlkugeln deutlich geringer ausgeprägt. ERGEBNISSE 93 Abbildung 4.40: Druckfestigkeit syntaktischer Magnesiumschäume mit cp-Mg als Matrixlegierung für statistische und geordnete Hohlkugelanordnungen unter zwei verschiedenen Belastungsrichtungen.22 Mit zunehmender relativer Hohlkugelwandquerschnittsfläche steigt die Druckfestigkeit allgemein an, wobei die Annäherung der Eigenschaften verdeutlicht, dass sich der Einfluss des höheren Matrixanteils in den statistischen Strukturen im Vergleich zu den hdp-Strukturen zunehmend reduziert. 4.3.7 Energieabsorptionsvermögen Das Energieabsorptionsvermögen EV(ε) beschreibt die durch einen Werkstoff oder eine Werkstoffstruktur absorbierte Energie pro Volumen bei einem definierten Stauchungswert (vgl. Abschnitt 2.5.2). Ihr Betrag entspricht der Fläche unter der Spannungs-StauchungsKurve. Das Energieabsorptionsvermögen kommt zum Tragen, wenn ein Körper vor dem Einwirken zu hoher Kräfte bzw. Beschleunigungen geschützt werden soll. Strukturen zur Energieabsorption haben daher zum Ziel, die Bewegungsenergie auf einem begrenzten Spannungsniveau über einen großen Verformungsweg zu absorbieren. Wie Abbildung 4.41 exemplarisch anhand eines syntaktischen Magnesiumschaums vom Typ AM20/A-150-30-F im Vergleich zur kompakten Matrixlegierung AM20 veranschaulicht, sind Magnesium-Hohlkugel-Verbundstrukturen in der Lage große Energiebeträge auf einem im Vergleich zu den kompakten Matrixlegierungen moderaten Spannungsniveau zu absorbieren. Die Auswertung in Abbildung 4.41 erfolgt basierend auf statischen Druckversuchen in einem Energieabsorptionsdiagramm nach Maiti et al. [Maiti84], d. h. einer doppellogarithmischen Auftragung des Energieabsorptionsvermögens EV über die in der SpannungsStauchungs-Kurve generierte Spannungsspitze, d. h. der jeweiligen Maximalspannung σmax. Für die kompakte Matrixlegierung AM20 ist die im Laufe der Verformung zunehmende Energieabsorption bis zum Erreichen der Druckfestigkeit mit einem streng monotonen Anstieg der dabei auftretenden Maximalspannung gekoppelt. Die Aufnahme einer hohen Verformungsenergie führt damit zwangsläufig zu einem hohen Spannungsniveau von bis zu ca. 250 MPa. Wird die Druckfestigkeit der Legierung überschritten, versagt der kompakte 22 Teilergebnisse veröffentlicht in [Hartmann99]. Daten z. T. aus den im Rahmen dieses Promotionsvorhabens betreuten Diplomarbeiten [Reindel97] und [Crößmann99]. ERGEBNISSE 94 Werkstoff schlagartig, wobei nur noch ein sehr geringer zusätzlicher Energiebetrag absorbiert wird. Wie bereits Abbildung 4.1 gezeigt hat, ist die Verformungsreserve der duktilen Matrixlegierung AM20 bei einer Bruchstauchung von ca. 21 % erschöpft. Energieabsorptionsvermögen EV (MJ/m3) Spannung σ (MPa) 50 10 500 100 50,0 σ σmax σdB,AM20 10,0 AM20/A-150-30-F, RCP 5,0 AM20 1,0 σdB,V 0,5 . 0,1 ε0 = 5·10-3 s-1 10 50 100 500 Maximalspannung σmax (MPa) Abbildung 4.41: Energieabsorptionsvermögen eines syntaktischen Magnesiumschaums vom Typ AM20/A-150-30-F im Vergleich zur kompakten Matrixlegierung AM20. Nach Überschreiten der Druckfestigkeit von ca. 70 MPa absorbiert die zellulare Verbundstruktur durch sukzessives Versagen der Zellen im Vergleich zum kompakten Matrixmetall ein Vielfaches an kinetischer Energie ohne dass es dabei zu weiteren Spannungsspitzen kommt. Bei einem Energieeintrag von 30 MJ/m³ generiert die kompakte Matrixlegierung einen um den Faktor drei höheren Maximalspannungswert. Im Gegensatz zur kompakten Matrixlegierung ermöglicht die zellulare Struktur syntaktischer Magnesiumschäume eine Energieaufnahme bis zu sehr hohen Stauchungswerten von rund 80 %. Durch das sukzessive Versagen der Zellen durch plastische Verformung und Bruch der Zellwände, wobei die Bewegungsenergie in Verformungsenergie, d. h. v. a. Wärme, und Oberflächenenergie umgewandelt wird, wird das Energieabsorptionsvermögen syntaktischer Magnesiumschäume maßgeblich über den großen Deformationsweg getragen. Dabei wird bereits zu Beginn der Deformation die Druckfestigkeit der Verbundstruktur σdB,V als lokales Spannungsmaximum überschritten. In der Folge entstehen bis zu sehr hohen absorbierten Energiebeträgen keine höheren Spitzenspannungen. So bleibt in dem in Abbildung 4.41 gezeigten Beispiel die maximal erreichte Spannung im zellularen Verbundwerkstoff AM20/A-150-30-F im Bereich aufgenommener Energiebeträge von ca. 1 bis 30 MJ/m³ bei etwa 72 MPa konstant, wohingegen im kompakten Matrixwerkstoff ein Energieeintrag von 30 MJ/m³ in einer um den Faktor drei höheren Maximalspannung resultiert. ERGEBNISSE 95 Neben dem absorbierten Energiebetrag und den dabei generierten Spannungen ist der Wirkungsgrad der Energieabsorption η eine weitere wichtige Größe zur Charakterisierung der Energieabsorptionseigenschaften syntaktischer Magnesiumschäume. η leitet sich gemäß der in Abbildung 4.42 angegebenen Gleichung aus der Spannungs-Stauchungs-Kurve als Quotient aus real absorbierter Energie und ideal absorbierter Energie beim jeweiligen Dehnungswert ab. In der in Abbildung 4.42 exemplarisch dargestellten Probe werden bis zu Stauchungen von über 70 % Wirkungsgrade im Bereich von ca. 62 bis 68 % ermittelt. 100 160 cp-Mg/A-150-41-H, RCP 80 140 ηmax η 70 120 100 60 σdB 50 80 σ 40 30 ε 20 ∫ σ(ε ′)dε ′ 10 η= 0 0 10 60 40 0 εV σ max ⋅ ε 20 30 Spannung σ (MPa) Wirkungsgrad η (%) 90 20 0 40 50 60 70 80 Stauchung εd (%) Abbildung 4.42: Wirkungsgrad der Energieabsorption als Funktion der Stauchung für einen Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoff nach [Hartmann97]. Die Definition des Wirkungsgrades ist im Diagramm angegeben und grafisch veranschaulicht. Wie Abbildung 4.42 veranschaulicht, ist der Wirkungsgrad η im Wesentlichen vom Verhältnis der Druckfestigkeit, d. h. von der zunächst zu überwindenden Maximalspannung zur anschließenden Plateauspannung abhängig. In den Diagrammen in Abbildung 4.34 und Abbildung 4.36 war bereits ersichtlich, dass sich eine geringe Druckfestigkeit der Matrixlegierung sowie eine geringe Wandstärke der keramischen Hohlkugeln positiv auf dieses Verhältnis und damit auf den Wirkungsgrad auswirken. Abbildung 4.43 fasst den Einfluss der Matrixlegierung auf den Wirkungsgrad sowie das spezifische Energieabsorptionsvermögen am Beispiel von Verbundsystemen mit der Hohlkugelsorte A-150-30-F zusammen. Im Sinne des Leichtbaugedankens berücksichtigt diese Auftragung das Energieabsorptionsvermögen pro Masse an syntaktischem Magnesiumschaum für eine exemplarisch gewählte Stauchung von 50 %. Es wird deutlich, dass der Einsatz des Reinmetalls cp-Mg sowie der duktilen Gusslegierungen AM20 und AM50 als Matrix zu nahezu identischen Werten für das spezifische Energieabsorptionsvermögen führt. In Ergänzung zu Abbildung 4.43 liefert die Auswertung aller hergestellten Verbundkombinationen zudem das Ergebnis, dass sich das Energieabsorptionsvermögen der syntaktischen Magnesiumschäume direkt proportional zur Dichtesteigerung aufgrund der Verwendung von Hohlkugeln mit steigender Wandstärke verhält. Entsprechend weisen die syntaktischen Magnesiumschäume mit den genannten duktilen Matrixlegierungen unabhängig von den hier verwendeten Hohlkugeltypen ein nahezu konstan- ERGEBNISSE 96 90 A-150-30-F/Mg-Legierungen, RCP 80 ηmax cp-Mg 70 η (%) σ (MPa) Wirkungsgrad der Energieabs. ηmax (%) tes gewichtsspezifisches Energieabsorptionsvermögen auf. Dieses beträgt bei der exemplarischen gewählten Stauchung von 50 % ca. 19 J/g. Analog zu Abbildung 4.43 wurde der höchste Wirkungsgrad mit Werten zwischen 70 und 80 % allgemein für Verbundsysteme mit cp-Mg- bzw. AM20-Matrix gemessen. AM20 AM50 εd (%) 60 AZ91 50 0 0 10 12 14 16 18 20 22 spez. Energieabsorptionsvermögen E50%spez (J/g) Abbildung 4.43: Wirkungsgrad der Energieabsorption über das spezifische Energieabsorptionsvermögen bei 50% Stauchung am Beispiel von Verbundstrukturen der Hohlkugelsorte A-150-30-F mit variierenden Matrixlegierungen. Das spezifische Energieabsorptionsvermögen ist der auf die Verbunddichte normierte, d. h. auf die Masse bezogene Wert. Verbundstrukturen mit Matrixlegierungen aus cp-Mg oder AM20 weisen das beste Eigenschaftsprofil zur Energieabsorption auf. Die höherfeste Magnesiumlegierung AZ91 fällt − unabhängig von den eingesetzten Hohlkugeln − sowohl in Bezug auf das spezifische Energieabsorptionsvermögen als auch im Hinblick auf den Wirkungsgrad deutlich ab (vgl. in Analogie Abbildung 4.43). Als Ursache ist der in Abschnitt 4.3.4 ausführlich diskutierte Versagensmechanismus zu nennen, der für Verbundwerkstoffe mit AZ91 zunehmende Anteile an sprödem Strukturversagen aufweist und damit zu einer Desintegration dieser Werkstoffstrukturen führt. Eine effektive Energieabsorption auf moderatem Spannungsniveau ist ausnahmslos nur bis zum Beginn des Spannungsanstiegs im Zuge der Verdichtung möglich (vgl. Abbildung 4.42). Wie für Aluminiumschäume in [Huschka98] ausführlich diskutiert, ist die Energieabsorption insgesamt dann besonders effektiv, wenn der Spannungsanstieg im Zuge der Verdichtung erst bei sehr hohen Stauchungswerten nahe der Verdichtungsstauchung εV einsetzt und der Bereich der Endverdichtung somit möglichst steil verläuft. Messwerte in [Huschka98] zur Verdichtungsstauchung von konventionellen Aluminiumschäumen mit einer Porosität von über 85 % zeigen, dass diese ihr Hohlraumvolumen im genannten Dichtebereich nahezu vollständig komprimieren, bevor ein steiler Spannungsanstieg eintritt. D. h., dass der Prozentsatz der Verdichtungsdehnung für diese Aluminiumschäume physikalisch naheliegend mit dem zu komprimierenden Porenvolumengehalt approximiert werden kann. ERGEBNISSE 97 Bemerkenswerterweise ergeben die Messungen der hier vorliegenden Untersuchung, dass die syntaktischen Magnesiumschäume ebenfalls sehr hohe Verdichtungsstauchungen von ca. 75 bis 85 % aufweisen. Und dies trotz eines deutlich geringeren Hohlraumvolumengehaltes von nur 42 bis 52 %. Die Verdichtungsstauchungen gehen somit annähernd um einen Faktor zwei über den eingeschlossenen Porenvolumengehalt hinaus. Dieser erzielbare sehr hohe Stauchungsgrad auf einem moderaten, im Vergleich zu den meisten konventionellen Aluminiumschäumen dennoch signifikant erhöhten, Plateauspannungsniveau trägt zusätzlich zu den sehr guten Energieabsorptionseigenschaften syntaktischer Magnesiumschäume bei. Zur korrekten Einordnung der Daten zur Verdichtungsstauchung ist es abschließend wichtig zu erwähnen, dass die ermittelten Ergebnisse sowie die Literaturdaten generell für freie Druckverformung gelten. Hier ist zu berücksichtigen, dass bei der Verformung zellularer Werkstoffstrukturen weder Volumen- noch Querschnittsflächenkonstanz bestehen. Verdichtungsstauchungen, die über die Werte des Porenvolumengehalts der jeweiligen zellularen Struktur hinaus gehen, sind zwangsläufig mit einer lateralen Dehnung der Druckproben verbunden. Abbildung 4.27 veranschaulicht dies für einen syntaktischen Magnesiumschaum. Zusammenfassend verdeutlichen obige Messergebnisse zur Energieabsorption, dass die hergestellten syntaktischen Magnesiumschäume sowohl ein sehr hohes volumetrisches als auch ein sehr hohes spezifisches Energieabsorptionsvermögen besitzen. Dabei stellen zellulare Strukturen aus einer Matrixlegierung mit hoher Bruchdehnung und moderater Festigkeit, wie AM20, in Kombination mit dünnwandigen keramischen Hohlkugeln den besten Kompromiss aus hohem spezifischen Energieabsorptionsvermögen und gleichzeitig hohem Wirkungsgrad dar. DISKUSSION 5 98 Diskussion Ausgehend von den experimentellen Erkenntnissen ist es das Ziel diese Kapitels, durch geeignete Modellbildung zum besseren Verständnis des Herstellungsprozesses und der mechanischen Eigenschaften syntaktischer Metallschäume beizutragen. Zunächst wird ein analytisches Prozessmodell aufgestellt, das Rückschlüsse auf wesentliche Einflussgrößen beim Infiltrationsgießen zulässt. Den Schwerpunkt der Diskussion bildet die Darstellung eines mikromechanischen Materialmodells, das im Rahmen dieser Arbeit entwickelt wurde, um die Druckfestigkeit syntaktischer Schäume theoretisch zu beschreiben. Eine Verallgemeinerung des Modells lässt im Anschluss einen Vergleich mit etablierten Literaturmodellen zu. Schließlich werden die syntaktischen Magnesiumschäume hinsichtlich ihrer Herstellung und ihrer Eigenschaften bewertet sowie weiteres Optimierungspotenzial aufgezeigt. 5.1 Prozessmodell zum Infiltrationsgießen Einige aus der Fachliteratur bekannte Grundgleichungen zur Infiltration einer Anordnung keramischer Partikel mit schmelzflüssigem Metall wurden bereits in Kapitel 2.4 erläutert. Dabei wurde auch auf die Vielzahl an Einflussgrößen hingewiesen. Im Hauptteil dieses Abschnitts wird ein physikalisches Modell für den Infiltrationsdruck aufgestellt, das auf der Voraussetzung basiert, dass der Infiltrationsvorgang von Erstarrungseffekten unbeeinflusst bleibt, d. h. im Idealfall unter isothermen Verhältnissen stattfindet. Da bei den realen Infiltrationsgießversuchen nicht-isothermen Prozessbedingungen vorlagen, wird zur Verifikation dieser Voraussetzung zunächst eine Abschätzung der thermischen Bedingungen während der Infiltration vorgenommen. 5.1.1 Thermische Bedingungen bei der Infiltration Beim Infiltrationsgießen befinden sich die keramischen Hohlkugeln und die Stahlform auf einer Temperatur unterhalb der Abgusstemperatur der Schmelze. Während der Infiltration kommt es somit zu einem Wärmeaustausch zwischen der Schmelze und den Hohlkugeln bzw. der Form. Quasi-isotherme Prozessbedingungen sind erreicht, wenn nach dem Temperaturausgleich die Schmelzetemperatur oberhalb der Liquidustemperatur liegt. Unter Vernachlässigung der Strömung kann für den statischen Gleichgewichtsfall instantaner vollständiger Formfüllung die Vorwärmtemperatur der Form, bei der es zu keiner vorzeitigen Erstarrung kommt, unter adiabatischen Bedingungen über eine Energiebilanz abgeschätzt werden. Diese wird im Folgenden für cp-Mg als Matrixmetall aufgestellt. Die Wärmeaufnahme Q1 durch die keramischen Hohlkugeln und die Stahlform beträgt: Q1 = (c F mF + c K mK )(Tl, M − TF ) mit: cF cK mF mK Tl, M TF (5.1) spezifische Wärmekapazität des Formwerkstoffs (J/gK) (0,78 J/gK für Baustahl S235 – früher: St37 − bei 600 °C [VDI97]) spezifische Wärmekapazität des Hohlkugelwerkstoffs (J/gK) (1,07 J/gK für Al2O3 [VDI97]) Masse der Form (g) (Messwert: 220g ± 5g) Masse der Hohlkugeln in der Form (g) (Messwerte: A-150-41-H: 41g ± 1g; A-150-22-F: 19g ± 1g) Schmelzpunkt des Reinmetalls (K) (Tl = 923 K für cp-Mg [Magnesium00]) Temperatur der Form vor der Infiltration (K) DISKUSSION 99 Die Wärmeabgabe Q2 der Rein-Magnesium-Schmelze bei der Erstarrung beträgt: Q2 = c l,M mM (TM − Tl, M ) + HM mM mit: cl,M (5.2) spezifische Wärmekapazität der Schmelze (J/gK) (1,32 J/gK für Mg(l) bei 650 °C [Magnesium00]) Masse der Schmelze (g) (Bei A-150-41-H: 34g ± 1g; bei A-150-22-F: 37g ± 1g; leere Form: 102g ± 1g) Abgusstemperatur der Schmelze (K) spezifische Schmelzenthalpie (J/g) (382 J/g für Mg [Magnesium00]) mM TM HM Im Gleichgewichtsfall (Q1 = Q2) ergibt sich die notwendige Vorwärmtemperatur der Form zu: TF = Tl, M − c l,M mM (TM − Tl, M ) + H M mM (5.3) c F mF + c K mK Formtemperatur TF (°C) In Abbildung 5.1 ist Gleichung 5.3 als Funktion der Abgusstemperatur der Magnesiumschmelze für einen dünnwandigen und einen dickwandigen Hohlkugeltyp aufgetragen. Zum Vergleich enthält das Diagramm auch den Zusammenhang für die leere Stahlform. 650 Gleichung 5.3: 1. mit Hohlkugeln gefüllte Form: a) A-150-41-H (t = 181 µm) 600 550 b) A-150-22-H (t = 93 µm) 500 450 2. leere Form 400 350 Infiltrationstemperatur 300 650 660 670 680 690 700 710 720 730 740 750 Abgusstemperatur der Magnesiumschmelze TM (°C) Abbildung 5.1: Theoretisch für den statischen Gleichgewichtsfall erforderliche Formtemperatur zur Erzielung quasi-isothermer Prozessbedingungen in Abhängigkeit der Abgusstemperatur. Der Zusammenhang ist für eine dick- und eine dünnwandige Hohlkugelsorte sowie zum Vergleich für die leere Stahlform eingetragen. Zunächst wird deutlich, dass die notwendige Vorwärmtemperatur einer mit Hohlkugeln gefüllten Form erheblich über der einer leeren Form liegen muss. Ursache dafür ist der im Vergleich zu anderen Konstruktionsmetallen geringe Wärmeinhalt der Magnesiumschmelze, v. a. aber die beim Infiltrationsgießen um über 60 % reduzierte Masse der Schmelze, die zur Füllung der Form benötigt wird. Das Diagramm zeigt außerdem, dass mit höherer scheinbarer Dichte und daraus folgend höherer Wärmekapazität der Hohlkugeln die Formtemperatur zusätzlich steigen muss. DISKUSSION 100 Aus Abbildung 5.1 ist ersichtlich, dass bei der gewählten Abgusstemperatur der Schmelze von 720 °C für die dünnwandigen Hohlkugeln des Typs A-150-22-F eine mittlere Formtemperatur von ca. 560 °C ausreicht, um die Erstarrung größerer Querschnitte während der Formfüllung auszuschließen. Entsprechend ist unter den in den Abbildungen 4.17 und 5.3 angegebenen Versuchsbedingungen mit einer Formtemperatur von 710 − 550 °C entlang der Formhöhe bei der Betrachtung der Druckverhältnisse während der Infiltration mit keiner Überlagerung durch Erstarrungseffekte zu rechnen. Im Gegensatz dazu zeigen die experimentellen Ergebnisse in Abbildung 4.19, dass die Infiltration im Falle der dickwandigeren Hohlkugeln des Typs A-150-41-H bei einer minimalen Formtemperatur von 400 °C und einer mittleren Formtemperatur von 550 °C durch vorzeitige Erstarrung während der Formfüllung beeinflusst wird. Dieser Befund deckt sich mit der theoretischen Abschätzung, die eine notwendige mittlere Formtemperatur von ca. 575 °C für die genannten Versuchsbedingungen ausweist (Abbildung 5.1). Die dargestellte Wärmebilanz stellt eine konservative Abschätzung der notwendigen Mindestformtemperatur dar, da auch bei einer geringen Formfüllungsgeschwindigkeit − wie beim Infiltrationsgießen − davon ausgegangen werden kann, dass während der Formfüllung kein vollständiges thermisches Gleichgewicht im System erreicht wird. Entsprechend eindeutig zeigt diese Berechnung, dass bei den gewählten Prozessbedingungen zur Ermittlung des optimalen Infiltrationsdrucks keine Überlagerung mit Erstarrungseffekten vorlag und somit quasi-isotherme Verhältnisse vorherrschten, die eine Grundvoraussetzung für die folgende Modellierung des Infiltrationsdrucks darstellen. 5.1.2 Modellierung des minimalen Infiltrationsdrucks Unter isothermen Prozessbedingungen kann der Mindestdruck zur Infiltration einer Schüttung von Hohlkugeln entgegen die Schwerkraft pInf,min aus der Druckbilanz als Summe aus dem Druckschwellenwert zur Überwindung der Grenzflächenenergie pγ, dem Druckverlust aufgrund des Strömungswiderstandes ∆pµ, dem metallostatischen Gegendruck der Flüssigkeitssäule pm und dem Gasgegendruck in einer geschlossenen Form pg gemäß Gleichung 5.4 berechnet werden: ∆pInf,min = pγ + ∆p µ + pm + pg (5.4) Die einzelnen Druckbeiträge werden im Folgenden näher betrachtet. Zum Eindringen des flüssigen Metalls in eine poröse Kugelschüttung ist zur Überwindung der Kapillarkräfte die Überschreitung des Druckschwellenwertes pγ notwendig. Dieser Druckschwellenwert nimmt zur Infiltration einer dichtesten Kugelpackung basierend auf Gleichung 2.5 die Form von Gleichung 5.5 an [Kaptay01]. pγ = 2π 3D γ lv (cos 50,7° − cos Θ) (5.5) D ist hier der mittlere Hohlkugeldurchmesser. γ lv ist die Oberflächenspannung der Schmelze an der Grenzfläche zum umgebenden Gas; sie beträgt für Reinmagnesium 0,58 J/m2 bei 700 °C [Kaptay00]. Θ ist der Benetzungswinkel des flüssigen Metalls auf der Keramik. Da für den Benetzungswinkel von Magnesiumlegierungen auf Aluminiumoxid in der Literatur nur wenige Werte vorlagen [Fritze95, Shi99] und die Ergebnisse zwiespältig sind, wurde der Benetzungswinkel für cp-Mg und AZ91 auf Al2O3 experimentell bestimmt. Aufgrund der DISKUSSION 101 hohen Affinität von flüssigem Magnesium zu Sauerstoff und dem gleichzeitig hohen Dampfdruck der Schmelze ist zur Messung des Benetzungswinkels eine komplexe Versuchsführung notwendig. In Abschnitt B des Anhangs ist die Versuchsdurchführung und -auswertung ausführlich dargestellt. Da der Benetzungswinkel von einer Vielzahl von Faktoren abhängig ist, wurden in den Benetzungsexperimenten weitestgehend die Bedingungen während der Infiltration nachgestellt. Für den in Gleichung 5.5 relevanten spontanen Benetzungswinkel von cp-Mg auf Al2O3 wurden 110° bei 700 °C gemessen. Es handelt sich somit bei Reinmagnesium (l) auf Aluminiumoxid (s), wie zu erwarten, um ein nicht benetzendes System. Mit den angeführten Daten kann der Druckschwellenwert zur Überwindung der Grenzflächenenergie pγ zu ca. 550 Pa = 5,5 mbar berechnet werden. Dieser Wert ist der thermodynamisch notwendige Mindestdruck, der aufgebracht werden muss, um unter Vernachlässigung aller übrigen Druckbeiträge das Eindringen der Schmelze in die Kugelschüttung mit einer unendlich geringen Infiltrationsrate zu ermöglichen. Der Druckverlust aufgrund der inneren Reibung der Metallschmelze ∆pµ wird, wie in Abschnitt 2.4.2 erläutert, durch Darcy’s Gesetz (Gleichung 2.6) beschrieben [GarciaCordovilla99]. Durch Einsetzen der Kozeny-Carman-Gleichung (Gleichung 2.7) mit einer Kozeny-Konstante von 5 [Carman37] in Gleichung 2.6 entsteht folgender Ausdruck für ∆pµ: 2 ∆p µ = 90hvµX K D 2 (1 − X K ) 2 (5.6) Dabei ist h die Höhe der zu durchströmenden Schüttung (hmax = 0,14 m) und v die mittlere Strömungsgeschwindigkeit der Schmelze. Diese lässt sich über die experimentelle Randbedingung ermitteln, die besagt, dass der Druck während der Infiltration nicht schlagartig, sondern über einen Zeitraum von mehreren Sekunden allmählich aufgebracht wird. Daher stellt sich die Füllhöhe der Schmelze in der Form zunächst in Abhängigkeit der Druckbedingungen ein und korreliert somit direkt mit der Geschwindigkeit des Druckaufbaus. Da 100 mbar Infiltrationsdruck ausreichen, um eine 140 mm hohe Gießform zu infiltrieren (vgl. Abbildung 4.18) und dieser Druckunterschied experimentell in ca. 7 Sekunden aufgebaut wurde, lässt sich die mittlere Formfüllungsgeschwindigkeit daraus zu etwa 0,02 m/s abschätzen. Die weiteren Größen in obiger Gleichung sind die dynamische Viskosität µ der Metallschmelze (µMg = 1,13 mPas bei 700 °C [Avedesian99]) sowie der Hohlkugelvolumengehalt XK, der für zufällige Schüttungen zu 63 % bestimmt wurde. Mit den vorliegenden Zahlenwerten beträgt der Druckverlust ∆pµ über die Höhe der Hohlkugelschüttung von 140 mm ca. 1,5 mbar. Dieser Druckbeitrag ist während der Formfüllung notwendig, um die inneren Reibungskräfte zu überwinden und die Strömung der Schmelze aufrechtzuerhalten. Aufgrund des Niveauunterschieds des Schmelzespiegels zwischen der Schmelzbadoberfläche und der Schmelzefront im Formhohlraum muss zur Formfüllung der metallostatische Druck pm der Schmelzsäule aufgebracht werden, der sich entsprechend Gleichung 5.7 aus dem Produkt der Dichte der Metallschmelze ρl (ρl,Mg = 1570 kg/m3 bei 700 °C [Magnesium00]), der Gravitationskonstante g (g = 9,81 m2/s) und der Höhe der Flüssigkeitssäule über der Schmelzbadoberfläche h (hmax = 0,14 m) zusammensetzt. pm = ρ l gh (5.7) Durch Einsetzen der Werte errechnet sich ein Maximalwert für pm bei hmax von ca. 22 mbar. DISKUSSION 102 Der wesentlichste Druckbeitrag für den hier angewandten Infiltrationsgießprozess resultiert, wie im Folgenden gezeigt wird, aus der Komprimierung des eingeschlossenen Restgases in der geschlossenen Gießform. Für gasundurchlässige Hohlkugeln und ein zu komprimierendes Gasvolumen zwischen den Hohlkugeln von 1−XK in einer Form mit der Querschnittsfläche A senkrecht zur Infiltrationsrichtung errechnet sich der Druck in der Gießform p(h) in Abhängigkeit von der Infiltrationshöhe h unter Anwendung der thermischen Zustandsgleichung idealer Gase bei gleich bleibender Stoffmenge (Gleichung 5.8), wobei pV der Druck, Vmax das Volumen und T V die mittlere Temperatur in der Form vor der Infiltration und p(h) der Druck, V(h) das Volumen und T die mittlere Temperatur während der Infiltration ist, nach Gleichung 5.9 pVVmax p(h) ⋅ V (h) pV hmax A(1 − X K ) p(h) ⋅ (hmax − h)A(1 − X K ) = = = TV T TV T hmaxT p(h) = pV (hmax − h)TV (5.8) (5.9) bzw. der Gasgegendruck pg nach Gleichung 5.10: hmaxT pg = p(h) − pV = pV − 1 (hmax − h)TV (für h → hmax ⇒ pg → ∞ ) (5.10) Gemäß Gleichung 5.10 kann für gasundurchlässige Hohlkugeln keine vollständige Formfüllung erreicht werden, da der dazu notwendige Druck unter der Annahme, dass keine Gaslöslichkeit in der Schmelze besteht, einem unendlich großen Wert zustrebt. Wie in Abschnitt 4.2.3 aufgezeigt, besitzen die hier verwendeten keramischen Hohlkugeln eine Schale mit offener Porosität, die flüssigkeits- und somit auch gasdurchlässig ist. Entsprechend kann während der Infiltration Gas in das Hohlkugelinnere hinein verdrängt werden. Die folgende Berechnung erfolgt unter der Annahme, dass dies gleichmäßig geuninfiltrierter Bereich schieht. Diese Annahme erscheint insofern berechtigt, da auch Gas, das zu einem späten Zeitpunkt der Schmelzinfiltration im oberen Teil der Form komprimiert wird, über die Berührungspunkte der Hohlkugeln in bereits Hohlkugelvon Schmelze umschlossene Hohlkugeln im wand unteren Teil strömen kann. Die Berührungspunkte zwischen den Kugeln stellen BereiKontaktche dar, die bei nicht benetzenden Systemen punkt Mgdurch den immer enger werdenden Ringspalt Matrix 500 µm theoretisch nie vollständig mit Schmelze gefüllt werden, da hierzu ein unendlich hoher Druck notwendig wäre. Wie das metal- Abbildung 5.2: Kontaktpunkt zweier Hohllographische Schliffbild in Abbildung 5.2 er- kugeln [Hartmann98]. Ein Ringspalt wird kennen lässt, liegt tatsächlich ein nicht infilt- zunächst nicht vollständig infiltriert, so dass rierter Bereich um die Kontaktpunkte zweier während der Schmelzinfiltration verdrängtes Hohlkugeln vor, der eine Gasströmung von Prozessgas durch die offene Porosität in den Kugelwänden von einer zur anderen einer zur anderen Hohlkugel zulässt. Hohlkugel strömen kann. DISKUSSION 103 Für gasdurchlässige Hohlkugeln mit einem Volumenanteil der keramischen Hohlkugelwand XKW am Gesamtvolumen einer geschlossenen Gießform können somit analog zu obigen Gleichungen die Gleichungen 5.11 und 5.12 aufgestellt werden: pV hmax A(1 − X KW ) p(h) ⋅ [(hmax − h)A(1 − X KW ) + hA( X K − X KW )] = TV T (5.11) hmax (1 − X KW )T − 1 pg = p(h) − pV = pV (hmax − h)(1 − X KW ) + h( X K − X KW )TV (5.12) XKW beträgt im Falle der Hohlkugelsorte A-150-22-F 8,7 %. Der Infiltrationsvordruck pV wurde in den Experimenten auf 100 mbar konstant gehalten und T V zu 893 K bestimmt (vgl. Abbildung 4.17). Temperaturmessungen an der Formoberseite zeigten außerdem, dass im Zuge der Infiltration ein signifikanter Temperaturanstieg in der Form zu verzeichnen ist (vgl. Abbildung 4.13). Im Falle der Infiltrationsversuche mit einer minimalen Vorwärmtemperatur der Form von 550 °C betrug dieser Temperaturanstieg ca. 60 °C. Entsprechend wird hier näherungsweise davon ausgegangen, dass sich auch die mittlere Temperatur des eingeschlossenen Gases um denselben Betrag erhöht hat. Entsprechend nimmt T in Gleichung 5.12 den Wert 953 K an. Auf Basis dieser Daten errechnet sich der notwendige Druck zur Überwindung des Gasgegendrucks bei vollständiger Formfüllung zu ca. 80 mbar. In Abbildung 5.3 ist der berechnete Mindestdruck zur Infiltration nach Gleichung 5.4 den experimentell ermittelten Daten der Infiltrationshöhe über die aufgebrachte Druckdifferenz gegenübergestellt. Unter Berücksichtigung der nicht optimalen Reproduzierbarkeit des Laborprozesses aufgrund eines manuell geregelten Infiltrationsdrucks besteht eine gute Übereinstimmung dieses einfachen physikalischen Modells mit den Experimenten. Infiltrationshöhe h (mm) 160 Höhe der Gießform hmax = 140 mm 140 pm pg 120 experimentelle Daten ∆pµ 100 pγ 80 60 ∆pInf, min 40 Summenkurve, Gleichung 5.4 20 cp-Mg/A-150-22-F, RCP pV = 100 mbar TI = 720 °C TF,min = 550 °C tI = 120 s 0 0 50 100 150 200 250 Druckdifferenz ∆pInf (mbar) Abbildung 5.3: Vergleich des Modells mit den experimentellen Daten. Das Diagramm zeigt die Summenkurve sowie die einzelnen Druckbeiträge (Druckschwellenwert zur Überwindung der Grenzflächenenergie pγ, Druckverlust aufgrund des Strömungswiderstandes ∆pµ, metallostatischer Druck der Flüssigkeitssäule pm und Gasgegendruck in der geschlossenen Form pg). DISKUSSION 104 Der eigentliche Erkenntnisgewinn aus diesem Modell leitet sich indessen aus der Quantifizierung der einzelnen Druckbeiträge ab. Dabei wird deutlich, dass aufgrund der Hohlkugelgröße von wenigen Millimetern die Druckbeiträge pγ und ∆pη, die die Infiltration der Kugelschüttung beschreiben, unter den gegebenen Prozessbedingungen gegenüber dem metallostatischen Druck pm und v. a. gegenüber dem Gasgegendruck in der geschlossenen Form pg eine untergeordnete Rolle spielen. 5.1.3 Modellierung des maximalen Infiltrationsdrucks Ausgehend von dem experimentellen Befund, dass die Schmelze bei einem zu hohen Infiltrationsdruck aufgrund offener Porosität in der gesinterten keramischen Kugelschale auch in das Kugelinnere eindringt, wird im Folgenden der maximal zulässige Infiltrationsdruck anhand eines einfachen physikalischen Modells veranschaulicht. Unter der stark vereinfachenden Annahme, dass die Hohlkugelwand einen durchgängigen zylindrischen Porenkanal aufweist (vgl. Skizze in Abbildung 5.4) lässt sich der Zusammenhang zwischen dem Radius r bzw. dem Durchmesser d des Porenkanals und dem maximal zulässigen Infiltrationsdruck pmax mit der Young-Laplace Gleichung für den Kapillardruck beschreiben [Kaptay92]. pmax = ∆p = 2 4 γ lv cos Θ = γ lv cos Θ r d (5.13) Eine Abschätzung des beim Durchströmen der Hohlkugelwände auftretenden Druckverlusts unter Anwendung des Hagen-Poiseuillschen Gesetztes (vgl. (Gleichung 5.14) ergibt zudem, dass dieser aufgrund der sehr geringen Fließwege von nur ca. 100 µm um etwa sechs Größenordnungen unter dem Druck liegt, der zur Überwindung der Oberflächenspannung benötigt wird, und somit vernachlässigbar ist. Die Funktion nach Gleichung 5.13 ist in Abbildung 5.4 für das System Mg/Al2O3 mit γlv = 0,58 J/m2 [Kaptay00] für die experimentell bestimmten spontanen Benetzungswinkel von 110° für cp-Mg und 98° für AZ91 sowie für den ebenfalls ermittelten Gleichgewichtsbenetzungswinkel von 96° (vgl. Abschnitt B im Anhang) grafisch dargestellt. Aus dem Diagramm ist ersichtlich, dass der Benetzungswinkel einen starken Einfluss auf das Eindringen der Magnesiumschmelze in die Hohlkugeln ausübt. So führt beispielsweise eine Druckdifferenz von 900 mbar unmittelbar nach der Benetzung mit einer ReinMagnesiumschmelze dazu, dass die Schmelze in alle Kapillaren mit einem Durchmesser größer ca. 9 µm eindringt. Mit fortschreitender Prozessdauer nimmt der Benetzungswinkel aufgrund von Grenzflächenreaktionen innerhalb weniger Minuten bis zu einem Wert von 96° ab, wodurch schließlich bei dem genannten Druck bereits Kapillaren ab ca. 2,5 µm Durchmesser infiltriert werden. Gemäß den experimentellen Daten weisen die keramischen Hohlkugeln bei einem Druck von 900 mbar erste Infiltrationen des Hohlkugelinneren auf, die zu einem signifikanten Dichteanstieg der Proben führen (vgl. Abbildung 4.16). Noch deutlicher zeigt sich der Dichteanstieg in Abbildung 4.16 bei einer Druckdifferenz von 1500 mbar. Bei diesem Infiltrationsdruck dringt die Schmelze nach dem Modell in Abbildung 5.4 auch in Kapillaren mit ca. 5−1,5 µm Durchmesser ein. Vergleicht man die auf diese Weise theoretisch abgeleiteten Kapillardurchmesser mit der realen Porenstruktur im Sinternetzwerk der keramischen Hohlkugelwand (vgl. Abbildung 4.6), so ist trotz der starken Vereinfachung des Modells eine gute Übereinstimmung in der Dimension der Porengröße festzustellen. DISKUSSION 105 Gleichung 5.13 für: Θ0cp-Mg = 110° Θ0AZ91 = 98° 10 5 GG µm Θ2,5 cp-Mg, AZ91 = 96° 0 Prozessdauer exper. eindringende Schmelze 1,5 µm 0 d Kapillare 15 Hohlkugelwand Mg-Schmelze Hohlkugelwand Kapillardurchmesser d (µm) 20 500 1.000 1.500 2.000 Druckdifferenz ∆p (mbar) Abbildung 5.4: Die zwischen dem Inneren der Hohlkugel und dem Schmelzedruck vorherrschende Druckdifferenz kann gemäß der Young-Laplace Gleichung zum Eindringen der Schmelze in Kapillaren in den Hohlkugelwänden von wenigen Mikrometern Durchmesser führen. Gleichung 5.13 ist für die Systeme cp-Mg/Al2O3 und AZ91/Al2O3 jeweils mit den bei 700 °C experimentell bestimmten spontanen Benetzungswinkeln von 110° bzw. 98° sowie dem Gleichgewichtsbenetzungswinkel von 96° aufgetragen. Ab 900 mbar dringt die Schmelze in den Infiltrationsexperimenten in das Hohlkugelinnere ein. Der korrespondierende minimale Kapillardurchmesser beträgt ca. 2,5 µm. 5.2 Schlussfolgerungen für industrielle Gießprozesse Die Parameterstudien zum Infiltrationsgießen sowie die modellhaft abgebildeten Zusammenhänge in Bezug auf den Infiltrationsdruck sowie die thermischen Randbedingungen lassen wesentliche Rückschlüsse auf die Umsetzbarkeit des Infiltrationsgießprozesses zur Herstellung syntaktischer Metallschäume mittels industriell etablierter Gießverfahren zu. Das bereits mehrfach erwähnte Niederdruckgießen, das in Abbildung 5.5 schematisch dargestellt ist, erscheint prädestiniert für die industrielle Fertigung syntaktischer Metallschäume. Bei diesem Verfahren, das in Verfahrensvarianten für Dauer-, Sand- und Feingießformen existiert, wird ein Gießdruck von etwa 0,4 bis 1,2 bar angewandt [Büchen81]. Dieser Druck ist zur Infiltration einer Schüttung von Mikrohohlkugeln mit wenigen Millimetern Durchmesser ausreichend. Dies gilt umso mehr, als der in den hier dargelegten Grundlagenexperimenten dominierende Gasgegendruck im Niederdruckguss eine vernachlässigbare Rolle spielt, da im industriellen Bereich Formen zum Einsatz kommen, bei denen das Gas während der Formfüllung über Entlüftungskanäle aus der Form verdrängt und folglich der Gasgegendruck auf nahezu Null reduziert wird. Da bei den im Niederdruckguss üblichen geringen Formfüllgeschwindigkeiten der Strömungswiderstand für die Schmelze, wie gezeigt, ebenfalls äußerst gering ist, besteht als primäre Anforderung an die Maschinentechnik die Überwindung des Kapillardrucks sowie des metallostatischen Drucks. Da der erste Druckbeitrag bei Aluminiumoxid-Hohlkugeln mit wenigen Millimetern Durchmesser, wie durch obige Berechnungen quantifiziert, nur wenige Millibar beträgt, bleibt im Wesentlichen nur letztere Anforderung, die in gleicher Weise auch für das Niederdruckgießen ohne Platzhalter gilt. DISKUSSION 106 Der Druckbedarf stellt somit zunächst keine Limitierung für die Fertigung von syntaktischen Metallschäumen in Niederdruckgießverfahren dar. Allerdings zeigt die Energiebilanz in Abschnitt 5.1.1, dass besondere Anforderungen an eine ausreichende Temperierung der Form sowie der Hohlkugeln zu stellen sind. bewegliche Die prinzipielle Eignung des NiederdruckAufspannplatte kokillengießens zur Fertigung syntakti- Formhohlraum scher Metallschäume wurde am Gießereiinstitut der Technischen Universität Bergakademie Freiberg demonstriert Gieß[Kovács07]. Das in [Hartmann98] und formhälften [Banhart01] veröffentlichte Infiltrationsgießen aufgreifend, wurde dort eine breite Druckgas Palette an Verbundwerkstoffkombinationen, die als Matrixmetalle je eine AlumiSteigrohr Chargiernium-, Magnesium- und Zinklegierung öffnung einschloss, auf einer Versuchsgießanlage hergestellt. Im Falle der Matrix aus AZ91 MetallTiegel schmelze kamen Eisenhohlkugeln zum Einsatz. Der Gießdruck wurde nicht variiert. Er betrug für Magnesium 0,5 bar und für Zink Abbildung 5.5: Schematische Darstellung 0,8 bar [Kovács07]. Diese Werte entspre- des Niederdruckgießens nach [Luo13]. chen einem im Niederdruckguss üblichen Prozessdruck und berücksichtigen v. a. die unterschiedliche Dichte der Schmelzen. Die Untersuchung enthält weder Versuchsreihen zum Einfluss der Matrixlegierungen bzw. verschiedener Hohlkugeln auf die Prozessparameter, noch waren die Prozessgrenzen mit Blick auf den Gießdruck sowie die Formtemperatur Gegenstand dieser Arbeit. Im Falle der Infiltration mit AZ91 wurde die Kokille samt Hohlkugeln 90 Minuten in einem Elektroofen auf 600 °C vorgewärmt. Diese für das Niederdruckgießen ungewöhnlich hohe Formtemperatur, die im Bereich der Liquidustemperatur von AZ91 liegt, deutet darauf hin, dass quasiisotherme Prozessbedingungen angestrebt wurden. Zwar zeigen die Ergebnisse in Abschnitt 4.2.3, dass auch unter nicht-isothermen Verhältnissen eine vollständige Formfüllung erreicht werden kann, allerdings wird gleichzeitig offensichtlich, dass unterhalb einer Mindestwärmemenge im Gießsystem der notwendige Mindestinfiltrationsdruck mit abnehmender Formtemperatur stark ansteigt. So führte unter den gegebenen Versuchsbedingungen eine Absenkung der mittleren Formtemperatur um ca. 70 °C zu einer Versechsfachung des notwendigen Mindestinfiltrationsdrucks von 0,1 auf 0,6 bar (vgl. Abbildungen 4.17 und 4.19). Da die Wärmeaufnahme der Form im Niederdruckkokillenguss aufgrund ihrer Masse um mehrere Größenordnungen über der beim Infiltrationsgießen liegt (vgl. Gleichung 5.1), muss im industriellen Prozess von einem noch deutlich stärkeren Anstieg des Druckbedarfs mit abnehmender Form- und Hohlkugeltemperatur ausgegangen werden. Die Korrelation zwischen der Formtemperierung und dem Infiltrationsdruck kann dabei anhand von zwei Erstarrungsphänomenen erklärt werden. Da mit Blick auf die Temperaturgradienten von einer Erstarrung der Schmelze in Form von Randschalen um die Hohlkugeln ausgegangen werden kann, verengen sich zum einen die Kanäle zwischen den Hohlkugeln. Zum anderen nimmt in Folge einer Teilerstarrung der Legierung im Schmelzvolumen die Viskosität der Schmelze stark zu. DISKUSSION 107 Eine starke Vereinfachung des sich ausbildenden komplexen Strömungs- und Erstarrungsvorgangs über das Hagen-Poiseuillschen Gesetz für den Reibungsdruckverlust eines inkompressiblen Fluids in einem glatten Rohr (Gleichung 5.14 [VDI97]) plausibilisiert den daraus resultierenden starken Anstieg des notwendigen Infiltrationsdrucks unmittelbar. ∆p µ = 32µvl d2 (5.14) Nach Gleichung 5.14 ist der Druckverlust einerseits indirekt proportional zum Quadrat des Durchmessers d der sich verengenden Kapillare und andererseits neben der Rohrlänge l, der mittleren Strömungsgeschwindigkeit v auch direkt proportional zur dynamischen Viskosität µ der Schmelze. Die Viskosität einer Metallschmelze im Zwei-Phasen-Gebiet flüssig/fest ist auf komplexe Weise vom Festphasenanteil, der Festphasenmorphologie sowie den Scherbedingungen abhängig. Sie steigt z. B. für AZ91 bei geringen Scherraten und einem Festphasenanteil von ca. 30 Vol.-% um über drei Größenordnungen gegenüber der Viskosität der Schmelze an [Kramer09]. Beide mit einer Teilerstarrung verbundenen Effekte resultieren somit in einem steilen Anstieg des Druckverlusts. Vor diesem Hintergrund erscheint bei dem zur Verfügung stehenden Prozessdruck in Niederdruck-Kokillengießmaschinen nach dem heutigen Stand der Technik eine sehr hohe Formtemperierung und eine noch stärkere Vorwärmung der keramischen Hohlkugeln zur Erreichung eines annähernd isothermen Gießprozesses unausweichlich. Da die Temperierung einer Stahlkokille durch Widerstandsheizer in den Bereich der Liquidustemperatur von Mg- oder Al- Legierungen aufgrund der Temperatureinsatzgrenzen der üblicherweise zur Anwendung kommenden Werkzeugstähle aus technischen und wirtschaftlichen Gründen limitiert ist, kommt der Vorwärmung der keramischen Hohlkugeln eine entscheidende Rolle zu. Diese sind als Schüttgut prädestiniert, separat in einem Durchlaufofen vorgewärmt und kontinuierlich in eine vorgeheizte Kokille gefüllt zu werden. Im Zuge der auftretenden Abkühlung der Hohlkugeln vor der Infiltration erscheinen dabei Temperaturen deutlich oberhalb der Liquidustemperatur der Gusslegierung geboten zu sein. Zusätzlich die Schmelze stark zu überhitzen ist im Falle von Magnesiumlegierungen u. a. aufgrund der sicherheitstechnisch notwendigen Handhabung unter Schutzgas nur begrenzt möglich. Ohnehin resultiert aus dem gegenüber der leeren Form geringeren Gießvolumen, das nur ca. 37 % der Kavität zwischen den Kugeln füllt, ein gegenüber dem Standardgießprozess signifikant geringerer Wärmeeintrag der Schmelze in die Form. Ein grundlegend anderer prozesstechnischer Ansatz besteht in einer geringeren Vorwärmung der Hohlkugeln bei gleichzeitiger Anwendung einer hohen Formfüllgeschwindigkeit in kolbengetriebenen Gießanlagen, wie Squeeze-Casting- oder Druckgießanlagen. Dabei gilt allgemein, dass unter identischen thermischen Randbedingungen mit zunehmendem Volumenstrom der Schmelze, d. h. mit zunehmender Entfernung vom thermischen Gleichgewicht, eine höhere Fließlänge bzw. Infiltrationstiefe erzielbar ist. Dieser Ansatz ist mit einem erhöhten Prozessdruck verbunden und vermeintlich durch das Eindringen der Schmelze in das Hohlkugelinnere limitiert. Dies lässt sich zum einen durch die Verwendung von Hohlkugeln mit dichter Schale verhindern. Zum anderen deuten die Infiltrationsergebnisse bei über einem bar Infiltrationsdruckdifferenz in Abbildung 4.16 darauf hin, dass in Bereichen, in denen die Vorwärmtemperatur der Hohlkugeln signifikant unter der Abgusstemperatur der Schmelze liegt, unmittelbar nach der Benetzung Randschalen um die Hohlkugeln erstarren, die das Eindringen der nachfolgenden Schmelze in das Hohlkugelinnere verhindern. Um sich diesen Effekt zu Nutze zu machen, bedarf es allerdings einer gezielten Optimierung. DISKUSSION 5.3 108 Materialmodell zur Druckfestigkeit syntaktischer Schäume Um die Druckfestigkeit von syntaktischen Schäumen theoretisch zu beschreiben, wurde ein mikromechanisches Modell entwickelt, dessen Grundzüge bereits in [Hartmann99] veröffentlicht wurden. Eine präzisierte und entscheidend erweiterte analytische Modellierung sowie die Verifikation dieses Materialmodells sind Inhalt dieses Kapitels. 5.3.1 Mikromechanisches Modell Die experimentellen Untersuchungen haben gezeigt, dass das Versagen der MagnesiumHohlkugel-Verbundstrukturen unter Druckbelastung bevorzugt durch Scherung in Ebenen maximaler Schubspannung, die um 45° zur Druckrichtung geneigt sind, erfolgt. Dabei tragen die einzelnen Komponenten entsprechend ihrer mechanischen Eigenschaften und ihrer jeweils tragenden Querschnittsfläche zur Druckfestigkeit des Verbunds bei. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird zur Modellierung der Festigkeit von syntaktischen Magnesiumschäumen ein allgemeiner Ansatz auf Basis einer Mischungsregel aufgestellt. Dabei stellt sich zunächst die Frage, ob in den syntaktischen Schäumen eine Parallel- oder eine Reihenschaltung der beiden Lasttragenden Phasen vorliegt. Die hier hergestellten und im Folgenden diskutierten syntaktischen Schäume beinhalten eine statistisch dicht gepackte Hohlkugelstruktur (RCP). Diese Packung zeichnet sich dadurch aus, dass eine zunächst lose Hohlkugelschüttung in einer Stahlform mechanisch durch Rütteln bis zu ihrer maximalen Packungsdichte verdichtet wurde. Da RCP keine Lücken zur weiteren Verdichtung mehr aufweist und sich die dicht gepackten Kugeln an mechanischen Kontaktpunkten gegenseitig sowie an den Formwänden abstützen, ist eine derartige Packung bereits ohne Matrixwerkstoff unter Druckbelastung mechanisch sehr stabil. Bei flächiger Druckkrafteinleitung besteht die Möglichkeit der Kraftübertragung entlang durchgängiger Lastpfade von Kugel zu Kugel. Entsprechend kann auch in den syntaktischen Schäumen davon ausgegangen werden, dass unter einachsiger Druckbelastung eine durchgängige Kraftübertragung von Hohlkugel zu Hohlkugel entlang der tragenden Hohlkugelwände existiert. Aus der vollständigen Füllung des interstitiellen Volumens zwischen den Hohlkugeln folgt zudem, dass die Matrixphase kontinuierlich ist und somit ebenfalls eine durchgängige Kraftübertragung zulässt. Aufgrund dieser parallelen Lastübertragung unter Druckbelastung wird im Folgenden von einer Parallelschaltung der beiden Lasttragenden Phasen ausgegangen. Unter der vereinfachenden Annahme, dass beide Phasen exakt parallel zur Kraftrichtung ausgerichtet sind, unterliegen sie unter einer von außen anliegenden nominalen Druckspannung im Verbund σV, die zu einer globalen Stauchung ε führt, identischen Stauchungen, d. h. ε = εM = εKW . In der Matrix bzw. in den Hohlkugelwänden entstehen dabei ungleiche Normalspannungen σM bzw. σKW . Durch Gewichtung mit den jeweiligen tragenden Flächenanteilen AM,0/A0 bzw. AKW,0/A0, wobei AM,0 bzw. AKW,0 die tragenden Querschnittsflächen der Matrix bzw. der Kugelwände repräsentieren und A0 die nominale Gesamtquerschnittsfläche in der Normalspannungsebene darstellt, entsteht die lineare Mischungsregel: σ V (ε ) = AM ,0 A ⋅ σ M (ε ) + KW ,0 ⋅ σ KW (ε ) A0 A0 (5.15) Gleichzeitig bauen sich in den Scherebenen unter der Annahme identischer Verschiebungen γ in beiden Phasen Schubspannungen τ auf. Durch Gewichtung der Schubspannungen τM und τKW mit den jeweiligen tragenden Flächenanteilen AM/A und AKW /A in den Schub- DISKUSSION 109 spannungsebenen ergibt sich unter Berücksichtigung des Schmid’schen Schubspannungsgesetzes ein mechanisches Gleichgewicht für folgende Beziehung: σ V (ε ) = AM 1 A 1 ⋅ ⋅ τ M (γ ) + KW ⋅ ⋅ τ KW (γ ) A S A S (5.16) Dabei hängt der Schmid-Faktor S von der Orientierung der Gleitebene und der Gleitrichtung zur Belastungsrichtung ab. Mit den in Abbildung 5.6 definierten Winkeln Φ und λ berechnet sich der Schmid-Faktor in Form von Gleichung 5.17: S = cos Φ ⋅ cos λ (5.17) Der maximale Schmidfaktor Smax wird erreicht, wenn die geometrische Beziehung Φ + λ = 90° erfüllt ist. Somit gilt Gleichung 5.18: Smax (Φ ) = cos Φ ⋅ cos (90° − Φ ) (5.18) Im Gegensatz zu Gleitsystemen in Atomgittern, die nur durch die Angabe sowohl einer Gleitebene als auch einer Gleitrichtung vollständig definiert sind, und für die die genannte Winkelbeziehung i. d. R. nicht gilt, existiert für das Abscheren der Hohlkugelebenen keine bevorzugte Gleitrichtung. Das Strukturversagen in einer gegebenen Scherebene erfolgt daher in Richtung des maximalen Schubspannungsvektors, d. h. in der Richtung, bei der sich der Winkel zur Gleitebenennormalen Φ und der Winkel der Gleitrichtung λ zu 90° ergänzen. Abbildung 5.6 zeigt den maximalen Schmid-Faktor als Funktion des Winkels Φ. Winkel zur Gleitrichtung λ (°) maximaler Schmid-Faktor S (1) 90 80 70 60 50 45 40 30 20 10 0 70 80 90 0,5 Φ 0,4 F λ A0 Normale zur Gleitebene 0,3 Gleitrichtung 0,2 A 0,1 Smax(Φ) = cos Φ cos (90°- Φ) F 0,0 0 10 20 30 40 45 50 60 Winkel zur Gleitebene Φ (°) Abbildung 5.6: Maximaler Schmid-Faktor als Funktion des Winkels der Gleitebenennormalen zur Normalspannungsrichtung für Φ + λ = 90°. Wie bereits mehrfach erwähnt, wirken die maximalen Schubspannungen in Scherebenen, die um 45° zur Belastungsrichtung geneigt sind. Entsprechend wird bei diesem Winkel mit dem Wert 0,5 auch das Maximum für den Schmidfaktor erreicht. DISKUSSION 110 5.3.2 Grenzwertbetrachtung Für die Modellierung der mechanischen Eigenschaften zellularer Verbundstrukturen nach Gleichung 5.16 sind die tragenden Flächenanteile AM/A und AKW /A wesentliche Größen. Basierend auf dem experimentellen Befund, dass sich im Druckversuch an den HohlkugelVerbundstrukturen − verursacht durch die vorliegenden Hohlräume − mesoskopisch ein komplexer Rissverlauf ausbildet, bei dem der Riss durch lokal minimierte tragende Querschnitte verläuft (vgl. Abschnitt 4.3.3), sind diese geometrischen Größe für Strukturen mit statistischer Hohlkugelanordnung nicht unmittelbar zugänglich. Daher wird zunächst eine analytische Betrachtung von Grenzfällen vorgenommen, bevor im folgenden Abschnitt eine Abschätzung der tatsächlich tragenden Materialquerschnittflächen und der daraus resultierenden Festigkeit erfolgt. Da die Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffe aus drei Phasen aufgebaut sind, setzt sich jede Bruchfläche aus Matrixanteilen, Anteilen der keramischen Hohlkugelwände sowie nicht tragenden Porenanteilen zusammen. Für die Querschnittsflächen bzw. die tragenden Materialquerschnittsflächen gilt daher allgemein: AM AK AM AKW AP + = + + =1 A A A A A bzw. AM AKW + <1 A A (5.19) Über zwei Ansätze für den tragenden Materialquerschnitt und daraus resultierender Matrixbzw. Hohlkugelwandanteile lassen sich ein oberer und ein unterer Grenzwert für die Druckfestigkeit des Verbundes ableiten. F 45° Schnitt X-X tragende Matrix Amax M Poren X Unter der Annahme eines ausreichend großen Volumens einer in eine Matrix eingebetteten zufälligen Hohlkugelanordnung gilt das stereologische Prinzip (auch Delesse’sches Gesetz genannt [Delesse1848]), dass die Flächenanteile regellos in einem Volumen verteilter Phasen bei einem beliebigen ebenen Schnitt den Volumenanteilen der Phasen entsprechen. Unter der Annahme eines ebenen Rissverlaufs in einer Ebene maximaler Schubspannung (Abbildung 5.7) können folglich die Flächenanteile in Gleichung 5.16 durch die jeweiligen Volumenanteile ersetzt werden. Da der Bruchverlauf in den zellularen Verbundstrukturen lokal von einer glatten Ebene stark abweicht, weil der Riss faktisch durch schmale Materialbrücken von Hohlraum zu Hohlraum verläuft (vgl. schematische Darstellung in Abbildung 5.9), nimmt die real tragende Materialquerschnittsfläche bedeutend niedrigere Werte an. Die über die Volumenanteile der Phasen ermittelte tragende Gesamtquerschnittsfläche stellt somit einen oberen Grenzwert dar. X Oberer Grenzwert tragende Hohlkugelwand AoG KW F Abbildung 5.7: Grafische Darstellung des Modells zur Ermittlung des oberen Grenzwertes der tragenden Materialquerschnittsfläche. In eine Probe mit zufälliger Hohlkugelanordnung ist eine Ebene maximaler Schubspannung unter 45° zur Belastungsrichtung eingezeichnet. Bei dieser Grenzwertbetrachtung erfolgt das Versagen entlang dieser ebenen Scherebene, wobei die markierten tragenden Materialquerschnittsflächen belastet werden. DISKUSSION 111 Der Flächenanteil der Matrix in Gleichung 5.16 kann unmittelbar durch den Volumenanteil XM substituiert werden. Hingegen muss zur Berechnung des tragenden Flächenanteils der Hohlkugelwand der experimentell bestimmte Hohlkugelvolumenanteil XK mit einem Vorfaktor KV multipliziert werden, der die Wandstärke der Hohlkugel berücksichtigt. Bei einem beliebigen ebenen Schnitt durch einen Verbundwerkstoff mit regellos verteilten Hohlkugeln greift dabei erneut das stereologische Prinzip der Gleichsetzung der Flächenanteile der Hohlkugelwände mit den Volumenanteilen. Unter der Annahme idealer Kugelgestalt und gleichmäßiger Hohlkugelwandstärke lässt sich der Volumenanteil der Schale entsprechend in der in Gleichung 5.20 angeführten Form als Funktion des äußeren Hohlkugelradius R und der Wandstärke t darstellen. Bei bekannter Dichte ρKW der Hohlkugelschale, die neben der Dichte des Hohlkugelwandmaterials auch deren Porosität berücksichtigt, ist dieser Faktor identisch mit der relativen Dichte der Hohlkugeln. Es gilt: 3 ρ R −t KV = 1 − = K ρ KW R (5.20) Um schließlich die Druckfestigkeit der Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffe zu berechnen, müssen neben den tragenden Materialquerschnittsflächen die Schubspannungen in den Komponenten beim Versagen der Struktur mit Festigkeitskenngrößen der Komponenten korreliert werden. Unter der Annahme des reinen Scherversagens unter 45° zur Druckrichtung mit Smax = 0,5 erfordert das mechanische Gleichgewicht gemäß Gleichung 5.16 folgende Korrelation zwischen Schub- und Normalspannung: τM = 1 ⋅σ M 2 bzw. τ KW = 1 ⋅ σ KW 2 (5.21) Unter der weiteren Annahme, dass in beiden Komponenten beim Versagen der Verbundstruktur jeweils die maximal tragbaren Spannungen auftreten, kann zur Berechnung der Verbunddruckfestigkeit σdB,V für die Spannung in der Matrix beim Versagen der Struktur σM die gemessene Druckfestigkeit der Matrixlegierung σdB,M Verwendung finden. Trotz der experimentell ermittelten geringen Bruchstauchungen der syntaktischen Magnesiumschäume von nur etwa 0,2 bis 2 % erscheint dieser Ansatz auch für duktile Legierungen berechtigt, da die starke Lokalisation der Verformung in den Scherebenen der Verbundstruktur zu weit höheren Dehnungen in der Matrix führt und gebrochene Matrixstege faktisch belegen, dass die Schub- bzw. Druckfestigkeit der Matrixlegierungen lokal überschritten wurde. Als Festigkeitskennwert der Keramik wäre in diesem idealisierten Modell des reinen Scherversagens die Schubfestigkeit zu betrachten. Da dieser Kennwert für die keramische Hohlkugelschale nicht vorliegt und die experimentellen Untersuchungen Hinweise geben, dass Biegespannungen in der Hohlkugelschale das Versagen im Verbund dominieren (vgl. Abschnitt 4.3.3), wird in der Folge die Biegefestigkeit σB,KW des keramischen Wandmaterials als relevante Festigkeitskenngröße angesetzt. Als Ergebnis dieses Abschnitts lässt sich der obere Grenzwert für die Druckfestigkeit von syntaktischen Metallschäumen folglich gemäß Gleichung 5.22 zusammenfassen: σ max dB ,V max σ dB ,V R − t 3 = X M ⋅ σ dB,M + 1 − ⋅ X K ⋅ σ B,KW R R − t 3 ≈ 0,37 ⋅ σ dB,M + 1 − ⋅ 0,63 ⋅ σ B,KW R (5.22) DISKUSSION 112 Gleichung 5.22, Gleichung 5.23 für den unteren Grenzwert und schließlich Modellgleichung 5.33 sind einheitlich aus je zwei Summanden aufgebaut. Der erste Summand berücksichtigt den Beitrag der Matrix, der zweite Summand den Beitrag der Hohlkugeln zur Verbunddruckfestigkeit. Auf Basis der genannten Festigkeitskenngrößen führen die diskutierten Ansätze insbesondere zu unterschiedlichen Gewichtungsfaktoren. Unterer Grenzwert In statistisch dicht gepackten Hohlkugelanordnungen liegen lokal Bereiche vor, in denen die Hohlkugelstruktur eine dichteste Kugelpackung (mindestens vier als Tetraeder angeordnete, sich berührende Kugeln) oder zumindest eine dichtest gepackte Ebene (mindestens drei in einem gleichschenkligen Dreieck angeordnete, sich berührende Kugeln) aufweist [Bernal64]. Da bei einem ebenen Schnitt durch die Mittelpunkte der Hohlkugeln einer dichtest gepackten Ebene der flächenmäßige Anteil der Poren AP/A, d. h. des nicht tragenden Querschnitts, seinen Maximalwert besitzt, weist dieser Schnitt im Umkehrschluss insgesamt den untersten Grenzwert für die tragende Materialquerschnittsfläche von zellularen Strukturen mit monomodal verteilten kugelförmigen Hohlräumen auf. Liegt eine dichtest gepackte Ebene von drei Hohlkugeln planparallel zu den Ebenen maximaler Schubspannung, so treten in ihrem minimalen Materialquerschnitt gleichzeitig die maximal möglichen Schubspannungen auf. 45° Y F Schnitt Y-Y tragende Matrix Amin M Poren tragende Hohlkugelwand AuG KW Y Den Grenzfall der geringsten Materialquerschnittsfläche und der höchsten Spannungskonzentration bildet folglich eine durchgängig dichtest gepackte Ebene, die unter einem Winkel von 45° zur Druckrichtung orientiert ist. Dieser Grenzfall ist in Abbildung 5.8 für eine hexagonal dichteste Hohlkugelpackung (hdp) schematisch veranschaulicht. In dieser Struktur nimmt der Matrixflächenanteil in der dichtest gepackten Schnittebene durch die Hohlkugelmittelpunkte im Zwickelbereich sich berührender Kugeln mit nur ca. 9,3 % der Gesamtfläche seinen Minimalwert an, obwohl gleichzeitig der Matrixvolumenanteil in der hdp-Struktur ca. 26 % beträgt (vgl. Tabelle 5.1, rhomboedrisch). Der korrespondierende Gesamtflächenanteil der Hohlkugeln erreicht mit ca. 90,7 % seinen Maximalwert. Ebenso weist der nicht tragende Porenflächenanteil, der wiederum eine Funktion der relativen Hohlkugelwandstärke ist, hier seinen Maximalwert auf. F Abbildung 5.8: Grafische Darstellung des Modells zur Ermittlung des unteren Grenzwertes für die tragende Materialquerschnittsfläche. Die dichtest gepackten Ebenen einer dichtesten Kugelpackung liegen unter 45° zur Belastungsrichtung. Ein ebener Schnitt durch die Kugelmittelpunkte einer dichtest gepackten Ebene weist den maximalen Porenanteil und damit den geringsten tragenden Materialquerschnitt auf. Die Materialquerschnitte von Matrix und Hohlkugelwand sind im Schnitt markiert. Im unteren Grenzfall erfolgt das Versagen exakt entlang dieser Scherebene. Um die tragende Hohlkugelwand zu berücksichtigen, ist der Hohlkugelflächenanteil mit der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche An gemäß Gleichung 4.3 zu gewichten, die die Ringfläche der Hohlkugeln in der dichtest gepackten Ebene als Funktion des Hohlkugelradius R und der -wandstärke t ausdrückt. Mit den geometrisch einfach abzuleitenden irrationalen Zahlen für die Flächenanteile der Komponenten (vgl. Ebene A in Tabelle 5.1) DISKUSSION 113 und den bereits genannten Werkstoffkennwerten entsteht folgender Ausdruck für den unteren Grenzwert der Druckfestigkeit von syntaktische Schäumen: σ min dB ,V R − t 2 π π ⋅σ B,KW = 1 − ⋅ σ dB ,M + 1 − ⋅ 2 3 R 2 3 min σ dB ,V ≈ 0,093 ⋅ σ dB ,M (5.23) R − t 2 + 1 − ⋅ 0,907 ⋅σ B,KW R 5.3.3 Modell für statistische Hohlkugel-Verbundstrukturen Die im vorangegangenen Abschnitt abgeleiteten Grenzwerte für die Druckfestigkeit von syntaktischen Schäumen gemäß Gleichung 5.22 und 5.23 differieren erheblich, wie die stark unterschiedlichen Gewichtungsfaktoren verdeutlichen. Es ist daher das Ziel dieses Abschnittes, durch geeignete Modellüberlegungen die tatsächlich tragende Materialquerschnittsfläche in statistischen Hohlkugelverbundstrukturen enger einzugrenzen und damit die Festigkeit dieser Strukturen präziser zu beschreiben. Diese lokal auftretenden Schwankungen in der Topologie der Versagensebene lassen sich gemäß obiger Hypothese auf das Zusammenwirken von lokal vorliegenden, geringen tragenden Materialquerschnittsflächen und dem gleichzeitigen Auftreten von hohen Schubspannungen zurückführen. V F 45° Versagenstopologie V-V tragende Matrix AM Poren tragende Hohlkugelwand AKW V Ausgangshypothese dabei ist, dass ein Versagen grundsätzlich entlang von minimalen Materialquerschnittsflächen erfolgt, in denen sich aufgrund der geometrischen Bedingungen die höchsten Spannungen ausbilden. Makroskopisch betrachtet versagen die Druckproben zwar i. d. R. unter einem 45°-Winkel zur Belastungsrichtung. Bei detaillierter Betrachtung zeigt die Auswertung einer Vielzahl von Druckproben aber, dass das Abscheren der Werkstoffstruktur entlang eines Risspfades mit maximalem Porenanteil erfolgt, wobei die lokalen Versagensebenen geringfügig zur makroskopischen 45°-Ebene geneigt sind (schematische Darstellung in Abbildung 5.9). F Abbildung 5.9: Grafische Darstellung des Modells zur Ermittlung der Druckfestigkeit von statistischen Hohlkugel-Verbundstrukturen. Eingezeichnet ist eine Ebene maximaler Schubspannung unter 45° zur Belastungsrichtung. Das Versagen verläuft makroskopisch entlang dieser Ebene. Mesoskopisch weicht der Verlauf des Versagens von dieser Ebene geringfügig ab. Die maximalen Spannungen treten lokal in Bereichen auf, in denen hohe Schubspannungen auf geringe Materialquerschnittsflächen treffen. Die tragenden Materialquerschnittsflächen sind in der schematisch dargestellten Bruchfläche markiert. Zum einen weist die Zellstruktur einer dicht gepackten Zufallspackung unterschiedlich dicht gepackte Hohlkugelebenen (bestehend aus jeweils mindestens drei Hohlkugeln) mit variierender Orientierung im Raum auf. All diese Ebenen besitzen entlang eines Schnittes durch die Hohlkugelmittelpunkte ihren geringsten tragenden Querschnitt. Zum anderen liegen die nominalen Schubspannungen, wie die Auftragung des maximalen Schmid-Faktors in Abbildung 5.6 veranschaulicht, in einem Winkelbereich von 30° bis 60° zur Belastungs- DISKUSSION 114 richtung nur geringfügig unter dem Maximalwert von 0,5 (maximale Abweichung bei 30° bzw. 60° ca. 14%). Aufgrund des Zusammenwirkens beider Faktoren treten de facto in Bereichen mit besonders geringer tragender Materialquerschnittsfläche die höchsten Versagensspannungen auf, mit der Folge, dass die Topologie der entstehenden Versagensebene lokal geringfügig von der makroskopischen 45°-Ebene abweicht (vgl. Abbildung 5.9). Um die lokal in syntaktischen Schäumen auftretenden minimal tragenden Materialquerschnittsflächen und die daraus resultierenden mechanischen Eigenschaften modellhaft abzubilden, werden im Folgenden kleinste dreidimensionale Hohlkugeleinheiten betrachtet, die auf dicht gepackten geordneten Strukturen basieren (Tabelle 5.1). Durch grundlegende geometrische Überlegungen kann gezeigt werden, dass gleich große Kugeln systematisch auf sechs Arten gestapelt werden können, um den Raum auszufüllen (jeweils 3 unterschiedliche Stapelungen auf einer quadratischen bzw. einer rhombischen Basislage [Graton35]). In zwei Fällen können jeweils zwei unterschiedliche Arten der Stapelung ineinander überführt werden, weil sich die entstehenden Packungen nur in einer unterschiedlichen Orientierung im Raum unterscheiden. Somit existieren letztlich vier ungleiche Varianten. Diese 3-dimensionalen Kugelanordnungen werden in der kristallografischen Terminologie als kubisch primitiv, orthorhombisch, tetragonal-sphenoidal und rhomboedrisch bezeichnet [Graton35]. Die kubisch primitive Anordnung ist die instabilste und sie tritt gemäß experimenteller Untersuchungen in statistisch dichten Kugelpackungen nicht auf [McGeary61]. Sie ist daher hier nicht Gegenstand der Betrachtungen. Die verbleibenden Kugelpackungen basieren alle auf einer Basisebene aus drei sich berührenden Kugeln, die mit ihren Mittelpunkten auf den Ecken eines gleichschenkligen Dreiecks mit einer Seitenlänge, die dem Kugeldurchmesser entspricht, positioniert sind (vgl. grafische Darstellung in Tabelle 5.1). Die orthorhombische (Abk.: or) Anordnung entsteht dadurch, dass weitere Kugeln translatorisch senkrecht zur Basisebene im Abstand eines Kugeldurchmessers angeordnet werden. Dabei berührt jede Kugel der neuen Ebene jeweils eine Kugel der Basisebene. Die Anordnung entspricht somit der hexagonal primitiven Kugelpackung. Bei der tetragonal-sphenoidalen (Abk.: ts) Struktur kommen die Kugeln einer zweiten Stapelebene in den Vertiefungen zwischen zwei Kugeln der Basisebene zu liegen. Jede Kugel der zweiten Stapelebene weist somit zwei Berührungspunkte mit den Kugeln der Basisebene auf. Im Falle der rhomboedrischen (Abk.: rh) Anordnung sind die Kugeln der zweiten Stapelebene in den Vertiefungen zwischen drei Kugeln der Basisebene positioniert. Entsprechend ergeben sich drei Berührungspunkte mit den Kugeln der Basisebene. Die dabei entstehende dichteste Kugelpackung spaltet sich in Abhängigkeit von der Anordnung der dritten Kugelebene in die zwei Fälle der kubisch flächenzentrierten (auch als pyramidal bezeichneten) und hexagonal dichtesten (auch als tetraedrisch bezeichneten) Kugelpackung auf (vgl. Abbildung 2.9 in Abschnitt 2.3.2). Da beide Kugelpackungen aus einem Tetraeder als kleinstes Strukturelement aufgebaut sind, ist eine Unterscheidung im vorliegenden Zusammenhang nicht weiter erforderlich. In Tabelle 5.1 sind die kleinsten Struktureinheiten aus jeweils vier Kugeln für die hier relevanten geordneten Kugelpackungen grafisch dargestellt. Darüber hinaus sind jeweils die über einfache geometrische Berechnungen ermittelten Daten zum Lückengrad im Volumen, in der Basisfläche A und in einer weiteren dicht gepackten Ebene B, die mit der Ebene A einen in der Grafik dargestellten Winkel kleiner 90° einschließt, angegeben. Da die Hohlkugelzwischenräume in syntaktischen Schäumen mit Matrixmaterial gefüllt sind, entspricht der angegebene Lückengrad dem jeweiligen Matrixvolumen- bzw. -flächenanteil in den Verbundstrukturen. DISKUSSION 115 Tabelle 5.1: Grafische Darstellung kleinster Einheiten geordneter Kugelstrukturen zur Modellierung der tragenden Materialquerschnittsfläche. Es ist jeweils der Lückengrad im Volumen, in der dichtest gepackten Basisebene A und in einer weiteren dicht gepackten Ebene B, die mit der Ebene A den jeweils dargestellten Winkel einschließt, aufgeführt. Der Matrixanteil ist in syntaktischen Schäumen identisch mit dem aufgeführten Lückengrad. Bezeichnung orthorhombisch (Abk.: or) tetragonalsphenoidal (Abk.: ts) rhomboedrisch (Abk.: rh) grafische Darstellung Lückengrad bzw. Matrixanteil im Volumen Lückengrad bzw. Matrixanteil in der Ebene A Lückengrad bzw. Matrixanteil in der Ebene B VM V AMA A AMB A =1− 3 π 9 =1− π 2 3 =1− π 2 7 ≈ 0,395 ≈ 0,093 ≈ 0,406 VM V AMA A AMB A =1− 2 π 9 =1− π 2 3 π = 1− 15 ≈ 0,302 ≈ 0,093 ≈ 0,189 VM V AMA A AMB A =1− 2 π 6 ≈ 0,260 =1− π 2 3 ≈ 0,093 =1− π 2 3 ≈ 0,093 Nach der hier entwickelten Modellvorstellung liegen in zufälligen Hohlkugelverbundstrukturen die in Tabelle 5.1 dargestellten Kugelanordnungen in schwankender Häufigkeit und Kombination statistisch im Raum verteilt vor. Wird eine dieser mit Matrix umgebenen Hohlkugelstruktureinheiten einer mechanischen Belastung ausgesetzt, so sind die maximal auftretenden Schubspannungen vom tragenden Querschnitt und von der Lage dieses Querschnittes, d. h. vom Neigungswinkel zu Belastungsrichtung, abhängig. Es ist daher zunächst notwendig, den Einfluss der Lage der Struktureinheit zur Belastungsrichtung zu analysieren. Ausgehend von einer Belastungsrichtung, bei der die Druckkraft zu Beginn senkrecht auf die dichtest gepackte Ebene A wirkt, werden die kleinsten Struktureinheiten in einem Gedankenexperiment um den Winkel Φ im Raum gekippt (vgl. Skizze in Abbildung 5.10). Dabei ändert sich sowohl die Lage der Ebene A als auch die Lage der in einer festen Winkelbeziehung zur Ebene A stehenden Ebene B in Bezug auf die beibehaltene Kraftrichtung. Der Einfluss der Lage der Ebenen zur Belastungsrichtung wird durch den Schmidfaktor ST DISKUSSION 116 als Funktion des Winkels Φ ausgedrückt. Da die Hohlkugelverbundstrukturen entlang eines Schnitts durch die Hohlkugelmittelpunkte ihren geringsten tragenden Querschnitt besitzen, treten in den Schnittebenen A bzw. B jeweils die höchsten Spannungen auf. Wird alleine die Matrix betrachtet, so sind die Querschnittsanteile in den verschiedenen Schnittebenen unmittelbar aus Tabelle 5.1 bekannt. Entsprechend lässt sich ein Faktor T gemäß Gleichung 5.24 einführen, der den Einfluss der tragenden Matrixquerschnittsfläche und der Orientierung der Ebene zur Belastungsrichtung zusammenfasst. T wird im Folgenden als tragender Strukturfaktor oder Traganteil bezeichnet. Sein Minimalwert bestimmt gemäß dieser Modellüberlegungen die Gewichtungsfaktoren für den Beitrag der Einzelkomponenten zur Verbunddruckfestigkeit. T = AM A ⋅ ST (Φ ) (5.24) Durch Einsetzen von Gleichung 5.24 in Gleichung 5.16 unter der erneuten Annahme, dass die maximale Schubspannung beim Versagen gemäß Gleichung 5.21 mit den Festigkeitseigenschaften der Verbundkomponenten verknüpft ist, ergibt sich unter Berücksichtigung der tragenden Ringfläche der keramischen Hohlkugeln für die Druckfestigkeit von Hohlkugelverbundstrukturen damit ein allgemeiner Ausdruck gemäß Gleichung 5.25: σ dB,V R − t 2 T T = ⋅ σ dB ,M + 1 − ⋅ 1 − ⋅ σ B,KW 2 2 R (5.25) Für eine dichtest gepackte Ebene A nimmt der Betrag des Traganteils TA als Funktion des Winkels Φ folgende Form an: 1− T A (Φ ) = π 2 3 cos Φ ⋅ cos(90° − Φ ) (5.26) Unter Berücksichtigung der festen Winkelbeziehungen zwischen der Ebene A und der Ebene B errechnen sich die tragenden Strukturfaktoren TB in der Ebene B für die orthorhombische Hohlkugelanordnung nach Gleichung 5.27, 1− or TB ( Φ ) = π 2 7 cos( Φ + 49,1°) ⋅ cos( 40,9° − Φ ) (5.27) für die tetragonal-sphenoidale Hohlkugelanordnung nach Gleichung 5.28, 1− ts TB ( Φ ) = π 15 cos( Φ + 63,4°) ⋅ cos( 26,6° − Φ ) (5.28) und für die rhomboedrische Hohlkugelanordnung nach Gleichung 5.29. 1− rh TB ( Φ ) = π 2 3 cos( Φ + 70,5°) ⋅ cos(19,5° − Φ ) (5.29) DISKUSSION 117 tragender Strukturfaktor T (1) In Abbildung 5.10 sind die obigen Gleichungen als Funktion des Neigungswinkels Φ aufgetragen. Aus Symmetriegründen ist dabei eine Auftragung im Winkelbereich von 0° bis 90° ausreichend. 1,0 0,9 F Φ 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 Ebene B, rhomboedrisch B Ebene A Gleichung 5.23 A Ebene B, orthorombisch Gleichung 5.24 Ebene B, tetragonal-sphen. Gleichung 5.25 F 0,2 0,1 0,0 Versagen in Ebene A Versagen in Ebene B 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Neigungswinkel Φ (°) Abbildung 5.10: Auftragung des tragenden Strukturfaktors T über den Neigungswinkel Φ in einem aus Symmetriegründen hinreichenden Winkelbereich von 0° bis 90°. In einem Gedankenexperiment werden die kleinsten Hohlkugelstruktureinheiten aus Tabelle 5.1 um den Winkel Φ zur Belastungsrichtung gekippt. T fasst den Einfluss der tragenden Matrixquerschnittsfläche in den Ebenen A bzw. B sowie deren Orientierung zur Belastungsrichtung zusammen. Der Minimalwert für T bestimmt die höchste Spannungskonzentration und damit das Versagen. Über einem großen Winkelbereich ist T in der dichtest gepackten Ebene A minimal. Nur für Winkel unter ca. 10° sowie über ca. 55° ist der Traganteil in den Ebenen B geringer. Die höchste Spannungskonzentration in den Verbundkomponenten wird bei einem Minimalwert für T erreicht. Entsprechend zeigt sich, dass die höchste Spannungskonzentration und damit das Strukturversagen in einem großen Winkelbereich von ca. 10° bis ca. 55° in der dichtest gepackten Ebene A zu erwarten ist. Nur für einen Winkelbereich unter ca. 6,2°, 8,5° bzw. 9,8° sowie über ca. 54,8°, 75,4° bzw. 83,4° nimmt T in den Ebenen B Minimalwerte an. In diesem Winkelbereich ist das Versagen entsprechend in den Ebenen B bevorzugt. Bei einer Gleichverteilung der Struktureinheiten im Raum tritt jede Orientierung und damit jeder Winkel mit der gleichen Wahrscheinlichkeit auf. Entsprechend lässt sich aus Abbildung 5.10 ein mittlerer tragender Strukturfaktor für die betrachteten geordneten Hohlkugelstrukturen als Mittelwert aus den dort berechneten Traganteilen bestimmen. Die Berechnung erfolgt durch Ermittlung der Fläche unter den Kurven, d. h. durch Aufsummierung der abschnittsweise für die drei unterschiedlichen Strukturen bestimmten Integrale in Abbildung 5.10 sowie eine anschließende Normierung auf den betrachteten Winkelbereich von 0 bis 90°. Aus Symmetriegründen ist der so berechnete mittlere tragende Strukturfaktor mit dem mittleren tragenden Strukturfaktor T von 0 bis 360° identisch und somit repräsentativ für die jeweilige Struktur. In Abbildung 5.11 ist T/2 über den Matrixvolumenanteil für die drei betrachteten geordneten Strukturen aufgetragen. Die Auftragung von T/2 dient der direkten Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit den Vorfaktoren in den Gleichungen 5.22 und 5.23, d. h. mit dem oberen und DISKUSSION 118 unteren Grenzwert, die ebenfalls in das Diagramm eingetragen sind. Der entstehende Zusammenhang kann durch eine lineare Regression durch den Ursprung sehr gut angenähert werden. Er erfüllt damit die physikalisch sinnvolle Randbedingung eines Traganteils der Matrix von null bei einem nominalen Matrixvolumengehalt von null. 0,45 mittlerer tragender Strukturfaktor T/2 (1) 0,40 0,35 0,30 0,25 oberer Grenzwert: T/2 = XM = 0,37 experimentell ermittelter Matrixvolumenanteil XM = 0,37 Grenzwert für dichteste Kugelpackung 0,20 0,15 0,10 T/2 = 0,46 XM rh 0,17 0,05 or ts unterer Grenzwert: T/2 = 0,093 0,00 0 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50 Matrixvolumenanteil XM (1) Abbildung 5.11: Auftragung des mittleren tragenden Strukturfaktors T/2 über den Matrixvolumenanteil XM. Die Daten für die drei geordneten Strukturen können durch eine Gerade durch den Nullpunkt mit der Steigung 0,46 interpoliert werden. Über diese lineare Beziehung lässt sich T/2 für den experimentell ermittelten Matrixvolumengehalt von 0,37 zu 0,17 berechnen. Zum Vergleich ist der obere und untere Grenzwert für T/2 in das Diagramm eingetragen. Der Einfluss der Lage der dichtest gepackten Kugelpackung zur Kraftrichtung wird anhand dieses Diagramms unmittelbar deutlich. So beträgt der mittlere tragende Strukturfaktor T/2 der dichtesten, d. h. der rhomboedrischen, Packung 0,116. Hingegen entspricht der untere Grenzwert von T/2 = 0,093 genau dem Extremfall, in dem eine dichtest gepackte Ebene exakt unter 45° zur Kraftrichtung liegt (Minimum von T in Ebene A in Abbildung 5.10). Zur Übertragung obiger Zusammenhänge auf statistisch dicht gepackte Hohlkugelstrukturen wird nun gedanklich davon ausgegangen, dass die in Tabelle 5.1 dargestellten kleinsten Struktureinheiten in syntaktischen Schäumen in schwankender Anzahl und variierender geometrischer Kombination statistisch im Raum angeordnet vorliegen. Aus der statistischen Anordnung resultiert als messbare Größe der Hohlkugel- und daraus abgeleitet der Matrixvolumengehalt. In Abbildung 5.11 ist der für die syntaktischen Magnesiumschäume ermittelte mittlere Matrixvolumengehalt in RCP-Hohlkugelstrukturen bei 0,37 eingetragen. Über die Gleichung der linearen Regressionsgeraden aus Abbildung 5.11 T = 0,46 ⋅ X M 2 (5.30) kann T/2 für die hier untersuchten Werkstoffstrukturen mit XM = 0,37 zu 0,17 bestimmt werden. Dieser Wert liegt nahezu um den Faktor zwei über dem unteren Grenzwert von T/2 für dichtest gepackte Strukturen, erreicht aber nur etwas weniger als die Hälfte des oberen Grenzwertes, der nach der Mischungsregel mit dem Matrixvolumenanteil identisch ist. DISKUSSION 119 Als Ergebnis lässt sich schließlich durch Einsetzen von Gleichung 5.30 in Gleichung 5.25 die Druckfestigkeit von syntaktischen Schäumen mit statistischer Anordnung von Hohlkugeln gleichen Durchmessers wie folgt zusammenfassen. R −t R σ dB,V = 0,46 ⋅ X M ⋅ σ dB,M + 1 − 2 ⋅ (1 − 0,46 ⋅ X M ) ⋅ σ B,KW (5.31) In Gleichung 5.31 gilt für XM eine allgemeine Randbedingung gemäß Gleichung 5.32, die unmittelbar aus der maximalen Packungsdichte gleich großer Kugeln resultiert. XM ≥ 1− 2 π 6 (5.32) Durch Einsetzten des ermittelten Matrixvolumengehalts von XM = 0,37 für statistisch dicht gepackte Hohlkugelstrukturen vereinfacht sich Gleichung 5.31 zu Gleichung 5.33: 2 R −t ⋅ 0,83 ⋅σ B,KW R σ dB,V = 0,17 ⋅ σ dB,M + 1 − (5.33) Ausgehend von der eingangs aufgestellten Hypothese einer linearen Mischungsregel bildet Gleichung 5.33 die über das Modell bestimmten Beiträge der Matrix sowie der Hohlkugeln zur Verbund-Druckfestigkeit statistisch dicht gepackter syntaktischer Schäume ab. 5.3.4 Vergleich des Modells mit den experimentellen Ergebnissen Im Folgenden werden die theoretisch modellierten Zusammenhänge gemäß der Gleichungen 5.22, 5.23 und 5.33 den experimentellen Daten aus Abschnitt 4.3 gegenübergestellt. Außer für die Biegefestigkeit des Kugelwandmaterials σB,KW liegen für alle Größen in diesen Gleichungen im Rahmen dieser Untersuchung separat ermittelte Daten vor. Da für die Festigkeit des gesinterten Al2O3-Wandmaterials auch kein Werkstoffkennwert seitens des Herstellers zur Verfügung stand und das Material aufgrund der vorliegenden Hohlkugelgeometrie für eine normgerechte Messung mechanischer Kenngrößen nicht zugänglich war, wurde zunächst der Ansatz verfolgt, anhand der Einzelkugeldruckversuche unter Hinzuziehung eines geeigneten mechanischen Modells aus der Literatur einen geometrieunabhängigen Werkstoffkennwert für das keramische Hohlkugelwandmaterial abzuleiten. Trotz intensiver Recherche ist es aber nicht gelungen, ein valides Modell zu finden, das es erlaubt, aus den gemessenen Bruchkräften und den ermittelten geometrischen Daten der Hohlkugeln anhand von analytischen oder empirischen Gleichungen die Zug- oder Biegefestigkeit der keramischen Kugelwände korrekt zu berechnen. Bei der Druckbelastung einer Kugel zwischen zwei ebenen Stauchbahnen handelt es sich um ein sogenanntes Kontaktproblem, das zu einem komplexen dreidimensionalen Spannungszustand in der Kugel führt. In der Fachliteratur liegen v. a. elastische Berechnungen zu diesem Spannungszustand vor, die sich aber nahezu ausschließlich auf Vollkugeln beziehen (z. B. [Timoshenko70]). Für Vollkugeln existieren zudem einige − z. T. empirische − Gleichungen, die insbesondere in der Mineralogie zur Abschätzung der Zugfestigkeiten von Gesteinsproben verwendet werden [Darvell90]. Eine Übertragung dieser Gleichungen auf Hohlkugeln ist aber nicht zulässig. DISKUSSION 120 Ein bestehendes, stark vereinfachendes Modell zur Berechnung der Zugspannung in einer Hohlkugelschale in Analogie zur Berechnung der Zugspannung in der Randfaser eines Biegebalkens [Bratt83], das bei einer punktuellen Druckbelastung der Hohlkugeln an gegenüberliegenden Polen von einem Bruch entlang des Äquators ausgeht, steht in Widerspruch zu den experimentellen Beobachtungen in Abschnitt 4.1.2 sowie zu numerischen Spannungsberechnungen in [Chung95], die beide einen Bruch der Hohlkugeln entlang eines Längengrades zeigen. Dieses Modell wurde daher ebenfalls nicht angewandt. Um dennoch eine Bewertung der Ergebnisse vornehmen zu können, wird der Festigkeitskennwert für die Al2O3-Hohlkugelwand im Folgenden aus den experimentellen Daten für die Verbundwerkstoffe durch lineare Regression ermittelt und im Anschluss mit mechanischen Kennwerten für Aluminiumoxid aus der Literatur verglichen. Verbund-Druckfestigkeit σdB, V (MPa) In Abbildung 5.12 ist der Einfluss der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche sowie der Hohlkugelanordnung auf die Druckfestigkeit für Verbundstrukturen mit cp-Mg als Matrix dargestellt. 100 90 80 70 cp-Mg/Al2O3-Hohlkugeln oberer Grenzwert (Gl. 5.22) 60 50 lineare Regression statistische Strukturen (RCP) unterer Grenzwert (Gl. 5.23) Modellgleichung 5.33 40 45° F 30 20 10 0 0,00 An = Ordinatenwert: Festigkeitsbeitrag der Matrix 0,05 0,10 AKW Amax F 0,15 0,20 0,25 0,30 relative Hohlkugelwandquerschnittsfläche An (1) Abbildung 5.12: Vergleich der Modellgleichungen mit den experimentellen Daten zur Druckfestigkeit für syntaktische Schäume aus cp-Mg mit Al2O3-Hohlkugeln als Funktion der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche (Ergebnisse teilweise veröffentlicht in [Hartmann99]). Mit einem nach Gleichung 5.33 definierten Ordinatenwert für den Beitrag der Matrix zur Verbundfestigkeit (0,17·σdB,M ≈ 26 MPa) lässt sich ein Festigkeitskennwert für die Al2O3-Hohlkugelwand durch lineare Regression ermitteln. Analoge Analysen für die drei weiteren Matrixwerkstoffe ergeben einen Mittelwert von 205 MPa. Auf Basis dieses verifizierbaren Wertes erfolgt ein Vergleich der experimentellen Daten mit den Modellgleichungen. Alle Daten liegen innerhalb der abgeleiteten Grenzen. Der obere Grenzwert überschätzt erwartungsgemäß die Druckfestigkeit statistischer Strukturen. Der untere Grenzwert gibt den Zusammenhang für die Daten, bei denen der Grenzfall einer dichtest gepackten Ebene unter 45° zur Druckrichtung experimentellen realisiert wurde, im Rahmen der Messunsicherheit korrekt wieder. Gleichung 5.33 für statistische Hohlkugelanordnung beschreibt die Druckfestigkeit der Verbundstrukturen mit hinreichender Genauigkeit. Systematische Abweichungen lassen sich ggf. auf eine veränderte Festigkeit der cp-Mg-Matrix im Verbund zurückführen. DISKUSSION 121 Neben den experimentellen Daten für statistisch dicht gepackte Hohlkugelstrukturen sind in Abbildung 5.12 auch die Werte für hdp-Strukturen, bei denen die dichtest gepackte Ebene unter 45° belastet wurde und die damit den unteren Grenzwert experimentell nachstellen, eingetragen. Zum Vergleich der experimentellen Daten mit dem Modell enthält das Diagramm zudem die theoretisch abgeleiteten linearen Zusammenhänge nach den Gleichungen 5.22 (oberer Grenzwert), 5.23 (unterer Grenzwert) und 5.33 (Modellgleichung). Mit der unabhängig ermittelten Matrixdruckfestigkeit σdB,cp-Mg von 155 MPa resultiert aus der Modellgleichung 5.33 für den Fall nicht vorhandener keramischer Hohlkugeln (An = 0) ein Ordinatenwert von ca. 26 MPa. Dies ist der Beitrag der cp-Mg-Matrix zur Festigkeit der RCP-Verbundstrukturen. Auch unter Berücksichtigung dieses vorgegebenen Ordinatenwertes lässt sich durch lineare Regression in Abbildung 5.12 eine gute Übereinstimmung mit den experimentellen Daten erreichen. Die Steigung der Regressionsgeraden entspricht dabei dem Ausdruck 0,83 σB,KW . Daraus kann der Festigkeitskennwert σB,KW für die Kugelwand zu 226 MPa bestimmt werden. Analoge Berechnungen für die Verbundwerkstoffe mit den Matrixwerkstoffen AM20, AM50 und AZ91 ergeben Festigkeiten für die Kugelschale aus gesintertem Aluminiumoxid von 195 MPa, 195 MPa und 205 MPa. Numerische Berechnungen mit der Methode der finiten Elemente haben gezeigt, dass die keramischen Hohlkugeln bei mechanischer Belastung der Verbundstrukturen einem komplexen dreidimensionalen Spannungszustand ausgesetzt sind [He95]. Dabei variieren die Normalspannungen über die Wandstärke der Hohlkugeln, d. h. es liegen v. a. Biegespannung in den Kugelschalen vor. Folglich werden die oben abgeleiteten Festigkeitskennwerte im Folgenden insbesondere mit Literaturdaten zur Biegefestigkeit von Al2O3 verglichen. In einem Standardnachschlagewerk wird für Festigkeitskennwerte von dicht gesintertem α-Aluminiumoxid mit einer Reinheit von 99,5 % eine Biegefestigkeit von 379 MPa und eine Zugfestigkeit von 262 MPa angegeben [Schneider91]. Detaillierte Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Festigkeit von gesintertem polykristallinem Aluminiumoxid bei Raumtemperatur maßgeblich von der Korngröße und von der Porosität abhängt, da beide Faktoren die Bruch auslösende maximale Fehlergröße mitbestimmen [Gitzen70, Dörre84]. Abbildung 5.13 zeigt eine Zusammenstellung aus Literaturdaten zum Einfluss der Porosität auf die Biegefestigkeit von Al2O3 in einer semilogarithmischen Auftragung, wie sie in einem Fachbuch über Aluminiumoxid [Dörre84] und in [Nielsen90] zusammengetragen wurde. Die Daten stammen von gesinterten Proben mit einer mittleren Korngröße von 1-2 µm [Steele66], 3 µm [Evans72] und einer breiten Korngrößenverteilung [Coble56, Binns66]. Für alle Daten wird dabei im betrachteten Porositätsbereich die empirisch gefundene exponentielle Abhängigkeit der Festigkeit von der Porosität nach Gleichung 2.14 mit Werten für b zwischen 3,1 und 4,6 bestätigt [Dörre84, Nielsen90]. Neuere Untersuchungen an gesintertem Aluminiumoxid mit einer mittleren Korngröße von 2,2 µm zeigen ebenfalls eine Abhängigkeit nach Gleichung 2.3 mit b = 5,6, wobei der hohe Wert für b auf eine inhomogene Porenverteilung in dieser Untersuchung zurückgeführt wird [Dorey02]. Der Vergleich der indirekt abgeleiteten Biegefestigkeitswerte für die Al2O3-Hohlkugelschale mit den Literaturdaten in Abbildung 5.13 unter Berücksichtigung der experimentell bestimmten mittleren Porosität von 15 % in den Hohlkugelwänden (vgl. Abschnitt 4.1.1) zeigt eine gute Übereinstimmung. Alle Werte liegen innerhalb des Streubandes, das sich aus den Literaturdaten ergibt. Die abgeleiteten mechanischen Kenndaten für die keramischen Hohlkugeln können folglich als plausibel und verifiziert angesehen werden. Biegefestigkeit Al2O3 σB,Al2O3 (MPa) DISKUSSION 122 1.000 experimentell abgeleitete Festigkeit der Al2O3-Hohlkugelwände [Steele66] [Binns66] 100 [Evans72] [Dorey02] [Coble56] 10 0,00 experimentell ermittelte mittlere Porosität der Al2O3-Hohlkugelwände 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 Porosität XP (1) Abbildung 5.13: Vergleich der über das Modell abgeleiteten Festigkeit der verwendeten Al2O3Hohlkugeln mit Literaturdaten für die Biegefestigkeit von gesintertem Aluminiumoxid. Die semilogarithmische Auftragung zeigt den Einfluss des Porengehaltes auf die Festigkeit. Die Daten von [Coble56], [Binns66], [Steele66], [Evans72] und [Dorey02] wurden an gesinterten Proben mit unterschiedlicher Korngrößenverteilung bestimmt. Die abgeleiteten Festigkeitswerte fügen sich unter Berücksichtigung der experimentell ermittelten mittleren Porosität in der Kugelwand von 15 % plausibel in die Literaturdaten ein. Der Mittelwert der abgeleiteten Festigkeit der Al2O3-Hohlkugelschale beträgt 205 MPa. Dieser Wert wird im Folgenden zum Vergleich der in den Abschnitten 5.3.2 und 5.3.3 analytisch abgeleiteten Modellgleichungen mit den experimentell für die Verbundwerkstoffe ermittelten Druckfestigkeiten verwendet. Auf der Grundlage dieses Mittelwertes sind in Abbildung 5.12 die oberen und unteren Grenzgeraden nach Gleichung 5.22 bzw. 5.23 eingetragen. Alle experimentellen Daten liegen innerhalb dieser Grenzen. Die lineare Mischungsregel auf Basis der Volumenanteile (oberer Grenzwert) überschätzt die Druckfestigkeit statistischer Strukturen erwartungsgemäß deutlich. Die lineare Beziehung für den unteren Grenzwert der Verbundfestigkeit, die für das Versagen einer dichtest gepackten Ebene unter 45° zur Druckrichtung ermittelt wurde, unterschätzt die Daten, bei denen diese Hohlkugelanordnung und -orientierung experimentell realisiert wurde, geringfügig, liegt aber innerhalb der Messunsicherheit. Die für die statistische Hohlkugelanordnung maßgebliche Gleichung 5.33 gibt die Abhängigkeit korrekt wieder und beschreibt die Druckfestigkeit der Verbundstrukturen als Funktion der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche im Rahmen der Messunsicherheit zutreffend. Die in Abbildung 5.12 systematisch negative Abweichung zwischen Modell und Experiment wird ausschließlich bei den Verbundsystemen mit cp-Mg-Matrix beobachtet. Die Diskrepanz lässt sich möglicherweise auf veränderte mechanische Eigenschaften des ReinMagnesiums im Verbund im Zuge einer Feinkornhärtung zurückführen. Die veränderten Abkühlbedingungen und die geometrischen Verhältnisse zwischen den keramischen Hohlkugeln führen während der Verbundherstellung insbesondere im Fall des Reinmetalls zur Ausbildung eines deutlich verfeinerten Korngefüges. Mikroskopische Messungen haben gezeigt, dass sich die Korngröße im Verbund für cp-Mg im Vergleich zu den Abgüssen des DISKUSSION 123 kompakten Matrixmetalls um ca. zwei Größenordnungen reduziert hat, wohingegen bei den ohnehin deutlich feinkörniger erstarrenden Legierungen der Unterschied bei Weitem nicht so signifikant war. Als Folge ist eine Feinkornhärtung zu erwarten und somit von einer erhöhten Festigkeit, insbesondere des Reinmetalls, im Verbund auszugehen. Messungen der Mikrohärte der Matrix im Verbund, die aufgrund des geringen Matrixvolumens zwischen den Hohlkugeln nur mit sehr geringen Lasten von HV 0,05 normgerecht durchgeführt werden konnten, konnten diese Hypothese allerdings nicht eindeutig bestätigen. Insbesondere ließen diese Messungen keine verlässliche Quantifizierung der Druckfestigkeitssteigerung zu, weshalb keine Korrektur der Matrixdruckfestigkeit von cp-Mg vorgenommen wurde. Das Einsetzen einer erhöhten Druckfestigkeit für cp-Mg in die Gleichungen 5.23 und 5.33 hätte eine Parallelverschiebung der entsprechenden Geraden in Abbildung 5.12 zu höheren Festigkeiten zur Folge, woraus sich eine bessere Übereinstimmung mit den experimentellen Daten ergäbe. Ein erhöhter Ordinatenwert würde außerdem bei der Ermittlung der Festigkeit der keramischen Hohlkugelwand über die lineare Regression zu einem reduzierten Wert und damit dazu führen, dass die unabhängig voneinander aus vier verschiedenen Diagrammen ermittelten Daten noch geringere Abweichungen voneinander aufweisen würden. Auch wenn sich die Festigkeitssteigerung in der Matrix experimentell nicht geeignet quantifizieren ließ, sprechen somit die gesamten vorliegenden Daten dafür, dass die Druckfestigkeit des Reinmagnesiums im Verbund erhöht ist. Verbund-Druckfestigkeit σdB, V (MPa) Wie Abbildung 5.14 für Verbundwerkstoffe mit der Matrixlegierung AM20 und zwei weitere Diagramme in Abbildung A.6 im Abschnitt C des Anhangs für Systeme mit AM50 und AZ91 veranschaulichen, besteht für die untersuchten Legierungen eine sehr gute Übereinstimmung zwischen den Messwerten und dem Modell. 160 140 120 AM20/Al2O3-Hohlkugeln σdB,M = 247 MPa, σB,KW = 205 MPa oberer Grenzwert (Gl. 5.22) statistische Strukturen (RCP) 100 80 Modellgleichung 5.33 60 40 20 An = unterer Grenzwert (Gl. 5.23) 0 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 AKW Amax 0,25 0,30 relative Hohlkugelwandquerschnittsfläche An (1) Abbildung 5.14: Vergleich der experimentell ermittelten Verbund-Druckfestigkeit für syntaktische Schäume mit AM20-Matrix mit den aus dem Modell abgeleiteten Gleichungen als Funktion der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche. Alle Daten liegen innerhalb der modellierten Grenzwerte und können durch die Modellgleichung 5.33 sehr gut beschrieben werden. In Abbildung 5.15 ist ein Vergleich der aus dem Modell abgeleiteten Zusammenhänge mit den experimentellen Ergebnissen als Funktion der Matrixdruckfestigkeit zusammengefasst. DISKUSSION 124 Exemplarisch wurden Verbundwerkstoffsysteme mit Hohlkugeln des Typs A-150-22-F gewählt, da hier neben den Werten für RCP-Strukturen auch Daten für hdp-Strukturen mit einer Orientierung der dichtest gepackten Ebene unter 45° zur Belastungsrichtung vorliegen. Verbund-Druckfestigkeit σdB, V (MPa) Der Vergleich macht erneut deutlich, dass der bei einem Ansatz nach der volumetrischen Mischungsregel erwartete Zusammenhang (oberer Grenzwert) bei Weitem nicht erreicht wird. Dagegen bestätigt sich die Modellvorstellung, dass in zufälligen Hohlkugelanordnungen ein signifikant geringerer tragender Matrixquerschnitt die Festigkeit der syntaktischen Schäume bestimmt und entsprechend die Steigung der Modellgeraden an Stelle von 0,37 nur 0,17 für RCP-Strukturen und nur 0,09 für hdp-Strukturen unter 45° beträgt. Vor dem Hintergrund der ermittelten und verifizierten Festigkeit für die keramischen Hohlkugeln von 205 MPa lassen sich die experimentellen Daten in Abbildung 5.15 über die Modellgleichungen erwartungsgemäß gut abbilden. Geht man zudem noch davon aus, dass, wie oben diskutiert, die Druckfestigkeit von cp-Mg im Verbund über dem unabhängig gemessenen Wert von 155 MPa liegt, ergibt sich eine noch genauere Übereinstimmung. 100 A-150-22-F/Mg-Legierungen 90 statistische Strukturen (RCP) 80 70 oberer Grenzwert (Gl. 5.22) 60 Modellgleichung 5.33 0,17 0,37 50 0,09 40 45° F 30 20 unterer Grenzwert (Gl. 5.23) Ordinatenwert: Festigkeitsbeitrag der Hohlkugeln 10 0 0 50 100 σB,KW = 205 MPa F 150 200 250 300 350 Druckfestigkeit der Legierung σdB, M (MPa) Abbildung 5.15: Vergleich der experimentell bestimmten Druckfestigkeit von Verbundstrukturen der Hohlkugelsorte A-150-22-F mit den Matrixlegierungen cp-Mg, AM20, AM50 und AZ91 mit den theoretisch abgeleiteten Gleichungen als Funktion der Druckfestigkeit der Matrixlegierung (Ergebnisse teilweise veröffentlicht in [Hartmann99]). Die volumetrische Mischungsregel (Gleichung 5.22) als oberer Grenzwert liegt weit über den experimentellen Werten für statistische Strukturen. Dagegen zeigt sowohl die Druckfestigkeit der statistischen Strukturen als auch die Druckfestigkeit der hdp-Strukturen unter 45° eine gute Übereinstimmung mit der Modellgleichung (Gleichung 5.33) bzw. dem unteren Grenzwert (Gleichung 5.23). In Abschnitt C des Anhangs ist der Vergleich der experimentellen Daten mit dem Modell in den Abbildungen A.7 und A.8 für alle vier weiteren untersuchten Hohlkugelsorten grafisch zusammengefasst. Dabei wurde einheitlich der in diesem Abschnitt ermittelte und überprüfte Mittelwert für die Festigkeit für die keramische Hohlkugelschale von 205 MPa verwendet. Ohne Ausnahme ist für alle Verbundkombinationen im Rahmen des 95%-Vertrauensintervalls eine sehr gute Übereinstimmung zwischen den experimentellen Daten und dem theoretisch abgeleiteten Zusammenhang festzustellen. Somit kann Gleichung 5.33 im Rahmen der vorliegenden Untersuchung als verifiziert angesehen werden. DISKUSSION 5.4 125 Generalisierung und Einordnung des Materialmodells Im vorangegangenen Abschnitt konnte gezeigt werden, dass das entwickelte Materialmodell geeignet ist, die Druckfestigkeit syntaktischer Magnesiumschäume theoretisch zu beschreiben. Dieser Abschnitt beinhaltet einen Vergleich des neuen Modells mit den in Kapitel 2.6 dargestellten Literaturmodellen zur Festigkeit poröser bzw. zellularer Werkstoffe. Unter der Annahme, dass die Hohlkugelschale aus artgleichem Matrixwerkstoff besteht, lässt sich die allgemeine Modellgleichung 5.31 auf Kugelschäume übertragen und somit für zellulare Werkstoffe verallgemeinern. Besteht das Stoffgerüst aus einem einheitlichen Werkstoff, so können die Festigkeitskenngrößen in Gleichung 5.31 gleichgesetzt werden mit einem Festigkeitskennwert des Stoffgerüsts σS. Durch Umformung unter Anwendung von Gleichung 5.20 und des einfachen Zusammenhangs XM,S + XKW,S + XP = XS + XP = 1, wobei der Index S den ehemaligen Matrix- bzw. Hohlkugelwandanteil des Stoffgerüstes und XS den gesamten Anteil des Stoffgerüstes kennzeichnet, kann die relative Festigkeit σ*/σS als Funktion der Porosität XP durch Gleichung 5.34 ausdrückt werden. XP σ* = 1 − (1 − 0,46 ⋅ X M ,S ) ⋅ σs 1 − X M ,S 2 3 für X P ≤ 1− X M ,S (5.34) XM,S stellt in dieser Beziehung den Minimalanteil des Stoffgerüsts dar, der sich ergibt, wenn sich in einer zellularen Struktur mit statistisch dicht gepackten sphärische Poren identischer Größe die Poren gerade eben punktuell berühren. Mit dem experimentell ermittelten Minimalanteil für RCP-Strukturen von XM,S = 0,37, der identisch mit dem Matrixanteil in syntaktischen Schäumen ist, reduziert sich Gleichung 5.34 zu einer einfachen Potenzfunktion: 2 σ* ≈ 1 − 1,13 ⋅ X P 3 σs für X P ≤ 0,63 (5.35) Das Materialmodell ist damit in eine Form überführt, die einen direkten Vergleich mit bekannten Literaturmodellen ermöglicht. In Abbildung 5.16 ist Gleichung 5.35 den in Abschnitt 2.6 erläuterten Modellen des geringsten tragenden Querschnitts sowie dem Modell von Gibson und Ashby grafisch gegenübergestellt. Die Grafik veranschaulicht in Übereinstimmung mit allen Literaturmodellen eine nichtlineare Abhängigkeit der relativen Festigkeit von der Porosität. Dabei erstreckt sich der physikalisch begründete Gültigkeitsbereich des hier vorgeschlagenen Modells von Werkstoffen mit einzelnen sphärischen Poren, wie sie in Guss- oder Sinterwerkstoffen vorliegen können, bis zu Kugelschäumen mit statistischer Porenstruktur und einer Porosität von maximal 63 %. Insbesondere hochporöse Werkstoffe mit einer mittleren Porosität um 50 %, für die das Modell abgeleitet wurde und für die die bestehenden Modelle eine physikalisch nur sehr eingeschränkte bzw. keine Gültigkeit besitzen, sind mit der Modellgleichung erfasst. DISKUSSION 126 hochporöse Werkstoffe, Kugelschäume poröse Werkstoffe 1,0 Gleichung 2.14 [Duckworth53] mit b = 3 ... 7 0,9 relative Festigkeit σ*/σS (1) Polyederschäume, Schwämme 0,8 Gl. 2.15 [Eudier62] 0,7 0,6 Gleichung 5.35 0,5 0,4 0,3 0,2 Daten für PM-Al [German77] Gleichung 2.13 [Ashby83] geschlossenzellig (Φ = 0,6) Daten für Al2O3 aus Abb.: 5.13 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 offenzellig (Φ = 1,0) Daten für Al-Schaum [Gibson00] 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 Porosität XP (1) Abbildung 5.16: Unter der Annahme, dass das Stoffgerüst aus einem einheitlichen Werkstoff besteht, lässt sich das im Zuge dieser Arbeit entwickelte Modell zu Gleichung 5.35 verallgemeinern und mit den in Abschnitt 2.5 erläuterten Modellen vergleichen. Für geringe Porosität besteht eine hohe Übereinstimmung mit dem in der Literatur häufig verwendeten empirischen Zusammenhang nach Gleichung 2.14 mit b = 3. Für hohe Porosität ist ein nahezu fließender Übergang in das Modell von Gibson und Ashby für geschlossenzellige Schäume zu beobachten. Das neue Modell deckt einen Bereich von porösen Werkstoffen mit sphärischen Poren bis hin zu Kugelschäumen ab. Es ergänzt die genannten Modelle v. a. in einem Porositätsbereich von 30 bis 60 %. Der Vergleich mit den etablierten Modellen sowie mit Daten aus der Literatur legt zudem den Schluss nahe, dass das neue Modell eine obere Grenzkurve beschreibt. Der Vergleich mit den Literaturmodellen für poröse Werkstoffe zeigt, dass das empirische Modell nach Gleichung 2.14 mit b = 3 sowie das einfache kubische Modell nach Gleichung 2.15 bis ca. 15 % Porosität eine sehr ähnliche Abhängigkeit der Festigkeit von der Porosität prognostizieren. Dabei stellt die empirische Konstante mit Werten von b um bzw. über 3,0 einen Bereich dar, für den Gleichung 2.14 mit experimentellen Daten unterschiedlichster poröser Werkstoffe, insbesondere gesinterten Keramiken, verifiziert wurde [Nielsen90, Rice96]. Rice verwendete Gleichung 2.14 mit b = 3 auch zur Approximation von Gleichung 2.15 und stellte damit einen physikalisch begründeten Zusammenhang zum geringsten tragenden Materialquerschnitt her [Rice76, Rice96]. Letztere Gleichung gilt für eine einfache kubische Anordnung sich nicht überschneidender sphärischer Poren – allerdings nur für die Belastungsrichtungen ‹100›, ‹010› oder ‹001›. Rice argumentiert, dass eine zufällige Porenanordnung dieser einfachen kubischen Struktur sehr ähnlich sei und sich aus diesem Grund eine gute Übereinstimmung einer Vielzahl experimenteller Daten mit den beiden Gleichungen 2.15 und 2.14 ergibt [Rice93, Rice96]. DISKUSSION 127 Unter Einbeziehung des vorliegenden Modells kann dieser Argumentation physikalisch nicht vollständig gefolgt werden. Energetische Gründe sprechen dafür, dass in Analogie zur mechanischen Stabilität einer Anordnung von Hohlkugeln aufgrund der angestrebten Minimierung der Oberflächenenergie von Poren eine kubisch primitive Anordnung sphärischer Poren als unwahrscheinlicher einzustufen ist als die in dieser Arbeit betrachtete orthorhombische, tetragonal-sphenoidale oder die dichtest gepackte rhomboedrische Anordnung. Zudem wird eine tatsächlich vorliegende statistische Porenanordnung durch das hier entwickelte Modell, basierend auf den drei zuletzt genannten regelmäßigen Anordnungen, präziser approximiert, als durch eine einfache kubische Porenanordnung mit einem theoretischen maximalen Porenvolumenanteil von ca. 52,4 %. Daher erscheint das vorgelegte Modell insgesamt besser geeignet, als physikalische Grundlage für den empirisch ermittelten exponentiellen Zusammenhang nach Gleichung 2.14 zu dienen. Der Vergleich der aufgestellten Modellgleichung mit den etablierten Gleichungen für offenund geschlossenzellige Schäume nach Gibson und Ashby in Abbildung 5.16 macht zunächst deutlich, dass vor dem Hintergrund der unterschiedlichen physikalischen Voraussetzungen kein unmittelbarer Überschneidungsbereich existiert. Im Wissen um ihre Modellgrenze haben Gibson und Ashby vorgeschlagen, zellulare Strukturen mit einer Porosität unterhalb von 70 % als poröse Festkörper zu modellieren [Gibson97]. Der hier gewählte physikalische Ansatz zu dieser Modellierung zellularer Strukturen als poröser Festkörper besteht zusammenfassend aus drei wesentlichen Elementen: (1) der naheliegenden und in diesem Zusammenhang erstmals in [Knudsen59] überprüften Hypothese, dass viele Eigenschaften poröser Werkstoffe maßgeblich durch die geringste Festkörperquerschnittsfläche bestimmt werden, (2) der Modellierung einer zufälligen Porenstruktur durch kleinste, statistisch im Raum verteilte, geordnete orthorhombische, tetragonal-sphenoidale und rhomboedrische Struktureinheiten, (3) der Ermittlung eines Traganteils, der die statistische Lage einzelner Ebenen mit geringem tragenden Materialquerschnitt zur Belastungsrichtung berücksichtigt. Die grundsätzliche Eignung obiger Hypothese (1) wurde in der Fachliteratur mehrfach experimentell bestätigt. So zeigt eine umfangreiche Analyse von Literaturdaten, dass sich neben der Festigkeit auch weitere Eigenschaften wie Elastizitätsmodul, Bruchzähigkeit und thermische Leitfähigkeit darüber modellieren lassen [Rice96]. Die beiden zuletzt genannten Elemente (2) und (3) sind dagegen grundlegend neu. Im Rahmen dieser Arbeit konnte die Eignung der Modellüberlegungen (2) und (3) zur Beschreibung der Druckfestigkeit syntaktischer Magnesiumschäume experimentell verifiziert werden. Auch die vorgenommene Verallgemeinerung führt mit Blick auf die Referenzmodelle zu plausiblen Übereinstimmungen. Neben der guten Übereinstimmung mit dem empirische Modell nach Gleichung 2.14 bei geringer Porosität zeigt das Diagramm in Abbildung 5.16, dass im Bereich der Modellgrenze bei 63 % ein nahezu fließender Übergang mit dem für geschlossenzellige Strukturen abgeleiteten Modell von Gibson und Ashby mit seiner Modellgrenze bei 70 % besteht. Offensichtlich führen die beiden grundsätzlich unterschiedlichen physikalischen Ansätze zur Modellierung der Festigkeit hochporöser Strukturen in ihrem jeweiligen Grenzbereich zu nahezu identischen Ergebnissen. Durch diese Kongruenz mit den Referenzmodellen wird ein über syntaktische Schäume hinausgehender breiter Gültigkeitsbereich des neuen Modells indirekt bestätigt. DISKUSSION 128 Der Vergleich mit den Referenzmodellen legt außerdem nahe, dass es sich bei dem hier ermittelten Zusammenhang zwischen relativer Festigkeit und Porosität um eine obere Grenzkurve handelt. Einerseits werden für niedrigporöse Werkstoffe häufig exponentielle Abhängigkeiten mit b > 3 ermittelt, wie die experimentellen Daten in Abbildung 5.16 belegen. Als Ursache für eine stärkere Festigkeitsabnahme mit zunehmender Porosität können zusätzliche Spannungskonzentrationen aufgrund von Kerbwirkung gelten, die durch das vorgestellte physikalische Modell nicht abgebildet werden. Diese Spannungskonzentrationen sind umso größer, je stärker die Poren von der im vorgelegten Modell vorausgesetzten ideal sphärischen Geometrie abweichen. Andererseits zeigen umfangreiche Auswertungen zu unterschiedlich hergestellten Aluminiumschäumen, dass konventionelle geschlossenzellige Aluminiumschäume relative Druckfestigkeiten aufweisen, die vornehmlich mit dem Zusammenhang 2.13 nach Gibson und Ashby für offen- und nicht für geschlossenzellige Strukturen beschrieben werden können (Abbildung 5.16) [Simone98, Gibson00]. Als Ursache werden insbesondere Defekte wie Poren oder Furchen in den Zellwänden sowie Formfehler, wie z. B. gekrümmte Zellwände, angeführt [Simone98, Andrews99]. Entsprechend gilt Gleichung 2.13 für geschlossenzellige Schäume als obere Grenzkurve und eine Strukturoptimierung wird bei Metallschäumen an dieser Grenzkurve gemessen [Gibson00]. Obiger Argumentation folgend lässt sich daraus ein grundlegender struktureller Vorteil von syntaktischen Schäumen oder allgemein von Kugelschäumen ableiten. Aufgrund der gleichmäßigen sphärischen Porengeometrie werden derartige Strukturen weder durch zusätzliche Spannungskonzentrationen an kantigen Geometrieübergängen noch durch Defekte oder Formfehler in den Zellwänden geschwächt. Basierend auf ihrer sphärischen Porenstruktur bieten sie damit die Aussicht, die bislang theoretisch modellierten Grenzen für die mechanischen Eigenschaften zellularer Werkstoffe in vollem Umfang auszuschöpfen und damit speziell das spezifische Eigenschaftsportfolio zellularer Metalle grundlegend zu verbessern. Zusammenfassend spricht vieles dafür, dass die Modellgleichung 5.34 bzw. 5.35 eine über die in dieser Arbeit untersuchten syntaktischen Magnesiumschäume hinausgehende Eignung zur Beschreibung des Einflusses der Porosität auf verschiedene Werkstoffeigenschaften besitzt. Da das neu entwickelte Modell auf grundlegenden physikalischen Zusammenhängen und einfachen Annahmen beruht, kann es insgesamt zu einer Verbesserung des Verständnisses der Korrelation zwischen den Eigenschaften des Stoffgerüstwerkstoffs, der Porenstruktur und den resultierenden Eigenschaften poröser Werkstoffe beitragen. Eine Erweiterung des Modells auf zellulare Strukturen mit einer Porosität über 63 %, wie sie offenporöse Schwämme, spezielle Kugelschäume oder auch Polyederschäume aufweisen können, erscheint naheliegend. Dabei könnten verschiedene Ansätze verfolgt werden: die Erweiterung des Modells auf offenzellige Strukturen mit sich überschneidenden sphärischen Poren, oder die Betrachtung sphärischer Poren variablen Durchmessers, die bei entsprechender Porengrößenverteilung zu einer Porosität deutlich über 63 % führen können (vgl. Abschnitt 5.6), oder auch die Übertragung des Modells auf Poren, die zunehmend von der sphärischen Geometrie abweichen. Die genannten Modellansätze sind allerdings nicht mehr Gegenstand dieser Arbeit. DISKUSSION 5.5 129 Bewertung syntaktischer Magnesiumschäume Ziel dieses Abschnitts ist die technologische Bewertung syntaktischer Magnesiumschäume hinsichtlich ihrer Herstellung, ihrer Mikrostruktur und ihrer mechanischen Eigenschaften. Die entscheidenden prozesstechnischen Vorteile bei der Herstellung von syntaktischen Metallschäumen sind zum einen das einfache Verfahrensprinzip und die daraus resultierende Möglichkeit einer hohen Prozesssicherheit und zum anderen die zuverlässige Einstellung einer besonders homogenen und reproduzierbaren Porenstruktur. Abbildung 5.17 zeigt vergleichende Aufnahmen eines syntaktischen Magnesiumschaums (links) und eines Aluminiumschaums ähnlicher Geometrie (rechts), die die unterschiedliche Homogenität der Porenstruktur über größere Querschnitte verdeutlicht. Abbildung 5.17: Ein syntaktischer Magnesiumschaum (Bild a)) weist im Vergleich zu einem ® konventionellen Aluminiumschaum (Bild b), Alulight -Aluminiumschaum) eine deutlich homogenere Porenstruktur auf. Die Schüttung keramischer Hohlkugeln in Bild a) veranschaulicht die dreidimensionale Homogenität. Alle bekannten konventionellen Prozesse zur Herstellung geschlossenzelliger Leichtmetallschäume basieren letztlich auf einer Gaseinleitung oder -freisetzung in einer Schmelze. Die Porenstruktur entwickelt sich in dynamischen Schäumprozessen stochastisch, bevor sie durch Erstarren konsolidiert wird. Entsprechend sind diese Prozesse vom Grundsatz her schwierig zu steuern. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der Materialverteilung während der Formfüllung, der Temperaturverteilung in der Form sowie des zeitlichen Temperaturprofils. Daher ist die für industrielle Ingenieuranwendungen geforderte Prozesssicherheit verfahrensbedingt nur mit hohem Optimierungsaufwand und jeweils nur spezifisch für sich ähnelnde Bauteilgeometrien zu erreichen. Die Porenstruktur von konventionellen Aluminiumschäumen weist auch bei hohem Optimierungsstand i. d. R. sichtbare Inhomogenitäten hinsichtlich der Porengröße und der Porengrößenverteilung über größere Bauteilbereiche auf. Speziell bei starken Querschnittsänderungen im Bauteil wird das Expansionsverhalten des Schaums und damit die lokale Porosität geometrisch stark beeinflusst. Darüber hinaus kann die Materialverteilung in der Porenstruktur aufgrund der Schwerkraft und der daraus resultierenden Filmdrainage während des Schäumens zu Dichtegradienten führen. Bei allen Schäumverfahren besteht durch Porenkoaleszenz ferner die Gefahr des Auftretens einzelner besonders großer Poren, die sich als größte Fehler im Bauteil negativ auf die mechanischen Eigenschaften auswirken können. Derartige strukturelle Mängel sind letztlich nur durch aufwändige Röntgenographische oder Computertomographische Qualitätssicherungsmethoden vollständig auszuschließen. Demgegenüber stellt das Infiltrieren einer Hohlkugelpackung mit schmelzflüssigem Metall ein vergleichsweise einfach zu handhabendes und reproduzierbares Urformverfahren dar. DISKUSSION 130 Dabei bleibt die Porenmorphologie von den Gießbedingungen grundsätzlich unbeeinflusst und die Porenstruktur ist entkoppelt von der Konsolidierung in bestimmten Grenzen gezielt einstellbar. Voraussetzung ist eine auf den Bauteilquerschnitt angepasste Auswahl geeigneter Mikrohohlkugeln. So können mit Hohlkugeln von wenigen Millimetern Durchmesser nur in dickwandigen Bauteilen syntaktische Schaumstrukturen aufgebaut werden, wohingegen Cenosphären mit unter 100 µm Durchmesser auch für dünne Querschnitte geeignet sind. Variable Hohlkugelgrößenverteilungen sind ebenso umsetzbar. Besondere Freiheitsgrade entstehen bei der Verwendung von selbsttragenden Hohlkugelformkörpern. Hier sind sowohl variierende Wandstärken monolithischer Deckschichten in Sandwichstrukturen als auch füllstofffreie Bauteilbereiche darstellbar. Prädestiniert zur industriellen Umsetzung des Infiltrationsgießprozesses ist der Niederdruckkokillenguss, ggf. auch der Niederdrucksandguss. Voraussetzung für eine prozesssichere industrielle Umsetzung ist allerdings, dass die prozesstechnischen Randbedingungen, die aus der Füllung einer Form mit keramischen Mikrohohlkugeln resultieren, durch geeignete Temperierung der Hohlkugeln sowie der Form Berücksichtigung finden. Bei entsprechender Ausgestaltung lässt das Verfahrensprinzip die Fertigung komplexer Leichtmetallgussteile in einem Prozessschritt zu, bei denen Hohlkugelformkörper sowohl als zellulare Kernelemente im Sinne von Sandwichstrukturen als auch als verbleibende Gießkerne zur Reduktion des Gussteilgewichts eingesetzt werden können. Hinsichtlich der mechanischen Eigenschaften ermöglicht erst ein Vergleich der gemessenen Daten mit den Eigenschaften bestehender Werkstoffsysteme eine objektive Bewertung. Die doppellogarithmische Auftragung der Druckfestigkeit der syntaktischen Magnesiumschäume über ihre Dichte in Abbildung 5.18 im Vergleich zu Literaturdaten für syntaktische sowie konventionelle geschlossenzellige Aluminiumschäume, wie sie in Abbildung 2.14 detailliert dargestellt und mit Quellen belegt wurden, zeigt das jeweilige Eigenschaftsspektrum dieser Werkstoffklassen. Als Referenz sind die typischen Eigenschaftsbereiche von kompakten Magnesium- und Aluminiumlegierungen in das Diagramm aufgenommen. Es wird deutlich, dass syntaktische Magnesiumschäume mit Dichten von 1,0 bis 1,5 g/cm³ und Druckfestigkeiten von 40 bis 125 MPa zwischen konventionellen Aluminiumschäumen und kompakten Mg- bzw. Al-Legierungen liegen und sich mit syntaktischen Aluminiumschäumen erwartungsgemäß teilweise überlappen. Aus dem Vergleich der Eigenschaftsfelder mit Geraden für konstante Leichtbaukoeffizienten, für die Lastfälle einachsiger Druck (C1), Biegung eines Stabes (C2) und Biegung einer Platte (C3) (vgl. Abschnitt 2.5.2), die im Diagramm für syntaktische Magnesiumschäume mit mittlerem Eigenschaftsprofil eingetragen sind, lässt sich das Leichtbaupotenzial ableiten. Das Diagramm macht deutlich, dass die syntaktischen Magnesiumschäume gegenüber konventionellen Aluminiumschäumen bei axialer Belastung und bei Balkenbiegung signifikant höhere spezifischen Festigkeiten aufweisen. Im Falle einer auf Biegung belasteten Platte zeigen nur wenige Aluminiumschäume vergleichbar gute spezifische Eigenschaften. Auch gegenüber syntaktischen Schäumen mit Aluminiummatrix wurden durch die Nutzung von Magnesiumlegierungen z. T. deutlich verbesserte spezifische Eigenschaften erreicht. In Analogie zu den kompakten Matrixwerkstoffen besitzen syntaktische Magnesiumschäume insbesondere unter Biegebelastungen werkstoffspezifische Vorteile. Aufgrund der geringeren Dichte der Matrix weisen sie bei Verwendung identischer Hohlkugeln dabei generell niedrigere Verbunddichten auf. Die dennoch in Abbildung 5.18 auftretende Überlappung der Dichte von syntaktischen Magnesium- und Aluminiumschäumen resultiert aus dem Einsatz unterschiedlicher keramischer Hohlkugeln mit einem breiten Dichtespektrum. DISKUSSION 131 500 Druckfestigkeit σdB (MPa) syntaktische Mg-Schäume cp-Mg/Al2O3-Hohlk. AM20/Al2O3-Hohlk. AM50/Al2O3-Hohlk. AZ91/Al2O3-Hohlk. 100 kompakte Mg-Leg. komp. Al-Leg. 50 syntaktische Al-Schäume σdB ρ = C1 10 σdB2/3 ρ = C2 5 σdB1/2 ρ = C3 AlCu4 [Kunze93] AlSi12 [Banhart95] AlSi6Cu4 [Banhart97] AlSi12Mg [Degischer96] Al99,5 [Degischer97] Schmelzmet. Al-Schäume Al99,5+Ca [Otsuka91] konventionelle Al-Schäume AlSi7Mg+SiC [Asholt97] AlSi9Cu3+SiC [Asholt97] 1 0,1 AlCu4Quadrat [Banhart93] s/r=C 3. Wurzel(s) /r=C 7075/Al2O3 [Rickles89] Spalte 61 Spalte 61 Wurzel(s)/r=C 0,5 1,0 5,0 Dichte ρ (g/cm3) Abbildung 5.18: Vergleich der Eigenschaften von syntaktischen Magnesiumschäumen mit Literaturdaten für syntaktische und konventionelle Aluminiumschäume in einer doppellogarithmischen Auftragung der Druckfestigkeit über die Dichte (Ergebnisse teilweise veröffentlicht in [Hartmann99]). Die Felder der Literaturdaten stimmen mit Abbildung 2.14 überein, in der auch die Datenquellen angegeben sind. Die syntaktischen Magnesiumschäume weisen gegenüber syntaktischen Schäumen auf Aluminiumbasis insbesondere geringere Dichten auf. Aus dem Vergleich mit Geraden für konstante Leichtbaukoeffizienten C1 (axiale Druckbelastung), C2 (Biegung eines Balkens) und C3 (Biegung einer Platte) nach [Ashby92] lässt sich für die syntaktischen Magnesiumschäume ein sowohl gegenüber konventionellen als auch gegenüber syntaktischen Aluminiumschäumen verbessertes Leichtbaupotenzial ableiten. Die spezifischen Eigenschaften im axialen Lastfall (C1) lassen zudem auf ein besonders hohes spezifisches Energieabsorptionsvermögen auf mittlerem Spannungsniveau schließen. Abbildung 5.18 eignet sich in einigen Fällen auch zur Einordnung des spezifischen Energieabsorptionsvermögens. Wie in Abschnitt 4.3 dargestellt, weisen syntaktische Magnesiumschäume ein hohes Energieabsorptionsvermögen auf, das bei geeigneter Wahl der Verbundkomponenten mit hohem Wirkungsgrad zur Verfügung steht. Speziell für die Verbundsysteme mit cp-Mg oder AM20 als Matrixlegierung, die eine geringe Abweichung der Plateauspannung von der korrespondierenden Druckfestigkeit zeigen, kann die spezifische Druckfestigkeit als Anhaltspunkt für das korrespondierende spezifische Energieabsorptionsvermögen bis zu hohen Stauchungen von weit über 50 % dienen. Wie der Vergleich mit dem für axiale Stauchung maßgeblichen Leichtbaukoeffizienten C1 in Abbildung 5.18 verdeutlicht, ist das spezifische Energieabsorptionsvermögen syntaktische Magnesiumschäume, das das Energieabsorptionsvermögen pro Masse angibt, konventionellen Aluminiumschäumen deutlich überlegen. Aufgrund etwa um den Faktor 10 höherer DISKUSSION 132 Druckfestigkeiten bzw. Plateauspannungen ist das Energieabsorptionsvermögen pro Volumen ebenfalls um ca. eine Größenordnung verbessert. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn in einer Anwendung sehr hohe Energiebeträge absorbiert werden müssen oder zur Absorption der Energie nur begrenzter Bauraum zur Verfügung steht. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass aufgrund des höheren Spannungsniveaus zwar der belastete Bauteilquerschnitt reduziert werden kann, zur Vermeidung von Kraftspitzen aber ein ausreichender Deformationsweg zur Energieabsorption zur Verfügung gestellt werden muss. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass die syntaktischen Magnesiumschäume experimentell Verdichtungsstauchungen von bis zu 85 % − und damit vergleichbar hohe Werte, wie konventionelle Aluminiumschäume − aufwiesen. Als Ursache für diese hohe, nahezu um den Faktor zwei über dem Porositätsgehalt liegende, Verdichtungsstauchung kann zum einen angeführt werden, dass die homogene Porenstruktur dazu führt, dass die sukzessive Stauchung in allen Zellen auf einem ähnlichen Spannungsniveau stattfindet. Zum anderen trägt der Versagensmechanismus syntaktischer Magnesiumschäume offensichtlich dazu bei, dass sich verfestigende Vorgänge, wie die Verfestigung der Matrix oder die zunehmende Verdichtung der Zellen und damit zunehmende tragende Materialquerschnitte, und entfestigende Vorgänge, wie der Bruch von keramischen Hohlkugelschalen und von Matrixstegen sowie die daraus resultierende Abnahme tragender Materialquerschnitte, bis zu sehr hohen Stauchungswerten im Gleichgewicht befinden. Als Folge setzt der Spannungsanstieg im Zuge der Endverdichtung erst sehr spät ein. Die Werkstoffe sind entsprechend sehr effiziente Energieabsorber. Zusammenfassend verdeutlichen die vorgelegten Untersuchungen, dass syntaktische Magnesiumschäume gemeinsam mit syntaktischen Aluminiumschäumen eine eigenständige Werkstoffklasse darstellen, die sich in ihrem spezifischen Eigenschaftsportfolio zwischen konventionellen geschlossenzelligen Aluminiumschäumen und kompakten Leichtmetallen einordnet. Die mechanische Charakterisierung weist dabei für syntaktische Magnesiumschäume gegenüber konventionellen Aluminiumschäumen deutlich verbesserte spezifische mechanische Eigenschaften aus. 5.6 Optimierungspotenzial syntaktischer Leichtmetallschäume Die weitere Optimierung syntaktischer Leichtmetallschäume mit Blick auf ihre spezifischen mechanischen Eigenschaften kann auf mannigfaltige Weise erfolgen. Dabei liegen zwei Hauptzielrichtungen auf der Hand: zum einen die Reduzierung der Dichte und zum anderen die Steigerung der mechanischen Eigenschaften der Verbundstrukturen. Zur Abschätzung der realisierbaren Dichtereduktion können einige grundlegende Betrachtung dienen. Der Eigenschaftsvergleich in Abbildung 5.18 veranschaulicht, dass die Dichte syntaktischer Leichtmetallschäume durchgängig oberhalb der Dichte konventioneller Aluminiumschäume liegt. Ursache ist die sphärische Porenstruktur syntaktischer Schäume und die daraus resultierende Materialanhäufung in den Zwickelbereichen zwischen den Hohlkugeln. Ansätze, die Dichte weiter zu reduzieren, stoßen aufgrund dieser Struktur an physikalische sowie technologische Grenzen. Tabelle 5.2 fasst die im Folgenden diskutierten Optimierungsmöglichkeiten mit den jeweils abgeschätzten physikalischen und technologischen Grenzen der Verbunddichte für Magnesium- bzw. Aluminiummatrixwerkstoffe zusammen. Gemäß der Mischungsregel ist es grundsätzlich möglich, durch die Verwendung von Hohlkugeln mit geringerer Dichte die Verbunddichte weiter zu reduzieren. Der theoretische Grenzwert − unter der Annahme einer dicht gepackten Zufallspackung aus monomodal verteilten sphärischen Hohlkugeln mit unendlich dünner Wandstärke − liegt für Magnesium- DISKUSSION 133 legierungen als Matrixmetall mit einem Volumenanteil von 37 % bei ca. 0,67 g/cm³. Technisch sind für keramische Hohlkugeln nach dem in Abschnitt 2.3.1 beschriebenen Verfahren nach Angaben des Herstellers minimale scheinbare Dichten von ca. 0,25 g/cm³ realisierbar [Lee96]. Keramische Mikrohohlkugeln geringerer Dichte sind am Markt aktuell nicht verfügbar. In der Praxis stößt die Reduktion der Dichte syntaktischer Magnesiumschäume folglich bei ca. 0,82 g/cm³ an technologisch bedingte Grenzen. Die Maximierung der Packungsdichte in Form einer dichtesten Hohlkugelpackung mit einer Packungsdichte von ca. 74 % ist ein weiterer, grundsätzlicher Weg zur Dichtereduktion. Experimentell wurde über diese prozesstechnisch aufwendige Lösung ein Minimalwert von 0,89 g/cm³ realisiert. Der obigen Argumentation folgend besteht eine technologisch bedingte Grenze dieses, nur für Sonderanwendungen relevanten, Ansatzes bei ca. 0,65 g/cm³. Tabelle 5.2: Abgeschätzte physikalische und technologische Grenzen bei der Reduzierung der Dichte syntaktischer Magnesium- bzw. Aluminiumschäume. Verbunddichte syntaktischer Leichtmetallschäume Matrix Magnesium Durchmesserverteilung der Hohlkugeln unimodal bimodal Dichtereduktion der Hohlkugeln (XK = 0,63) Maximierung der Packungsdichte (XK = 0,74) Maximierung der Packungsdichte (XK = 0,82) physikalisch ca. 0,67 g/cm³ ca. 0,47 g/cm³ ca. 0,32 g/cm³ technologisch ca. 0,82 g/cm³ ca. 0,65 g/cm³ (ca. 0,53 g/cm³) physikalisch ca. 1,00 g/cm³ ca. 0,73 g/cm³ ca. 0,49 g/cm³ technologisch ca. 1,16 g/cm³ ca. 0,91 g/cm³ ca. 0,69 g/cm³ Grenzwert Aluminium Schließlich besteht die Möglichkeit, durch die Verwendung von unterschiedlich großen Hohlkugeln, bei denen kleinere Hohlkugeln die Lücken zwischen größeren Hohlkugeln ausfüllen, die Verbunddichte zu reduzieren. Grundlagenuntersuchungen in [McGeary61] zeigen, dass zu einer möglichst dichten bimodalen Packung von Kugeln ein Durchmesserverhältnis der großen zu den kleinen Kugeln von mindestens sieben erforderlich ist. Dieses Mindestverhältnis korrespondiert mit dem größten einbeschreibbaren Kreis im Zwickel dreier dicht gepackter Kugeln, der rechnerisch einen Durchmesser von etwa 15 % des Kugeldurchmessers aufweist. Mit Durchmesserverhältnissen von ca. sieben bis ca. acht und einem prozentualen Verhältnis großer zu kleiner Kugeln von etwa 74 % zu 26 % konnten mit Stahl- und Wolframkugeln experimentelle Packungsdichten zwischen 80 und 84 % erreicht werden [McGeary61]. Eine weitere Erhöhung der Packungsdichte auf theoretisch bis zu 93,5 % ist durch Kugelpackungen mit drei verschiedenen Kugeldurchmessern möglich [McGeary61]. Aus diesen Zahlen kann abgeleitet werden, dass zur effektiven Reduktion der Dichte syntaktischer Leichtmetallschäume Hohlkugelmischungen eingesetzt werden müssen, bei denen sich die Durchmesserverhältnisse um ein bis zwei Größenordnungen unterscheiden. Analoges gilt für die korrespondierenden Wandstärken. Bezogen auf die hier verwendeten Hohlkugeln von ca. 3 bis 4 mm Durchmesser bedeutet dies, dass bei einer bimodalen Mischung die zweite Hohlkugelsorte einen Durchmesser von wenigen Zehnteln Millimeter und Wandstärken im ein- bis zweistelligen Mikrometerbereich aufweisen muss. Derartige Hohlkugeln existieren als Glashohlkugeln und z. T. auch als Cenosphären (vgl. Abschnitt 2.3). Aufgrund der chemischen Reaktivität des Magnesiums sind diese Hohlkugeln zur Herstellung von syntaktischen Magnesiumschäumen allerdings nur bedingt geeignet. So ist bereits DISKUSSION 134 nachgewiesen, dass die entstehende Grenzflächenphase Mg2Si zu einer Zerstörung von Glashohlkugeln führt [Weise07]. Beim Einsatz von Cenosphären wurde in [Daoud07] und [Rohatgi09] keine unmittelbare Hohlkugelzerstörung beobachtet und trotz Vorliegen von Siliziumhaltigen Phasen als Reaktionsprodukt primär MgO detektiert [Daoud07]. Aufgrund des in diesen Untersuchungen beobachteten hohen Prozentsatzes im Inneren infiltrierter Cenosphären sowie ihrer uneinheitlichen chemischen Zusammensetzung lässt sich daraus jedoch keine allgemeine Aussage zur Kompatibilität von Cenosphären mit Magnesiumlegierungen ableiten. Zur experimentellen Verifikation des obigen Optimierungsansatzes zur Dichtereduktion sind daher primär Aluminiummatrixlegierungen geeignet, für die eine chemische Kompatibilität mit Cenosphären bereits mehrfach experimentell nachgewiesen wurde. Die technologisch bedingte minimale Dichte für syntaktische Aluminiumschäume, basierend auf einer bimodalen Hohlkugelmischung, kann auf ca. 0,69 g/cm³ abgeschätzt werden. Die Steigerung der spezifischen Festigkeit lässt sich, wie am Beispiel der Druckfestigkeit von syntaktischen Magnesiumschäumen nachgewiesen, durch den Einsatz von Legierungen mit erhöhter Festigkeit erreichen. Die experimentellen Ergebnisse sowie die Modellgleichung 5.33 zeigen aber zugleich, dass die Effektivität dieser Maßnahme aufgrund des begrenzten Beitrags der Matrix zur Verbundfestigkeit im Vergleich zu monolithischen Werkstoffen deutlich reduziert ist. Überdies konnte dargelegt werden, dass das Energieabsorptionsvermögen einer syntaktischen Leichtmetallstruktur in komplexer Form vom Zusammenspiel des mechanischen Verhaltens der Verbundkomponenten abhängt. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf das aussichtsreichste Anwendungsfeld der kinetischen Energieabsorption erscheint es daher geboten, das Hauptaugenmerk zukünftiger Entwicklungen syntaktischer Leichtmetallschäume auf die Optimierung des spezifischen Energieabsorptionsvermögens zu richten. Ausgehend von den gewonnen Erkenntnissen zum Versagensmechanismus kommt dabei der Verbesserung der Duktilität der eingesetzten Matrix bei gleichzeitig hohem Festigkeitsniveau eine besondere Bedeutung zu. Dies kann neben der Variation der Matrixlegierung bei Einsatz geeigneter Legierungssysteme auch durch eine Wärmebehandlung nach dem Infiltrationsgießen erfolgen. Darüber hinaus darf erwartet werden, dass sich metallische Hohlkugeln mit duktilem Werkstoffverhalten positiv auf die Strukturintegrität syntaktischer Leichtmetallschäume auswirken. Für Magnesiummatrixlegierungen sind hier, vor dem Hintergrund möglicher galvanischer Korrosion sowie mit Blick auf die Verbunddichte, Titanhohlkugeln den weiter entwickelten Stahlhohlkugeln vorzuziehen. Zukünftige Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf dem Gebiet der syntaktischen Leichtmetallschäume sollten nicht zuletzt darauf gerichtet sein, das mit Blick auf das reproduzierbare Herstellungsverfahren, die homogene Porenstruktur und die guten spezifischen mechanischen Eigenschaften vorhandene Potenzial dieser neuen Werkstoffklasse in innovativen Anwendungen technisch nutzbar zu machen. Wesentliche Herausforderungen in der Werkstoff- und Prozessentwicklung bestehen dabei in der Entwicklung und Optimierung geeigneter Mikrohohlkugeln, im Upscaling des Infiltrationsgießprozesses auf ein industrielles Gießverfahren unter Berücksichtigung der besonderen thermischen Randbedingungen sowie in der auf einer werkstoffgerechten Konstruktion basierenden anwendungsspezifischen Optimierung syntaktischer Leichtmetallschäume. ZUSAMMENFASSUNG 6 135 Zusammenfassung Syntaktische Magnesiumschäume sind zellulare Verbundwerkstoffe aus keramischen Mikrohohlkugeln, eingebettet in eine Matrix aus Magnesiumlegierungen. Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit durchgeführte Werkstoff- und Prozessentwicklung umfasste die schmelzmetallurgische Herstellung dieser neuartigen Verbundwerkstoffe, die Aufklärung ihrer zellularen Struktur sowie die Messung ausgewählter physikalischer und mechanischer Eigenschaften. Experimente sowie Berechnungen zu den Prozessgrenzen dienten einem besseren Verständnis des Herstellungsprozesses. Im Mittelpunkt der Werkstoffcharakterisierung stand der Einfluss der Einzelkomponenten auf die Verbundeigenschaften. Darauf aufbauend wurde ein neues Materialmodell zur analytischen Beschreibung der Druckfestigkeit syntaktischer Schäume entwickelt. Mit dem Ziel, syntaktische Metallschäume mit geringer Dichte und hohen spezifischen mechanischen Eigenschaften zu erzeugen, wurden verschiedene Magnesiumlegierungen (cp-Mg, AM20, AM50 und AZ91) mit dünnwandigen Hohlkugeln aus Al2O3 kombiniert. Die im Gusszustand gemessenen Druckfestigkeiten der Matrixlegierungen variieren ca. um den Faktor zwei. Für die fünf untersuchten Hohlkugelsorten wurden enge monomodale Durchmesserverteilungen um 2,8 bzw. 3,7 mm und relative Wandstärken von 6 bis 13 % ermittelt. Die Aussortierung beschädigter Hohlkugeln erfolgte in einem Sedimentationsverfahren. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen zeigen eine poröse Mikrostruktur in den keramischen Hohlkugelschalen, deren Sinterporosität auf ca. 15 % quantifiziert wurde. Einzelkugel-Druckversuche ergaben zudem eine lineare Korrelation zwischen der Bruchkraft und der relativen Hohlkugelwandquerschnittsfläche. Zur Herstellung der syntaktischen Magnesiumschäume kam ein neu entwickeltes Infiltrationsgießverfahren zur Anwendung. Verfahrenscharakteristisch sind die Formfüllung entgegen der Schwerkraft mittels Gasdruck, nicht-isotherme Prozessbedingungen und ein geringer Prozessdruck von unter einem Bar. Im Zuge einer Parameterstudie haben sich die Vorwärmtemperatur der mit Hohlkugeln gefüllten Form sowie der Infiltrationsdruck als maßgebliche Prozessparameter erwiesen. Sowohl experimentell als auch über eine Wärmebilanz für den statischen Gleichgewichtsfall konnte nachgewiesen werden, dass aufgrund des geringen Volumens der Schmelze und ihres geringen Wärmeinhalts eine hohe Temperierung der Hohlkugeln sowie der Form eine wesentliche prozesstechnische Randbedingung für das Infiltrationsgießen darstellt. Das Prozessfenster für den Infiltrationsdruck war beidseitig limitiert. Ein zu geringer Infiltrationsdruck resultierte in einer unvollständigen Füllung der Gießform, wohingegen ein zu hoher Infiltrationsdruck das Eindringen der Magnesiumschmelze durch offene Porosität in das Hohlkugelinnere verursachte. Zur theoretischen Abbildung des Mindestinfiltrationsdrucks wurde ein analytisches Prozessmodell aufgestellt, das eine gute Übereinstimmung mit den experimentellen Daten erzielt. Quantitative Analysen verdeutlichen, dass der Druckschwellenwert zur Überwindung der Grenzflächenenergie des nicht benetzenden Systems Mg/Al2O3 hier eine untergeordnete Rolle spielt. Der maximal zulässige Infiltrationsdruck konnte überschlägig über die Young-Laplace-Gleichung für Kapillaren berechnet werden. Die Ergebnisse zum Infiltrationsgießen lassen den Schluss zu, dass das wirtschaftliche Fertigungsverfahren des Niederdruckgießens prinzipiell geeignet ist, syntaktische Schäume mit Mg- oder Al-Matrix industriell prozesssicher zu fertigen. Dabei besteht die Herausforderung in einer geeigneten Temperierung der Hohlkugeln sowie der Gießform. ZUSAMMENFASSUNG 136 Ein grundlegender prozesstechnischer Vorteil der syntaktischen gegenüber den geschäumten Leichtmetallschäumen ist die Entkopplung des Aufbaus der Porenstruktur von der Konsolidierung. Entsprechend lässt sich, auch unter industriellen Bedingungen reproduzierbar, eine homogene Porenstruktur einstellen. Das Infiltrationsgießen ist ferner geeignet, Bauteile mit zellularen sowie monolithischen Bauteilbereichen in einem Prozessschritt darzustellen. Dies wurde anhand zweier unterschiedlicher Konzepte zur Herstellung stoffschlüssiger Sandwichstrukturen demonstriert. Die syntaktischen Magnesiumschäume bestehen generell aus drei Phasen: der Magnesiummatrix, der keramischen Hohlkugelwand und dem eingeschlossenen Gas. Ihre Zellstruktur weist eine geschlossenzellige Morphologie mit sphärischen Hohlräumen auf. Da die Zellgrößenverteilung der Hohlkugelgrößenverteilung entspricht, konnten äußerst homogene, im Falle statistischer Hohlkugelpackungen, isotrope zellulare Strukturen aufgebaut und untersucht werden. Die Herstellung hexagonal dichtest gepackter Strukturen diente ergänzend der Ermittlung des Einflusses der Hohlkugelanordnung auf das mechanische Verhalten. Grundlagenversuche zu statistisch dichten Hohlkugelpackungen führten auf einen mittleren Hohlkugelvolumenanteil in den Magnesium-Hohlkugel-Verbundwerkstoffen von 63 %. Daraus errechnet sich eine im Vergleich zu zweiphasigen polyedrischen Metallschäumen geringe Porosität im Bereich von ca. 40 bis 50 Vol.-%. Die Dichte, die erwartungsgemäß der linearen Mischungsregel folgt, liegt mit ca. 1,0 bis 1,4 g/cm3 über den Dichten von kommerziell erhältlichen Aluminiumschäumen. Syntaktische Magnesiumschäume zeigen im einachsigen Druckversuch einen für zellulare Werkstoffe typischen Verlauf in der Spannungs-Stauchungs-Kurve. Nach einem linearelastischen Bereich schließt sich ein erstes lokales Spannungsmaximum an, das die Druckfestigkeit der Verbundstruktur markiert. Es folgt ein ausgedehntes Spannungsplateau mit strukturspezifischen Spannungsschwankungen. Sobald die Mehrzahl der Zellen vollständig kollabiert ist, verdichtet die Struktur und die Spannung steigt stark an. Der Versagensmechanismus ist durch ein sukzessives Abscheren entlang von Ebenen hoher Schubspannungen und geringer Materialquerschnittsflächen unter einem Winkel von ca. 45° zur Belastungsrichtung gekennzeichnet. Dabei versagen die keramischen Hohlkugeln durch spröden Bruch der Kugelschalen und die metallische Matrix durch plastische Verformung bzw. Bruch der Zellstege. Anhand fraktographischer Untersuchungen konnte phänomenologisch herausgearbeitet werden, dass der Versagensmechanismus im Detail, das Niveau der Plateauspannung sowie die auftretende Spannungsoszillation von den jeweiligen Traganteilen der beiden Komponenten beeinflusst werden. Verschiedene mechanische Kenngrößen des Druckversuchs hängen einerseits von der Morphologie der Hohlkugeln, andererseits von den mechanischen Eigenschaften der Matrixlegierung ab. Als charakteristischer morphologischer Parameter wurde die relative Hohlkugelwandquerschnittsfläche entlang eines Schnittes durch den Hohlkugelmittelpunkt identifiziert. Mit zunehmender relativer Hohlkugelwandquerschnittsfläche nimmt sowohl die Druckfestigkeit als auch die Plateauspannung der Verbundstrukturen linear zu. Zwischen der Matrix- und der Verbunddruckfestigkeit besteht ebenfalls eine, wenn auch schwache, lineare Korrelation. Im Gegensatz dazu bleibt die Plateauspannung mit steigender Matrixdruckfestigkeit weitgehend konstant. Für die Legierung AZ91 weist sie sogar einen starken Abfall auf, der auf eine Desintegration der Verbundstruktur zurückzuführen ist. ZUSAMMENFASSUNG 137 Für eine anwendungsspezifische Entwicklung syntaktischer Leichtmetallschäume kann aus der mechanischen Charakterisierung abgeleitet werden, dass eine hohe Matrixfestigkeit zwar zu einer gesteigerten Druckfestigkeit der zellularen Verbundstruktur beiträgt, aber gleichzeitig im Zuge zunehmend spröden Werkstoffversagens der Wirkungsgrad bei der Absorption kinetischer Energie sinkt. Dagegen bleibt bei duktilen Matrixlegierungen die Strukturintegrität bis zu sehr hohen Stauchungsgraden erhalten und es wird ein hohes spezifisches Energieabsorptionsvermögen mit einem hohen Wirkungsgrad erzielt. Aufbauend auf den experimentellen Befunden zum Versagensmechanismus wurde ein Materialmodell zur Druckfestigkeit syntaktischer Schäume entwickelt, das auf der Ermittlung der geringsten lasttragenden Materialquerschnittsfläche basiert. Eine Grenzwertbetrachtung liefert zunächst eine große Bandbreite an modellierten Druckfestigkeiten. Anhand von Gedankenexperimenten zu kleinen geordnet gepackten Hohlkugelstruktureinheiten unter Berücksichtigung der Lage dicht gepackter Hohlkugelebenen mit geringer Materialquerschnittsfläche zur Belastungsrichtung lässt sich ein analytischer Zusammenhang zwischen der Festigkeit der Einzelkomponenten und der Festigkeit einer statistischen Verbundstruktur ableiten. Die modellierten Gleichungen weisen eine hohe Übereinstimmung mit den experimentell bestimmten Druckfestigkeitsdaten auf. Eine Verallgemeinerung der Modellgleichung auf zweiphasige zellulare Werkstoffe zeigt, dass eine Vergleichbarkeit mit einem in der Fachliteratur breit angewandten, exponentiellen Zusammenhang zur Abhängigkeit der Festigkeit poröser Werkstoffe vom Porositätsgehalt besteht. Das aufgestellte Modell ist geeignet, diese empirisch gefundene Beziehung physikalisch zu begründen und somit grundlegend zu einem verbesserten Verständnis des Zusammenhangs zwischen der Porosität und den mechanischen Eigenschaften poröser Strukturen beizutragen. Der Gültigkeitsbereich des neuen Modells deckt insbesondere geringe und mittlere Porositätsgehalte ab. Es ergänzt das Modell für Metallschäume von Gibson und Ashby, das für Porositätsanteile unter 70 % keine physikalische Grundlage besitzt. Der Vergleich mit den etablierten Modellen legt überdies nahe, dass die abgeleitete Modellgleichung eine obere Grenzkurve des genannten Zusammenhangs beschreibt. Die Druckfestigkeit der hergestellten syntaktischen Magnesiumschäume beträgt zwischen 40 und 125 MPa. Ein Vergleich mit Literaturdaten macht deutlich, dass damit sowohl die absolute als auch die spezifische Druckfestigkeit von konventionellen Aluminiumschäumen deutlich übertroffen wird. Darüber hinaus weisen die syntaktischen Magnesiumschäume aufgrund ihres hohen Plateauspannungsniveaus, das sich bis zu sehr großen Stauchungen erstreckt, ein besonders hohes kinetisches Energieabsorptionsvermögen auf. Die im Vergleich zu Aluminiumschäumen signifikant verbesserten gewichtsspezifischen mechanischen Eigenschaften eröffnen syntaktischen Magnesiumschäumen ein hohes Leichtbaupotenzial. Aussichtsreiche Anwendungsfelder sind neben dem Einsatz als Kernmaterial in gegossenen stoffschlüssigen Sandwichstrukturen insbesondere die Anwendung in Bauteilen zur Absorption hoher kinetischer Energiebeträge, zum Beispiel zur Steigerung der passiven Sicherheit in jeglicher Art von Fahrzeugen. SUMMARY 7 138 Summary Syntactic magnesium foams are cellular composite materials made of thin-walled hollow ceramic microspheres embedded in a matrix of magnesium alloys. The material and process development carried out within the framework of this thesis involved the fabrication of these innovative cellular composites using an infiltration casting technique, the determination of their cellular structure and the measurement of selected physical and mechanical properties. Experiments as well as calculations concerning the process limits conduced to a better understanding of the manufacturing process. The material characterization focused on the contribution of the individual components to the composite properties. On this basis a new material model for the analytical description of the compressive strength of syntactic foams was developed. With the objective to create syntactic metal foams with low density and high specific mechanical properties, various magnesium alloys (commercially pure magnesium, cp-Mg, as well as the magnesium casting alloys AM20, AM50 and AZ91) were combined with thinwalled hollow microspheres made of alumina. The measured compressive strength of the matrix alloys varied approximately by a factor of two in the as cast condition. For five examined hollow microspheres a narrow mono-modal diameter distribution around 2.8 and 3.7 mm respectively and a relative wall thickness between 6 and 13% were measured. A sedimentation process took place for the sorting of damaged hollow microspheres. Scanning electron microscope images revealed a porous ceramic microstructure in the sintered hollow sphere shell. Approximately 15 % could be determined as sinter porosity. Compression tests on single hollow microspheres indicated a linear correlation between the breaking force and the relative wall cross sectional area of the hollow microspheres. For the fabrication of syntactic magnesium foams a newly developed infiltration casting technique was applied. Characteristic of the process are the mould filling against gravity using gas pressure, non-isothermal conditions and low process pressures below one bar. A parameter study proved that preheating temperature of the mould filled with hollow microspheres and infiltration pressure are the most relevant process parameters. Both experiments and a heat balance calculation for static equilibrium demonstrated that due to the small volume of the melt and its low heat content, a high preheating temperature of the hollow spheres and the mould is an essential process boundary condition for infiltration casting. The process window for infiltration pressure was limited on both sides. In case the infiltration pressure was too low an incomplete filling of the mould was the outcome. On the other hand a high infiltration pressure caused the penetration of magnesium melt through open porosity into the inner cavity of the hollow spheres. An analytic model for the infiltration process was established to figure out the minimum infiltration pressure. The model is in good agreement with the experimental data. Quantitative analysis made clear that the threshold pressure to overcome interfacial energy of the non-wetting Mg/Al2O3-system plays a minor role. The maximum allowable infiltration pressure could be calculated roughly based on the Young-Laplace equation for capillary pressure. The infiltration casting results suggest that the economic industrial process of low-pressure die casting is in principle suitable to fabricate syntactic foams with a matrix of magnesium or aluminium alloys with a high level of reliability. The challenge here is to ensure a suitable heating of the hollow microspheres, as well as the mould. SUMMARY 139 A fundamental advantage of syntactic compared to foamed light metal foams is the decoupling of the formation of pore structure from material consolidation. Accordingly, a uniform pore structure can be set reproducible even under industrial conditions. The infiltration casting technique is furthermore suitable to manufacture components with cellular as well as monolithic sections in one single process step. This was demonstrated using two different approaches for the fabrication of materially bonded sandwich structures. Syntactic magnesium foams generally consist of three phases: the magnesium matrix, the ceramic hollow sphere wall and the entrapped gas. Their cellular structure exhibits basically closed cells with spherical cavities. As the cell size distribution is directly related to the hollow sphere size distribution particularly homogeneous, in case of statistical hollow sphere packing’s furthermore isotropic, structures could be built and investigated. To determine the influence of the hollow sphere arrangement on the mechanical behaviour manufacturing of hexagonal densely packed structures complemented this study. Experiments realising random close hollow sphere packing’s led to an average volume fraction of hollow spheres in the syntactic magnesium foams of 63 %. As a result the macroscopic porosity of these cellular materials ranged from about 40 to 50 vol. %, which is low compared to the porosity of two-phase polyhedral metal foams. The density of syntactic magnesium foams, following the linear rule of mixture, is in the range of 1.0 to 1.4 g/cm3 and thus slightly above the densities of commercially available aluminium foams. Syntactic magnesium foams exhibit stress-strain behaviour in uniaxial compression tests typical for cellular materials. Following a linear elastic region a first local stress peak appears which marks the compressive strength of the cellular composite structure. It is followed by an extended stress plateau with structure-specific stress fluctuations. If the majority of cells are completely collapsed, the structure is compacted and the stress rises rapidly. The failure mechanism is characterized by successive shearing along planes of high shear stress and low material cross-sectional area at an angle of approximately 45° to the direction of loading. In doing so the hollow microspheres fail by brittle fracture of the ceramic shells and the metallic matrix collapses by plastic deformation or rupture of the cell ligaments. By means of fractographic investigations it could be elaborated phenomenological that the failure mechanism in detail, the level of plateau stress as well as the occurring stress oscillation are all influenced by the proportion of load between the two components. Various mechanical properties of the compression test depend on both the morphology of the hollow spheres and the mechanical properties of the matrix alloy. The relative hollow sphere wall cross-sectional area along a section through the centre of the hollow sphere has been identified as a characteristic morphological parameter. The compressive strength as well as the plateau stress of the composite structures increases linearly with increasing relative wall cross-sectional area of the hollow spheres. There is also a linear, although weak, correlation between the matrix compressive strength and the composite's compressive strength. In contrast, the plateau stress remains largely constant with increasing matrix compressive strength. For AZ91 there is even a significant decrease in plateau stress which is a consequence of disintegration of the composite structure. SUMMARY 140 It can be derived from the mechanical characterization for an application-specific development of syntactic light metal foams that high matrix strength indeed contributes to increased compressive strength of the cellular composite structure, but simultaneously decreases the efficiency of kinetic energy absorption due to increasingly brittle material failure. However, the structural integrity is maintained up to very high degrees of compressive deformation in ductile matrix materials resulting in a high specific energy absorption capacity, as well as a high level of efficiency. Based on experimental findings concerning the failure mechanism a new material model for the compressive strength of syntactic foams was developed. The model is based on determining the lowest load bearing cross sectional area. First, considerations to an upper and a lower limit provide a wide range of modelled compressive strength. By means of thought experiments to small regular packed hollow sphere structural units, taking the orientation of densely packed planes of hollow spheres with low material cross-section to the direction of loading into account, an analytical correlation between the strength of the components and the strength of the cellular composite can be derived. The modelled equations are in high conformity with a wide variety of experimental compression strength data. A generalization of the model equation to two-phase cellular materials shows that there is comparability with an exponential correlation, broadly applied in literature, concerning the dependence of strength of porous materials on porosity. The established material model is suitable to serve as a physical basis for this empirically found equation and thus generally contributes to a better understanding of the correlation between porosity and mechanical properties of porous solids. The physical scope of the new model covers especially low and medium levels of porosity. It complements the well-known Gibson and Ashby model for metal foams, which has no physical basis for porosity levels below 70%. Moreover, the comparison with the established models suggests that the derived model equation describes an upper limit curve for the mentioned relationship. The compressive strength of the fabricated syntactic magnesium foams is between 40 and 125 MPa. A comparison with data from literature shows that both the absolute and the specific strength of conventional aluminium foams are exceeded significantly. In addition, the syntactic magnesium foams have a particularly high kinetic energy absorption capacity due to their high plateau stress, which extends up to very large compressive strains. Compared to aluminium foams the weight-specific mechanical properties are significantly improved and open up syntactic magnesium foams a high potential for lightweight construction. Beside the use as core material in cast sandwich parts promising areas of application are in particular in structural components for high kinetic energy absorption, for example to increase passive safety in any kinds of vehicles. LITERATURVERZEICHNIS 141 Literaturverzeichnis [Akiyama87] S. Akiyama, H. Ueno, K. Imagawa, A. Kitshara, S. Nagata, K. Morimoto, T. Nishikawa, M. 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